von einer besonderen Mission Bülo w s wurde gesprochen. Es scheint auf alle Fälle etwas Diplomatisches zwischen Deutschland und Italien vorzugehen, umso mehr ist es unsere Pflicht, mit Ruhe dem bisher neutralen Italien gcgcnnberzustehen. — Das seit 8 Jahren verwaiste Erzbistum Posen-Gnesen wurde tvieder besetzt. Der frühere Erzbischof von Stablewski hatte keinen Nachfolger erhalten, einen deutschen konnte man nicht ernennen, weil er der polnischen Bevölkerung zuwider gewesen wäre und nur böses Blut gemacht hätte, einen polnischen wollte die preußische Regierung nicht, weil er der deutschen Sache nur geschadet hätte. Und nun kommt doch ein Pole, der bisherige Weihbischof von Posen, Tr. Likowski, dessen Ernennung zwar noch nicht erfolgte, aber sicher ist. Ter Zusammenhang ist klar. Wir haben gesehen, in unserem Kamps gegen die Russen zeigen die russischen Polen eine stark deutschfreundliche Tendenz, diese zu stärken ist zweifellos der Beweggrund für obige Ernennung^ — Nicht in unmittelbarem Zusammenhang rnit dem Krieg steht der österreichische Botschafterwcchsel in Berlin, er stand schon vorher fest. Immerhin mag die äußere Lage es erfordern, daß der neue Botschafter, Prinz Gottfried zu Hohenlohe-Schillings- sürst, bälder, als ursprünglich geplant, auf seinen Posten kommt, um der neuen Weltlage, die der Krieg mit sich bringen wird, schon sicher gegenüberzustehen. — Albanien scheint aus dem europäischen Krieg auch zu profitieren, wenigstens wird ein Rückgang der aufständischen Bewegung gemeldet: Wenn die albanische Frage bei Gelegenheit des europäischen Kriegs auch endgültig mit geregelt wird, so kann es uns nur recht sein, mag die Erledigung aussallen wie sie will. .
Der Weltkrieg.
Kriegserklärung Englands an Oesterreich.
Der österreichisch-ungarische Botschafter in London hat am Donnerstag eine Note des englischen Auswärtigen Amtes erhalten, in der es heißt: Auf Wunsch der französischen Regierung habe ich nachfolgende Mitteilung gu machen: Die österreichisch-ungarische Regierung hat sich ohne jede Provokation seitens der französischen Regierung in Kriegszustand mit Frankreich gesetzt. Erstens hat Oesterreich-Ungarn in dem Konflikt Deutschlands mit Rußland und Frankreich Partei genommen, indem es Rußland den Krieg erklärte, das bereits an der Seite Frankreichs im Kriege begriffen war. Zweitens hat Oesterreich-Ungarn nach glaubwürdigen Informationen Truppen an die deutsche Grenze geschickt unter Bedingungen, die einer Bedrohung Frankreichs gleichkommen. So sieht sich Frankreich gezwungen, Oesterreich- Ungarn zu erklären, daß es alle Maßregeln ergreifen wird, um diesen Handlungen entgegentreten zu können. — Anschließend an diese Mitteilung hat Sir Edward Nrcy dem österreichisch-ungarischen Botschafter in London erklärt, nach dem Bruch zwischen diesen beiden Regierungen sehe sich die englische Regierung genötigt, zu erklären, daß der Kriegszustand auch zwischen Großbritannien und Oesterreich-Ungarn nngetreten sei. — Zu diesen Darlegungen der engnschen Note ist vor allem zu bemerken, daß der Konflikt Oesterreich-Ungarns mit Serbien in einer Frage, die die internationale europäische Politik nicht berührt, nicht als Provokation zu Feindseligkeiten zwischen europäischen Mächten betrachtet werden kann. Was die französische Kriegserklärung anlangt, so war Oesterreich-Ungarn genötigt, Rußland den Krieg zu erklären, weil dieses die Monarchie durch die an ihren Grenzen vorgenommene Mobilisierung offenkundig bedrohte. Oesterreich-Ungarn hat keine Truppen an die deutsch-französische Grenze geschickt, was der französischen Regierung auf Anfrage durch offizielle Erklärung bekannt gegeben wurde. Das Argument des französischen Kabinetts ist daher nicht bloß eine willkürliche Entstellung der Tatsachen, sondern auch eine bewußte Wenn England sich entschlossen hat. die tradi
tionelle Freundschaft mit der Monarchie so leichten Her zens aufzugeben, um die Sache Frankreichs zu vertreten so ist dies eine bedauerliche Tatsache, die aber die Mo narchie nicht unvorbereitet trifft und die sie im Bewußt sein, daß das gute Recht auf ihrer Seite steht, mit Gleich mut hiimimmt.
