Deutsches Reich.
Deutscher Reichstag.
V. Berlin, 30. Mai.
Am Bundesratstisch Staatssekretär Tr, Delbrück. Tie dritte Lesung der
Reichsversicherungsordnung wird bei Buch 3 (Unfallversicherung) fortgesetzt. Friedet (natl.) begründet zu 8 560 seinen Antrag, auch die Betriebe zur Beförderung von Personen oder Güten: und die großen Holzfällungsbetriebe in das Gesetz einzubeziehen und eine Berufsgenossenschaft für den Tetailhänd- ler zu bilden. Nach kurzer Debatte wird der Antrag Friede! angenommen.
Als Z 640a beantragt Abg. Bassermann (natl.) einzufügen: Insoweit durch Gesetz oder Vertrag dem Reich oder einem Bundesstaate, öffentlichen Verbänden oder Körperschaften das alleinige Recht Vorbehalten wird auf den Wasserstraßen Binnenschiffahrt oder einen Teil davon (Schleppschiffahrt üsw.) auszuüben, gehört dieser Betrieb der für sie gebildeten Berufsgenossenschaft an. Staatssekretär Dr. Delbrück bittet um Ablehnung des Antrags. Ter Antrag wird angenommen, ein solcher auf Streichung des 8 646 abgelehnt.
Bei ß 847^ der die Art der Unfallverhütungsvorschriften enthält, beantragt Abg. Sachse (Soz.) im Interesse des Bergbaues bei den eventuell in einer fremden Muttersprache erlassenen Vorschriften einzufügen: Und alle sonstigen zum Schutze von Leben und Gesundheit erlassenen Vorschriften der betreffenden Betriebe. Abg. Kor- fanty (Pole) wünscht auch die diese Unfallverhütungs- Vorschriften ersetzenden bergpolizeilichen Verordnungen in diese Bestimmung einzubeziehen. Staatssekretär Delbrück : Die begrpolizeilichen Bestimmungen in Oberschlesien werden auch in polnischer Sprache bekannt gemacht. In anderen Gegenden werden die der deutschen Sprache nicht mächtigen Arbeiter bei gefährlichen Arbeiten nicht verwendet. Tatsächlich wird dem Antrag schon entsprochen. Wir müssen es aber ablehnen, aus grundsätzliche:: Erwägungen, hier Bestimmungen zu treffen, die in die Rechte der Bundesstaaten auf dem Gebiete der polizeilichen Verordnungen eingreifen. Ter sozialdemokratische Antrag wird abgelehnt, der Antrag der Polen angenommen.
Bei 8 896 (Haftung gegenüber Verletzten und .Hinterbliebenen) will ein Kompromißantrag Schultz die Wiederherstellung des Beschlusses der Kommission, der die Schadenersatzpflicht des Unternehmers ausspricht, auch wenn die Geschädigten keinen Anspruch auf Rente haben, wenn strafgerichtlich festgestellt ist, daß er den Unfall vorsätzlich herbeigeführt hat. Der Antrag wird mit 203 gegen 97 Stimmen angenommen.
Bei 8 964 beantragt Abg. Dirkse n (Rp.) in zweiter Lesung die Beiträge zu der Unfallversicherung nicht nach dem Grundsteuerreinertrag, sondern nach der Zahl der beschäftigten Arbeiter zu bemessen. In namentlicher Abstimmung wird der Antrag mit 170 gegen 126 Stimmen abgelehnt.
Hierauf wird der Rest des dritten Buches nach den Beschlüssen der zweiten Lesung mit unwesentlichen Abänderungen angenommen.
Es folgt das vierte Buch (Invaliden- und Hi n- 1 er b l i eb e n en v e r s i che r u n g). Auf eine Anfrage bei 8 1212 erklärt Ministerialdirektor Caspar, daß auch die Angestellten der Luftschisfahrtsgesellichasten unter die Versicherung fallen.
Zu 8 1242, der die Grenze für die Altersrente an: das vollendete 70. Lebensjahr festsetzt, liegen mehrere Anträge vor. Ein sozialdemokratischer Antrag will die Altersgrenze ans das vollendete 65. Lebensjahr herabsetzen. Ein freisinniger Eventualantrag wist die Herabsetzung der Altersgrenze von: l. Januar 1917 an vornehmen Im Laufe der Debatte erklärt Abg. Schirmer (Ztr.): Wir werden die Anträge ablehnen, da sie eine Gefährdung der Vorlage bedeuten. Staatssekretär Dr.
