Im Kampf
gegen die Maul- und Klaneuseuche.
In Anwesenheit des Staatsministers des Innern von Pischek, des Staatsministers des Kirchen- und Schulwesens, v. Fterschhauer, des Ministerialdirektors Dr. v. Balz, des Borstands für die Zentralstelle der Landwirtschaft, Regierungsdirektor v. Sting, des Staatsrats Frhr. von O w, Frhr. v. Wöll Warth, sowie Mitgliedern der Ersten und Zweiten Kammer, Professoren der Landwirtschaftlichen und Tierärztlichen Hochschule, einiger Bertreter der praktischen Tierheilkunde, sowie Mitgliedern des Medizinalkollegiums, ferner des K. bayr, Landestierarztes, Ministerialrat Dr. Vogel-München, und des Grosherzoglichen badischen Landestierarztes, Oberregierungsrat Dr. Hafner-Karlsruhe, fand am Freitag nachmittag im Medizinalkollegium eine Versammlung statt, m der Professor Ko fsmann sein Verfahren zur Heilung der Maul- und Klauenseuche bekannt gab. Nach einer Begrüßungsansprache des Vorstands des Medizinalkollegiums, Präsident v. Nestle, ergriff Pros. Hoff mann das Wort zu seinem Bortrag, in dem er ernen Rückblick aus seine Arbeiten gab und über die Versuche und deren Erfolge in Rißtissen berichtete. An der sich anschließenden Erörterung beteiligte sich auch Staatsminister Dr. v. Pischek, der an Professor Hofß mann verschiedene Fragen über die Zusammensetzung seines Mittels stellte, die Professor Hoffmann ausführlich beantwortete und unter anderem ausführte, daß die Heilung derSeuche sich nicht teuer stelle. In Güstrow sei ausgerechnet worden, daß bei einem Kilopreis von 80 M die für ein Tier nötige Menge Serum 2 M kosten würde, dazu komme noch die dazu nötige Spritze im Preise von etwa 30 M. Die Spritze sei aber für die übrigen Tiere gleichfalls verwendbar.
Nachdem Professor Hoffmann geendet hatte, trat die aus Vertretern der Tierärztlichen Wissenschaft und Praxis, der Landwirtschaft und der Verwaltung zusammengesetzte Kommission unter dem Vorsitz des Vorstands des Me- dizinalkollegiums zusammen zu eingehenden Erörterungen mit Professor Hoffmann. Dieser Besprechung wohnten auch die beiden Sachverständigen aus München u nd Karlsruhe bei. Prof. Hoffmann erklärte sich mit der Forderung der Kommission nach Anstellung weiterer Versuche in einer möglichst großen Zahl von Ställen m einer neu verseuchten Gemeinde nach einem vorher zu vereinbarenden Plane einverstanden, dagegen lehnte er die Schaffung einer Bergleichsmöglichkeit, derart, dasl in jedem Bersuchsstall nur ein Teil der Tiere zu behandeln, der andere Teil zur Kontrolle unbehandelt stehen zu lassen sei, mit aller Entschiedenheit ab. Er verlangte vielmehr, daß man ein Dorf teile oder nr einem Komplex von mehreren verseuchten Ortschaften in einigen Orten die Behandlung durchführe und in den anderen Orten zum Vergleiche nicht, oder daß man ihm sämtliche verseuchten Bestände eines Oberamtes zur Behandlung überwerte und die Bestände der umliegenden Oberämter unbehandelt lasse. Sämtliche Kommissionsmitglieder gaben indes der Meinung Ausdruck, daß auf diesem Wege eine wissenschaftlich einwandfreie Klärung der Sachlage nicht zu erreichen sei. Prof. Hoffmann blieb jedoch mit aller Bestimmtheit bei seinem Verlangen und wies auch den Vermittlungsvorschlag aus der Kommission heraus zurück. Der der ablehnenden Haltung Koffmauns, sein Verfahren nach den üblichen Methoden wissenschaftlicher Forschung prüfen zu lassen, konnte die Kommission zu einem Antrag an das Ministerium von Staatswegen weitere Versuche mit dem Verfahren des Prof. Hoffmanns zu veranlassen, nicht gelangen.
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Diese bürokratische Behandlung der für die Landwirtschaft so wichtigen Angelegenheit hat nun dazu geführt, daß Professor Ho fsmann nach dem Elsaß abreist, wohin er von dem Staatssekretär Frhr. Zornvon Bulach berufen worden ist, um sofort in größtem Um-
vor Gott muß man niederknicn, weil er so groß ist; vor dem Kinde, weil es so klein ist.
Peter Rosegger.
