Deutsches Reich.
Der Reichstag
har sich am Mittwoch zunächst mit der Aufhebung des Hilfskassengesetzes beschäftigt. Durch den vorliegenden Entwurf soll das Hilfskassengesetz aufgehoben werden, da es nicht ausgereicht habe zur Unterdrückung der Schwindelkassen. Die Hilfskassen sollen, sofern nicht in der Reichsversicherungsordnung über sie Bestimmungen getroffen sind, dem Aussichtsrat für Privatversicher- ,urig unterstellt werden. Ter Redner der Sozialdemokratie (Hoch) verkannte nicht, daß Mißstände vorhanden sind. Seine Fraktion beantragt deshalb die Beseitigung der Miß- Hände durch einen besonderen Gesetzentwurf zu erreichen. Tie Aufgabe der Selbstverwaltung bei den Hilfskassen betrachtet die Sozialdemokratie als einen Schlag gegen ihre Partei, die so viele Hilfskassen eingerichtet hat. Neumann-Hofer von der Fortschrittlichen Bolkspartei wies daraus hin, es sei vieles geschehen, um die Rechte der Arbeiter zu sichern. Tie Mißstände, die sich bisher gezeigt haben, werden durch die Vorlage ganz wesentlich gemildert werden. Eine völlige Beseitigung wird ja nicht möglich sein, wie bei allen menschlichen Einrichtungen. Durch diese Vorlage werden aber d i e Hilfskassen, die einen anständigen und guten Geschäftsbetrieb haben, in gar «einer Weise belästigt werden. Tie Hilfskassen halten wir für Einrichtungen, die wir nicht entbehren möchten. Aber Vir wollen die Arbeiter vor Schwindlern schützen. Es gibt große Kategorien von Arbeitern, die garnicht anders unterzubringen sind und deshalb wollen auch wir die Aufrechterhaltung der Hilfskassen. Die Hilfskassen sind auch ein Ersatz für die Personenkreise, die nicht in die Reichsversicherungsordnung eingeordnet werden konnten. Tie Hilfskassen sind vielfach Gebilde, die der Einzelne nicht übersehen kann und deshalb ist Aufsicht nötig. Es ist völlig unzutreffend, daß mit dieser Vorlage eine Entrechtung der Arbeiter geplant sei. Tie Absicht einer Entrechtung hat gewiß bei uns nicht bestanden. Wir sind Freunde der Selbstverwaltung im weitesten Umfange. Bei dem jetzigen Zustande der Selbstverwaltung haben sich aber solche Mißstände entwickelt, daß eine Beseitigung stattfinden muß. Die Mitglieder der freien Hilfskassen besitzen nicht die nötigen versicherungstechnischen Kenntnisse. Wir müssen deshalb für den Schutz der Arbeiter und Versicherten sorgen und wir glauben, daß dies durch das vorliegende Gesetz in wirksamer Weise erreicht wird. — Ter Artikel, her die Beseitigung des jetzigen Hilfskassengesetzes ausspricht, wird schließlich gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen, ebenso die übrigen verwaltungstechnischcn Bestimmungen.
Es folgt die zweite Lesung des Privatbcam- tenversicherungsgesetzes. Ter erste Artikel, der die Umgrenzung der Versicherungspslichti- gen bestimmt, wurde besprochen. Auf eine Anfrage des Abg. Linz (Reichsp.) erklärte Ministerialdirektor Caspar, daß die technischen Beamten, vor allem auch die Musterzeichner, ohne Rücksicht auf den künstlerischen Wert ihrer Leistungen in das Gesetz einzubeziehen sind. Aus eine Anfrage des Abg. Raab (wirtsch. Vgg.) erklärt der Regierungsvertreter bezüglich der Werkmeister, daß die Kündigungsfrist ohne Einwirkung aus das Gesetz sei. Nach längerer Debatte wird ein soz. Antrag, wonach Bureauangestellte, soweit sie mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt sind, unter das Gesetz fallen sollen, abgelehnt, ebenso ein dazu gestellter freisinniger Antrag, nachdem Ministerialdirektor Caspar in Beantwortung verschiedener Ausführungen dargelegt hatte, daß die Befürchtungen, es würden jene Beamten- kalegorien nicht unter das Gesetz fallen, wenn es bei der Kommissionsfassung bleibe, unbegründet seien. Tie Frage der Versicherung der kaufmännischen Ange-
Das Heilmittel.
