Gegen die Kandidatur Erzderger. ^ Berlin, 20. April. Ter Reichsausschub der Zentrumspartei hat sich nach dem „Berl. Tageblatt" mit Mehrheit gegen eine Reichstagskandidatur Erzbergers ausgesprochen. «F . . n
Feiertagsarbeit. '
Berlin, 20. April. Abg. Puschmann und Genossen (Zentrum) haben in der Nationalversammlung eine kleine Anfrage eingebracht: Am Karfreitag, wie auch schon an anderen christlichen Feiertagen ist in einer großen Zahl von Betrieben, wie in der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft (A. E. G.), voll gearbeitet worden. Sind der Reichsregierung diese den christlich denkenden Volksteil schwer kränkenden und tief beunruhigenden Vorgänge bekannt? Welche Maßnahmen gedenkt sie zur Durchführung der ZZ 105 b u. ss. der Gewerbeordnung im Zusammenhänge mit Artikel 139 der Verfassung zu ergreifen ? (Auch in Württemberg ist am Erscheinungstag gearbeitet worden.)
Aus dem Parteileben.
Berlin, 20. April. Senator Peters en-Hamburg ist an Stelle Friedbergs zum Vorsitzenden der Deutsch- demokratischen Partei gewählt worden.
Wie berichtet wird, haben die ans der Teutschnationalen in die Deutsche Volkspartei übergetretenen Abgeordneten Kardorff, Arendt und Dewitz ihren Schritt damit begründet, daß nach ihrer Meinung mit der Sozialdemokratie Frieden gemacht werden müsse.
Der Mainkanal.
München, 20. April. Ter Plan des Rhein-Main- Donanknal als GroßschisfahrtSweg ist im Verkehrsministerium sertiggestellt und in Form eines Antrags dem Reichskanzler übergeben worden.
Betriebsrätervahlen.
Berlin, 20. April. Wie die„Vossische Zeitung" aus Gelsenkirchen meldet, zeigen die Vetriebsratswahlen im dortjgen Bezirk aus allen Zechen ein starkes Anwachsen der äußersten Linken.
Wahlen an Ln-wigshafen.
Lttdtvigshafen, 20. AprK Von 40 neu zu wählenden Stadträten sielen bei der gestrigen Wahl aus die Demokratische Partei 4, die U. S. P. 12 (bisher im Stadtrat nicht vertreten), die Deutsche Volkspartei 5, auf das Zentrum 7 und die Sozialdemokratische Partei 12 Sitz.
Aus dem besetzten Gebiet. ^
Oppeln, 20. April. Die. Beamten und Arbeiter stellten die neue Forderung aus, daß von der Einführung des Paßzwanges in Oberschlesien abgesehen werde, um einer Abschnürung vom Deutschen Reich vorzubeugen.
' Beuthen, 20. April. Der französische Besatzungs- general Lerond erklärte den Vertretern der Parteien, die Verbandskommission habe die Einsetzung von Betriebsräten in Oberschlesien nunmehr genehmigt, sie verbiet e aber die Teilnahme an den Reichstagswahlen.
Vom Völkerbund." dWLlHi,
' Berlin, 20. April. .Laut „Berl. Lokalanzeiger" verlangt die norwegische Regierung vom Landtag einen Kredit von 130000 Kronen (nicht 232 Millionen, wie gestern WTB. irrtümlich meldete) als Anteil Norwegens an den Berwaltungskosten des Völkerbunds bis 31. März 1920. --
zkunvgebnng der Verbündeten.
' Berlin, 20. April. Amtlich wird mitgeteilt: Die Regierungen von Belgien, Frankreich, Großbritannien und Italien haben ihre Geschäftsträger ermächtigt, dem Minister des Auswärtigen zu erklären, daß diese Regierungen eine deutsche Regierung, die nicht geneigt sein würde, den Friedensvertrag loyal auszuführen, in keiner Weise dulden können. Jede Wiederkehr einer revolutionären Bewegung, ebenso wie jeder Ausbruch voll Unruhen würde nur das eine Ergebnis haben: die Maßnahmen zur Begünstigung des wirtschaftlichen Wiederaufbaus und der Verpflegung Deutschlands zu verzögern oder sogar unmöglich zu machen, während andererseits die alliierten Regierungen versprochen haben, derartige Maßnahmen in Erwägung zu ziehen.
