Unser Flottenbesuch in Amerika.

0. L. Im ganzen Reich wird man mit Freuden bemerken, mit welcher Herzlichkeit und Auszeichnung die deutschen Kreuzer, die zur Erwiderung des vor­jährigen amerikanischen Flottenbesuchs in Kiel einigen Häfen der VereinigtenStaaten Besuche abzustatten, überall angenommen worden sind, nicht nur^ von den Behörden, sondern auch, von den weitesten Kreisen, voran der amerikanischen Presse, deren Bedeutung der^ Kaiser einmal mit dem Scherzwort charakterisierte, daß deren Leute drüben mindestens im Generalsrang stünden.

Natürlich wird niemand den freundlichen Empfang als ein Zeichen ansehen, daß die Vereinigten Staaten und ihre Bürger etwa ein Bündnis mit dem Deutschen Reich wünschen, und geneigt wären, bei einem Zusammenstoß der beiden Nordseemüchte unsere Partei zu ergreifen. Aber man soll auch den Wert solcher internationaler Höf­lichkeiten nicht unterschätzen, namentlich nicht wenn es sich um ein Land handelt, dessen Volk jung und ehr­geizig ist und sich doch ein ganz klein wenig geschmeichelt fühlt, wenn die andern Nationen seiner Macht und Größe Huldigungen erweisen. Sie sind doppelt nützlich, da die ständigen Bemühungen gewisser englischer Kreise, in den Vereinigten Staaten Mißtrauen gegen die deutsche Politik zu erwecken, sicher nicht ohne Wirkung geblieben sind, zumal die gemeinsame Sprache immer noch dazu führt, daß die rneisten europäischen Tinge nach Amerika auf dem Weg über London berichtet werden. Dort erhalten sie die Färbung und Sichtung, die den englischen Interessen besonders dienlich ist. Sehr große und ein­flußreiche Blätter, namentlich in Newyork, stehen im eng­sten Zusammenhang mit der deutsch-feindlichen Presse Londons, und man kann sicher sein, daß wenn irgendwo in der Welt etwas geschieht, was den Vereinigten Staa­ten unangenehm ist oder werden könnte, die deutsche Po­litik dafür irgendwie verantwortlich gernacht wird.

Aber daneben ist von jeher in den Bereinigten Staa­ten eine sehr starke "Strömung gewesen, die dem Deut­schen Reich weniger voreingenommen, ja geradezu freundschaftlich und herzlich gegenübersteht. Ter deutsche Bevölkerungsbestand, den man drüben um so Mehr schätzt, j« unwillkommener die neue Einwanderung aus Süd- und Osteuropa ist, hat dabei kräftig mitgeholfen. Das Gewicht dieser deutsch-freundlichen Kreise war stark genug, den englisch-amerikanischen Schiedsge- xichtsvertrag, für den sich Präsident Taft vor ei­nigen Jahren lebhaft einsetzte, zum Scheitern zu bringen, »veil die übereifrige englische Presse diesem Plan eine deutschfeindliche Spitze zu geben bemüht war.

Damals schon hat sich gezeigt, daß die angelsäch­sische Blutsverwandtschaft von den Amerikanern ohne Sen­timentalität betrachtet wird. Mit dem gesunden Egois­mus eines jungen Volks, dessen Wachstum bis jetzt keine Schranken gesehen hat, das sich in kaum hundert Jahren von dem östlichen Rand des gewaltigen Kontinents über Ströme, Berge, Wälder und Wüsten seinen Weg zum Stillen Ozean gebahnt hat und das diesen Weg wei-- terzugehen entschlossen ist, machen sie eine Politik, die sich aller Vorteile bedient, die ihre fast unangreifbare Lage außerhalb des engeren Bereichs des europäischen Macht- und Kampfgebietes ihnen die Hand gibt. Das Deutsche Reich hat nicht den mindesten Grund, irgendeiner neuen Kraft- und Machtentwicklung der Vereinigten Staa­ten entgegenzuwirken oder auch nur mit Neid zuzusehen. Im Gegenteil: die internationale Lage Deutschlands wird entlastet in dem Maß, in dem England seine einseitige Kampfesstellung gegen Deutschland als lästig empfindet, weil an andern Orten wichtige .Lebensinteressen seiner Macht auf dem Spiel stehen. In gleichem Maße sind aber auch die Vereinigten Staaten daran interessiert, daß die deutsche Flottenmacht stark genug sei, um eine ag­gressive Politik Englands in andern Meeren als höchst gewagt erscheinen zu lassen.

