Wie es einmal Ostern wurde.
Bon Anton Fendrich.
Meine Heimatsstadt war immer ein sehr lustiges Fastnachtsnest gewesen, und vom Tag der Drei Könige an haben die Bürger immer alles getan, um die Fastenzeit als etwas keineswegs Ueberflüssiges erscheinen zu lassen. Tja hat es denn auf meine Knabenseele immer einen tiefen Eindruck gemacht, wenn ich, den Kopf voll von Bildern aus dem farbigen Narrenleben des Fast- nachtsdienstags, am Aschermittwoch morgen plötzlich in einer ganz anderen Welt aufwachte. Alles schien nüchtern und grau und mir war, als wäre mir jetzt gerade das Glück aus der Hand geflogen, das ich schon zu halten gehofft. Glücklicherweise begann der Dag damit, daß wir Schulkinder, anstatt gleich in die dumpfen Schulstuben, in die Kirche zu gehen hatten, wo wir in langen Reihen an einer Bank vor dem Altar knieend Asche auf den Kopf gestreut erhielten. Was ein Sündenleben war, das wußten ich und meine Kameraden so wenig als was der Tod war, an den wir durch diese Zeremonie hätten erinnert werden sollen. Vor uns stand das junge knospende Leben und so war für die meisten das Aschenstreuen am Aschermittwoch eine kleine Nachfeier der Fastnacht. Nur einige Musterknaben benahmen sich ganz würdig und hüteten während des ganzen Tages die Asche auf ihren Haaren wie einen Schatz. Tie Mehrzahl aber von uns frohen Taugenichtsen hatte fürsorglich kleine Kämme bei sich, und kaum waren wir draußen aus der Kirche, so rannten wir hinter den Oelberg und kämmten uns dort das Symbol der Vergänglichkeit von unseren jungen Köpfen. Ter Oelberg war eine von einer Kapelle überbaute Sandsteingruppe, welche den Ueberfall von Christus im Garten Gethsemane darstellte. Tiefer Oelberg schützte uns vor den Blicken der Pfarrer wie auch der Lehrer in der der Kirche gegenüberliegenden Schule. Kleine Baumanlagen zierten das alte naive Kunstdenkmal und an der Mauer, die ein Stück der alten Stadtmauer war, erinnerten merkwürdige Grabsteine daran, daß früher hier der Kirchhof gewesen, lieber die Stadtmauer hinaus aber sah man in die Rheinebene und auf die schneebedeckten Vogesen.
Am Anfang der Fastenzeit suchten meine Kameraden und ich uns durch Pläne auf die nächste Fastnacht noch ein wenig über den Ernst des Lebens zu täuschen. Aber schon nach einer Woche schliefen diese Pläne ein, die bunten Flittergedanken verschwanden aus unseren Köpfen, und als nach den regnerischen Märztagen die Karwoche kam, da unterlagen wir alle dem Truck, der vor Ostern über allen Menschen der katholischen Christenheit lastet. Wie geschickt die Kirche das Naturempfinden in religiöse Formen umzugießen weiß und wie glücklich sie heidnische Gebräuche übernommen hat, um damit christlichen Gedanken Formen zu geben, das ist bekannt. Nirgends scheint sie mir aber dabei eine geschicktere Hand gehabt zu haben, als bei den Zeremonien der Karwoche mit der als Erlösung darauf folgenden Osterfeier. Selbst die Leichtfertigsten unter uns Küaben duckten sich, wenn sie vom Gründonnerstag an in die mit schwarzen Tüchern ausgeschlagene Kirche kamen. Wie eine drückende Wucht legte sich das Gefühl auf uns, daß einmal etwas ungeheuer Entsetzliches und Furchtbares in der Welt geschehen sein müsse, daß man jetzt noch mit so viel Trauer daran denke. Aber am meisten' beschwerte dieser Alp meine kindliche Seele, wenn die Glocken nicht mehr lauteten, sondern oben vom Turm herab ein unheimliches, dumpfes Getrommel anstatt des Glockengeläutes ertönte. Tiefe schauerliche Musik wurde hervorgebracht durch ein Instrument, von dem ich mir die abenteuerlichste Vorstellung machte.
