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Sonntagsgedanken.
Unsere Sorge ist, daß wir auf dem rechten Wege sind, indem wir unsere Kraft durch unseres Volkes Gebete stärken. Wir sind nicht verantwortlich für die Weltregierung, aber für unsere deutsche Pflichterfüllung. Diese Pflichterfüllung erfordert den Aufblick zu dem, von dem alle Pflichten kommen. Unsere Entwicklung hat uns mit Notwendigkeit in diesen Krieg hineingeführt. Jetzt, wo er da ist, ist er Eine Last, die wir alle mit Hand und Herz zu tragen haben.
-Friedrich Naumann.
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Me Feinde sind nur besiegbar durch hohe Gesinnung. E. M. Ar: ot.
2)ie Beschießung Antwerpens.
WTB. London, 10. Okt. (Nicht amtlich.) Dailr Chronrcle berichtet aus Antwerpen: Es sind, die schwerer Geschütze, die hier den entscheidenden Einfluß haben. Be Tag und meist auch in der Nacht dauert die todbringend! Beschießung fort. Wenn die Granaten eine Stellung unhaltbar gemacht haben, rücken die Deutschen vor. Stoßen sie mit ihren Truppen auf den Widerstand der feindlichen Infanterie und müssen zurückgehen, so wird dw Granatfeuer verschärft, bis die belgischen Regimenter sich zurückziehen müssen. Tie Deutschen können jetzt schon die ^tadt mit ihren Geschützen von zweitgrößtem Kaliber erreichen.
WTB. London, 9. Okt. (Nicht amtlich.) Der Kampf an der Schelde konzentrierte sich um die Brücke bei Schvna- erde. Morgens um 6 Uhr begann die Beschießung von Berlaer-le Lez-Termonde. Gleichzeitig versuchten die Teutschen auf einer Pontonbrücke den Uebergang über den Rüpel in der Nähe von Waclhem zu erzwingen. Trotz großer Verluste glückte es den Tentschen, ihre Geschütze weit genug vorzuschieben, um Contich und die nach Antwerpen führenden Wege zu beschießen. Viele Bewohner von Contich und anderen Dörfern kamen auf der Flucht um. Nun griffen die Teutschen an der Ncthe zwischen Lier und Düffel an. Hier wurden die Belgier, die dem feindlichen Feuer in niedrigen Schützengräben ausgesetzt waren, gezwungen, sich zurückzuziehen. Dienstag 'morgens 4 Uhr. glückte es den Deutschen, nördlich der Nethe Fuß zu 'fassen. Abends sieht man von Antwerpen aus den Widerschein der brennenden Dörfer zwischen Nethe und Schelde, die von den Belgiern in Brand gesteckt wurden, um für die Hauptforts ein freies Schußfeld zu schaffen.
England hat den Oberbefehl in Antwerpen.
GKG. Frankfurt, 9. Okt. Aus Berichten englischer Blätter ergibt sich klar, daß vor allem die Engländer sen Widerstand Antwerpens organisieren. Der Oberbefehl ist in ihre Hände übergegangen. Sie wissen, daß »er Fall Antwerpens und ein entscheidender Sieg über »as belgisch-englische Heer zur Folge hat, daß große »rutsche Truppenmassen freu werden, was für die Verbündeten verhängnisvoll werden könnte. , !
Englischer Bericht.
WTB. London, 9. Okt. (Nicht amtlich.) Ter Korrespondent des Daily Expreß telegraphiert aus Ostende: Tie Belgier leisten in Antwerpen hartnäckigen Widerstand, doch sind die Teutschen ein gutes Stück vorwärts gekommen. Das Feuer aus den schweren Geschützen von Antwerpen übte auf den anrückenden Feind einige Wirkung aus.
-V/- ^ Antwerpen brennt.
GKG. Köln, 9. Okt. Von der holländischen Grenze »er Kölnischen Zeitung zugehenden Depeschen zufolge brennt Antwerpen an allen vier Ecken. Tie Georgskaserne steht in Flammen. Ein großes Lazarett ist verbrannt. Me Verwundeten flüchten. Die Beschießung »auert Noch immer heftig an. Tie Lage sei unhaltbar. Auf einem Fort wurde eine Batterie außer Gefecht gesetzt. Die Furcht in Antwerpen.
