schen Gesinnung im Kerker. Die beutschgesinnte Bevölkerung der ersten Zone, die völlig rechtlos ist, ist verängstigt durch die Drohung der Südslaven, die ständig ihr Militär vermehren, daß sie alles ausrauben und niederbrennen werden, falls die erste Zone österreichisch abstimmt. Eine unbeeinflußte Abstim­mung ist unter diesen Umständen unmöglich. Die Anordnungen der Kommission werden von den Südslaven der ersten Zone nicht beachtet. Die beutschgesinnte Bevölkerung jener Zone, die in der Mehrzahl slovenisch spricht, fordert Gerechtigkeit.

Klagenfurt, 4. Sept. Eine am Sonntag in Griffen ein- berufene Versammlung der kärntnerisch Gesinnten, an der auch der englische Oberstleutnant von dem interallierten Distriktaus- schuß teilnehmen wollte, konnte nicht abgehalten werden, da 800 bis 1000 jugoslavische Agitatoren, meist nicht Stimmberechtigte, mit Schreien, Johlen und Pfeifen diese unmöglich machten. An einer Versammlung in Fehrbach, an der ungefähr 4000 Personen teilnahmen und die einen ruhigen Verlauf nahm, konnten die kärntnerisch Gesinnten aus St. Jakob im Rosenthal nicht teil­nehmen, da sie von einer mit Revolvern und Ochsenziemern bewaffneten jngoslavischcn Prügelgarde daran verhindert wur­den. Auf dem Rückweg von der Griffenversammlung wurden die Kärntener von jugoslavischen landfremden Prügelgarden mit Stangen überfallen. In Bleiburg wurde die Kärntener Fahne herabgerissen und Heimattreue Kärntener durch Prügel mißhandelt. Die gesamte jugoslavische Gendarmerie sah den Ausschreitungen untätig zu.

Das belgisch-französische Militärbündnis.

Berlin, 3. Sept. Aus deni Haag wird berichtet: Der diplo­matische Mitarbeiter desDaily Telegraph* teilt mit, daß jetzt, nach Fertigstellung der Militär-Artikel des belgisch-französischen Bündnisvertrags, die politischen Artikel behandelt werden. Sie sollen eine Verpflichtung Frankreichs einschließlich der belgischen Ansprüche bezüglich Limburgs und der Scheldemündung Holland gegenüber umfassen. Belgien hat das Militärabkommen von der französischen Zusage zur diplomatischen Unterstützung abhängig gemacht. Das Militärabkommen besagt, daß Belgien nötigenfalls eine Armee von 100 000 Mann ins Feld stellt. Frankreich sei­nerseits soll sich verpflichten, eine Armee zu unterhalten, die bei Kriegsausbruch Belgien zu Hilfe gesandt werden kann und die mit der belgischen Armee zusammen ein großes Heer unter dem Oberbefehl des belgischen Monarchen bilden soll, aber die grund­sätzlichen Anweisungen vom französischen Oberbefehlshaber erhal­ten wird. Das Bündnis hat also nicht, wie behauptet wird, passiven, sondern ausgesprochen agressiven Charakter, weil es die ungerechtfertigten Ansprüche Belgiens auf holländisches Gebiet unterstützt.

Der rumänische Imperialismus.

Berlin, 3. Sept. LautTemps" erfährt der rumänische Gesandte in Paris zu der Annahme, daß Rumänien eines Tages sein« Rechte auf das Banat mit der Hauptstadt Temesvar auf­geben könnte, keine rumänische Regierung könne die Wieder­abtretung eines Gebietes von Ungarn, insbesondere die Wie­derabtretung des Banats mit Temesvar ins Auge fassen, wo die Ungarn gegenüber den Rumänen, Serben und Deutschen in der Minderheit seien. Rumänien wünsche die normalen Beziehungen zu Ungarn wiederherzustellen und eine solche Wiederaufnahme der Beziehungen sei möglich in den Grenzen des von der unga­rischen Regierung unterschriebenen Vertrags. Rumänien hat jetzt nicht nur S i eb e n r g e n, sondern auch das westlich an­schließende Banat sowie die Bukowina von Ungarn, die Dobrudscha von Bulgarien und Bessarabien von den Russen eingesackt.

Die Arbeiterbewegung in Italien.