Dieser natürliche Jnteressenzusammenhang mag da­zu beigetragen haben, daß man in Amerika das An-

Ls gibt etwas im Menschen, das unabhäng erscheint von seinem Können und Dürfen, von dem Maß seiner Kräfte und Befugnisse, etwas was der Mensch ist, ganz unabhänig von dem, was er durch seine Begabung, seine natürlichen Leistungen, seine ibm zustehenden Rechte gilt: das ist sein moralischer wert. Kuno Fischer.

Die Goldmühle.

Roman von Margarete Gchring.

59^ Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Hansi weinte wie ein Kind, als er's drüben von der Höhe der Reiserswand lustig herüberschallen hörte: Freut euch des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht! Pflücket die Rose, eh' sie verblüht!" Er wußte es nicht mehr, daß auch er Rosen gepflückt hatte, obwohl er sie noch fest in der Hand hielt, Annerls weiße Rosen, die nun blutrote Rotröslein geworden waren. Seine Ge­danken verwirrten sich. Ueber sich sah er den Mond, der ihm durchs Gezweig mitten ins bleiche, schmerzent­stellte Gesicht schien, aber er wußte nicht, daß es der Mond war; er sah die Bäume, deren Nadeln wie Silber glänzten, aber er wußte nicht, daß es Bäume waren. Nur eins fühlte er, den furchtbaren Schmerz, der ihn aufstöhnen ließ, und den gräßlichen Durst, und nur eins sah er noch, Annerls Bild, das ihm wie eine lichte,

tröstende Engelsgestalt vor der Seele stand in seiner tiefen Not, .doch nur sekundenlang, dann versank es wie­der in die Nacht. Ter Schweiß stand ihm in dicken

Tropfen auf der Stirn, und die Linke grub sich in den blutigen Sand des Weges, während die Rechte immer noch die Rosen fest umschlossen hielt. Tr war völlig bewußtlos und hörte dabei schöne Musik und sah es vor -den Augen flimmern und gleißen. Noch einmal kehrte das Bewusstsein auf kurze Zeit wieder. Er wollte beten, aber es fiel ihm nichts ein, weil alle seine Gedanken rn wilder Verwirrung durcheinanderjagten: da kam es lallend über seine Lippen: ,,Breit' aus die Flügel beide"

weiter kam er nicht, da umfing ihn wieder die Nacht.

Ein tiefer Atemzug noch, und er hatte ausgelitten, der

wachsen der deutschen Flotte, die in mancher Beziehung bereits stärker ist als die amerikanische, trotz aller Hetz- versuche von englischer Seite ohne Mißtrauen betrachtet. Und so hat sich an diesem Sonntag die Newyorker Be­völkerung mit neidlosem Wohlgefallen die prächtigen Schiffe angesehen, die die deutsche Flagge über den At­lantischen Ozean getragen haben. Namentlich der SchlachtkreuzerMoltke" hat mit Recht die Be­wunderung der Fachleute und Laien gefunden. Er ist, das schnellste Gr o ß-Kr i e g s s ch i ff der Welt und stellt der deutschen Leistungsfähigkeit auf dem Ge­biet des Schiffbaues ein Zeugnis aus, das vielleicht auch andern deutschen Produkten zugutekvmmt. Denn auf die Dauer kann auch die übelwollendste Berichterstatt­ung nicht verhindern, daß die ganze Welt erfahre, wie glänzend die Resultate der deutschen Technik im Schiffs­bau sind, der so lange Jahre ein englisches Monopol bildete. Und nicht nur das Material, auch die Män­ner auf den deutschen Schiffen werden ihrem Vaterland drüben Ehre machen, wie überall in der Welt.

Deutsches Reich.

Die badische Wahlresorm.