Der Mensch lebt nicht voll, wenn er nur für sich lebt und sein Dasein bewahrt. Bertold Auerbach.
Theater-
Roman von Erna Georgy.
71) (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Und eine prachtvolle Frau", führ Aenne fort und drehte sich Trude zu. Sie reichte ihr die Hand. „Ich liebe diese klaren, klügen, stillen Gesichter", sagte sie herzlich. „'Das sind die Frauen, die Frieden und Segen in jedes Dasein bringen!"
„Gnädige Frau", flüsterte Gertrud Hellmers erstickt, abwehrend, in schwärmerischer Verehrung zu Aenne emporsehend.
Robert nickte wie zur Bestätigung. Teilte Blicke glitten von einer zur andern. Sie blieben auf dem Antlitz Aennes hasten, das jetzt wie in Leidverklärrheit eine merkwürdige Ruhe aussttahlte. Und plötzlich zerriß ein wilder Schmerz seine Seele.
„Ich bin dankbar und zufrieden neben meiner Trude," sagte er, „aber ich weiß jetzt auch, was ich an Ihnen gesündigt habe!" ' s
„Sffft", machte.Aenne lächelnd, „keine zu späten Bor- ivürie. Es war unser Karma! Jetzt stehen lvir jenseits von Böse und Gut." Eine tiefe Bitterkeit legte sich um ihren Mund. „Ihr Haar ist weiß geworden, Robert, und ich spiele das Fach der Mütter! Ich spiele es!"
„Frau Hellmers", eine Dame stürzte hinzu — „Pardon, meine Herrschaften! Frau Hellmers, liebste, beste, die Propagandanummern sind zu Ende. Wo haben Sie die Vorräte hingelegt?"
Trude sprang am und griff sich an die Stirn. Ihre
Gedanken mußten sich erst wieder zurechtsinden. „Ich '-
ich - komme - - - "
„Ach ja, bitte, kommen Sie mit. Es ist sehr gut, wenn eine Vorstandsdame ini Lichrhos die jungen Mäd-
Delbrück: Wir können einer Mehrbelastung des Reichs ohne Deckung nicht zustimmen. Auch die Annahme"des Eventualantrags würde das Scheitern der Vorlage bedeuten. (Lebhaftes Hört, hört!) Abg. Molkenbuhr (Soz.): Hier, wo es sich um soziale Maßnahmen handelt, wird nach Deckung gefragt; bei Militär- und Marine- Vorlagen wird darnach nicht gefragt. Der sozialdemokratische Antrag wird hierauf mit 170 gegen 119 Stimmen bei 9 Stimmenthaltungen und sodann der freisinnige Eventualantrag mit 166 gegen 120 Stimmen bei 11 Stimmenthaltungen abgelehnt.
Vizepräsident .Dr. Spahn rügt nachträglich einen vom Abg. Schirmer gegen die Sozialdemokraten im Lande und im Hause erhobenen scharfen Angriff und ruft den Abg- Hoch (Soz.) zur Ordtmng, der dem Zentrum Doppelzüngigkeit und Kampf mit unehrlichen Waffen vorgeworfen hatte. (Reichskanzler von Bethmann Hollweg betritt den Saal). Hierauf wird der Rest des vierten Buches und sodann der Rest der Reichsversicherungsordnnng mit unwesentlichen Aenderungen erledigt.
Bei der Gesamtabstimmnng stimmen 232 Abgeordnete für die Vorlage, 58 dagegen und 50 enthalten sich der Abstimmung. Dagegen stimmen die Sozialdemokraten und ein Teil der Fortschr. Volkspartei. ^ Der Stimme enthalten haben sich die Polen. Damit ist die R e i ch s v e r s i ch e r u n g s o rd n n n g endgiltig angenommen. (Lebhaftes Bravo!)
