Die italienische« Liege!
Nkbcr die jüngste italienische Aktion aus dem nord afrikanische» Kriegsschauplatz sind bisher nur amtliche oder balbamt-liche Meldungen nach Europa gelaugt. Ta ersrlnenen Transport und Landung bei Lidi Laib als eine glänzende Wasfcntal und beinahe als ein entschei dender Wendepunkt des Krieges. Es waren sa auch 10 0<!l> Mann mit der zugehörigen Artillerie anfgeboten worden und zur Bedeckung eine Flotte von fünf Schlachtschiffen, vier Kreuzern und zehn Kanonenboote». Tie italienischen Blätter waren voll von Reihen über die B e > e tz nng des Fort s B u ch a m e z, das im Sturm- lanf gegen einen starken Feind erobert wurde. Natürlich haben die Türken und Araber Berge von Leichen zu- amigelasscn.
Bon dieser selben Wasfentat gibt der Korrespondent der ,.Bossischen Zeitung" in Tripolis, nachdem er rr-äistt hat, das die an sich wohl schwierige Landung dadurch begünstigt wurde, dass sich nirgends Feinde zeigten, folgenden Bericht: „Nur einen Araber sah inan eiligst dem Orte Sidi Laid zulanfen und mail sandte ihm einige Flintenschüsse nach, die aber ihr Biel verfehlten. Später entdeckte man einen Hirten, der friedlich seine Herde weidete. Sonst nichts, nichts. Trotzdem wurde leine Borsichtsmastregei außer Acht gelassen und man suchte passende Stellungen ans, wo man eiligst V e r s ch anzungcn errichtete. Am nächsten Tage durchquerte ein Bataillon Askari mit einer Kompanie Venie- truvpen die kleine seichte Bucht, die sich zwischen der Halbinsel und dem Festlande einschiebt. Es galt, sich des „Forts" Bnchamez zu bemächtigen. .Hierbei wurde nach allen Regeln der strategischen Kunst vorgegangen, einen Feind bemerkte man aber auch hie r n icht und als schließlich ein Unteroffizier die Mauer erstiegen und von innen das Tor geöffnet hatte, fanden sich in dem „Fort" als einzige Lebewesen zwei Hunde, e i u e Katze n n d ei n H n h u vor. Tas angebliche Fort -bestell: aus einem kleinen, mit einer niedrigen Mauer umgebenen Gehöft: es diente bisher türkischen Zoll- wäcktern zur Wohnstätte. Am Nachmittag dieses Tages, sowie am folgenden Tage zeigten sich jedoch einige kleine a r e. bische Abteil» n gen, die mit Flintenschüssen die Italiener angriffen, doch wurden sie überall mit geringer Mülle znrüchzeschlagen: insgesamt überstieg ihre Stärke die Ziffer 400 nicht. Nun besetzten die Italiener tisch die Orte Sidi Said, El Mina und Sidi Ali, kleine, schwach bevölkerte Dörfer, und richteten sich darin ein "
Es sind wirkliche Helden, die Ftalianvs.
Deutscher Reichstag.
Sitzung vom 24. April 1912.
Am Bundesratstische Kriegsminister v. Hceringcn und die Staatssekretäre Dr. Delbrück und Kühn.
Präsident Dr. Kaempf eröffnete die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten.
Die erste Beratung der Wehrvorlagen wurde fortgesetzt.
