die Reichslande mit einer Verfassung, die den politische Frei­heit gewohnten Elsäßer zwang, ganz vorne anzusangcn. Ti: historische Idee von dem Anschluß an das Reich war nicht in konsequenter, sondern in gebrochener Linie verwirklicht, weil die politische Korruption unter Manteuffel, Köller und Langenburg die politische Entwicklung hemmte. Bis die gesündere Politik Wedels und des Reichskanzlers dem Lande eine Verfassung gab. Jetzt kehrte Ruhe ein im Land und setzt war die Möglichkeit gegeben, mit den Nationalisten anfzuräumen. Tas Wahlrecht ist mit dieser gefährlichen Bewegung fertig geworden. Nun hat die Zabernaffäre die fortschreitende Entwicklung auss Neue gestört. Ter Red­ner hebt hier nur das Wichtigste heraus: Ein Regiments­kommandeur reißt die dem Staatssekretär vom Kaiser ver­stehen,: Slaatsautorität an sich. Ganz Elsaß-Lothringen ist empört und steht zum erstenmale in voller Geschlossenheit der Stimmung. Ter Reichstag (unter Führung der Fortschritt­lichen Bolkspartei) behandelt die Angelegenheit als eine reichsdeutsche Sache, was den Elsäßern neuen Halt gibt. Ter Kaiser erläßt, etwas spät, von Tonaueschingen aus Ka- öincttsordre, daß die verfassungsmäßigen Zustände zu wah­ren seien und erweist sich damit konstitutioneller als seine Tiener, die sich im, Reichstag hinter einer konservativ- preußischen Militärclique verkrochen. Toch diese scheint mäch­tiger zu sein, denn die elsäßische Regierung muß gehen, wäh­rend das Kriegsgericht schützend seine Hand über den Leut­nant und den Oberst hält. Aus solchen Zuständen kommen wir nur heraus, wenn Elsaß-Lothringen ruhig seine Ent­wicklung bis zur vollen Autonomie weiter gehen kann. Ob das möglich ist, hängt in erster Linie auch mit ab von den Zuständen in Preußen. Tenn die Demokratisierung Preußens ist nicht nur eine reichsdeutsche, sie ist vor allem eine elsaß lothringische Frage. Hier zeigt Redner die Wi­derstände der Konservativen, an denen sich alle Fortschritte umbiegen. Er gibt eine treffliche Charakteristik dieser kleinen aber mächtigen Clique, die unter Zuhilfenahme der bündler- iichen Organisation jede Aktion, die auf eine demokratische Entfaltung ausgeht, mit großem Geschick zu stören sucht. Sei es in der Wirtschaftspolitik oder in der Sozialpolitik, sei es in Verfassungsfragen, ja selbst in der gesellschaftlichen Klassifizierung, überall dieselbe Methode des Auseinander- reißcns, überall dasTeile und herrsche!". Eine bewußte Äbtötung des staatsbürgerlichen Geistes ist das Programm der Konservativen. Sie selber haben ihr Rückenmark be­halten, den andern aber haben sie es gebrochen. Tarum muß es uns gelingen, die Widerstände zu überwinden durch politische Arbeit von Grund auf. Es muß gelingen, aus dem Volk von Technikern, Ingenieuren und Kaufleuten ein po­litisches Volk zu machen. Tas parlamentarische Regime muß kommen, nicht von heute auf morgen, nicht durch Ge­setzesparagraphen, sondern aus dem Willen eines Volkes, das politisch reif geworden und in allen ,einen Schichten die Verantwortung zu tragen vermag. Darum ist es hohe Zeit, daß der deutsche Staatsbürger den Aerger über die Tinge der letzten Zeit nicht, wie üblich, nach vierzehn Ta­gen wieder fahren läßt, sondern daß er ihn umsetzt in po­litischen Willen. Auch die Elsäßer wollen in die deutsche Zukunft mit hinein und die deutsche Oeffenuichkeit sollte ihnen das nicht zu schwer machen. Und es wird der deut­schen Entwicklung nichts schaden, wenn zu dem, waS Deutsch­land an vorwärtstreibenden geistigen Kräften besitzt, die El­säßer ein Stück beibringen, das in der französischen Revo­lution seine Wurzel schlug.

