men Morden. Nach derWestfälischen Volkszeitung" find in die Sache auch leitende Beamte aus Berliner Neichsstellen (Reichsversorgungsamt usw.) verwickelt. Ge­fälschte Papiere sind in Einzelfällen mit Bestechungs­summen bis zu 10 000 Mk. bezahlt worden. Aus großen Benzolabschlüssen sind Provisionen bis IL/P Millionen Mark gewährt worden.

Berlin, 31. Mai. Hier verlautet, Frankreich werde den Polen 100000 Mann Kolonialtruppen zu Hilfe schicken. Auf diese Weise würde Frankreich seine be­liebtensittenreinen" Schwarzen am schnellsten los.

Tie Stadt Kiew (Ukraine) ist durch die Beschießung durch die Bolschewisten und den Straßenkampf zum größ­ten Teil zerstört worden. Alle öffentlichen Gebäude, die Banken, Klublokale, Hotels usw. sind niedergebrannt und ausgeplündert. Kiew ist eine tote Stadt. (Kiew war inl alten Rußland die heilige Stadt, deren Kirchen und Klöster große Schätze bargen.)

Tiflis. 31. Mai. Die Petroleumgegend in Astrachan ist organisiert worden, um Sowjet-Rußland auf der Wolga zu versorgen. Die in Baku befindlichen Fremden, beson­ders die Engländer sind festgesetzt worden. Bis jetzt ist noch kein bolschewistischer Angriff gegen Armenien und Georgien gemeldet worden.

London, 31. Mai. Eine französische Abteilung hat nach schwerem KamPstAintab in Syrien eingenommen.

In Thrazien kam es zu einem Zusammenstoß zwi­schen bulgarischen und griechischen Soldaten.

Krieg im Osten.

London, 31. Mai. Der Warschauer Vertreter der Morning Post" berichtet, daß Minsk seit Freitag m den Händen der Bolschewisten ist. Von Dünaburg ist eine neue Armee in der Richtung Wilna in Anmarsch. Die Offensive der gegenrevolutionären Krim-Armee soll nunmehr begonnen haben. General Slantzow hat mehrere Städte am Nordufer des Asowschen Meeres genommen.

Die Provinz Ostpreußen ist seit Frectag infolge des Vorrückens der Bolschewisten auf Wilna militärische Gefahrzone. ' ^ ,

Aus! Konstantinopel wird englischen Blattern berichtet,' daß in Stambul ein mohammedanischer, Auf­ruf zum heiligen Krieg ansgegeben worden sei. Galiläa sei von arabischen Abteilungen überflutet, die französische Zone in den Händen der Aufständischen. Die Franzosen erlitten schwere.Verluste. Die Bevölkerung flieht nach der englischen Zone, die ebenfalls bedroht ist. Auch in Mesopotamien rücken die Araber weiter vor. Damaskuns und Bagdad sind eingeschlossen. Auch Jerusalem ist von den Arabern bedroht.

Die Ostastatische Republik.

Wladiwostok, 31. Mai. Wie Havas meldet, teilte Tschitscherin, der bolschewistische Kommissar für Auswärtiges in Moskau, der Regierung von Werchne Udinsk (östlich des Baikalsees, an der sibirischen Neber- landbahn) mit, daß die Räteregierung bereit sei, die Ost- asiatische Republik anzuerkennen. Diese Republik ist em Pufferstaat, der alle Länder östlich des Baikalsees bis Kamtschatka, umfaßt-

China und Japan.

London, 31. Mai. Nachdem sich die Beziehungen zwi­schen China und Japan in letzter Zeit sehr zugespitzt hat­ten, hat Japan, wie Reuter meldet, sich bereit erklärt, die japanischen Truppen, die die (deutsche) Eisenbahn ^1 der chinesischen Provinz Schantung besetzt hatten, zn- rückzuziehen. China erklärte, es werde sich trotzdem mit Japan in keine Verhandlungen einlassen, sondern es verlange die bedingungslose Räumung des chinesischen Gebiets. Deutschland, dem gewisse wirtschaftliche Rechte in Schantung eingeräumt waren, habe nie beansprucht, die Bahnlinie durch. Truppen zu besetzen. China verwei­gert daher auch die Unterzeichnung des Friedensver­trags von Versailles, weil in diesem Vertrag auch aus­gesprochen ist, daß die deutschen Rechte in Schantung auf Japan übergehen, was China nicht anerkennt.