Tie Wahlvorlagen
Berlin, 20. April. Ter Versnfsungsansschuß der Nationalversammlung nahm heute endgültig die Reich s- tagswahlvorlage an, ebenso de» Gesetzentwurf über die Wahl des Reichspräsidenten. Der Gesetzentwurf über die Volksentscheidung und die Vorlage über den Staatsgerichtshof sollen nach übereinstimmender Auffassung des Ausschusses dem neuen Reichstag zur Erledigung Vorbehalten bleiben. Die zweite Lesung der Wahlvorlage und des Gesetzes über die Wahl des Reichspräsidenten finden in der Nationalversammlung am Donnerstag statt.
Wieder ein Komplott? '
Münch n, 20. April. Den im Festungsgesängnis Niederschönenfeld untergebrachten Bolschewisten Mühsam, Toller u. a., die dort ihre Strafe absitzen: ist es infolge ihrer großen Bewegungsfreiheit gelungen, mit Genossen im Lande sich über einen Handstreich zuverständigen, der bereits bis ins einzelne vorbereiter gewesen sein soll. Nach der Entwaffnung der Einwohnerwehren sollte die jetzige Regierung in Bayern gestürzt und die Räteherrschaft hergestellt werden. Die Regierung erhielt von dem Plan Kenmnis und traf sofort wirksame Gegenmaßregeln. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Aus dem besetzten Gebiet.
Frankfurt a. M., 20. April. Die gestrige Nummer der ,.B. Z. am Mittag" ist wegen der Depesche „Frankfurt vor der Räumung" beschlagnahmt worden.
Ein Schutzmann wude von den Franzosen zu drei Monaten Gefängnis und 500 Mark Geldstrafe verurteilt, weil er nicht gegen das Publikum eingeschritten ist, das abfällige Bemerkungen über die Belgier machte.
Vom Völkerbund.
London, 20. April. Ter Völkerbund hat die Fi- nnnzvertreier von 25 Ländern für Ei d' Mai nach Brüssel eiugeladen. Tie Konferenz wird sich hauptsächlich mit der Erörterung der Mittel beschäftigen, den Kredit wieder durch die gebräuchlichen Kami e stießen zu lassen.
Die englische Staatswirtschaft.
London, 19. April. (Reuter.) Cham berl ain sagte in seiner Rede znm Staatshaushalt, da der aus der Grundlage der bisherigen Steuern erzielte Ueberschuß ungenügend sei, müsse er an das Land die Aufforderung richten, durch größte Kraftanspannung den Kredit zu verbessern und die zukünftige Lage zu erleichtern. Die Staatseinnahmen betrugen 71 Millionen Pftmd Sterling mehr als der Voranschlag vor einem Jahr und 130 Millionen Pfund Sterling mehr als der Oktobervoranschlag des vorjährigen Haushalts, jedoch nur 63 Millionen mehr als der Oktobervoranschlag.
Der Streik in Italien.
Mailand, 20. April. Der „Eorriere della Sera" berichtet über den. Generalstreik in Turin, daß zahlreiche Angestellte bereits wieder zur Arbeit zurückgekehrt sind. Aus Florenz wird berichtet, daß die dortigen Eisenbahner die Abfahrt von Carabinisri nach Turin, wohin sie wegen des Generalstreiks berufen worden waren, mit Gewalt verhinderten. Auch in Genua verhinderten die Eisenbahner mit Gewalt die Verladung eines Infanterieregiments nach Turin. . ^
Räterepublik Fiume? s
Mailand, 80. April. Der „Eorriere della Sera" berichtet von einem neuen bolschewistischen Generalstreik in Fiume. Tie Agitatoren sollen ans Kroatien und Ungarn gekommen sein. Das Ziel sei die Räterepublik unter der Diktatur Annunzios. — Ob die Verbündeten dem Annunzioschwindel nicht doch bald ein Ende machen werden?
Die ttvbcrmachung des Kaisers.
London, 20. April. Im Unterhaus erklärte Vonar Law, Holland habe sich verpflichtet, den Kaiser, seinen Briefwechsel und alle seine Beziehungen zur Außenwelt zu überwachen. Als Wohnsitz werde ihm Utrecht angewiestn. lieber die Aburteilung der Beschuldigten durch das deutsche Reichsgericht werden die Verhandlungen fortgesetzt, es seien aber noch keine Abmachungen getrosten.
Dir Konferenz von San Remo.
