fangenen in Oesterreich-Ungarn 162 500 Mann. Tns ergibt die stattliche Lumme von 4 7 8650 Mänu, also fast eine halbe Million. Tie Zahl der Toten und Verwundeten muß man nach niedriger Schätzung mindestens ebenso hoch berechnen. Dazu kommt noch das große.Heer der Erkrankten, die bei den mangelhaften gesundheitlichen Einrichtungen der russischen Armee besonders groß sein dürfte. Miau wird nicht zu hoch greifen, wenn man sie auf 650 000 bis 400 000 Köpfe beziffert. Ter „Temps", eine gewiß nicht russenfeindliche Stelle, schätzt die bisherigen Gesamtverluste der Russen auf 16000Ü0 M!ann. Hiervon sollen 540 000 Dote, mehr wie 400 000 Gefangene und die übrigen Verwundete und Erkrankte sein. „Temps" meint, Rußland wird kaum über genügende Reserven verfügen, um die Lücken, die diese gewaltigen Verluste in den Reihen der Truppen verursacht haben, ausfüllen zu können. Namentlich wird die Besetzung der Offizierstellen den Russen große Schwierigkeiten bereiten. Ter bisherige Offiziersverlust der Russen beträgt gegen 40 000 Köpfe. Bei dem schwachen Friedensstaud der Offiziere des Beurlaubtenstandes wird es kaum mög lich sein, dafür ausreichenden Ersatz zu schaffen. Was nützt dem Lande sein ungeheures Menschenmaterial, wenn ihm die Minner fehlen, es auszubilden und zu führen?
Die bisherigen Ereignisse haben zur Genüge den Beweis geliefert, daß nicht die Zahl der Miaßstab aller Dinge ist. Ter Geist ist es, der die großen Taten verrichtet. Wie es damit im russischen Heere bestellt ist, geb^ daraus hervor, daß sich russisch.' Soldaten vor Przemysi weigerten, zum Sturm gegen die Festung vorzugehen. Sie mußten entvoaffnet werden nnd wurden gefesselt nach Lemberg befördert. So sieht der Geist im russischen Heere »Ms.
Der Weltkrieg.
Der gestrige Tagesbericht der Obersten Heeres leitung ist durchweg günstig für uns, er meldet Wiede einen Vorstoß des Feindes über Nieuport, der durä das Feuer seiner Schiffe von der See her unterstütz wurde; das Feuer war aber wirkungslos nnd der An griff wurde unter Gefangennahme von 450 Franzose! abgewiesen. Man sieht aus dieser Meldung und de, Berichten der letzten Tage, daß der Kampf im Nordei Westflanderns an verschiedenen Stellen der Front Wiede
Der schwarzweiße
Ein Bild von der russisch-preußischen Grenze.
Von I. D. H. Temme.
3. Fortsetzung. (Nachdr. Verb.)
Ein langer, hagerer ^Mann trat gleich darauf i die Krugstube. Er konnte erst in der Mitte der 30 e Jahre stehen , aber nie konnte man ein faltenreichere- und in seinen grauen Falten würdevolleres und wi.v tigeres Gesicht sehen. Es war nur ein so vornehme- und gewichtiger Mann in ganz Litthauen, ein Maun, den jeder Litthauer kannte und nannte. Ich hatte ihn nie gesehen, aber ich kannte ihn, ich hatte von ihm gehört, und wenn das nicht der Assessor Häring war, so war der Assessor Häring eine Fabel, eine Mythe.
Er war ein Berliner Kammergerichts-Assessor g. wesen, der Assessor Häring, und hatte als solcher de.-, unwiderstehlichen Drang, den unauslöschlichen Durst m sich verspürt, ein großer Mann zu werden. Ein großer Mann war ihm ein hoher Beamter. Carriere! Das war sein einziger Gedanke. In Berlin hielt sie schwer, denn es war eine Ueberfüllung von jungen Assessoren da, die alle von demselben großen Gedanken durchglüht waren, und — man wollte seine Talente und Verdienste nichi recht anerkennen. In die Provinz! rief es da in ihm. Berlin ist der Sitz der Intelligenz, aber auch der Verkennung. Die Provinz ist eine Wüste. Ein Mann aas Berlin ist dort alles. Es kann mir nicht fehlen. Die größte Wüstenei ist Litthauen, da hinten an der russischen Grenze. Nach Litthauen! Er bat um eine Anstel tung in Litthauen. Er wurde als Assessor bei dem Kreisgerichte in Tilsit angestellt. Es war wenig für seinen Ehrgeiz und für seine Ueberzeugung von seine,. Verdienste. Es wird schon besser werden! Ich werde mich auszeichnen! tröstete er sich und er zeichnete sich ans. Kein höherer Beamter konnte nach Tilsit kommen, ohne sofort von dem Assessor Häring bekomplimitiert, geführt, b^ient zu werden. Das hilft. Er war nach Jahr und
entbraMt ist. Zur besseren OrreiMstlmg bringen wii unseren Lesern beistehende Karte. Während nach der früheren Berichten wir Angreifer waren, machen setz, die Verbündeten Vorstöße. Augenscheinlich handelt e- sich diesmal um die von der Ueberschwemmung freigebliebene schmale Landstrecke in nächster Nähe der Küste dasselbe Gebiet, auf dem die Verbündeten schon seinerzeit kurz nach der Nebcrschwemmuug, einen Vorstoß machten um die selbst geschaffene Isoliertheit aufznheben.