Einmal genoß ich aber die Auszeichnung, mit dem Mesner und den Ministranten auf den Turm gehen zu dürfen. Auf einer rund um den Turm laufenden Galerie stand die „große Ratsch", wie das Trommelinstrument bei uns Knaben hieß. Es war eine einfache
Kiste, mit einer Kurbel und Hämmern. Ein Mann kniete darauf und drehte mit großer Gewalt die Kurbel. Es war eine schwere Arbeit, denn schon nach einer Minute löste ihn der stärkste der Ministranten ab. Das Getöse war in der Nähe ganz furchtbar. Aber wie eigentümlich! Jetzt, wo ich die abscheuliche Trommelkiste in der Nähe sah und ihren dumpsen Ton nicht nur vom Turm herab hörte, hatte sie auf einmal allen ihren Schreck für mich verloren. Und zum erstenmal sah ich vom Turm herab meine Heimatstadt, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Tie steilen Giebel stiegen aus dem dunkeln Häusergewirr in die milchblaue Frühlingsluft, aber lange nicht so hoch, als ich stand. In das Storchennest auf dem Rathausturm, das ich immer nur von unten gesehen, konnte ich jetzt bequem hineinschauen. Tie Störchin saß darin und das Männchen brachte ihr gerade etwas Zappelndes in seinem roten Schnabel. Um die Stadt herum lagen die schon grünenden Matten und es schien mir, als fei die ganze Welt anders geworden.
Am andern Tag war Ostersonntag. Ter Himmel war blau, die Sonne strahlte, die Luft war warm, und ich trug mit Stolz ein Paar neue Hosen. An einer Straßenecke stand eine alte Frau mit einem Korb voll gelber Primelsträußchen. Ich kaufte mir eines für fünf Pfennige und war unbeschreiblich glücklich. Es war wie eine Erlösung über mein Knabenherz gekommen. Und daran war nur schuld, daß ich die große Karfreitag trommel nun auch einmal gesehen hatte.
Das Otzerfeuer.
Ein nur auf die deutschen Völkerschaften beschränkter Osterbrauch ist das Osterfeuer, das am Abend vor Ostern entzündet wird. Man kann es noch heutigen Tages von manchen Höhen leuchten sehen und überall, wo sich ein „Osterberg" findet, hat man einen Ort vor sich, an dem unsere Vorfahren einst die Osterfeuer entzündet haben. In Norddeutschland, wo es keine Berge zum Abbrennen der Osterfeuer gibt, werden mit Stroh umhüllte Teerfässer auf hohen Stangen vor den Dörfern aufgepflanzt und am Ostervorabend angezündet. Tie Sitte geht, wie mancher andere Osterbrauch, auf alt-ger- 'manische Zeit zurück und wurde im Dienste der Frühlingsgöttin Ostara geübt. Für den heidnischen Ursprung dieser Sitte spricht am deutlichsten ein Verbot, das Boni- facius im Jahre 742 gegen das Nodfyr, so hieß das Osterfeuer damals, erließ. D!er Name, der noch in dem heute in manchen Gegenden üblichen Wort Notfeuer fort- lebt, ist von dem althochdeutschen nuotan-gleich „reiben" abzuleiten, denn das Feuer wurde durch Reibung ztveier Hölzer aneinander oder auch durch die Direhung eines Rades auf einem Pfahl erzeugt. Als später die Bedeutung des Wortes in Vergessenheit geraten war, benutzte man diese Art der Feuerbereitung auch in Zeiten der Pest und der Seuchen, weil man dem Notfeuer heilende und reinigende Kraft zuschrieb. Tie Kirche hat mit der Zeit diese Bedeutung des Notfeuers auch aufgegriffen. In manchen Gegenden besteht die Sitte, daß am Ostervorabend alle Feuer in den Wohnungen verlöscht werden, alsdann begeben sich alle Familienangehörigen mit Holzscheiten in die Kirche, wo ein Abend-Gottesdienst stattfindet. Nach dem Abendgottesdienst entzündet der Priester durch Reibung oder Schlagen von Stahl und Kieselstein ein Feuer, an dem dann die Gemeindemitglieder ihre mitgebrachten Holzscheite entzünden und das geheiligte Feier heimtragen.
