keutnaut von Schlichtung schritt in Begleitung des Korps- Kommandanten die Wachmannschaft ab und richtete mit der Hand den Kopf des Täters gerade. Dieser glaubte sich geschlagen und feuerte bine Kugel ab, die den Magen und den Darm durchbohrte und die Wirbelsäule und das Rückgrat verletzte. Beide Füße sind gelähmt. Wne sofortige Operation im deutschen Hospital gelang; doch ist von Schlichtung nach einigen Stunden seinen Ver­letzungen erlegen. Ter Sultan Und der Minister üb ermit­telten dem deutschen Botschafter ihr Bedauern über den Vorfall. Ter Mo rder soll morgen erschos­sen werden.

Rom, 28. März. Ter König hat Kaiser Wil­helm folgendes Antworttelegramm gesandt:Tie Glück­wünsche, die Tu mir in Deinem Namen und im Namen der Kaiserin mit so großer Herzlichkeit aussprichst haben mich tief gerührt. Diese Gefühle finden in meinem Her­zen und in den: Herzen des italienischen Volkes ein Echo. Das Bündnis unserer beiden Völker, die durch Bande so aufrichtiger gegenseitiger Sympathie vereinigt sind, wird immer eine mächtige Garantie bilden, für ihren Fort­schritt und dem der Welt."

Saloniki, 28. März. Etwa 4000 Malissaren griffen die türkischen Blockhäuser an der Grenze an und bemächtigten sich einer Anzahl von ihnen. Drei­ßig Soldaten wurden getötet, zwanzig gefangen genommen. Zur Zeit richten sich die Angriffe an die Blockhäuser von Tuzi. Tie Lage im Vilajet Skutari ist ernst. Tie Aeronauten machen - mit den Mon­tenegrinern an der Grenze gemeinsame Sache. Eine weitere Ausdehnung der Erhebung ist wahrscheinlich. Bier Ba­taillone unter Thorgut Pascha gehen nach Skutari ab.

Württemberg.

Dienstuachrichteu.

Der König hat den technischen Eisenbahnsekretür Rucß bei der Gisenbahnbauinspektion Balingen zu der Eisenbahnbauinspektion Ravensburg seinem Ansuchen entsprechend versetzt und den Bauwcrk- «eister Rank zum technischen Eisenbahnsekretür bei der Eisenbahn- hochbauscktion Ulm ernannt. Die Gcneraldirektion der Staatseisen- bahnen hat die Eisenbahiiayisteuteii Hauser in Hermarmgcn un- Sta» den meyer in Nagold auf Ansuchen gegenseitig versetzt.

Ter Kultelat in der Finanzkonrmisfion.

Ter Finanzausschuß trat am Dienstag in die Be­ratung des Kultetats (Kapitel 4597); Berichter­statter ist Tr. Eisele (Vp.), der in der Einleitung aüs die bedauerlich sparsame Gestaltung des Etats hinweist. Bei Kap. 45 (Ministerium und Kollegium) wird hie Er­ledigung'einiger Zulagen und Honorierungen znrückgestellt. Bei Ersatzleistungen (Kap. 46) kommt die Haftpflichtver­sicherung als im Interesse der Lehrer gelegen zur Sprache. Tie Beiträge an bedürftige Gemeinden zu Kirchen, Pfarr­häusern und Schulgebäuden führen zu Erörterungen über den Begriff derBedürftigkeit"; der früher nur auf Ge­meinden unter '10000 Einwohnern angewendet' wurde. Jede Ausdehnung des Begriffs würde ganz bedeutende Mit­tel sdamals 330000 M) erfordern. Der Aufwand für einen Schulfaal sollte 1215000 M nicht überschreiten. Mehrfach greift die jetzige Gestalt des Kultetats in dis Nufbesserungsvorlagc über, so bei Kap. 49, 6a und 54, 2,6, wo der Geistlichen-Unterstützungsfonds in Erwartung der Genehmigung dieser Vorlage die Stellvertretnngskosten der Geistlichen in Krankheitsfällen künftig ganz übernimmt. Beim höheren Seminar (Stist) in Tübingen macht der Kult minist er auf eine Anfrage von volksparteilicher Seite nach den Plänen der Regierung die Mitteilung, daß die Regierung am Internat festhält; die Haus- und Stu­dienordnung wird 'abgeändert, über die Baupläne sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen; ein Umbau käme auf nicht ganz 500 000 M. Beim Kap. 56 macht der Kult­minister die Mitteilung, daß den von der Zweiten Kammer beim FallHeilig" geäußerten Wünschen entsprochen wor­den sei;' in allen Fällen, in denen es sich um Austritte oder Entlassungen eines Zöglings handelt, muß die Staats­regierung unter Vorlegung der Akten benachrichtigt wer­den. Der Etat der Landesuniversität wird bis auf die Kliniken erledigt.

