Zu den Landtagswahlen.
Reutlingen-Tübingen.
Ter Volks verein Reutlingen hat in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zu dem Wahlabkommen zwischen der Volkspartei und der natio- ualliberalen Partei Stellung genommen: „Der Fortschrittliche Volksverein Reutlingen erklärt sich mit dem Wahlabkommen sür die Landtagswahl einverstanden und Wird den Verpflichtungen, die dasselbe den Organisationen i,n Lande auferlegt, Nachkommen. Der Fortschrittliche Bolksverein Reutlingen dankt den Unterhändlern für ihre vielen Bemühungen um das Zustandekommen des Wahl- abkommens bedauert aber aufs tiefste, daß die national- liberale Partei in Tübingen dem volksparteilichen Kandidaten in Tübingen-Amt einen Gegenkandidaten entgegen- «ustellen beabsichtigt. Ein Kampf zwischen den beiden Malen Parteien im Nachbarkreis Tübingen-Amt würde es der Bolkspartei in Reutlingen ganz außerordentlich erschweren, im Wahlkreise Reutlingen-Amt energisch für den Kandidaten der nationalliberalen Partei einzutreten. U würde das Festhalten am Kampf in Tübingen-Amt den sonst für den Liberalismus sehr aussichtsreichen Wahlkreis Reutlingen-Amt stark gefährden. Der Volksverein Reutlingen erwartet vom Gerechtigkeitssinn der nationalliberalen Parteileitung in Tübingen, daß sie von der Aufstellung eines eigenen Kandidaten im Wahlkreis Tübingen-Amt, der seit langen Jahren volkspartG- licher Besitz ist, absieht, schon in Anbetracht der Ueber- lassung des sicheren Wahlkreises Besigheim an die natio- mlliberale Partei. Der Volksverein Reutlingen müßte die Verantwortung für eine Niederlage des liberalen Kandidaten im Reutlingen Amt durchaus ablehnen und der nationalliberalen Partei in Tübingen zuschieben für den Zall, daß diese auf einem Kampf zwischen den liberalen Parteien ini Amt Tübingen beharren sollte."
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Reutlingen, 21. Juli. Eine außerordentliche Mgliederversammlung der Fortschrittlichen Bolkspartei hat dem Fabrikant Gemeinderat Gustav Kroß die Landtagskandidatur für Reutlingen- Stadt angetragen. Herr Groß, hat angenommen.
La up he im, 20. Juli. Im Bezirk Laupheim sängt es schon an mit einer Doppelkandidatur im Zentrum. Gegen den bisherigen Abgeordneten Schick, Stadtschultheiß von Laupheim, soll vom untern Teil des Bezirks Schultheiß und Verwaltungsaktuar Nothelfer von Wiblingen aufgestellt werden.
Landesversammlung des Vereins württ. Körperschaftsbeamten (E. B.).
Herdenheim, 20. Juli.
Unter überaus zahlreicher Beteiligung aus allen Teilen des Landes fand heute Vormittag in der in reichem Fsst- schmuck prangenden Stadt in Verbindung mit dem vierzigjährigen Pereinsjubiläum die Landesversammlung statt. Gestern halte bereits unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Gö- bel-Heilbronn eine Bertreterversammlung stattgesnuden, in -er dis Einrichtung der Behörden für die freiwillige Gerichts- barteil in Württemberg eingehend besprochen wurde. Der heutige haupttag wurde eingeleitet mit einer Besichtigung der Stadt.
