triebscinstellungen. Für ungewisse Zeit auf Lager zu arbeite», ist der deutschen Automobilindustrie bei der heutigen allgemeinen Geldknappheit und bei der Unsicherheit der Zukunft so gilt wie unmöglich. Das deutsche Automobilgeschäft leidet zurzeit nicht nur unter den Ursachen der allgemeinen Kaufunlust, sondern in besonderem Maße auch immer noch unter Beschränkungen des KraftfahrverkehrS und unter dem Benzin-Einfuhrverbot. Ferner macht sich die Wirkung der neuen Steuergesetze schon recht fühl­bar. Der Auftragseingang ist seit Mai von Monat zu Monat immer geringfügiger geworden und hat in letzter Zeit fast auf­gehört. Die Betriebe können nur mit früheren Aufträgen be­schäftigt werden, die aber auch nur noch für wenige Monate auö- reichen, zumal ihre Zahl noch dauernd durch Streichungen ab­nimmt; gerade in letzter Zeit sind in steigender Zahl wieder von allen Seiten Abbestellungen zugegangen. Seit 1. Oktober ar­beiten von den 6194 Arbeitern bei Bosch 2898 nur noch an vier Tagen der Woche; 3296 sind voll beschäftigt. Auch beim Licht­werk ist mit Betriebseinschränkungen zu rechnen. Die Zahlen der am 1. Juli und am 1. Oktober bei der Firma beschäftigten Angestellten und Arbeiter sind: Angestellte: 1383 bczw. 1354 (also 29 weniger), Arbeiter: 6428 bezw. 6194 (also 234 we­niger). Die Zahlungsfreudigkeit unserer Abnehmer hat infolge deren eigenem schlechten Geschäftsgang auch in den letzten Mo­naten nicht zugenommcn. ES hält vielfach schwer, rechtzeitig Zahlungen für bestellte und fertige Waren zu erhalten. Die Knapvbett an barem Geld selbst für unsere laufenden Ausgaben, vor allem für die regelmäßigen Lohn- und Gehaltszahlungen, hat in dem Viertellahr JuliSeptember nicht nachgelassen (Bosch hat In jedem der drei Monate des vergangenen Viertel­jahrs über 5X Millionen Mark für Löhne und Gehälter ausbe­zahlt). Der Vorstand der Bosch-A.G. wagt nicht einmal, zu hoffen.^ die nächsten Monate eine Besserung bringen werden, befürchtet vielmehr eine weitere Verschlimmerung der Lage. Wann unser Wirtschaftsleben den tiefsten Stand der derzeitigen Krise erreichen wird und wie tief wir tatsächlich noch hinabsteigen müssen, das weiß heute niemand zu sagen. Wir tun gut, uns noch auf recht harte Zeilen gefaßt zu machen.

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(SCB.) Stuttgart, 5. Nov. Ein junger Mann, der durch eine Verschüttung im Felde um das Gehör gekommen und seit 5 Jahren taub war, fiel infolge eines Schwindelanfalls die Treppe herunter und schlug mit dem Hinterkopfe auf. Das hatte zur Folge, daß er sein Gehör wieder vollständig erlangte.

(SCB.) Stuttgart, 6. Nov. Heute vormittag ^L12 Uhr er­schienen im Auftrag der Staatsregierung in der Druckerei des Sozialdemokrat" 4 Kriminalbeamte und beschlag­nahmten die heutige Ausgabe, angeblich wegen des Artikels Einig im Kommunismus". Ebenso sind auch den Zcitungs- verkäufern die bereits von ihnen abgeholten Exemplare ab- genommen und zum Teil auf die Polizeiwache genommen worden.

Mellingen OA. Eßlingen, 6. Nov. Bei der Montage des Dinckreglers sind der Obcrinontcur von der Bamaa mit dem Installateur Eeyerle und dem städtischen Vorarbeiter Klett durch starke Gasausströmunq bewußtlos im Schacht liegen ge­blieben. Durch die beherzte Tat des Fräsers Hermann von der Maschinenfabrik Eßlingen konnten die Bewußtlosen anaebiinden und herausgeschasst werden. Dauser selbst ist leicht vergiftet »nv konnte durch das Auto der Neckarwerke sofort ins Kranken­haus gebracht werden. Die drei Schwervergistelen wurden »ach dreiviertelstündigen Wiederbelebungsversuche» mit dem Sauer­stoffapparat unter ärztlichem Beistand auf Tragbahren gleichfalls ins Krankenhaus gebracht. Dem raschen Zugreifen des Dauser ist es zu verdanken, daß drei Menschenleben gerettet werden konnten.