WürLiemberg.

LandesvSrschlagsliste der Deutschen dem. Partei für die L-md- tci,smahl: 1. Liesching. Th.. Finanzmmister: 2. P cmck, Mai­lst. 0 e Schristste.lerin, Be: r.m; 3. Hautzmann." Ko rad, Rech s- cnuvalt: , 4. Henne, Otto, Flaschner,neister, Tübingen; 5. Löch- ner, Johann, Mittelschullehrer, Stuttgart: 6. Spieß, Franz Favcr, Bauer, Enzlesmühle; 7. Kübler, Karl, Oberpastselirctär, Geislingen: 8. v. Blume, Wilhelm, Universitätsprosessor: 9. Eisele. Johann, Oberweichenmäeter, Untertürkheim: 10. Loh, i Herrn., Direktor, Heilbronn: 11. Schleicher, Rudolf, Forst­meister, Leonberg: 12. Moosmann, Franz, Vorarbeiter, Schram­berg: 13. Reinöhl, Friedrich, Regierungsdirektar, Dr., Stutt­gart: 14. Grimminger, Luise, Hausfrau, Gmünd: 15. Sorg,

: Albert, Bauer, Hagelsburg: 16. Eberhardt, Else, Bürovor­stehern,, Stuttgart: 17. Hahn, Friedrich, Dr., Ulm.

Stuttgart, 29. Mai. (Neue Vorstände.) Ober­amtmann Mayer, bisher stellv. Vorstand der Flcisch- versorgungsstelle, ist zum Vorstand der Fleischversorgungs- stelle und Oberamtmann P fl eiderer, bisher stellv. Viorstand der Landesgetreidestelle, zum Vorstand der Landesgetreidestelle bestellt worden.

Stuttgart, 29. Mai. (Zuckerfabrik Stutt­gart.) Die heutige außerordentliche Generalversamm­lung der Zuckerfabrik Stuttgart genehmigte die Er­höhung des Aktienkapitals auf 16 560000 Mk.

Stuttgart, 30. Mai. (Qbstmarkt.) Folgende Preise wur­den gestern auf dem Stuttgarter Markt ermittelt: Tafeläpfel 1 Pfund im Großhandel 2.503 Mk., im Kleinhandel 2.80 bis 3.50 Mk.: Kirschen 2 bzw. 2.402.50 Mk.. Gartenerd- st beeren 34 bzw. 3.504.50 Mk., Grüne Stachelbeeren 1 bzw.

1.30 Mk. Der Ob ft großmarkt war mit Erdbeeren stark,

^ mit Kirschen weniger reichlich beschickt; die letzteren waren auch schnell zum einheitlichen Preis von 2 Mk. abgesetzt. Die Feld­arbeit nimmt die Arbeitskräfte auf dem Land z. Ft. stark in Anspruch, so daß zum. Kirschenpflücken nicht genügend Hände zur Verfügung sind. Der Aufkauf konzentriert sich auch bis letzt nur auf wenig Orte, daher große Händlerkonkurrenz dort. Besondere Ueberwachungsbeamte sind in die Kirschengebiete ge­sandt, die gegen Uebertretunaen der Verfügung über den Kir­schenverkehr und gegen unerlaubten und unreellen Handel ein- schreiten werden. Die Preise für Gartenerdbeeren sind heute erheblich zurückgegangen, nachdem sie anfangs der Woche in- - folge geringer Anlieferung und überhasteter Eindeckung seitens st oes Kleinhandels zu bedenklicher Höhe hinaufgeschnellt sind.

Hausfrauen warten mit Eindeckung ihres Bedarfs noch zu. Die ! Stachelbeeren sind vielfach mit dem amerikanischen Stachelbeek- meltau behaftet, aber zum Griinmachen unbedenklich zu ver­wenden, wenn die Früchte abgerieben sind. Auskunft über die Behandlung der befallenen Sträucher erteilt der Württ, Obst­bauverein.