Nach 10 Uhr begannen die geschäftlichen Verhandlungen in der reich mit Tannengrün und Fahnentuch geschmückten Turnhalle. Der Vorsitzende Oberbürgermeister Dr. Göbel-Heil- braim hieß mit herzlichen Worten Alle willkommen, die sich zur Feier des 40jährigen Jubiläums hier eingesunden hatten. Redner erinnerte an die erste, in Calw stattgefundene Versammlung und gedachte besonders der Gründer des Vereins, von denen sich erfreulicherweise noch gegen 20 am Vckben befänden und mehrere anwesend feien. Mit freundlichen Worten begrüßte Dr. Göbel die anwesenden Bezirksbeamten Oberamtmann Dr. Springer und Finanzrat Schüz und dankte anschlie- ^nd daran der Stadt Heidenheim, ihrem tatkräftigen Oberbürgermeister Ja ekle sowie der ganzen Bürgerschaft für den freundlichen Empfang, zum Schluß seiner Ausführungen der Mbelversammlung den schönsten Verlauf wünschend. Namens der Bezirksbeamten überbrachte Oberamtmann Dr. Springer dem Perein dje herzlichsten Glückwürcsche zum Jubiläum, dabei ausführend, daß der Wert der Gemeindeverwaltung durch die Qualität der Berufsbeamten bestimmt werde. Möge diese eerjaminlung den Körperschaftsboamten und dem ganzen Lande M Segen gereichen. Oberbürgermeister Jaskle entbot der «rsammlung namens der Feststadt ein herzliches Grüß Gott! Man rönne nicht genug tun in der Erweiterung und Vertiefung des stchwissenschastlichen Rüstzeugs.
Hierauf erstattete der Vorsitzende den Rech enschastsbe- t'.cht. Mit außerordentlicher Genugtuung sei zu konstatieren, M die Bezirksorganisation fast lückenlos durchgeführt ist. Damr «sprach Dr. Göbel eingehend die gesamte, großzügige Ver- uiMatigkeit. Der Kassenbericht hebt die günstigen fr- zf'Muen Verhältnisse des Vereins hervor, dessen Vermögen nlöd.15 Mark beträgt und gegen das Vorjahr um 0000 Mark M°wmen hat. Dem Verein gehörten am 31. Dez. 1911 , Mitglieder an. Das bedeutet eine weitere starke Zu- Mhme gegenüber dem Vorjahr.
, ^lbürgermeister Dr. Hartenstein-Ludwigsburg erntete zunächst Bericht über die württ. Gemeindezeit- aag und gab sodann in seinem Bortrag „Vierzig Jahre Q"kersch a f tsb ea m t e n v e re i n" ein anschauliches Bild km! Stanzenden Entwicklung des Vereins, der eine Fülle WU Arbeit geleistet und durch die wirksame Initiative an der Mag dn bedeutendsten Fragen der Gemeindeverwaltung in "so hervorragender wie erfolgreicher Weise mitgewirkt hat dsw'c Sroßm Aufgaben auf dem Gebiete der Kommunal- m °urch die sachliche Vertretung der berechtigten Interessen Gemeinden zu einem glücklichen Ende geführt hat.
, ^ w^igen Frage der Pensionsrechte der Kör-
l,p'Aaftzb eam ten nahm die Versammlung ernstim- i^cMhende Erklärung an: „Die Landesversammlung ^3l. Ministerium des Innern für die Ausarbeitung Söi-c»über die Verbesserung der Pensionsrechte der §».^cha>tsbeamten und über die Unfallfürsorge für diese Be- und weiter ganz besonders für die Ermöglichung der
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öch mit >'-Mg dez
diesem Entwurf. Die
„ Landesversammlung
» Vertretern aller Parteien des Landtags sür die Zusage der wohlwollenden Mitarbeit an der daß Gesetzentwurfs. So gern sie es gesehen hätte,
»Ild r, !^"twurs noch dem gegenwärtigen Landtag vorgelegt o» dwjem verabschiedet worden wäre, so vermag sie sich der eingetretenen Verzögerung in der Weiterbeyand- q"., üwurfs abzufinden, weil hierdurch die wünschcus- worden ist, um eine Reihe von berechtigten weiten 27 ' E>as Gesetz über die Pensionsrechte hineinzuar» vertraut darauf, daß diese von allen würilembergi- «en M- und Unterbeamtenvereinen einheitlich oorgerra- una die lle zu den ihrigen macht, Voile Berücksichiig-
dchß insbesondere die Einrechnung der Privat- Bxch. -'bnstzeit in die pensionsberechtigte Dienstzeit und die 'köm W^rpilichlung der Beamten und Unterbeamten eine ge- finden werden."