Abg. Dr. Gradiianer sSoz.j: Dw>Mchrhsit dieses Hauses tritt, wie Sie bisherige Aussprache ergeben hat, für die Vorlagen rin, cs fragt sich aber, ob auch das Verständige bei der Mehrheit ist. DaS Heerwesen muß in demokratischem, freiheitlichem Sinne ausgebant werden. Alle bürgerlichen Parteien haben sich früher Militäroorlagcn gegenüber kritischer verhalten, jetzt sind che bereit, alles zu bewilligen, was die Negierung verlangt. Seit dem Tage von Sedan hat sich die Voraussage bewahrheitet, daß Europa zum Waffcnarsenal werde. Im Interesse einiger weniger Kapitalisten wird unsere Weltpolitik betrieben und zwar unter persönlicher Führung des Kaisers. Dazu gehört namcnt- !Iich auch unsere Kolonialpolitik und der Gruß deS Ädmirals des Atlantischen Ozeans an den des Stillen Ozeans. Unsere Parteifreunde in Frankreich, allen voran Jaur^s, sind erfolgreich für die Abrüstnngsidcc cingc- Zrcte». Chauvinistischen Strömungen sind wir stets in allen Länder» «ntgegengetrete». Bei uns in Deutschland besteht in gewissen Kreisen immer noch das Bestreben, die Marokkofrage «zu einer Kricgssrage zu machen. Bon diesem kleinen chauvinistischen Teil unsers Volkes lasten sich die Regierungen treiben. Die Kosten für Heer und Marine sind bei uns in den letzten Jahrzehnten so gewaltig gestiegen, daß dies zu den ernstesten wirtschaftlichen Befürchtungen Anlaß geben muß. Welche Kultur- anfgabcn ließen sich mit diesen Summen lösen. Die Negierung sollte »ns Aufklärung geben, wie weit die Vcrständigungsver- chandluugen mit England gediehen sind. Tie Wehrvorlagen Tollen tatsächlich wieder aus Kvnsuinsteuern bezahlt werden. Die Konservativen und das Zentrum mögen ihre Opferwilligkcit ^beweisen und die Fürsten ihre Stcnerprivilegien aufgebcn; damit wäre schon ein erheblicher Teil der Deckung gegeben. (Sehr -gut! bei den Soz.) Aus der Erbschaftssteuer ließen sich mit Leichtigkeit viel größere Summe» hcrauSholen als 60 Millionen Mark. Wenn für die Söhne der besitzenden Klassen die Dienstzeit ans ein Jahr herabgesetzt wird, dann müßte diese verkürzte Dienstzeit auch für die Söhne der anderen Bevölkerung genügen. Der Kastengeist zeigt sich, in Heer und Marine im hellsten Licht. Redner ;ging sodann eingehend auf die Verhältnisse in der Armee ein, s wurde aber schließlich vom Vizepräsidenten Dr. Paasche zur Sache ! gerufen. Redner schloß: Wir wollen, daß das Heer nicht ausgenutzk .wird als politischer Machtfaktor gegen aufstrebende Volksklasscn. lBeisall bei den Soz.)
Abg. Erzberger (Ztr): Unzweifelhaft beruhen die Vorlagen auf den Ereignissen des vorigen Sommers. Sic sollen und werden dazu dienen, dem deutschen Volke und Europa den Frieden z« sichern. ES soll gezeigt werden, baß wir nicht am Ende unserer Leistungsfähigkeit auf militärischem und sinanziellem Gebiete angelangt sind. Deutschlands Stärke beruht ohne Zwiesel, ohne daß man die Bedeutung der Flotte zurücksetzen will, auf der Stärke seines Landheeres. Im Ernstfall werden beide Teile unserer Macht Hand in Hand arbeiten wüsten. Deutschland ist es nicht, das die europäischen Nationen in das Rüstungssieber hinein- veiticht: diese Behauptung der Sozialdemokratie ist grundfalsch. (Sehr richtig!) Wir wollen keine Angriffsarmee oder Angrisfs- sloltc haben, mir wollen aber so stark sein, daß wir nach Menschenmöglichkeit gesichert sind. Diese unsere Machtstellung müssen wir wahren, koste es waS es ivolle. Ein schwaches Deutschland ist stets der Ausgangspunkt zu großen europäische» Verwicklungen gewesen, wo dem deutschen Michel immer die Haut über die Ohren gezogen wurde. England spricht immer von Abrüstung, tatsächlich aber rüstet eS immerfort. In Frankreich denkt niemand an Abrüstung. I« weniger wir von Abrüstung sprechen, desto bester. Im internationalen Verkehr sind Unterhandlungen ohne Waffen Noten ohne Instrumente. Nicht in Smrastimmung bewilligen wir !die Vorlagen, wir behalten uns sachliche Prüfung über jede .einzelne Forderung vor. Die Sozialdemokratie aber, die alles
k ablehnt, kst nicht berechtigt, uns vorzumerfen, daß wir allem zu- ! stimmen. Ein Milizheer würde viel »eurer kommen, als unser s jetziges System. Für kleine kleinste Staaten ist die Miliz viel- s leicht angebracht, nicht aber für Deutschland. Nach dem Vorwärts
- beschränkt sich der Schmerz der Freisinnigen über den Mtlita- > rismus darauf, das; der Sohn des Geh. Kommerzienrats Isidor
- Cohn nicht Leutnant bei den Gardehnsaren ist. (Heiterkeit.) DaS Blatt enthüllt damit eine bcmerkenswerie antisemitische Ader, womit die beiden Fraktionsredner Haas« und Gradnauer kaum in Einklang zik bringen sind. (Große Heiterkeit.) Die Beseitigung des einjährigen Dienstes und die Herabsetzung der Dienstzeit in der Kavallerie und Artillerie würde »ns viele Millionen koste».
