Nach' den „Times" ist weder aus russischer noch auf polnischer Seite Geneigtheit zu einem schnellen Frieden vorhanden.
Nach einer Londoner Meldung hat Litauen seinen Anspruch" auf Suwalki (nahe der ostpreustischen Grenze) zugunsten Polens fallen lassen.
Gestern wurde oste Konferenz der baltischen Staaten in Riga geschlossen. Es soll ein dauernder bevollmächtigter Rat der Baltenstaaten mit dem Sitz, in Riga errichtet werden.
Paris, 9. Sept. Ein Havastelegramm besagt, daß die Bolschewisten erneut Trupp'nmassen zusammenziehen^ um eine Gegenoffensive zu unternehmen. In Wolhynien seien in wenigen Tagen mehr als 10 frische bolschewistische Divisionen aufgetreten. Im Bugabschnitt haben die Bolschewisten mit starken Kräften eiugegrifsen und er--" hebliche Erfolge erzielt.
Genf, 9. Sept. In der Schweiz werden an französische Heeresangehörige Einberufungsbefehle ausgegeben. Es handelt sich fast nur um Angehörige der technischen Truppen.
Christlich-soziale Partei in Bayern.
München, 9. Sept. Von der Bayer. Volkspartei (Zentr.) hat sich eine neue „Christlich-soziale Partei" abgetrennt, die den Kamps gegen den Kapitalismus und
den materialistischen Sozialismus aufnehmen will.
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Saarbrücken, 9. Sept. Ter Beamtenbund hat im Verein mit den Eisenbahngewerkschaften wegen des von' der Saarregierung erlassenen Beamtenstatuts eine Eingabe an den Völkerbund gerichtet. Dem Vernehmen nach wird der Völkerbund am 16. September über den Rücktritt des saarländischen Mitglieds der Regierungskommission von Boch und im Zusammenhang damit über die Beamtensrage des Saargebiets verhandeln.
London, 9. Sept. (Reuter.) Tie Konferenz der Regierung mit den Bergleuten ist gescheitert.
London, 9. Sept. Asquit hchezeichnete es als einen schweren politischen Fehler, Mac Swiney Von Cork im Gefängnis sterben zu lassen. Er werde zu dessen Gunsten eintreten.
London, 9. Sept. Aufständische Indier griffen das britische Lager in Oghi an, sie wurden aber zurückgeschlagen.
Paris, 8. Sept. Nach einer Meldung des „Matin" aus Gens hat die argentinische Regierung einen Gesetzentwurf eingebracht, durch den der österreichischen Regierung ein Kredit von 5 Milliarden (?) Pesetas gewährt werden kann. >
Paris, 8. Sept- Nach der Agencia Americana hat man in Bolivien eine militärische Verschwörung ausgedeckt. Bisher sind 17 Personen, verhaftet worden. p
Württemberg.
Stuttgart, 9. Sept. (Ernennung.) Wie dem „Grenzer" in Freudenstadt mitgeteilt wird, wird Ministerialdirektor Keck zum Leiter der Wirtschaftlichen Abteilung bei der württ. Gesandtschaft in Berlin bestellt werden. Als Nachfolger des zum Präsidenten des württ. Landesfinanzamts ernannten Ministerialdirektors von Schleehauf, des bisherigen stellv. Reichsratsbevollmächtigten, wird Ministerialdirektor Link vom Finanzministerium bestellt werden.
Stuttgart, 9. Sept. (Klage H e.y mann — Kör- ner.) Vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts wurde gestern die Beleidigungsklage des früheren Ministers Hey mann gegen den Schriftleiter der "„Schwä- bpchen Tageszeitung", Paul Körne r, Sohn des Abgeordneten, verhandelt. In der Erregung darüber, daß Heymann den Bruder' des Beklagten, Bauwerkmeister Theodor Körner jung, hatte'in Schutzhaft nehmen lassen, weswegen dieser eine Klage gegen Heymann wegen Frei- hertsberaubung angestrengt hat, sowie wegen Versagen des erbetenen Schutzes gegen die Bedrohung durch Demonstranten hatte Körner einen scharfen Artikel gegen
^ Heymann veröffentlicht. Ms Gericht verurteilte Körner - zu einer Geldstrafe von 200 Mark. '
Stuttgart, 9. Sept. (Der Streik.) Tie Verhandlungen mit den Daimlerwerken wegen Wiedereinstellung der Arbeiter sind nach der „Württ. Ztg." ergebnislos abgebrochen worden. Die Regierung bzw. das Ärbeitsministerium wird abwarten, bis von beiden Parteien neue Vorschläge gemacht werden. Der Streik dauert fort.
