Der Kaiser und die Politik.
Kaiser Wilhelm hat wieder einmal eine allerdings ganz kleine politische Rede gehalten, in der er ein bischen Bethrnann Hollwegsche Sammelpolitik trieb. Ten Anlaß dazu bot eine Huldigung d e. r S t r a ß b u r g e r S tu denten während des jüngsten Aufenthalts des Kaisers im Reichsland. Dieser besondere Huldigungsakt wurde veranstaltet, weil die Studenten, unzufrieden mit dem Matz, der ihnen bei der Einweihung des Denkmals Kaiser Wilhelms I. vom kommandierenden General v. Fab eck angewiesen worden war, an dieser Feier nicht teilnahmen. llnd doch hatten sie sich in der löblichen Unterwerfung, die der neuzeitliche Student schon an und für sich dem Militär gegenüber an den Tag legt, durchaus nicht vordrängen, sondern hinter den Regimentssahnen der Straßburger Garnison am Kaiser vorüberdefilieren. Bei dieser Gelegenheit hielt der Kaiser nach der Rede des Vorsitzenden des Studentenausschusses folgende Ansprache:
„Ich erwarte von Ihnen, daß, wenn Sie einst ins Leben hinaustretcn werden, Sie gelernt haben werden, aus dem, was in unserem Vaterlande vorgeht, daß die Partei nicht die Hauptsache ist, sondern einzig und 'allein das Gedeihen unseres Vaterlandes nndunseresVolkes. Wenn Sic das Interesse daran voranstellen, so hoffe ich, daß stets Ihr Leitstcrn und Ziel sei das Wohl des Vaterlandes."
Diese Ansprache könnte man Wort für Wort unterschreiben, wenn der Kaiser damit den schwarz-blauen Block hätte treffen wollen, denn dieser hat in der letzten 'Zeit bei jedem Gesetz gezeigt, daß er die Partei und sogar die persönlichen Interessen der Parteimitglieder über das Wohl des Vaterlandes stellt. Das ist nicht nur bei der Reichsfinanzreform, sondern auch bei jedem anderen Gesetzgebungswerk deutlich in die Erscheinung getreten. Mer wie die Verhältnisse bei uns liegen, dürfte der Tadel, der in den Worten des Kaisers lag, nicht gegen jene gerichtet gewesen sein, die die schlecht e n Gesetze der letzten Zeit g e ma cht haben, sondern gegen die Parteien der Linken, die in der letzten Zeit fast immer die Regierungsvorlagen gegen die Verschlechterungen durch die sogenannten Regierungsparteien zu verteidigen hatten. Der Erfolg war allerdings schließlich meist der, daß die Regierung vor dem Willen der Konservativen und des Zentrums kapitulierte und ihr „Unannehmbar" nur Forderungen der Linken gegenüber aufrecht erhielt.
Die Aufforderung, die der Kaiser an die Studenten richtete, im Sinne der Bethrnann Hollwegschen Sammelpolitik tätig zu sein, schließt aber die politische Unterwerfung unter die Konservativen in sich, denn die verstehen unter Sammlungspolitik nichts anderes als Scharung unter ihre Parteifahne. Die Konservativen geben von ihrem Parteiprogramm nicht das mindeste auf, ganz gleichgiltig, ob sie dadurch dem Vater- kande schaden. Wenn also der Kaiser jemand hätte ins Gewissen reden wollen, so hätte er das gegenüber den Konservativen und dem Zentrum tun müssen, die, besonders in dem Bestreben den Fürsten Bülow zu stürzen, sich jederzeit von Parteiinteressen haben leiten lassen. Aber der Parier der Kanalrebellcn gegenüber nützen gute Ermahnungen doch nichts; das weiß der Kaiser wohl und deshalb versucht er es nach der anderen Seite hin. Wir glauben aber kaum, daß er damit Glück hat, wenigstens nicht, solange die Konservativen sich nicht bessern.
Deutsch-französischer Friede in Marokko.