. lSehr gut!) Es kann nicht Ausgabe des Parlaments sein, über die Vorlagen hinauszugehcn. (Sehr richtig!) Unsere verabschiedeten Offiziere sollten durch ihre Kritik unserer Rüstungen »ns dem Anslande, nameinlich England gegenüber, nicht mißkreditieren. lSehr gut!) Die Vorlage ist das Höchstmaß von dem, was bewilligt werden kann. Der Gedanke der kleinen Garnisonell ist böchstens an den Grenzen durchführbar. Eine Erweiterung der Zivilversorgnng darf nicht hinanSgeschoben werden, inan sollte den Militäranwärtern nicht nur Beamtenstellcn verschaffen, sondern mich landwirtschastliche Ansicdlnngcn erschließen. Die vorliegende Flottennovelle halten ivir im Einklang mit unserer früheren Stellung zur Floitenfragc für durchaus notwendig. Der Ausbau unserer Flotte mutz planmäßig erfolgen. Jährliche Bewilligungen sind da nicht am Platze. Wir wollen nach wie vor ein einheitliches Prestebnrcau haben für innere und auswärtige Politik, welches direkt dem Reichskanzler unterstellt wird. Fest- gestellt aber werden muß, daß das Presteburean des Reichs- marineaints keine unlauteren Mittel angcwenbct hat, um Stimmung zu machen für die Flottcnvorlage. Mit dem Vorschlag, die Dcckungsfrage einer besonderen Kommission zu iiöeriveiZii, sind wir nicht einverstanden. Wenn, wie hier erklärt wurde, in dieser Kommission neue Stenervvrschläge durch- uud miSgcarbeiiet werden sollen, daun werde» wir vor Pfingsten die Vorlagen »icht mehr verabschieden können. Ohne Deckung bewilligen wir keine Ausgaben. Ans Herrn Wcrninth werden, wie in letzter Zeit aus jeden verabschiedeten Minister, große Loblieder gesungen. Das ist kein gesunder Zustand. Jeder verabschiedete Offizier weiß cs naiürlich besser als die zuständigen Ressortsteklen. Analog diesen Verhältnissen sollten die Minister und Staatssekretäre einsehen, daß cS kein gesunder Zustand ist, wenn sie alles daran setzen, einmal eine sckwne politische Leiche zu werden. (Heiterkeit.! Wir halten fest an der 1908 festgelegten gesetzlichen Schuldentilgung. Daß dnrch die Aufhebung der Branntweinliebesgabe eine neue Konsnmentcnstencr geschaffen würde, wird erst jetzt von den Liberalen behauptet. Vor den letzten Neichstagswahlen klang es anders. Als cs sich um die Abstimmung über die Erbschaftssteuer handelte, hat die Sozialdemokratie mit 18 gegen 6 Stimmen beschlossen, die Erbschaftssteuer zu Fall zu bringen. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Agitationslüge!)
Präsident Dr. Kacmps rief den Abg. Peirotes, der diesen Zwischenruf getan hatte, zur Ordnung.
Abg. Erzbcrgcr (fortsahrend): Auch heute noch würde die Sozialdemokratie die Erbschaftssteuer ablehnen, wenn sie für die Heeres- und Marinevorlage verwendet werden sollte. (Zustim- innng bei den Soz.l Sie sehen also, daß es nutzlos wäre, sie jetzt zu fordern. (Sehr richtig!) Für diese Borlag? trägt die Landwirtschaft die Hauptlasten,' deshalb muß der Kriegsminister auch der deutschen Bauernschaft entgegenkomincn, indem er die Saat- und Erntezeit von Reservisten- uud Landwehriibungen srei- läßt. Ferner muß unsere Heeresverwaltung bei Bezug ihrer Naturalien auch in erster Linie unsere Bauern berücksichtigen. lSehr richtig! rechts und in, Zentrum.) Zur Bekleidung der neuen Regimenter sollten die Handwerkcrorganisationen in hervorragendem Maße herangezvgcn werden. Bezüglich der Kabinettsorder über Duelle muß Nemedur geschaffen werden. Die Soldaten- mißhaudlungen scheinen wieder znziinehmcn. Tie Zukunft des Reiches, das soll auch die Militärverwaltung bedenken, steht lediglich ans de» Fundamenten der christlichen Weltanschauung. (Beifall im Zentrum.)