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Die Wiener Blätter erklären dazu übereinstimmend die Kriegserklärung Englands und Frankreichs habe nicht-: Ueberraschendes. Sie sei die natürliche Folge des Bundesverhältnisses der beiden Ententemächte. Die Kriegserklärung treffe Oesterreich-Ungarn nicht unvorbereitet. Dü Blätter weisen darauf hin, daß Frankreich schon währenk der Balkankrise, wo es immer möglich war, die Weg» Oesterreich-Ungarns zu kreuzen gesucht habe. Es se daher nicht verwunderlich, daß die angeblich so friedliebende Republik Frankreich hinter seinem russischer Bundesgenossen, dem konservativen Zarenreiche, das sich für Mörder und Mordgehilfen interessiere, nicht Zurückbleiben zu können glaube. Wenn sich England zm Rechtfertigung seines Vorgehens auf den in Verletzung der Neutralitätsverträge erfolgten Einmarsch deutscher Truppen in Belgien berufe, so sei in der angeblichen Für-^ sorge Englands für die Unverletzbarkeit des belgischen Bodens nur der Borwand zu erblicken, um abgeleugnete Verbindlichkeiten zu erfüllen, die zu einer Zeit des allgemein gewordenen Deutschenhasses eingrcpmgen worden seien. Die Blätter betonen einstimmig, daß Oesterreich- Ungarn in voller Zuversicht und im Vertrauen auf seine Stärke und die Kraft seines Verbündeten den Kamps aufnehmen und entbieten die herzlichsten Grüße den wackeren österreichisch-ungarischen Seeleuten, die, für die gerechte Sache kämpfend, für Oesterreich-Ungarn neue Lorbeeren ernten werden .— 'Den Blättern zufolge hat der amerikanische Botschafter in Wien, Pen- field, den Schutz der englischen Untertanen in Oestereich-Ungrarn übernommen.
Deutschlands Warnungen an Frankreich / und Belgien.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zerrung teilt folgendes mit: Durch Vermittlung einer neutralen Macht ist folgendes mitgeteilt worden: 1. der französischen Regierung: Die Meldungen der deutschen Truppen lassen erkennen, dciß dem Völkerrecht zuwider in Frankreich der Volkskrieg organisiert wird. In zahlreichen Fällen haben Landeseinwohner unter dem Schutz der bürgerlichen Kleidung heimtückisch ans deutsche Soldaten geschossen. Deutschland er- he bt Einspruch gegen eine derartige Kriegführung, die dem Völkerrecht widerspricht. Die deutschen Truppen haben Anweisung erhalten, jede feindselige Haltung der Landeseinwohner mit den schärfsten Maßregeln zu unterdrücken. Jeder Nichtsoldat, der Waffen führt, jeder, der die deutschen rückwärtigen Verbindungen stört, Tele- araphendrähte dnrchschneidet, Sprengungen vornimmt, nrrz in irgend einer Weise unberechtigt an der Kriegshandlung teilnimmt, wird sofort standrechtlich erschossen werden. Wenn die Kriegführung dadurch einen besonders schroffen Charakter annimmt, fo trifft Deutschland dafüi nicht die Verantwortung. Frankreich allein ist verantwortlich für die Ströme von Blut, die sie kosten wird 2. der belgischen Regierung: Die Königlich bel gische Regierung hat Deutschlands aufrichtig gemeind Anerbietungen, ihr die Schrecken des Krieges zu ersparen zurückgewiesen. Sie hat dem deutschen durch die Maß nahmen der Gegner Deutschlands gebotenen Einmarsc bewaffneten Widerstand entgegengesetzt. Sie Hat de: Krieg gewollt. Trotz der Note vom 8. August, in de
die belgische Regierung mitteilt, daß sie gemäß dem .Krregsgebranch den Krieg nur mit uniformierten Mannschaften führen werde, nahmen an den Kämpfen um Lüttich zahlreiche Leute unter dem Schütz bürgerlicher Kleidung teil. Sie haben nicht nur auf hie deutschen Truppen geschossen, sie haben auch in grausamer Weise
Verwundete erschlagen und Nerzte, die ihren Beruf erfüllten, niedergeschossen. Gleichzeitig hat in Antwerpen der Pöbel deutsches Eigentum barbarisch verwüstet, Frauen und Kinder in bestialischer Weise niedergemetzelt. Deutschland fordert vor der ganzen gesitteten Welt R e ch e schaft für das Blut dieser Unschuldigen, f ü rdiejevcr Iivilisation hvhusprechende Art der Krieg- sührung Belgiens. Wenn der Krieg von nun einen grausamen Charakter annimmt, trägt Belgien die Schuld. Um die deutschen Truppen vor der entfesselten Volkslcidenschaft zu schützen, wird nun ein jeder Nichtnni- sormierte, der nicht durch deutlich erkennbare Abzeichen als zur Teilnahme an den Kümpfen berechtigt bezeichnet ist, als außerhalb des Völkerrechts stehend behandelt werden, wenn er sich am Kampfe beteiligt, die deutschen rückwärtigen Verbindungen stört, Telegrapheudrühte dnrchschneidet, Sprengungen vornimmt, kurz an irgend einer Weise unberechtigt an der Kriegshandlung teilnimmt. Er wird als Franktireur behandelt und sofort standrechtlich erschossen werden.