Cs ist recht bedauerlich, daß sich gerade jetzt, vierzig Fahre nach dem Friedensschluß zwischen Deutschland und Frankreich, die Beziehungen der beiden Länder wegen der Marokkofrage wieder recht bedenklich zugespitzt haben. Allerdings haben die Franzosen auf die recht energische Note der'„Nordd. Mg. Ztg." hin ihr Vorgehen in
Friede macht Reichtum, Reichtum macht Uebermnt, Uebermut bringt Arieg, Rrieg bringt Armut, Armut macht Demut. Demut macht wieder Frieden. Geiler von Aeysersberg.
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Theater.
Noma» von Ernst Gcorgy.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Einer her Herren mischte sich mit einem banalen Kompliment in das Gespräch. — Nenne überhörte es absichtlich. Ihre Augen hasteten auf dem über alles'geliebten Antlitz. „Und es geht Ihnen gut?" fragte sie leise.
„Es gehl uns immer besser, als wir es verdienen!" entgegnete er heiser. „Man arbeitet und wurstelt sich eben so fort. Geht es Ihnen nicht ebenso, Fräulein Gel — ttncr?"
„Es jst gut, daß ich kaum, zum Nachdenken komme", sagte sie. „Mein Beruf und mein Verkehr nehmen meine ganze Zeit, und das ist gut. Tann kommt man wenigstens nicht zum Grübeln über-"
„Sie wohnen da jetzt auf der Menschheit Höhen," meinte er ironisch, „eigentlich haben Sie doch alles erreicht, was Sie sich damals ausgemalt haben. Ihr Ehrgeiz muß doch befriedigt fein."
Ihre Augen brannten plötzlich: „Tic scheinen sich noch dessen zu erinnern, was ich mir einst ersehnte!"
„Ich habe ein gutes Gedächtnis, gnädiges Fräulein!"
„Und doch scheinen Sie manches vergessen zu haben, wenn Sie sagen, daß ich alles erreicht habe. Zu meinem. Glück fehlt noch viel!"
„Ob das andern nicht auch so geht?" fragte er bitter lachend.
Nenne erschauerte. Sie wurde sehr bleich. Plötzlich flog ein Ausdruck der Energie über ihr Antlitz. „Wir sind allzumal Sünder," sagte sie laut, ^,der eine versäumt, der andere verträumt sein Glück. Der dritte tritt cs mit Füßen!"
„Und dem Vierden naht es nicht einmal," fuhr Robert fort. „Oder cs tritt an ihn heran, lacht ihn an und verschwindet."
„Tann hat er eben das Zugreifen nicht verstanden! Daran scheitert soviel, nicht wahr, meine Herrschaften?"
Marokko, das ganz den Anschein eines Lroberungszuges machte, nun als Beruhigungsexpedition deklariert und auch deren Umfang bedeutend eingeschränkt, aber eines schönen Tages wird doch wohl der Augenblick kommen, wo Frankreich offen die Fahne des Protektorats in Marokko auspflanzt, da sich auf die Dauer kaum der Zustand aufrecht erhalten lassen wird, daß Frankreich durch die Stellung einer starken Schntztruppe ohne Entschädigung alle Pflichten übernimmt, sich aber in die Rechte, die sich daraus ergeben, mit den anderen Marokko-Interessenten teilen soll; denn daß cs sich bei der Lage dcrDinge in Marokko sobald zu einer Zurückziehung der französischen Besatzungen in Marokko kommen wird, ist nicht anzunehmen. Veröffentlichte doch erst gestern wieder der Tanger Korrespondent der Londoner „Times" eine Botschaft des Kaids der Bcni Mter, Akka D n i m e n i, des eigentlichen Führers des Berber-Aufstandes, derzufolge der Aufstand den Zweck habe, den Sultan Mulay Hafid und seinen Großwefir El Glaui zu stürzen, weil sie nichts für das marokkanische Volk getan hätten, vielmehr ihre Hauptaufgabe im Plündern, Morden und Erpressen erblickten. Während aber Frankreich dem Kampf Mulay Hafids gegen den abgesetzten Sultan Mdnl Asis noch verhältnismäßig neutral gegenüber stand, hat es sich jetzt entschieden ans die Seite des Ursurpators Mulay Hafid gestellt und behandelt Len Kampf der aufständischen Stämme gegen diesen wie eine Empörung gegen die französische Herrschaft. Ein Selb st be st immnngsrecht der M arokka - uer besteht also bereits nicht mehr.