Tie Frage der außerordentlichen Professoren und Pri­vatdozenten ist, wie hie Revision des organischen Statuts der Universität in Behandlung; ersterer wird unter ge­wissen Voraussetzungen Beteiligung an Fakultätssitzungen und eine gewisse Vertretung im Senate eingeränmt werden; die rechtliche Stellung der Privatdozenten wäre durch ein Gesetz 'zu regeln. Betr. einer Aendernng der Ausbildung der Apotheker (ob an der Technischen Hochschule und än der Universität) sei mit Vorsicht vorzugehen. In manch anderen Trugen sind Neuregelungen vorgesehen. Die Zu­rückstellung der außerordentlichen Professur für Hautkrank- . heit und der Errichtung einer Klinik wird allgemein be­dauert. Ter Antrag des Berichterstatters, unter der Vor­aussetzung der Zustimmung der Regierung diese außeror­dentliche Professur mit sofortiger Wirkung zu genehmigen und in tunlichster Bälde, spätestens im nächsten Etat die Mittel zum Bau einer Klinik für Haut- und Geschlechts­krankheiten einzustellen, wird mit 12 gegen 2 (B-anern- bund)Stimmen angenommen. Morgen Fortsetzung.

Die württernb. Pferdezucht.

In Aulendorf fand unter dem Vorsitz des Fürsten von Waldburg-Wolfegg die Generalversammlung des ' Württ. Pferdezuchtvcreins statt. Anwesend waren n. a. Ministerpräsident von Pischck, Präsident von Haag und Landesoberstallnwister von Pentz. Nach dem Ge­schäftsbericht zählte der Verein im lehren Jahr 1691 Mit­glieder, von denen 133 auf den Neckarkreis, 212 auf den Schwarzwaldkreis, 326 auf den Jagstkreis und 1020 auf den den Donaukreis entfallen. Ter Verein hat aus Holstein 7 Zuchtstuten im Wert von 11800 M eingesührt und 39 Zuchtpferde an Mitglieder vermittelt, 140 Fohlenbesitzer mit Weidegeldzuschüssen und 274 mit Zuchtprämien bedacht und aus diese Weise 454 Vereinsängehörige mit einem Ge­samtbetrag von 26 060 M unterstützt. Ter Staatsregier- ung wurde der besondere Dank des Vereins für die tat­kräftige Unterstützung .ausgedrückt. Die Jahresrechnung

weist 137 471.99 M in Einnahmen und 137 129.09 M in Ausgaben ans. Mit Rücksicht auf die stets wachsen­den Aufgaben des Vereins wurden die Zuchtprämien aus 25 M pro Fohlen festgesetzt und die kostenlose Lieferung derZeitschrift für Pferdezucht und Pferdekunde" aufge­hoben. lieber die vom Verein am 1. September letzten Jahres eröffnete Fohlenzuchtanstalt Grimmenstein teilte Pferdeznchtinspektor Krasft mit, daß der Verein für die Instandsetzung derselben, Ankauf der Fohlen und Futter­mittel, für Mobiliar und Stallrequsiten bis jetzt 11500 Mark aufgewendct habe. Weitere Ausstattungen stehen bevor. Bei der Ergänzungswahl des Ausschusses wurden die bisherigen Mitglieder: Oberstleutnant Luithen, Gras von Westerhold, Freiherr von Perglas, Freiherr von Her­mann, Oberamtstierarzt Dcntler(Wange^) wiedergewählt. Neu gewählt wurde Oberamtstierarzt Andelfinger (Saul- ganst Für den Jagstkreis wurde als Mitglied in den Aus­schuß gewählt: Domänendirektor Otto in Waldenburg. Oberstleutnant Luithen sprach sodann überRemontier­ung". Staatsmimster v. Pischek hob die Verdienste des Vorsitzenden um den Verein nud ganz besonders seine Opferwilligkeit hervor, die sich in der Errichtung und Leitung der Fohlenzuchtanstalt Grimmenstein besonders dartun.

