Zur Sicheren rnge.

Deutschenhetze in Posen.

Berlin, 5. Aug. Wie dieBerl. Morgenpost" meldet, nimmt die systematische Deutschenhetze in der früheren Provinz Posen ihren Fortgang. Viele Mitglieder deutscher Vereinigungen l urden verhaftet und nach Eraudenz geschleppt. Bewaffnete l 'lnische Banden durchziehen das Land und mißhandeln deut­sche Bauern unter dem Vorwand, Haussuchungen nach Waffen vorzunehmen. Die Pferde werden den Bauern weggenommen.

Italien anerkennt die Unabhängigkeit Albaniens.

Mailand, 4. Aug.Avanti" meldet, daß in der vergange­nen Nacht das Abkommen zwischen Italien und der Regierung von Tirana unterzeichnet worden ist, nach welchem die Unab- Einzigkeit Albaniens anerkannt wird. Italien wird Valona : "umen und nur die Insel Sasseno behalten. Eine Kommission >,us italienischen und albanischen Delegierten wird sich nächstens nach Rom begeben zur Ratifikation des Abkommens und zur Aufstellung der Handels- und Wirtschaftsklauseln. Heute be­ginnt die Heimbeförderung der italienischen Truppen.

Eine griechische Schlappe in Kleinafien.

London, 4. Aug. (Reuter.) Der griechische Bericht mel­det: Bei Dennirdji (Kleinasien) wurde ein 24stündiger Ver- zmeiflungskampf ausgefochten. Es wurde ein vorgeschobenes Bataillon von einer stärkeren Streitmacht von Kemalisten ange­griffen. Die Griechen mußten sich schließlich zurückziehen. Die Mannschaft einer Maschinengewehrabteilung, welche den Rück­zug deckte, blieb tot auf dem Platze.

China, Japan und Amerika.

Tokio, 31. Juli. China hat sich geweigert, den Vorschlag Japans auf Bildung eines gemischten Ausschusses zur Unter­suchung der Beschuldigung, daß Chinesen an dem Gemetzel von Mkolaijewsk beteiligt gewesen seien, anzunehmen. Die Ant­wort Japans auf die Weigerung Amerikas, die japanische Be­setzung Nordsachalins anzuerkennen, ist, wie man glaubt, fertig gestellt. Von zuständiger Seite wird erklärt, die Antwort werde nochmals nachdrücklich hervorheben, daß seitens Japans keine Be­strebungen nach Gebiesgewinnung vorhanden seien. Man sieht, daß Amerika China benützt, um geg. Japan zu intrigieren.

Bekämpfung des Kommunismus ln Amerika.

Amsterdam, 4. Aug. DieTimes" meldet aus Newyork: Nach beinahe dreimonatiger Dauer wurde der gegen 20 Mit­glieder der amerikanischen kommunistischen Arbeiterpartei ge­führte Prozeß beendigt. William Vrose Lloyd und seine Ge­fährten wurden für schuldig gefunden, an einer Verschwörung gegen die Regierung teilgenommen zu haben. Lloyd wurde zu einer Gefängnisstrafe von 5 Jahren und einer Geldstrafe . on 3000 Dollar verurteilt.

Auch die amerikanischen Neger rege» sich.

Amsterdam, 4. Aug. Aus Newyork wird gemeldet: Am 2. August wurde hier ein Kongreß zur Besprechung der Lage der schwarzen Raffe eröffnet. Bei der ersten Sitzung waren 20 000 Neger zugegen.

Vom miermliomle» SszislW-KoWch.

Eine Resolution an den Völkerbund.

