die Telegraphenlinien seien üm 2768 Kilometer verniehrt worden. Die Lage des Staatsschatzes sei schwierig, aber nicht unheilbar. Die ausländische Schuld habe im Dle-- zember 103 772 780 Pfund Sterling betragen, die innere Schuld 726 746 Cantos. 'Der Außenhandel ausschließlich der Metalle habe 1913 einen Wert von 132015061 Pfund Sterling gehabt, das bedeute eine Verminderung um 6 058 719 Pfund gegen 1912. Die Ausfuhr an Kaffee und Kautschuk sei um 11499 Pfund Sterling zurückgegangen. Eine Revision des Zolltarifs sei gegenwärtig in Vorbereitung.
* Die Geschäftslage des Reichstags. T>er Seniorenkonvent des Reichstags trat am Mittwoch nachmittag zu einer Besprechung der Geschäftslage zusammen und einigte sich dahin, zunächst den Etat für die Verwaltung des Reichsheeres durchzuberaten, doch soll als erster Punkt auf die Tagesordnung der Sitzung am Donnerstag die zweite Lesung der Besoldungsnovelle gesetzt werden. Dem Militäretat sollen der Etat des Auswärtigen Amts, sowie der Etat des Reichskanzlers und kleinere Vorlagen wie die Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige und die Konkurrenzklausel folgen. Vom Freitag dieser Woche ab sollen die Plenarsitzungen morgens um 10 Uhr beginnen. Ueber den Beginn der Ferien konnte noch nichts in Aussicht genommen werden, weil die Art des Fortgangs der Beratungen dafür maßgebend ist. Ebensowenig geklärt ist die Frage, ob der Reichstag geschloffen oder vertagt werden soll.
* Das Schicksal der Besoldungsnovelle. Tie Budgetkommission des Reichstags nahm am Mittwoch die gesamte Besold um gsvorlage unverändert nach den Beschlüssen erster Lesung einstimmig an. Ter Staatssekretär des Reichsschatzamtes hatte erklärt, daß die Beschlüsse dwr Kommission für die Regierung unannehmbar seien. Tie Sorgen für dse Beamten teile die Regierung mit dem Reichstag. Tie Konsequenzen, die sich jedoch aus den Beschlüssen der Kommission ergeben, feien unübersehbar. Jedenfalls sei es zur Zeit unmöglich, sie zu regeln. Die Stellungnahme der verbündeten Regierungen sei durch einen Beschluß des Bundesrats in- ablehnendem Sinn erfolgt. Auch sei bereits in erster Lesung zum Ausdruck gebracht worden, daß Beschlüsse über die Vorlage hinaus diese gefährden und unannehmbar machen würden. Die Redner aller Parteien hatten betont, daß sie an den gefaßten Beschlüssen festhalten und daß die Verantwortung für die aus der ablehnenden Haltung der Regierung entstehende Erregung in Beamtenkreisen der Regierung zufalle.
* Gegen die Aushebung der Zollkredite für Weine. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin haben sich in ihrer letzten Sitzung mit der vorgeschlagenen Aufhebung der Zollkredite für Weine beschäftigt. Sie waren in Uebereinstimmbmg mit ihrer ständigen Deputation der Weinhändler der Ansicht, daß die Aufhebung dieser Zollvergünstigung den deutschen Weinhandel und seine Arbeiterschaft schädigen würde, ohne dem inländischen Weinbau Nutzen zu bringen. Durch die Gewährung des Zollkredits wird es dem inländischen Weinhandel möglich gemacht, die jungem ausländischen Weine zollfrei im Inland bis zum Genuß zu behandeln. Würde dem Weinhandel die Zollvergünstigung entzogen werden, so würden die ausländischen Weine vielfach im Ausland bis zur Flaschenreife behandelt und erst dann nach Deutschland eingeführt werden. Die Fernhaltung der ausländischen billigen Weine wird sich- auch durch Aufhebung der Weinzollkredite nicht erreichen, lassen, denn diese kleinen Weine werden vom Publikum verlangt und dieser Forderung könne sich auch der Weiuhändler nicht widersetzen. Die Aeltesten der Kaufmannschaft beschlossen deshalb, sich gegen die Aufhebung der Zollkredite für Weine auszusprechen.
Ausland.
Oesterreich und Deutschland.
