lionen Dollars an andere Verbündete. DerTemps" bespricht alsdann die Frage der gegenseitigen Annullie­rung der Schuld und schließlich wirst er die Frage der Zii^losigkeit auf, durch die man ebenfalls, wenn .der elftere Weg nicht gelinge, zu einem guten Ergebnis gelan­gen könne.

Loucheur gegen Kehnes.

Paris, 8. Juli. In der gestrigen Kauuucrsitzung hat. der ehemalige Minister Loucheur bei der Be­ratung des Haushalts der befreiten Gebiete erklärt, es habe sich eine Sage gebildet, daß es möglich gewesen wäre, sofort von Deutschland 10 oder 15 Milliarden zu erlangen. Ja, man Hatto- Papiermark haben können,, mit denen sich hätte die Deputiertenkammer tapezieren las­sen. Sonst sei nichts vorhanden gewesen. Der Abg. Louis Marin sagte, der Oberste Rat habe großes Unrecht begangen, den Goldvorrat der Reichsbank ab­wandern zu lassen, nicht nur um Deutschland zu ernäh­ren, sondern auch um ausländische Kaufleute zu be­reichern. Dieses Gold hätte den Geschädigten der Kampf­zone gehören müssen. Loucheur stellte weiter fesft^ die befreiten Gebiete von Deutschland noch nichts eHal- ten haben. Loucheur griff dann scharf den Engländern Keynes an, der behauptet habe, Frankreich übertreibe feinen Schaden und verdopple die Ziffern. Das Un­glück fei, daß Keynes gewisse Mitglieder der englischen Regierung überzeugt habe.

Krieg im Osten.

Warschau, 8. Juli. Staatspräsident Pilsudskihat über das ganze polnische Reich den Kriegszustand ver­hängt.

Ter letzte polnische Heeresbericht besagt u. a.: Ge­stern begann der erste Teil des feit langem geplanten bolschewistischen Angriffs. Das bolschewistische Heer ging zum Angriff an der Düna vor. Bolschewistische Kaval­lerie unterbrach dis Eisenbahnlinie KiewKowel. Süd­östlich von Bobruisk griffen die Bolschewisten, von Lud- wicacs bis Ostroy an. Weiter südlich ist die Lage unverändert. Wie der Warschauer Korrespondent der ,,Berlingske Tidende" erfahren haben will, kann jeden Augenblick das Eingreifen einer Westmacht zu Gunsten Polens erwartet werden.

KonstantinoPel, 8/Juli. (Havas.) Einer Privat­meldung zufolge hat Mustafa Kemal die Mobilisa­tion und Zwanzsrekrutierung aller waffenfähigen Män­ner ohne Unterschied der Religion ungeordnet.

London, 8. Juli. Reuter meldet, daß britische Ba­taillone in Indien, in denen auch Irländer sich befinden, gemeutert haben. Die Sinn-Feiner machen in Indien Harke Umtriebe. ....... /-

mit der gleichen Entschiedenheit entgege'ntreten. Sch sei zwar die württembergisthe Regierung bereit, die süd­westdeutschen Zusammenschlußpläne, die von Heften aus- geheu, zu unterstützen, soweit sie wirtschaftlichen Interessen dienen, sie dürften aber den Interessen der Reichseinheit nicht zuwider laufen. Die Aufgaben der Regierung feien nur zu lösen, wenn im Innern Ruhe und Ordnung herrsche und sie werde nach Kräften dafür sorgen, daß gewalttätige Störungen ferubleiben. Die Programmrede bedauert, daß die Sozialdemokratie sich nicht habe entschließen können, an der Negierung sich zu beteiligen, erhofft aber die Unterstützung der Partei; auch die neue Regierung wolle nicht gegen, sondern mit den Ar­beitern regieren. Andererseits lehnt der Staatspräsi­dent die Zusammenarbeit mit der Rechten grundsätzlich aus den gleichen Gründen ab, die auch im Reichstag für den Ausschluß der Tcutschnationalen von der Regie­rung bestimmend gewesen seien. Nichtsdestoweniger er­mahnt er auch die Rechte, Vcrfassungsfragen znrüäzustel- len und den wirtschaftlichen und sozialen Frieden- för­dern zu helfen. Mit großer Sorge blickt der Staatspräsi­dent auf die Konferenz in Spa. Je großer die Gefahren sind, die dem Reich von dorther drohen können, umso notwendiger ist es, daß im Innern des Reichs alles ver­mieden werde, was den Frieden und den Wiederaufbau be­einträchtigen könnte. Die Rede drückt die Hoffnung aus, daß es den Vertretern in Spa gelingen werde, For­derungen abzuwenden, die unsere Leistung:-- und Arbeits­fähigkeit vollends vernichten würden.