Ein Schwank aus Schwaben.
Im gesegneten Schwabenlande gibt es gottlob noch manchen, der sein Lebtag nicht krank gewesen oder nur wenig Speisen aus der lateinischen Küche bekommen hat. Zu diesen Glücklichen gehörte auch der Hansjörg von Michelhausen, bis sich bei ihm eines Tags gar bedenkliche Anzeichen irgendeiner Krankheit einstellten. Es war ihm plötzlich im Leibe nicht mehr recht wie sonst, und seine stets große Lust zum Essen und Trinken war wie weg- geblascu. Ter Hansjörg machte sich jedoch nicht viel daraus. „Es wird schon wieder besser zehen," sagte er. Aber sein Weib, die Käther, betrachtete oie Sache ganz anders Mit Schrecken sachte sie an die Möglichkeit, der .Hansjörg könnte über Nacht sterben. Das wäre ein harter Schlag für sie gewesen, denn sie war sich wohl mit ihm zusrüdi N und, fest überzeugt, daß ein Ersatz für ihn gar nimmer zu finden wäre. Sie besann sich daher keinen Augenblick, sondern schickte sogleich den Knecht in die Stadt zum Tottor'Schröpfer, er möchte ooch gleich nach Müh lhausen kommen und nach dem Hansjörg gucken, der aus den Tov krank sei und kein Brösele mehr mög! 'Nach eiingeu Stunden kam der Doktor angesahren. Er fand den .Hansjörg mit zundelrotem Gesicht in der großen Him- welsbectlade liegen, zugedeckt bis an die Nase. Mit be- denilicher Miene untersuchte der Doktor den Puls. ,,Nicht zum Besten," brummte er kopfschüttelnd. Und wieder ergriff ec den Puls, dessen Schläge er, auf seine große, goldene Uhr schauend, aufmerksam zählte. ,.Er hat zu viel gegessen," sagte er dann bestimmt und streng zu dem erstaunen Hansjörg, „und dazu einen schnellen und hitzigen Trunk getan. ^ Was hat er denn in den letzten Tagen gegesuu?" „Ha," erwiderte ganz betroffen der Hansjörg, „ha! Weiteres grad nichts als Sauerkraut und Unöpjle." — „Wann?" — „Vorgestern im Fäßle in der Stadt." — „So, im Fäßle. Ha, da hat er gewiß auck einmal den heurigen Roten versucht?" — „Glaub' so, 's ist vom Heurigen gewesen." — „So, so! wieviel l>at er daun versucht?" — „Ha, i' glaub, 's sind so ein Schoppte zehn oder elf g'west!" — „War grad net z'viel," sagte der Doktor, „wenn der Wein nicht so donnermäßig stark war. Hansjörg, ich sag ihm, nehm' er sich diesmal in acht und bleib' er fein im Bett. Ich will ihm zwölf
stellten in Ha ndwer kerbetriebe u werde von Fall zu Fall zu regeln sein. Es komme darauf an, wie der Prinzipal die Beschäftigungsart beurteile und bezeichne. Bei den Bureauangestellten der Rechtsanwälte hänge die Versicherung davon ab, welcher Art die Beschäftigung sei. Kuno (F. V.): Wie steht es mit solchen, die in Privatdienste übertreten? Ministerialdirektor Caspar: Das Gesetz schließt sich in dieser Beziehung den Bestimmungen der Reichsversicherungsordnung an. Auf Anregung des Abg. Momsen erklärt Ministerialdirektor Caspar, daß Staatsbeamte nicht unter das Gesetz fallen, sofern sie mit Pensionsberechtigung angestellt sind.
»
Berlin, 30. Nov. Der Vorstand des Reichstages hat beschlossen, ein Geschenk des Fürsten Külow, eine Kopie seines von Lenbach gemalten Bildes, anzunehmen. Die Kopie soll im Bundesratssaal ihren Platz finden, bis sie hier durch das Originalbild ersetzt wird, das Fürst Bülow dem Reichstag testamentarisch vermacht hat.
