Jatho und Harnack.
Wissenschaft und Kirche.
Professor Adolf 'Harnack, der liberale Theologe, hatte in einer Borlesung sich über den Fall Jatho geäußert und in Bezug auf die Auffassung Jathos von Gott gesagt, „Gott dürfe nicht als Naturgesetz än -- gesehenwerden und ferner müsseJefus seine unverschiebbareRollebehalte n". Dagegen hatte Jatho in einem offenen Brief an Harnack ausgeführt, daß er die geschichtliche Wirklichkeit Jesus' jederzeit anerkannt habe, dagegen gebe es eine „unverschiebbare Rolle" für Jesus nicht, .Harnack selbst-habe diese Verschiebung seinen Schülern in ihrer Weite und Tiefe dargestellt. Jatho sagte: „Ich bitte Sie um der wissenschaftlichen Gerechtigkeit willen, stellen Sie keine Maßstäbe auf, die durch Ihre eigene gesamte wissenschaftliche Lebensarbeit als illusorisch erwiesen sind."
Professor Harnack erwidert nun darauf in der „christlichen Welt". Er erklärt zunächst, daß die Berichte der Tagesblätter über seine am 21. Juli gehaltene Vorlesung verstümmelt gewesen seien und äußert sich über das Christusproblem Jathos:
Sie behaupten, daß ich Ihre C h r i st u s au f f a s su n g nicht nur im Wesentlichen teile, sondern auch als akademischer Lehrer und theologischer Forscher vertrete. Nichts kann unrichtiger sein. Sie schreiben: „Seit Christus kein übernatürliches Wissen mehr hat, kann er uns auch nichts Maßgebendes mehr über Gott sagen. Er ist ja selbst ein Gottsucher geworden wie wir, wenn auck einer der erfolgreichsten". Niemals habe ich so gelehrt, und Feder, der meine Bücher gelesen oder mich als Dozent gehört hat, muß das wissen. Ihre Christusauffassung, die Sie in dem obigen Satze aufs neue formuliert haben, hat sich ganz außerhalb aller geschichtliclwn Erkenntnis im Banne des Schattens der Zwei-Naturen-Lehre einerseits und einer philosophisch-ästhetischen Weltbetrachtung andererseits gebildet. Dieser böse Schatten läßt Ihnen nur das hoffnungslose Dilemma für Jesus übrig: „ein Gott oder ein unmaßgeblicher (wenn auch besonders erfolgreicher) Gottessucher." Sobald Sie aber aus dieser Schattenhöhle heraustreten und ins Freie, d. h. in die Geschichte, blicken würden, würden Sie erkennen, daß Gott uns Lehrer und Propheten gesandt hat und über sie hinaus einen Mann, den nicht wir, sondern Er uns zum Herrn und Christ gemacht hat. Gewiß, Sie haben Recht: die Zwei- Raturen-Lehre ist gänzlich unhaltbar: aber sie kommt doch in der Form einer veraltete,r Spekulation der geschichtlichen Wahrheit Mer Jesus Christus näher als Ihr „unmaßgeblicher Gottsucher." Ist denn aber diese Zwei-Naturen-Lehre die ursprüngliche Lehre über Jesus? Nack Jbrem Schreiben scheint eS fast so. Wer Sie müssen doch wissen, daß das keineswegs der Fall gewesen ist. Die ursprüngliche Auffassung von Jesus, die sich auch mit seinem .Selbstzeugnis deckt, ist, daß er der Messias und Herr ist. Eben dieses Glaubensurteil über Jesus habe ich für „unverschiebbar" erklärt; denn in ihm stellt sich die wurzelhafte und gemeinsam« Glaubensgrundlage dar, welche die verschiedenen Christologien trägt und erträgt. Daß die Landeskirchen — um sie, und nicht um die Wissenschaft handelt es sich — ihre Lehrer an diese Verkündigung binden: „Jesus unser Herr", geschieht nicht mir von Recht? wegen, sondern ist in der Sache begründet.