Der Korrespondent des „Algemeen Handelsblad" schreibt aus Antwerpen: Die Angst ist noch in größerem Matze ais früher zurückgekehrt. Wir wußten bald, daß die Forts »on Waelhem, St. Catherine. Waore und Königshookt sich nicht mehr unter dem schrecklichen Feuer der deutschen Belagerungsgeschütze halten konnten. Man sah den Menschen an, daß jie ängstlich waren. Ls lastete eine drückende, nervenerregende, ansteckende Lust. Man bestürmte die Flüchtlinge, um von ihnen Neues zu e Pahren, und man hörte phantastische Dinge. Der Schreck stieg mit jeder Minute. Was war los, was im Gange? Sollte Antwerpen erstürmt werden? Die Panik war nun da ... . Das letzte offizielle Kommunique ließ deutlich genug durchschiminern, daß das belgische Heer trotz seiner Tapferkeit nicht imstande war, das deutsche Heer aufzuhalten. Es hätte hinter der Nethe Stellung genommen. Aber ... das bedeutete für jeden, der auf die Karte sehen konnte, daß die Deutschen den äußeren Gürtel durchbrochen hatten. Und ich sah Menschen, die schrcckens- erfüllt auf die Straße liefen und hastig Vorbereitungen zur Flucht machten. Es schien, daß das Manifest des Generalleutnants de Tuise, der die „tapfere Bevölkerung" zur Ruhe mahnte, gerade die entgegengesetzte Wirkung gehabt hätte. Man flüchtete von allen Seiten. An der Anlegestelle der Schnelldampfer nach Rotterdam wurde um jeden Platz heftig gekämpft. Einige bezahlten fabelhaste Summen, um nach Vlisfingen zu kommen. Die Panik stieg bis zum Delirium. „Die Deutschen sind in Düffel . . . sie sind in Linth . . . Lier ist besetzt . . .!" Läden und Häuier wurden geschlossen, Verwaltungen und Konsulate wurden bestürmt, um Pässe zu erhalten . . . . Ä 1
Eine lächerliche Kundgebung. «
Die „Kölnische Zeitung" meldet von der holländischen Grenze: Es ist eine Adresse des russischen Parlaments an das belgische Parlament eingegangen, worin es heißt, ganz Rußland verfolge mit grenzenloser Bewunderung den heldenhaften Kampf, den das tapfere belgische Heer gegen den frevlerischen unerbittlichen Feind führe. Mit der größten Spannung lausche es auf die Berichte über die Selbstverleugnung des tapferen belgischen Volkes. „Eure Taten", heißt es, „bringen die Heldentaten Eurer Vorväter in Erinnerung, Euer heldenhaftes Verhalten ist das erste, größte der Opfer, die gebracht werden müssen, um die Welt vom blinden Angriff, von deutscher Wut und deutschem Wahnsinn zu erlisten. Ehre den Helden. Es lebe der tapfere belgische Löwe- Möge Euer Wappenspruch: „Lünion fait la force l" den Sieg behalten, dann wirb auf den Trümmern des zusammengestürzten Bauwerks an Stelle der allgemeinen Vorherrschaft, die Deutschland anstrebte, Freiheit. Gleichheit und Brüderlichkeit heischen." — Die „Köln. Zeitung" bemerkt hierzu: Die Russen haben von Anfang des Krieges an die lächerlichsten Aeußerungen von sich gegeben, die ebeuerrvälnite schließt sich den sonstigen Flunkereien der Mosko
witer würdig an. Wären die Zeiten nicht so ernst, würde eine Lachsalve der ganzen Welt die Antwort sein, wenn man hört, wie gerade von der Newa her Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Herrschaft antreten sollen.
Die Lage im Westen.
WTB. Bordeaux, 9. Okt. (Nicht amtlich.) Nach hier eingetwffenen Nachrichten hat sich der große Kampf zwischen den Verbündeten und den Deutschen im Norden noch ausgedehnt. Das Borrücken der Verbündeten über Arras war ein Gegenzng gegen das Vorrücken der Deutschen auf die Linie ArincntiereS-Tourcoing. Gestern fanden heftige Kleinkämpfe zwischen französischen und deutschen Vorposten statt. Nene deutsch" TrnPPenabteilnngen sind herangerückt. Dies läßt darauf schließen^ daß die Teutschen ihr Heer in Nordfrankreich in meg.ichst großem ilmfang verstärken.
Das eroberte Flugzenglagcr von Reims.