Stuttgart, 9. Sept. (Verschiedenes.) Das Erholungsheim auf dem Heuberg soll wegen Kohlenmangels demnächst geschlossen werden. Die Wiedereröffnung ist ^ laut „Württ. Ztg." am 1. März n. I. geplant. Die Stuttgarter Kinder werden morgen nachmittag hier ein- tresfen.
, Fräulein Professor. Fräulein Laura Eber- Hardt aus Heilbronn^ die an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule die Klasse für künstlerische Frauenarbeit leitet, ist zum Professor ernannt worden.
Erhöhung des Käsepreises. Der Gemeinde-, rat hat den Großhandelspreis für Weichkäse in ganzen Kisten von 315 auf 320 Mk., in angebrochenen Kisten von 320 auf 325 Mk. erhöht.
Eßlingen, 9. Sept. (Verbreche n.) Gestern früh 1/2 2 Uhr versuchten einige Personen, die unerkannt entkommen sind, den Schienenstrang der Eisenbahnlinie j Stuttgart—Ulm mit Dynamitpatronen zu sprengen. Patrouillierende Sicherheitsbeamte konnten das Verbrechen vereiteln. Am Tatort wurden verschiedene Werkzeuge, Dynamitpatronen, Zündschnüre und Zündkapseln vorgefunden. Schon während des Streiks war ein solcher Anschlag vorbereitet worden.
Zuffenhausen, 9. Sept. (Wohnungsbau). Tie Ballgesellschaft erstellt an. der Stammheimer Straße 10 Doppelhäuser und ein einfaches Wohnhaus, in denen 53 Familien Wohnung finden.
Heilbronu, 9. Sept. (Neckarkanalisation). Tie Bauleitung der Neckarkanalisation hat am 1. September die Arbeiten begonnen. Auf der Strecke Mann- Heim-Ladenburg soll noch in diesem Herbst mit der Arbeit begonnen werden.
Münfingeu, 8. Sept. (<Hetre i deschiebung.) Auf dem hiesigen Bahnhof sind ungefähr 20 Zentner Brotgetreide und Gerste beschlagnahmt worden, die von zwei ! Psullinger Metzgern auf Station Mehrstetten in einen ! Viehwagen heimlich verladen worden sind und nach Pfullingen- verschoben werden sollten.
- Neresheirn, 9. Sept. (Viehvevwertungsver- , band). In gutbesuchten Bauernvepsammlungen hier und in Bopsingen, in der Landestierzuchtinspeklor H e l'd über die Viehverwertung sprach, wurde beschlossen, dem Biehv erwertungsv erband, dem bis jetzt im jetzt im Laude 40 Vereine angehören, beizutreten.
Laupherm, 9.- Sept. (Arbeiterhäuser). Tie geplanten Arbeiterhäuser werden nun erbaut. Vorerst werden 10 Häuser erstellt. Sie sollen Heuer üoch- unter Dach und Fach kommen. Wenn sie günstig ausfallen,
. wird der Bau von weiteren in Aussicht genommen.
Rottweil, 9. Sept. (Lieferstreik). In Zepfen- han war die Milchablieferung schon längere Zeit ungenügend, weil die Landwirte lieber Butter machten. Das Oberamt lieh nun durch ein Landjägerkommando die Milchzentrisugen beschlagnahmen und auf das Rathaus schaffen. Tie Landwirte erzwangen aber in einer Versammlung vor dem Rathaus die Rückgabe der Zentrifugen.