*
Soziale Frage« im sächsischen Landtag. Gestern hielt im sächsischen Landtag der Staatsminister Graf Vitztum von Eckstaedt eine programmatische Rede, in der er sich zunächst prinzipiell in scharfer Weise gegen die Ziele der Sozialdemokratie aussprach, deren Wandelbarkeit er geißelte. Den Arbeitswilligen müsse unbedingt das Recht auf Arbeit gewährt, dem Staat aber auch das Recht eingeräumt werden, einen Arbeiter zu entlassen, wenn er ihn entlassen wolle. Zu der Frage der Arbeitslosenfürsorge seien statistische Erhebungen angestellt worden. Am 12. Okt. 1910 wurden in Sachsen 9563 männliche und 2877 weibliche Arbeitslose gezählt. Die Frage der Arbeitslosenversicherung sei noch nicht spruchreif, da es noch an einem allgemeinen Arbeitsnachweis fehle. Der Minister betonte, daß die Regierung den größten Wert auf einen selbständigen Handwerkerstand lege. Es seien auch Mittel ausgeworfen, um den Handwerker in seinem Existenzkkmps zu unterstützen.
*
Berlin, 1. Dez. Die Berliner Mctallin- dustriellen sperren von heute ab 60 Proz. ihrer Arbeiter aus. Es handelt sich um 70 000 Arbeiter.
Darmstadt, 1. Dez. Der hessische Landtag ist auf den 19. Dezember einberusen.
Ausland.
Der Krieg um Tripolis.
Im Roten Meer.
Nachdem die Absicht der Italiener die Dardanellen zu blockieren, an dem Widerstand der interessierten Mächte scheitelte, hat die römische Regierung durch ihre Botschafter erklären lassen, sie sei genötigt, die beabsichtigte Flottenaktion an einem anderen Punkte der türkischen Küste auszuführen. Dazu scheint nun der lange türkische Küstenstrich östlich des Roten Moers ausgesucht worden zu sein. Von Perim, der englischen Befestigung in der Nähe von Aden, kommt die Meldung, daß ein italienisches Kriegsschiff mit dem Bombardement des Forts Scheck) Said begonnen habe. Dieses Forts liegt zwei Meilen von Perim und bildet ungefähr den äußersten südlichen Punkt der Türkei. Auch die nicht weit davon entfernte Hafenstadt Mokka wurde durch italienische Kriegsschiffe beschossen. — Es bleibt abzuwarten, ob die Mächte es dulden, daß das als Verbindungskanal Vom Mittelländischen Meer zum Ozean stark von Handelsschiffen befahrene Rote Meer von italienischen Kanonenkugeln unsicher gemacht wird. England, das oben und unten den Zugang zum Roten Meer mi-
Blutegel verschreiben, auf die wird,s wohl besser werden. Wird's nicht besser, so schick er gleich wieder zu mir. Sein Knecht kann gleich mitfahren und Blutegel holen." Die Käther, die dabeistand, atmete leicht auf. Ter Doktor hatte gottlob nichts vom Sterben gesagt. Gegen Mittag brachte der Knecht die Blutegel. Lange betrachtete sie die Käther. Sie wußte im Augenblick nicht, was sie damit anfangen sollte, denn die Art, wie mail sie gewöhnlich zu brauchen pflegt, war ihr gänzlich unbekannt. Die Sache litt aber keinen Aufschub, der dem Hansjörg sehr unheilbringend sein konnte. Deshalb entschloß sie sich schnell: „Ter Doktor," sagte sie vor sich hin, „ist doch ein gar g'scheiter Mann; weil der Hansjörg fast gar kein Appetit mehr hat und die Bauernkost nicht vertragen kann, so hat er ihm die kleinen weichen Dinger verschrieben, daß sie ihm kein Loch in den Magen drücken. Ter Doktor verschreibt doch nur zum Einnehmen; mit den kleinen weichen Dingern wird's auch nicht anders sein!"