Was soll nun aber Deut s ch land tun? Einen europäischen Krieg wegen Marokkos anfangen, verlohnte sich doch wohl kaum. Wir werden also sehen müssen, daß 'wir uns wegen Marokkos schicdlich-friedlich mit Frankreich auseinandersetzen. Dazu gemahnt uns auch der Tag des Friedensschlusses, bei dem Frankreich außer den Wunden, die ihm schon der Krieg geschlagen hatte, durch den Verlust Elsaß-Lothringens und die Fünf-Milliarden- eutschädigung weitere schwere Schädigungen zugcsügt wurden, die es auch heute, nach 40 Jahren, nicht verwunden hat. Immerhin hatte sich in der letzten Zeit allmählich eine Besserung der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland ergeben, bis die Marokkosrage wieder störend dazwischen trat. Sollte es nun nicht möglich sein, in dieser Frage zu einer friedlich-schiedlichen Auseinandersetzung zu gelangen? Einen Krieg will niemand außer einigen professionellen Säbclrasslern; um aber die Franzosen auf friedlichem Wege wieder aus Marokko hinauszukomplimentieren, dazu können wir ihnen anderweitig zu wenig als Entschädigung bieten. Es wird also schließlich wohl nicht anderes übrig bleiben, als daß wir Marokko den Fra nzvsen überlassen gegen die vertragliche Zusicherung der offenen Tür und etwaige Entschädigungen ans anderen Gebieten. So wie der Zustand jetzt ist, kann er auf die Taunr nicht weiter bestehen, und wenn wir einen recht beherzigenswerten Wunsch aussprechen dürfen, so ist es eben der, daß der deutsch-französische Frie- densschluß in der Marokkosrage recht bald Zustandekommen möge.
Deutsches Reich.
Deutscher Ne i che tag.
Berlin, 11. Mai.
Am Bundesratstisch Staatssekretär Tr. Delbrück. Auf dem Platze des Abg. Tr. Lender (Ztr.), der heute vor 40 Jahren in den Reichstag eingetreten ist, liegt ein Blumenstrauß. Präsident Graf Schwerin-Löwitz eröffnet die Sitzung um 12.20 Uhr. Das Hans setzt die Beratung der
Reichsversicherungsordnung
bei Z 339 fort. Verbunden wird die Beratung der M bis 350 (Zusammensetzung der Kassenorgane bei den
wandte sie sich an alle. „Dias Glück ist oft eine kleine, arme, törichte Dirne. Da muß man es packen, rücksichtslos zugreifen, und es an seinem Herzen bergen! — Mer selbstredend, wer das kleine Dirnchen dann allein in die Welt stößt und Jahre verzögert, und nach rechts und links guckt und raufend Rücksichten nimmt, und vielleicht aus Gründen des elenden Mammons nicht sein Glück an sich reißt und es verteidigt, der ist ein Tor!"
„Ein Esel!" sagte ein Herr wieder.
„Oder ein Mitschuldiger, ein Sünder," sagte Aenne betont, „vor allem darf solch ein zagender Zögernder kein Richter sein und sich als Pharisäer aufspielen!"
Robert hatte sich jäh entfärbt. Er nahm einen Schluck und meinte dann: „Ach so, gnädiges Fräulein, geteilte Schuld — halbe Schuld!?"
„Fraglos," entgegnete sie stark, „Wer, lieber Herr Hellmers, um das zu erkennen, muß man erst die Distanz zu seinen Taten haben. Ach Gott, wie sieht der Weg oft anders aus, wenn man nah? am Ziele zurückschaut! Man überwindet, reif geworden, alles. Man denkt sogar im Sinne Tolstois über ungerechte Anklagen als Läuter- ungsstation! Doch wir sind ins Philosophieren geraten. Das führt zu nichts!"
„Es kann ganz amüsant sein!" sagte Robert. „Sie hatten früher stets Anlagen dazu!"
„Ah, die Herrschaften kennen sich von früher?"