Mailand, 5. Sept. Die Bewegung der Metallarbeiter hat ihren Höhepunkt erreicht. Weitere Fabrikbetriebe wurden besetzt. In Terni haben 2000 Arbeiter die bedeutenden Stahlwerke dieser Stadt besetzt. Wie derSecolo" meldet, ist die Regierung ent­schlossen, sich in diesem Konflikt neutral zu verhalten.

Paris, 6. Sept. DemTemps" zufolge haben die bolsche­wistischen Schiffer in Genua sich aller im Hafen liegenden Han­delsschiffe bemächtigt und gedroht, alle Kriegsschiffe, die den Versuch machen sollten, in den Hafen einzulaufen, zu beschießen. Wie dieAgence Havas" aus Triest meldet, breitet sich die Ar­beiterbewegung aus. Man berichtet von Zusammenstößen zwi­schen Truppen und Streikenden.

Italienische Sozialisten gegen den RadilsKriLmus.

Mailand, 3. Sept. DerMessaggero" erfährt aus Bologna, daß ein Komitee, bestehend aus zahlreichen sozialistischen Depu­tierten, darunter Turati, Trevcs und anderen der sogenannten Konzentrationsfraktion der sozialistischen Partei, ein Manifest erlassen hat, in dem unter Hinweis darauf, daß die Bedürfnisse der Nation mehr und mehr im Gegensatz stehen zu den Grund­sätzen und Methoden des Maximalismus, gesagt wird, daß die Konzentrationsgruppe die Partei aus ihrem jetzigen Zustand herausführen will. Das Manifest fügt hinzu: Wir wollen den gefährlichen Demagogismns vermeiden, der Gelüste und Tenden­zen erregt hat, die jetzt gefährlich sind, die jedoch für die Gesell­schaft der Zukunft eine noch größere Gefahr sein werden. In dem Manifest heißt es zum Schluß: Bei allem Festhalten an der traditionellen Auffassung des Sozialismus sind wir der Ansicht, daß das Jnterventionsprogramm sofort aufgegeben werden muß. Wir erklären uns bereit zu intensivster Arbeit in Parlament, Ge­meinden und Wirtschaftsverbänden zum Zweck der Errichtung einer sozialistischen Gesellschaft. Das Komitee hat als Ort eines neuen Kongresses in Roggio nell'Emilia bestimmt und dessen Ab­haltung auf den 19. und 20. September angeseht. Dieser Kon­greß soll ein neues Programm ausarbeiten. DerMessaggero" bezeichnet dieses Manifest als leidenschaftlichen Appell an die Traditionen des Sozialismus. Turati und Treves und die anderen Deputierten hätten nicht länger mehr Mithelfer eines degenerierten Sozialismus sein und die Verantwortung für die nicht wieder gut zu machenden Schäden übernehmen wollen, die daraus entstehen könnten.

Eine unverschämte griechische Forderung an die Schweiz.

Paris, 5. Sept. Wie derTemps" aus Athen meldet, be­richten dortige Blätter, daß die griechische Regierung von der schweizerischen Regierung die Ausweisung des Königs Konstan­tin verlangen werde, dessen Beteiligung an dem Attentat auf Veuizelos und an der in Athen entdeckten Verschwörung durch eine Untersuchung festgestellt sein soll.

Amtliche Bekanntmachungen.

Maul- und Klauenseuche.

Äusgeürochen ist die Seuche in Monakam. Sperrgebiet Monakam, Beobachtunggebiet desgleichen 15 Klm.-UWkreis wir bei Simmozheim.

Die Seuche ist ausgebrochen in Haiterbach, Wildb«rg, Giilt- lingen und Mindersbach (OA. Nagold), Tailfingen (OA. Her­renberg), Ehningen (OA. Böblingen). Overamt:

Calw, den 4. Sept. 1920. Bögel, Amtmann, A.-V.

Maßregeln gegen die Einschleppung der Rinderpest aus Belgien. (Verfügung des Ministeriums des Innen« vom 30. Aug. 1920.)