Die Programmrede wurde von der Rcgierungskoali- ticn mit lebhaftem Beifall, von der Sozialdemokrati-. scheu Partei freundlich'- ausgenommen; die Rechte ver­harrte in kaltem Schweigen, während die äußerste Linke, die Partei der Unabhängigen, wiederholt durch Zwischen­rufe ihre offene Gegnerschaft bekundete. Wegen eines gegen den neuen Minister des Innern Grap gerichte­ten unparlamentarischen Zurufs wurde sogar einer ihrev Abgeordneten durch den Laudtagspräsideuten Walter zur Ordnung gerufen.

4. Sikuna

Stuttgart, 8. Dip. Aussprache über die Erklärung des Sw.aismini-

Thronrede hinter sich zurück. Ader sie enthüll wenig greif­bare Dinge. Wir begrüben die Betonung der Einhcct des Ncicgs und daß man abgekommen ist von dem Gedanken des zentrali­sierten Einheitsstaats. Wir begrüßen die Verstaatlichung der Polizei. 2n Bezug auf die Zwcmgswirischast hätten wir gern ein klares Bild bekommen. Die Thronrede besiegt' aus allge­meinen Sätzen und Versicherungen, auch bezüglich der Abwehr der Umsturzpläne. (Zuruf links: An der' Vis Helsen können.) Die erste deutsche Bolksregierung trat ebenfalls mit solchen

Das Programm der neuen württ. Regierung.

In der dritten Sitzung des neugewählteu Landtags am Mittwoch stellte sich die neue Regierung vor. Sie be­steht bekanntlich mit Ausnahme des Arbeits- und gleich­zeitigen Ernährungsmiuisters Dr. Schall, der bisher Direktor in den Daimlerwerken war, nicht auch aus neuen Männern. Das Regierungsprogramm verlas der neue Staatspräsident, Kultusminister Dr. von Hle­tz er. Tie Erklärung wurde allseitig mit Spannung er­wartet, denn die neue Regierung befindet sich in der eigentümlichen Lage, daß sie mehr die Mehrheit, sondern eine Minderheit des Parlaments vertritt. Das Regie­rungsprogramm verzichtete daher auf eine parteipolitisch ! Wir

gefärbte Aufmachung und sucht vor allem die Awgabeu hervorzukehreu, auf denn sich möglichst viele Partei­richtungen einen könne", prend alle Fragen/ durch, die Gegensätze der We>. uMUg oder Klassengrund- fätze aufgerührt werden könnten, zurückgestellt oder ganz ansgeschaltet sind. Tie neue Regierung wendet sich an den guten Willen aller, die bereit sind, an dem. Wieder­aufbau lauf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Ge-' biet tätigen Anteil zu nehmen. Mit besonderem Nach­druck betonte der Staatspräsident die Entschlossenheit der Regierung, dem Reich unverbrüchlich die Treue zu hal­ten, sie werde aber einer überspannten Zentralisierung

dorrt" ist.- Alle' Versicherungen noch.

in Erfüllung gegangen. Der Kampf zwischen indnvidual!jitzch,r und komnmmstffcher Weltauffassung ist entbrannt. Es han­delt sich nicht um einen theoretischen Kampf, sondern, nni einen Kampf mit Blut und Eisen. Die Unabhängigen erstreben die Diktatur des Proletariats. (Sehr richtig! bei den U.S.P.) Sie haben Truppen organisiert. (Beweisen Sie cs!) Woher kam die Röte Armee im Ruhrgelnet? Die deutsche Revolution ist eine lächerliche. Kopie der russischen, die eigentliche soll erst kommen. Die gebildete Jugend und das Bürgertum wollen von d?r Diktatur des Proletariats nichts missen, die Herren links aber wollen es. Sind Sie sich Ihrer furchtbaren Po­litik bewußt? Wir verlangen eine aktive Politik, dis die Interessen mit Würde wahrt. In Deutschland konnten sich Abgeordnete finden, die gegen die Interessen des deutschen Volks sich mit den Feinden verbanden. So entsteht im Aus­land die Meinung, die Deutschen seien das unehrlichst- Volk. Wir verlangen den Nachweis, daß Deutschland am Weltkrieg unschuldig ist. Wir fordern die Oesfnung der Archive. Unter kcineu Umständen darf die Regierung auf Polizei- und Ein­wohnerwehr verzichten. In der Forderung der Aushebung der Zwangswirtschaft sind Bürgerpartei und Bauernbund einig. Die Preise für die landwirtschaftlichen Produkts sind mit Rücksicht auf oie Interessen des Vaterlands anders gestellt, als die Löhne der Industriearbeiter. Drei bis vietmal so hoch würden die Preise sein, wenn Ueberstundcnarbeit, Frauen- und Kinderarbeit nach Arbeitertarifen bezahlt würden. Der ^ Versailler Vertrag ist eine wesentliche Ursache unserer wirtschastiich-en Verhältnisse. Dazu kommt die unsinnige Wirtschaftspolitik, die Abschaffung der Akkordarbeit, die verrückte Gleichmacherei in Arbeit und Lohn, die verstiegene Sozialisierung und der Achtstundentag. Zwei Parteien mit 40 Stimmen bilden eine Regierung gegen eine Opposition von 60. Das Zentrum hatte gegen die Vorschläge un-