Es folgt die zweite Lesung des Einführungsgesetzes der Reichsversicherungsordnnng. Tie Artikel 1—29 werden ohne Debatte erledigt. Artikel 30 handelt von der Dienstordnung der Kassenangestellten. Hierzu liegt ein Kompromißcintrag vor, die Bestimmungen über die Kassenangestellten, sowie sie in der Reichsverftcherungs- ordnung enthalten sind, treten sofort in Kraft. Diese Bestimmungen sollen für alle Angestellte gelten, die durch die Reichsversicherungsordnung dem Artikel 30 der Dienstordnung künftig unterstehen. Dabei treten, solange die Versicherungsämter und die Oberversicherungsämter noch nicht eingeführt sind, an deren Stelle die unteren und höheren Verwaltungsbehörden. Es folgt eine lange Ge- schäftsordnungsdebatre. Schließlich wird auf Antrag Trimborn um 5 llhr die Sitzung für eine Stunde unterbrochen.
Um 6.05 Uhr wird die Sitzung wieder ausgenommen. Dove (Fortschr. Bp.) erklärt zur Geschäftsordnung: Ich sehe in den eingebrachten Anträgen die Tendenz, einer Umgehung der Reichsversicherungsordnung entgegenzuwir- ken, und beantrage, das Einführungsgesetz an die Kommission zurückznweisen, um die Tragweite der Anträge zu prüfen. Bebel '(Soz.): Wir sind bereit, den freisinnigen Antrag zu unterstützen. Tie Art, wie der Kom- promißantrag in letzter Stunde unterbreitet worden ist, ist eine Ueberrumpelung des Hauses. Bass ermann (natl.): Ich schließe mich dem Antrag auf .Zurückoerweisung an die Kommission an. Schultz (Reichsp.): Von einer Ueberrumpelung kann keine Rede sein. Wir sind aber bereit, diese Artikel zurückzuverweisen. Graf Westarp (kons.): Tie übrigen Artikel können aber beraten werden. Cuno (Fortschr. Vp.): Auch die übrigen Artikel "müssen noch einmal beraten werden. Schließlich werden die Artikel 30 bis 32 o sowie Art. 87 u mit den dazu gehörigen Anträgen zurückvcrwiesen, im übrigen die Beratung fortgesetzt.
Art. 23 will die Bertragsverhältnisse zwischen. Kassen und Aerzten spätestens fünf Jahre nach Inkrafttreten der Reichsversicherungsordnnng enden lassen. Dieser Artikel ist von der Kommission gestrichen. Nach kurzer Berat- ' ung beschließt das Haus dem Kommissionsantrag gemäß. Art. 59, der Bestimmungen zur Erreichung des Grund- betragS der Invalidenrente trifft, wird nach einem Kom- pronnßantrag in namentlicher Abstimmung mit 225 gegen 63 Stimmen bei drei Enthaltungen angenommen. Art. 61 wird nach einen: Kompromißantrag Schultz angenommen, wonach keinen Anspruch auf Fürsorge nach dem vierten Buch der Reichsversicherungsordnung haben sollen die.Hinterbliebenen solcher Versicherter, die vor dem
chen kontrolliert!" drängte die Fremde. Sie schob 'einfach ihren Arm in den Trüdes und führte sie davon.
So saßen Robert Hellmers und Aenne Geltner sich allein gegenüber. Eine Miüme sprach niemand von ihnen, dann beugte er sich zu ihr und sagte leise nach kurzein Rundblick : „Ein Schatten hat beständig auf meiner Ehe gelastet. Ich habe die Ruhe nicht finden können, weil mir das Bewußtsein meiner schuld an d —, an Ihnen anfging, Aenne. 'Ich war unfrei, feige, ein Mitschuldiger. Können Sie mir vergeben?"
„Vergeben?" wiederholte sie leidenschaftlich wie früher. „Nein, Robert! Wer ich habe mich bemüht, zu vergessen. Jetzt habe ich längst das Zurückdenken aufgegeben! Wenigstens an alt das Schlechte und Traurige. Zuweilen nrale ich mir die süßen Stundet! aus. Wissen Sie noch — Evas Hochzeit? — Und die Mittagessen ü trois bei Eva? Sie musizierten, ich rezitierte. Und wir lachten und waren albern selig wie zwei Kinder! Und dann jener glühend heiße Tag, wo Sie mich am Institut erwarteten —"
„Hören Sie auf", flehte er gepeinigt.