Anläßlich der bevorstehenden Debatte der Delegationen über die auswärtige Politik schreibt die Neue Freie Presse über das Verhältnis der Monarchie zu Deutschland: Mit kindischer Oberflächlichkeit ist behauptet worden, die Gemeinschaft mit Deutschland schädige unsere Interessen, zwinge uns zu maßlosen Rüstungen, ohne uns Sicherheit zu gewähren und bringe der Monarchie nur Lasten und keinen Gewinn. Da ist es der Mühe wert, sich zu überzeugen, wie denn eigentlich die Wahrheit aussieht und an der Hand der letzten Veröffentlichungen zu prüfen, was Deutschland für uns getan hat, und wie sich in der diplomatischen Arbeit das Zusammenwirken der beiden Staaten und die Gesinnungen erweisen, aus denen ihre Handlungen entspringen. Das Blatt stellt dann im einzelnen fest, wie Deutschland vom Beginn der Balkankrise an unentwegt und überall den Standpunkt der Monarchie unterstützt habe und schreibt zum Schluß: So hat ein Staat gehandelt, dem wir jetzt, wenn es nach der Meinung frischgestrichener Panslawisten ginge, den Rücken kehren sollten. So sieht die „Ausnützung", die „Uebervorstellung" aus, die wir durch Deutschland erleiden. Das Bündnis mit Deutschland, wir sehwr das auch aus den Einzelheiten des Rotbuches, ist der sicherste Schutz für die Wahrung unserer Interessen und zu gleicher Zeit der sicherste Schutz des europäischen Friedens.
England und die Panama-Ausstellung. '
Premierminister Asquith erklärte der Abordnung, die am Dienstag bei ihm eine Beschickung der Panama- Ausstellung befürwortete, die Entscheidung der Regierung, an der Ausstellung nicht offiziell mitzu wirken, enthalte durchaus keine Kränkung des amerikanischen Volkes. Die Einladung der britischen Flotte zur Teilnahine an der Eröffnung des Kanals sei viel bedeutender als die Teilnahme an der Ausstellung und sei von der Regierung mit größter Herzlichkeit angenommen worden.
Greueltaten der Epiroten.
Der albanischen Regierung sind am Mittwoch Draht
nachrichten zügegangen, wonach in Harmova, südöstlich von Tepeleni, 200 mohammedanische Albanesen, die vor den Epiroten nicht geflüchtet waren,, gefangen genommen und in das benachbarte Dorf Skodra geschleppt worden sind. D0rt seien sie in die orthodoxe Kirche gebracht und sämtliche gekruzigt worden. Tie Kirche sei dann in Brand gesteckt worden und alba- nesische Gendarmen, die zwei Tage später Skodra besetzten, hätten ihre verkohlten Leichname anfgesunden.
Der mexikanische Konstilt.
Einer Meldung aus Washington zufolge erklärte der Vertreter der mexikanischen Rebellen, daß die Artillerie der Rebellen in Tampico an gekommen sei und daß man mit dem Angriff auf Tampico solange gewartet habe. — Tie Rebellengenerale Obregon, Conzales, Matora, Caballero und andere haben es, wie aus Chihuahua gemeldet wird, abgelehnt, mit den Regierungstruppen zur Abwehr der amerikanischen Invasion sich zu vereinigen.
* Washington, 6 . Mai. Staatssekretär Bryan gibt bekannt, daß die amerikanischen Vermittler am 18. Mai in Niagarafalls in Canada zn- sammentreten werden.
* Beraeruz, 6 . Mai. Hier ist die Nachricht eingelaufen, daß die San Franziscobrücke und eine kleinere, näher bei Veracrnz gelegene Brücke, durch Dynamit zerstört worden sind. Soweit bekannt ist, ist die Soledat-Brü-cke unversehrt, doch sind auch dort Minen gelegt.
Die Uebergrisse der Miliz in Colorado. '
Daily Chronicle meldet aus Newyork: Hauptmann Carson, der eine Kompagnie der Staatsmiliz in Colorado bei den Kämpfen mit den Bergleuten bei Ludlow befehligte, erklärte, daß seine Mannschaft zu 90 o/o Arbeiter und Angestellte der großen .Gesellschaften gewesen seien. Tie Kompagnie war eine Woche vor dem Kampfe formiert worden und garnicht ordnungsmäßig organisiert. Tie Offiziere seien nicht in der hergebrachten Weise gewählt worden. Tie Leute traten bei der Miliz ein ohne auf eine Löhnung vom Staat zu rechnen. Sie erwarteten eine Entschädigung von den Bergwerksgesellschaften. Eine vollständige Untersuchung der Vorgänge ist angeordnet. — Tie Miliz hat sich bekanntlich schwere Hebelgriffe zu schulden kommen lassen, indem sie ein Lager von Streikenden in Brand steckte, wobei viele Frauen und Kinder umgekommen sind.
Zur Verlobung Lippe-Mecklenburg.
Die Herzogin Marie von Mecklenburg-Strelitz, die älteste Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, hat sich mit dem Prinzen Julius Ernst zur Lippe verlobt. Die Verlobung gewinnt besonders dadurch an Interesse, daß die Herzogin bereits vermählt war und geschieden wurde.