irrer Pllriei aeme cxinwcmoe, aoer me 2-emonrane yar uiyere Mitarbeit abgelehnt. Die Front der erhaltenden Kräfte ist durch die Demokratie verhindert worden. Die Sozialdemokratie ist stiller Teilhaber. Deshalb sind auch die sozialdemokratischen Beamten auf ihren Stellen geblieben. Die Regierung ist also abhängig von der Sozialdemokratie, ohne daß diese die Ver­antwortung trügt. So eine Regierung ist ein Hohn auf die Verfassung. Man kann von uns nicht erwarten, daß wir einer Regierung Vertrauen schenken, die unter der Führung der De­mokratie steht, die die schwerste Schuld am Zusammenbruch

unterziehen soll. Da die Verfassung nur ein Fünftel der Stim­men des Hauses für die Stellung dieses Antrags verschreibt, so ist unser Ae trag a g uwnun n. -

AZ Bock (Z.): Ich kann mir keinen Nutzen davon vrr-. sprechen, daß die Kriegspolitik hier behandelt wird. Es bleibt; Tatsache daß wir den Krieg verspielt und eine Revolution, gebubt haben. Die Auffassung Baztlles.' das parlamentarische, Süstem habe am 9. November 1918 versagt, ist eine oberfläch­lich- Geschichtsauffassung. Wir begrüßen in der Regierungs-, erklärong die Betonung der Reichseinheit und des föderalisti-- scheu Gedankens, hauptsächlich auch das Bestreben.- sparsam zu sein. De» südwestdeutichen Zusammenschluß fördern wir ohne, jede Grvßmachtsucht. In Berlin soll- Süddeutschland mehr zur Geltuna- kommen. Man macht dort immer nur Pläne. Es ist ein Soiclplatzentwnrf ausaearbeitct, der 30 Milliarden erfordert. Ein Reichsbildungsamt will man gründen. Die Reichsstlzulkon-, screuz ist ernebnislos verlaufen. Solche Kosten müssen erspart werden. Die" Verstaatlichung der Polizei in Württemberg kostet üv Millionen Mark. Ich sehe sie nicht als dringend an. Die, Durchführung des Iugendamtsgesetzes soll nur in großen Städten und Industriegemeinden in Angriff genommen werden. Mit dem achten Schuljahr und der Lernmittelfreiheit eilt es nicht. Die Bcamteneiaenschaft muß eingeschränkt werden. Bei der Schaf­fung von Spatzen und gehobenen Stellungen ist zu sparen. Die Bevormunduua durch Auffichtsstellen gehört eingeschränkt. Wir begrüßen die'Aushebung der Krcisregierungen, wünschen eine. Neueinteiluug des Landes auf Grund wirtschaftlicher und ver­kehrspolitischer Momente. Die württembergische Regierung soll in Berlin die Abschaffung der Kriegsgesellschaften und ihrer Abwicklnngsümtcr betreiben. Mit eisernem Besen muß aus­gefegt werden. 2m württ. Arbeitsministerium, wo über 700 Köpfe beschäftigt werden, Hann auch abgebaut werden. Die Abteilung für Arbeitsbeschaffung und die Rghstoffabteilung kön­nen ruhig verschwinden. Wir wollen dasselbe wie Bazille. Wir wollcn die E'.werbsloscnverstcherung und dis Akkordarbeit. Wir verweisen die schematische Durchführung des Achtstundentags, besonders aus dem Gebiet des Verkehrswesens. Das IS Mil- liardendesizit der Eisenbahn ist darauf zurückzuführen, Di« Tariferhöhungen ertragen keine Höhcrschräubung mehr. den Gemeinden hat nicht die richtige Beamtenpolitik gewal­tet. Den Beamten ist es gelungen, den Staat bis heute durch- z-suhrcn. Dafür gebührt ihnen Dank. (Beifall..) Aber A ,-st-t auch Kiägcn über Wahlbeeinflussung und Steuersabotierung. Dazu besteht die Titelsucht weiter. Streikende Beamte sind zu disziplinieren. Der Staat muß Mittel zur Beschaffung von Vieh zur Verfügung stellen. Als Redner auf die Zwangs­wirtschaft cingeht, kommt es .zu lebhaften Auseinandersetzungen mit der Bürgcrpartei und dein Bauernbund. Ein Preisabbau bei den Erzeugnissen der Landwirtschaft ist wünschenswert, weil unsere Industrie in einer Krise steht. Der Mittelstand müsse leben können: vor Kommunalisierung ist er zu schützen. Bei den kulturellen Frage» beanstanden wir den Abbau des Lehrerbii- dungswesens. Die konfessionelle Lehrerbildung darf nicht blos

