Das große Spiel der Fünf
Männer machen die Geschichte. Deutschland hatte seinen Bismarck und Frankreich seinen Clemrnceau. Das Lebenswerk beider war die Entfaltung der höchsten Kräfte des Vaterlandes. Bismarcks Lebenswerk erhielt den verheerendsten Schlag von der wuchtigen Pranke des Tigers, dessen Lebenswerk bas Frankreich von heute ist und werden konnte, weil die Geschicke Frankreichs in der Hand der stärkeren politischen Persönlichkeiten lagen. Frankreich verfügte über eine Masse entschlossener, leistungsfähiger, unbeirrbarer Kapitäne in der Zeit ganz großer weltpolitischer Entscheidungen, denen in Deutschland — das ist die geschichtliche Wahrheit — nach dem Tode Bismarcks kein ebenso großes Geschlecht leitender Staatsmänner gegenübergestanden hat. Frankreich erfreut sich bis heute der kraftvolleren politischen Individualitäten.
Von uns aus geschaut, hatte Frankreich überlegene Persönlichkeiten, Männer im guten und tm schlechten Sinne, Bereiter des Revanchekrieges und Vorkämpfer der aufrichtigen Verständigungsbereitschaft mit Deutschland, in Masse. Wir sahen sie ein Menschenalter ringen um die Führung in Frankreich und die Durchsetzung ihrer von heißem Verantwortungsgefühl, leidenschaftlicher Liebe für ihr Volk und ihr Land getragenen politischen Ueberzeugung, die in ihnen zu der Grüße einer Weltanschauung ausbrannte und ihnen in den Augen ihres Volkes einen Glorienschein verlieh. Die großen Propheten Frankreichs, die um das Ohr des Volkes, um sein Herz und seine Kraft warben, sind oder waren die Clemenceau, Poincarö, Briand, Caillaux und Jaurös. In diesen fünf Namen spiegeln sich alle tragenden Abstufungen wider von der unversöhnlichen Revanchewut bis zu der Taube mit dem Oelzweig im Schnabel. Diese Namen verkörpern ein ungleichseitiges Fünfeck widerstrebender Kräfte das in stürmischem Gegeneinander naturgemäß vergeblich zu einem Ausgleich zu gelangen suchte. Jede der fünf Seiten hat im Verlauf der unmittelbaren Vorkriegsgeschichtc Frankreichs stärkste Wahrscheinlichkeiten für die Gewinnung der Oberhand gehabt. Noch im Juli 1914, als Poincarö schon für seinen Zarenbesuch rüstete, bestand die Aussicht auf ein Kabinett Caillaux-Jaurös. Dieser konnte in der „Humanste", dem von ihm gegründeten Parteiorgan der französischen Sozialdemokraten, nach der Niederlage der Angriffs- Politik Poincares durch die französischen Frühjahrswahlen 1014 und dem Sturz des Kabinetts Nivot auSrufen: „Bald wird das monarchistische und aristokratische Europa wissen, daß nicht Herr Poincarö, nicht Herr Dclcassö und auch nicht die Reaktionäre des französischen Gcncralstabs das wirkliche, lebende Frankreich bilden."
Wie interessant und aufschlußreich ist schon in diesem Worte der menschlich größten Persönlichkeit, die sich mit dem marxistischen Sozialismus verbunden hat und politisch nur von Lenin überragt wird, die kühne Unterscheidung zwischen den Reaktionären und den Nichtreaktionärcn im französischen Gencralstab. Diese fünf Zivilisten, die um die Macht kämpften, erwiesen sich eben stärker als die volkstümlichsten Militärs. Auch im französischen Generalstab gab es jene Nuancen, die mit den Namen der großen politischen Führer verbunden sind, wenn sie hier auch ausgeglichener in der Richtung Nevanchekrieg oder kein Nevanchekrieg in Erscheinung traten, wobei das Ucbergewicht im Generalstabe meist auf der Seite des von der amtlichen Politik eingefädelten Angriffskriegs gegen Deutschland blieb. Aber die militärischen Führer hätten sich wohl oder über selbst einem Kabinett Caillaux-Jaurös fügen müssen.
