Württemberg.

Stuttgart, 6. Sept. (Ter Generalstreik.) Tie ; Arbeit ist stier, wie im ganzen Land, heute ausgenommen j »norden. denr in den Daimlerwerkeil besteht der Teil- j streik fort. In den Verhandlungen mit der Regierung ^ erklärte die Direktion, sie könne ihren Betrieb im bis- ! herigen llmfang nicht mehr aufnehulen. Wenn die Re- . gierung den Betrieb sozialisieren wolle,, so sei ihr . dies s ganz recht. In Heilbronn sind in einigen Betrieben i nicht alle Arbeiter »nieder eingestellt worden, worunter > 25 Eisenbahnwerkstätrcnarbeiter. .

Hcilbronsi, 5. Sept. (Diebstahl.) Dem nach ^ Großgartach versetzten Hauptlehrer Schrath ist aus s dem Möbelwagen »nährend des Eisenbahntransports das , Weißzeug-im Wert von 10000 Mark gestohlen worden. - Strümpfelbach, 6. Sept. (E r s ch osse n). Der Ar- ^ beiter Binder von Stuttgart 'kam bei Airbruch der Dun- > kclheit hierher. Plötzlich sprang an ihm und seinem ^ Begleiter ein Unbekannter vorüber und verschwand hinter > einer Hecke. Als Binder die Sache untersuchen wollte. - trafen ihn zwei Schüsse, davon einer ins Herz, so daß .' er tot nicdersank. Der Täter ist unbekannt. !

'Vackuang, 6. Sept. (Zeitgemäß). Aus einer ! Tagung der Staatsstraßenwärter des Oberamts Backnang ^ ist lebhafte Klage darüber geführt worden, daß die Ord­nung auf der Straße durch viele Roh».uge untergraben s und der Straßenwärter häufig bedroht, ja sogar körper- ; liehen Mißhandlungen ausgesetzt ist. Auch werden häufig s die Strassenbäumc absichtlich beschädigt. !

Vom Aktionsausschuß der hiesigen Streikleitung ist am > Samstag deinMurrtalboten" gestattet worden, eine ! .Anzcigcnnummer ohne politischen Inhalt seinen Le- ^ fern zuznstellcu, l

l HaU, 6. L..ot. (Ein Seuchcnp fusch er.) Der ! verheiratete Maurer Friedrich Dietlc von Lachive.iler, ^ OA. Oehringen, »nohnhast in Gcrabronn, hat sich dieses i Frühjahr bei Gutsbesitzern in der Umgegend von Gera- : bronn als Tierheilkundigcr ausgegeben mit der Behaup- j tung, daß er ein Mittel gegen die Maul- und Klauen- ! seuche erfunden habe. Es bestand in der Verabreichung einer Anzahl Brotstücke an das kranke Vieh und in der Aufhängung von LebenSbaumzlvcigen im Stall, die im Friedhof zu holen waren. Der Pfuscher hatte großen Zuspruch und guten Verdienst, die Bauern den Schaden. Tie Strafkammer diktierte ihm wegen Betrugs im Rück­fall und verbotswidrigen Betretens der verseuchten Stal­lungen 4 Monate und 10 Tage Gefängnis samt den Kosten. - ,

Ellwüvgen, 6. Sept. (Erwerb eines Hosguts.) s Der laudwrrtschaftliche Bezirksverein Ellwangen hat. das I landivirtschaftlichc Grit Waguershof bei Ellwangen mit 80 i Morgen Gütern und dem größten Teil des Znventars j uin den Preis von 230 000 Mark käuflich erworben, f Der Verein wird den Hof in eigener Regie umtreiben und gedenkt im nächsten Jahr eine eigene Jungviehweide zu / errichten. '

Eßlingen, 6. Sept. (Nach dein Streik). In der Nacht zum Soumag wurde die Polizeiwehr aus den besetzten Betrieben zurückgezogen. In der Maschinen­fabrik wird die Arbeit in zwei Serien ausgenommen. , 15 Arbeiter, darunter mehrere Betriebsratsmitglieder, sol- s len nicht mehr eingestellt werden. I

' Plochingen, 6. Sept. (Wahl). Mit 1064 Stim- j men wurde Schultheiß Häußler-Teizisau zum Ortsvor- s Keher gewühlt. Ter Gegenkandidat Heuß-Stuitgart er- i hielt 708 Stimmen. ;