Schweizer Hilfe für Lille !
WTB. Basel, 16. Dez. Nach den Baseler Nachrichten hat die französische Stadt Lille auf Anregung des deutschen Kommandanten die Hilfe des schweizerischer Bundespräsidenten angerufen. Irl einem vom 28. Nov datierten Schreiben gedenkt der Bürgermeister von Lillc des 1870 den Bürgern Straßburgs durch die Schweiz erwiesenen Wohlwollens und schildert sodann die traurige Lage der seit dem 10. Oktober von aller Verbindung mit der Außenwelt abgeschnittenen Stadt Lille, deren Lebensmittel umso schneller erschöpft waren, als sie zahlreichen militärischen Requisitionen hätten genügen müssen. Auch die Zufuhr von amerikanischem Getreide sei wegen der Besetzung des Hafens von Dünkirchen durch französischc und englische Truppen abgeschnitten. Der Bürgermeister bittet den Bundespräsidenten, der Zivilbevölkerung z» helfen, sich mit Nahrungsmitteln zu versehen, vielleicht dadurch, daß er sich an die produzierenden Länder wende. Die deutsche Regierung sei bereit, alle nötigen Garantien zu geben, daß die gelieferten Wären ausschließlich unter der bürgerlichen Bevölkerung verteilt werden. Tic Schweizerische Depeschenagentur fügt diesem Bericht hinzu, im Bundeshause in Bern sei noch keine bezügliche Mitteilung eingegangen. .
Der neue Gouverneur von Brüssel. sB
GKG. Berlin, 16. Dez. Generalleutnant Richard-w. Krawel, ist, wie die Berl. Neuesten Nachrichten erfahren, zum Gouverneur von Brüssel ernannt worden. Der neue Gouverneur ist bereits nach Brüssel abgereist.
Ein französisches Urteil über das deutsche Heer.
GKG. Paris, 16. Dez. General Lacroix schreibt im „Temps": Ter Stillstand auf dem westlichen Kriegsschauplatz sei auf die Verschiebung von deutschen Truppen nach dem östlichen Kriegsschauplatz znrückzuführen. Ter Kampf im Osten beweise den offensiven Geist und die unbestreitbare Tüchtigkeit der Deutschen. ^
Der Krieg im Elsaß
GKG. Leopoldshöhe, 15. Dez. Nach einer fünftägigen Gefechtspause haben in der ganzen Vogesenfront von Belsort bis Märkirch und darüber hinaus die Franzosen abermals die Offensive ergriffen. Sie wurden ermutigt durch das Vorgehen der deutschen Truppen, welche sie Franzosen zurückwiesen, aber die Verfolgung nicht netter aufnahmen. Seit Samstag mittag ertönt aus den Vogesen wieder gewaltiger Kanonendonner, der sich an oen 'Schwarzwaldbergen bricht. Welchen Erfolg die eine oder andere Partei zu verzeichnen hat, darüber hat man hier noch keine Kenntnis, wenigstens nicht aus dem sund- gauischen Gebiet; nur das weiß man, daß die von den deutschen Truppen besetzten elsässischen Dörfer sehr heftig von französischer Artillerie beschossen werden. Jü 'inen deutschen Schützengraben in unmittelbarer Nähe wr französischen Gräben s i von französischer Seite ein Zettel geworfen worden, aus dem stand: „Die Franzosei, vollen ganz bestimmt Weihnachten in Mülhausen feiern." Hier in Leopoldshöhe lacht man herzlich üb« diesen französischen Optimismus. Die Stadt Thann ist gegenwärtig der Hauptstützpunkt der französischen Truppen. Hier^ist nach den deutschen Fliegererkunoigungen auch der Sitz des Hauptquartiers für die französischen Bogesentruppen. Tie Franzosen haben in Thann bereits eine Polizeiprä- sektur eingerichtet und als Spezialkommissär den bisherigen Polizeikommissär Vogel von St. Etienne eingesetzt. Diesem wird nachgerühmt, daß er ein guter Kenner el- sässischer Verhältnisse sei, die deutsche Sprache und na- mentlich den elsässischen Dialekt beherrsche.
