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überall finden, wo man Bäume sehen konnte, die ganz wund gekratzt Ware«. Solche mißhandelten Bäume können keine Frucht trauen, sie brauchen eine Menge Nahrung, um die Wunden ansjuyeilen. Aehnlich ist es bei dem allchhrlichen Ausputzer: derselben. Auch Friedrich Peterseim schreibt in seinem Buch „Hüten wir uns": „Wo sind sie hin, jene Riesenobstbäume, zu denen wir als Jungen hinaufkletterten, jene Obstbäume, die zur Zeit unserer Väter und Großväter 30 Zentner Obst Jahr für Jahr lieferten. Wo sind sie hin? Der moderne Obstbaum- techmker hat sie tot kultiviert. Man soll die armen Aepfel- uns Birnbäume endlich einmal in Ruhe lasten: nicht so viel daran herumkratzen, herumschmieren, nicht die Rinde Herunterreißen, nach Ungeziefer suchen usw, dem Obstbaum wird es ja angst und bang".
Zeitgeschichtliches.
Vor einigen Tagen — der Ort tut nichts zur Sache — ist ein altes Großmutterle ins Wasser gegangen. Von ihren Kindern und lieben Enkeln weg ins Wasser! Die Greisin, welche übrigens beim Schwiegersohn ein recht guteS Unterkommen hatte, war immer so von Angst geplagt vor den kommenden Tagen in deutschen Landen. „Es kann garnicht sein, daß es auch noch für mich, die unnütze Esterin, zureicht bei den teueren Preisen" so jammerte sie schon lange. Und dann, als sie einmal allein am kleinen Fluß stand und sich unbeobachtet wähnte, - da stammelte sie noch rasch ihr Stoßgebetlein und ließ sich in die kalte Flut gleiten. Zum Glück wurde sie nun aber doch beobachtet. Ihre Tochter sah zufällig zum Fenster heraus und tief atemlos zu ihrem in der Nähe arbeitenden Mann. Dieser — ein Resoluter mit dem Herz auf dem rechten Fleck — lief, was er laufen konnte, etwa 100 Meter am Fluß abwärts und sah denn auch bald Großmutter im Master daher treiben. Nachdem sie glücklich geborgen war, stellte sich zur unermeßlichen Freude der Kinder und der Enkelein heraus, daß die geliebte Ahne noch am Leben sei. Sie sagte aber, als sie wohlig im Bett lag: „Ach, hättet Ihr mich doch sterben lassen. Das Schwerst' war schon überstanden. Die Angst vor der kommenden Not Packt mich schon wieder" .— Warum ich diese wahrhaftige Geschichte erzähle? Ich gegenfrage: Welchem Christenmenschen krampst sich nicht das Herz zusammen, wenn er solch' schwäbische Kunde hört? Also, soweit hat es die vereinigte Erwerbsge- sellschaft von Jud, Christ, Schieber und Kompanie im „heiligen Land der Treu" gebracht, daß unsere lieben Alten, gebeugt von ihrer geleisteten Lebensarbeit, jetzt ein Grauen ankommt vor dem Weiterleben in nächster Zukunft Sie können und wollen die paar Jährlein nicht mehr abwarten, bis sie der liebe Gott ins Vaterhaus ruft; sie ziehen ein Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vor! Wie viel Zittern vor kommenden Tagen, wie viel stille Verzweiflung mag sich da und dort in einsiedlerischen Stübchen armer Witwen und vereinsamter, greiser Männer noch schamvoll bergen? Und diese Alten sind cs, deren ehrlicher Schweiß die Größe unseres „Deutschlands hoch in Ehren" geschaffen hat! Diese Tatsache wird der gewandteste Fraktionsredner ebenso wenig wegdisputieren können, als die andere, daß dieser 40jährige Arbeitserfolg unserer Alten vorläufig dahingeflossen ist. — Unterdessen ist für unsere Jugend das Tanzvergnügen, der Kinorummel .sonstige „Lustbarkeiten", und — soweit noch Zeit verfügbar — die von den verschiedenen Parteigrößen in selbstloser Weise im Betrieb erhaltene Parteipolitik das A und das O des Daseins. Uebersieht man die trostlose Sachlage, in welche sich unser Jungvolk anscheinend unentwirrbar verfängt, dann könnte auch einen noch nicht so Bejahrten, wie das Großmutterle, deren Angst überfallen — die Angst vor den kommenden Tagen! Damit glaube ich auch die Frage, warum ich obiges Geschichtlein erzähle, beantwortet zu haben.