GKG. Man schreibt der „Köln. Ztg.": Bei der Besetzung der Stadt Reims haben, wie seinerzeit berichtet wurde, die Teutschen auch ein großes Lager von Flugzeugen erbeutet. Es wird nun in Deutschland wohl überall mit Genugtuung begrüßt werden, wenn man hört, daß dieser wertvolle Vorrat an Flugzeugen und Flagzeugmotoren nach wie vor in deutschen Händen sich befindet, auch nachdem die Stadt von den deutschen Truppen geräumt und von den Franzosen wieder besetzt worden ist. Im Hinblick auf den großen Wert dieser Kriegsbeute sind nämlich alle die ausgcfundcncn Flugzeuge, Motoren, Reserveteile und was sonst noch dazu gehörte, gleich nach dem Einzug der deutschen Truppen in der Stadt Reims sorgfältig verpackt und in weiter zurückliegende Stellungen des deutschen Heeres gebracht worden. Bei dem Lager von Reims handelte es sich um die Flugzeuge von drei Fliegerkompagnien und die vollständige Ausstattung kleiner Werkstätten für den Motorenbau. Me Flugzeuge erwiesen sich auch für uns als ganz stut verwendbar, und insbesondere die Motoren dürften unseren deutschen Fliegern für gewisse Aufgaben des Aufklärungsdienstes schon wertvolle Dienste geleistet haben. Uebrigens ist die größere Raschheit des Fluges der einzige Vorzug, den die französischen Apparate den deutschen gegenüber haben. Tie deutschen Motoren arbeiten unvergleichlich zuverlässiger und bedürfen nicht der außerordentlichen Sorgfalt in der Behandlung, wie die Flugzeugmotoren, die beim französischen Heer im Gebrauch sind.
Bon der deutsch-schweizerischen Grenze.
Die Basl. Nat.-Ztg. schreibt über die Grenzsperre zwischen dem Elsaß und der Schweiz, daß nach dem Elsaß die Grenzsperre sehr streng durchgeföhrt wird. Nicht einmal Briefe werden über St. Ludwig mehr befördert. Nur wer wichtige unaufschiebbare Geschäfte im Oberelsaß zu besorgen hat und sich hierüber genau austveisen kann, erhält einen Passierschein. Zeitungsberichterstatter werden nicht mehr durchgelassen. -
Die Kämpfe an der russischen Grenze.
WTB. Berlin, 9. Okt. (Nicht amtlich.) Ter Nordd. Allg. Ztg. zufolge gibt der Vertreter des Nieuwe Rotter-- damsche Courant, der auf Einladung des großen Generalstabes an einer Besichtigung der ostpreußischen Schlachtfelder teilnahin, seinem Blatt folgenden Bericht: Städte von Bedeutung wie Ortelsburg sind zu 70 Prozent niedergebrannt. Entsetzliche Schandtaten sind von Russen verübt worden, ohne jeden Grund. Neue russische Streitkräfte werden ans der ganzen Linie von deutschen Truppen aufgehalten. So weit wir gesehen haben, wird der Kampf auf russischem Gebiet geführt. Gestern sind wir südöstlich Wirballens gewesen, wo ein schweres Artillerieduell stattfand. Me Russen schossen mit schweren Geschützen, die sie in Kowno ausgestellt hatten, konnten aber die glänzend verdeckte deutsche Stellung nicht finden, weshalb deutscherseits fast keine Verluste zu verzeichnen waren. Ein russischer Sturmangriff wurde in dieser Gegend mit entsetzlichen Verlusten zurückgewiesen. Tie Leichen jener russischen Soldaten liegen haufenweise auf dem Schlachtfclde in Feuerlinien und können nicht weggeholt werden. Auf 200 Meter hatten anstürmende Russen deutsches Maschinengewehrfeuer erhalten und wurden niedergemäht. Als wir auf das Schlachtfeld kamen, war nichts von Freund und Feind zu sehen, nur hörte man Granaten heulen, sah, wie schwarze Geister Erde und Rauch aufspritzte, wo sie einschlugen, Nauchwölkchen der Schrapnelle und auflohende Heuschober, Gehölze und Dörfer. Mitunter kam ein Aojutant herangesprengt über das Feld. Unsere Gruppe war allein sichtbar für die Russen, weshalb sie uns schließlich mit einigen schweren Granaten beehrten, die eben nahe genug herankamen, um uns später im friedlichen Hotel diese Feuertaufe begießen zu lassen.
Vom österreichisch-russischen Kriegsschauplatz.