Tag der „ausgezeichnetste Beamte der Provinz", ein überall gerühmter Mann. Er wurde zum Assessor bei der Regierung der Provinz in Gumbinnen befördert. Er war auf ^der Stufe zur höchsten Macht. Wiederum nach Jahr und Tag mußte er schon Regierungsrat sein. Es konnte nicht fehlen, zumal da er das Polizeiwesen in der Provinz unter sich hatte . Wie sehr kann ein Beamter im Polizeiwesen sich äuszeichnen!
Der Mann stand aus einmal vor mir. Es konnte kein Anderer sein. Was konnte er hier wollen, er
der das Polizeiwesen der Provinz, also auch hier an dcr Grenze zu leiten hatte? Er trat würdevoll in die
Krugstube ein. Ein feiner Pelz umgab die langen, hageren Glieder. Er legte ihn langsam, vorsichtig ab.
Daun stand er, untadelhast gekleidet da, in schwarzem Rock, weißer Weste und weißer Halsbinde.
Die litthauischen Mädchen, für die er eebnfalls, freilich in eigentümlicher Weise eine Berühmtheit war, nannten ihn nicht anders, als den „schwarzweißen Storch", weil er so entsetzlich lange Beine hatte und so gravitätisch ging. Nachdem er den Pelz abgelegt hatte, zog er ein sauberes Taschentuch hervor, nahm seine. Brille ab, putzte die Gläser mit dem Tuche, setzte die Brille wieder auf und steckte das Tuch wieder in die Tasche. Dann erst sah er sich kn der Stube um, langsam, würdevoll, und als er mich erblickte, schritt er feierlich und halb herablassend auf mich zu.
„Herr Kriminaldirektor — ?"
„Mein Name! Und ich habe die Ehre —?"
„Regierungsassessor Häring aus Gumbinnen. Ick bin auf einer Dienstreise hier."
Soweit hatte ich mich also nicht getäuscht. Und war auch meine Ahnung über seinen besonderen Zweck eine richtige, so wollte bei dem nähern Anblick des wichtigen Mannes auf einmal ein großer Teil meiner Sorge schwinden. Es dämmerte ein Licht vor mir auf, ich mußte es nur verfolgen.
»Ich freue mich sehr, Herr Assessor —" sagte ich.
Eine englische Betrachtung über die Kriegslage
WTB. London, 16. Dez. (Nicht amtlich.) Der mist türische Mitarbeiter der „Times" schreibt: Der Krieg kan» nur mit dem schließlichen Siege der Verbündeten enden da 250 Millionen Menschen unter sonst gleichen Bedingungen 115 Millionen schlagen müssen. Wenn wir aber nicht die Ereignisse beschleunigen können, könnten die gebrachten Opfer den von den Besiegten erreichbaren Kompensationen die Wage halten, so daß wir aus dem Siege keinen Nutzen ziehen würden. Der von den Engländern begangene Fehler ist hauptsächlich mangelhaftc Vorbereitung. Diese Tinge müssen am Ende des Krieges untersucht werden und, wenn gewisse Leute das erhalten was sie verdienen, werden sie gehenkt werden. Wenn alle Ziele des Krieges erreicht werden sollen, kann uns das mehrere Jahre kosten. Wir können von unseren neuen Rekruten vor nächsten Februar keinen Gebrauch machen. In diesem größten aller Kriege kommen vier Monate nach Ausbruch 5 Manu in England auf jeden Kämpfer an der Front und solange wir dieses VerlMnis nicht umkehren können, vermögen wir den Krieg nicht so kräftig zu führen, wie wir sollten. Der Feldzug in Ostafrika war besonders armselig. Es ist eine Enttäuschung, daß der Krieg gegen die deutschen afrikanischen Kolonien nicht besser geplant und rascher durchgeführt wurde. Der Verfasser glaubt, daß Frankreich nicht soviel Soldaten in die Lkampfliuie brachte, als es tatsächlich besitzt und führt das auf Mangel an Ansrüstungsgegenständen zurück. Die Russen wiederum seien infolge mangelhafter Verbindungen sehr im Nachteil. Die Verbündete» müßten mehr tun als bisher und müßten es besser tun.