H. R.-F. in W.
Wege und Ziele der deutschen inneren und äußeren Politik.
Vortrag von Landtagsabgeordneter Hopf-Stuttgart gehalten in der Deutsch-demokratischen Partei Neuenbürg.
(Schluß.) '
Wo sind denn am 9. November 1918 die Herren gewesen, die jetzt immer nach dem starken Mann rufen. In der Zeit vom November 1918 bis Mai 1919 hätten sie reichlich Gelegenheit gehabt, den starken Mann zu zeigen; man sah aber keinen. Er, Redner, habe sich in den Soldatenrat wählen lasten und habe mit den Unabhängigen Rück, Thalheimer und Genosten im Geiste gerungen, um sie zu überzermen, daß sie sich mit ihren Anschauungen nicht auf dem rechten Wege befinden. Die Minister Liesching, Baumann und Hieber, die man von der Rechten anfeindet, waren mehr denn einmal in Lebensgefahr. Nun sagt man Wohl, die Regierung sei schwach, sie tauge nichts, sie rede nur. Vom sicheren Hort aus läßt sich das Wohl sagen, aber wenn man selbst mitten drin steht, ist es etwas anderes. Das Kritisieren sei ein billiges Vergnügen. Wir befinden uns immer noch in der Revolution, das Mißtrauen der unteren Stände ist da; es kann nur nach und nach abgedämmt werden,
Der Habermeister.
Ein Volksbild aus den bairischen Bergen.
Von Hermann Schmid.
59. Fortsetzung. (Nachdr. Verb.)
Der Binder, der schon bald stinen Siebziger auf den Nuckel hat, hat sich dagegen gewehrt mit Händen und Füßen und hat gesagt, daß er nimmer recht fort könnt', daß er mit'm Lesen und Schreiben seiner Lebtag über's Kreuz gestanden ist — es hat alles nichts geholfen.
Der Herr Amtmann hat schon anfangen lassen Wolken mit der Abstimmung .... da ist auf einmal die Stubentür auf'gangen und der Aichbauer ist herein- 'kommen. ..."
„Der Blitzbursch!" sagte der Finkenzeller und vergaß den Krug, dessen Deckel er schon geöffnet hatte, zum Munde zu führen.
„Du weißt, was er sich für ein Ansehen geben kann", fuhr der Alte fort, „grcad' als wie eurer von den Her- rischen oder aus der Stadt, uno so ist er herein und Grüß' Gott hat er gesagt, Grüß' . Gott, Nachbarn alle miteinander, und seids nit Harb auf mich, -wun ich erst jetzt komm' und wenn ich Luch letzt auch noch aufhalten muß, aber ich Hab''Euch was zu erzählen. „Erzählen"? hat der Gestreng-Herr gesagt und hat dazu ein Gesicht gemacht, wie ein Feld voller Teufel. Die guten Leut' sind jetzt beieinander wegen der Vorsteherwahl und nicht um Ihre Erzählungen anzuhören. Derlei fremdartige Dinge gehören nicht in die Amtshandlungen hinein. . . Der Sixt aber hat sich nicht irr' machen lassen und hat sich mitten in die Stuben gestellt und hat gesagt, die Geschicht', die er zu erzählenchätt', die gehörte auch zu der Gemeindewahl; Sie jelber, Herr Baron, haben das letzte Mal gesagt. Sie wollten alles aufbieteu, daß Sre uns bei der heutigen Zusammenkunft den Stammbaum von dem Kind sagen könnten, das bei meiner Bas' aus dem Oedhof gelegt worden ist, und wer das Kind dahin gebracht hat ... . also mutz die Sach' doch auch zu der
nur allmählich ein Ausgleich stattfinden. Die Regierung habe es fertig gebracht, wenigstens einigermaßen Ordnung zu schaffen; das sei nicht so leicht gewesen angesichts des Treibens der Hörnle, Thalheimer, Rück und Genossen. Es grenze an Vaterlandsverrat, wenn man einer Regierung, welche die ehrliche Absicht hat, aufzubauen, andauernd Sterne in den Weg wirft, sie vor dem In- und Ausland in Mißkredit bringt.
