Mit dem Kaiser Mutsuhito ist die gottähnliche Person des japanischen Kaisertums ins Grab gesunken, unk mit seinem Sohn Poschihito hat ein menschlicher, ein konstitutioneller Kaiser den Thron bestiegen. Japan hört sich gern das England des Ostens nennen und hat dabei eine vom Fürsten Jto als passendste aus Europa mitgebrachte Preusten ähnliche Verfassung! Es ist der alte Traum mancher Japaner, auch verfassungsmäßig es England gleichzutun, um dadurch einen „kultureller? Fortschritt und wirkliche Großmachtsberechtigung zu erweisen. Und während die alten Clans, die zähen Verbände der Provinzen, miteinander streiten, ob Heer oder Marine zunächst verstärkt werden müßte, während eines solchen Rücksalles in die japanische feudale Naubritterzeit, ist eine Parlamentsmehrheits-Partei herangewachsen, die das rein kaiserliche Recht der Kabinetts-Erwählung dadurch illusorisch macht, daß sie jedem sich nicht auf ihre Partei- gruudsätze verpflichtenden Ministerpräsidenten das Budget verweigert. In Japan ermordet der von einer wilden Volksmenge getragene politische Eiferer den Direktor iw Auswärtigen Amt, dessen Chinapolitik man verurteilt, hier herrscht also in der Tat nur mühsam gebändigter Pöbel und es scheint einziger Ausweg der japanischen Staatskunst, von der ungeregelten Selbsthilfe dieser Volks- massen zu der geregelten Anerkennung der Parlamentsherrschaft und zum konstitutionellen Regierungssystew überzugehen.
Tie wahre Frucht der chinesischen Revolution reift in Japan, wo man diese Wirkungen kaum vorausgeahnt hatte, und wo man jetzt erntet, waZ man in China gesät hat. Ter ganze Kampf, der jetzt aus dem kleinen Anlaß der Bestcchungsaffäre in Japan entbrannt ist und zum Rücktritt des Kabinetts Pamamole geführt hat, ist nur eine Etappe auf dem Wege, den schon der verstorbene Fürst Katsura richtig voraussah, als er, schon ein vom Tode gezeichneter, sich noch seine eigene Partei schaffen wollte, um an der Spitze einer Parlamentsmehrheit Pläne durchzusühren, die dann allerdings nicht sehr demokratisch gewesen wären, obgleich der Fürst sich des demokratischen Mittels bedienen wollte.
Vermischtes.
Ueberall Naturschutzparke. Vor kurzem ging die Nachricht durch die Zeitungen, der schweizerische Nationalrat habe die Schaffung eines Nationalparkes im Unterengadin beschlossen. Mancher deutsche Naturfreund, dem die Erhaltung unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt am Herzen liegt, mag sich gefragt haben: was leistet Deutschland in dieser Hinsicht. Es ist nicht zu leugnen, daß die einzelnen Bundesstaaten der Frage des Naturschutzes näher getreten sind. Auffallend aber ist es, daß in Deutschland die Hauptarbeit auf dem Gebiete des großzügigen Naturschutzes, d. h. soweit die Schaffung großer Nationalparke nach amerikanischem Muster in Betracht kommt, nicht etwa vom Staat geleistet wird, sondern von einer privaten Vereinigung: von dem Verein Naturschutzpark mit dem Sitz in Stuttgart. Tiefer Verein darf sich jetzt der Mithilfe von 16 000 Mitglieder erfreuen, eine Zahl, die in Anbetracht der edlen und wertvollen Bestrebungen freilich dreimal so groß sein sollte. Trotzdem ist es dem rührigen Verein schon gelungen, durch Ankauf großer Flächen in der Lüneburger Heide wie auch im Großglockner- Gebiet die Schaffung großer Naturschutzparke zu sichern.
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Zu« Tode der Kaiser!« von Japa«.
Die Witwe des im Juli 19! 2 verstorbenen Kaisers Mutsuhito, die Kaiserin-Mutter Haru- ko von Japan, ist ihrem Gatten am Donnerstag im Alter von 62 Jahren in den Tod gefolgt.
Ihre Heimat war die alte Hauptstadt Japans Kioto, wo sie als dritte Tochter des Fürsten TadakaJchijo geborenwurde. Im Alter von 18 Jahren vermählte sie sich mit dem Kaiser Mutsuhito, der sie nach Landessttte zur Kaiserin ausrufen ließ. Kaiserin Haruko erlebte denAufschwung Japans und seine Umgestaltung in einen modernen Kulturstaat nach europäischem Muster. Ihr Sohn, der gegenwärtige Kaiser Joschihito, wurde 1879 geboren.