Ein Opfer der „Dresden".
GKG. Bon der schweizerischen Grenze, 16 Dez. Nach einer Havasmeldung aus Newyork landete der deutsche Dampfer Rhakotiv die Besatzung des englischen Kohlendampfers „North Wales", der von der „Dresden" versenkt worden war.
Der Untergang des Schlachtschiffes Bnlwark.
WTB. London, 16. Dez. (Nicht amtlich.) Tie Admiralität hat angezeigt, daß die Kommission, die den Untergang des Schlachtschiffes „Bnlwark" zu untersuchen hatte/zu dem Schluß gekommen ist, daß die Explosion auf Selbstentzündung der an Bord befindlichen Munition zurückzuführen ist. Es liegen keinerlei Anzeichen dafür vor, die die Annahme stützen würden, daß die Explosion durch Verrat an Bord des Schiffes oder infolge einer Aktion des Feindes entstanden ist.
Das Scheitern der russischen Offensive.
WTB. Berlin, 16. Dez. (Nicht amtlich.) Tie Nordd. Allg. Zeitung erfährt aus Bukarest: Wie Universul aus Petersburg erfährt, meldet der Kriegsberichterstatter der Nowoje Wremja aus Russisch-Polen, daß die russische Offensive vollkommen gescheitert ist. Die russischen Truppen befinden sich in einer äußerst kritischen Lage. Dies ist der ungeheuren Wucht und Stoßkraft der hindenburgischen Offensive zuzuschreiben. Die Verpflegung und die Verproviantierung der russischen Truppen stößt auf beinahe unüberwindliche Schwierigkeiten, da die Truppen von den Deutschen östlich und westlich bedroht werden. Nur eine verzweifelte und ungeahnt starke Anstrengung oder der vollständige und allgemeine Rückzug kann die Russen aus dieser Lage retten. Auf jeden Fall aber wird er sehr große Opfer fordern. — Diese Meldung des russischen Blattes, die der Zensur vor Erscheinen nicht vorgelegt wurde, hat in Petersburg die verzweifelte 'Stimmung noch vergrößert. Die Nowoje Wremja wurde auf Anordnung des Gouverneurs polizeilich beschlagnahmt.
Abschluß der österreichischen Neugruppierung in
Serbien
GKG. Wien, 1. Dez. Wie die Blätter melden, ist die Neugruppierung der österreich-ungarischen Heere in Serbien nun beendet und die Wiederaufnahme der Offensive bevorstehend. . ^ _ . .
„Regierungsassessor!" verbesserte er mich.
„Ich freue mich außerordentlich, Herr Regierungs assessor, Ihre Bekanntschaft zu machen. Ich habe so viel Ausgezeichnetes von Ihnen vernommen —"
„Ich bitte, Sie beschämen mich."
„Dem Verdienste seine Anerkennung. Sie sind heut! auch in einer sehr wichtigen Mission hier?"
Die Falten in seinem grauen Gesicht strahlten. Su strahlten mir als Licht, nach dem ich suchte. Ich lut ihn ein, sich zu uns zu setzen. Er tat es und nun erzählte er. Die Gesellschaft der Krugstube hatte sich unterdes; vermehrt. Eine Harfenistin war noch einge- lrosien. Eine große, wie es mir schien, noch ziemlich junge und hübsche Person. 'Sie hatte sich aber, durchnäßt und durchfroren, hinter den Ofen zurückgezogen, und der vornehme Assessor hatte um so weniger Notiz von ihr genommen.
„Allerdings," erwiderte er mir, „bin ich in einer Mission hier, in einer sehr wichtigen."
„Dürfte ich sie, wenn sie kein Amtsgeheimnis rst, erfahren?" sagte ich.
„Sie ist durchaus kein Geheimnis. Sie wissen, ich bearbeite das Polizeidepartement bei der königlichen Regierung in Gumbinnen."
„Gewiß weiß ich es. Die Provinz erkennt es an, daß dieser wichtige Verwaltungszweig in keinen besseren Händen sein könnte."
„Ich gebe mir wenigstens alle Mühe. Es ist aber ein schwieriges Departement, und die meisten Schwierigkeiten erzeugt die russische und polnische Grenze."
„Ich bin überzeugt davon."
„So liegt heute ein Fall vor, der meine persönliche Anwesenheit hier erforderlich machte."
„Er muß von besonderer Bedeutung sein."
„Ja, das ist er. Es ist 'Ihnen unzweifelhaft nicht unbekannt, wie drüben in Polen noch immer die Elemente der Revolution nicht ganz niedergeschlagen sind."
(Fortsetzung folgt.)