Berlin, 20. Febr. Nach einem heute eingetrosfenen Tele­gramm des Gouverneurs von Samoa sind am 0. Februar die Pflanzer Previranus und Schlitt (Schmidt?) von vrer entlaufenen Angehörigen der Pölizeitruppe aus der Lassa- pflanzung, etwa 15 Kilom. von Apia entfernt, ermordet worden. Bei der sofort eingeleiteten Verfolgung hat anschei­nend ein schwerer Kamps stattgefunden, denn drer Täter wur­den am 11. Februar in Malis erschossen. Ter vierte konnte feflgenommen werden. Ern Pflanzungsausseher wurde ge­tötet, ein Polrzeimeister verwundet. Nach der Meldung des Gouverneurs wird die Tat von allen Samoanern mißbilligt, ohne deren tatkräftige Unterstützung die Tat nicht eine so schnelle Sühne hätte finden können. Es handelt sich nach der Ansicht des Gouverneurs nicht um-eine Auflehnung der Ein­geborenen gegen die Weißen. Die Tat ist offenbar aus das auch in der Südsee beobachtete Amokläufen zurückzuführen.

Karlsruhe, 20. Febr. Eine außerordentliche Mitglieder­versammlung des sozialdemokratischen Vereins Ofsenburg beschloß lautVolksfreund" gestern Mend einstimmig, für die durch die Ungültigkeitserklärung der Wahl des Zentrumsabgeordneten Tr. Wirth erforderlich gewordene Nachwahl im Landtagsbezirk Offen-- ourg-Stadt eine eigene Kandidatur nicht aufzustellen, sondern nach Kräften die Kandidatur Muser gleich im ersten Wahlgang zu unterstützen. Die Kandidatur Muser wird bekanntlich von der nationalliberalen Partei unterstützt. Das Blatt bemerkt noch zu dieser Meldung:Eine Stimmen­zählung ist diesmal unsererseits zwecklos, da wir erst hinter­einander zwei Wahlen zu verzeichnen hatten und vorerst doch nicht als Belverber um die Siegespalme in Betracht kommen."

Berlin. 20. Febr. Bei Beratung des Kolonialetats in der Bndgclkommission erklärte der Staatssekretär aus An­frage eines Sozialdemokraten, ein Verbot der Mischehen mN Farbigen sei nicht beabsichtigt. Die Debatte rm Reichstage hätte überall Widerhall gesunden und die Meinung verstärkt, daß eine solche Mischehe der Würde eines Deutschen nicht entspräche. Selbstachtung und öffentliche Meinung wür­den die Ras>cnbcrmischung verhindern. Eine Gesetzesänder­ung sei nicht in Aussicht genommen.

Burg. 20. Febr. (Amtlich.- Bei der Re i ch s t a g s st i ch- wahl im Wahlkreis Magdeburg 3 erhielten von 31884 Wahlberechtigten Rittergutspächter S ch i e l e - Schollene (kons., 16 625, Expedient Haupt-Magdeburg (Soz.) 15 250 Stimmen. Schiele ist gewählt.

Aufhebung von Bordellen in Ttratzburg. Auf Ver­anlassung des Straßburger Vereins zur Förderung der öf- fenrlichen Sicherheit haben die Bewohner einer Straße eine Eingabe an das Jugendfürsorgeamt gemacht, in der um Aufhebung der dort befindlichen öffentlichen Häuser gebeten wird. Tiefen Wunsch hat der Polizeipräsident erfüllt und die 'Schließung der Häuser vom 1. Juli d. I. verfügt.

Ausland.

Weibliche Abgeordnete in Finnland.