Reutlingen, 6. Sept. (Der neue Dekan). Auf i die hiesige Tekanatsstelle wurde Stadtpfarrer Wurm in f Maveu-Ämrg, Mitglied des Landtags (B. P.), ernannt, i Tübingen, 6. Sept. (Besitz Wechsel). Die Osi- ^ «udcr'sche Buchhandlung ist aus dem Besitz des Hof- i b-uchhändlers Köhler durch Kauf an Gustav Pezold und f Richard Jordan übergegangen. Sie befand sich 320 Jahre ^ Hindurch iiu Besitz einer Familie. :

Schwenningen, 6. Sept, (Rückkauf.) Einer Blät- : «rmeldung znsvlge ist es dem Bürgermeister von Bad - Dürrhrim gelungen, das Kurhotel aus den Häuden der ^)rts?ran?cnkasse Stuttgart an einen Fachmann zurückzu- f Laufen. -

Skrzilgv.pt, 3. Sept. (AucheinNo tcks e lfe r,) Vor einigen Tagen trat die Hauskapelle des Vaci.-re rin FrieoruhSbau mitien in der Vorstellung in den Streik. Der Leiter des Theaters fragte das Publikum, auch ohne Musik »veiter gespielr »verden solle. Tws wi'rde besaht. Ein Herr ans dem Zuhörerraum erklärte pich bereit, d e Vorführungen auf dem Klavier zu begleiten. Er machre feine Sache tadellos und erntete stürmischen Beifall.

NUN, 6. Sept. (Aus dem P arteil eb e n.) Auf der Wühetmshöhe fand gestern das L a u d e s s o m me r- sest der Deutschen demokratischen Parrei statt, das aus Württemberg und Ba»)eru zahlreich befuchs war. Auch der Ncichswehrmiiustcr Gcßler und der ba-» dischc Handelsminister Hamm waren, »nie kürzlich in Fri->: dncüshafen, anivesend. Morgens fand ein OrgclkomeÄ im Münster statt, nachmittags bei der Sstentlichen Ve» sammlung sprachen Konrad Haußinann, Mathilde Planck, Dr. Gehler und Minister Hamm. D« die Regierung »wurde ein Telegramm abqeschickt, in de: sie diese zur Wiederherstellung des WiNsthattsfriLdeuS beglückwünschen und ihr Dank für ihre Umfuhr, Festig' kort Ntld Unparteilichkeit aussprechen. Die A-'g-wri«o^-. der süddeutschen Staaten »varen zah'r i veruen»

SlilLLgart, 5. Aug. (Die Handelsangeftell- ten und die Vereinbarungen.) Die im Deut­schen Gewerkschaftsbund znsammengeschlossenen Mitglieder de-S Dentschnationalen Handlungsgehilfen-Verband's und des Vereins weiblicher Angestellten in Handel und Ge­werbe nahmen am Freitag abend die zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern getroffenen Vereinbarungen einstim­mig an. Es wurde anerkannt, daß durch den Streik sich' die jetzige Lage der Arbeitnehmer gegenüber der vor 14 Tagen verschlechtert habe.

Fellöach, 4. Sept. (Explosion.) In der hiesigen früheren Minensüllcrei »varen zwei Mädchen mit Entue- rung von Patronen beschäsr'gt. Eine Brandpatrone kam zur Entzündung, so daß die Kleiber der Mädchen Feuer singen. Eines davon ist noch am Abend an den schwe­ren Brandwunden gestorben, das andere liegt schwer krank darnieder.

Eszliugsn, 5. Sept. (Wollauktion.) Auf der Wollauktion »varen l5 000 Zentner zum Verkauf ge­stellt. Trotz der Störung durch den Generalstreik nahm die Auktion einen zuversichtlichen Verlauf. Für L8-- Wotte wurden 100 Mi. für das Kilogramm erlöst. Feine Lofe waren höher und sehr begehrt. Znm Schluß flaute Nachfrage für geringere Lose ab, bessere hielten sich bis zum Schluß auf voller Höhe. Ein kleiner Rest »vurdc vom Auktionsausschuß zur Selbstverarbeitung zu­rückgestellt, so daß 'das ganze Gefälle vom Markt aus­genommen wurde.