Prinz Julius Ernst zur Lippe-Bisterfeld ist der jüngste Bruder des jetzt regierenden Fürsten Leopold zur
E'-
Lippe und steht im 41. Lebensjahre. Er wurde am 2. September 1873 in Oberlassel geboren, ist Dr. jur., Kaiserlicher Legationsrat an der Gesandtschaft in Bukarest und Oberleutnant k 1a suita der Armee.
Herzogin Marie zu Mecklenburg wurde am 8 . Mai 1878 geboren, vermählte sich am 22. Juni 1899 mit dem päpstlichen Kammerherrn Georg Jamotol, ließ sich im Dezember 1908 Von diesem scheiden und lebte seitdem zurückgezogen in Tresden-Blasewitz. Nach ihrer Scheidung erhielt sie den herzoglichen Titel zurück. Ihrer ersten Ehe ist ein Töchterchen entsprossen.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 6 . Müi.
Präsident 'Dr. Kämpf eröffnet die Sitzung um 2.20 Uhr. Am Bundesratstisch ist Kriegsminister von Falkenhayn erschienen. Tie zweite Beratung des Militäretats wird fortgesetzt.
Abg. Rvgalla von Bieberstein (Kons.): Mit Stolz sehen wir auf die glatte Durchführung unserer Wehrvorlage, die zum Staunen der ganzen Welt vor sich gegangen ist. Tie Mißhandlungen verurteilen auch wir genau so wie Sie (nach links). Die Einsetzung eines Etatstitels' zur Förderung des Sports begrüßen wir. Tie soziale Gleichstellung des Sanitätsoffizierskorps mit den Offizieren ist nötig. Deutschland ist stets in der Lage, seinen vollen Bedarf an Militärpferden zu decken.
Abg. Müller-Meiningen (Vp.): Dem Tiank an die Verwaltung für prompte Durchführung der Wehrvorlage schließen wir uns an. Das größte Lob gebührt aber dem deutschen Volk, das die Lasten dieser Vorlage so gern auf sich genommen hat, im Interesse des Weltfriedens. In Verbindung mit der deutschen Tnrnerschast muß der Kriegsminister die Erstarkung des Volkes anstreben. Wir haben das Recht, uns um die Behandlung der Soldaten zu kümmern. Auch Herr Erzberger wird nicht leugnen können, daß die Behandlung unserer Resolutionen eine an Grobheit grenzende Harmlosigkeit darstellt. (Heiterkeit.) DM jetzige Ehrengericht ist ein Hohn
auf das moderne Recht, ebenso das Beschwerderecht. Bedauerlich ist, daß die ekelhaften, grausamen Soldatenmiß- Handlungen eher zu-, als abnchmeu. Unsere Aufqabe ist es, die Armee den modernen Anschauungen anznpw- sen. und dazu müssen zunächst die Beschlüsse des Reichstags respektiert werden. (Beifall links.)
Abg. Tr. Hegenscheidt (Reichsp.): Die schnelle Durchführung der Wehrvorlage beweist auch die hervorragende finanzielle Kriegsbereitschaft des deutschen Volkes. Tie Wehrvorlage bedeutet einen ganz gewaltinen Fortschritt. An dem Palladium der kaiserlichen Kommandogewalt halten wir unbedingt fest. Wir sind gegen alle Soldatenmißhaudlungeu, die erfreulicherweise ol>- nehmen. (Beifall rechts.)
Abg. Werner (W. Vgg.): Wenn Dr. Müller- Meiningen wünschte, daß Juden in das Offizierkorps hineinkommen, so werden diese Leute wenig Lust dazu haben, da es andere Berufe gibt, die mehr einbringen.
Kriegsminister v. Falken Hayn: Von verschiedenen Seiten ist mir die Notwendigkeit ans Herz gelegt worden, die leider immer noch vorkommenden Mißhandlungen einzudämmen. In der Brust jedes Vorgesetzten lebt die Abscheu gegen dieses Vorgehen. (Bravo.) Ter Kampf gegen systematische Mißhandlungen wird in der Armee unaufhörlich geführt. Es ist also nicht richtig, die Vorgesetzten Stellen allein dafür verantwortlich zn machen. Der Vorwärts behandelte vor kurzem in einem Artikel 7 Mißhandlungsfülle von Offizieren, die sich in 5/4 Jahren ereignet hätten. An demselben Tage erhielt ich eine Zusammenstellung der Offiziere, dre sich als Lebensretter betätigt haben, im ersten Vierteljahr 1914 9 Offiziere. Das erwähnt der Vorwärts nicht. Tie Vorschrift über den Waffengebranch ist nichts weiter als eine Zusammenstellung allgemein anerkannter Rechtsannahmen zum Zwecke der Instruktion der Militärbefehlshaber. Sie hat Geltung für Preußen und die unter preußischer Verwaltung stehenden, wie die in den Reichslanden stehenden Kontingente. Solange ich Kriegsminister sein werde (Zuruf bei den Soz.: Wie lange?) das weiß ich nicht (Heiterkeit) — solange wird das Presfercferat nicht zu Parteizwecken verwandt werden. Die Einberufung zur Kriegsakademie erfolgt auf Grund von Arbeiten unter Chiffre. Ta zeigt sich, daß in der Garde von jeher der Zug zur wissenschaftlichen Ausbildung besonders ausgeprägt ist. (Schallende Heiterkeit.)