„Eins möchte ich wissen", sagte sie lächelnd, „ich habe doch gesehen, wie ich auf Ihr Geschlecht wirkte, Robert!) ich habe die Klügsten und Besten vor mir wie Sklaven betteln und winseln sehen! Warum .haben Sie sich'so ge- ! gen mich gewehrt? War es nur das Gift, das Fritz gegen mich verspritzte? Gestehen Sie ,einmal' die Wahrheit!" Sie neigte sich zu ihm, daß er den leisen T-uft ihres Parfüms spürte.
Und dieser Hauch riß ihn in einen Strudel betäubender Raserei. Er vergaß, wo er saß, was geschehen. Fast tonlos vor Heiserkeit flüsterte er nur: „Du warst so betörend,
so .-- bestrickend, daß ich auch zum Sklaven geworden
wäre. Haft du denn nie gemerkt, daß ich vor dir willenlos im Staube gelegen hätte, wenn du es nur gewollt?"
Erschreckt starrte sie ihn an: „T-u vor mir? Nie, nie habe ich es gemerkt, Robert! 'Gemartert hast du mich mir deinem Spott, zerschlagen, unsicher gemacht, gedemü- tigl! Zur Verzweiflung getrieben!"
„Weil ich dich zu sehr liebte! Mein Stolz, meine
3l. Dezember-1911-gsstovbeimsilid.-^Zu -Art. 71 b liegt ein Kompromißantrag'vor,' wonach der Bundesrat im Jahre 1915 dem Reichstag die gesetzlichen Vorschriften über die Altersrente zu erneuter Beschlußfassung vorzulegen hat. Im Laufe der Debatte erklärt Staatssekretär Delbrück im Namen des Reichskanzlers, die verbündeten Regierungen können hieraus nur die Verpflichtung entnehmen, entweder eine Denkschrift oder einen anderweitigen Gesetzentwurf dem Reichstag vorznlegen. Eine weitergehende Bindung sei unmöglich. Hierbei wird zu prüfen sein, ob allen Teilen, den Arbeitgebern, den Arbeitnehmern sowie dem Reiche eine vermehrte Last übertragen werden könnte. Für das Reich insbesondere werde die Finanzgebahrung maßgebend sein, ob die Deckung vorhanden oder durch neue Steuern, Ausbau bestehender Steuern oder Aufrechterhaltnng solcher Steuern, deren Wegfall ins Auge gefaßt sei, geschafft werden müsse. Der Kompromißantrag wird fast einstimmig angenommen und sodann der-Rest der Vorlage erledigt.
Mittwoch 1 llhr: Einführungsgesetz, Handelsverträge, Vertagnngsantrag. Schluß 8hh llhr.
Der bedrängte Kanzler.
Aus Berlin wird uns zur Kennzeichnung der Stimmung nach Annahme des elsaß-lothringischen Berfassungs- gesetzes geschrieben:
Eie Ereignisse vor dem Himmelfahrtstage haben die Stellung des Kanzlers derartig verschoben, daß es ihm bei seinem Gedanken an den erfochtenen Sieg recht unheimlich wird. Das „Lebenswerk" ist gerettet, aber ob sein Lebenslauf bezüglich der Kanzlerschaft eine Kürzung erfährt, wirb von den weiteren Entschließungen des gekrönten und des „ungekrönten" Königs von Preußen abhängen. Daß Herr v. Bethmann Hollweg fühlt, wessen er sich zu versehen hat, geht aus der tiefen Verbeugung hervor, die er halbamtlich vor Heydebrand 'und Oldenburg machte. Die Entschuldigung, daß er das bedeutungsvolle Werk gegen den Willen der hochkonservativen Führer mit Hilfe der Liberalen und Sozialisten zu erreichen wagte, wird nicht viel nützen, denn bei dem Streit über Elsaß-Lothringen handelte es sich in erster Linie um Einführung des allgemeinen und direkten Wahlrechts. Nun muß das „fossile" Preußen nach, denn auch hier gibt es noch „e in Königswort" einzulösen.