Karlsruhe, 11. Juni. Die Regierungsvorlage, wonach die Stadt Mannheim statt 5 künftig 6 Land­tagsabgeordnete erhalten soll, unter Erhöhung der Gesamtzahl der Mitglieder der Zweiten Kammer von 73 auf 74, und die Wahlkreise in den Städten Frei­burg, Pforzheim, Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim neu ein geteilt werden sollen, ist heute in der Justiz- und Verwaltungskommission der Zweiten Kammer mit allen gegen die Stimmen des Zentrums, das sich der Ab­stimmung enthielt, angenommen worden. Wenn das Zentrum auch im Plenum diese Haltung einnimmt und gegen die Vorlage stimmt, so ist diese abgelehnt, da die Erhöhung der Zahl der Abgeordneten von 73 auf 74 eine Verfassungsänderung bedeutet, zu deren Annahme Zwei­drittelmehrheit erforderlich ist. Der Antrag des Zen­trums, in den genannten fünf Städten das Verhältnis­wahlsystem einzuführen, wurde in der Kommission mit allen gegen die Stimmen des Zentrums abgelehnt. Die Vertreter aller anderen Parteien haben sich entschieden für die Einführung des Verhältniswahlsystems für das ganze Land ausgesprochen. Ueber die Neueinteilung der Wahlkreise in Karlsruhe soll noch weiteres Material von der Regierung beigebracht werden.

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Bayern und die Preußisch-süddeutsche Lotteriegemeinschast.

München, 11. Juni. Der Finanzausschuß der bayerischen Abgeordnetenkammer hat in seiner heuti­gen beschlußfassenden Sitzung die Regierungsvor­lage des Lotterievertrages mit Preußen mit allen ge­gen drei Stimmen endgültig abgelehnt, dagegen den Zentrumsantrag auf Schaffung einer eigenen bayrischen Staatslotterie bei Verpachtung des Unternehmens an ein Konsortium mit 9 Stimmen gegen die 6 Stimmen der Liberalen und Sozialdemokraten angenommen. Das Plenum wird über die Frage zu entscheiden haben, ob die Lotterievorlage in der nunmehr veränderten Ge­stalt noch in dieser Session zur Behandlung kommen soll oder nicht. (Auf die Einführung der Lotterie in Würt­temberg und Baden ist dieser Beschluß ohne Einfluß. Red.)

Sozialdemokratischer Parteitag.

Berlin,- 11. Juni. -Der diesjährige sozialdeni'ö-- kratische Parteitag wird vom 15. September ab in Chem- n i tz stattfinden. Auf der vom Parteivorstand aufgestellten provisorischen Tagesordnung befinden sich u. a. folgende Punkte: Tie Reichstagswahlen (Referent Scheidemann), Bericht der Reichstagsfraktion (Referent Stadthagen), der Imperialismus (Referent Haase), die Maifeier (Referent Pfannkuch), der internationale Kongreß in Wien '(Molken­

liebe, sonnige Hansi, der in seinem ganzen Leben noch keinem Menschen ein Leid zugefügt hatte- Still lag er da, der Arme, das schöne jugendliche Antlitz verzerrt vom Todesschmerz und den leeren Blick der gebrochenen Augen nach ok^n gerichtet, den blutigen Rosenstrauß in der Hand.

Am Morgen fanden sie Paul Roth erhängt auf dem Scheunenboden.

Zehntes Kapitel.