vhchultheiß R ö ü e r - Künzelsax behandelte das Thema
x,Unsere Wünsche zu einer Verbesserung des Gelmer n d e st e n e r w e s e n s". Redner verwarf die Weinsteucr un-d angesichts der allgemeinen Teuerung auch die Steuern aus andere Verbrauchsartikel. Bei einer Reform sei man In der Hauptsache auf eine gerechtere Verteilung der bestehenoen Steuern angewiesen. Die Hundesteuer und die Kapitalsteuer könnten erhöht werden. Die Einkommensteuer sei entschieden einer stäkreren Belastung fähig znm Zweck der Entlastung der Katastcrsteuern. Das Zuschlagsrecht der Gemeinden sei zu erweitern. Nach Durchführung der Staatssteuerreform ist das ganze Gemeindesteuershstem einer erneuten Revision zu unterziehen. Den kleinen Landgemeinden ist mit allen Reformen nicht viel geholfen. Da kann nur geholfen werden durch Usber- nahme der Volksschnllasten auf den Staat und durch Zusammen- legung der kleinen Gemeinden zu Gesamtgemeinden bezw. Eingemeindungen behufs Verminderung der Berwaltungskosten.
Sodann hat die Landesversammlung des Vereins der württ. Körperschaftsbeamten, in dessen Ausschuß von den übrigen Be- amtenorganisationen der Landesverband der Beamtenvereine größerer württ. Gemeinden, per Verband der Gemeinderechner, der Verein der Oberamtspfleger, der Verein der Sparkassenbeamten und der Landesverband der Verwaltungsaktuare vertreten sind,- zu der Frage der Behörden-Einrichtung auf dem Gebiete der freiwilligen .Gerichtsbarkeit Stellung genommen und erklärt: 1) Sie betrachtet die Erhaltung des Grundbuch-, V.ormundschafts- und Nachlaßwesens, vor allem aber des Grundbuch- und des Nachlaßwesens bet den Gemeinden als im höchsten Grade im Interesse unserer Bevölkerung gelegen, 2) sie bestreitet, daß sich bei dieser Einrichtung solche Mißstände gezeigt haben, die in dem Wesen der Organisation begründet wären, oder daß andere Nachteile festzustellen sind, die so erheblich wären, daß eine Aenderung der gesamten Organisation als notwendig erscheine, 3) sie bezweifelt nachdrücklich, daß bei der in Anregung gekommenen Aenderung der Organisation irgend welche Ersparnisse sich ergeben werden, ist vielmehr überzeugt- daß der Bevölkerung in den Landgemein-' den Ärhebliche Kosten neu aufgebürdet werden und tritt auch der Annahme entgegen, daß die Angliederung der Gcundbuch- ämter in den Oberamtsstädten an die Amtsgerichte ohne erhebliche Kosten und Anstände möglich sein werbe, 4) sie ersucht die K. Staatsregierung und die Landstände, von .Aenderungsn der Organisation abzusehen, sie vertraut darauf, daß dis Landstände den Bestrebungen, an den Grundlagen dieser erprobten Einrichtung zu rütteln, entschiedenen Widerstand entgegensetzen."
Nach einem kurzen Wahlakt wurde dem Vorschläge, die nächste Landesversammlung in Ludwigs bürg abzuhalten, einstimmig zngestmimt. Eine besondere Ehrung wurde den sieben anwesenden Vereinsveteranen und Mitgliedern, den Stadt- schulheißent a. D.: Seufferheld-Weinsberg, Casper-Witzingen, Sigel-Lorch, Bausch-Aalen, Lehner-Lausfen, den Schultheißen a. D. Friz-Fellbach und Berwaltungsaktuar Weidner-Hall zu teil, dis Oberbürgermeister Dr. Göbel nach einer sehr herzlichen Ansprache der Versammlung besonders vorstellte, worauf die Anwesenden den alten Herren eine jubelnde Huldigung darörachien.
Zum Schluß hielt Baurat G r o ß - Stuttgart einen sehr interessanten Vortrag über das Wasserversorg ungs wesen in Württemberg, insbesondere die geplante L a n d es w a s s e r v e r s o r g un g. An die geschäftlichen Verhandlungen scbloß sich ein Festmahl.