Darauf polemisierte der Kriegsminister gegen die Sozialdemokratie .— Abg. Hägy (Elf.) stellte fest, daß sich in Spionagefällen die elsaß-lothringische Bevölkerung stets zuverlässig erwiesen habe. In Zabern ist zu erwarten, daß Militär und Bevölkerung sich Einstig gut verstehen werden. — General Frhr. Langermann von Erlenkamp stellte fest, daß für die Seelsorge des polnischen Soldatenstandes genügend gesorgt fei.
Nach weiteren persönlichen Bemerkungen ewiger Abgeordneten vertagt sich das Haus auf morgen mittag 2 Uhr. Tagesordnung: Antrag Speck betr. Aufwandsentschädigung für soldatenreiche Familen, Besoldungsnovelle. — Schluß .V 48 Uhr.
Neues aus aller Welt.
* Die Baumwollbrände in Indien. Tie von
der Regierung eingesetzte Kommission zur Untersuchung der Feuer kn den Baumwollagern hat am Dienstag ihre Sitzungen begonnen. Es wurde erklärt, daß seit März 44 Brände stattgefunden haben. Ter Ches der Feuerwehr sagte aus, daß seiner Meinung nach die Mehrzahl der Brände nicht auf Brandstiftung zurückzuführen ist.
* ZugzusaminenstoF. Nach eins« Blättermeldung aus Berlin hat am Dienstag abend auf der Station Sokolnitz ein Zugzusammenstoß stattgefunden. — Nach amtlicher Mitteilung ereignete sich der Eisenbahnunfall am Dienstag abend gegen 93/4 Uhr. Ein einfahrender Güterzug streifte einen anderen Güterzug, sodaß die ersten beiden Wagen des letzteren Zuges gegen einen eben einfahrenden Perfonenzug geworfen wurden. Bon diesem Zuge entgleisten die Lokomotive, der Dienstwagen und die beiden folgenden Personenwagen. Zwei Reisende wurden schwer und 14 leicht verletzt.
* Eine feine Pleite. Am Mittwoch fand die erste Glänbigerversammlung im Konkurs W. Wertheim vor dem Amtsgericht Berlin-Mitte statt. Der Konkursverwalter berichtete, daß den Passiven in Höhevoll etwa 23 Millionen nur wenig mehr als 1V 2 M il- lionen Aktiva gegenüberständen.
* Schreckenstat eines österreichischen Osp- ziers» Die neue Freie Presse meldet aus Leoben: Ter dem hiesigen Landwehrregiment zugeteilte,Negimentsarzt Dr. Felix v. Menz, wurde am Mittwoch nach Mitternacht von seinem Bruder, dem Artillerie- oberleutnant Friedrich v. Menz, durch mehrere Schüsse aus einem Armeerevolver lebensgefährlich verletzt. Tr. v. Menz schoß sich nach dem Attentat aus seinem eigenen Revolver, wahrscheinlich in vollem Bewußtsein seiner tödlichen Verletzung, noch eine Kugel ins Herz und starb »ach wenigen Minuten. Oberleutnant v. Menz stellte sich sofort der Polizei, verweigerte jedoch Angaben über die Ursache der Tat. Man glaubt, daß er das Attentat in einem Anfall momentaner Sinn es Verwirrung begangen habe.
* Brennendes Schiff. Einer drahtlosen Mckdung zufolge traf der deutsche Dampfer Seydlitz 150 Menen von Sable Island entfernt ein brennendes Sch 01 an. Wie sich herausstellhe, handelt es sich um den Dampfer Columbian, von dessen Besatzung durch den DamM „Franconia" 13 Mann gerettet wurden. Ans Newyork wird hiezu weiter gemeldet: Beamte der Highlan ^ Linie erklären, daß die Columbian keine Pal giere an Bord hatte und daß die Mannschaft au 60—70 Personen bestand
Baden.
Die badischen Krankenkassen und das Berlins
(-) Karlsruhe, 6 . Mai. Tie Freie DerermMg badischer Krankenkassen hat dem Ministerium des. 0