WTB. Wien, 9. Okt. (Nicht amtlich.) Ein militärischer Mitarbeiter des Neuen Wiener Tagblatts meldet über die jüngsten Ereignisse: Immer neue Teilerfolge zeitigt bas geschlossene Vorgehen der verbündeten deutschen und österreichisch ungarischen Armeen. Sieg auf Sieg über die feindlichen Nachhuten wird erfochten. Es zeigt sich nunmehr, daß die Konzentration unserer Armeen nach Westen keine taktische Niederlage, sondern vielmehr eine Äberlegte strategische Maßnahme bildete, diktiert von dem höheren Zwecke, den lückenlosen Anschluß an die deutsche Armee nördlich von Krakau zu sichern. Die Erstürmung des russischen Brückenkopfes Sandomierz und die Zurückweisung einer feindlichen Infanteriedivision bet Darobrzeg im Weichsei- und Sanwinkel tragen bereits die erwarteten Früchte. Die geschlagenen Gegner konnten sich bei der energischen Verfolgung über das Hindernis der beiden Flüsse nicht rasch genug zurück- ziehen und fielen samt ihren Train abteilungsweise cus Kriegsgefangene unseren noch auf dem rechten Weichselufsr vordringen- ben Truppen in die Hände. Unsere weiter südlich im Raume von Neusandec längs der Eisenbahn gegen Rzeszow vorgegangsne Armee warf am 2. Oktober jene Hecresteile des Gegners, die versucht hatten, die Festung Przemysl einzuschließen, denn Dorfe Barycz, 18 Kilometer südlich der Stadt Rzeszow, wodurch dieser k'i wichtige Bahnknotenpunkt in Besitz genommen werden konnte. Mit der entscheidenden Niederlage von 4 serbisch-montenegrinischen Brigaden zwischen dem 3. und 10. Oktober dürste der Hauptsache nach für unsere Reichslande des gesamten Guerillakrieges Ende verzeichnt sein. .. ....
Austausch von Kriegsgefangenen. s e"^
WTB. London, 9. Okt. (Nicht amtlich.) Reuter Oesterreich-Ungarn und England sind übereingekommen folgenden Zivilgefangenen die Heimkehr zu gestatten- "rauen und Kindern, Männern, die nicht im militärpflichtigen Alter.stehen, oder die dienstuntauglich si„h Merzten und Geistlichen. ^ ^ '
Die Neutralität Rumäniens.
GKG. Wien, 8. Okt. Die rumänische Regierung hat ihre Gesandten von ihrem Entschlüsse, an der Neutralität festznhalten, verständigt. ..
Der Papst an die Priester. - ^ Hss
WTB. Rom, 8. Okt. (Nicht amtlich.) „Osserda- tore Romano" hebt in einem Leitartikel hervor, daß der Hl. Stuhl an den Streitigkeiten der Menschen und den blutigen Konflikten, die sich aus ihnen ergeben, stets vollständigste und unbedingteste Unparteilichkeit beobachten wolle, weil er seine Mission des Friedens und der Religion über jedes andere Interesse stelle. Deshalb dürften' besonders die Priester nickst vergessen, daß man das Allgemeininteresse der Kirche und der Menschlichkeit immer über das berechtigte Streben der Vaterlandsliebe stellen müsse. Diese Grundsätze müßten sie sich insbesondere bei der Ausübung ihres Amtes und bei Ansprachen an das Volk gegenwärtig halten und über den an sich berechtigten Wunsch nach einem Siege für ihr Land dm weit menschlicheren und christlicheren eines allgemeinen Friedens stellen. Daher dürsten sie auch gegen ihre Feinde nicht Worte der Verachtung und des Hasses gebrauchen, sondern eine Sprache, wie sie die Nächstenliebe eingebe.
Weitere Nachrichten.
WTB. Berlin, 8. Okt. Me Kriegsberichte des „Bert. Börsen-Kür." melden, daß nach einer Reuter- meldnng der belgische Dampfer „Luxemburg" bei den Sandbänken von Maßen in der Nähe der Küste von Westkapelle (Seeland) Schissbruch erlitten hat. Die Mannschaft sei gerettet worden, doch sei das Schiss ganz verloren. Tie „Luxemburg" war am 16. Juli aus Büeuos Aires ausgcsahren.
WTB. Athen, 8. Okt. (Nicht amtlich.) Das griechische Rote Kreuz hat durch Vermittelung der griechischen Gesandtschaft in Berlin dem Roten Kreuz eine Summe ais Beitrag für das Hilfswerk im Kriege überwiesen.
