BerkiU, 29. Mai. Wie Pfarre Fischer vv« -er Markuskirche mitteill, ist die Meldung, daß gegen ihn von seiner Vorgesetzten Behörde ein Verfahren eingeleitet Wrden sei, richtig. Das Vorgehen der Behörde sei er- ftlgt, weil er in der letzten Osterpredigt die Auferstehung Christi geleugnet habe. Pfarrer Fischer ist bereits von dem Konsistorium aufgefordert worden, sich zu verantworten.

wird also mit ihm verfahren wie mit dem Pfarrer Jatho zu Köln.

München, 29. Mai. Zur Erinnerung an die 25- jährige Regentschaft des Prinzregenten werden am 10. Juni von der bayerischen Postverwaltung zwei besondere Freimarken zu 5 und 10 Pfg. ausgegeben. Diese Mar­ken sind nur vom 10. bis zum 30. Juni giltig und nur für den deutschen und deutsch-österreichischen Verkehr bestimmt.

Frankfurt M, 30. Mai. In der hiesigen Um­gebung hat gestern: nachmittag ein furchtbares Ge­witter unberechenbaren Achaden angerichtet.

Ausland.

Durch Räuber entfuhrt.

Der Ingenieur Friedrich Richter, technischer Be­amter der Firma Karl Zeiß in Jena, der im Auftrag der Geographischen Gesellschaft in Thüringen eine Reise in die Balkanberge unternahm, ist beim Aufstieg auf den Olymp von griechischen ub e rn ü b er fa ll en undent- führt worden. Me ihn begleitenden beiden Gendarmen wurden von den Räubern ermordet, ihre Leichen wur­den in einem Gehölz bei Kokinoplo gefunden. Zur Ver­folgung der Räuber sind zwei Militärabteilungen von Mafona, drei von Koßkoy und eine von Katerina abge- gangxn, außerdem alle verfügbaren Gendarmen soivie eine aus früheren Bandenmitgliedern bestehende Kompagnie von Freiwilligen. Die türkische Regierung inacht die Behör­den verantwortlich, weil sie Richter nur zwei Gendar­men zur Begleitung gegeben haben.

Saloniki, 30. Mai. Tie Behörden von M onastir sollen einen Brief des von Räubern weggeschleppten In­genieurs Richter erhalten haben. Richter schreibt, daß er sich wohl befinde und um Ueberscndung desLösegel d-s bitte.

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Rom protestiert.

Pius X. läßt gegen Portugal einen Ukas los: Portugal habe seinem religionsfcindlichcn Werke dieKrone aufgesetzt durch Erlaß eines Trennungsgesetzes. Der Papst könne nun nicht mehr schweigen, da das Gesetz den AbfalldesStaatesvon G o t t verkünde und mit der katholischen Religion breche, zu der sich fast die Gesamt­heit der Bürger bekannte. Das Gesetz sei nicht ein Tren­nungsgesetz, sondern ein Raubgesetz gegen die katho­lische Kirche, was die materiellen Güter angeht, und ein Gesetz tyrannischer Unterdrückung auf geistigem Gebiet. Infolgedessen verurteilt der Papst das portugiesische Trenn- ungsgdfetz, erklärt es für null und nichtig (!) und ohne Gewicht gegenüber den unverletzlichen Rechten der Kirche, spendet fein wärmstes Lob dem portugiesischen Episkopat und Klerus, die dieses Gesetz verurteilt haben und ermahnt, die einträchtige Verbindung mit dem Kl. Stuhl zu wahren.

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Saloniki, 29. Mai. Auf Befehl Torgut Schewket Mchas hat der Vormarsch der Truppen von Tuzi, Kastrati und Gurinje gegen die montenegrinische Grenze begonnen, um diese ab'zusperren und den Ma- lissorendie Gelegenheit zu nehmen, nach Montenegro zu entkommen. Torgut Schewket Pascha hofft den Aufstand in kurzer Zeit ohne große Opfer zu ersticken. Auf der Landstraße bei Florina sind 40 Landleute ermor­det ausgesunden worden. Der Bevölkerung im Bezirk von Florina hat sich infolgedessen große Erregung be­mächtigt.