: Der Gemüse markt entwickelt sich befriedigend. Die Zu- >

fuhr genügt der Nachfrage annähernd. In Salat ist Ueberfluß, Rettiche sind knapp. Die Erdflöhe Hausen verderblich in -den ; Kulturen: die Preise haben sich deshalb nicht wesentlich gesenkt ' und werden auch für die nächste Zeit auf derselben Höhe bleiben. Junge Erbsen kosten 2.50 Mk., Kohlrabi 5060 Pfg., Schwet- , zinger Spargel 2.803.20 Mk. das Pfund im Kleinhandel; die übrigen Prcise unverändert.

Feuerbach, 29. Mai. (Billiger Käs.) Eine An­zahl Arbeiter war damit bejchäfitgt, einen Eisenbahn­wagen Holz abzuladen, als sie einenSchleifstein" Schwei­zerkäs unter dem Holz versteckt fanden. Ohne sich um den unbekannten Empfänger zu kümmern, verteilten die Arbeiter den Käs unter sich und ließen ihn sich wohl schmecken.

Möhringen a. F., 30. Mai. (Verhaftete Mör­der.) Nach demFildexboten" sind die Mörder des Tarlehenskassiers I. G. Arnold in Bernhausen dank den Nachforschungen des Kriminalkommissars Weizeneg­ger beim Landespolizeiamt Stuttgart, bereits verhaftet. Tie Verbrecher sind der 26 Jahre alte Hilfsarbeiter ^ Gotthold Ruffner von Kaltenial, der 41jährige frü­here Straßenbahnwagenführer Karl Gürr, der 22jäh- 1 rige Kaufmann Hermann Köpf von Böblingen, der 23jährige Drogist Eugen Weller, sämtliche in Stutt­gart wohnhaft. Ans die Ergreifung der Täter war eine Belohnung von 4000 Mark ausgesetzt.

Großsüßen, 30. Mai. (Hier ist gut sein.) Hier amtet der Ortsvorsteher über 30 Jahre, ein Hauptlehrer unterrichtet schon 42 Jahre und bei Volksschulrektor Hoch werden es demnächst 25 Jahre, daß er an der Schule in Süßen tätig ist.

Krach, 30. Mai. (Eine Erwiderung.) Pfarrer Lessing r'n Riederich schreibt: Was ich in einer Versammlung in Urach sagte, ist nicht richtig wieder­gegeben. Ich habe den Finanzminister keiner Schie--! bnng beschuldigt. Uebrigens kann eine produzierende

Firma für den Weiterverkauf ihrer Ware durch'ein?' andere nicht verantwortlich gemacht werden. Allem Kom­menden sehe ich mit Ruhe entgegen.

Heidenheiin, 30. Mai. (Wahlradau.) Die auf Donnerstag abend im Konzerthaus von der Bürgerpar­tei anberaumte Wählerverfammlung, in der Oberamt­mann Bazille sprechen sollte, wurde von linksradikaler ' Seite gesprengt. Der Redner mußte bald aufs Wort verzichten und konnte nur noch geschickt die Summe fei­ner vereitelten Ausführungen ziehen in dem Sa.tz: Ves­ser als meine Worte, zeigt Ihnen das Verhalten dieser Leute, wie sie zu wählen haben. ^

^ Mm, 30. Mai. (Heimkehr.) In den letzten Tagen' sind die im Ruhrgcbiet zur Verwendung gelangten hie­sigen Reichswehrtruppen mit Ausnahme der Infanterie/ die noch länger im Ruhrgebiet gebraucht wird, wieder hier eingerückt. >

Von der Donau, 29. Mai. (Heuet.) Bei An­halten der guten Witterung wird nächste Woche mit der Heuernte begonnen, die einen ausgezeichneten Ertrog ver­spürt- -

Badischer Landtag.

Karlsruhe, 29. Mai.