Wir sagen als Demokraten: An und für sich schließt die Demokratie die Monarchie nicht aus, es hat bei letzterer aber gefehlt an dem Widerhall der Stimmen von oben nach unten. Wenn man in den Kreisen der Rechten sagt, die Monarchie ist die einzig gegebene Staatsform für den Deutschen, so werden wir Süddeutsche doch fragen dürfen, soll denn die Monarchie in Deutschland neu erstehen? Sollen die Bundesstaaten wieder auferstehen, die Throne und Thrönchen wieder eingeführt werden; soll der deutsche Kaiser wieder auf den Thron kommen? Wer ist legitim? Sirrds dre Hohenzollern? Wir hatten in Württemberg einen König, der in Niemand einen Feind hatte, und der wohl auf dem Thron geblieben wäre, wenn nicht die Wellen von Norden durch das Land gebraust wären. Wir sind kein souveräner Staat mehr; die Entente ist unser oberster Herr, auf deren Befehl und Geheiß wir Steuern ausschreiben dürfen. Glaubt denn jemand im Ernst in Deutschland, die Entente ließe zu, daß ein Hohenzoller wieder aus den Thron käme? Wo bliebe Bahern? So wie der Bayer veranlagt ist, würde er zuerst an sein Königshaus denken. Der Anfang, die Einheit des Reiches zu sprengen, wäre damit gemacht. Diejenigen, welche von der Aufrichtung der Monarchie sprechen, tun kein gute? Werk an der Seele des Volksganzen.
Wir waren in diesem Kriege ohne Führer. Wenn man von der Schuld am Kriege spricht, von all dem Elend, das über uns hereinbrach, so ergeben sich zwei Lager: Die Oberste Heeresleitung mit Ludendorff auf der einen, die Heimat, welche das Heer erdolcht haben soll, auf der anderen SeÜe. Er sage Schuld au dem Unglück sind die Feinde: Der Drang der Russen, auf dem Balkan das erste und letzte Wort zu sprechen, die Rachsucht der Franzosen, der Neid Englands, das zu unserer wirtschaftlichen Entwicklung und Weltmachtpolitik nicht gut sah. So müssen wir die Ursachen dieses Krieges auffassen.
Ein großer Zwiespalt habe zwischen Oberster Heeresleitung und politischer Führung geherrscht. Wo Reibungen entstehen, können sich die einzelnen Kräfte nicht auswirken; es entstehen Widerstände; es habe die -Hand gefehlt, welche den richtigen Weg zeigte. Wir waren militärisch und technisch ausgezeichnet geführt, sind aber- diplomatisch maßlos irrgeleitek worden, Der Krieg war diplomatisch bereits verloren, als er militärisch begann. Daß dieser stolze Bau so jäh zusammenbrach, äst darauf zurückzüführen, daß diejenigen, welche an der Herrschaft waren, es nicht verstanden, diesen Bau zu untermauern, unserem deutschen Volke, das so gut zu leiten war, aber mißleitet wurde, nicht eiuzuprägen verstanden, daß der Staat jeder Einzelne von uns selbst ist. Es war ein rückständiges Regierungssystem, das vor allen Dingen den großen Gegensatz hätte beseitigen sollen, daß draußen vor dem Feind'jeder gleich ist und zu Hause nach dem Dreiklassenwahlsystem zu wählen war.
Man mag an der deutschen Republik, an der Verfassung etwas ändern, das eine ist aber sicher, der Weg bleibt derselbe, der Weg der Demokratie. Mögen die nächsten Wahlen eine ^andere Regierung bringen, sie kann auch nichts anderes machen, als was jetzt geschieht; sie mag sich hüten, die Monarchie wieder einzusühren.