Diese Möglichkeit war für die französischen Revanchepolitiker groben Stils im Juli 1914 eine Gefahr. Der Kre
dit für die Reise des Staatspräsidenten Poiucarä war allerdings von der Kammer mit 428 gegen 196 Stimmen bewilligt worden. Die französische Kammermehrheit wußte jedoch in diesem Augenblick weniger klar als der sozialistische Führer, baß die Präsiüentenfahrt nach Petersburg auf dem stolzen und wehrhaften Panzerschiff „La France" den Kriegs- ausbruch gebracht hätte, auch wenn ein so gefährlicher Kon- fliktsstvff wie der inzwischen erfolgte Mord in Serajemo nicht Vorgelegen hätte. Aus keiner Quellenschrift über die Kriegsursachcn tritt uns die Kriegsrauschstimmung am Zarenhofe schlagkräftiger entgegen als aus den Tagebuchauf- zetchnungen des französischen Botschafters in Rusland Pa- löologue. Jaurds ahnte die Wahrheit, als er am 2g. Juli gegen die russische Regierung darlegte: „Warten die Russen nur auf einen Wink von Frankreich, um den furchtbarsten Krieg mit Deutschland zu entfesseln? Wollen Sic Gewißheit über die unbesonnene Neigung unseres Landes gewinnen, sich für russische Interessen in ein Abenteuer zu stürzen?"
Prophetische Fragen, die das Ergebnis des grüöten Tages im Leben PoincarSs wiberspicgeln, an dem er in Petersburg durch den so leicht zu beeinflussenden Zaren und seine Mitarbeiter die vollendete Kriegsbereitschaft Rußlands erfuhr und jene persönlichen Bindungen einging, die Viviani, der leitende und außenpolitisch verantwortliche Kopf des damaligen französischen Kabinetts, bestimmt nicht gewollt hat. Jaurds erfaßte die im Fcstrausch jener Petersburger Tage entstandene Lage richtig mit der Absicht, seinen Leitartikel vom 1. August in der „Humanitö" einzuleitcn: „Ich klage Rußland an, weil es den Krieg gewollt hat. Ich klage Frankreich an, weil es diesen Krieg nicht zu verhindern wußte." Die tödlichen Schüsse Raoul Dillains im Cafe Croissant auf Jaurss haben diese Worte verhindert und diesen Geist der Wahrheit bis heute vernichtet.
Die Kugel, die Jaures niederstreckte, der Justizmord, der mit der Guillotine an Caillaux verübt werden sollte, der Handschlag Poincarss in Petersburg, der Frankreich an die russischen Kriegspolitikcr fesselte, waren Fleisch vom Geiste Clemenccaus. Er hetzte PoincarS, den von ihm sarkastisch als „mutigen Flüchtling vor der eigenen Courage" gekennzeichneten Parteiführer, in die übersteigerte Revanchepolitik, trieb Briand in ihren Strubel hinein, scheuchte Caillaux aus sener Arbeit an dem feinen Gespinst eines deutsch-französischen Ausgleichs zu gröberem Werk auf und jagte die Verständigungsmaschine Jaurds zu einem Heißlaufen, das ihre Arbeit im Dienste des Vaterlandes als falsch und gefährlich, ihre Vernichtung als patriotische Heldentat erscheinen ließ. Clemenceau stieß endlich auch den eitlen, hin und her wankenden Wilson in das Versailler Vertragsblendwerk hinein und verwirrte selbst den sonst so verstandesklaren Lloyd George. Ursprünglich war er Wilsons Gegner. Aber wessen Feind und Freund ist Clemenceau nicht gewesen? Er hob Briand empor und verdammte ihn. Er haßte Poincarö, aber betrieb als stärkerer Meister des starken Gesellen dessen Revanchepolitik. Er rtä Foch zum Kampf auf Biegen und Brechen hin und tadelte noch am Sieger die Schwäche. Er arbeitete mit Labori und Zola, den Freunden Jaurös in der Dreyfußaffäre. In Clemenccaus „L'Aurore" schrieb Zola sein weltberühmtes „J'accuse". „La Justice" und „Le Bloc" sind andere journalistische Gründungen des Rastlosen. Sie brachten dem aus Kampfnotwendigkeiten gelbbedürftigen Journalisten die verderbliche Freundschaft der Schuldigen des Panamaskandals. Der „Homme libre", der freie, hemmungslose Mann, scheute eben keine Zweideutigkeiten, auch nicht die der Zusammenarbeit des durch ihn kirchenfeindlich
gewordenen republikanischen Frankreich mit oem orthodoxe» autokratischen Rußland. „Das Vaterland ist in Gefahr", lautete sein alles überschattender Kampfruf fürs Leben. Heute nennt man ihn den „Retter des Vaterlandes". Von den fünf Kämpfern und Widersachern leben noch drei: PoincarS, Briand, Caillaux. Das Spiel ist noch nicht aus.