Genf, 3. Aug. (Internationaler Sozialistenkongreß.) In der Resolution der Kommission für den Völkerbund heißt es: Der Internationale Sozialistenkongreß stellt fest, daß der Ver­trag von Versailles und die Verträge, die ihm gefolgt sind, die Welt in einem Zustand der Unsicherheit und Zerrissenheit ge­laffen haben, in einem viel beunruhigerenden Zustand, als er vor dem Kriege von 1914 war. Dieser Zustand führt zum Wei­terbestehen und zum Wachstum des Militarismus mit den Ge­fahren, die damit Zusammenhängen. Der Friedrnsvertrag hat eine Organisation deS Völkerbundes geschaffen, die die arbei­tenden Klassen im Interesse des Friedens nicht mit Feindselig­keit und Gleichgültigkeit behandeln können, aber sie haben die Verpflichtung, das Ungenügende und Unvollständige dieses Völ­kerbundes klarzustellen, dessen verdammenswürdigste Bestimmung die durch Artikel 12 des Vertrages erfolgte Anerkennung des Rechtes auf Krieg ist. Der Völkerbund kann nur eine tat­sächliche Sicherung des Friedens sein, wenn er zu einem inter­nationalen demokratischen Organismus wird, zusammenfassend alle Völker ohne jede Ausnahme; wenn er sich als fähig erweist, den eingegangenen Verpflichtungen nachzukommen, die bereits vom Luzerner Kongreß festgelegt wurden und wenn er die Mit­tel der Kontrolle und der Sicherung hat, die ihm ermöglichen werden, durch die Schaffung einer internationalen Polizei die allgemeine Entwaffnung aller Völker zu Lande und zu Wasser durchzusetzen. Es genügt nicht, daß der Völkerbund eine demo­kratische Verfassung hat. Zu wünschen ist, die Ausdehnung sei­ner Befugnisse hinsichtlich der Verteilung der Rohstoffe, der Transportmittel und auch der finanziellen Kriegslasten, die nicht bloß zum größten Teil zu Lasten der Nationen gehen können, die am meisten unter der Last des Krieges gelitten haben. Der Völkerbund wird, so verbessert und vervollständigt, das natürliche Werkzeug abgeben für die notwendige Umwandlung des Frie­dens von Versailles in einen gerechten und dauerhaften Frie­den. Festhaltend an den Grundsätzen der Wiedergutmachung wird ec eine gerechte Anwendung ermöglichen in der Art, daß den Völkern Mitteleuropas die Mittel gegeben werden, sich im gemeinsamen Interesse der Welt wieder zu erholen. Er wird die Landesgrenzen, die durch den Friedensvertrag endgültig festgelegt worden sind, durch Grenzen ersetzen, die den frei aus­gesprochenen Wünschen der Völker entsprechen. Der internatio­nale Kongreß fordert daher die sozialistischen Parteien der ein­zelnen Länder auf, alle ihre Anstrengungen darauf zu richten, ih/en Delegierten in die gegenwärtige Organisation des Völker­bundes Eingang zu verschaffen, um auf diese Weise seine in­nere Zusammensetzung zu ändern und seine Befugnisse zu er­weitern, um die Garantien zu schaffen, für die Uebereinstimmung aller Völker, die gleichmäßig och der Erhaltung des Friedens

interessiert sind. In einem so gesicherten Frledenszustand wird das ganze Wellproletariat, befreit von dem Mpdruck des Krieges und von den Geißeln der Rüstungen, feine Anstrengungen für seine vollständige Befreiung bis zum endgültigen Siege fortsetzen können.

-k-

Genf, 4. Aug. Der internationale Sozialistenkongretz nahm heute Vormittag eine Resolution an, die sich in dem einen Teil mit der Völkerbundsfrage befaßt, in ihrem anderen Teil mit dem Friedensproblem unter besonderer Behandlung des Ver­sailler Friedens, dessen unversöhnlicher Geist auch jetzt noch seinen unheilvollen Einfluß ausübe und die Sicherheit des Friedens gefährde. Gegen die Ausschreitungen des Militaris­mus in den besetzten Gebieten müsse gleichfalls protestiert wer­den. Das Proletariat müsse sein Recht auf Kontrolle der aus­wärtigen Politik energisch durchzusetzen versuchen. Der Kampf richte sich nicht gegen den Völkerbund, sondern diene seiner Be­einflussung und seiner Verbesserung. Schließlich wird gefor­dert, daß die Zentralmüchte in der ersten Sitzung des Völker­bunds in diesen ausgenommen werden. Weiter nahm der Kon­greß eine Entschließung an, die von den Regierungen die Be­reitstellung von Mitteln für die Kinderernährung fordert und die Unterstützung aller dieser Bestrebungen.