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Ik) Roman von Ludwig Birü
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(Forlfetzung.!
„Kornel", fragte sie, „liebst Du mich?"
„Du Teure!" flüsterte Adam matt.
„Warum willst Du anich dann verlassen, wenn Du mich doch liebst?"
Adam fuhr zusammen, wollte ausspringen. Edith jedoch schlang ihren Arm noch fester um seinen Hals, zwang ihn durch den linden .Druck ihrer warmen Arme und weichen Hände, seinen Kopf wieder in ihren Schoß zurückzulegen, lind begann dann bebend, aber prit Entschlossenheit zu reden.
„Du jbteibst hier, Kornel, hier in meinem Schoß. Du wirst Deinen Kopf hierherlegen und ruhig anhören, was ich Dir sagen werde."
Tann fuhr sie leiser fort:
„Kornel, ich weiß, was geschehen ist. Ich weiß . . . Ich weiß, daß diese letzten drei Tage für Dich ein Abschiednehmen waren . . . Ich weiß, was Du tun willst, Kornel . . . Was willst Du? Mich willst Du hier lassen, allein? ... Du glaubst mich dadurch zu befreien? Tu glaubst mir dadurch die Freiheit des Lebens wieder zu geben? ... Du gibst sie mir nicht zurück! Du nimmst sie mir erst dadurch fort! Höre mich an, Kornel, höre mich an. Du mein Geliebter, und glaube mir: an dem Tage, in der Stunde, in der ich erfahre ... in der ich weiß . . . daß Du nicht mehr hist ... in der Stunde höre ich auf zu leben. Du weißt, daß ich das Leben liebe .. . . aber für mich bist nur Du das Leben . . . Zweifle keine Sekunde daran: wenn Du gehst, so folge ich Dir eine Stunde, eine Viertelstunde darauf. Es gibt keine Art und Weise, keine Möglichkeit, es wäre gar nicht Luchudeuken, daß mich irgend etums davon zurückhalten
fang m dem von der Seuche stark heimgesuchten Lande seine Tätigkeit zu beginnen.
Es muß allgemein starkes Befremden erregen, wenn man bei uns in Württemberg zunächst bloß eine Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der Heilerfolge einsetzte und den Mann selbst mit all seinen Apparaten und Gehilfen aus dem Lande läßt, während hier die Maul- und Klauenseuche weiter ihre Opfer fordert, während Abordnungen beim Ministerium Schutz suchen und der „Staatsanzeiger" Tag für Tag in einer umfangreichen Rubrik verzeichnen muß, an welchen Orten die verheerende Seuche wieder aufs neue ausgebrochen sei.
Dem einfachen Laienverstand will es nämlich durchaus gleichgültig erscheinen, in welches Kapitel eines wissenschaftlichen Kompendiums die Erfindung Pros. Hoffmanns einst eingetragen wird und welche Analyse die Retorte im Laboratorium liefert. Der einfache Laien- verstand ist vielmehr in der Meinung, daß es unendlich viel mehr wert ist, daß Professor Hoffmann ein tatsächlich heilendes Mittel gefunden hat und daß dieses Mittel unverzüglich dem notleidenden Lande nutzbar gemacht werden müßte, selbst auf die Gefahr hin, daß die Sachverständigen über die genauen Verhältnisse der chemischen Zusammensetzung noch nicht ganz im klaren sind. Was in Rißtissen und Erbach ohne das Plazet einer Sachverständigen-Kommission möglich war, sollte auch anderwärts im Lande nicht unmöglich sein.
Deutsches Reich.
Berlin, 19. Dez. Für die R e ich s tags stichw atz- len soll der 25. Januar, ein Donnerstag, in Aussicht genommen sein.
Berlin, 19. Dez. Die Frau des Kronprinzen von Preußen ist heute Dienstag früh von einem K na ben entbunden worden.
Berlin, 19. Dez. Eine aus Vertretern aller größeren Städte Deutschlands zusammengesetzte Versammlung hat den für die Druckerei-Hilfsarbeiter ausgestellten Tarifvertrag angenommen.
Köln, 18. Dez. Die Köln. Ztg. meldet, aus Avis Abeba vom 18. ds.: Der Ras Abate wurde abgesctzt. Er war im Juli d. I. aufständisch und sollte sich deswegen verantworten. Nach wiederholter Weigerung, vor dem Thronfolger zu erscheinen, wurde er gemaßregelt. Seine Provinzen erhielt Kriegsminister Fitaurai abte Georgis.
'Ausland.