Finnland, das einen harten Kampf gegen die drohende Russifizierung kämpft, hat bekanntlich den Frauen das aktive und passive Wahlrecht verliehen. Ueber die Wirkungen dieses Beschlusses sind Aeußerungen in die Presse gedrungen, die den Stempel der Einseitigkeit offensichtlich trugen. Darum ist es interessant, über die Leistungen der weiblichen Abgeordneten das Urteil von Männern zu hören, die als Politiker Gelegenheit hatten, aus eigener Anschau­ung Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln.

Profesor L. Michelsin, früher Präsident des finni­schen Senats, sagt darüber:Es mag gleich gesagt sein, daß die Frauen, welche zu -Mitgliedern von Ausschüssen (in den Landtag) gewählt worden sind, ihren Platz befriedi­gend ausgefüllt haben. Besonders ist dieses in dem Staats-, dem Sozial- und dem Kulturausschuß der Fall gewesen. In den gemeinsamen Verhandlungen des Land­tags haben sich nicht alle weiblichen Repräsentanten hören lassen dasselbe läßt sich aber auch von vielen männ­lichen Deputierten sagen die Aeußerungen der Frauen, welche an den Debatten teilnahmen, standen weder an Be­redsamkeit noch an Sachkenntnis denen der männlichen Kol­legen nach. Sowohl die Aeußerungen der weiblichen Ab­geordneten, als auch die von ihnen ausgehende gesetzliche Initiative beweisen augenscheinlich, daß die Frauen hin­sichtlich der Fürsorge um das allgemeine Wohl der Volks­vertretung einen Zuschuß an Kraft zu geführt haben und daß ohne ihr Tazwischcntreten manche Frage von den Männern nicht gehörig beachtet worden wäre. Was die gegenseitigen Beziehungen der weiblichen und männlichen Abgeordneten anbelangt, können diese als gute Kamerad­schaft bezeichnet werden. Auf die Verhältnisse in der Fa­milie und im gesellschaftlichen Leben hat die politische Mim- digkeitserklärung der Frau in keiner Beziehung einen un­günstigen Einfluß ausgeübt, eher das Gegenteil. Und daß die Ausübung des Wahlrechtes ins Familienleben und in die hausmütterliche Pflichterfüllung der Frau störend eingrei- fen könnte, ist eine bloße Grille schwacher Männer, denen um ihre traditionelle Autorität bange ist.

Ein anderer Politiker, Professor Rhein, der früher Vizekanzler der Universität Helsingfors war, und Mitglied der konstitutionell finnischen Partei ist, sagt zu dem Thema: Ich persönlich hege die Ueberzeugung, welche übrigens im Lande wohl die vorherrschende ist, daß die Reform, welche mündigen Mitgliedern beider Geschlechter die gleichen po­litischen Rechte verlieh, keinen Schaden angestiftet hat. Tie Teilnahme der Frauen am politischen Leben hat bei uns die Partei-Gegensätze nicht verschärft, ja sie eher gemildert. Tie Frauen selbst haben keine eigene Partei gebildet, son­dern sich den schon bestehenden, und zwar ziemlich Pro­portionen zu den Männern, angeschlossen. Tie Gewährung politischer Rechte an die Frauen hat also weder in der Grup­pierung noch in der relativen Stärke unserer politischen Parteien irgend fühlbare Veränderungen, weder zum Guten noch zum Bösen, bewirkt. Was schließlich die wichtigste Frage unseres Landes, unseren Verfassungskamps, betrifft, so steht jetzt die Frau an der Seite des Mannes mit dem klaren Bewußtsein und mit dem festeren Entschluß, mit ihm ge­meinsam das gute Recht des Vaterlandes zu erkämpfen, als sie es in ihrer früheren rechtlosen Stellung hätte tun können.

Paris, 20. Febr. Die Kammer setzte die Interpellation über den Ge-undheitszustand des Heeres fort. Der Unterstaats­sekretär im Kriegsministerium, Maginot, erkannte an, daß der Gesundheitszustand in einer sehr großen Anzahl von Garnisonen sehr schlecht sei. In 125 von 365 Garnisonen seien Fälle von epidemischen Krankheiten vorgekommen.