Verkauf Kaschmirs an Großbritannien?
TU. London, 3. Dez. Wie sich Sunday Expreß von seinem Sonderberichterstatter aus Delhi melden läßt, sind in Indien Gerüchte im Umlauf, daß Sir Harry Singh, der Maharadscha von Kaschmir, die Absicht habe, Kaschmir an die britische Regierung zu verkaufen. Das Kaschmir-Gebiet umfaßt 89 990 Ouadratmeilen mit 3 Millionen Einwohnern und zählt zu den fruchtbarsten Gegenden von Indien. Der Maharadscha ist zugleich Herrscher über den Staat Dschamma an den Abhängen des Himalaja-Gebirges. Kaschmir wurde im Jahre 1846 einem Vorfahr des Maharadschas in Anerkennung für geleistete Dienste für den geringen Preis von 19 Millionen Mark verkauft.
In amtlichen englischen Kreisen haben diese Gerüchte großes Erstaunen hervorgerufen. Sie werden als höchst unwahrscheinlich, wenn auch nicht als unmöglich bezeichnet.
Kleine politische Nachrichten
Der Vermahlungszwang bis 28. Februar 1839 ausge« dehnt. Der volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstages beschäftigte sich mit der zweiten Verordnung über die Vermahlung von Jnlanüsweizen, wonach tn der Zeit vom 1. Oktober bis 89. November des Jahres mindestens 59 v. H. Jnlanüsweizen zu vermahlen sind. Der Ausschuß genehmigte die Verordnung und nahm darüber hinaus mit 14 gegen 13 Stimmen einen Antrag an, wonach der auf 59 v. H. erhöhte Vermahlungszwang auf die Dauer von 3 weiteren Monaten ausgedehnt werden soll, und zwar vom 1. Dezember 1929 bis 28. Februar 1939.
Der Reichstagsausschnß für die Strafrechtsreform genehmigte den 8 313, wonach mit Gefängnis und in schweren Fällen mit Zuchthaus bestraft wird, wer einen Minderjährigen dem entzieht, dem die Sorge für die Person des Minderjährigen zusteht. Hat der Täter die Entführte geheiratet, so wird die Tat nur verfolgt, wenn die Ehe für nichtig erklärt worden ist. Weiter wurde 8 314 angenommen, der Gefängnis oder Geldstrafe vorsieht für den Fall, daß sich jemand böswillig seiner gesetzlichen Unterhaltungspslicht entzieht. Weiter 8 815, wonach mit Gefängnis bestraft wird, wer ein Kind, für das er zu sorgen hat, in der Absicht verläßt, sich seiner zu entledigen, und 8 316 über die Personenstandsfälschung.
Rücktritt des französische« Generaldirektors der Saargru» be». Der französische Generaldirektor der Saargruben, De- fline, hat die Berufung als Direktor der nordfranzösischen Zechengesellschaft Courrieres angenommen und die französische Negierung um seine Entlassung gebeten. Als Nachfolger ist der bisherige Generaldirektor der Abteilung für Kohlenbergbau tm Ministerium für öffentliche Arbeiten, Guilleaume, in Aussicht genommen, der bisher auch den Vorsitz im Verwaltungsrat des staatlichen Stickstofsamtes führte.