Paris, 19. Dez. Der Unterpräfekt von Ep e r- nay sandte Gendarmerieverstärkungen nach Damery, wo zehn Champagnerhändler neuerdings durch Anschlagzettel mit Tod und Brandstiftung bedroht wurden. Unter den Champagnerhändlern befinden sich mehrere, deren Kellereien im April d. I. von aufrührerischen Winzern geplündert worden waren.
Rom, 19. Dez. Das italienische Kriegs minister rum hat neuerdings 1150 Reserveoffiziere einberusen.
London, 18. Dez. Die Minister Lloyd George und Grey sprachen in einer Versammlung einer liberalen Frauenvereinigung über das Stimmrecht. Als sie die Versammlung verließen, schleuderte M männlicher Anhänger des Frauenstimmrechts eine beschlagene Ledertasche mit Flugschriften auf die Minister und traf Lloyd George ins Gesicht. Die Büchse zerschnitt die Lippe und verletzte leicht das linke Auge. Ein der Tat verdächtiger Mann wurde verhaftet.
Kairo, 18. Dez. Infolge der einstweiligen Abtretung des Gebietes von Solum seitens der
könnte. Ich gehe zum Fenster dort und stürze mich hinaus. Glaubst Du mir?"
Adam schrie jammernd auf:
„Ich glaube Dir!"
„Willst Du das? Das willst Da?"
Nein."
"Was' willst Du also?"
„Daß du weiter lebst! Daß .Du mich vergißt! . . Vergiß mich . . . lebe! . . . lebe! . . ."
„Ist das möglich? Kann ich das ohne Dich? Glaubtest Du das etwa?"
„Ich ... ich ... ich .. . glaubte, daß . , , Ich glaubte, daß Du mich nicht mehr lieben würdest . . . nicht mehr lieben könntest . . . wenn ich dann . . . dann noch . . . nach dem noch lebe! . . ."
„Das glaubst Du?"
Adam schwieg.
„Das glaubst Du noch?"
„Ich glaube es nicht mehr," sagte Adam flüsternd.
„Warum willst Du dann sterben? Was willst Du mich dann verlassen? Weswegen willst Du Dich von mir losreißen?"
Adam gab keine Antwort.
„Warum?" fragte sie.
Adam preßte seinen Kopf ;n ihren Schoß, schmiegte sich ganz dicht an sie und sagte stöhnend:
„Edith ... es ist unmöglich ,so zu Jeden ... so kann ich nicht leben ..." "
„Es ist unmöglich? Du kannst nicht? Warum?"
„Alles verlieren , . ."
„Alles? Ja, was verlierst Du denn? Was ist das, was Du verlierst? Bleibe ich Dir etwa nicht? Bin sch es nicht, die Du brauchst? Bin ich ettva nicht Dein Bestes, Dein Teuerstes? Bin ich Dir njcht das Leben?"
Adam sagte wehklagend:
„Ich werde Dich nicht sehen,. ich jperde Dich nicht sehen!"
Die junge Frau umschlang ihn, hob ihn förmlich auf, ,preßte ihn so fest an sich, daß ihm der Druck wch tat, und fieberischt in einem wahnsinnigen Ausbruch der
Türkei an Aegypten hat die ägyptische Regierung eine Streitmacht zur Besetzung dieses Gebietes ab- gesandt und den diplomatischen Vertreter Italiens von ihrem Schritt in Kenntnis gesetzt.
Peking, 19. Dez. Die von den chinesischen Re - volutionären gestellten Friedensbedingungen sind folgende: Sturz der Mandschudynastie, Errichtung einer Republik mit Jüanschikai als Präsidenten und Sunjatson als Vizepräsidenten.
Württemberg.
LicutzrcschriHte«».
Der König hat den Oberkontrolleur Gro schupf bei dem Kameralamt Vaihingen seinem Ansuchen gemäß auf die Oberkonlrol- leurstelle bei dem Kameralamt Gmünd, und den Oberkontrolleur tit. Steuerinspektor Sanier bei dem Hauptsteueramt Stuttgart feinem Ansuchen entsprechend in den bleibenden Ruhestand versetzt.
Aus der Reichstagswahlbewegung.
10. Wahlkreis. Der konservative ,Kandidat des 10. württembergischen Reichstagswahlkreises Professor LangqStuttgart Hat in einer Wahlrede den Wählern empfohlen, der einer Stichwahl zwischen Volkspartei und Sozialdemokratie nicht durch Wahlenthaltnug dre Wahl des Sozialdemokraten zu fördern, sondern dem volksparteilichen Kandidaten die Stimmen zuzuführen.