Schramberg, 9. Sept. (Zum Besuch> des Reichs - ' Präsidenten). Reichspräsident Ebert, der zum Besuch hier eingetrosfen ist, hatte auf dem Rathaus eine Aussprache mit den leitenden Genossen der hiesigen Sozialdemokratischen Partei. Sattlermeister Krön, der mit ! dem Reichspräsidenten im Jahr 1888 in Freiburg zusammen arbeitete, nahm dabei Gelegenheit, seinen ehemaligen Kollegen zu begrüßen. In zwangloser Weise wurden verschiedene Parteifragen erörtert.
Leutkirch, 9. Sept. (Nutz barmachung derJl- lerwa sserkräfte.) Der Bezirksverband Oberschwäbischer Elektrizitätswerke hat einstimmig die Mittel zum j Ausbau der Stufe 2 und 3 der Jllerwasserkräfte bei f Tannheim genehmigt. Die Kosten dieser Anlagen samt der dazu gehörigen Fernleitung betragen nach heutiger * Preisberechnung rund 90 Millionen Mk. Nach Fertig-
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Roman von kricb Sdenkt «in.
59. Fortsetzung. " - (Nachdruck verboten.)
' XXIVe
Lore Lampelius hatte, ehe sie nach Belgrad abreiste, ihre Mutter durch ein paar Zeilen davon verständigt. Ohne weitere Erklärung. Ganz einfach: „Ich reise heute nach Belgrad in ein Feldspital und werde wahrscheinlich länger ausbleiben."
Seitdem brütete die Gräfin unablässig über diesem Billett, las es zwanzigmal in einem Tag und suchte vergeblich den Grund zu dieser Reise zu erraten.
Auch jetzt saß sie, halb angekleidet, am Fenster und studierte dessen Inhalt. s
Berta Hinke, die Aufwartefrau, die sich wieder einmal der Sisyphusarbeit-unterzogen hatte, ein wenig Ordnung im Gemach zu machen, beobachtete ihre Herrin mißtrauisch.
„Wenn ich nur wüßte, was Sie immer da herauslesen wollen, Frau Gräfin?" sagte sie endlich. „Sie müssen die paar Zeilen ja doch schon auswendig wissen!"
Die Gräfin heftete ihre schwarzen, unruhigen Augen mit dem verlorenen Blick, der ihnen jetzt fast immer eigen war, auf die Dienerin.
„Ich möchte wissen, was sie in Belgrad macht?" sagte sie geheimnisvoll. „Wissen Sie, was ich glaube, Hinke? Errief sie . . . Der Prinz . - -! Vielleicht . .."
,,J wo! Der Prinz ist ja schon seit drei, Wochen hier, Frau Gräfin."
„Hier?" Die Gräfin schnellte empor. „Was — hier? Wer behauptet das?" - ä. . j , O. . -
„Gott, es steht doch in allen Zeitungen! Er hat ein Bein gebrochen und wurde vor ein paar Tagen operiert. Wenn Sie die Zeitung nicht alle Tage ungelesen in den Ofen steckten —"
„StA! Ich weiß genug! Ah, jetzt verstehe ich alles!" Sie preßte die Hände an die Schläfen und ging hastig hin und her. Die Hinke betrachtete sie kopfschüttelnd. Sie war seinerzeit, als die Lampelius noch ein großes Haus machten, Stubenmädchen dort gewesen. Später heiratete sie den Burschen des Generalleutnants, der eines wohlhabenden Bauern einziger Sohn war und seine Militärzeit unter dem Generalleutnant abdiente Er starb leider schon sechs Jahre später an den Folgen eines Hufschlages, den ihm ein wild gewordener Hengst versetzte — genau ein halbes Jahr, nachdem sein Vater gestorben und er Alleinbesitzer des Hofes geworden war.
Dir Hinke hatte nie Freude am Landleben gehabt, ünd da ihre Ehe kinderlos geblieben war, verkaufte sie den Hof und zog in die Residenz zurück, wo sie von ihren Renten auskömmlich aber bescheiden lebte.