Kriegsminister v. Heeringen: Herr Erzbcrgcr hat die Kaiserliche Kabinettsorder im Falle Samberth für eine Schmach erklärt, die damit dem christlichen Volke angetan werde. (Lebhafte Bewegung und Zustimmung im Zentrum.) In dieser Kabinertsordcr wirb aber ausdrücklich gesagt, daß eine ehrengerichtliche Untersuchung nicht am Platze wäre, sobald jemand aus religiösen Grundsätzen ein Duell ablehnt. Also gegen die religiösen Gefühle hat man nichts. Aber ein solcher Mann gehört nicht in die Gesellschaftskreise des Offizierkorps. (Gröber ries: Unerhört! — Stürmische Entrüstungsrme im Zentrum: laug anhaltende Bewegung und Unruhe'.!
Abg. Paasche (Natl.!: Der Kriegsministcr wird aus der Aufnahme seiner Worte gesehen haben, ivie wenig er bas Empfinden des deutschen Volkes getroffen hat. (Lebhaftes Bravo im Zentrum und links.) Die Finanzlage ist nicht besonders rosig. Die Zahley der Vorlage sind äußerst optimistisch ausgemacht. Fällt jetzt die Liebesgabe, so entsteht dadurch eine volle Belastung des KonsnmS. Das erkennt auch der Spiritnszentrale an. Wir wollen keineswegs die Aufhebung der Liebesgabe zu Falle bringen. Will man aber eine soziale Steuer schassen, die die besitzenden Klassen trifft, dann kann dies nur die Erbschaftssteuer sein. Tie Forderung der Regierung ohne weiteres als das Maximum des Noiwendigeu hiuzusteksn, ist die bekannte Lehre vom beschränkten Unterlanerwerstand. Daß Ausland wird »ud muß sehen, daß wir alles durchsetzen, was notwendig ist, um unsere Machtstellung zu sichern, die nnbedingt ans die Weltpolitik Hinweisen muß.
Darauf wurde die Weilmberalnng aus Donnerstag 1 Uhr vertagt; außerdem I n i e r p e l I n l i o n betreffend den I c s u i t e >> c r l a ß.
Schluß lösst Uhr.
Deutsches Reich.
Berti«, 24. April. Der Bierabend, den der Präsident des Reichstags, K ü m p f, gestern in der Wandelhalle des Reichstagsgebäudes gab, verlief glanzboll. Die Mitglieder aller Parteien ohne Ausnahme waren eingeladen worden; alle Parteien, zum erstenmal auch die Sozialdemokratie, waren der Einladung gefolgt. Auch die Mitglieder der Regierungen und des Bnndesrats waren sehr zahlreich anwesend. Es waren u. a. erschienen die Staatsminister Großadmiral v. Tirpitz, TelbrüF, vsn .Heeringen, v. Breitenbach, Bcseler und Spdow, die Staatssekretäre v. Kiderlen-Wächter, Krätke, Kühn und Sols, die Unterstaalssekretäre Wahnschasse und Zimmcr- mann. Ungefähr an 40 runden Tischen fand zunächst ein Essen statt; der eigentliche Bierabend bei einem Glas Bier und einer Zigarre begann erst gegen Mitternacht.
Berti«, 24. April. Ter Vorsitzende Berliner Kaufleute und Industrieller Geh. .Kommerzienrat Emil Jakob ist heute na>ch längerem Leiden hier, gestorben.
Berlin, 24. April. Der Verbandsausschuß des Zwcckver- bandes Groß-Berlin beschloß die Anstellung eines Städtebauers für den Zweckverband mit einem Gehalt von 15-18 600 Mark.