Zum Schluß warf Redner einen Blick in die äußere Politik. Von hoher Warte komme er zu dem Ergebnis, wir vermögen einen Lichtblick zu schauen. Was dieser Krieg geschaffen, sei nicht für alle Ewigkeit gegründet so wenig wie der Friedensvertrag von St. Germam und Versailles dem deutschen Volke dauernd aüferlegt sei. Der Kampf sei Wohl ausgekämpft, Deutschland sterbensmüde und matt, aber was nicht ausge- kämpst ist, das seien die wirtschaftlichen Kämpfe, und da werden wir die Entente nicht als eine Einheit schauen. Italien steht auf der Seite wie ein verprügelter Junge, England, Amerika und Japan haben eine Art Dreibund gegründet, aber dazwischen klaffen große Gegensätze. England hat uns wegen unserer Handelsflotte vernichtet; sie ist verschwunden; aber während des Krieges hat sich Amerika eine Handelsflotte geschaffen, viel größer als die deutsche und englische. Politische Gegensätze bestehen mit Kanada, zwischen Amerika und Japan stehe China und Mexiko. In Frankreich herrsche noch der Siegestaumel- daß es gelungen sei, Elsaß-Lothringen wieder zu gewannen und daß Deutschland alle Kriegsschulden bezahlen müsse. Wir wissen, daß dies uns unmöglich ist und Sann wird sich d-e Erkenntnis Bahn brechen, daß Frankreich selbst seine Schulden bezahlen muß. Dann wird es in Frankreich zu schweren sozialen Kämpfen kommen, die Franzosen werden fragen, wo sind die Versprechungen, die uns gemacht wurden; die Kämpfe, die dann entstehen, werden uns eine Entlastung bringen. Ein Blick nach Osten zeigt, daß die Frage über Palästina Nbch ungeklärt ist, desgleichen über den Balkan, Rußland und was mit dem Namen Türkei zusammenhängt, umgekehrt auch die Frage Polen,
England gibt sich Müh«, mit Rußland zum Frieden zu komm«, denn die englische Herrschaft in Asten ist ungeheuer stark bedroht vom Bolschewismus. Lenin und Trotzki sind genial in der Ausbildung von Agitatoren. Französische und englische Truppen, welche nach Rußland gesandt wurden zur Bekämpfung des Bolschewismus, wurden selbst angesteckt, meuterten und mutzten zurückgezogen werden. Dian bringt die Franzosen und Engländer nicht dazu, gegen die Bolschewisten zu kämpfen und so kommt man auf den Gedanken, da wären die Deutschen recht Im Interesse der Menschheit muß man den Deutschen die Last leichter machen, sagen die Engländer und Franzosen, weil es das englische Interesse erheischt, und weil die Engländer und Franzosen mit dem Bolschewismus allein nicht fertig werden. Darum „Die Germanen vor die Front!" Die Deutschen aber werden sagen, ihr habt uns solange auf unsere Noten ohne Antwort gelassen, nun seht zin wie ihr mit dem Bolschewismus fertig werdet. Redner ist überzeugt, daß wir den Bolschewismus in Deutschland nicht zu fürchten brauchen, wohl aber England, Frankreich und Polen.
So sehen wir nach außen, wie alles durcheinander wogt und wirbelt, ein großer brodelnder Kessel, geheizt mit den Frage« der Selbstbestimmung. Es wird die Zeit kommen, wo auch wir wieder hoch kommen; Hauptbedingung dafür ist, daß wir in Deutschland einig sind, Ruhe und Ordnung halten, uns nicht in unnützen reaktionären Umtrieben betätigen, gleichviel ob von rechts oder links kommend, sondern den Weg beschreiten, der gerade ausführr aus dem dunklen Tal und die Menschheit zurückbringt zur Arbeit. Jeder Einzelne muß dabei seine Pflicht tun und den Posten aussüllen, auf dem er gestellt ist. Die Zukunft und die Wohlfahrt des Vaterlandes hängt davon ab. Wir haben draußen unter den Völkern unsere Rolle noch nicht aus- gespiclt; die Welt braucht uns, sie- kann uns nicht misten. Nur wenn wir von diesen Gedanken durchdrungen sind, wird eS möglich sein, dem deutschen Volke wieder hoch zu helfen, ihm den Weg in Freie zu zeigen. Darin sieht als ihre Hauptaufgabe die Deutsche demokratische Partei.