Sie hätte es durchaus nicht nötig gehabt, als Aufwarüe- >frau bei ihrer einstigen Herrin zu dienen aber sie hielt es für eine Act Ehrensache, nicht nein zu sagen, als.die Gräfin sie darum ansprach. Sie hatte die „fetten" Jahre mitgemacht, also durste sie jetzt in den „magern" sie nicht im Stich lassen. Auch hegte sie für die junge Gräfin, die unter ihrer Dienstzeit geboren worden war, eine schwärmerische Liebe. Für Lore wäre sie durchs Feuer gegangen. Um ihretwillen ertrug sie alle Unannehmlichkeiten ihres gegenwärtigen Dienstes geduldig.
Aber seit Lore nach Hubertushaus und wie Frau Hinke aus einigen geheimnisvollen Andeutungen der alten Gräfin entnommen hatte, später sogar nach dem süßöstlichen Kriegsschauplatz gegangen war, geriet ihre Geduld manchmal wirklich bedenklich ins Wanken.
__ Die Gräfin trieb es. jaucht wahrhaftig zu bu nt. Keine
stellung dieser Werke wird Oberschwaben in der Kraft« Versorgung beinahe völlig unabhängig von der Kohle sein. Außer diesen beiden kommen für Württemberg drei weitere Stufen zur Ausnützung in Frage.
Winterstetten OA. Leutkirch, 9. Sept. (Tollwut). Ter Hund eines hiesigen Landwirts wurde von der Tollwut befallen. Er tötete zwei andere Hunde. Tie Hundesperre ist verhängt.
Mutmaßliches Wetter.
Ter Hochdruck behauptet sich. Am Samstag , und Sonntag ist trockenes.und mildes Wetter zu erwarten.
Stuttgart, 8. Sept. (Jugosi). Die Juwelen-, Uhren-, Gold- und Silberwarenmesse, kurz Jugosi genannt, ist am Samstag eröffnet worden. Die Ausstellung zur Herbstmesse ist so reich beschickt, daß neben dem großen Händelshof (dem früheren Kronprinzenpalais) noch das Kunstgebäude beim ehemaligen Residenzschloß belegt werden mußte. Ueberdies konnten 40 Aussteller nicht mehr zugelassen werden. Für die künftigen Messen tviriOdas inzwischen angekaufte, unmittelbar an den Handelshof anstoßende frühere Hotel „Oberpollin- ger" beigezogen werden müssen. Auch die Anmeldungen l der Einkäufer aus dem Reich und Ausland sind ge- f genüber der bisherigen Messen wieder bedeutend gewachsen, s Aus den nordischen Staaten, aus Aegypten, Nord- und i Südamerika sind viele Käufer erschienen, ein Beweis, wie deutsche Qualitätsarbeit, besonders auch in der Schmuckwarenindustrie in der Welt geschützt wird. Die Umsätze sind bereits sehr bedeutend. -
Für die Messebesuchel sind von her Leitung der Messe verschiedene Veranstaltungen vorgesehen. So finden im Stadtgarten Unterhaltungsabende unter Mitwirkung hervorragender künstlerischer Kräfte, im Landes- und im Wilhelmatheater Sondervorstellungen statt. MR dem württ. Flugunternehmen Paul Strähle ist. eine Vereinbarung getroffen, daß die Einkäufer auf dem Luftweg die Erzeugungsstätten btsuchen können.
Jagstfeld, 9. Sept. Auf der Station wurde ein Eisenbahnwagen erbrochen, in dem sich die Einrichtung eines Neuvermählten Paars befand. Tie Diebe entwendeten das ganze - Weißzeug samt den Bettfedern im Wert, von 25 000 Mark. -
Geislingen a. St., 9. Sept. (Gründung einer Genossenschaft.) In einer vom Bezirksverband der landw. Genossenschaften einberufenen Versammlung, die von den Bauern zahlreich besucht war, wurde nach einem Vortrag von Diplomlandwirt Teuts chländ-r und Erläuterungen der Satzung durch Oberrevisor Mutter die Gründung einer' B ezu gs- und Absatz- Gen os senschast beschlossen. In der Versammlung wurden sofort 254 Geschäftsanteile gezeichnet. Der Ge- ubültsanteil beträgt 200 Mk. Die Haftsumme wurde auf 500 Mk. pro Geschäftsanteil festgesetzt. In den Vorstand wurden gewählt: Bezirksobmann Zimmer m ann-Weiler 0 . H. als Vorsteher und Schultheiß Se m- le-Amstetten als Stellvertreter. Den Verhandlungen wohnte auch der Oberamtvorstand, Regierungsrat Beutel, an.