Ccrlw, 6. Sept. (H olz v erk aus.) Der Taxpreis für das städtische Holz beträgt 54 038 Mk., der tatsäch­liche Kaufpreis 151 000 Mk. Das Holz kommt an Säg- werksbcjitzer Bürkle-Pforzheim. Die hkcsigen Säger har­ten ein Angebot von 200 Prozent des Taxpreises ge­macht. Bürtle bot 275 Prozent.

Ulm, 5. Sept. (Das Urteil imKrawall'pro- zeß.) Nach 8tägiger Verhandlung fällte die hiesige Ferienstraskammer in dein Prozeß gegen die Teilnehmer an den im Oberamt und Rathaus am 22. Juni ds. Js. begangenen Gewalttaten folgendes Urteil: 21 Ange­klagte wurden freigesprochen, 27 dagegen zu Gefängnis­strafen von 6 Wochen bis zu 10" Monaten verurteilt. In» einzelnen erhielten wegen erschwerten einfachen Auf­ruhrs und erschwerten Hausfriedensbruchs bzw. Land- friedcnsbruchs der 16jährige EMcrotechnikerlehrling Rnd. Eberle 4 Monate, der 45 Jahre alte Maler Josef Holzner 8 Monate, die Angeklagten Gottfried Fischer, Johann Binder, Josef Biuanzer und Xaver Rueß je 7 Monate, Einil Nickel, Karl Kumpf, Fritz Battran und Gottlob Müller je 6 Monate, Franz Winkler 3 Monate, Karl Eberle 2»/-- Monate und Robert Schid 2 Monate Ge­fängnis. Ferner wegen einfachen Aufruhrs und einfachen Landfriedensbruchs Leonhard Schneider 10 Monate, Joh. Georg Ott und Albrecht Arnold je 8 Monate, Simon Schmutz und Friedrich Schmotz je 7 Monate, Hans Otto, Johann Pfeiffer und Karl Lohrmann je 6 Monate, Otto Botzenhardt 1 Monat. Alber Sieler, Kaspar Bocht-

ler und Johann Kißling je 6 Wochen Gefängnis. "Die Verurteilten sind meist Leute von 1623 Jahren. Am Montag beginnt der Prozeß gegen 11 Angeklagte vor­dem hiesigen Schwurgericht, es find dies die Hauptschul- s digen.

-> Jsrry, 5. Seht. (Eisenb ahnerlos. Ausstel- s lung.) D 28jährige Ankuppler Hofer von hier ge- s riet beim rangieren unter die Räder des Zugs, wobei ! ihm beide Beine abgefahren wurden. Im städt. Hall- ! gebände ist zur Zeit eine von schwäbischen Künstlern ver- j anstaltete Gemäldeausstellung, die sich zahlreichen Be­suchs erfreut. Es hat sich hier eine kleine auserlesene Künstlerkolonie gebildet.

DaS Aufnehmen der Obstmaische.

? Prof, von der Heide schreibt hierüber in dem im ^ Verlag von Engen Ulmer-Stutkgart in 8. Auflage er- j schienenen BucheTie Obstweinbereitung" von M. Barth l (Preis Mk. 4. und 20 Prozent Teuerungszufchlag):

Von vielen Seiten ivird vorgeschlagen, nach dem Mah­len den Obstbrei (Troß.) 2448, ja sogar bis 72 Stun­den in gut zngedeckten Gefäßen stehen laufnehmen) zu lassen, weil man dadurch eine größere Ausbeute und einen besseren Most erzielen soll. Hierbei tritt nämlich von

> selbst die geistige Gärung ein, sodaß man nachher den j Brost, der beim Angären dünnflüssig wird, leichter- z pressen kann. Eine große Gefahr beim Aufnehmeir- ! lassen besteht darin, daß sich auf den emporsteigenden Tre- l stern der Essigsäurepilz anfiedelt, der den Most und damit ! den späteren Wein, vollständig verdirbt. Zum Wachs- ! turn braucht der Essigsäurepilz den Zutritt reichlicher j Mengen Luft, mit deren Hilfe er den Alkohol in Essig- i säure verwandelt. Der Pilz gedeiht am besten bei warmer ! Witterung (2535 Grad). Da die Beerenernte zeitlich ^ viel früher im Jahre stattfindet als die Traubenernte, so z ist es klar, daß die Beerenweine dem Essigstich viel j mehr ausgcsetzt sind als die Traubenweine. Wir empfeh- ! len daher, zur Vermeidung dieser so gefährlichen Krankheit i aus das Aufnehmen überhaupt zu verzichten und tvomög- ! lich sofort nach dem.,Mahlen das Abkeltern vorznnehmen. j Untcr keinen Uin ständen darf Birnentroß i stehen bleiben; auch Aepfel und Johannisbeere»» » sollen sofort »veiter verarbeitet »verden. Das Aufnehmen