Politisches Sprengftosfattentat in Kowno. In Koivno wurde gegen die Redaktion der landwirtschaftlichen Zeitschrift „Mnsu Rytojus", des größten Blattes Litauens, ein Sprengstoffattentat verübt. Die Bombe war unter einem Fenstersims befestigt und ist durch ein« Zündschnur zur Explosion gebracht worden. Die Explosion zertrümmerte Mauertetle und zahlreiche Fensterscheiben des Hauses ander Nachbargebäude, u. a. der Universität. Personen kamen nicht zu Schaden.
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l23 Fortsetzung.)
Trauere mir nicht nach, sondern verzeih mir. Hab Dank für alles Gute.
Und noch eine Bitte Verzeih auch ihm. Belästige ihn nicht Laß die Vergangenheit begraben lein Und verhüte daß mein Tod Aufsehen erregt Er geht weder die Mitwelt, noch die Polizei etwas an. Sondern nur Dich, wenn ich eines Jenseits würdig bin. dann sehen wir uns dort."
„Ihre Frau ist eine gute Christin gewesen." sagte der Hammer warm
„Ein besserer Christ als ich. Ich bringe das Verzeihen und Vergessen nicht so einfach fertig Ich muß Rache haben Wiewohl ich weiß, daß ich ihrem letzten Wunsch entgegenhandle "
Der Korkzieher aber traf in diesem Zusammenhang eine Feststellung, die merkwürdig herzlos klang: Er sagte: „Wir haben heute doch den 11. Mai "
„Aber gewiß." iagte der Kommerzienrat verwundert. „Der Brief ist ja auch von heule datiert Meine Frau schrieb ihn fa. nachdem ich mit dem Auto zur Besprechung mit meinem Geschäftsfreund gefahren war."
Der Korkzieher erwiderte nichts. Er blickte abwesend ins Leere Gambichler wußte: Das bedeutet intensivste Gedankenarbeit Dr Carsten schien etwas entdeckt zu haben, was ihn zum angestrengten Nachdenken zwang Und weil er gespannt war Iagte er zum Kommerzienrat: „Herr Kommerzienrat, verübeln Sie es uns nicht, wenn wir Sie bitten, uns ein wenig allein zu lassen. Wir wollen den Fall «in wenig unter uns durchsprechen."
Der Kommerzienrat zog sich höflich zurück. Aber als er tm Türrahmen stand, rief ihm der Korkzieher nach: „Herr Kommerzienrat, dürfte ich Sie bitten, mir Ihr Dienstmädchen zu einem kurzen Verhör hierher zu schicke». Ich Möchte sie eine Kleinigkeit fragen."
„In meiner Abwesenheit?"
..Wir vernehmen Zeugen grundsätzlich immer unter vier Augen Das heißt in Abwesenheit anderer Zeugen." sagte Dr Carsten liebenswürdig, aber entschieden.
Und als der Kommerzienrat sich entfernt hatte, sagte er: „Die Sache wird immer toller. Wenn ich nur de» Zusammenhang durchschauen würde."
„Vermutest du denn einen Mord? Und hast du das Dienstmädchen in Verdacht?"
„Ich weiß selbst nicht, was ich vermute. Aber eines weiß ich, so wie der Kommerzienrat die Sache darstellt, ist sie bestimmt nicht."
Das Dienstmädchen trat ein und sagte mit seiner vibrierenden Stimme: „Die Herren haben nach mir verlangt."
Es machte einen besseren Eindruck Den Eindruck eines Menschen, der selbständig beobachtet und selbständig denkt. Und daraus baute Dr. Carsten Er entwickelte jene selbst- verständige Liebenswürdigkeit, der sich die Frauen gern unterwerfen
„Wie ist Ihr werter Name. Fräulein."
„Karola Plössl."
„Also schön. Fräulein Plössl. Nehmen Sie zunächst einmal Platz und dann erzählen Sie. was Sie wissen."
Das Mädchen setzte sich. Seine Antwort war überlegt und klug „Es ist besser, wenn die Herren mich fragen. Denn wie soll ich sonst wissen, was die Herren interessiert Man beobachtet schließlich manches, ohne zu wissen, daß es auf Frau Kommerzienrat Müller Bezug hatte."
„Gut. Ich werde fragen "
„Wie lange sind Sie schon hier in Stellung?"