Rom, 30. Mai. Eine Verkäuferin aus Mai­land hat den Kammersänger Caruso auf 200 000 Lire Schadenersatz wegen gebrochenen Eheverspre­chens eingeklagt.

London, 29. Mai. Das Oberhaus hat die zweite Lesung der Parlamentsbill einstimmig angenom­men.

Washington, 29. Mai. Ter Oberste Gerichts­hof hat gegen den Tabaktrust entschieden.

Württemberg.

Dteuftnachrichte».

Der König hat den Oberkonfistorislrat tit. Direktor von Krafft dei dem Evangelischen Konsistorium seinem Ansuchen entsprechend unter Anerkennung seiner langjährigen treuen und vorzüglichen Dienste ! m den Ruhestand versetzt, den Obcramtsrichter Holland in Aalen zum dienstaufsichtführenden Amtsrichter in Langenburg ernannt, den ! Bezirksnotar Breitling in Hayingcn seinem Ansuchen gemäß an ! das Bezirksnotariat Ebingen versetzt, den Oberkanzlisten Sekretär ' Truckenmüller bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart unter Ver­leihung der Verdienstmedaille des Kronordcns seinem Ansuchen ge­mäß n, den Ruhestand versetzt, den Bahnhofverwalter Klett in Balingen auf die Stelle des Güicrverwalters in Cannstatt seinem Ansuchen entsprechend versetzt, den Eisenbahnsekretär Raible bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen zum Bahnhofvcrwalter ui Unterboihingen befördert und den Bauwerkmcister Boger zum Bahnmeister m Altshauseu ernannt, dem Oberamtssekretär Müller bei dem Oberamt Neckarsulm die uachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst zum Zweck des Uebertritts in den Kommunaldienst er­teilt. Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Verkehrs- °°teilu»g, hat auf die Stelle des Stationsverwalters und Postver- valters in Essendorf den Stationsvcrwaltcr Sch ulte 8 in Wcilder- stadt auf Ansuchen versetzt, die Stelle des Stationsverwalters in i Straßberg in Hohenzollern dem Eisenbahnassistenten Keckeiscn in «rbach übertragen und den Stationskasfier Kißling in Ulm seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt.

Aus -en Kommissionen.

Tie Kommission für innere Verwaltung behan­delte den Entwurf eines Gesetzes betr. die Eber- und Ziegenbockhaltung in zweiter Lesung. Im rvesent- üchen wurden die Beschlüsse erster Lesung aufrechterhalten. Tn Art. 3 wurde die Vorschrift, haß die Verträge der

Gemeinden mit den betr. Tierhaltern vom BezirksLat zu genehmigen seien, gestrichen. Weiter wird der Artikel 5 gestrichen, der ine Aufhebung einer Gemeinde-Eber­oder -Ziegenbockhaltung von der Genehmigung des Be­zirksrats abhängig macht. Sodann wurde zu Art. 14 ein Zusatzantrag Sommer angenommen, nach welchem einem Landwirt der betreffenden Gemeinde die Ausstell­ung von interimistischen Zulassungsscheinen übertragen lverden kann, um unnötige Kosten zu ersparen. Dieser Schein gelte nur bis zur Vornahme der ordentlichen Schau uird für die betreffende Gemeinde. Hierauf wurden einige Referate verteilt. .Die Berichterstattung über die Anträge Kraut und Maier betr. die Entschädigung bei Maul- und Klauenseuche usw. wird dem Mg. Schmid- Herrenberg, über die Anträge Dämbacher und Berroth betr. die Egelseuche dem Mg. Schmid-Neresheim über­tragen. Für die Eingabe des Wirtsverbands betr. Kon- zessionspslicht des Flaschenbierhandels und Abschaffung des Umgelds wird Mg. Maier-Blaubeuren als Bericht­erstatter aufgestellt. Tie Eingabe des Technikerverbandes, die Bauordnung später in Kraft treten zu lassen, wird als durch den kürzlich erfolgten Kammerbeschluß erledigt erklärt. Ueber den Antrag betr. die Bekämpfung über­tragbarer Krankheiten wird Mg. Mattutat referieren.