Mit Rücksicht auf das Auftreten der Rinderpest in Belgien ist auf Grund von s 1 ff. des Gesetzes Maßregeln gegen die Rinderpest betr., vom 7. April 1869 (Reg.-Bl. von 1871 S. 287) in Verbindung mit Z 1 ff. der revidierten Instruktion vom 9. Juni 1873 (Reg.-Bl. S. 147) die Einfuhr von Rind­vieh, Schafen, Ziegen und anderen Wieder­käuern sowie alle von Wiederkäuern stammenden tierischen Teile in frischem Zustande, ausgenommen Milch und Käse, aus Belgien nach Württemberg verboten.

Dies wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht.

Calw, 1. September 1920.

Oberamt: Bögel, Amtmann A.-V.

Der irische Freiheitskampf.

Rotterdam, 2. Sept. In der Nacht zum 1. September wurden alle Gebäude der Küstenwachstalion Browheed in Cork, darunter auch die Signalstation, mit Bomben und durch Feuer vernichtet.

Paris, 2. Sept. Nach einer Meldung desMatin" hat gestern der Chefsekreätr für Irland in einer Unterredung mit Pressevertretern erklärt, daß die Politik der englischen Regie- ung in Irland aufrecht erhalten werde.

Paris, 3. Sept. LautJournal" ist gestern von Lloyd George eine neue Mitteilung aus Luzern eingegangen, in der er erkürt, daß die Entscheidung betreffend die weitere Gefan­genhaltung des Bürgermeisters von Cork nicht geändert wer­den könne.

Paris, 5. Sept. Einer Meldung desTemps" aus London zufolge teilen die britischen Behörden in Dublin mit, daß die Sinn Feiner während des gestrigen. Tages in verschiedenen Tei­len Irlands 57 Handstreiche ausgeführt haben, um Waffen und Munition in die Hand zu bekommen.

Paris, 5. Sept.Petit Parisien" meldet aus London, daß eine Abteilung von 30 bewaffneten Sinn Feinern auf der Insel Gola in der Grafschaft Doneggal an Land ging und nach Ent­waffnung der Bewohner im Namen der irischen Republik von der Insel Besitz ergriff.

Vermischter.

Bismarck kannte Frankreich.

OH In seiner berühmten Retchstagsrede vom 11. Ja­nuar 1887 sagte Bismarck:Wir müssen vorbereitet sein, den historischen Prozeß zwischen Frankreich und Deutschland wieder aufleben zu sehen. Unterschätzen Sie nicht Frankreichs Macht. Dort lebt ein kriegerisches, tapferes Volk, und es ist ein Zufall, daß wir ihm 1870 überlegen waren. Wenn wir unterliegen, der Feind vor Berlin stände, wie wir vor Paris, die Franzosen wären nicht die gemäßigten Sieger, wie wir es waren. Sie würden uns bis zur Blutleere zu Ader lassen. Der Krieg von 1870 wäre ein Kinderspiel dagegen. Nicht vor einem Menschen­alter dürften wir uns aufrichten." Bismarck hat Recht behalten. Die Franzosen kennen keine Grenzen in der Ausnützung ihres Sieges", und darum ist der historische Prozeß zwischen uns und ihnen auch nicht zu Ende.

Die französische Willkür im besetzten Gebiet.

Aus dem Rheinland wird derD. Allg. Ztg." ge­schrieben: Schlaglichtartig wird die Stellung der deutschen Be­hörden im besetzten Teil der Rheinprovinz beleuchtet durch die vor wenigen Tagen gemeldete Verhaftung des Land­rates von Neuß und die Eröffnung eines kriegs­gerichtlichen Verfahrens gegen ihn. Wie in anderen Fällen der Maßregelung deutscher Behörden dreht sich, wie wir hören, auch in diesem Falle die Angelegenheit um die Frage der Befehlsbefugnisse der militärischen Stellen der Besatzung. Die militärischen Stellen geben dem Rheinlandabkommen und den auf Grund desselben ergangenen Anordnungen der Rhein­landkommission eine Auslegung, die darin gipfelt, daß die deutschen Behörden bedingungslos und ohne Erörterung die von militärischen Befehlsstellen gegebene» Anordnungen aus­zuführen hätten. Glauben die deutschen Behörden, daß dadurch die Rechte der Bevölkerung unbillig beeinträchtigt oder die den militärischen Dienststellen zustehenden Befugnisse, über deren Regelung und Begrenzung den deutschen Stellen nichts bekannt ist, überschritten wären, so steht ihnen nicht etwa das Recht der Erörterung oder gar der Gegenrede zu, sondern lediglich ein Recht der Beschwerde nach Ausführung des Befehls. Das ist natürlich eine Auslegung der Bestimmungen, welche die deut­schen Behörden, denen es mit dem Schutz der Bevölkerung vor Hebelgriffen und Belästigungen ernst ist, unmöglich zu der ihri­gen machen können. Dies steht auch nicht in Einklang mit der das Rheinlandabkoinmen beherrschenden Absicht, die besetzten Gebiete nicht unter den Belagerungszustand zu stellen. Die Durchführung dieser Absicht setzt voraus, daß die Militär­behörden ihre Wünsche grundsätzlich durch Vermittlung der Rheinlandkommisjion an die deutschen Behörden gelangen las­sen. Nur dieser Weg vermag den deutschen Zivilbehörden, zu deren wichtigsten Aufgaben doch schließlich der Schutz der Be­völkerung gegen militärische Vergewaltigung gehört, die Ge­währ zu geben, daß die militärischen Anordnungen tatsächlich im Rahmen der internationalen Verwaltungsbehörden des be­setzten Rheinlandes liegen. Der Fall, daß eine militärische Anordnung so eilig ist, daß nicht einmal Zeit sei, die durch die zuständigen Kreisdelegierten der Rheinlandkommission an die deutschen Zivilbehörden zu schicken, wird praktisch kaum je ein­