Satznitz, 24. April. Das Torpedoboot 6. 113 ist bei einem Durchbruchmanöver gestern mit dein Panzerkreuzer „Friedrich ' Karl" z n s a m m e n g c st o ß e n. Der vordere Teil des Tor
pedobootes wurde in der Länge von ca. 15 Meter men ged rückt und rechtwinklig »ach Steuerbord '
Der Mannkchastsraii», lief voll Wasser. Personen wurden ocrleti. Das beschädigte Bov, wurde von den, Tm-.-^-. 0. Ill in den Hasen geschafft. *'''"'**
Bayreuth, 22. April. Die städtischen Kollegien ha»,,. » die städtischen 'Arbeite: die Errichtung einer Vers Zs' i: n g s k a s s e beschlösse». Ein Ausschuß hatte beraten ,»F T Statut angenommen, das für die Arbeiter Pension?:,
80 Proz. Vorsicht »ud Versorgnngsverhättinsse schass,, ,^js ? in testier andere» Stadt Bayerns, ja kaum sti einer " deutschen'Siadl günstiger bestehen. In einer Versa»,, Arbeitern war nun über dieses Statut verhandelt m,d RKvIütio» angenommen worden, worin gesagt wurde beiterjchnfl sei „e nltä n s ch t" und „in keiner Wesst digt." In der heutige» M a g i st r a t s s i tz u n g brachte Ob» bürgkrmeisler Tr. Cassel m a u n sein Erstaune» über zm,, Vorgehen zum Ausdruck und beantragte, die Satzung?» vorläufig zu genehmigen, da man aber Wohltaten nstmmst drängen wolle, den Vollzug vorerst zurückzustelle», bis die beiter eine befriedigende Ausllürniig gegeben hätten. M,'' liehe Mngistratsrätc bezeichnet:::, de» Beschluß der Arbeit» ,<° einen „Fanstschlag für die ganze Bürgerschaft." Auch h« ^ zialdemokratische MagistratSrat, ReichstcigSabgeovdneter H„Z,' mußte zngeben, daß inan über die Resolution der Arbeü»j^,, zweierlei Meinung sein sonne. Bei der Abstimmung der 'Antrag des Magistrat? Stcingräber die ganze Ange-e«" heit der Vcrsorgungskasse für die städtischen Arbeiter mst.zs zustellcn, mit großer Mehrheit angenommen.
Ausland.
Die Lage in Marokko.
Melilla, 24. April. Die Erregung nute; dg, R ist eilten auf dem linken Keriufer scheint im K,uiM begriffe» zu sei». Vorgestern abend wurde» auf den Berge» Feuer angezündet, um die Kabyleu zu versammeln. Eine Harka soll sich »»schicken, die Franzosen am l!s« des Mulaya nuzugrcifen. Verschiedene Stämme Mn »ach Tasa ziehen, um dort eine Zusammenkunft zu Halle«, aus der nach der Aussage, von Eingeborenen vielleicht Ser heilige Krieg erklärt werden wird.
Paris, 24. 'April. Im Einverständnis mit Sm Ministerpräsidenten Poincaro hat Kriegsminister Wsi- raud den General Moinier auf dessen telegraphisches Ersuch ermächtigt, über Fez den B e l ag e r u ngöu>- stand zu verhängen.
Aokohama, 24. 'April. Die Seeleute der 3 Schisiahrst. gesettschasten „Nippon Jusen Kaisha", „Toyokisen KalmAM Kaisha" und „Osaka Shosen" haben die Arbeit e i n g c stellt. Die für Europa, Seattle, Valparaiso und Shanghai bestimm, tcn Dampfer können daher nicht anslaufen.
Württemberg.
Württembergs scher Landtag.
Stuttgart, 24. April.
Präsident v. Payer eröffnet die Sitzung um W, gh,', Am Regierungstisch ist der Minister des Innern v. Pischet erschienen. Das Hans ist mäßig besetzt. Der Präsident teilt vor Eintritt in die Tagesordnung mit, daß eine Anfrage von den Abgg. Hiller, Dr. Wolfs und Genossen an den Staoir- ministcr des Innern betr. die Beseitigung der Auswüchse im Ausverkausswesen eingegangen sei. Die Fragesteller erkläre.-: ftch mit der schriftlichen Beantiovrtnng ihrer Anfrage begiüigm zu walten. Im Einlauf befinden sich weiter einige 'Anträge de» Finanzausschusses.