„Aber gewiß, Prosessorchen, wir waren einst gute Freunde, Herr Hellmers und ich, sehr gute! Wissen sie noch, wenn ich „Bobbelche" zu Ihnen sagte: „Bobbelche!?" Aenne sprach es girrend, weich und doch in wildem Schmerz.
Robert zuckte zusammen. „Ich habe nichts vergessen." Er sah sich um, als wollte er fliehen.
Aenne bemerkte es, „Wollen Sie nicht einmal zu mir kommen? Wir sind beide alt und kalt geworden, da kann man schon einmal wie Kameraden über die Vergangenheit plaudern." Sie forschte in seinen bleichen Zügen.'
„Sie überschätzen Ihr Alter und meine Kälte," cnt- gcgnete er leiser, „im übrigen gehe ich in diesen Tagen nach Amerika und habe erschreckend viel noch vorher zu erledigen."
Aenne war erblaß:. Sic nahm ihm die Tasse fort.
Orts- und Landkrankenkassen). Abg. Graf Westarp (Kons.): Tie Sozialdemokraten haben uns vorgeworfen wir wären Trappisten geworden, wir hüllten uns in Schweigen. Da rufe ich Ihnen zu: memonto mori! (Heiterkeit). Für uns zeigen sich die letzten Endziele dn Sozialdemokratie in den Musterungen ihrer Vertreter sowie auch in der Haltung der Arbeiter, die zum größten Teil nichts von der Wirtschaft der Sozialdemokraten m den Krankenkassen wissen wollen. Tie Sozialdemokratie setzt sich mit Gesetz und Recht in Gegensatz und schlägt den Interessen und Anschauungen des öffentlichen Lebens ins Gesicht, um ihre Parteiintercssen zu fördern. (Großer Lärm bei den Sozialdemokraten, brausender Beifall rechts. Abg. Ledebour ruft: „Sie bellen wie ein Polizeihund". Abg. Metzger ruft: „Frecher Junker". Beide erhalten einen Ordnungsruf). Wir wollen daran festhalten, daß nur unbestrafte Menschen öffentliche Aeinter bekleiden und daß öffentliche Geldmittel nur zu dem Zweck bestimmt werden, zu dem sie gesetzlich gegeben sind. Dagegen verstößt die Sozialdemokratie fortgesetzt. (Brühne (2oz.) ruft „Gemeinheit!" und wird deshalb zur Ordnung gerufen). Graf Westarp fährt fort: Tie Kassenleitung darf nicht parteiisch gehandhabt werden. Gerichtlich ist festgestellt, daß ein nicht sozialdemokratischer Kassenbeamter durch die Behandlung seitens der Sozialdemokraten zu Tode gehetzt wurde. Wir wollen erreichen, daß die Krankenkassen wieder das werden, wozu sie geschaffen sind, nicht Bersorg- ungsstätten für sozialdemokratische Agitatoren, sondern Stätten der Fürsorge für die Kranken.
Abg. Eschhorn (Soz.): Wir haben die Schlamperei aus den Kassen herausgebracht und positive sozialpolitische Arbeit geleistet, wie keine andere Partei. Sie wollen auf Grund des möglichen Mißbrauchs tausende von Arbeitern entrechten und dem Gutdünken der Verwaltungsbehörden ausliefern. Tie Heuchelei und das Pharisäertum können nicht schlimmer sein, als sie in den Ausführungen des Grgfeu Westarp erscheinen, dessen Partei aus der einen Seite die ganze politische Macht mißbraucht und andererseits uns das Recht absprechen will, daß wir irgend einen Posten mit Sozialdemokraten besetzen. Eine Lüge ist es, daß die Ortskrankenkassen Vcrsorgungsstätten seien für unfähige Genossen. Unsere Genossen sind als Kassen-Ternburgs anzusehen. Sie waren gut genug, die Lotterwirtschaft zu beseitigen. Die unerhörte Beleidigung, als ob es sich um eine Schar von Verbrechern handle, hat niemand Außer dem Grafen Westarp ausgestellt, ein Manu, der als Richter in Berwaltnngssachen Recht sprechen soll und der glaubt, in solchen Dingen objektiv sein zu können. (Ter Vizepräsident ruft den Redner wegen der letzten Musterungen zur Ordnung).