treten. Der zur Zeit herrschende, völlig unklare Rechtszustand, der neben der zweifelsfreien Anordnungsbefugnis der Rhein­landkommission noch die Befehlsgewalt der militärischen Stel­len von diesen natürlich recht weitherzig ausgelegt vor­sieht, ist sowohl für die Bevölkerung als auch für die Behör­den unerträglich.

Deutschkatholifcher Standpunkt zur Politik des Papstes.

O.O.K. Als in Warschau dasBolschewik aute Portas" erklang, veranlaßte der Papst seinen Kardinal-Vikar, in der Je­suitenkirche Al Gesu in Rom der General der Jesuiten ist P. Ledochowski feierliche Gebete zu Polens Rettung zu ver­anstalten. In dem Brief des Papstes, darauf macht in dem Zen- tnrmsblattAugsburger Posttg." (31. Aug. Nr. 390) Friedrich N. von Lama aufmerksam, heißt es aber auch:Schwerstwie- gende Gründe veranlassen uns zu wünschen, daß das Beispiel von allen Bischöfen der ganzen Welt nachgeahmt werde." Das hätte also auch von den deutschen Bischöfen gegolten. Friedrich N. von Lama setzt sich nun wie folgt mit dem päpstlichen Ver­langen auseinander:

Das Vorgehen Polens sowohl gegenüber Deutschland wie gegenüber unseren Landsleuten und den deutschen Glau­bensbrüdern in den Abstimmungsgebieten und in den Polen einverleibten deutschen Gebieten dürfte verhindert haben, daß der deutsche Episkopat mit der Zumutung an die deutschen Katholiken herantrat, sie möchten auch ihrerseits ihre Stimme für Polen erheben. Uns über Polens Schicksal zu freuen, wäre unchristlich, aber wenn wir Deutsche den Polen die Suppe, die sie sich eingebrockt haben, gönnen, so ist das durch­aus menschlich und verständlich; dem wird man sich auch in Rom kaum verschließen. Man dürfte daher auch dort nicht auf einer Forderung bestehen, die solange einseitig wäre, als nicht auch an Polen die Aufforderung erginge, unser nicht minder vom Bolschewismus wie von der Entente in seiner Existenz und Unabhängigkeit bedrohtes Deutschland zum Gegenstand seiner Fürbitten bei Gott zu machen und in diesem Falle wäre die allererste Voraussetzung eine Bekundung des ernsten Wil­lens, das an uns begangene Unrecht wieder gutzumachen."

Diese zwar vorsichtige, aber genügend deutliche Wahrneh­mung des deutschen Standpunkts von katholischer Seite ist höchst erfreulich und wird ihren Eindruck hoffentlich nicht verfehlen.

Deutschland.

Französische Spionage im Nuhrgebiet.