In der gestrigen 44. öffentlichen Sitzung wurde die 2. Lejung des von Mitgliedern aller Parteien eingebrach- ten Gesetzentwurfs über die Abänderung des Gesetzes be­treffend die Entschädigung d e r L an d t a g s a b- geordneten angenommen. Nach der neuen Fassung des Tiätengesetzes beträgt die den Landtagsabgcordneten zustehende Entschädigung für die Zeit vom 16. .Januar bis 15. Juli 5000 Akk. für die nicht in Karlsruhe woh­nenden und 2800 Mk. für die in Karlsruhe wohnenden Abgeordneten. Hierzu werden noch Teuerungszuschläge von 50 Prozent gewährt. Das Gesetz wurde einstimmig auch in zweiter Lesung angenommen. Das gleiche geschah bei dem Gesetzentwurf über die Abänderung der Ber- waltungsrechtspflegegesetz.es, das das verwaltungsgericht­liche Verfahren hinsichtlich der Fortbildungsschulen der Gemeinden reLelt. Der Gesetzentwurf über die Abände­rung des Handeiskammergefetzes, der das Frauenwahl­recht für die Handelskammer regelt und bereits in erster . Lesung, angenommen worden war, fand in zweiter Le­sung die Zustimmung des Hauses. ^

Hiernach sollte die am Donnerstag schon ausgesetzte Abstimmung über den Gesetzentwurf betreffend die Be­soldung der Gemeinde- und Körperschaftsbeamten vor­genommen werden. Da es sich hierbei um eine Ver­fassungsänderung handelt, ist zur Abstimmung eine Zwei­drittelmehrheit (mindestens 81 Abgeordnete) nötig. Prä­sident Kops stellte fest, daß es trotz mancherlei Bemü­hungen nicht möglich war, die genannte Zahl Abgeord­neter im Hause zu versammeln. Tie Abstimmung wur­de deshalb abermals ausgesetzt. Nächste Sitzung Mitt­woch, den 9. Juni, nachmittags 3.30 Uhr.

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Baden.

Bruchsal, 30. Mai. Ein Räubernest ist in dem früheren Futterhaus der Tragonerkaserne ausgehoben wor­den. Dort hatten sieben Burschen im Alter von 18 bis . 23 Jahren ihr Diebesgut, vor allem Rauchfleisch, auf­gestapelt. Die Diebe konnten verhaftet werden, bei ' ihrer Festnahme aber wurde die Sicherheitswehr von der Bevölkerung tätlich angegriffen, so daß es dreien der Diebe gelang, wieder zu entkommen.

Ettlingen, 30. Mai. Das Ausschreiben des Bürger­meisterpostens der Stadt Ettlingen ist bis jetzt erfolglos geblieben. Wie verlautet, ging nicht eine einzige Be­werbung ein.

Wie derMittelbad. Kur." hört, werden zur Zeit Unterhandlungen zwischen der Stadt und den Nieder­brunner Schwestern geführt, die nach ihrer Ver­treibung Ms dem Elsaß nun eine neue Heimstätte su­chen. Die Stadt soll nicht abgeneigt sein, für etwa eine halbe Million das Alte Schloß an den Orden zu veräußern.

Mannheim, 30. Mai. Von Vertretern großer An-

Die wiltle Hummel.

Roman von Erich Friesen.

40 lkwrtiewung.l

Nicht hell und klar bricht der Hochzeitsmorgen der wilden Hummel von Büffel-Goldfeld" an. Dunkle Wol­ken verhüllen die Bläue des Himmels. Kein Sonnen­strahl dringt hindurch. Soviel auch die sehnsüchtigen Augen der Braut danach auslugen.

Schon früh war. Liane aus. Es litt sie nicht mehr im Bett.

Alles im Haus liegt noch in festem Schlaf, da eilt sie schon mit geröteten Wangen von Zimmer zu Zimmer und betrachtet all die Herrlichkeiten, die dort aufge- speichcrt liegen: die kostbare Ausstattung, dis wertvollen Hochzcitsgeschenke. Sie gedenkt dabei jener noch nicht fernen Zeit, da sie im kurzen, weißen Leinenrock, in einer groben Männerjoppe, im Wüstensand herumlief und nichts wußte von Grafen und Baronen und Leut­nants und Exzellenzen und dem ganzen Berliner Ge­sellschaftsleben.

Mit gefallenen Händen bleib: sie vor einem Rie­senkarton stehen, die ihr Brautkleid enthalt-ein wah­res Wunderwerk an glitzerndem Atlas, Schmelz und spinnwcbfcinen Spitzen.

Fast scheu betrachtet sie das Gewand. Sie wagt kaum, es zu berühren. Wie ein Heiligtum erscheint cs ihr ..