„Schon seit fünf Jahren."
„Sie waren also schon hier, längst bevor der Herr Kommerzienrat geheiratet hat."
„Gewiß. Ich war so eine Art Hausdame und Pflegerin "
Das erklärte die Ruhe und Würde ihrer Bewegungen Dr Carsten sagte sich: Sie ist sicher der jungen Frau Kommerzienrat nicht wohlwollend gesonnen gewesen denn sie ist von ihr aus der seitherigen Stellung verdrängt worden
„Sie haben sich sicher sehr gewundert, als Herr Kommerzienrat Müller eines Tages mit einem Ehegesponst aus Meran zurückkehrte?"
Cie schürzte die Lippen und zuckte die Achseln. Dr. Carsten tagte sich: Sie hätte gewiß selbst gern Frau Kommerzienrat gespielt.
„Empfing Kommerzienrat Müller fett seiner Rückkehr aus Meran viel Besuch."
„Gar nicht."
„Und Frau Kommerzienrat."
„Erft recht nicht."
„Hotte sie hier keinen Bekanntenkreis?"
„Ich weiß nicht." . .
„Und führte der Herr Kommerzienrat sein« Frau nicht in seinem früheren Bekanntenkreis ein."
„Nein. Ich glaube, die Frau wünschte es nicht. Sie fühlte sich vielleicht nicht salonfähig genug nach ihrer Vergangenheit."
„Das Urteil dieser Karola Plössl ist erstaunlich." dacht« sich Dr Carsten.
„Aber Frau Kommerzienrat Müller ging viel aus."
„Wissen Sie. wohin?"
Das Mädchen schürzte wieder die Lippen: „Ich weiß e» nicht. Sie hatte keinen Anlaß mir zu sagen wohin."
„Und wann kam sie nach Hause, wenn sie so wegging. Wieviel Stunden blieb sie weg?"
„Es war verschieden. Gewöhnlich drei bis vier Stunden.*
„Und der Herr Kommerzienrat?"
„Er fragte sie nie. wo sie war. Er war sehr taktvoll. Meistens sagte sie wohl, sie sei im Theater gewesen oder im Kino. Ich glaube es nicht."
„Warum glaubten Sie es nicht?"
„Weil sie nie Theaterbillette bestellte."
„Sie kann sie ja auch an der Kasse mitgenommen haben.*
„Und weil sie nie Billette mit nach Hause brachte."
„Sie kann sie ja weggeworfen haben, nachdem sie sie gebraucht hatte "
„Gewiß Aber das war nicht ihre Gepflogenheit. Sie pflegte jedes Straßenbahnbillett, jede Karte, jeden Zettel einzustecken Es war eine Gewohnheit von ihr. nichts wegzuwerfen. In jedem Kleid können Sie ein Dutzend Fabr- karten für die Elektrische finden, die sie nicht wegwarf, obwohl gebraucht. Und ausgerechnet die Theaterbillette soll sie sofort weggeworfcn haben?"
Die Beamten erwiderten nichts. Eines war klar: D>e Karola Plössl war außerordentlich klug, aber sie hatte auch eine außerordentliche Antipathie gegen Marie Müller-
„Sprechen wir einmal von den Ereignissen des heutigen Tages." Hub Dr Carsten an. „Heute früh um 7 Uhr fuhr Herr Kommerzienrat Müller weg."
„Ja. In die vier Jahreszeiten."
„Und was geschah dann "
„Nachdem der Herr Kommerzienrat abgereist war, ging sie in das Schlafzimmer und zog sich drinnen um."
„Woher wissen Sie das?"
„Als der Herr Kommerzienrat wegfuhr, hatte fie ihr Negligö an. und als sie aus dem Schlafzimmer Heraustral» ihr mausgraues Kostüm."
„Und dann?"
„Dann ging sie weg." ....
„Ging s,e nicht erst ins Herrenzimmer?
„Nein "
„Wissen Sie das bestimmt?"
„Ich weiß es bestimmt, sie ging direkt vom Schlafzimmer aus tn di« Diele, setzte ihren Hut aus und gmg fori"
(Fortsetzung folgt.)
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