Württemberg.
Stuttgart, 7. März. (Ende der planmäßigen Gefangensv- heimkehr.) Am Samstag ist der letzte planmäßige Heimkehrertransport abgefertigt worden. Es beginnen jetzt die Transporte der Nachzügler. Außerdem werden noch einige Lazarettzüge erwartet. Nach den Gefangenenlisten stehen besonders für Württemberg noch eine namhafte Anzahl von Gefangenen aus, um deren baldige Heimkehr die württembergische Heimkehrerfürsorgeabteilung sich besonders bemühen wird.
Stuttgart, 7. März. (Der Sonntagszugverkehr.) Allenthalben hörte man in letzter Zeit, daß der Eisenbahnverkehr an den Sonntagen demnächst wieder eiugeführt werde. Das scheint aber nicht so schnell zur Tat M werden, sondern an der Kohlenversorgung zu scheitern, die noch immer so schlecht ist, daß mau zufrieden sein muß, wenn die Durchführung des heutigen Fahrplans gewährleistet bleibt.
Herrenberg, 7. März. (Bestrafter Aberglaube.) Zwei bür- ger von Nufringen waren wegen gegenseitiger Streitigkeiten vor Gericht geladen. Dem einen schlug das Gewissen. Als ihm eine alte Zigeunerin ihre Wahrsagerkünste aubot, fiel er darauf herein. Sie ließ ihn sein ganzes Geld auf dxn Tisch ausbreiten und legte ihr Taschentuch-darüber. Dann ^verlangte sie noch ein Ei, nahm alles zusammen, warf es auf den Boden und zertrat es. Dabei machte sie ihren Hokuspokus und prophezeite einen guten Ausgang des Prozesses. Es kam etwas anders. Als der Mann sein Geld wieder zählte, fehlten 70 Mark und in dem Prozeß hat er ein blaues Auge davongetragen. Wenn die Dummheit gestraft würde, hätte er ihn ganz verloren.
Ludwigsburg, 7. März. (Bösartiger Hamsterer.) In Neckarweihingen müßte die Polizei, weil die Milchversorgung für die eigene Bevölkerung nicht mehr ausreichte, an "der Neckar- orücke die Milch abnehmen. Sie wurde in einem Gefäß zusammengeschüttet, einer der Hamsterer aber hätte bei der Abnahme unbemerkt seiner Milch schädliche Substanzen zugesetzt, sodaß alles verdorben wurde. Leider ist er unentdeckt geblieben.
Kirchheim u. T., 7. März. (Glück im Stall.) Eine Ziege des Dosenfabrikanten Schwarz in Ohmden hat fünf lebendige, gesunde und muntere Zicklein zur Welt gebracht.
Baden.
Ettlingen, 8. März. Hier verkaufte eine Bauernfrau einen Zentner Roggen bei der Getreideübernahmestelle zu dem festgesetzten Höchstpreis von 20 Mark und 75 Pfennig. Mit dem Erlös kaufte sie sich, ein Röllchen Faden und bekam noch 2 Mark und 75 Pfennig heraus. Dieser Vorfall macht es ebenfalls begreiflich, daß die Bauern von der Zwangswirtschaft nicht viel wissen wollen.
Durlach, 6. März. Der Bremser Christof Schofer aus Rotensol kam gestern nachmittag Leim Rangieren auf dem Güterbahnhof in Durlach unter die Räder eines Eisenbahnwagens, wobei ihm beide Beine abgefahren wurden. Der Schwerverletzte
Gememdewahl gehören. Der gestrenge Herr hat's wohl ! noch einmal probiert,' dagegen zu reden, und hat gesagt, das wären Familiensachen, die die Gemeinde nichts augeh'n .... aber die Bauern sind schon unruhig geworden und haben gesagt, sie wollten zuvor, eh' sie- wählen, den Sixt anhören, und so hat er den« richtig zu erzählen angesangt."