In der Nachmittagsfitzung wurde eine Resolution ange­nommen, die für Oesterreich eintritt und die gegen die ungleich­mäßige Behandlung protestiert, die die Entente Oesterreich und Ungarn zuteil werden läßt, das jetzt noch eine größere Armee halten dürfe, als der Friedensvertrag ihm gestatte. Die alliierten Negierungen werden dringend aufgefordert, gegen die ungarischen Machthaber, die die Existenz der österreichischen Republik bedrohten, einzuschreiten. Als der Kongreß über die Entschließung beraten wollte, die die Grundzüge für die Sozialisierung fesisetzen soll, wurde die Verhandlung von der Tribüne aus gestört, wo eine Gruppe Genfer Linksradikalen große Lärmszenen aufführte. Die Beratung wurde daher auf morgen Vormittag vertagt.

Französische Moral im besetzten Gebiete.

Berlin, s. Aug. DasBerliner Tagebl." veröffentlicht über Ausschreitungen der schwarzen Truppen im besetzten Gebiet furchtbare Einzelheiten aus einem amtlichen Aktenstück, das die Aussagen und die behördlichen Feststellungen über 44 von schwarzen Soldaten begangene Notzuchtverbrechen wiedergibt. Die unglücklichen Opfer, meist Mädchen und junge Frauen, aber auch Knaben im schulpflichtigen Alter, wurden nicht nur in bestialischster Weise genotzüchtigt, sondern auch ihrer Habselig- keiten beraubt. In mehreren Fällen lehnten die französischen Offiziere die strafrechtliche Verfolgung der Täter rundweg ab mit der Begründung, daß die Leute zweieinhalb Jahre von zu Hause weg seien undetwas haben" müßten.

Zusammenbruch des Putsche« in Zittau.

Dresden, 4. Aug. Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei teilt mit: Der von Unabhängigen und Spartakisten in Zittau vom Zauns gebrochene Generalstreik mit anschließendem Putsch ist schnell znsammengebrochen. Heute früh sind Abteilungen der Landessicherheiispolizei und der Reichswehr in Zittau einge- riickt und haben, ohne Widerstand zu finden, die Stadt und das Kraftwerk Hirschfeld besetzt. Die Terroristen des löer-Aus- schusses wurden, soweit man ihrer habhaft werden konnte, hinter Schloß und Riegel gesetzt. Mit*der Wiederherstellung der ge­setzmäßigen Zustände ist das Ziel der Regierung erreicht. So­weit der Zivilkommissar Anlaß zu Verhandlungen vorfindet, wird er nur mit den zuständigen Behörden und den Berufs­organisationen der Arbeiterschaft verhandeln. Die Aufhebung des Belagerungszustandes, zum mindesten für den Bezirk Löbau, ist nur eine Frage der nächsten Stunden.

Beschlagnahme von Heeresgeräten für Polen.

Berlin, 5. Aug. LautFreiheit" sind auf dem Anhalter Bahnhof und auf dem Ostbahnhof in Berlin von Eisenbahnern Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die für Polen bestimmt waren, entdeckt und beschlagnahmt worden. Die Heeresgeräte waren als harmlose Güter deklariert worden.

Die Kommunisten gegen das Entrvassnungsgesetz.

Berlin, 5. Aug. Gestern Nachmittag veranstalteten die Un­abhängigen und Kommunisten im Lustgarten zu Berlin eine große Protestversammlung gegen das neue Entwaffnunasgefetz. Die Veranstaltung, die einen ruhigen Verlauf nahm, wurde mit Hochrufen auf Sowjetrußland beschlossen. Demgegenüber ist folgende Nachricht interessant:

Berlin, 5. Aug. DerBerliner Lokalanzeiger" erfährt aus Königsberg, daß rechtsstehende Blätter berichten, anscheinend linksradikale Kreise hätten die dortige Friedenskommifsion der Entente auf angebliche größere Waffenlager in der Provinz auf­merksam gemacht. Da die Ententeoffizieren den Angebereien nachzugehen beabsichtigen, sei damit zu rechnen, daß fremdlän­dische Offiziere deutschen Grund und Boden durchsuchten.