Petersburg. Tie Reichsduma verhandelte über den Gesetzentwurf über die Erweiterung der Persönlichkeits- und Eigentumsrechte der verheirateten Frauen, wobei in bestimm­ten Fällen den verheirateten Frauen das Recht zugestanden wird, u. a. Verträge öffentlichen wie privaten Charakters ab­zuschließen und getrennte Pässe ohne Genehmigung des Ehe­gatten ausstellen zu lassen.

Malta. 20. Febr. Der englische KreuzerGloucester" wird Montag Nacht nach Triest abgehen. Von dort wird er den Prinzen zu Wied nach Durazzo begleiten.

El Paso. (Texas), 10. Febr. Der englische Far­mer Benton ist nach Mitteilungen, die seiner Witwe von dem amerikanischen Konsul in Juarez zugegangen sind, am Mittwoch standrechtlich erschossen worden. Ein Kriegsgericht hatte ihn schuldig befunden, an einer Ver­schwörung gegen das Leben des mexikanischen Jnsurgenten- führerS Villa beteiligt gewesen zu sein.

Württemberg.

Wärttembergischer Landtag.

Zweite Kammer.

Setzung vom 20. Februar 1014.

Präsident v. Kraut eröffnet die 100. Sitzung um Osst Uhr. Eingelaufen ist eine Anfrage des Abg. Mülberger (T.P.) betr. Ausbezahlung der gesammelten Gelder au die durch den Wirbelsturm in Plochingen Geschädigten. Der An­sragesteller erklärt sich mit einer schriftlichen Beantwortung einverstanden.

Das Gesetz über die Besteuerungsrechte der Gemeinden wird in namentlicher Abstimmung mit allen 72 abgegebenen Stimmen angenommen.

Man kommt zur Beantwortung der Anfrage der Abg. Schmidberger (Ztr.) und Gen. betr. die Befreiung der S am m el mo l k e r e i e n, vom E r h i tz u n g s z w an g. Schmidberger (Ztr.) begründet die Anfrage. Das Er- hitzungsversahreu sei zu teuer und belaste die kleinen Genossen­schaften zu stark. Das habe zur Folge, daß mancher Land­wirt aus der Genossenschaft austrete und sich wieder der Hausmolkerei zuwende. In Württemberg seien die Verhält­nisse so, daß ein genügender Grund vorliege, die Befreiung auszu sprechen.

Minister v Flei'schbeschauer: Tie Bestimmungen über den Erhitzungszwang beruhen aus einem Bundesratsbe­schluß. Man habe sich der Erkenntnis aber nicht verschlossen, daß in Württemberg die strenge Durchführung nicht überall möglich sei und eine Milderung durch eine Ministerialver- fügnng vorgesehen. Es werden die Kosten der Untersuch­ung zu i/z aus die Staatskasse übernommen. Bei sachlicher Handhabung der Bestimmungen über den Erhitzungszwang könne zweifellos den Interessen der Sammelmolkereien ent- gegcngekommen werden.

Man tritt in die Besprechung ein, zugleich mit der Be­sprechung über einen Antrag der Abg. Körner (B.K.) und Gen., der verlangt 1. mon solle die Befreiung vom Erhitzungszwang in Sammelmolkereien weitgehend in An­wendung bringen, da die wirtschaftlichen Verhältnisse der­selben eine derartige Erleichterung als geboten erscheinen lassen. 2. Die Taxe für die Untersuchung der dem freiwilligen Tuberkuloseiilgungsvcrsahren unterworfenen Tiere aus höch­stens 30 Ps. für ein Stück sestzusetzen. Einen ähnlichen Antrag stellt das Zentrum.

Abg. Körner (B.K.): Der Erhitzungszwang für die Sammelmvikereien sei eine einseitige und ungerechte Maß­nahme. Die landwirtschaftlichen Genossenschaften haben sich insbesondere aus dem Gebiet der rationellen Fütterung große Verdienste erworben. Die besonderen wirtschaftlichen Verhält­nisse seien bn den Genossenschaften zur Befreiung sicherlich vorhanden. Bei dem freiwilligen Tuberkulosevertilgungsver­fahren solle mau einen bestimmten Kostensatz unbedingt ein­führen.