„ . . . . Aber was denn? Ruck nur einmal heraus .mit der Färb'!" ' ;
„Was sonst, als daß er's jetzt heraus'brachc halte, wer die Mutter ist von dem Kino und wer's auf den
Oedhof vertragen hat.,Es ist freilich eine harte
Buß," hat er gesagt, „wenn man so war erzählen und sich selber in's Gesicht schlagen muß, aber wenn's daraus .ankommt, daß man einen Unschuldigen helfen kann, der drunter leiden muß, dann muß man reden, dann wär' daS Schweigen noch eine viel größere Schand' .... Daraus hat er erzählt, daß seine eigene Schwester, die Susi, ihm eiugestanden hat, daß ein fremder Herr drinnen in der Stadt sie verführt hat, daß sie die Mutter ist von dem Kind und weil sie das Herz nit gehabt hat, sich dazu zu bekennen, und hat doch nit leben können ohne das Kind, hat sich die Franzi um sie angenommen, hat es heimlich aus. der Stadt geholt und aus den Oedhof 'trägen ..."
„Also hat sich die Mutter das eigene Kind als ein fremdes vor die Tür legen lassen!" rief der Finkenzeller verwundert. „Was man nit alles erlebt auf der Welt, wenn man alt wird! Und die Susi ist die Mutter davon .... Schau, schau, wie sich das alles zusammenreimt .... darum hat sie immer ausgeschaut, wie das böse Gewissen und wie die teure Zeit miteinander! Aber die Franzi, das ist auch ein richtiges und ein kreuzbraves Leut .... wie ihr das nur so eingefallen ist! ltnd was sie alles hat ausstehen müssen deswegen! And sie hat's ausgestanden und hätt' nur den Mund aufmachen und nur ein einziges Wörtl' sagen dürfe«! Ach könnt' gleich, noch einmal juchezen vor
Vergnügen,' daß es doch noch ein solches Leut giebt aus der Welt, — aber eine solche Perl', die laß' ich nrt aus; gleich morgen in aller Früh spann' ich mein Schweizerwagl an und hol mir die Franzi und brin^'s- meiner Bäuerin heim, und wenn ich bas ganze Landl auf und ab fahren müßt' um sie . . . ."
„Ja, wenn man müßt', wo sie wär," entgegnen der Grubhofer bedenklich, „da wär' einer, der wär' lKi, schon zuvor 'kommen, denn der Aicher-Sirt hat keine» andern Gedanken, als wie er sie finden kann nnd kann da§ gut machen, was sie wegen seiner Schwester ««- schuldrger Weif ausgestande« hat! Aber das ist eben Kreuz, daß sie nirgends zu finden ist, und wen« He nit bald gesunden wird, weiß ich nit, was Lus der M»- schicht' noch werden ioll, — mir kommt's vor, als M er sich's zu Gemüt ziehen und tät völlig vom Fleisch fallet».^
„Wir wollen >uchen Helsen alle miteinander! Ava» wie ist's mit dem gestrengen Herrn gewesen, mit de» Herrn Amtmann? Was hat der gesagt zu der Eisschicht'?"
„Das kannst Dir denken!" ries der Grubhofer cheud. „Der hat alle Farben gespielt vor Aerger, daH was hat er machen wollen! Er hat gezahnt wie der tz«H- fuchs, dem die Trauben zu hoch gehängt sind .... aber er ist auf den Aichbauern zu'gangeu und hat »<« auf die Achseln geklopft und hat gesagt: „Das ist sM» von I hnen, Herr Aicher, daß Sie alles so frei uno »sst« selbst erzählen .... da sieht man, daß die alte Trsk» und Biederkeit doch »n den Bergen wenigstens nicht aus- gestorben ist. . . ."
„Und daß es nachher mit der Wahl kein Zuredr« mehr gebraucht hat, das kann ich mir einbilden!"
„Versteht sich; der Gemeindevorsteher ist fertig g»- wesen, eh' man eine Hand umgedreht hat, und wen« noch fünfzig Stimmzettel da gewesen wären, eS wä»' auf keinem was anderes gestanden, als der Aichr? von Aich!"
Wortsctzung folgt.^