Somit ging die besorgte und geschäftige Bäuerin in die Küche und schürte ein gewaltiges Feuer an. Ueber das Feuer setzte sie die Flädlespfanne, in welche sie einen mächtigen Klumpen Schmalz legte. Und als dies geschehen war, warf sie die Blutegel hinein. Mit prüfendem Blick beschaute die Käther ihr neues Gericht und freute sich herzinnig, als die Blutegel so schön in der Pfanne j schmorten. Zwar war ihr Anblick kein besonders einla- j dender, und die Käther hätte um kernen Preis einen ! versucht. Aber es freute sie doch, galt doch das gelungene Werk ihrer Kochkunst dem Hansjörg! — „Du lieber Gott," sagte sie erstaunt, „was muß doch unsereins alles essen, wenn's der Doktor verschreibt, mau sollt's fast gar nicht glauben, daß solches Zeug Helsen könnte." Und seufzend über die Grausamkeit der Aerzte nahm sie die Pfanne ! vom Feuer und lies damit in die Stube, um dem Hansjörg die Arznei frisch und heiß in der Pfanne selbst vorzusetzen. „Jetzt Laß dir's schmecken!" sagte sie freundlich und aufmunterud zu dem kranken Manu. „Einen Salat Hab' ich dir nicht dazu gemacht, der taugt nicht für Kranke!" Damit reichte sie dem schmachtenden Hansjörg die zweizinkige Gabel und stellte sich erwartungsvoll neben das Bett, wie dem Patienten die köstliche Arznei schmecken würde. Seufzend richtete sich der Hansjörg im Bett auf. Er hatte inzwischen einen tüchtigen Appetit verspürt. Seit dem Sauerkraut im Fäßle hatte er kein Brösele mehr über sie Zähne gebracht. Verwundert jah er das braune Ge-
litärisch beherrscht, könnte hier ein gewichtiges Wort mit«! sprechen. Seine Neigung zum Frieden hat es ja in den letzten Tagen erst wieder bekundet.
Das Rote Kreuz.
Auf das Anerbieten des Deutschen Roten Kreuzes, das italienische Rote Kreuz bei der Pflege dev Verwundeten in Tripolis zu unterstützen, hat dieses seine« lebhaftesten Dank ausgesprochen mit der Bemerkung, dag die vaterländische Bereitwilligkeit der Nation es instand setze, allen Anforderungen der Lage zu entsprechen. — Also abgelehnt!
Persiens Ende.
Das Ende der persischen Selbständigkeit herbeizu- führen, scheint nun für Rußland beschlossene Sache zn sein. Ter gute Freund im Norden hat schon wieder ein Ultimatum in Teheran überreichen lassen, nachdem die Perser das erste kaum geschluckt haben. Und zwar soll die persische Regierung innerhalb 48 Stunden sich bereit erklären, die Leiden Finanzratgeber Shuster unh Lecoffre zu entlassen, die sich der keineswegs leichten Aufgabe unterzogen haben, in die persischen Finanzen einigermaßen Ordnung zu bringen. Und daI wäre wohl auch> gelungen, wenn Rußland nicht alles getan hätte, um das geplagte Land nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Mer die Ordnung der Finanzen wäre ja der Anfang einer politischen Erstarkung PersienH und so etwas kann Rußland nicht zugeben. Hatte doch Morgan Shuster schon so viel Geld erübrigt, um den Kommandanten der persischen MaschinengewehrabieilunA, Haase, zum Ankauf weiterer Maschinengewehre nach Deutschland zu senden. Die wenigen Maschinengewehr die Persien bis jetzt besitzt, hatten aber in erster Linst zur Niederwerfung des Exschah geführt, als dieser im! Sommer den Versuch machte, sich wieder des ThroneH zu bemächtigen. War es nun an und für sich den Russen schon unangenehm, daß ihr Schützling zum zweitenma! aus dem .Lande seiner Väter verjagt wurde, so befürchteten sie wohl außerdem noch, äaß die Maschinengewehre schließlich eines schönen Tages auch gegen sie selbst losgehen könnten. Ein so gefährlicher Mann wie Shuster, der den Persern das Geld zu solchen Waffe» beschaffte, nmß unter allen Umständen aus Persien entfernt werden. Das verlangt die russische StaatsraisvNq
In Zukunft dürfen fremde Beamte nur noch mij russischer und englischer Zustimmung angestellt werden, d. h. Rußland mtzcht sich zum Herrn von Teheran. Und falls Persien nicht sofort nachgibt, rM die russische in Rescht zusammengezogene Besatzung weiter ins Innere vor, bis sie. so langsam in Teheran angelangt ist, um das Parlament samt dem Minister; ni» davonzujagen. Das Ende Persiens ist da! Befördert Wirts der Zersetzungsprozeß noch durch die inneren Unruhen. Tie radikalen Mndjaheddins entfalten wieder ckne lebhafte Tätigkeit. Ein Mndjahed erschoß in Teheran auf offener Straße Moazez el Molk den früheren Gouverneur von Ardebil, hie Bachtiaren plünderten die europäische Post eine Station von Teheran und Kosaken und Gendarmen gerieten beim Brotkauf in Teheran in einen blutigen Streit.