Eßlingen, 28. Mürz. Die aus allen Kreisen der Einwohnerschaft sehr gut besuchten öffentlichen Vorträge, die Oberbürgermeister Tr. Mülberger über seine Amerika reise zu Gunsten der Errichtung einer Volks­bibliothek hielt, ergaben einen Ertrag von rund 2000 M. Ta außerdem vom hiesigen Konsum- und Sparverein zu diesem Zwecke, wie man hört, 1000 M gestiftet wurden, so ist eine hübsche Grundlage geschaffen.

Ehingen, 28. März. Zum Schultheißen von F r a n- ken Hofen wurde Matth. Scheib le gewählt.

Nah und Fern.

Schlimmes Bersche«.

Die achtzehnjährige Stieftochter des Bäckers und Atusikers Bahn meier in Kleina spach OA. Marbach rrank statt Wein versehentlich ein Glas mit Lauge aus. Kurz darauf fanden sie ihre Angehörigen auf dem Boden der Backstube lie­gend und vor Schmerz sich windend. Das unglückliche Mädchen hat sich innerlich völlig verbrannt und liegt jetzt so schwer dar­nieder, daß nur geringe Hoffnung auf Erhaltung des Lebens besteht. Sie war erst kürzlich ans einem Stuttgarter Kranken­hause entlassen worden und wollte einige Tage zur Erholung im Elternhause znbringen.

Ein freundlicher Sämann.

Ein in angeheiterter Stimmung unfreiwillig ansgeführter Streich eines biederen Handwerkers in Kirchberg a. M. wirs viel belacht. Dieser hatte sich Saatfrncht gekauft, säte diese aber statt aus seinen eigenen auf den danebenliegenden Acker eines Arbeiters. Als ihm seine Tat klar wurde, verlangte ev von dem Beglückten auch noch Entschädigung. Der Arbeiter er­klärte ihm aber, bah er die ausgestreute Frucht auslesen und so entfernen möge, denn er habe beabsichtigt, seinen Acker mit einer anderen Frnchtart zu bestellen.

Zur Nachahmung!

Bis Enbe voriger Woche haben in Haberschlacht 6 Schulkinder bereits 320 Puppen des H eu- u n d Sa n e r -- Wurms geliefert. Damit sind schon über hunderttau­send Sauerwürmer vernichtet. Mn Knabe hat in vier Nachmittagen nach der Schulzeit 108 Stück gesammelt und will sich damit sein neues Lesebuch verdienen. Man sieht daran, daß in der Tat Puppen genug vorhanden sind. Und da man noch nicht gewiß weiß, ob die Rebenblüte rasch vorübcrgeht, so daß der Sauerwurm wenig schaben kann, empfiehlt cs sich doch, die Puppen nach Möglichkeit zu vernichten. Es wäre im Interesse des ganzen Weinbaues zu wünschen, daß sich überall Kinder ans Pnppensammeln machten.

UnglücksfaL oder Verbrechen.

In Illingen fand man am Samstag morgen in einem Graben in der Nähe des A. H. Scheytt'schen Hau­ses die Leiche des C. Angermaier von Bai hingen a. E. Er hatte eine schwere Wunde am Kops. Tie Untersuchung tvird ergeben, ob er in den GralKn gefallen, oder was wahrscheinlicher ist, geworfen wurde.

Immer findig.

Man liest von da und dort, daß am Blnmentag die Reifen zu frühe ausgegangen sind. Auch in einem Nachbarort von Buchau trat diese Verlegenheit ein. Aber die Blumenmädchen wußten bald Rat und Hilfe, sie bettelten die verkauften Blumen wieder den Besitzern ab und verkauften sie abermals.

Durch die Autokurbel getötet.

Als ein Chauffeur am Dienstag morgen in Friedrichs­hafen den Motor seines Wagens antreiben wollte, wurde er von der Kurbel ins Genick getroffen. Der Schlag brock ihm das Genick, sodcch er bald darauf starb.

Hotelbrand.

Während mehrere Vereine im Höret zum Deutschen HauS in Rörd ! ingen eine gesellige Unterhaltung veranstalteten, brach plötzlich Feuer aus, dem das Hotel zum Opfer fiel. Die Menschen konnten sich zwar rechtzeitig in Sicherheit bringen, doch wurden von den Feuerwehrleuten infolge Einsturzes einer Zwischenmauer mehrere verletzt und eingeschlossen, jedoch noch rechtzeitig gerettet. Ueber die Entstehungsursache des BrandaS ist noch nichts bekannt.