11. Wahlkreis. Es wird uns geschrieben: Der Reichstagskandidat der Fortschrittlichen Volks- Partei für den 11. Wahlkreis Herr Schock macht zur Zeit seine Wahlreisen. Da ich gespannt war, wie Herr Schock, der ein Landwirt ist, seine politischen Ansichten formulieren und darlegen wird, besonders dem Bund der Landwirte gegenüber, und um diesen auch persönlich kennen zu lernen, so .fuhr ist zu der Wahlversammlung am letzten Freitag in Weinsberg. Herr Schock machte persönlich den besten Eindruck. Man merkte es seinem Auftreten und seiner Rede' an, daß das, was er spricht, von Herzen kommt und daß es eigne durchgedachte GÄ>auken sind, und daß wir vor uns einen kernhaften, festen und ehrlichen Mann haben, wie man solche unter dem hohen- lohischen Bauernstand noch häufig treffen kann. Als Redner ist Herr Schock sehr gut; er versteht es, seine Gedanken klar und populär auszudrücken, und man wird unwillkürlich von seiner Darlegung gefesselt, sekbst wenn man ein erfahrener Politiker ist. Die Rede Schocks machte auch auf die Versammlung einen .sehr günstigen Eindruck. Von dem weichen, ehrlichen Gemüte Schocks wurde ich erst recht überzeugt, da ein Diskussionsredner anführte, daß Herr Schock ein durchaus braver Mann sein müsse, denn er ser in seiner Heimatgemeinde, vor einigen Tagen, von 106 abgegebenen Stimmen mit 105 in den Gemeinderat gewählt worden, da war Herr Schock sehr bewegt. Ich glaube eme solche kraftvolle gerade Persönlichkeit, mit einem weichen Gemüt, ist für keine Schleichwege zu haben. Nie wird er anders sprechen als er denkt, und nie wird er, wie es Herr Vogt getan hat, mehrere Parteien zugleich an seinen Wagen spannen wollen.
Die Aussichten für Herrn Schock im 11. Wahlkreis sind sehr gut und man rechnet mit Bestimmtheit daraus, daß er gewählt wird. Das sollte dem Wähler auch nicht schwer fallen, Herr Schock zu wählen, wenn er einen Vergleich zwischen den Kandidaten anstellt.
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Das Dienstverhältnis der Oberamtsärzte.
Der Ausschuß der Zweiten Kammer für den Gesetzentwurf, betr. die Dienstverhältnisse der Oberamtsärzte beschäftigte sich mit der Frage der Verpflichtung der Gemeinden zu einer Reihe von Leistungen insbesondere zur Leistung eines Beitrags an die Staatskasse für die Schul- arzttätigkeit und die Jmpfgeschäfte. Während der Entwurf die Festsetzung der Höhe des von den Gemeinden zu leistenden Beitrags der Verordnung überlassen will und die Motive für jedes einer ftntersuchung oder Be-
Verzweiflung, der festen Entschlossenheit heißer Liebe zischte sie heiser:
„Und siehst Du ?twa jetzt? Jetzt siehst Du auch nichts. Es ist dunkel. Du siehst nichts. Aber Du bist hier auf meinen Knien, Du umfaßt mich, Du kstßt Mich, kannst mich liehen . . . War ich nicht immer inr Dunkeln die Deine? Waren nicht unsere schönsten Stunden tu Finsternis gehüllt? Unsere glücklichsten Stunden ewiger Trunkenheit? Warum fürchtest Du Dich also vpr ,der Dunkelheit? Du mein Geliebter, warum graut's Dir vor vor ihr? Bedarfst Du denn meiner nicht mehr? Du! Du! Du! . .
Stürmisch preßte sie ihre Lippen auf Adams Mund und bedeckte ihn mit einem Schauer von trunkenen, halb wahnsinnigen Küssen. Adam umarmte sie heiß, betäubt, verzweifelt.
„Also liebst Du mich doch?" fragte er sie dann zitternd.
„Ja."
„Bedarfst Du meiner?"
„Ja."
„Du Mt mich nicht hier?"
„Nein."
„Wirst Du durch Dein ganzes Leben hindurch immer mich bei Dir haben wollen?"
„Ja."
„Glaubst Du, daß ich nur mit Dir leben, pur für Dich leben will?"
„Ja."
„Glaubst Du, daß ich gut, daß ich treu zu Dir seini werde, daß ich Dein ergebenes, demütig kleines Mädchen sein und bleiben werde?"
„Ja."
„Wirst Du nie gn mir zweifeln?"
„Nein."
„Vertraust Du mir?"
„Ja"
„Willst Du mit plir vereint leben . . . immep . . > lange . . . solange wir leben können?"
„Ja"
(Fortsetzung folgt.)