Lokales.

Wildbad, 5. Juli 1911.

Enzpromenaden-Beleuchtung.

Gar wundersam überkam es uns, als wir gestern Abend auf schattigen, teils mit einem undurchdringlichen Blätterdach bedeckten Waldwegen eine der' umliegenden Höhen erklommen und drüben, in blutiges Purpur getaucht, die Abendsonne sich senkte ins Meer der Unendlichkeit der Himmel flammte in einem golddurchwirkten Feuermeer auf, die ganzen Gipfeln zu unseren Höhen erschienen mit einem Rosaschleier umwoben, langsam senkten sich die vio­letten Farben des Abends übers Tal, der laue Zephir fächelte von den am Bergesabhana gelegenen paradiesischen Gärten unter uns eine herrliche Dünstesymphonie zu uns herauf, tiefer Friede umpfing uns droben, leise nur raunten uns die Tannen ihr Abendlied zu, s' ist Abend geworden. Und von dieser Abendandacht in der Natur stiegen wir wie neugestärkt zu Tal zur Enz, in die Kgl. Anlagen- Mär­chenhafter Lichterglanz umgab uns da. Wildbad hatte eine seiner berühmt gewordenen italienischen Nächte, die große Enzpromenaden-Beleuchtung, die erste in dieser Saison.

Die Beleuchtung dünkte uns gestern prächtiger und märchenhafter den je, denn alles, was zu einer erstklassigen Beleuchtung gehört, war gegeben: eine vielhundertköpfige vornehme Welt, im lichtumflossenen Park lustwandelnd, prickelnde Laute eines Kurorchesters und was so manches Mal. weil nicht vorhanden, die Herrlichkeit vereitelte wolkenloser Abendhimmel, so lachend, so in den Rahmen der Veranstaltung passend, wie einer Beleuchtung noch nicht oder selten beschieden war, Nicht lange, nachdem der Sonnenball hinter den schwarzen Gipfeln im Westen ver­schwunden, begann sichs auf den breiten Wegen des Kur­gartens zu regen. Ueberall auf den gelbsandigen Prome­naden, hinter den üppigen Büschen, an den Ufern der Enz und auf den Wiesenmatten, über die sich der sanfte Hauch der Dämmerung webt, überall blitzten Lichter auf, eines nach dem anderen, dann gruppenweise feenhaft. Die tausend Irrlichter, die über die Wege huschten, sie haben sich vereint zu gigantischer Lichtfülle, die nun den Zauber einer südländischen Sommernacht mit all ihrem Liebreiz

widerspiegelt, den Götter zu verleihen scheinen. Die ersten Tlövnk löuchlön am ajukölauka Aunmö! au^, mall Hkvktt sich vom Firmament die bizarren Formen der Bergkämme ab und verwundert scheinen die dräuenden Zacken hernieder »ulckauen auf das buntfarbige Getriebe, daß den flirtenden Menschen den Strahl der Glückseligkeit auf die Gesichter haucht Alle Sorge ist in diesem Augenblick vergessen, es ist, als ob die Lichtkugeln, die die Bäume zu tausende auf ihren Armen zu tragen scheinen, allen Schmerz lösten und Wünsche erfüllten, neue Hoffnungen weckten und Liebe lockten und die Betrübtesten die Herzen öffnen und ausgehen lassen wollten. Das Zauberhafte all, die leichtumflossene Umgebung und die klangschönen Melodien eben, dazu das Li peln in den buschigen Kronen und weit, weit üd r ihnen der gleißende Schimmer der Sterne ach, wer fühlte sich da nicht hinweggeführt auf geheimnisvollen Schwingen und mitten hineingetragen in den Zauber einer Sommernacht im fernen Süden, in Italien. Da plötzlich drei furcht­bar dröhnende Donnerschläge und wie von Geisterhänden hingezaubert, erschien alles in einem tausendfachen Licht, alles dröhnte und knatterte, die Enz bäumte sich auf in ihrem Wellenbett und ein herrlicher, einzigartiger Anblick bot sich den staunenden und verwundert aufblickendem Menschenstrome da. Großartig waren die Nummern des Programms. Das Schlußstück des Feuerwerks war das unter heftigen effeltvollem Bombardement Erscheinen des Württemberger Wappens, welches durch die herrlichen Weisen der HymneHeil Dir im Siegerkranz" begrüßt wurde.

Verlöschende Lichter und das Verstummen der Musik weckten die tausende von Menschen aus seeligen Illusionen. Sie pilgerten wieder hinüber in die Stadt und wohl selten haben die Straßen so viele fröhliche Menschen gesehen, wie gestern. Ein wars für alle, die die Pracht erschauten, ein Festtag, nicht zuletzt für unsere Badesiadt: Wildbad hatte seine große Enzpromenadenbeleuchtung.

Besonderen Dank gebührt den Veranstaltern, insbe­sondere Herrn Baron von Ge m min gen, sowie dem Herrn Badinspektor, welcher durch seine Zeichnungen und Pläne dem Ganzen das großzügige und doch einheitliche Aussehen gegeben hat. L. Pankoke.

- Auto-Gefellschaftsfahrt. Das Königl. Badkom­missariat veranstaltet am Donnerstag bei einer Beteiligung von mindenstens 15 Personen eine außerordentliche Auto­fahrt, welche aus dem dieswöchentlichen Tourenplan nicht verzeichnet ist und zwar nach der Burg Hohenzollern, dem Stammschloß unseres Kaiserhauses. Alles Nähere durch Anschlag an der Trinkhalle ersichtlich.

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Kurtheater. Heute Abend findet die Wie­derholung von Gerhart Hauptmanns DiebskomödieDer Biberpelz" statt, worauf wir besonders aufmerksam machen.

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