Herrmann (Vp.): Seine Fraktion stimme voll und ganz allen Erleichterungen zu, die aus diesem Gebiet den landwirtschaftlichen Genossenschaften verschafft toerden können. Was der Abg. Körner bezüglich der Erhitzung gesagt habe finde vollauf seine Bestätigung als Fachmann. Der Redner verbreitet sich eingehend über die technischen Seiten der Erhitzung. In seinem Bezirk Gerabronn seien alle Apparate vorhanden, aber die Versuche haben sich als ungeeignet er­wiesen. Die Ucbertragungsgefahr der Tuberkulose durch die Magermilch sei überhaupt nicht sehr groß. Der Erhitzungs­zwang bedeute für die kleinen Molkereien direkt die Existenz­frage. Die Regierung sollte durch Belehrung die Landwirte von dem Nutzen hygienischer, gut gelüfteter Ställe überzeugen. Ter Erhitzungszwang sollte ganz aufgehoben, oder wenigstens erheblich eingeschränkt werden.

Minister v. Fleischhauer: Man müsse sehen, wie man sich mit den Vorschriften des Reiches möglichst günstig abfinde, ohne die Vorschriften geradezu außer Kraft zn setzen. In diesem Sinne sei gegen den Antrag Körner m ersten Teil nichts einzuwenden. Der zweite Teil des An­trags Körner sei dagegen nicht ohne Schwierigkeiten durchzu­führen. Es sollte den Genossenschaften möglich sein, mit den Tierärzten zu einem Uebercinkommen mit nicht allzu hohen Kosten zu gelangen. Die Regierung werde jedoch Erwägungen anstelle» wie die Untersuchungsfrage ohne allzu große Be­lastung der Staatskasse geregelt werden könne. Die Abg. Körner und Schmidberger haben unter Zurückziehung ihrer Anträge folgenden k-mbinierten Antrag eingebracht: Die in der Ministerralversügung vorgesehene Befreiung vom Erhitz, ungszwang zu gewähren, da die durchschnittlichen wirtschaft­lichen Verhältnisse eine solche Berücksichtigung als geboten erscheinen lassen. Bei der Abstimmung wird der Äntng Schmidberger-Körner gegen die Stimmen der Sozialdemo­kratie angenommen. Angenommen wird weiter der Punkt L des Antrags Körner. Man kommt zur 1. Beratung eines dritten Nachtrags zum Fiuanzgesetz. Derselbe verlangt 1 weitere Landgerichtsdirektorstellen und zwar in Heilbeona, Tübingen, Rottwcil und Ravensburg. Durch diese Stellen werden 4 Hilssrichterstellen entbehrlich.

Auf Antrag des Abg. Eisele (Vp.) wird sofort m die 2. Beratung eingetrcten und das Gesetz fodann debattelos angenommen. Hier wird abgebrochen. Nächste Sitzung Sams­tag vormittag 0 Uhr. Tagesordnung: Unfallfürsorge sür Körperschaftsbeamte.

Ter schwäbische Bündler im Berliner Zirkus.

Auf der Bündlerheerschau zu Berlin durfte auch Bauer Schmid von Schöckingen (OA. Leonberg) sein Sprüch­lein hersagen, das jetzt dieSchwäb. Tagesztg." in seiner nichtssagenden Phrasenhaftigkeit gn leitender Stelle, wie folgt, abdruckt:

Als kleiner Landwirt Württembergs bin ich beauftragt worden, Ihnen die Grüße von 20 000 treuen Mitgliedern zu Lberbringen. Württemberg ist das Land der kleinen Landwirtschaft, von dem schon der Dichter Uhland sang:

Mein Land hat kleine Städte,

Trägt nicht Berge silberschwer

Toch ein Kleinod Halts verborgen.

Daß in Wäldern noch so groß,

Ich mein Haupt kann kühnlich legen,

Jedem Untertan in Schoß.