San Remo, 20. April. Gestern vormittag 1l Uhr trat die Ministcrkonferenz zur Beratung des Friedensvertrags mit der Türkei zusammen. Tie türkische Friedensaborduung wird für den 10. Mai nach Paris berufen, um den Vertrag entgegenzunehmen. In der Nachmittagssitznng wurde die Antwort ans die Note Wilsons beraten und dann in die Prüfung der finanziellen Bestimmungen des türk.scheu Fciedensver.rags ein- oeirrtni
Die Unterredung Mi! lerands m't Lloyd George tone um!, dem Pariser -s kübl. M'ft-
lerand verlangte die völlige Entwaffnung Deutschlands und die genaue Einhaltung aller Bestimmungen des Fne- densvertrags. Llvhd George war mit der Entwaffnung einverstanden, England will aber nach dem „Mat.n die Rolle des Schiedsrichters in Europa sesthalten; von den Festlandmächten solle keine die Oberhand gewinnen. Ebenso beansprucht England die Vorherrschaft nn Osten (Kleinasien usw.). Tie Stimmung in Italien ser gegenwärtig gegen die Verbündeten, besonders gegen Frankreich.
Tie Londoner „Daily Mail" erfährt aus Paris, Marschall Foch habe eiueu Bericht ausgearbeitet, nach dem ein Heer von 300000 Manu nötig sein soll, um die Ausführung des Friedensvertrags in der Türkei zu überwachen.
Rom, 20. April. König Viktor Emanuel wird in Sau Remo eine Zusammenkunft mit dem Präsidenten von Frankreich, Teschauel, haben, der auch Lloyd George und die Generalstabschefs^>er Mächte sowie. Marschall Foch beiwohnen werden. Wie verlautet, sollen die militärischen Sicheruugsmaßnahmen besprochen werden, über die Frankreich immer noch nicht beruhigt ist. Von englischer Seite wird mitgeteilt, daß auch die Bekämpfung des Bolschewismus beraten werden soll.
Die Wahlen in Tschechien.
P-rag, 20. Avril. Bis gestern abend waren in l4ü Wahlkreisen, in denen 220 Abgeordnete zu wählen sind, 153 Abgeordnete gewählt. 67 Mandate blieben unbesetzt. Es erhielten von den deutschen Parteien die Christlich-Sozialen 4, der Bund der Landwirte 6, Sozialdemokraten 23, Deutsch-demokratische Freiheitspartei 2 und die Deutsche Wahlgemeinschaft 8, insgesamt 43 Mandate. Von den tschechischen Parteien erhielten die National-Demokraten 12, National-Sozialdemokraten 17, Sozialdemokraten 44, Agrarier 2 l, gewerbetreibende Volks- Partei 14 und Modracel-Partei 1, insgesamt 110 Mandate.
Wien, 20. April. Der weitaus größte Teil der Angestellten und Arbeiter der Südbahn erklärte sich gestern abend zur Wiederaufnahme der Arbeit bereit.
Wien, 20. April. Wie die Blätter melden, hat die jugoslavische Regierung den Lebensmittel- und Warenlieferungsvertrag mit Oesterreich gekündigt.,
Anschlag ans Mannerheim. - -
Kopenhagen, 20. April. Aus Helsingsors wird über die Aufdeckung eines bolschewistischen Anschlags gegen General Mannerheim, der während der Osterfeiertage in Hammerfors stattsinden sollte, berichtet. Die dazu bestimmte Person hatte jedoch im entscheidenden Augenblick nicht den Mut. Bis jetzt sind 10 Personen verhaftet, k Ter Aufstau- in Mexiko.
Anapolis, 20. April. (Funkspruch.) Aus dem Hauptquartier der neuen Republik Sonora wird gemeldet: 5000 Manu, der Streitmacht von Sorwra unter General Angeles haben Culiacan, die Hauptstadt von Si-> nalea, genommen. Sonoras Truppen rückten gegen die Küste von Mazatlan vor.
Nach einer Washingtoner Meldung des „Nieuwe Courant" hat der ehemalige amerikanische Gesandte in Mexiko, Henry Laue Wilson, als Zeuge vor dem Se- natsansschuß zur Untersuchung der Lage in Mexiko scharfe Angriffe gegen die mexstnnoche Politik des Präsidenten Wilson gerichtet. . > - '
Dresden, 20. April. Die sächsische Regierung hat das Auslieiernngsverlangen gegen H ö l-H bei der Tschecho-st > Slovakei gestellt.
Wie das „Prager Taxbütt" berichtet, wurden in Ma-
M wiläe Hummel.
Zk«m«l »»n krich Friesen.
15 (kottletruni.I
„Bah! Ich bin hier glücklich! Bei Dir und den Jungens!"
„Unsinn, Hummelchen! Was würde man in Berlin sagen, wenn ich Dich Deinen Verwandten vorenthi-lte?"
„Ist mir egal, was man kn Berlin sagt!"
„Man würde mich mit Recht für einen Egoisten, einen schlechten Kerl halten, der Deinem Glück im Wege steht Und deshalb —"
„Deshalb?"
mußt Tu mit dem Herrn da gehen!"
Sie ist sehr bleich geworden, die mutige kleine Hummel.