Gymnasiast und Dieb.

Aus dem Hauptsteueramt in Mannheim wurde am Samstag abend ein großer Diebstahl verübt. Ter 18 Jahre alte Sohn Kurt des Oberbuchhalters Leist vom Hauptsteyeramt hatte seinem Vater die Schlüssel zu dessen Bureau und der darin befindlichen Kasse genommen. Am. Samstag abend, als sich niemand mehr in dem Bureau befand, begab er sich dorthin, verschaffte sich mit dein seinem Vater entwendeten Schlüsseln Eingang in dessen Bureau und entnahm der Kasse 5 4 000 M. Seit dieser Zeit ist der Junge verschwunden. Trotz eifrigster Fahnd­ung der Kriminalpolizei ist es bis jetzt noch nicht gek­lungen, irgend eine Spur von dem Aufenthalt des Diebes zu erforschen.

InStuli ga r t brach in der in der Räpplenstraße ge­legenen Bonbonsabrik von Moser Roth Feuer aus. Ter Brand entstand infolge eines Rohrdefektes in der im Tach- stock gelegenen Mälzerei und griff so rasch unr sich, daß sin Teil des Tachstockes zerstört wurde, bevor es der Feuer­wehr gelang, di'r Flammen Herr zu werden. Ter Schaden ist nicht unbeträchtlich. Ter Betrieb der Fabrik erleidet je­doch keine Unterbrechung.

Tie Leiche des Mädchens, das mn 26. Februar d. in Kirchberg in der Jagst ertrunken ist, als sie ihren vom StM'M fvrtgewehtcn Hut wieder zu erlangen suchst ist heutcko-ei Tiemboth gefunden worden. Das Mädchen heißt Broz und war von Gaggstall gebürtig.

TW Expreßzug Barcelona-Madrid ist bei Tarra- entgleist. Dabei wurden drei Personen getötet und 7 verlehs

Luftschiffahrt.

Der Aviatiker Fiedler

unternahm Dienstag früh ans dem Cannstatter Wa­sen einige Flüge, ivobei er beträchtliche Höhen erreiche und sämtliche Manöver gnt gelangen. Später nahm er dann noch einen Passagier zu sich. Auch dieser Flu» gelang sehr gut. Fiedler beabsichtigt, in der nächsten Zeh einen großen Ueberlandflug zu machen.

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Paris, 28. März. Ter Flieger C e ü ist heute nahe bei Paris mit seinem Flugzeuge gestürzt. Sein In­stand ist hoffnungslos.

Gerichtsaal.

Heilbronn, 28. März. (Strafkammer.) Der 22 Jahre' alte Taglöhuer Karl Christian Wildprett von Höfen OA. Neuenbürg, wohnhaft in Heilbronn, hatte sich wegen Diebstahls und der 18 Jahre alte Schlossergesille Wilhelm Benz von Lauffen a. N. wegen Hehlerei M verantworten. Wildprett logierte in einem Hause, in dem sich ein Kleider- und Herrenartikelgeschäft befindet. Im Februar ds. Js. ist er mehreremale in das Magazin des Geschäfts, das er mit einem Nachschlüssel öffnete, einge- drungen und hat daraus Kleidungsstücke, Trikot- und Mak- kohemden, Unterhosen, Rucksäcke, Sweater, Sportsanzüge, Taschentücher, Turnhosen, Fußball-Jacke, Radler-Gama­schen, Gürtel, Geldbeutel, usw. im Gesamtwert von ca. 150 Mark entwendet. Tie gestohlenen Gegenstände hat er in der Fabrik seine« Kollegen zum Kauf angeboten und znm Teil auch verkauft. Benz hat ein Paar Gamaschen, eine weise Sportshose, eine Turnhose, einen Kragenschoner im Werte von 8 M abgetanst. Wildprett wurde wegen em3 Verbrechens des schweren Diebstahls unter Zubilligung mil­dernder Umstände zu einer Gefängnisstrafe oon 6 Mona­ten verurteilt. Auf die erlittene Untersuchungshaft wurd; ein Monat in Anrechnung gebracht. Ter Angeklagte Benz wurde von der Anklage der Hehlerei unter Uebernahme der Kosten aus die K. Staatskasse sreigesprochen.