Schmid von Schöckingen sprach dann auch von einem jüdisch-demokratischen Geist", von einem Bund,der nach Israel riecht" usf.

Dazu bemerkt derBeob.":

Wenn Schmid von Schöckingen sich und die Schwaben vor den Preußen blamieren wollte, so kann ihn nie­mand daran hindern. Wenn aber Herr Körner, der Ge­schäftsführer des Bundes der Landwirte in Württemberg und Redakteur derSchwäb. Tagesztg.", den Beauftragten des Bundes auch vor ganz Württemberg dadurch blamiert, daß er unbeanstandet abdruckt: das alte Württemberger Lied Preisend mit viel schönen Reden", das jeder Schuljunge singt, sei von Ludwig Uhland gedichtet, so ist diese blamable Bloßstellung ein wenig zu stark. Er hätte doch stillschweigend Just. Kerner" korrigieren können, um seinen Bundes­freund wenigstens vor den Bundesgenossen nicht bloßzustellen.

Das 4 Pfund-Paket. Wir machen uittere Leser noch­mals auf eine wichtige Neuerung im Postvcrkehr, die seit 1. Januar eingesührt ist, aufmerksam und zwar auf 1 Pfund- ! Paket. Es bildet dies eine Zwischenstufe zwischen Brief und Paket und hat den Vorzug, daß die Beförderung und Zu­stellung mit der Bricspost, daher viel rascher als bei der Paketpost, erfolgt, und daß eine Begleitadresse nicht:ig ist. Während bisher nur Sendungen bis zu 250 Gramm und nur solche, deren Inhalt keinen Handelswert H°R, zugelassen waren, werden für die Folge auch kleine Waren­mengen bis zu 500 Gramm als Musterbrief befördert. Für die Mustersendungen gelten folgende Vorschriften: 1. Tie Sendungen müssen frankiert sein und die AufschriftWaren­probe" oderProben" oderMuster" enthalten. 2. Tas Porto beträgt bis zu 250 Gramm 10 Pfennig, von 250 dis 500 Gramm 20 Pfennig. 3. Briefe dürfen nicht beigesügt werden, dagegen sind handschriftliche Bemerkungen zulässig in Bezug auf Firma oder Namen des Absenders, Adresse des Empfängers, Nummern, Preise und Angaben des Ge­wichts, des Maßes und der verfügbaren Mengen, der Her­kunft und der Natur der Ware. 4. Tie Sendungen müsseir nach Form, Verpackung und sonstiger Beschassenheu zur Ver­sendung mit der Briefpost geeignet sei»; höchstens 30 Zeuü- meter lang, 20 Zentimeter hoch, oder in Rollenform N Zentimeter lano und 15 Zentimeter Durchmesser. 5. Ofsem I Einlieserung, das heißt, die Sendungen müssen so verpam I oder verschnürt sein, daß eine Prüfung des Inhalts durch I die Post leicht möglich ist. I

Eßlingen, 20. Febr. Dem Druck der öffentlichen Mei^ ung endlich uachgebend, hat die Milchhändler-Vereinigung vo" Eßlingen und Umgebung in ihrer letzten Sitzung beschlösse", den Milchpreis ab 23. wiederholt um 1 Pf. zu ermäßigen, st daß nun auch hier der Milchpreis innerhalb 2 Monaten um 2 Ps. zurückgcgangen ist. Er beträgt vom 23. ds. Mts.

21 Psg. für das Liter.

Nah und Fern.

Ein Opfer der Liebestragödie.

Ter Mechaniker Theodor Kleinknecht aus Poppenweil«, der am Dienstag abend in Stuttgart auf seine Gebevid die Kellnerin Sophie Hiller, zwei Schüsse abfeuerte und PM selbst zwei Kugeln in den Kops jagte, ist im Katharine"- Hospital gestorben. Das Befinden der Hiller hat sich " heblich gebessert.

Kanbanfall.

In Stuttgart hatte ein junger Mann auf dem scheckamt Geld erhoben und war dann in die RotebühlW"