Und langsam, ganz langsam, verwandelt sich der kühle Glanz ihrer schwarzen Angen in einen sanften, feuchten Schimmer. Ein weiches, hingebendes Lächeln umspielt den sonst so übermütigen, lachsrohen Mund.

Den ganzen Vormittag ist Liane kür jeden unsicht­bar. Nur Gräfin Klothilde und Eva Achenbach haben Zutritt zn dem Boudoir, in dem Jeanettes geschickte Hände die junge Braut zu ihr'rm Ehrentage schmücken.

Norbert, der gegen Mittag in Geralds Begleitung eintrifst, wird in den Salvn gewürfen. Das gnädige Fräulein sei noch bei der

Beide Herren fühlen sich aerads angenehm berührt, als ihnen beim Eintrill L - , >' /Zerre ent

geg-uschwebt in e'- T.4! gehüllt

Sie hat es sich nicht nehmen lassen, als eine der Braut­jungfern zu figurieren, die sich, auf Wunsch Ihrer Ex­zellenz, im Hause der Braut versammeln sollen. Bis zum letzten Tropfen will sie den bittern Kelch aus­kosten komme dann, was da wolle!'

Doch Liselotte ist eine Virtuosin im Schauspielern Mit gewohnter Heiterkeit streckt sie Gerald die Hand zum Willkommen entgegen, nickt sie Norbert kamerad­schaftlich zu.

Tann geht sie, wie sie sagt, die Braut zu rufen.

Tie beiden Herren verhalten sich schweigend. Ihnen ist, als läge etwas Bedrückendes in der Lust, vielleicht heraufgeschworen durch Liselottes Anwesenheit.

Bald draußen im Gang leichte Schrille. Tie Tür öffnet sich.

Eine hohe Mädchengestalt im weißen Brautschlepp­gewand, den Myrrthenkranz im dunklen Gelock, von dem ein spinnwebzarter Spitzenschleier herabrieselt, tritt eiu mit geröteten Wangen und froh lächelnden Lippen.

Sie will auf Norbert zueilen. Ta fällt ihr Blick auf Gerald, und wie Gebannt bleibt sie stehen.

Und Gerald verharrt einige Sekunden regungslos-

Tann stürzt er mit einem seltsamen Ausruf von Jubel und Angst auf sie zu. ^ -

Sonnenscheinchen!"

In heftiger Abwehr hebt sie die Hand.

Welch böser Tomän trieb sie, aus Zartgefühl ihrem Bräutigam die Begegnung mit Gerald zu ve'r,chwei- gen? Sie wollte den Jüngling schonen, ihm eine Nie­derlage ersparen, da sie wußte, daß die beiden Freunde sind. Wie konnte sie ahnen, daß Gerald gerade an ihrem Hochzeitstage nach Berlin zurückkehren würde?

In grenzenloser Verwunderung blickt Norbert von seiner Braut auf Gerald, während es in Liselottes Augen triumphierend aufzuckt. .

Lange schwüle Pause.

Was soll das heißen? Warum nennen Sie unsere schöne BrautSonnenscheinchen!"

Liselottes spöttische Stimme ist es, die scharf und schneidend in die unheimliche Stille schrillt.

Gerald zuckt zusammen. Mit gesenktem Kopf tritt er zurück, sich zu einem unbefangenen Lächeln zwingend.

O nichts nichts! ... Ich bitte tausendmal um Ent­schuldigung ,Tie Ueberraschung, die junge Dame hier als Deine Braut wiederzusehen, Norbert"

Wicderzusehen?" wiederholt Norbert erstaunt.Tu kennst meine Braut?"

Ja, flüchtig ... Ich begegnete Sonnenscheinchen Verzeihung, Fräulein Arevallo in der südafrikani­schen Karroo ... in Büffel-Goldfeld ... Ich hatte keine

Atznustg davon, daß sie inzwischen-nochmals:

Verzeihung, daß ich mich so dumm benommen habe!" fügt er mit jenem knabenhaften Erröten hinzu, das manchem Jüngling so wohl ansteht.

Norbert lächelt gutmütig. In seinen Augen ist Gerald noch ein halbes Kind, dem man nichts übel nehmen darf.

(Fortsetzung folgt.)