?lber die Freiheit der Geistlichen? Nun, aus die Gefahr hin, für einen Reaktionär zu gelten: — es gibt noch etwas Wichtigeres als die Freiheit, das ist die Wahrheit, die Eigenart und die Kraft einer Sache. Erst kommt sie, denn, wenn sie schwindet, schwindet der Kern, und nur Hülsen und Worte bleiben übrig: dann erst kommt die Freiheit. Die Wissenschaft freilich kann nicht nur, sondern sie muß unbekümmert um alles Seelenheil forschen, und fragen; aber die Kirchen haben nicht nur das Recht, sondern sie haben die Pflicht, die Eigenart und Kraft der christlichen Religion aufrecht zu erhalten, wie sie aus ihrer ursprünglichen Struktur und ihrer gesamten Geschichte hervorgeht, und sie werden dabei von der echten geschichtlichen- Wissenschaft unterstützt. Die Behauptung aber, daß es zwischen Bekenntnisbuchstaben und absolutem Subjektivismus für die Kirchen nichts Drittes geben dürfe und könne, läßt sich unschwer widerlegen.
lieber den Gottesberus Jathos spricht Harnack in diplomatischen Sätzen, indem er sagt, er sei außer Stande, den Bekenntnissen Jathos über Gott einen einheitlichen Sinn abzugewinnen. Wohl aber habe er die Pflicht gehabt, auf Grund einer Reihe Aussagen Jathos, den christlichen Gottesbegrift dagegen in Schutz zu nehmen, daß er nicht mit dem Naturgesetz identifiziert werde. Tie Bitte Jathos, keine Maßstübe aufzustellen, die durch seine, Harnacks, eigene Lehre illusorisch gemacht seien, entspringe
, einer Verwechselung der Bedürfnisse der Wissenschaft' ! und der Bedürfnisse der Landeskirche. Jeder Pfarrer soll gewiß frei und offen sagen, was er erlebt und erkannt hat; aber nicht jeder Pfarrer kann verlangen, daß die Landeskirche ihn unter allen Umständen erträgt.
Nach diesem Brief weiß man zwar nicht, wie Harnack im Fall Jatho gestimmt hätte, aber das geht aus ihm hervor, daß Harnack den Dualismus verteidigt, wonach man zwar die Ergebnisse der Wisseisschaft in sich aufnehmen, dieselben aber in der Kirche nicht lehren darf, weil die Kirche die Pflicht habe, die ursprüngliche Struktur der christlichen Religion aufrecht zu erhalten. Mit Recht wird man fragen, welchem Zweck dann die Wissenschaft dienen soll, wenn ihre Ergebnisse nicht zur Richtschnur des Handelns gemacht werden dürfen?
Deutsches Reich.
Das fünfzigjährige Jubiläum des Bayerische« Lehrervereins.
Vom 8. bis 10. August feiert der Bayerische Lehrerverein, der etwa 14 000 Mitglieder zählt, und in dem alle Konfessionen vertreten sind, an der gleichen Stätte sein fünfzigjähriges Jubiläum, wo er vor fünzig Jahren ins Leben gerufen worden ist, in Regensburg. Die geistige Bewegung, die in den sechsziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts das deutsche Volk erfaßte unter dem Drucke der vorausgegangenen Reaktionszeit, hatte auch die bayerische Lehrerschaft mit Macht ergriffen und bald darauf eine kostbare wertvolle Kültnrfrucht zur Reife gebracht: den Bayerischen Lehrerverein der heute in Bayern wohl als das stärkste Bollwerk des Liberalismus bezeichnet werden darf, des Liberalismus in der umfassendsten Bedeutung dieses Wortes. Politisch behauptet der Bayerische Lehrerverein natürlich einen neutralen Standpunkt, ebenso in der konfessionellen Richtung, aber da er ein Feind aller reaktionären Bestrebungen ist, vor allem auf dem Gebiete der Lchule, steht er dem politischen Liberalismus doch am nächsten. Das weiß auch unser Zentrum, und darum betrachtet cs als seine Ausgabe, den Bayerischen Lehrerverein zu bekämpfen und besonders darauf kinzuarbeitcn, daß die katholischen Lehrer — gegen 80' 0 gehören dem Vereine an — au s- treten und dem katholischen Lehrcrverein, der bis jetzt meist aus Geistlichen sich zusammensetzt, sich onschließen. Diese 8000 katholischen Lehrer, die wißen, was sie an dem Bayerischen Lehrcrverein besitzen, denken jedoch nicht daran, dem Wunsche des Zentrums, beziehungsweise des Klerus zu entsprechen. Sie verlassen die Fahne nicht, mit der sie in treuer Gemeinschaft mit den Lehrern anderer Konfessionen das erreicht haben, Würaus sie heute nach halbjahrhu»dertlangen Kämpfen Hinweisen dürfen, in Kämpfen mit der Geistlichkeit und der Reaktion.