Wie der Osterhase das Eierlegen lernte.
Von vr. A. Lanick.
Kann der Osterhase Eier legen?
Kindermärchen! und ähnliche Antworten erhält man auf diese Frage, und wer pädagogisch veranlagt ist, sagt, man sollte die Kinder lieber aufklüren, man sollte ihnen überhaupt nicht erst solche Tinge beibringen. Tie Eier
Ich liebe Dich!
Roman von Guido Kreutzer.
ISj (Nachdruck »erboten)
Und der Kommerzienrat, der längst seinen Gleichmut wiedergefunden, legte den Arm in zärtlicher Vertraulichkeit um seinen jungen Kampfgenossen und trat zu einem Tisch, an dem zwei ältere Damen saßen.
„Liebe Anna — unser neuer Champion!"
Der Artillerist neigte sich über die beringte Hand, die ihm huldvoll entgegen gestreckt wurde.
„Frau Kommerzienrat entsinnen sich meiner vielleicht — ich hatte vor Jahren auf einem Concours Hippique schon einmal den Vorzug."
„Eben deswegen ließ ich Sie ja bitten, Herr Baron, uns für heute abend das Vergnügen. Ihrer Gesellschaft zu geben. Im übrigen, darf ich bekannt machen . . . Herr Baron Ostheeren — meine Freundin Frau Generalkonsul von Berns."
Der junge Offizier sah sich einer hochgewachsenen schlanken Frau gegenüber, die wohl die Mitte der Fünfzig schon überschritten hatte. Um den etwas strengen Mund ein gespannter Zug — wahrscheinlich von irgendwelchem herben Leid.
Zwischen die üblichen gesellschaftlichen Floskeln kam der alte Nenzow mit seiner Neuigkeit.
„Nämlich,-liebe Freundin, Ihr Herr Bruder und der alte Baron Ostheeren sind ein Herz und eine Seele. Also suchen Sie sich mit meinem jungen Freunde schleunigst auf guten Fuß zu stellen, damit Sie sich in die allgemeine Familienharmonie einfügen."
„Darf ich Sie bitten, mir darüber zu erzählen, Herr Baron?" fragte die Frau Generalkonsul interessiert, während man sich am Tisch niederließ und der Kellner die Anweisungen für das Souper entgegen nahm.
Damit war das Thema gegeben. Günter Hon Ost- Heeren berichtete. Zuerst kostete es ihn einige Üeberwind- ung: aber allgemach sprach er sich frei. Er zwang sich, allgemein und unpersönlich zu schildern. Und hatte doch eine eigene Empfindung, als unter seinen Worten der Abend des Gartenfestes in Margenthin noch einmal heraufzog — diese paar kurzen Stunden, die äußerlich so ruhig, so ohne jede Sensation verlaufen waren und die er doch nicht wieder hatte vergessen können. . _
Frau von Berns hörte ihn mit ihrem stillen Witwen- löcheln an. Tie trübe Herbheit um ihren Mund war leise erloschen. Sie unterbrach mit keinem Wort.
Nur, als er geendet hatte, sagte sie:
„Durch all' die Jahre der Trennung Hab' ich den engen Konnex zu meinem Bruder eigentlich ein wenig verloren.^ Vielleicht kann ich es deshalb auch nicht so recht verstehen, wie ein Mann seinem Berus zuliebe sogar seine Karriere zu opfern vermag."
„Wie erklärt sich dieser Widerspruch, gnädige Frau?" forschte Günter von Ostheeren.
An ihrer Stelle übernahm der Kommerzienrat die Antwort.
„Vor zwei , Jahren sollte er zum Forstrat ernannt werden; er bat jedoch, von dieser Beförderung Abstand zu nehmen, da er lieber im Walde bleiben wolle. Was ich ihm gar nicht so sehr verargen kann; denn wenn jemand wirklich so fanatisch und mit Leib und Seele Forstmann ist, wie Ihr Herr Bruder, liebe Freundin, oann wird er sich im ausschließlichen Bureaudienst immer unglücklich fühlen.
„Im übrigen hat er von seiner Ablehnung doch insofern den Vorteil gehabt, als man ihm daraufhin mit Erlengrund die beste Oberförsterei im Regierungsbezirk gegeben hat. — Ich weiß es von dem Vortragenden Rat von Massow aus dem Landwirtschastsministerium."