Hinter den Kulissen des zweiten Kaiserreiches.

Ueberraschende Einblicke in die intimen Hofkreise Napoleons III. und die Gesellschaft des zweiten Kai­serreiches gewähren die vor kurzem in London erschiene­nen Memoiren der Prinzessin Karoline Mnrat, aus denen umfangreiche Auszüge in derRevue" lvieder- gegeben werden. Tie Prinzessin, die Enkelin des Kö­rrigs voir Neapel und Tochter des Prinzen Lucien, >mr in den Vereinigten Staaten ausgewachsen. Auf die Kunde von der Erwählung Louis Napoleons zum Prä­sidenten der französischen Republik war ihre Familie nach Frankreich zurückgekehrt und in die regierenden Kreise ausgenommen worden. Die Prinzessin Karolitte, die im Jahre 1850 den Baron de Chassiron heiratete und die Schicksale des napoleonischen .Hanfes bis zu den letz­ten Tagen des Verbannten von Chislehurst miterlebte« blieb aber im Herzen Französin. Von diesem streng na­tionalen Standpunkt aus sind ihre nachgelassenen Me­moiren geschrieben, mit einer deutlichen Abneigung gegen die Kaiserin Eugenie, die für sie immer dieFremde" blieb; sie zeichnen sich aber durch scharfe Beobachtungs­gabe und eine flüssige, farbige Form der Darstellung ans. V,on der ersten Einladung der Gräfin M ontich und ihrer Tochter Eugenie nach Compiegne erzählt sie:

Louis Napoleon, der gegen Schönheit nicht unem­pfindlich war, lieh sich die junge Spanierin sogleich vor­stellen. Er sah sie in den Tuilerien wieder. Fräulein v. Montijo war damals nicht mehr ganz jung; sie zählt) schon 25 Jahre, aber war außerordentlich schön. Louis Napoleon verbarg seinem Onkel, dem König Jerome, durchaus nicht den großen Eindruck, den sie auf ihn ge­macht. Der Onkel schüttelte das Haupt.Sie ist ich' schön", sagte er,aber man kann sie nicht lieben, ohne sie zu heiraten." Er wußte, daß ihr spanischer Stolz nach der Würde der Kaiserin begehrte und daß sie Frankmch verlassen würde, wenn ihr heimlicher Wunsch sich st'.cht verwirklichte. Niemand war von der Laune des Kaiser-- überrascht, und auch nicht von dem Artikel desMom- teur", der die kaiserliche Heirat ankündigte. Als er,ie zum Altar führte,, war man entzückt von ihrem reichen blonden Haar, aber nur wenige Leute waren in das M'- heimnis des Kunstwerkes eingeweiht, das der Hofcoiffeiir Fslix vollbracht hatte. In Wahrheit hatte Früulem ch Montijo in dieser Zeit keine Haare mehr. Ich bin ge­nau unterrichtet, wie das kam. Sie liebte einen jix>- nischen Herzog bis zur Tollheit und glaubte sich wieder ge­liebt. Durch einen Zufall erfuhr sie, daß ihre Schwester, die sie sehr liebte, ihre Rivalin war. Sie wurde dcshm von einem so tiefen Kummer ergriffen, daß sie Gift na>M Lange war sie krank; man mußtd. ihr die Haare a rasieren. Als sie mit ihrer Mutter nach Frankreich km- trug sie die Haare kurz, und der große Seiden- voe. Sammetknoten, der als Chignon arrangiert >var, ver­barg die Wahrheit den schärfsten Blicken. ,

Ein tolles, übermütiges Treiben brachte die Kaist« in das Hofleben; ihre sprühende Lebenslust riß ihre lru gebung mit fort, während der Kaiser mit seinem kau und grüblerischen Temperament mehr abseits stand- , ? Prinzessin erzählte von einer Szene, als der Tod ^ Herzogs von Morny gerade zur Fastnacht dem P > eine höchst unerwünschte Trauer auferlegte, ck" drückter und ärgerlicher Stimmung war man ,

Plötzlich ergriff eine bizarre Idee den Gast der Kay ' ohne Zweifel eine Erinnerung an ihre BohsmejUg Sie setzte sich rittlings auf ihren Stuhl, ergriff me ^ wie die Zügel eines Renners und galoppierte rM 2