auf' dem Verordnungsweg beseitigt werden. Nur wenn jeder seine Pflicht aus seinem "Posten tut, kann eine Zeit des Frie­dens und der Wohlfahrt kommen.

Präsident Walter: Auf Antrag zweier Parteien wird die ' Nachmittagssitzung heut; abgesetzt.

Nächste Sitzung Freitag vormittag s/zg Uhr. -

SEutigart, 8. Juli. (Amts ü b ertr a gung.) Der Gemcinderat.hat die Stelle des Vorstands des Jugend­amts dem Oberamtmann Aldinger beim Ministe­rium des Innern übertragen und ihn gleichzeitig mit der Leitung her Kriegsfürsvrgestelle betraut.- Stuttgart, 8. Juli- (Eingemeindung.) Der Ge- mcinderat hat der Eingemeindung von Obertürkheim nach Stuttgart zugestimmt, nachdem der Obertürkheimer Gemcinderat sich bereits dafür ausgesprochen hatte.

Stuttgart, 8. Juli- (Rentnerverband-) Der Ortsgruppe Stuttgart des Neichsrentnerverbands sind bis jetzt rund 500 Mitglieder, etwa der sechste Teil der hier lebenden Rentner, beigetreten.

Faurndau OA. Göppingen, 8. Juli. (Schweres Verbrechen.) Die 51 Jahre alte Landwirtsfrau Vet­ter wurde bei der Feldarbeit von einem 25 Jahre alten Mann mit unsittlichen Anträgen belästigt. Als die Frau davonsprang, verfolgte sie der Unbekannte und verletzte sie mit einer Haue schwer am Kops und an den Är-

Wesren kiiä trägst a« is Herren?

k«man von Ericii Eben stein.

8) (Nachdruck verboten.)

Er widersprach nicht mehr. Ein Blick in ihre Augen hatte ihm gezeigt, daß auch sie die Herrschaft über sich selbst Lieder völlig erlangt hatte.

Serena trat ein. Er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu und zog sie beiseite, um ihr in kurzen Worten zu sa­gen, was geschehen mußte.Vor allem achte aus sie!" schloß rr flüsternd.

Serena starrte ihren Bruder verstört an.

Du bleibst also doch hier?"

Ich muß! Begreifst du das nicht?"

Doch. Aber deine neue Stelle . . . wird man es dir nicht übelnehmen, wenn . .Mag man! Selbst wenn ich sie verliere ich kann nicht anders!" Dann ging er. Das Röcheln des Kindes nahm immer mehr den Charakter von Erstickung-fällen an. Die Erbprjnzcssin hatte den Kleinen auf ihren Schpß genommen und bemühte sich, seine Not durch ge­eignete Haltung des kleinen Körpers zu erleichtern.

Die Oberhosmeisterin hat mich ans Telephon rufest lassen", berichtete Serena inzwischen leise.Sie mahnte, daß wir rechtzeitig in Rottegg eintrefsen sollen, aber ich ant­wortete, daß davon gar keine Rede sein könne, da der kleine Prinz viel kränker sei, als man gedacht, und Ew. Hoheit ihn heute keinesfalls mehr' verlassen würden. Sie möge dies Sr. Hoheit, dem Herrn Erbprinzen, Mitteilen und Ew- Hoheit entschuldigen.