> kommt nur in Frage bei Früchten, die sehr derbes Fleisch i besitzen, so daß auch aus de»» zerquetschten Früchten der ! Most nur schwer abzukeltern ist. Dazu gehören Stachel- f beeren, Kirschen und Zwetschgen.

j Um der Gefahr der Essigbildnng entgegenzuarbeiten, schließt man von der anzuqürenden Maische den Luft- , zulritt möglichst ab, da wir ja dadurch dem Essiginlz die Gelegenheit zur Entwicklung rauben.

Man stampft die Früchte ein und läßt denfleifchiaen j Saft in bedeckten, sogenannten Gär standen, vielleicht unter Zusatz von Wasser und Zucker einige Zeit (1224 Stunden) angären. Tie Zeitdauer des Angärens richte: sich, wie stchon erwähnt, vor allem »rach der herrschende:» Witterung. Je wärmer das Wetter ist, um so »afcher muß die Maische nach der Angärung auf die Keller gebrach: ! werden. Wenn das Angären in offenen Bülten geschieh», so ist infolge der reichlich zntretenden Lust die Gefahr des EfsigstichS besonders groß, weil durch die Kohlensäure» enttvicklnng während der lebhaften Gärung die Fruchthül­fen an die Oberfläche gehoben werden, wobei sie den sog. Hut bilden. Auf ihm können sich die Efiigpilzs sehr g»lt entnückeln -, Man muß deshalb immer w-eder dach« sorgen, daß de.- Hut unter die Flüssigkeit geraucht ivirds Es geschieht dies dadurch, daß man alle 23 Stander die Maische ordcnrlich, durchrührt, so daß die Hülsen »me, der ans den Boden des GÄgesäßes fallen.

Nachdem ein Teil des Zuckers durch die Garung bcr- schrvnnden und der Saft dünnfiiissig geworden ist, läßt sich die F-lüsiigkelt leicht vorn Fruchtfleisch! trennen, da-.- ! jetzt weniger ga'.lerng anfgequollen und mehr faserig gc f worden ist. Man beginnt jetzt unverzüglrch mit d.>, s Abpressen der Trester.

s -

Das'Attsbeer.en der Trauben.

' Es wird darüber viel geklagt, daß die Beeren der Wein­trauben zu klein bleiben, oder daß doch sehr viele, roa

verte» 8»a llSgr» a» »m derre« ?

Nomsn von k eiä» ebenst ein.

56. Fvrtsctzung. (Nachdruck verboten.)

Ueberall betrachtete er ihn als Autorität, immer wieder holte er da und dort zum Aerger des Leibarztes, sein Gut­achten ein.

Serena lächelte still beglückt vor sich hin. Ja. er war auf dem besten Weg, ihr liebergroßer" Bruder! Und wenn es wahr wäre, was man ihr anläßlich der heutigen Audienz zugeflüstert daß der Herzog Franz dauernd an sich fesseln wolle, indem e» ihn zum zweiten Leibarzt ernannte, dann brauchten sie sich nie mehr voneinander zu trennen . . .

Wie schön das wäre! Und wie glücklich gewiß auch Hes- solda darüber wäre! Obwohl sie in diesem Jahr eigentlich merkwürdig wenig 'mit Franz verkehrt hatte ihm beinahe ausgewichen war. Diese Beobachtung kränkte Serena manch­mal. Aber es war wohl nur der unerwartet heftig austre­tende Schmerz über den Tod des Gatten, der Hessolda so ver­änderte. Hoffentlich

Ein rascher energischer Schritt riß sie aus ihren Gedanken, iFranz! Endlich!!"

- Sie flog ihm entgegen.

Nun wie war es?"

Gut. Alles sehr gut. Eine leichte Steifheit im Bein wird dem Prinzen wohl noch eine zeitlang Zurückbleiben, aber in 12 Jahren wird er davon gar nichts mehr merken. Die Herren Kollegen haben prächtige Arbeit gemacht, denn einfach war die Sache wirklich nicht ..."