Dir Zeichnungen auf die Kriegsanleihe lassen sich nunmehr übersehen. Die Gesamtzeichnung von 4 460 701 4000 Mark besteht aus 1 177 000 235 Einzelzeichnunzen. Hiervon entfallen auf Eiuzelbeträge von 100—2000 Mk. 920 059 Zeichnungen mit einer Summe von 733 776 400 Mark und auf Einzelbetrüge von 2100—20 000 Mark 233 342 Zeichnungen mit einer Summe von 1336 738 700 Mark. Der Rest besteht aus Zeichnungen von über 20 000 Mark. Das deutsche Volk wird aus diesen Ziffern mit Freuds ersehen, wie die Zeichnungen sich auf alle Schichten der Bevölkerung gleichmäßig verteilen und wie reich und arm, jeder nach seinen Kräften, dazu be-gctragen hat, den über alle Maßen glänzenden Erfolg der Kriegsanleihe zustande zu bringen. Die baren Einzahlungen auf die Kriegsanleihe haben nach den bis Donnerstag vormittag vorliegenden Nachweisungen den Betrag von 2 420 000 000 Mark erreicht, das sind 54,25 ö/o der gezeichneten Summe und 636 000 000 Mark oder 14,26»/» mehr als zum 5. Oktober fällig waren. Die tatsächlich eilige,zahlten Betrüge sind noch größer, weil von einem Teil der entfernter gelegenen Reichsbankstellen die Aufgaben noch nicht in Berlin ekngctroffen sind. Es dürfte dies -die grötze Zahlung sein, die jemals von einem Volke in so kurzer Zeit geleistet worden ist.
Die Staatsregierung und die bevorstehenden Ergänzungswahlen zu den Stadtverordnetenversammlungen.
WTB. Berlin, 8. Okt. (Nicht amtlich.) Wie wir hören, ist im Schoße der Staatsregierung erwogen worden, ob es mit Rücksicht auf den Kriegszustand geboten sei, durch rin Teletz die für den November d. I. bevorstehenden Erqäiiznngswcih'en zu den Stadtverordnetenversammlungen um ein Jahr zu vecjch-.sbe.n. Das konnte in Frage kommen, um den Interessen der vielen Wühler zu entsprechen, die wegen ihrer Einberufung zum Heer tatsächlich außer Stande sind, ihr Wahlrecht uuszuüben, »och mehr aber, um zu vermeiden, baß die Gemeindewnhlen Anlaß zu Parteikämpfeii geben, die in dieser Zeit einmütiger Erhebung für des Vaterlandes Macht und Bestehen ginter dem was ullen Deutschen gemeinsam ist, weit zurücktreten sollten. Die Staatsregierung hat jedoch, wie wir weiter erfahren, nach Prüfung der Verhältnisse in den kinzclnen Landesteilen von einem auf die Dcrschiebung der Cemeiiidcwahlen gerichteten Schritt Abstand ge- nnmmeu und wird den bevorstehenden Wahlen freien Laut lassen. Sic hat sich nicht davon überzeugen können, daß der Wu»sch nach Verschiebung der Wahlen bei den beteiligten Städten etwa ein allgemeiner oder auch nur weit verbreiteter ist und sic hat das feste Vertrauen zu dein in großer Zeit gefestigten Sinn der Wähler, daß durch die städtischen Wahlen die Einigkeit der Bürger auch nicht einmal vorübergehend gestört werden wird, vielmehr dürfte dieser Sinn, wie das Beijpiel einiger Städte erwarten läßt, gerade zur Verhütung von Wahlagitationen und zur Herbeiführung von Kompromissen führen.
Die Versteigerung körperlicher Sachen. WTB. Berlin, 8. Okt. (Nicht amtlich.) Ter Bun- vesrat hat, wie schon kurz gemeldet, eine Verordnung erlassen, die für die Versteigerung körperlicher Sachen, soweit sie im Wege der Zwangsvollstreckung nach der Zivilprozeßordnung stattsindet, allgemein ein Mindest- gebot einführt. Der Zuschlag darf nur auf ein Gebot erfolgen, das wenigstens die Hälfte des gewöhnlichen Verkaufswertes des Pfandes erreicht. Bei gepfändeten Wertpapieren darf der Verkaufswert, wenn das Papier in der letzten Woche vor dem 31. Juli 1914 einen Börsenoder Marktpreis hatte, nicht unter dem letzten in dieser Woche amtlich notierten Börsen- oder Marktpreis festgestellt werden. Bei Wertpapieren, die Darlehnskassen beleihen, darf das Mindestgebot nicht unter dem Betrag znrückbleiben, zu dem die betreffenden Papiere von den D/elehnstassen beliehen werden.
Baden
(-) Karlsruhe, 9. Okt. (Namenlose Helden ) Auf dem hiesigen Friedhof wurden bisher drei in den hiesigen Lazaretten verstorbene Soldaten als unbekannt beerdigt. Alle drei kamen so schwer verwundet hier an, daß sie vor dem Eintritt ihres Todes nicht mehr vernehmungsfähig wurden.
(-) Karlsruhe, 9. Okt. (Gerechte Strafe.) crie hiesige Strafkammer verurteilte den Weinhändler und Wirt Friedrich Karl Schnurr in Rastatt wegen eines Vergehens gegen das Nahrungsmittelgejetz,