Staatssekretär Dr. Delbrück: Ter Borwurf der Entrechtung der Arbeiter und der Sozialdemokratie trifft nicht zu. Wir wollen für einzelne Orte und Betriebe viele kleinere Kaffen bilden. Heute liegen die Dinge so, daß die Kassen mit ihrer großen Beamtenhierarchie zu Trägem aller möglichen politischen Bewegungen gemacht werden, die nicht im Einklang stehen mit den Stellungen. Das Amt muß in absoluter Unparteilichkeit verwaltet werden und deshalb müssen wir entsprechendes Beamtenpcrsonal haben. (Zuruf: Rekrutendrillerei!) Ich will nicht bestreiten, daß in vielen Fällen einwandfrei gewirtschaftet ist, andererseits haben Sie Mißstände zugegeben. (Zuruf: Und bei den Behörden?) Bei den Behörden gibt es gesetzliche Bestimmungen, die den Chef in hie Lage setzen, einen solchen Beamten zu entfernen und dies wollen wir auch bei den Kassen haben. Es ist nachgewiesen, daß die Kontrolleure ihre Tätigkeit benutzen, um festgustellen, ob die Kaffenmitglieder sich in der richtigen Organisation befinden. (Zuruf des Abg. Hoch: Das ist dummes Zeug) Staatssekretär Delbrück forts.: Das Gesetz hat die Möglichkeit eines Einschreitens der Aufsichtsbehörden so geregelt, daß in denjenigen Fragen des Kassenwesens, die die Arbeiter angehen, hinsichtlich der Krankenversorgung es
„Hören Sir," fuhr jetzt ein Herr auf Robert los, „Sie sagen, schreien, brüllen nicht Ihr Ja, wenn eine Gettner Sie einladet? Das ist phänomenal!"
„Herr Hellmers hat mich nie verwöhnt," die Schauspielerin sagte es völlig klanglos. „Glückliche Reise äffo, und denken Sie stets an: geteilte Schuld — halbe Schuld!"
Robert verneigte sich steif und entfernte sich schwerfällig. Ihn: war, als beständen seine Glieder aus Mar- myr, so kalt und schwer schienen sie ihm.
Die Zurückbleibenden, welche erst das Gefühl hatten, einem schwerwiegenden Wiedersehen beigcwohnt zu haben, atmeten auf. Nenne wurde wieder so übermütig, so ausgelassen und unbefangen, Laß jeder Verdacht schwand und der kurze Besuch bald 'vergessen war.
10. Kapitel.
Aenne bäumte sich auf, warf das Zeitungsblatt auf den Tisch und sank wie ohnmächtig in ihren Stuhl zurück. Tann -— nach Minuten, packte sie es von neuem; und ihre brennenden Augen überflogen die Spalten. 'K war keine optische Täuschung. Da stand es groß und deutlich:
„Seine Verlobung mit Fräulein Gertrud Harnstein, Tochter des verstorbenen Rittergutsbesitzers Herrn Theodor Hainstein und seiner gleichfalls verstorbenen Gemahlin, Frau Elise Hamstern, geborene Brenner, gestattet sich, statt besonderer Meldung ganz ergebenst
anzuzeigen.
Robert Hellmers."
„Robert Hellmers! Robert-—" Aenne schrie
es wild hinaus. Wie in einem Delirium las sie du wenigen Zeilen immer und immer wieder und wollte doch ihrem Inhalt nicht Glauben schenken. Schließlich stierte sie verzweifelt in die Lust. Es brach etwas nicht M Benennendes, Rätselhaftes in ihr zusammen. Sie wuM selbst nicht, was es war. Mer sie fühlte doch deutlich» daß ihre ganze Liebessehnsucht sich noch jetzt in diesem Manne konzentriert hätte. Daß doch noch die Hoffnung auf Vereinigung mit ihm unzerstörbar in ihr gelebt.
Und nun? — ...
„Er liebt mich ja noch!' Er liebt mich!" ries w laut aus. Vor Wochen, auf dem. großen Fest ui der Philharmonie, hatten es ihr seine Züge, seine WM verraten. — (Fortsetzung folgt )