Die bayrischen Zeitungsverleger gegen den Wucher auf dem Papiermarkt.

Nürnberg, 2. Aug. Eine am Sonnabend hier abgehaltene sehr zahlreich besuchte Hauptversammlung der Vereine Baye­rischer Zeitungsverleger nahm nach langer, sehr erregter Erörte­rung eine Entschließung an, in der im Hinblick auf die außer­ordentlichen Steigerungen des Druckpapiers und auf die damit iin Zusammenhang stehenden Riesengewtnne der Papierfabriken der Reichstag und die Reichsregierung dringend aufgefordert werden, hier einmal nach dem Rechten zu sehen, da es nicht angängig sei, daß die Papierfabriken und die Macher des Ringes auf Kosten der Allgemeinheit sich in unerhörter Weise bereichern. Die Versuche der Selbsthilfe seien vergeblich gewesen. Es wird gefordert sofortiger Preisabbau für Zeitungspapier auf vor­läufig wenigstens 2 Mark, wenn nötig Zwangsmaßnahmen gegen den Papierfabrikantenring, ferner bei den Gliedstaaten des

Reiches darauf hinzuwirken, daß das für die Herstellung des Zeitungspapiers benötigte Holz zu entsprechenden Preisen zur Verfügung gestellt wird. Schließlich wird verlangt, dafür zu sorgen, die erforderlichen Kohlenmengen für die Papierfabrika­tion sicherzustellen, damit neue Preisaufschläge nicht mit Arbeits­unterbrechung begründet werden. Komme der Abbau des Pa- pierpreises auf der angegebenen Grundlage nicht sofort zu Stande, so werde der Zusammenbruch der deutschen Presse un­vermeidlich sein. Ebenso lägen die Verhältnisse auf dem Ge­biete der Druckfarben. Ferner wurde von der Reichsregierung die Abschaffung der Anzeigensteuer gefordert und verlangt, von der bevorstehenden erdrückenden Erhöhung des Postzeitungs- tarifes abzusehen, zumal da es im eigenen Interesse der Reichs­regierung und aller Nachgeordneten Stellen liege, den Zusam­menbruch der Zeitungen zu verhüten, weil nur mit ihrer Hilfe die Regierung und die Behörden die unentbehrliche Fühlung- nahme mit dem Volke aufrecht erhalten könnten.

Am Stad! Md Lmd.

Calw, de» 5. August 1.920.

Zur Frage des Preisabbaus.