Der Morgen des Pfingstfestes dämmerte herauf. Blut­rot färbte sich schon der Horizont, und goldene Strah­len schossen wie brennende Finger aus der roten Glut empor. Oben im Walde lag einer mit blassem Toten­antlitz, aber der Himmel malte trügerische Rosen auf die im Tode erblaßten Wangen des Jünglings. Und als die Sonne sich leuchtend über den Saum des Bergwalds im Osten erhob, da traf ihr erster Strahl, über die Licht­ung gleitend, einen stillen Schläfer, den der Kuß der Allbelebenden nicht mehr zu erwecken vermochte, der heute fröhliche, glückselige Pfingsten hatte feiern wollen,so schön, wie noch kein Pfingsten gewesen", und der nun still und stumm dalag und nichts mehr vernahm von dem schönsten Pfingstchoral, der, als eben die Sonne auf­ging, drüben vom Berge herabklang ins andächtig lauschende Tal, begleitet vom Gesang der frohen jungen Menschenkinder, die nach durchschwärmter Maiennacht sich nun zur Heimkehr rüsteten und den goldenen Morgen grüßend Gott dem Herrn die Ehre gaben. Wie sie sich auch mühte, den Schläfer zu wecken er schlief und war nicht zu erwecken! Wie sie sich auch mühte, mit ihren warmen Strahlen die kalten Hände warm zu küssen, sie blieben kalt wie der Tod kein Wunder, daß auch die zarten jungen Rosen in der Rechten des Schläfers traurig die rotbetauten Köpfchen hängen ließen. Nur zwei hatten sich von der übrigen Jugend abgesondert und waren die ganze Nacht allein durch den Wald gepilgert, eng aneinandergeschmiegt und süße Liebesworte tauschend und die Sünde liebt die Einsamkeit lind suchte ihre

buhr). Es wird hierzu bemerkt, der Parteivorstaad Hz» davon abgesehen, die Steuerfrage auf die TagesordnuN zu setzen, weil es ihm wünschenswert erscheint, daß dieb bedeutsame Frage vor einer Erörterung auf dem PaW- teitag in der Presse eingehender behandelt wird, als we bisher geschehen ist. Tie Wahlrechtsfrage wird den be­deutsamsten Punkt her Tagesordnung des Parteitags Pp Preußen bilden, der nur kurze Zeit nach dem dentis Parteitag stattfinden wird.

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Die christlichen Gewerkschaften und -er Papst

Halle a. S., 11. Juni. An eine hiesige politische sönlichkeit gelangte d^rSaalezeitung" zufolge aus Rom dw einem über die Verhältnisse des Vatikans unterrichteten G«, währsmann die Meldung, daß, der Reichskanzler dort k>( gen der christlichen Gewerkschaften außerordentlich entschieden dor- gegangen sei. Die preußische Gesandtschaft habe dein erklärt, daß ein Verbot oder eine Verdammung der chriMcbsii Gewerkschaften die sofortige Aufhebung der Gesandtschaft Folge Hütte. (Nach Mitteilungen eines ZentrnmSabgeordnet«

soll der Verfasser der beiden Telegramme nach Berlin und Franksnrt der Dominikanerpater Esser sein, der Papst wisse v«,, der Sache nichts und es herrsche jetzt im Vatikan große Be, stürznug über die Auffassung in Deutschland. Nette Zustände!

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München, 11. Juni. Freiherr von Kramer Klett l>et dem Magistrat der Stadt München 200 000 Mark zu dem Ziveik übergeben, damit die Schaffung einer Gartenstadt zu fördern

Ausland.

Das deutsche Geschwader tu Amerika.

Newyork, 11. Juni. Ten Höhepunkt der gestri­gen Veranstaltungen für bas deutsche Geschwader bildete das von der Stadt gegebene Festbankett für die Offiziere, dem 700 der hervorragendsten Bürger beiwohn­ten und das Anlaß zu lebhaftesten Demonstrationen für die deutsch-amerikanische Freundschaft gab. Bürgermeister Gaynors Begrüßungsrede und sein Trinkspruch auf den deutschen Kaiser waren ganz beson­ders herzlich und wurden durch minutenlange Beifalls- bezengungen unterbrochen. Der frühere Bürgermeister Seth Low feierte die Errungenschaften Deutschlands. Ter deutsche Botschafter Graf Bernstorff erzielte leb­haften Beifall, .als er erklärte, die deutschen Schiffe neben der amerikanischen Eskorte hätten, als sie am Sonntag in den Hafen fuhren, wie ein einziges großes Geschwader ausgesehen. Admiral Winslow pries die deutsche Flotte und bedauerte, daß die Amerikaner kein Schiff wie denMoltke" hätten.

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Die Krise in Ungarn.