Als eine Komik der Weltgeschichte hat es soeben der nationalliberale Führer Bassermann auf dem Parteitage in Saarbrücken bezeichnet, daß der Nachfolger Bülows, den die Konservativen gestürzt haben, weil er ein neues Wahlrecht in Preußen schaffen wollte, jetzt Elsaß-Lothringen sogar das Reichstagswahlrecht gegeben habe: Kurz vor der Beratung der reichsländischen Verfassung im Reichstage fand in Straßbnrg eine Unterredung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Reichskanzler statt. Daß es sich um die Reform in Elsaß-Lothringen handelte, steht außer Zweifel, und es ist änznnehmen, daß der Kaiser den Kanzler in dem Beschlüsse gestärkt hatte die Stimmenmehrheit für das neue Gesetz durch Bewilligung des Reichstagswahlrechts zu gewinnen.
Nachdem die hochkonservative Richtung in offener Feldschlacht geschlagen ist, wird der heimliche Kampf hinter den Kulissen beginnen, v. Bethmann Hollweg weiß sehr wohl, daß seine Vorgänger durch Jntriguen gestürzt wurden, und deswegen flössen ihm die Folgen seines Sieges Bedenken ein, so daß er bei denen um gut Wetter nach- sncht, die ihm als „Triarier" am gefährlichsten werden können. Dem Fürsten Bülow drehten sie schon wegen Ankündigung der Wahlreform in Preußen einen Strick. Wirb es ihnen gelingen, Herrn v. Bethmann Hollweg, der der Wiedereinbringung einer preußischen Wahlvorlage hinreichend verdächtig geworden ist, zu beseitigen? Gestürzte Kanzler und Ministerpräsidenten behandelt man hierzulande als politische Leichen. Mit dem preußischen Verbrennungsofen droht man Herrn v. Bethmann Hvlliveg, weil erden Reichslanden ein modernes Wahlrecht zu geben wagte.
Mannheit wehrte sich gegen dich, Aenne! Und das bohrende Gefühl, daß du etn Genie, mir weit überlegen wärst, daß deine Leidenschaft für mich so rätselhaft war, daß sie mich oft ertötete! Daher traute ich dir nicht! Weil iK mir nicht genug zutraute — -" Er sprach so benom
men, so ans tiefster Seele, daß er erschreckt, verblüfft emporblickte, als ein schrilles Lachen ans ihrem Munde drang.
„Del 68t !a via!" höhnte sie bitter. „Aus lauter Liebe bist du an mir vorbeigegangen, nachdem du mich mit tausend giftigen Worten zu Boden geschleudert. Aus lckuter Liebe Haft du mich in Abgründe gestoßen, von denen du nichts ahnst! Oh, Robert, Robert!"
„Aenne, und mein Mißtrauen, mein bohrendes Mißtrauen", stöhnte er, „aber das hatte Fritz, mir eingeträufelt
, _ . — — 'UHer ----- "
„Bobbelche, Bobbelche," sagte sie, noch innner lachend vor Schmerz, „so hat inan uns aneinander vorbeigehetzt. Und so ist alles so gekommen, wie es eigentlich nicht hätte sein sollen! Nun ist das Leben vorübergegangen! " Na, Robert", Aenne raffte sich energisch aus, „begraben, wir die Vergangenheit! Sie haben Weib und Kinds Und in mir har das Leben auch die Liebe' für Sie längst tot-; geschlagen. Ich bin still und frei geworden von Ihnen. Was nun noch blieb, ist nichts als Wehmut und "
,/Vergebung, Aenne, darum bitte ich von ganzem Herzen!" sagte Hellmers.
„Und meinethalben auch Vergebung", setzte sie hinzu, „wir beide haben das Leben nicht bezwungen. T-as lMt
. -- auch das ist nicht einmal wahr!' Also lassen Mi
uns von heute ab in Frieden aneinander denken."
Aenne erhob sich und reichte ihm die Hand.
Robert Hellmers packte sie mit beiden Händen und beugte sich tief über sie. Seiire brennenden Lippen schienen in ihrem langen, wilden Kusse sich schmerzhaft einzubrennen. Tenn Aenne schloß einen Augenblick die Augeu und preßte die Lippen zusammen. Sie unterdrückte eiu heißes Seufzen. — Dann begaben sich beide, Seit- Seite, in das G-ewoge des Festes zurück.
Fortsetzung folgt. ,