In der Sitzung des Finanzausschusses wurde u. a. die geschäftliche Behandlung der Gehaltsordnung und der Deckungsmittelvorlagen im Plenum und dessen Geschäftslage bezüglich der nebenhergehenden Etatsbe­ratung im Beisein des Ministerpräsidenten und des Kam­merpräsidenten erörtert; wobei die vorherige Durchbe­ratung der Teckungsmittel wenigstens in der Hauptsache im Ausschuß- che die Gehaltsordnung im Plenum auf die Tagesordnung gesetzt wird, allseitig als zweckmäßig und einzig korrekt bezeichnet, auch die Enblockbeschlußfass- ung über die Gehaltsordnung als notwendig, auch den Vorgängen von 1901 entsprechend, ebenso aber auch eine Beschränkung der Etatsberatungen mit einer Kontingen­tierung der Einzeletats als unerläßlich erklärt wurde. In dieser Woche soll der Etat des Departements des In­nern fertig beraten, die Pfingstwoche dem Finanzausschuß srcigelaffen und die Gehaltsordnung aus die T<v- gesordvnng des 13. Juni gesetzt werden. Tie Hinüber­gabe der Kammerbeschlüsse zur Gehaltsordnung an das andere Haus kann nach einmütiger Aussprache nicht hin­ausgeschoben werden, bis alle Teckungsmittel in der 2. Kammer endgiltig festgestellt sind, zumal die Regierungs-- lotterievorlage noch ansstehl. /Tie zweite Lesung der Lchrerbesoldungsvorlagen wurde in der Sitzung beendigt.

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Ein neues Spruchbuch. Tie bevorstehende Er­neuerung des Gesangbuchs für die evang. Kirche Mlrttem- bergs macht auch eine Neubearbeitung des Spruch- und Liederbuchs zum Gebrauch in den evangel. Schulen des Landes irötig. Einer uns zugegangenen Mitteilung zufolge ist eine Kommission, bestehend aus Mitgliedern der Oberbehörden und einer Anzahl von Geistlichen und Schulmännern, berufen worden, welche sich mit der Aus­wahl und Fassung der Memorierlieder sowie mit der näheren Anpassung der Memorieraufgabe an den Lehr­plan von 1907 zu beschäftigen haben wird.

Stuttgart, 29. Mai. In der Fortschrittlichen Volkspartei Groß-Stuttgart sprach heute abend Dr. Gertrud Bäum er, die verdiente Führerin der li­berale:! Frauen und Mitglied des Zentralausschnsses der Fortschr. Volkspartei, über Liberalismus und deutsche Bildung. Rednerin ging von dem Gedan­ken aus, daß der Liberalismus eine Kulturbewegung sei. Er wuchs hervor aus der Selbständigwerdung des Menschen und fand seinen ersten Ausdruck in der Refor­mation. Me Kultur des 19. Jahrhunderts sei gleich­falls im Zeichen des liberalen Gedankens der Freiheit des Einzelnen geständen, und man könne sagen, daß die Kultur der germanischen Völker überhaupt eine Schöpf­ung des Liberalismus sei. Me Knlturgegensätze unserer Zeit , sind darin zu suchen, daß eine Weltanschauung das Ziel in der Ausgestaltung der Freiheit des Einzelnen sieht, während eine andere Weltanschauung diese Freiheit mög­lichst zu beschneiden sucht. Der gebildete Deutsche ist heute liberal, aber er ist es noch nicht politisch. Unsere Arbeit muß darauf Hinauszielen, ihn auch politisch li­beral zu machen. Rednerin schloß unter lebhaftem Bei­fall, nachdem sie auch die Frauen zu politischer Mitarbeit aufgefordert hatte. Auf den Vortrag folgte eine leb­hafte Di skussion, der die überaus zahlreich erschie­nenen Zuhörer mit lebhaftem Interesse folgten. Es spra­chen noch: Stadtgeometer Kercher, Rechtsanwalt Tr. Lahn­stein, Frl. Plank, Frl. Reis, Rechtsanwalt Payer II und Frl. Perlen.