Er lachte amüsiert vor sich hin.
„Muß ein Donnerwctterchen sein, Ihr Herr Bruder, lie?e Freundin.. Wenigstens erzählte mir der Massow, das hätte damals eine tolle Aufregung im Ministerium gegeben, als die Ablehnung eintraf."
„Der leidtragende Teil bei der ganzen Geschichte ist natürlich deine Nichte, liebe Tilly," warf seine Gattin dazwischen, wobei sie eine Weintraube von der Obstschale langte. „Gewiß gibt es so eine Art ländliche Geselligkeit, das bestreite ich gar nicht. Aber trotzdem muß sich das junge Ding in dem einsamen Forsthanse doch direkt lebendig begraben Vorkommen."
„Zwischen einem Genfer Pensionat und ostpreußischer Weltabgeschiedenheit besteht allerdings ein greller Kontrast!" sekundierte der Artillerist. Und in seiner Stimme klang dabei ein soi warmer Unterton, mit, daß er selbst erschrak.
Das machte ihn für einen Moment unsicher. Er vermied es, Frau von Perus anzusehen, Aber er fühlte, daß er sich verraten hatte; daß sie ihn plötzlich aufmerksam betraMete.
des Osterhasen werden zürn Anstoß für die Erörterung großer Fragen über Kindererziehung, über moderne und veraltete Weltanschauung, es ist kein Ende abzuseben Gewiß, Aufklärung ist heute die Richtlinie, ihr soll die Ehre geben. Aber es scheint mir, daß im Falle Osterhase und Osterei vielleicht weniger die Kinder als die Erwachsenen einer Aufklärung bedürfen.
Natürlich soll damit nicht gesagt fein, daß der Osterhase wirklich Eier legt, das ist eine naturwissenschaftliche Unmöglichkeit. Aber es handelt sich bei den Ostersitten um alte Ueberlieferungen, über die die meisten Menschen heute nichts mehr wissen, und diese Unwissenheit läßt sie so besorgt nach Aufklärung der Kinder über diese Märchen rufen. Wenn der Hase auch nicht in der Lage ist, Eier zu legen, so stehen die beiden doch um die Osterzeit iu einem sehr nahen Verhältnis zu einander. Ostern ist die Zeit des neu erwachenden Lebens, das weiße Totentuch des Winters ist von der Erde genommen, und überall blüht neues Leben auf. Ein Sinnbild des erwachenden Lebens ist aber von jeher das Ei gewesen. Schon vor Jahrtausenden verehrten es die Völker des Orients, so die Perser, bei denen das Weltei mit der Entstehung alles Lebens überhaupt in Zusammenhang gebracht wurde. Diese Bedeutung des Eies findet sich bei allen indo-germanischen Völkern wieder, kein Wunder also, daß sie sich symbolisch bis auf unsere Tage gehalten hat, und kein Wunder, daß das Ei gerade als Sinnbild für Ostern, das Fest des erwachenden Lebens iu der Natur gilt.
Bei den alten Germanen wurde das Fest der Früh liugs Tag- und Nachtgleiche ebenfalls als Fest des Wiedel erwachenden Lebens gefeiert. An diesem Feste opferte man der Göttin der Fruchtbarkeit, der Ostara, und als Opfertiere fing man die Junghasen, die ersten Boten des neuen Lebens aus dem Tierreiche. Aber auch das Ei war aus dem eben erwähnten Grunde der Ostara heilig. So sind schon in grauer germanischer Vorzeit Hase und Ei die beiden Symbole des Ostarafestes, und die Einführung des christlichen Osterfestes änderte daran nichts. Es bestehen auch heute noch Osterhasen und Ostereier als die beiden Sinnbilder des neuerwachenden Lebens nebeneinander, nur daß man sie heute nicht mehr der Göttin Ostara opfert, sondern zum eigenen Genuß und zur Freude der Kinder beibehält. Leibhaftige Hasen sind bei unseren Jagdgesetzen um Ostern nicht mehr erhältlich, deshalb bildet man sie aus Backwerk, Zucker, Schokolade oder Marzipan nach. Tie Eier werden bunt bemalt oder mit Sinnsprnchen versehen, und damit die Jugend ihre Freude hat, werden sie versteckt. So stellte sich mit der Zeit bei unseren Kleinen die Ansicht ein, der Osterhase habe die Eier gelegt, und eine harmlos denkende Zeit freute sich über diesen Einfall aus Kindermund. Ter Sinn der alten Symbole ist aber fast ganz in Vergessenheit geraten, und man kann ruhig behaupten, daß alle die, die jetzt nach Aufklärung der Kinder rufen, selbst keine Ahnung haben, welche Bewandnis es mit Osterhasen und Ostereiern eigentlich hat.