„Tn sagst Dich von mir loS, Du, Karl?"
Er wendet sich ab, damit sie nicht das verräterische Zucken in seinen wetterharten Zügen bemerke.
„Nein, Hummelchen, ich sage mich nicht von Tir los," erwidert er sanft, wie das Mädchen die tiefe, etwas rauhe Stimme noch nie vernommen hat. „Ich rate Dir nur als Dein väterlicher Freund: stoße Dein Glück nicht um einer Laune willen von Dir! Ich habe Dich nach bestem Ermessen erzogen. Du wirst in Deiner
neuen Heimat bald Freunde finden-schüttele nicht
den Kops! Es ist so! Geld und verwandtschaftliche Beziehungen öffnen alle Türen. Tu sollst uns auch nicht vergessen, Kind — mich und die braven Jungens! Tu wirst uns stets das Teuerste ans der Welt bleiben — unser Sonnenscheinden, auch wenn Du nicht .retzr in unsere- Mirt- weilst!"
Und er legt den Arm um ihre Schulter und sie
lehnt ihr gesenktes Köpfchen saust, ganz fe-uff an seine breite Brust.
„Wenn ich aber unglücklich bin, da oben im kalten Norden —" stößt sie erregt hervor, und leises Weinen zuckt um ihre Lippen.
„Tann kehrst Du zurück nach Büffel-Goldfeld," tröstet er, während seine Hand beruhigend über das dunkle Lockengeringel seines Lieblings streicht. „Bei uns wirst Tu stets mit offenen Armen ausgenommen werden, wenn Tu es für nötig halten solltest, zu nnS zurück- zukebren."
Jnstizrat Mertens hat sich bei dem, was er bei sich „eine kleine Familienszene" nennt, diskret abgewandt und ist ans Fenster getreten, fährt aber plötzlich entsetzt zurück.
Draußen balgen sich gerade Peter und Fritz, und es setzt Püffe und Schläge, nach Herzenslust, während ein paar andere „JungenS" die lachenden Zuschauer bilden.
„Ahm —" hüstelt der Justizrat indigniert. Dieser Orr scheint mir wirklich nicht länger geeignet Pr eine MüUonenerbin, die Mündel Ihrer Exzellenz oer Frau Gräfin Klothilde von und zu Lütringhausen."
Aus Hummelchens Angen sprühen Zornesblitze hinüber zu dem kleinen Advokaten. Schon will sie heftig erwidern — aber Karl kommt ihr zuvor.
„Bringe dein Herrn eine Erfrischung, Sonnenschein- chen! Ich gehe, die'Jung-ns von Deinem Glück in Kennmis zu fetzen."
Ti- Balgerei draußen vor der Hütte hat gerade ihrui Höhepunkt erreicht, als Karls laute Stimme mit der wunderbaren Neuigkeit dazwischen fährt.
Schott sinken die zua: Shlage erhobenen musku
lösen Arme herab.
Offen.- Mulchs. Eisiges Schweigen.
Tann, aber bricht er los, der Entrüstungssturm.
„Was? ... Unser Hummelchen will er uns neh- ... Unser Sonnenschemchen? ... G Plagt dem K.-rl den Schädel ein!"
„Huniine-chen, Hummelchen! ... Wo ist unser Son- .-enscheinchench
Ans de», Hintergründe des Zimmers, wo sie gerade dem Jnstizrat ein Glas Kokosmilch kredenzt hat, tritt oie wild« Hummel hervor. Sie ist sehr bleich — so bleich, wie die „Jungens" sie noch nicht gesehen haben.
„Ruhe, Jungens!" ruft sie/ihre Stimme zur Festig-» teil zwingend. „Ich gehe nicht gern von Euch fort — das glaubt mir! Aber ich muß, sagt Karl. Und wenn Karl es sagt, ist es so." Eine große Träne- löst sich von ihren Wiinvcrn und rollt langsam d'c Wange herab. „Macht es mir nicht noch schwerer! Karl. lieber^Karl wendet sic sich hülfesuchend an den Pflegevater, der der aufgeregte» Menge gefolgt st „erkläre Tu ihnen! Ich kann nicht —"
Und schluchzend, wie ein Kind, geht sie rasch aus dem Zimmer.
Unwilliges Gemurmel. Geballte Fäuste. Trotzende Blicke nach der Ecke hin, in die der kleine Justizrar, am ganzen Leibe zitternd vor Vingst, sich zurückgezogen
har.
Ta tritt der hünenhafte Peter hervor. Ein paarmal öffnet ec den breiten Mund, ohne daß ein Wort ye'ank kommt. Tann ich reit er: .
(§,ssrtzunz f»lzt.)