Stuttgart, 29. Mai. Tie Volkspartei Cann­statt hielt am Samstag ihre Generalversammlung. Me Neuwahlen ergaben als 1. Vorsitzenden Herrn Fabrikant R. Haag«, als Schriftführer Herrn Rechtsanwalt Roth­schild, während die anderen Ausschußmitglieder bis auf einen Herrn dieselben blieben. Eine recht lebhafte Aus­sprache entwickelte sich n. a. über die verflossene Stadt- schnltheißenwahl. Bei diesem Punkte wurde mit Freude konstatiert, daß die Kammerverhandlungen der letzten Tage bewiesen haben, wie richtig die Haltung der Leit­ung der Volkspartei Stuttgart sowohl in der ganzen Stadt­schultheißenwahl als auch insbesondere gegenüber dem Kandidaten Lautenschlager war.

Laichittgen, 29. Mai. Heute fand hier eine gut besuchte öffentliche Versammlung statt, in welcher Rechts­anwalt Payer II (Stuttgart) über politische Fragen re­ferierte. Im Anschluß hieran wurde ein fortschritt­licher Bürgerverein gegründet, welchem sofort etwa 50 Mitglieder beitraten.

Nah und Fern.

Unfall eines Prinzen.

Aus Potsdam wird vom 29. berichtet: Prinz Joachim von Preußen hat sich bei den heutigen mil:- tärischen Hebungen in de ritz, die in Gegenwart des Kaisers stattgefnnden haben, eine ernstliche Fußverletzung

zn-gezogen und wurde, im.Automobil nach den: Kabinetts­haus in Potsdam gebracht. Me dort vorgenommene ärzt­liche Untersuchung hat einen Bluterguß ins rechte Kniege­lenk ergeben.

Der Brand i« Newyarker Bergniignngspark Traumland,,.

Coney Island, Newyorks bekannter Vergnüg­ungspark, ist durch ein Großfeuer größtenteils zer­stört worden. Das Feuer brach imDreamland", dem Vergnügungspark, aus, das berühmt ist durch den hell erleuchteten Turm, der meilenweit ans dem L^eau sichtbar war, und für die überseeischen Dampfer das Wahr­zeichen gewesen ist, daß der Hasen Newyorks nicht mehr weit war. Außer demTraumland" ivurden viele Ho­tels und Verg:rügnngslokäle, die durchweg aus Holz und Papiermache erbaut waren, vollständig einge- ä scher t. Der Turm, der einer lodernden Riesen­fackel glich, .stürzte zusammen. Die Feuerwehr war machtlos, da die Hochdruckleitung infolge Wasser­mangels versagte. Viele Löschzüge kämen infolge der großen Entfernung erst an, als der Brand schon eine un­geheure Ausdehnung angenommen hatte. Djer Meeres­strand setzte schließlich dem Feuer eine Grenze. Dient Umstand, daß das Feuer in später Stunde ausbrach, ist es zu verdanken, daß keine Panik ausbrach und kein Verlust an Menschenleben zu verzeichnen ist- Die größte Ge­fahr für das Publikum drohte von der Menagerie, Perrari imTraumland". Die Polizei ordnete sofort! die Tötung aller wilden Tiere an für den Fall, daß, die Entfernung der fahrbaren Käfige unmöglich sein sollte. Ein einarmiger Tierbändiger namens Bonavita rettete einen jungen Löwen aus den Flammen, der bas! einzige überlebende von den achtzig Tieren der Menagerie ist. Es war unmöglich- die Tiere zu erschießen, da das Feuer zu schnell vordrang. Das Gebrüll der bren­nenden Tiere war furchtbar anzuhören. Unter ihnen befanden sich fünf dressierte Löwen, von denen jeder 10 000 Dollars wert war, u:ü> ein vortrefflich dressierter Elefant. Tier große LöweSultan" brach aus seinem Kä­sig aus. Es wurden zahlreiche Revolverschüsse aus ihn abgegeben, bis er schließlich durch einen Axthieb ge­tötet wurde. Eine Kinderbrutanstalt wurde zu­erst durch das Feuer zerstört. Zwei Wärterinnen retteten fünf Säuglinge mit Hilfe eines Polizisten und schafften sie in das Haus eines Arztes. Ter Schaden wird ans drei Millionen Dollars geschätzt. Der baldige Wiederaufbau desTranmlandes" ist zwar beschlossen, je­doch ist der Geldverlust in Anbetracht der neubeginnen­den Saison unberechenbar. Coney Island ist in früheren Jahren mehrfach durch Feuer zerstört worden, wurde je­doch jedesmal schöner wieder cmfgcbaut.