Ulm, 9. Sept. (Kr awallproze ß.) Das Schwurgericht fällte nach 4tägiger Verhandlung heute das Urteil gegen die 21 Hauptbeschuldigten an den Unruhen vom 22. Juni. Die Strafen wegen Landfriedcnsbrnchs, Aufruhrs und Hausfriedensbruchs, je in ihrer verschiedenen Abstufung afts Verbrechen oder Vergehen, sind im einzelnen: Der. 38 Jahre alte Agent Otto Katz maier als Rädelsführer 1 Jahr 4 Monate Zuchthaus, der 42 I. a. Bürstenmacher Lukas Frey als Rädelsführer 10' Monate Gefängnis, der 43 I. a. Georg Schuon 1 Jahr 2 Monate Gefängnis, der 18 I. a. Schlosserlehrling Georg Braig 6 Monate Gefängnis, der 22 I. a. „Entfessclungskünstler" Karl Sch motz 1 Jahr Zuchthaus, der 21 I. a. Taglöhner Paul Steng ele 10 Monate Gefängnis, der 31 I. a. Kaufmann Max Mi stier 7 Monate Gefängnis, der 19 I. a. Werkstattschreiber Albert Rehm 6 Monate Gefängnis, der 34 I. a. Kutscher Ludwig Recher 1 Jahr Zuchthaus. Bussinger und Stammler wurden freigesprochen. Die Untersuchungshaft wird bei sämtlichen Angeklagten voll angerechnet.
Ordnung im Haus, kein bißchen Einsehen hatte sie! Auch mit dem Geld stimmte es nie. Es wurde nur angeschafft ins Blaue hinein, und wenn die Leute ihre Rechnungen schickten, warf sie die Gräfin achtlos in einen Winkel.
Sogar beim Bäcker und Fleischer hatte man schon Schulden! Seh: oft half die Hinke aus eigenem aus. Aber davon nahm die Gräsin keine Notiz.
Das Schlimmste war: sie blieb seit Wochen beständig zn Hause, kehrte das oberste zu unterst, verlangte alle Augenblicke etwas anderes, gab Befehle und Gegenbefehle und machte es der altm Dienerin so ganz unmöglich, Ordnung zu halten.
. Mit all ihren Bekannten, sogar mit der Oberstin v. Markstein, war sie zerzankt. Niemand kam mehr, nirgends machte sie Besuch. Sie las weder eine Zeitung, noch kümmerte si« sich um das, was außerhalb ihrer Pier Wände vorging. So war es schließlich begreiflich, daß sie von den Vorgängen bei Hof nichts wußte. Immerhin begriff die Hinke nicht, warum sie die Nachricht, daß Prinz Egon hier sei, jetzt gar so erregte.
Sic war ja außer Rand mch Band! Ging immer hastiger hin und her, murmelte unverständliche Worte vor sich hin, lachte zuweilen, triumphierend auf und herrschte die Dienerin dann plötzlich an: „Mein, schwarzes Seidenkleid und den Fedcrhutk Dazu den Blaufuchs. Suchen Sie mir auch ein Paar Pa'" ' - Handschuhe — aber rasch!"
„Frau Gräfin wollen ausgehen?"
„Jawohl Natürlich!"
Sie lachte in sich chinein. Ihre dunklen Augen hatten ein starres Funkeln, das der Hinke, sie wußte selbst nicht warum, einen kalten. Schauer über den Rücken trieb. Schweigend half sie ihrer Herrin beim Ankleiden.
Wenn ich nur wi'.sie, was sie vorhat? dachte sie beklommen. Ucberspannt ist sie ja schon lange, aber jetzt sieht sie reinweg unheimlich aus! ......