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Katholische Feiertage. Ern bischöflicher Erlaß kündigt die Aufhebung folgender seitheriger katholischer Feiertage an: Mariä Lichtmeß, Mariä Verkündigung, Mariä Geburt' und St. Joseph.
Stuttgart, 20. Juli. Die Mitgliederzahl des sozialdemokratischen Vereins Stuttgart hat nach dem Tätigkeitsbericht des Vorstands im Jahre 1911 auf 1912 (1. Juli—30. Juni) zugenommen um 2324 gleich 34 Proz. und beträgt jetzt 9157. Die Zahl der Abonnenten der Schwäb. Tagwacht erhöhte sich um 1259, Geislingen, 20. Juli. Ein Hauptgewinn der Preußisch-Süddeutschen Klafsenlotterie ist bei der letzten Ziehung nach Geislingen gefallen. 16 Angestellte der Buchdruckerei der Württ. Metallwarenfabrik spielten ein Viertellos, dessen Nummer mit 30000 Mk. herauskam. Auf jeden der Gewinner entfallen etwa 400 Mk.
Nah und Fern.
Vom Wetter.
Es ist merkwürdig, daß der im Süden so stark verspürbare Wettersturz die Berliner bis jetzt noch nicht erreicht hat. Wie aus der Reichshauptstadt heute depeschiert wird, hat die Bevölkerung auch am letzten Sonntag viel unter der Hitze gelitten und es haben sich an den voin Baden bestürmten Seen um Berlin mannigfache Unglücksfälle ereignet. Dagegen wird aus Wien berichtet, daß es dort den ganzen Sonntag bei heftigem Sturm ausgiebig geregnet hat. In Ober- und Niederö st erreich soll es viel gehagelt haben. Auch München und Stuttgart melden viel Wasser von oben. Aus Murren wird gedrahtet, daß ein zehnstündiger Schneefall die Berge in eine W inte rlandschaft verwandelt habe.
Schwere Unw/tter,
die an den Feld- und Getreidefrüchten enormen Schaden anrichteten, sind in den letzten Tagen im Taunus niedergegangen. An der Getreideernte, die zur Zeit im volle» Gange ist, wurde bedeutender Schaden angerichtet, in verschiedenen Gemarkungen ist sie fast vernichtet worden. Auch an den Obstbäumen wurde nicht unerheblicher Schaden angerichtet, sodaß die Hoffnungen auf eine besonders gute Ernte zunichte gemacht wurden. Auch in den Wäldern wurde großer Schaden angerichtet.
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Eine ttzcjpalttat. j
Landjäger Lohrmann wollte drei im Walde bei Obe r- s rimb a ck OA. Mergentheim sich herumtreibende Zigeuner: verhaften. Do ihm bekannt war, daß er allein mit diesem- Lumpengesindel nicht auskommen würde, nahm er sich noch einige Ortseinwvhner zur Hilfeleistung mit. Als der Landjäger zur Verhaftung schreiten wollte, überfielen ihn die. drei Zigeuner und schlugen ihn mit dem eigenen Seitengewehr derart, HMchr bewußtlos liegen blieb. Die Be-^ oleitmannschust hätte nicht das Herz, dem Landjäger bei- zustehcn, sondern nahm Reißaus. Schwerverletzt wurde Lohrmann ins Krankenhaus nach Creglingen gcschaffr Er hat mehrere Säbelhiebe über Kopf und Arme erhalten, ' auch wurde ihm ein Ohr ausgeschlitzt.
Din Pechvogel.
Aus Kilchberg a. I. wird berichtet: Bor einiger Zeit ist der Veteran aus dem 70er Kriege, Oekon.om Hor- lacher von Dürrmenz, die TrMe Hmuntergesallen und hat eine Gehirnerschütterung erlitten. .Harun war er von dieser hall' genesen, stürzte er neuerdings und zwar so
unglücklich aus dem Feilster, daß er mit gebrochenem Genick tot äusgefunden wurde.