Deutsche Truppenabteilung in Serajrwo.
Zu Ehren der Offiziere der in Serajewo cingetrof- fenen deutschen Truppenabteilungen gab der Landeschef Sotiorek im Konak ein Tiner, wozu auch der deutsche Generalkonsul Dr. Ewald geladen war. Ter Landeschef und der Kommandant der deutschen Truppenabteilung, Major Schneider, brachten Trinksprüche auf die Verbündeten und die beiden Armeen aus. Donnerstag nachmittag rückte die deutsche Truppenabteilimz zur Parade mit der Fahne aus und marschierte zu dem Orte, wo ans den Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin das Attentat verübt wurde. Major Schneider hielt eine ergreifende, zündende Ansprache, worauf die Truppen ein Gebet verrichteten. Mit einem dreimaligen Hurra auf den Kaiser Franz Joseph und Kaiser Wilhelm schloß die Feier, die auf das zahlreiche Publikum einen tiefen Eindruck machte. ,
Italienische Huldigung.
Auf das Huldigungstelegramm, das die italienische Handelskammer in Berlin an den Kaiser richtete, hat am Freitag Handelsminister Sydow folgendes geantwortet: Ihr Telegramm vom 7. August ist an Allerhöchster Stelle vorgelegt worden. S. M. der Kaiser und König haben allerhöchst sich über die Sympathiekundgebung gefreut und mich zu ermächtigen geruht, der italienischen Handelskammer für Deutschland allerhöchst ihren Dank auszusprechen, (gez.) : Sydow.
Graf Szapary in Berlin.
Der bisherige österreichisch-ungarische Botschafter in Petersburg, Graf Szapary, ist Freitag vormittag aus der Durchreise nach Wien in Berlin eingetroffen.
Die eroberten Geschütze in Stratzburg.
Vor dem Kaiserpalast in Straßbnrg stehen seit Donnerstag nachmittag die vier ersten den Franzosen in der Schlacht von Mülhauesn abgenommenen Feldgeschütze, die von den Mannschaften unter dem Jubel der Bevölkerung eingebracht wurden. Ebenso stehen vor dem Generalkommando in Allenstein 4 eroberte russische Geschütze. , . . i .
' Ausländische Zerrangk,»
Die beschleunigte Einsendung ausländischer Zeitungen an die Sektion 3 8 des Großen Generalstabs» Berlin kiZV 40, wird nach wie vor mit besonderem Dank ent- gegengeirommcn. Eine Rücksendung, die teilweise erbeten wurde, kann leider nicht stattfinden. Zeitungen, die älter als acht Tage sind, haben keinen Wert.
Kriegsfreiwillige Marineflieger.
Das Reichsmarineamt erläßt folgenden Ausruf: Weiters Anmeldungen Kriegsfreiwilliger für den Marinefliegerdienst werden entgegengenommen. Bevorzugt werden junge Leute mit technischer Vorbildung und solider Lebensführung, in erster Linie solche, die bereits ein Pi- f lotenexamen bestanden oder eine Fliegerausbildung be-
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Unser Bild zeigt einen Teil der in letzter Zeit abgehaltenen imposanten Flottenparade vor dem König von England in Spithead, welche man nach der erfolgten Kriegserklärung Englands wohl von einem anderen Gesichtspunkte nunmehr betrachten darf.
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Zur gegenwärtigen Mobilmachung zagt unser Bild mobilisierte Marinemannschaften auf dem Bahnhof.
Zum Oesterreich-serbifcheu Kriege. U: ser Büd zeigt österreichische Soldaten, die eine Zigeunerin um tyr Schicksal befragen. Letztere zogen mit kleinen Vogelkäfigen, in welchem sich abgerichtete Vögel, Kreuzschnäbel, Dompfaffen und dergl. befanden, in den mobilisierten österreichisch>ung- Siädten umher, und „prophezeiten" das Schicksal. Durq einen kleinen Schlag auf den Rücken des Vogels, untM eines kleinen Stäbchens, bückte sich dieser und zog mit vem Schnabel ein verschlossenes Briefchen, worin die „Zukunft verkündet war. !