Die zweite Beratung des Entwurfes eines Ausfuhr- u » g s g e f c tz e s z n r R e i ch s v e r s i ch e r u n g s o r d u»»z wird bei Art. 4 fortgesetzt. Die Bestimmungen des AriikeK 4 des Rechcrungsentwurfes wurden vom Ausschuß gestrichen, da sic infolge der Bestimmungen der-Art. 1 und 2 hinfällig geworden sind. Die Abgg. A n d r c (Ztr.) und Gen. haben beantragt, als 'Art. 4 einznschckkten: das für das Gebiet des Königreichs errichtete Landcsversichernugsamt bleibt bestehen. In jedem der vier Kreise des Landes wird ein Ober- versichcrnngsanik errichtet. Hierzu hat Abg. Matt »tat (Soz.l, den Antrag cingebracht: dft Regierung zu ersuchen 1! da? für das Königreich Württemberg errichtete Landesversichcrungsamt bestehen zu lassen, 2) an Stell« der seitherigen 5 Schiedsgk- richie für Arbeiterversicherung vier Oberversichcrungsämter zu errichten. Für den Fall der Ablehnung des vorstehenden Antrages liegt ein Eventualantrag Mattutat (Soz.) vor: Die Regierung zu ersuchen, im Falke der Aufhebung des K. Ämdes- versichernngsamtes in Stuttgart ein Oberversicherungsamt >nü zwei Beschtußkammern und mindestens einer Spruchkammer, außerdem in jedem der 4 Kreise des Landes eine weitere Spruchkammer zu errichten. Die Abg. Andre (Ztr.) und Ge», haben weiter beantragt, in den vorstehenden Evcntualanirag „Obrr- versicherungsamt in Stuttgart" zu setzen. Der Antrag A»dr- und Gen., von dem nun der erste Satz in der Äusschustver- handlung als Antrag eingebracht worden war, war vom Ausschuß mit 8 gegen 7 'Stimmen abgelehnt worden n»d gi»S darum dem Plenum in seiner erweiterten Fassung wieder zu.
Ucber die Ausschußverhandlungen berichtete Abg. Bau- mann (D. P.): Der Ausschuß sei stillschweigend mit der Errichtung eines Oberversicherungsamtes einverstanden gemrsm, er habe aber davon abgesehen/wieviete Beschluß-- und wiwie.c Spruchkammern errichtet werden sollen. Wie der Berichterstatw mikteilt, ist heute früh noch eine Eingabe der Haiidloerw- kammer Reutlingen eingegangen, von der geplanten Aushebung des Landesversicherimgsamtcs Abstand zn nehmen und im o^lle seiner Aushebung das in Verbindung damit zu errichtende^Ober- versicherungsaml der Stadt Reutlingen zu überweisen. I» w' nem Resümee spricht sich der Berichterstatter dahin aus, dm Hauptantrag Mattutat und dem Antrag Andre und Gem »ich: zuzustimmen, sondern die Absicht der Regierung, ein sichcrrmgsamt einzurichten, zu billigen und der dazu geMe«- Resolurirm des Ausschusses zuznstimmen, nämlich die zu ersuchen, sie möge von der Möglichkeit, außerhalb des SM des Oberversicherungsamtes Spruchkammern zu errichten, o>c- brauch machen. ^ ,,
Abg. Andre (Ztr.) begründet den Antrag seiner üskuE und tritt dafür ein, vier Oberversichcrungsämter zu ernaM Der Eiuwand, daß dadurch eine einheitliche Rechtssprechung ' Frage gestellt Ivedre, sei hinfällig. Wenn dies zutresfen wuM, so dürfe im ganzen Reich nie eine Instanz bestehen. Du Errichtung eines Landesversicherungsamtes sei unbedingt »»M--
dig; denn für die Praxis des Reichsversicherungsamtes, da»' ten die Versicherten. Von dort würden immer schärfere A, Ordnungen getroffen, sodaß cs gar nicht selten sei, .baß » ^ Ablauf der Gewöhnungszett ein Verletzter, der z. B. den finger verloren habe, keine Rente mehr bekomme. Er w Fälle, daß Verletzte mit Ansprüchen abgewiesen worden st weil sie zwar zu 65 Proz., aber nicht zu 662/g Proz. gewesen seien. Einen Unterschied von 12/z Proz. bei der 4, Validität herauszurechnen, sei unmöglich. Er und ftine Freu, wollten deshalb das Landesvcrsicherungsamt erhalten imssen. cs ein Hauptamt sei, sei nicht notwendig, aber die Zem - behördc dürfe nicht nach Berlin verlegt werden, bittet Redner die Sozialdemokratie, zu Gunsten mw I
ner Freunde Anträge, die am weitesten gingen, auf ih^ « träge zu verzichten. ^
Abg. Mattutat (Soz.) begründet seinen Antrag. V^t 75 Errichtung eines Oberversicherungsamtes und der Aushebung 0 » Landesvcrsicherungsamtes kämen die Versicherten nicht au! w Kosten. Der Redner führt verschiedene Fälle an, die da» .