Die Festfeier zeigte, daß die Mitglieder des Lehrervereins fest an ihren Idealen halten. Für den alten gemaßregelten Führer Schubert wurde eine Spende eingeleitet, die 1000»OM. erbringen soll. 65l0i M. find schon gezeichnet. Auch Lehrer Beybl, der Redakteur des LehrHblattcs wurde stürmisch gefeiert. An diesem Bollwerk werden alle Machinationen des Zentrums zerschellen.
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Enthüllungen aus -er Fliegerwett.
In letzter Zeit veröffentlicht „Tie Welt am Montag" Enthüllungen Wer die schlechte Entlohnung der deutschen Flieger. Tie „Eichfeldia", ein in Heiligenstadt erscheinendes Organ, das den Artikel abdruckte, erhielt von der Direktion der Luftfahrzeugfabrik Firma E. Rumpler in Berlin-Lichtenberg eine Berichtigung zugesandt, die folgenden Wortlaut hat:
„Es ist nicht wahr, daß als H. Hirth in diesem Jahre den Oberrheinischen Rundfttrg gewann und damit einen Preis von 40 000 Mark erhielt, er von seinem Brotherrn Rumpler ganze 2000 Mark bekam; wahr ist vielmehr, daß Herr Oberingenieur Hellmuth Hirih vertragsmäßig ein Drittel der erstrittenen Preise erhält. Unwahr ist ferner, daß es mit dem Kathreinerpreis ganz ähnlich gewesen sei und daß Bollmöller von seinem zweiten Preis beim Deutschen Rundflug auch nicht allzuviel haben werde. Wahr ist vielmehr, daß sowohl Hirth vom .Kathreinerpreis, als auch Herr Bollmöller vom B. Z.-Preis auch hier ein Drittel der Preise erhalten, während meine Firma zwei Drittel behält. Unwahr ist, daß die Flieger wie Kulis behandelt mit einem Trinkgeld äbgefnnden werden; wahr ist vielmehr, daß von den in der heurigen Saison von meiner Firma erstrittenen Preise in Höhe von 222 000 Mark die Herren Oberingenieur Hellmuth Hirth und Hans Bollmöller mehr als 70 000 Mark erhalten.
Jng.-Direktor der E. Rumpler Luftfahrzengbau G. m. b. H.
I. B.: R. Hanpner.
Lin Rind hat manchmal Langeweile — oft sogar, weil die Eltern meist mit anderen Dinaen beschäftigt sind als mit ihren Kindern.
Multatuli.
Doraliese von Freilingen.
Bon Helene von Mühlan.
7) ' l Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Mein Freilingen, mein liebes, liebes Freilingen -- ick) .lasse dich nicht!" sagte sie seife mrd innig und fest und schlug die Augen auf, um das nun entschwindende Bild jrvch einmal in sich aufzunehmen - und da wgßte sie picht, — war es die heiße, blendende, zitternde Sonne
— pder waren es die Tränen in ihren Angen, die ihrdas Merkwürdige, Has sie nun vor sich sah, vorgaukelten —
— aber es war so — und war keine Täuschung: vom weißen Herrenhaus von Freilingen schlug sich, wie eine goldene Brücke, von keiner Säule gestützt — von keinem Pfeiler getragen, ein Heller, goldener Lichtstrahl hinüber zu «Pironos stolzem Schiloßban — wölbte sich hoch und sicher Mer das Stücklein grünen Wald und wob und zitterte «weiter, ward zu einem goldenen, breiten, festen Band, das sich dehnte und dehnte — das aus der einen Seite das jveiße Herrenhaus und aus der andern das Schloß umwand «und dann sn der Mitte des Waldes zusammenfand
— Fnsammenschrnolz zu einer festen, unlösbaren Schleife.
Starr blickte die Baroneß auf diese wunderbare Erscheinung. Was war das? Was sollte das bedeuten?
Mer im nächsten Augenblick schon hatte sie die Erklärung: Ihre Nerven hatten gelitten; Freilingens gute, reine Lust hatte ihr gefehlt und „wer weiß", sagte sie sich „noch ein paar Wochen länger, so wäre ich vielleicht denen ähnlich geworden — die - — —"
Dann ein Pfiff und alles war verschwunden: Pirono, Freilingen und die goldene Luftbrücke waren nicht znehr da! Nur eine lange, schnurgerade, von fruchtstrotzenden Mfelbäumen eingefaßte Cl-aussee und zu beiden Seiten Felder, Aecker und grüne Weiden in unabsehbarer Zahl und dann noch ein Pfiff und das kleine, rote Bahnhofs
gebäude stand, wie aus dem Boden gezaubert, vor ihr — und der gute, alte Behrens lief suchend vor densEoupees hin und her — Dann ein freudiges „Ah!" und:
„Meine gnädigste Baroneß — liebes Fräulein Doralieschen, willkommen, willkommen! — und ihre schmale Hand Mg in der braunen, harten des- guten, treuen Freundes.