Mord un» Totschlag.
In Posen war am ersten Pjingsttag der Kanfmannslehrling Mnsial ermordet anfgefunden worden. Als des Mordes verdächtig sind jetzt die nnter Sittenkontrolle stehende Frau Szafranska nnd ihr Ehemann festgenommen worden; außerdem kommt ein Freund von ihnen in Betracht, der aber verschwunden ist.
In Fichtwerder bei Landsberg a. W. wurde in einem Wassertümpel die Leiche eines Mädchens gefunden, die Spuren von Gewalt zeigte. Die Unbekannte war anscheinend ermordet und verschleppt worden.
In Aachen warf der Taglöhner Allelein im Jähzorn leine Frau aus dem Fenster in der vierten Etage in den Hof. Sie erlag den schweren Verletzungen. Ailelein wurde verhaftet. . .
Wir deutsche Frauen im Ausland umkomme».
Der „Lokalanzeiger" meldet aus Innsbruck: Im Oetztal ist die Sommerfrischlerin Uechtritz aus Breslau beim Edelweissuchen abgestürzt. Sie wurde zerschmettert aufgefunden.
Die „Wiener „Neue Freie Presse" meldet aus Tob - lach: Das von Eordina kommende P o st a u t o m o b i l stürzte bet Äer Einfahrt in das Hotel Toblach in den E h a u sse e g r a b e n. 10 Passagiere wurden zum Teil schwer verletzt. Frau Heinrich aus Leipzig wurde getötet. Ihr Sohn und ihre Tochter erlitten einen heftigen Nervenchock.
Die „Vossische Zeitung" berichtet aus Paris: In einem Wanderzirkus der in Deuai gastiert, stürzte Pie deutsche Artistin Grelinger vom Schwebereck nnd brach die Wirbelsäule.
Mädchenmord in einem englischen Seebad.
An der Küste von G^at Darmonth wurde dieser Tage die Leiche eines jungen Mädchens aufgesunden, das offenbar das Opfer eines Verbrechens geworden ivar. Hem Mädchen waren Schuhe und Strümpfe, von den Füßen gezogen worden, die Strümpfe und die Schuhbänder hatten dem Mörder dazu gedient, das junge Mädchen zu erdrosseln. Seltsam ist, daß vor etwa zwölf Jahren fast auf derselben Stelle die Leiche eines Mädchens gefunden wurde das auf dieselbe Weise getötet worden, war. Dieser Mord blieb nicht ungesühnt, denn der Täter wurde ermittelt und mehrere Monate später zum Tode verurteilt und gehängt. Das /rmvrdet ausgefundene junge Mädchen wurde ini Lause des Tages als die 16jährige Dora Grey erkannt, die von zivei alten Damen, ihren Tanten, an Kindesstatt angenommen worden war. Dora war ein ausfallend hübsches, sür ihr Alter gut entwickeltes und kräftiges Mädchen. Um so seltsamer ist, daß nicht die geringsten Spuren von Widerstand in dem Sanoe, auf dem die Leiche lag, gefunden wurden. Die Polizei ist der Meinung, daß Dora anderswo erdrosselt und dann an den Strand geschafft worden ist. , Nachforschungen ergaben, daß das junge Mädchen wohl Verehrer unter den jungen Männern von Great Darmonth, indessen keinen erklärten Liebhaber hatte. Man vermutet, daß sie einem fremden Besucher des Badeorts zum Opfer gefallen ist.
Spiel und Sport.
Der Dank des Grafen Zeppelin.