(SCB.) Rottenburg, 6. Nov. Das Einkaufsgeschäft in Hopfen ist hier fast ganz beendet. Auf hiesiger Maickung sind nur noch rund 90 Hektar mit Hopfen bepflanzt. Die diesjährige Ernte hat gegen 1300 Ztr. ergeben. Dieses ganze Quantum hat lautRottenburger Zeitung" in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit seine Käufer gefunden, unter ihnen alte, renomierte Ge­schäftshäuser, und zwar in der Preislage von 2000 bis 2600 ^ die SO Kilo. Meistens wurde noch hohes Trinkgeld in den Kauf gegeben.

(SCB.) Tuttlingen, 6. Nov. Nach einer der Presse aus Ver­braucherkreisen zugegangenen Mitteilung sollen auf dem hie­sigen Bahnhof 40 Wagen Kartoffeln stehen, die angeblich aus

Baden eingeführt, zu deren Wiederausfuhr nach Bader, aber die Württ. Landeskarioffelstelle die Genehmigung versagt. Die angestellten Erhebungen haben folgenden Sachverhalt ergeben: Auf dem Bahnhof Tuttlingen stehen 6 Wagen Kartoffeln, die ein badischer Händler aus Zell im württ. Oberland aufgekauft hat, mit der Absicht, sie über Tuttlingen mit neuem Fracht­brief nach Baden zu verbringen. Die Bahnstation Tuttlingen verweigerte aber den Weitertransport, da Beförderungserlaub­nis der Landcskartosfelstelle nicht nachgewiesen werden konnte und die Bemühungen des Händlers, Ausfuhrgenehmigung zu erlangen, erfolglos blieben. Wie wir hören, soll die Ware nun in Tuttlingen verkauft werden.

(SCB.) Schraml-erg, 5. Nov. Eine hiesige Gesellschaft machte eine Hamstertour nach dem benachbarten Ort See­dorf. Anfänglich hatte sie Glück. Die Ausbeute war keine ge­ringe, weshalb auf das gute Gelingen noch ein Gläschen Wein getrunken wurde. Während die Hamsterer sich imHirsch" güt­lich taten, war daS Anto von »»sichtbaren Geistern vollständig ausgerämnt. Es half nichts, daß die betrogenen Hamsterer mit der Laterne in jeden Winkel des Gefährts hineinleuchteten, es war und blieb kahl und leer. Wohl sandten sie, lt.Schram­berger Ztg.", noch einige saftige Flüche zum klaren Mondhim­mel, aber auch das half nichts. Eine stinkende Wolke hinter- lafsend, fuhr das Auto wieder nach unserer Fünftälerstadt zurück.

(SCB.) Gmünd, 4. Nov. Aus einem Stammholzverkauf im Schulwald Schönrain hat die Gemeinde 84 900 335 Proz.

Durchschnittserlös erzielt.

(ECB.) Vom Bodensee, 7. Nov. Kurz nach 2 Uhr nachts brach in Radolfzell in den NährmittelfabrikenRadolf- werke" ein Großfeuer aus, das in verhältnismäßig kurzer Zeit zwei große Teile der Fabrik vollständig einäscherte, darunter die Trockenanlage, lieber die Entstehungsnrsache ist bis »seht noch nichts bekannt. Anscheinend entstand das Feuer durch Selbst­entzündung in der Mühle. Der Schaden an Gebäuden wird etwa auf 1 Million und der Fahrnisschaden auf einige Milli­onen geschätzt. Er ist durch Versicherung gedeckt. Der Betrieb geht weiter.

Für die Schriftleitung verantw.: Otto Seltmann, Calw. Druck und Verlag der A. Ölschläger'sck'en Buchdruckerei. Calw

Btstelliuig einer Birninndschaft.

Heber Joseph Kummer, geb den 6. November 1870, Schreiner von Glatten. Württemberg, Ehegatte der Ida grd Wiederkehr, wohnhaft Hegenheimerstraße 90 in Basel, welcher durch Urteil des Appellationsgerichts Basel-Stadt vom 7 Juni 1920 zu 4'/, jährlicher Zuchthausstrafe ver­fällt morde» ist. ist gemäß Art 371 des Schweizerischen Zioilae;et>buchs Varninndschaft angeordnel. und es ist Straf- anst-Lt-^d,re!<lor Davi^ Widmer, Spiialstraße 41 in Basel zu seinem Vormund ernannt worden.

Basel, den 13 Juli 1920.

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