Erbprinzessin Hessolda nickte nur. Sie hatte kaum auf Serenas Bericht geachtet. Für sie war die ganze Welt ver­sunken bis auf das arme, krampfhaft nach Lust ringende Würmchen, das sie in Armen hielt.

Der. Erbprinz stampfte vor Zorn mit dem Fuße auf, als ihm die Oberslhostneisterin bei seiner Ankunft in Rottegg möglichst verzuckert Bescheid aus Hallerstein mitteilte.

Unglaublich! Aber mir ahnte gleich so etwas! Ich kenne die Erbprinzessin! Sie opponiert nicht- gerne offen, tut aber, wenn Achim in Frage kommt, immer, was sie will! Natürlich ist die ganze Geschichte gar nicht so arg, sondern künstlich ausgebauscht. Eine einfache Finte, um mich zu schlagen!"

Frau v. Nellstab gab 'sich alle Mühe, den Aufgeregten zu beruhigen, aber er hörte gar nicht auf sie.

Mit finsterer Miene ging er im Gemach hin und her.

Und das gerade heute nach dem, was ihm sein Vater soeben angedeutet hatte! Wo es nun doppelt wichtig wäre, gute Beziehungen zu pflegen und harmlose Ahnungslosigkeit nach allen Richtungen hin zur Schau zu tragen! Wie sollte er Hessolda entschuldigen? Die Wahrheit sagen? Sie würde entweder heimlich belächelt werden oder falls man daran glaubte sofort beunruhigende Gerüchte erzeugen. Dazu kam noch, daß Hessolda wahrscheinlich erwartete, er werde als besorgter Vater nun gleichfalls den Besuch aufgeben und sofort nach Hallerstein znrückkehren. Aber da konnte sie war­ten. Das ging ja gar nicht ...

Er blieb vor der Obersthofmeisterin stehen.

Sagen Sie meiner Frau, wenn Sie jetzt nach Haller­stein fahren, daß ich sehr unangenehm berührt von ihren ge­änderten Dispositionen bin, aber selbstverständlich nicht an eine ernste Gefahr glaube und deshalb das Fest des Ober­stallmeisters besuchen werde. Sollte Achrms Zustand sich ver­schlimmern, soll man mich natürlich sofort benachrichtigen. Andernfalls übernachte ich dann mit meinem Adjutanten im Residenzschloß, da ich für morgen früh eine Truppeninspektion angesetzt Labe."

> Am nächsten Morgen brachten alle Zeitungen Alarm- nachrichten über die schwere Lebensgefahr, in welcher der kleine Erbprinz geschwebt hatte. Ein fremder Arzt, des­sen Name in der Residenz kaum bekannt war, der kein La»- ; deskind war und sich nur zufällig aus der Durchreise hier be- fand, war von der Erkprinzessin zugezogen worden.

Als Dr. Mundy, der Vertreter des herzoglichen Leib­arztes, in Hallerstein spät abends noch einmal erschien, um den kleinen Patienten zu besuchen, fand er Dr. Seilern im Krankenzimmer vor und erfuhr, daß soeben eine angeblich dringend notwendige, lebenrettende Operation an dem kleine» Erbprinzen vollzogen worden war. !

Der Erbprinz, der sich ahnungslos zum Frühstücks- > tisch gesetzt hatte, war aufs höchste, empört, als er den offen­sichtlich tendenziös gehaltenen Artikel las/ Dann ballte er die Zeitung wütend zusammen, schleuderte sie in eine Ecke t und ließ Major v. Hillebrandt, seinen Adjutanten, rufen. ^

Sagen Sic die Truppeninspektion sofort ab, Hillebrandt- - Wir fahren nach Hallerstein," sagte er kurz.

Schweigend und verdrossen lehnte der Erbprinz während der Fahrt in seiner Ecke. All sein Zorn konzentrierte sich auf Hessolda.

Was siel ihr ein, so eigenmächtige Anordnungen zu trest - fen, die nun überall böses Blut machen würden? Und wa-! rum hatte man ihn nicht verständigt?

Er nahm sich vor, ihr den Standpunkt endlich gründ­lich klar zu machen. Eine Erbprinzessin hatte Rücksichten za nehmen! Sie durfte nicht handeln wie die nächstbeste Bürgers^ frau, die aus Angst um ihr Kind jeden beliebigen Allst zu Rate ziehen kann.

Ueberhaupt die Weiberwirtschast um Achim mW aufhörcn! Sobald der Kleine gesund war und das würde ja sicher bald der Fall sein sollte er einen Offizier als