Graf Zeppelin hat an die Ortsgruppe Stuttgart des In n g d e u t s ch l a n d b u n d e s für dst von ihr aus Anlaß des 74. Geburtstages des Grafen veranstaltete Feier folgendes Dankschreiben gerichtet: ^,Die Ortsgruppe Stuttgart des Jnngdeutschlcmdbundes hat mir als ihrem Ehrenvorsitzenden unter Anschluß der Pfadfinder nnd der Jugendvereine in feierlicher Weile ihre Glückwünsche zu meinem 74. Geburtstage dargebracht. Dafür spreche ich der gesamten Jnngmaunschafr,- Hocherfreut und geehrt, den herzlichsten: Dank aus. Ich konnte an jenem Tag« in Stuttgart nicht anwesend sein. Dadurch trat in schöner Weise noch klarer in die Erscheinung, wie die gezeigte Begeisterung nicht sowohl meiner Person als dem Werke galt, das ich zum Vorteile unseres Vaterlandes zu schaffen berufen war. Meiner oft mühe- und sorgenvoller Arbeit schönster Lohn ist die von Ihnen, »reine lieben jungen Freunde, kundgegebene Erkenntnis, daß meine Schöpfung Ihrem künftigen Tun ais Männer ein weites Gebiet neuer Kuituraufgaben eröffnet hat, daß Ihnen ein Werkzeug gegeben ist, mit dem Sie arbeiten können, an der Erhaltung nnd Mehrung von 'Deutschlands Wohlfahrt, Macht nnd Größe. Aber das merken Sie sich bei Ihren Betrachtungen darüber: Beinahe wäre der Ausbau meiner Luftschiffe au der Vielheit der deutschen Meinungen am lediglich rechthaberischen deutschen Widerspruchsgeist zerschellt. 'Da hat der Gott Deutschlands zurr echten Stunde eingegrisfen und hat den Sturm meiu Luftschiff vernichten geheißen. Da brannte dort oben bei Echterdingen die Flamme auf, die die Seele des deutschen Volkes zu einer'gewaltigen Lohe anfachte, das war die Rettung! Vergesset es nie: nur Einigkeit macht stark. Der Staat ist der mächtigste und umfaßt die glücklichsten Bürger, wo in selbstloser Weise alle Einzelnen und alle Parteien die ganze Kraft einfetzen zum Wohle der Allgemeinheit. Graf Zeppelin."
Mannheim, 20. Juli. Die Begeisterung der Llch- wigshafener Bevölkerung über den Sieg des Ludwigshafener Rudervereins im Vierer bei den olympischen Spielen in Stockholm war unbeschreiblich. Viele Tausende umgaben gestern abend das Bootshaus des Ludwigshasener Rudervereins. Als gegen 8 Uhr die Siegesnachricht eintraf, brauste stürmischer Jubel über den Rhein. Bis spät in den Abend hinein, wurden Böllerschüsse gelöst. Der Mannheimer Ruderklub gratulierte persönlich. Er erschien mit 2 Achtern und zwei Zweiern am Bootshaus und ließ durch ein Vorstandsmitglied die Glückwünsche des Vereins aussprechen. Die anderen beiden Mannheimer Vereine gratulierten telegraphisch. Auch die meisten anderen deutschen Rudervereine gratulierten telegraphisch. Den Siegern, die am Dienstag abend hier eintrcfsen, soll ein glänzender Empfang bereitet werden, an dem auch verschiedene ausivärtige Rudervereine, vor allem die Mannheimer Vereine, die Frankfurter und Heidelberger teilnehmen wollen.
Ansbach, 21. Juli. Gestern abend wurde hier der 2 7. Kongreß der Allgemeinen Radfahrer-Union des' deutschen Tourenklubs in Anwesenheit von Vertretern der Behörden, von Ehrengästen und einer großen Anzahl von Kongreßteilnehmern mit einem Festkommers eröffnet. Es wurden mehrere Begrüßungsansprachen gehalten. An sportlichen Veranstaltungen fand heute morgen ein IW Kilometer-Mannschaftsfahren auf der Straße Ansbach-Gunzenhaufen-Schwabach-Ansvach und ein Fliegerrennen im kgl. Hofgarten statt. Bei den Beratungen wurde heute vormittag der 1. Vorsitzende, Kreisgerichtsrai Becker, wiedevHewählt. Ms 1. stellvertretender Vorsitzender wurde We- stener-Hannover als 2. stellvertretender Vorsitzender Wiedmann- Frankfurt a. M. gewählt. Der Ort des nächsten Kongresses, ist, da eine Einladung nicht vorlag, noch unbestimmt.