Kurze Charakteristik eines Newyorkers über England. In einem Newhorker Blatte erschien kürzlich eine Beschreibung Englands und seiner Bewohner, die nicht ganz ohne Humor ist. England: Eine Insel, die wie ein Bienenschwarm aussieht und zwischen dem Golfstrom und dem Uebungsplatz der deutschen Flotte liegt. Im Norden grenzt das Land an den schottischen Dialekt, im Süden an Mrs. Pankhurst, im Osten an die preußischen Tageszeitungen und im Westen an Sir Edward Carson. Klima: Die Nächte sind kurz und trübe, die Tage lang und voller Unruhe. Beschäftigung des Volkes: Betrachtet alle Ereignisse mit größter Beunruhigung und verkauft Waffen an Ulster. Regierung: Eine Monarchie, die durch den Hiberianismus, Militarismus und Bernhard Shaw begrenzt ist. Export: England schickt alljährlich Dausende von Donnen von Geschriebenen von E. Phillips Oppenheim und Conan Doyle nach Amerika. Auch wird eine große Menge von Literatur exportiert.
Die Wirkung des Radiums auf die Pflanzen. Unsere schnellebige Zeit begnügt sich nicht mit der Beobachtung der Naturgesetze, sie will die Pflanze auch zu einer Zeit wachsen lassen, während der sie sonst zu ruhen pflegt. Mittel, um die Pflanzen vorzeitig aus ihrem Winterschlafe zu locken und zugleich zu schnellem Wachstum anzureizen sind zwar schon bekannt und wie beispielsweise die Aetherbehandlung auch vielfach in Gebrauch, in neuester Zeit konnte ihnen jedoch der bekannte Forscher Prof. Molisch ein neues hinzufügen: die Radiumbestrahlung. Knospen von winterruhendem Flieder bestrahlte er mit Gamma- und Betastrahlen, worauf sich schon nach kurzer Zeit schöne und kräftige Blatttriebe entwickelten, und noch glänzender war der Erfolg, als Molisch das vom Radium ausgehende Gas, die Ema
nation, ans die Zweige einwirken ließ. Wenn auch vorläufig solche Radiumbestrahlungen natürlich noch eine allzu kostspielige Sache darstellen und damit auch praktisch kaum ausführbar sein dürften, so zeigt uns diese Entdeckung docb wieder eine neue geheimnisvolle Eigenschaft des Radiums.
Hörten Sie schon?
Humoristische Woqenrundschau von Gottlieb von der Enz
Wenn die Knospen wieder springen Und das Singen
Rings erfüllt die Mur, den Wald,
Werden alle Käfer munter.
Und die Wiesen werden bunter.
Alles schöner als gemalt Sagt der Bursch zu seinem Mädchen Hier im Städtchen:
Komm, laß über Land uns gehn;
Wollen draußen um uns schauen In der Flur und auf den Auen;
Komm, es ist doch gar zu schön.
Bunte Schleifen auf dem Hute Hat die Gute,
Und so gehen sie mit Glanz
Erst durch Gärten, dann durch Felder.
Dann 'n Stückchen auch durch Wälder,
Und dann geht's zum Tanz.
Dorten schwenkt nach der Musste Seine Rieke
Schon der Peter von dem Gut.
Müller Franz tanzt mit der Lene,
Tritt dabei ihr auf die Beene,
Denn er liebt das junge Blut.
Und da denkt der junge Städter,
Alle Wetter,
Setzte nur ein Walzer ein!
Bald nach Geigen-, Flötentönen Walzt er hin mit seiner Schönen,
Und die sagt: Wie ist das fein!
Heimwärts werden sie geleiten.
Die zwei beiden.
Bald darauf sich Hand in Hand;
Wer das Frühjahr will genießen.
Muß auf seinen eignen Füßen In Begleitung über Land!
Häslein Hüpfen froh im Grase,
Und der Hase
Tagt zur Häsin vor dem Bau:
Junge Leute (zu gelungen!)
Machen's grad wie unsre Jungen;
Ist es nicht so, liebe Frau?
6is beste Klienmilrk-5ekbe
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Zahl der Fremden 600.