Mitten in diesem Durcheinander galt cs, ein neues! Ministerium zu bilden. Ten Demokraten des Parlaments war aber das Kabinett zu reaktionär, und so kam es zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen dem Präsidenten Samsam es Sultaneh und der demokratischen Opposition, bis endlich das drohende russische Gespenst die Kammer veranlaßte, sich mit dem neuen Ministerium zufrieden zu geben. Wird es aber ein längeres und erfolgreicheres Leben haben als seine Vorgänger? Man muß das sehr bezweifeln. Rußland wird schon Mittel und Wege
bäck an. So feine Sachen waren ihm im ganzen Leben noch nicht vor die Gabel gekommen. „Schlecht kann's nicht sein", dachte er, „sonst HLtt's der Doktor nicht verschrieben!" Er besann sich deshalb nicht lange und aß tapfer darauf los. Die gebackene Arznei muß auch wirklich delikat gewesen sein, denn bald war auch nicht mehr einer von den Blutegeln in der Pfanne. „Gottlob," sagte die Käther, als sie die Pfanne wegnahm, „gottlob l Er ißt doch wieder." Herrlich hat's dem Hansjörg geschmeckt. Zufrieden legte er sich auf die Seite und schlief den Schlaf des Gerechten bis zum späten Abend. Ta freilich zwickte es ihm auf einmal ein wenig im Leib, aber mit einem kräftigen Schluck Kirschgeist wirkte er dem Uebel kräftigst entgegen.
Der Hansjörg befand sich vollständig auf dem Wege der Besserung. Auch die Nacht ging ruhiger vorüber mit einem gesunden, stärkenden Schlaf. Am andern Morgen war dem Hansjörg zur großen Freude seiner getreuen und besorgten Käther wieder pudelwohl, und vergnügt ging er, wie sonst an die Arbeit. Nach einigen Tagen kehrte Doktor Schröpfer, der eben durch den Flecken fuhr, beim Hansjörg ein, um nach ihm zu sehen. Zu seinem nicht geringen Erstaunen fand er den Patienten völlig wiederhergestellt am Tische sitzen hinter einem ansehnlichen Weinkrug und einer umfangreichen Schüssel Knöpfte. „Nun, Hansjörg", sagte er, „bei ihm ist's bald besser geworden. Es scheint, die Blutegel haben ihm sehr gut getan?" — „Schätz' wohl, Herr Doktor, die haben freilich geholfen, es sind nur schier z'viel g'wssen. ",— „Ach, was, er ist ja ein vollblütiger, robuster Mann." — „Ja, freilich, Herr Doktor, schlecht sind sie grad nicht gewesen, aber hierentgegen arg fett. Auf die letz' Hab' ich mich schier zwingen müssen." Ter Doktor sah den Hansjöch fragend an. „Ha, wisset Se, Herr Doktor," fiel die Käther ein, „so gar trocken hätt' er's doch Wohl nicht nehmen können, deswegen Hab' ich die Dinger vorher im Schmalz ein bissel abgeprägelt." — „Ach so", sagte der Doktor, der mit Mühe ein lautes Lachen unterdrückte, „und hat er alle gegessen?" — „Freilich, Herr Doktor, Sie haben ja zwölf verschrieben." — „Er ist pünktlich, Hansjörg. Es freut mich, daß er so bald wieder hergestellt worden ist." Ter Hansjörg freute sich ebenfalls und lobte den Herrn Doktor über alle Maßen, daß er die Krankheit mit einem so unfehlbaren Mittel gleich auf den Kopf getroffen hatte.