Ist es denn wirklich so ein großes Verbrechen, wenn die Kinder glauben, der Osterhase lege die Ostereier? Erst durch solche Märchen werden ja die Tinge des Alltags mit einem besonderen Glanze umgeben, erst'durch sie kommt die Poesie in das Leben. Eine Poesie, an der sich nicht nur die Kinder erfreuen, an der sich in vielleicht noch höherem Maße die Eltern erquicken. Es gibt vorläufig wichtigere Gebiete, auf denen sich die Aufklärung betätigen kann, lassen wir also uns und unfern Kindern das harmlose Vergnügen, vergessen wir in diesen Tagen die pädagogischen Grundsätze und lassen wir ruhig den Osterhasen weiter seine Eier legen. Wer aber befürchtet, daß er damit eine Sünde auf sein Haupt lade, der beobachte die Kinder beim Eiersuchen. Tie glücklichen Augen der Kleinen werden seinen Sinn bald ändern, wenn nicht schon die Erinnerung an die eigene Kindheit ihn umzustimmen vermag.
Und nun lachte sie. Ein halblautes, fast mokantes Lachen.
„Es liegt wirklich keine Veranlassung vor, meine Herrschaften, sich übermäßigen philanthropischen Besorgnissen hinzugeben. Denn ich gedenke meine Nichte schon in allernächster Zeit auf einige Monate zu mir zu nehmen."
„Hierher, nach Berlin, gnädige Frau?"
„Zu dir, Tilly?"
„Also beichten Sie schon, liebe Freundin!" resümierte oer Finanzier diktatorisch. „Sie sehen doch, der heutige Tag ist nun mal bestimmt für sensationelle Offenbarungen"
„Was ist da besonderes zu beichten, Herr Kommerzienrat?" sagte die Generalkonsulin mit nachlässigem Hochziehen der Augenbrauen. „Sie wissen, ich habe einen ausgedehnten Bekanntenkreis und muß daher ein großes Haus führen. Aber trotz allen Verkehrs fühle ich mich seit dem Tode meines Mannes mitunter doch recht einsam. Also will man es mir verdenken, wenn ich den Wunsch habe, meine Nichte mal für einige Zeit um mich zu sehen?"
„Absch'.cisen der ungebärdigen Backfischinstinkte und Einführung in ore Gesellschaft zwecks Aneignung glatter Verkehrsformen!" . . definierte der alte Renzow.
Günter von Ostheeren mußte an spöttische Augen und einen stolzgetragenen Mädchenkopf denken und lächelte.
Und mit diesem Lächeln sagte er:
„Ich fürchte, gnädige Frau, Sie werden Ihre Absicht nur unter ziemlichen Schwierigkeiten verwirklichen können. Der Herr Forstmeister wird kaum damit einverstanden fern, seine Tochter wieder auf so lange Zeit herzugeben."
Ihr forschender Blick kehrte zu ihm zurück.
„Wenn Gisa selbst den Wunsch hat, ein paar Monate in meinem Hause zuzubringen, Herr Baron, dann >mw sie ihren Kopf schon durchsetzen. Ich weiß ja allerdings nicht, wie sie sich entwickelt hat; denn als ich sie das letzte Mai sah, war sie noch ein regelrechter Backfisch mit einem Mozartzopf. Inzwischen sind Jahre hingegangen: die Genfer Pcnsionatszeit hat sie sicherlich auch gefördert und so wird sie wohl schon längst die richtige Distanz zum Leoen gesunden haben."
Fortsetzung folgt.
Fortsetzung des Roman« im Hauptblatt.