Essen, 6. Sept. In Müllheim a. d. Ruhr wurde der Kauf­mann Willi Kühl aus Brüssel verhaftet, der dadurch Verdacht erregte, daß er sich verschiedentlich an Reichswehrsoldaten heran­machte. Man fand bei ihm einen in französischer Sprache abge- faßten Fragebogen, aus dessen Fassung deutlich hervorgeht, daß Frankreich das ganze Ruhrgebiet mit einen« großzügig «««gelegten Spionagesystem überzogen hat. Unter der UeberschristAllge­meine Fragen" werden auf dem Bogen folgende Informationen verlangt: Bahnhofspläne des Ruhrgebiets, Lagepläne der Eisen­bahndirektionsgebäude, genaueste Erkundigung über die Reichs-, Sicherheits- und Einwohnerwehr, sowie über die Haltung der Arbeiterbevölkerung. Ferner wird gefragt, wie sich die Arbeiter, die Ingenieure und die Direktoren zur Besetzung des Ruhrgebiets durch die Entente stellen würden, ob Vorbereitungen für einen bewaffneten Widerstand von den Arbeitern getroffen sind, wer dort den Franzosen feindlich wäre, wer freundlich usw. Terrorismus in Frankfurt a. M.

Franknrt a. M., 3. Sept. Das infolge der blutigen Vor­kommnisse einberufene Gewerkschaftskartell lehnte mit 83 gegen 20 Stimmen den Eintritt in den Generalstreik ab. Zu neuen Zwischenfällen kain es ain Donnerstag abend an« Eschenheimer Tor, wo ein Trupp junger Leute in das Volksbildungsheiin eindrang, wo die Deutsche Volkspartei eine Sedansfeicr ver­anstaltete. Sie forderten die Auflösung der Versammlung und besetzten die Eingänge. Als die Besucher den Saal verließen, mußten einige die Hände hochheben und wurden untersucht. Als die Sicherheitswehr eintraf, stob die Menge auseinander. Aus der Ferne wurden einige Schüsse abgegeben, doch konnte bisher nicht festgestellt werden, ob jemand verletzt wurde.

Segensreich arbeitendes Kapital.

ep. Man weiß in unserem Volk zu wenig, wie segensreich die Kapitalien unserer sozialen Versicherungsanstalten für die Volkswohlfahrt arbeiten. Im Jahr 1919 sind fast 8 Millionen Mark aus diesen Geldern auf den Bau von Arbeiterwohnungen verwendet worden, seit Bestehen der Versicherung im Ganzen 575 Millionen Mark. 134 Millionen Mark haben die Landes­versicherungsanstalten bisher im Ganzen für Kredite an Land­wirte verwendet, 682 Millionen Mark zum Bau von Kranken­häusern, Volksheilstätten, -Volksbädern, zur Förderung der öf­fentlichen Gesundheitspflege and der Volksbildung. 238 Mil­lionen Mark zu sonstigen Wohlfahrtszwecken u. a. auch als Dar­lehen zum Bau von VersammlungshLusern, Fürsorgeheimen usw. _,

Dw'NnMWse SsMlislensiihm Mm««««

Mer SowjeimWiid.

Berlin, 4. Sept. Der Abgeordnete Dittmann setzt seinen Bericht über Sovjetrußland fort. Blinde Schwärmer und gläubige Inbrunst so erklärt er haben Sovjetruß­land zu dem Ideal gemacht, das allen Leiden des Proletariats ein Ende bereitet. Alles Heil wird mit fast religio,er Zuver­sicht von Moskau erwartet. Hätten die deutschen revolutionären Proletarier unausgesetzt in enger persönlicher Fühlung mit dem bolschewistischen Rußland sein können, dann hatten solche Illusionen nicht aufkommen, geschweige denn sich festsetzen können. Kommen jetzt deutsche Arbeiter voller Begeisterung für das erträumte Eldorado, so find sie ents etzt und niede r- geschmettert über die Zustände, die sie vorfinden. Dann schildert Dittmann die Entwicklung der Verhältnisse in Ruß­land und fügt hinzu:

Preßfreiheit, Vereins- und Versamm­lungsfreiheit und persönlicheFreiheit sind für andere als die Koinmunistei« so gut wie aufgehoben. Die Wahlen zu den Sovjetkörperschaften erfolgen öffentlich «n Versammlungen, geheime Wahl jst verboten. Die Wahlen sind meist indirekt und erfolgen unter terroristischem Druck, sodaß eine Opposition schwer aufkommen kann. Un-