Aber das wollte ich doch gar nicht wissen! Wie es beim Herzog war. sollst du mir erzählen!"

Ach so. Nun Se. Hoheit waren äußerst huldvoll und gütig ..."

Und?" ,Die Augen der Schwester funkelten vor Span­nung.Ist es wahr? Hat er dir . . ."

Ja. Er erbot sich, mein Untertanenverhältnis im Nach­barstaat zu lösen, und trug mir die Stellung als zweiter Leib­arzt an."

Oh, Franz! Welches Glück!!!"

Freue dich nicht zu früh, Schwesterseele? Ich habe nämlich abgelehnt! Das ist kein Feld für mich. Auch will ich überhaupt nicht hier bleiben, da nun meine Aufgabe an dem Kind gelöst ist."

Aber warum nicht, Franz?"

Er überhörte die Frage scheinbar. Sein Blick irrte in die Ferne. Nervös spielte er mit den Handschuhen, die er in Händen hielt.

Hast du meinen Auftrag ausgeführt?" fragte er dann hastig.Wir die Erbprinzessin-Witwe kommen?"

Ja. Anfangs wollte sie wie gewöhnlich nicht, nahm allerlei Ausreden. Tann aber als ich deinem Wunsch ge­mäß unausfälttg cinfließen ließ, du seist für ein paar Tage verreist und Achim frage immer nach seiner Mama, sagte sie doch zu. Um fünf Uhr wird sie da sein."

In einer Stunde alscxi Du wirst sie dann mit Achim in deinem Zimmer erwarten und von mir kein Wort sprechen, Serena. Wenn ich aber erscheine, wirst du so freundlich sein, mit dem Kind zu verschwinden und uns allein lassen. Willst du das tun?"

'Ja. Gewiß, wenn du es wünschest, Franz. Aber wo- zu ihr erst sagen, du seist verreist, wenn du dann doch kommen willst? Was hat cs zwischen dir und Hessolda gegeben, daß sie dir ausweicht? Willst du es mir nicht lieber offen sagen?"

Er ^ah unverwandt an ihr vorüber in die Weite und ver­gaß darüber wohl, gleich zu antworten.

Ja. er war ein Feind aller Lügen! Aber diesmal . . es blieb ihm ja kein anderer Ausweg übrig! Seit drei Wo­

chen trug er Magelones Brief in der Tasche und hatte zahllose Versuche gemacht, Hessolda zu sprechen. Vergebens. Sie kam nicht nach Ricdheim und sie ließ ihn durchaus nicht vor, wenn er ins Kreuzspital kam.

Warum hast du mir eigentlich nie gesagt, daß Hes­solda krank ist?" fragte er plötzlich.

Ist sie das denn?" Serena starrte den Bruder erschrocken an.

Man sagt es."

Oh wirklich? Ich bemerkte Wohl, daß sie sehr ver­ändert ist und schlecht aussieht, aber ernstlich krank? Das wäre ja furchtbar traurig! Uebrigens hast du meine Frage von vorhin noch nicht beantwortet. Wozu die Lüge? Was hast du vor mit Hessolda?"

Er wandte sich ab. Etwas Wehes, Weiches zuckte über sein ernstes Männerantlitz.

'Du hörst es ja sie ist krank! Und ich will versuchen, > sie gesund zu machen. Mehr kann ich dir nicht sagen." '

*

Hessolda konnte nicht müde werden, ihren Jungen anzu- sehcn, seinem kindlichen Geplauder zu lauschen.

Ja, er war durch und durch gesund, jetzt mußte sie es Wohl selber glauben. Und wie hübsch er geworden war mit seinen roten Backen und den frohleuchtenden dunklen Au­gen! Einer Mutter ganzes Glück, einer Mutter höchster Stolz war er geworden! Der aber, dem sie all dies verdankte . . - ihr Blick wurde Plötzlich wieder trüb und düstere Schatten senk­ten sich auf ihr eben noch so glückliches Antlitz.

L>is hörte nichr mehr, was Achim ihr von seinem Pony, von den Kaninchen, den jungen Dackeln und dem Schneemann erzählte. Weitab schweiften ihre Gedanken zu einem andern . - einmal so recht aus Herzensgrund danken durfte sie »hm, ^zhm kein warmes Wort sagen . . . Denn sie wagte