„Tag, Behrens — Tag guter Alter!" und I)ora- liese zog die Hand flüchtig an die Wange, ließ sich Schirm und ^eine kleine Reisetasche abnehmen, und schritt, von Behrens,iu respektvoller Entfernung gefolgt, dem Ausgang zu.
„So, Karoneßchen, nun wollet! wir uns gegen die Sonne schützen, was?" fragte pr und sah in ihr gebleichtes Gesicht. „Man ist die grelle Sonne nicht' mehr gewohnt, wie?" aber ffe wehrte ab.
„Lassen Sie, Behrens. Freilingens Sonne Voerde ich wohl noch -ertragen. So — und lassen Sie die armen Tiere hübsch langsam -trotten, damit wir uns alles von der Seele geredet haben, bevor wir zu Hause .anlangen!"'
„Hw, 'Baroneß, hat's damit solche Eile? Wollen wir nicht einen Tag oder zwei warten, bis Fräulein Doralieschen sich von der Badereise erholt hat?"
Doch 'Doraliese lachte.
„Seit wann lmben wir denn diesen Ton, guter Behrens? Seit wann aufschieben? — Nein -- nein, legen Sie los — und möglichst ohne Umschreibung, ohne Schonung. Also Schweringen hat gekündigt, was — und möglicherweise schon zum nächsten Vierteljahr-denn,"
und sie lächelte — „Hätten wir bis zum Januar Zeit — oder bis zum Frühjahr, so würde Herr Bechens, wie.pH ihn kenne, was vom Termin erwähnt haben — — da er das nicht tat — so schloß ich-"
,sAch, Baroneß," seufzte Bechens und tiefes Rot färbte sein Gesicht — „ach, gnädigstes Fräulein Dora lieschen — was mich dieser Brief gekostet hat! „schreib ich was vom Termin, so erschreck' ich sie," sagte ich mir — „und schrieb ich nichts, so weiß sie's erst recht — denn was Klugheit anbelangr, so steht unser Baroneßchen wohl-"
„Still, Bechens — still — keine Nebenbemerkungen!
Wie aus dieser Berichtigung hervorgeht, bücht die Firma Rumpler einen Gewinn von 150000 Mark als Ergebnis einer einzigen Saison der Welt- und Schau ftüge. Und uni diesen Gewinn zu erzielen, stiegen im Dienste der Firma zwei Männer aus gebrechlichen Maschinen hoch in das Reich der Lüfte einpvr, angeblich üm die Fliegerkunst, diese wichtigste technische und wissenschaftliche Errungenschaft des jungen 20. Jahrhunderts zu fördern; doch in Wirklichkett, um den letzten Rekord im Höhen- und Weitftug zu überflügeln und somit den ausgesetzten Preis zu erkämpfen. Tier Löwenanteil dieses Mutgeldes fließt in die Kassetten der Flugzeug-Fabrikanten. Das ist bitter, denn mehr als die Ehre, noch höher geflogen zu sein, haben die Flieger nach diesen Enthüllungen kaum.
58. Deutscher Katholikentag.
Mainz, 8. Aug. Der heutige Vormittag war der Generalversammlung des über 700000 Mitglieder zählenden Bolksvereins für das kathol. Deutschland gewidmet. Zunächst richtete der Vorsitzende des Volksvereins Fabrikbesitzer Ff Brandt s-München-Glad- bach eine Ansprache an die Versammlung, worin er betonte, daß der Volksverein für das katholische Deutschland der große soziale Verein sei, der die Kettelerschen Grundgedanken in zeitgemäßer Ausgestaltung zu verwirklichen suche. Der Verein dürfe sich k ähnlich den größten sozialen Verein der Welt aus katholischem Boden nennen.
Dann nahm Generaldir. Dr. Pieper das Wort zu einer längeren Rede, die sich mit Kettelers sozialen Bestrebungen beschäftigte. Wenn wir mit Stolz sägen, daß die deutschen Katholiken in der staatsmännischen Schule Windthorsts die rechte Art und glückliche Weise ersolg- bringender staatsbürgerlicher Arbeit gelernt haben, so müssen wir zum anderen bekennen, in der Schule Kettelers haben wir schon vorher Programm und Methode fruchtbringender sozialer Arbeit gelernt. (Lebhafte Zustimmung.)