* Das Stadtschultheißenamt Calw hatte für Dienstag nachmittag Vertreter der hiesigen Geschäftsleute sowie des Be­amtenbundes und der freien Gewerkschaften zu einer Aus­sprache auf das Rathaus eingeladen. Auch Oberamtmann Gös, sowie Vertreter des Kommunalverbandes nahmen an der Sitzung teil. Der Vorsitzende, Stadtschultheiß Göhner, be­gründete die Einladung damit, daß aus den Kreisen der Konsu­menten dauernd Klagen geführt würden, daß die Geschäftsleute im Hinblick auf den Abbau der Preise immer noch zu hohe Ge­winne nehmen würden. Die Großhandlspreise seien wesentlich zurückgegangen, während sich der Kleinhandel immer noch zu keinem Abbau habe verstehen können. Es werde auch immer wieder auf die Preisabschläge in anderen Städten Württem­bergs hingewiesen, die im Benehmen mit Konsumentenvertre­tern vorgenommen worden seien. Von Setten der Geschäfts­leute und Gewerbetreibenden wurde gegenüber dieser Auffas­sung der Konsumenten zum Ausdruck gebracht, daß der Klein­handel und die Gewerbetreibenden keineswegs in einer benei­denswerten Lage seien, da sie in der Hauptsache noch teure Rohstoffe und Waren hätten, die zur Zeit der Hochkonjunktur zu Anfang des Jahres von den Fabrikanten in der Voraussicht des zu erwartenden Preisrückgangs in großen Massen abgestoßen wurden. Es sei ihnen deshalb unmöglich, ihre Waren zu sol­chen Preisen zu liefern, wie sie den Gewerkschaften und dem Beamtenbund direkt angeboten würden. Was die Zeitungs­meldungen über Preisabbau in anderen Städten anbelange, so sei darauf wenig zu geben, denn wenn der ehemalige Preis ge­nügend hoch angesetzt werde, so könne man gut 3040 Prozent Abschlag ertragen. Von verschiedener Seite wurde auch betont, daß beispielsweise in Pforzheim, Freudenstadt und Nagold, von wo u. a. ein solcher Preisabschlag gemeldet wurde, die Waren keineswegs billiger seien. Viele hiesigen Geschäftsleute hätten entsprechend der Marktlage die Preise ihrer Waren stillschweigend herabgesetzt, und selbst unter dem Einkaufspreis abgegeben. Die Geschäftsleute aller Berufszweige seien aber grundsätzlich ge­neigt, die Preise soweit als möglich, und teilweise auch mit Verlust, wie er durch die Marktlage bedingt sei, abzubauen. Da der Gewerbeverein noch nicht mit allen Geschäftsleuten Fühlung nehmen konnte, so konnten bestimmte Vorschläge über die Höhe des Abschlags auf den verschiedenen Gebieten noch nicht gemacht werden. Die Lebensmittelhändler haben einen Abschlag von 510 Prozent, die Schuhwarenhändler von 33 Prozent, die Schreiner von 40 Prozent beschlossen. Der Vorschlag des Vor-, sitzenden, die Geschäftsleute möchten ihre Waren auszeichnen, damit sich jedermann über die Höhe der Preise unterrichten könne, wurde von beiden Seiten gutgeheißen.

Die Vertreter der Gewerkschaften betonten, daß sie die Ver­teilung von Schuh- und Trtkotwaren deshalb übernommen hät­ten, um der Arbeitslosigkeit in jenen Industrien entgegenzu­wirken; außerdem habe man auch gehofft, dadurch im hiesigen Oberamt preisregulierend zu wirken. Während des Krieges hätten die Arbeiter (die Munitionsarbeiter kämen hier nicht in Betracht) und vielfach auch die Beamten von der Hand in den Mund gelebt, sodaß keinerlei Anschaffungen gemacht werden konnten. Jetzt seien sie abgewirtschaftet. Es fehle an Klei­dern, Wäsche, Schuhen, Küchen- und sonstigen Haushaltungs-

Mutrnatzliches Wetter am Freitag und Samstag.

Die Störungen lassen weiter nach, sind aber immer noch nicht ganz ausgcfüllt. Am Freitag und Samstag ist meist trockenes, ziemlich warmes, strichweise gewittriges Wetter zu erwarten.

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(SCB.) Stuttgart, 4. Aug. Vor dem Wuchergericht hatte sich der Gastwirt Jakob Hahl wegen Schleichhandels zu verant­worten, da er gegen einen Strafbefehl von 1 Woche Gefängnis und '800 Geldstrafe Einspruch erhoben hatte. Er berief sich, lt.Württemb. Ztg.", darauf, daß der Stuttgarter Polizeibe­amtenverein mit 400 Personen bei ihm essen wollte und daß ein Stuttgarter Polizeiwachtmeister ihm geraten habe, sich hinten­herum mit Fleisch und Wurst einzudecken. Er tat dies. ' Seine Strafe wurde von der Wucherkammer mit Rücksicht auf den Rat des Polizeiwachtmeisters auf 3 Tage Gefängnis und 800 Geldstrafe ermäßigt.

(SCB.) Friedrichshafen, 4. Aug. Gegenwärtig läuft hier das Gerücht um, auf dem Bahnhof befänden sich 6 Waggons mit Kriegsmaterial nach Warschau. Die Untersuchung hat jedoch, lautSeeblatt", ergeben, daß es sich allerdings um für War­schau bestimmte Sendungen handelt, die indes Lastkraftwagen enthalten und von einer Türmer Firma aufgeliefert wurden. Wohl infolge der militärisch schlechten Lage Polens und der dadurch bedingten Wirtschaftskrise hat der Absender seine Ware« wieder telegraphisch zurückverlgngt.