Eine ähnliche Katastrophe wird heute aus Franziska gekäbelt: Montag vormit­tag brach in den Chut es, dem größten Vergnügungspark San Franziskos, ein B rand aus, dem der ganze Ge­bäudeblock mit Ausnahme eines massiven Theaters zum Opfer sielen. Bisher sind drei Leichen geborgen worden.

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Me Lokomotive des Eilzngs Stuttgart-Calw erlitt aut Sonntag vormittag zwischen Leon b erg und Weil der Stadt durch Platzen eines Rohrs einen Maschinenschaden. Es mußte von Calw eine Reservemaschine beigebracht wer­den. Der Zug verspätete sich dadurch um 1 Stunde 10 Minuten.

In Vaihingen a. F. wurde ein junger Schmied- geselke Namens Karl Schmid wegen Verdachts eines Diebstahls bei seinem Meister verhaftet. Obwohl dem Ver­hafteten durch den Landjäger vor seiner Inhaftierung alle Gegenstände angenommen wurden, hat er einen Revolver zu verbergen gewußt, mit dem er sich im Ortsarrest er­schossen hat.

In Huzenbach OA. Freudcnstadt fiel beim Holz- abladen der 16jährige Wilhelm Sackmann, Sohn des Gemeinderats S., ein Stamm auf den Kopf, daß die Hirn­schale zertrümmert wurde und der Tod alsbald eintrat.

In der sächsischen Stadt Bärenwalde brach in der Bürstenfabrik Ernst Tittel ein Feuer aus, das das Wohn­haus, das Seitengebäude und das Kesselhaus vollständig einäscherte, sämtliche Maschinen zerstörte und 12000 M Bargeld vernichtete. Ms Ursache des Brandes! wird Blitzschlag vermutet.

Bei Sambo Witz, Strecke Breslau-Brieg entgleiste ein Probezug, der zum Ausprobicren einer neuen Schnell­zugsmaschine vom Breslauer Hauptbahühof äbgelaffen worden war. Ein Heizer wurde getötet, drei Eisenbahn­beamte verwundet.

Gerichtsaal.

Der Fall Schluchter vor dem Reichsgericht.

Leipzigs 29. Mai. Das Schwurgericht Heil­bronn verurteilte am 25. April 1911 den Lokomotiv­heizer Otto Schlächter wegen Ermordung seiner Ehefrau Luise Schluchter geb. Schmidt zum Tode und zum dauern­den Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Das Motiv der Tat war ein Liebesverhältnis, das Schluchter mit einer gewissen Frieda Kutterer unterhielt. Schluchter legte gegen dieses Urteil Revision beim Reichsgericht ein und rügte Verletzung des formellen Rechts. In der Hauptverhandlung seien zu Unrecht Be- weisergebnisse vorausgenommen worden und durch die Zu­sammenfassung der Verdachtsmomente seitens des Vor­sitzenden sei den Geschworenen die Art der Würdigung der Ergebnisse der Hauptverhandlung förmlich einge­hämmert worden, während der Angeklagte bis zum Schluß seine Unschuld versichert habe. Der höchste .Ge­richtshof verwarf indessen das Rechtsmittel als un­begründet.

Man!» and Klauenseuche

ist weiter ausgcbrochen in Rappach, OA. Weinsbcrg. Erloschen ist die Seuche in Siglingen, OA. Ncckarsulm, in Serres, OA. Maulbronn, in Kohlwald, Gemeinde Culzbach, OA. Gaildorf, und in der Teilgcmeiade Holzhcim, OA. Göppingen.