Weiler nahm, mit Jubel begrüßt, Bischof Kirsteiu- Mainz das Wort: Am vorigen Sonntag defilierten 50 000 Mann an uns vorüber. Was war das schon für eine Masse. Ich möchte einmal den Volksverein für das katholische Deutschland aufmarschieren sehen, diese 700000 Mann. (Stürmischer Beifall.) Jedenfalls besitzen wir im Volksverein ein wohl organisiertes Heer. Möge immer Freundschaft und Verständnis zwischen dem Episkopat und dem Vorksverein herrschen. Ter Bischof erteilte darauf der Versammlung den bischöflichen Segen.
Mit lebhaften Beifallskundgebungen wurde Reichstagsabgeordneter Gröber begrüßt, der in längerer Rede die Ausgaben und Ziele des Vereins darlegte. Er nannte den Verein einen Massenerziehungsverein, der sich in der nächsten Zeit vor allem den Ausbau der sozialen Gesetzgebung zugunsten des Mittelstandes und der Privatoeam- ten angelegen lassen sein muß. Darüber hinaus muß die gesamte Gesetzgebung mit sozialem Oel gesalbt werden, vor allem die Gebiete der Rechtspflege und der Steuergesetzgebung müssen vom Standpunkte eines vernünftigen sozialen Fühlens und Denkens aufgearbeitet werden. Unser Verein will nur wirken aus der Fülle der Kamst der katholischen Kirche, alle Mitglieder des Bolksvereins wollen treue und gehorsame Söhne des Papstes und der Bischöfe sein und bleiben. (Lebhafte Zustimmung.)
Nach wetteren Begrüßungsansprachen von Vertretern auswärtiger Vereine wurde die Generalversammlung geschlossen.
In der zweiten geschlossenen Versammlung, die am heutigen Dienstag mittag stattsand, wurde als Ort der nächsten Tagung Aachen gewählt.
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Dresden, 9. Aug. Der Verband der Metallindustriellen in der Kreishauptmannschaft hat beschlossen,, 60 Proz. der gesamten Arbeiterschaft zur Unterstützung der zur Zeit vom Streik betroffenen Verbandsfirmen aus- z »sperren.
Wso Freilingen braucht Geld — und zwar schnell — nicht wahr? Haben Sie schon Schritte getan?"
„Ich habe vorerst — mit gütiger Erlaubnis — einen Brief an Schweringen verfaßt, in dem ich um Verlängerung des Termins bitte — —"
„Das hätten Sie nicht tun sollen, Behrens!"
„Hm." Er biß sich aus die Lippen. „Der Brief ist nicht abgesandt; Baroneß haben in Abwesenheit des Herrn Barons die Unterschrift zu leisten — vorausgesetzt natürlich^ daß Baroneß einverstanden sind!"
„Es wild nicht viel Zweck haben, Behrens. Und haben Sie sonst etwas getan?"
„Getan nicht!" erwiderte er — „nur gedacht, Frau lein Daralieschen, und npine Gedanken flogen mehr wie einmal zu den Pironos hinüber!"
„Behrens!". Sie schrie es fast -- war aber gleich darauf Meder ruhig.
„Nein, «Behrens — die Pironos wollen wir gleich von vornherein gusschalten . Ich bitte darum!" und das strgte sie go fest und sicher, daß Behrens keine von den taufend Fragen, die über sein Gesicht zuckten, auszusprechen wagte.
„Ja — und dann werden wir sehen, ob die Banken uns gnnehmbare Bedingungen stellen, pbwohl —"
„Das würde in letzter, in allerletzter Linie kommen, nicht wahr, Behrens?"
Er pickte.
„Wir müssen es vorerst mit Annoncen in großen Zeitungen ^ersuchen i"
Sie plickte eine Weile gedankenvoll vor sich- hin.
„Hat Mix an Sie geschrieben, Behrens?" fragte sie plötzlich.
„Nein," gab er zur Antwort, „aber das gnädige Fräulein Marinka erhielt einen Brief von der jungen Frau Baronin; sie sagt ihren Besuch für Ende August an!"
(Fortsetzung folgt.)
— ,DieWandlung. „Was ist eigentlich aus Ihrer heimlichen Lieb e geworden?" — „„Eine unheimlich «Ehe!""'