Budapest, 11. Juni. Das Parlament ist heute durch Mi­litär abgesperrt. Die ausgeschlossenen Abgeordneten wurden am Zugang gehindert, worauf sämtliche oppositionellen Abgeordneter unter Schmährufen auf Tisza abzogen. In der Kanimer hielt Gras Tisza über die Revision der Hausordnung eine Rede mit einer persönlichen Note. Er habe sich seit seinem Eintritt ins Parlament zur Aufgabe gestellt, die chronische Krankheit der Obstruktion zu beseitigen. Dafür habe er seine Person eingesetzt. Gegen das Urteil der Opposition werfe er sein gan­zes in 30jähriger ehrlicher Arbeit erworbenes moralisches Ka­pital in die Wagfchale. Er erhebe von neuem seine Stimmr' gegen die Obstruktion, möge die Nation ihn Hörers ehe es zu spät ist. Die Rede wurde mit jubelndem Beifall ausgenommen. Die Revision der Hausordnung wurde in namentlicher W- stimmung angenommen. Die Sozialisten hielten in Naghvarad eine Volksversammlung, nach deren Beendigung die Teilnehmer sich scheinbar zerstreuten, später aber wieder zusam­menkamen, worauf große Exzesse verübt wurden. Ein Po­lizeiwachtmeister wurde von einem Revolverschuß getroffen, ein zweiter Polizeibeamter blutig geschlagen. Die Fenster in dem Haus des Grafen Tisza wurden zertrümmert. Militär zer­streute die Ruhestörer. Der Sozialistenführer Kondor, den dis Pester Parteileitung hergesandt hatte, wurde verhaftet. Auch aus dTr Provinz werden Ruhestörungen gemeldet. '

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Haldane Lordgrotzkanzler.

London, 10. Juni. Der Lordgroßkanzle c uni» Großfiegelbewahrer Earl Loreburn ist zurückgetreten und Lord Haldane zu seinem Nachfolger ernannt worden. Tier Parlamentsnntersekretär im Kriegsamt, Oberst Seely, wird der Nachfolger Haldanes werden. East

Wege abseits von den Blicken der Menschen.Komm Berta", sagte der Bursche,hier wollen wir noch ein­mal rasten, ehe wir heimgehen!" Schwer hing sie an feinem Arme, und die Augen waren voll Schlaf nach der durchfchwärmten Nacht. Da stieß das Mädchen einen gellenden Schrei aus und fiel leblos in seine Arme. Vor ihnen lag mit weitgeöffneten Augen der Tote.Gott, er­barme dich, der Müller-Hansel!" schrie der Bursche ent­setzt und ließ die Ohnmächtige auf das Moos am Weg­rande niedergleiten.Hansel, bist denn wirklich ganz tot, oder hast noch Leben in dir?" schrie er dem Toten ins Ohr. Tote hören nicht mehr und können nicht ant­worten. Er fühlte ihm an den Puls er stand still- Er wollte nach dem Herzen fühlen, aber entsetzt zog er die blutig gewordene Hand zurück.Großer Gott", rief er, wer mag das getan haben! Ach, wenn das die Müllers­leute erfahren, das ist ihr Tod!" Der Bursche war ein wohlhabender Bauernsohn aus Güldenthal, Hansels frühe­rer Schulkamerad.Ach Gott, Berta, so wach doch auf! rief er der Leblosen ins Ohr,daß wir weiter können und Botschaft ins Dorf rragen!" Endlich kam sie ^ sich und fing an zu weinen.Ach Max", bat sie,fuhr mich heim, ich kann keinen Toten sehen. Beide liefen, was sie ihre Beine tragen wollten,, den Berg hinab dem Dorfe zu.

In der Mühle stand man früh auf. Rosemarie hatte den Kaffeetisch festlich gedeckt und freute sich des herr­lichen Pfingstwetters. Auch der Müller war in bester Stimmung und konnte die Zeit kaum erwarten, bis sew Junge mit einem fröhlichen Liede auf den Lippen or Treppe, herunterkäme. Der Kaffee stand bereits dam­pfend auf dem Tische, und Rosemarie hatte schon mey" mals vergeblich unter Hansels Kammerfenster gerufe!- So ein Langschläfer!" sagte sie, in die Stube tretena.

Laß ihn doch schlafen!" sagte die Mutter; «dm Reife wird ihm noch in den Gliedern liegen. Er ra ja nachtrinken."

(Fortsetzung folgt.) '