^Mdirektor Kr. Wcight, angestrengt hatte, weit dieser «jt Bezug auf einen vom Kläger entworfenen Jagdpacht- verttag geäußert hatte, der Vertrag sei „die reine Oberammergaunerei", war der Beklagte von der ersten Jn- Laisz fteigesprochen worden, wogegen der Wäger Berufung siegte. Das Schöffengericht hatte erklärt, der Angeklagte HM lediglich durch den Ausdruck „Oberammergaunerei" eine witzig-humoristische Kritik eines formularmäßigen Vertragsentwurfs zunr Ausdruck bringen wollen, wobei zu berücksichtigen sei, daß der Vertragsentwurf eine einseitige Autereffenwahrnchnru,ng und einen auf Ausbeutung der Mchter gerichteten Inhalt erkennen lasse. Tie Berufung As Klägers gegen diese Freisprechung wurde vom Landgericht kostenpflichtig verworfen, da dem Angeklagten der Schutz des Z 193 St.-G.-B. zur Seite stehe und eine M-- der Beleidigung nicht festzustellen gewesen sei.
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Kairo, 24. Jan. Ter Vorsitzende der eghptischen Ikuionalpartei, Mohamed Ferid, wurde wegen Veröffentlichung des Vorworts zu"einem ausrührerischem Ge- tzich! zu sechs Monaten Gefängnis oernrteilt.
Luftschiff ahrt
Ei« neuer Lerrkvatto«.
Berlin, 23. Jan. Tas neue lenkbare Siemens Sch«ckert-L u s t sch l ff, das heute nachmittag von der Biesdorfer Halle aus seine erste Probefahrt unternahm, ist nach ^ständiger Fahrt wieder glatt vor der Halle «landet und war um cha-l Uhr in der Halle untergebracht. >Das Luftschiff hatte aus der ganzen Fahrt in allen seinen Teilen tadellos funktioniert. Trotzdem das Luftschiff einer starken Sonnenbestrahlung ausgesetzt war, war die Hülle bei der Landung noch ganz straff; es zeigte sich keinerlei Senkung. Tie Fahrt wurde eigentlich nur mit hen vorderen Maschinen bewerkstelligt, mit denen eine Geschwindigkeit von wenigstens 12 Seknnden-Metern erzielt wurde.
Abgeweht.
Pisa, 23. Jan. Als heute nachmittag der Flieger Mranchi unk dem Kommandanten der in Pisa liegenden : Brigade, General Tchaurand, als Passagiers einen Flug ,M seinem Zweidecker unternahm,' stürzte das Flugzeug ' M etwa 100 Meter Höhe infolge eines Windstoßes -lätzlich ab. Ter General zog sich leichte Gesichtsverletz- angen zu, Cobianchi brach das linke Bein.
Vermischtes.
Die Tragödie des Clowns.
Durch das Geständnis eines sterbenden Zirtusclowns müde, wie der „Ins." aus Budapest geschrieben wird, M einiger Zeit eine geheimnisvolle Mordaffäre aufgeweckt, die sich vor 40 Jahren zutrug, und die einen wirklichen Roman aus dein Lebert in sich schloß. In einem Zirkus namens Lody, der vor 40»-50 Jahren der größte Zirkus der Welt war, trat-ein Clown namens Schmidt Ms, der wegen seiner scherzhaften Einfälle sich der größten BÄiebtheit beim Publikum erfreute. Schmidt verliebte sich sterblich in eine schöne Kollegin, eine Seiltänzerin, die eines Tages plötzlich verunglückte, da der Strick chres Trapezes in einer Höhe von 50 Metern über dein Erdboden zerriß. Aus dem Sterbebette gestand jetzt Schmidt folgendes ein: Tie Seiltänzerin wollte seine Lie- beswerbnngen nicht annehmen. Als nun eines Tages der Aonm sie in ihrer Garderobe überfiel, nahm sie eine Reit- bertsch«, die sie in der Manege gebraucht, und prügelte ihn WS der Garderobe hinaus. Ten Vorfall hatte niemand gesehen und beide Beteiligten schwiegen darüber, da er ihnen beiden keine Ehre machte. Tie schöne Seiltänzerin und Zirkusreiter»! glaubte nun vor dem verliebten Bald Ruhe zu haben, da er ihr offenbar nicht mehr nachstellte. Sie kümmerte sich darum gar nicht weiter um seine Handlungen. Tatsächlich aber hatte der Clown den Schnupf, dev ihm die von ihm angebetete Frau angetan hatte, mcht vergessen, sondern er sann, wie er dem Richter er- Mte, auf Rache. Schließlich führte er folgenden teuflischen Plan aus: Tie Seiltänzerin zeigte ihre Kunst aus einem 50 Meter hohen Trapez. Hieraus baute er seine Absichten. Lines Nachts schlich er sich in den Zirkus- Em und begoß das Seil der Seiltänzerin in der Mitte mit einer ätzenden Flüssigkeit, durch die das Seil verbrannt wurde. Am nächsten Tage wartete n gespannt in der Gerderöbe aus den Erfolg seiner verbrecherischen Tat. Tie Seiltänzerin stieg wie gewöhnlich das Trapez, um ihre Kunststücke vorzuführen. Aber ichon nach wenigen Sekunden belehrte ihn der Schreckens- schrer der Menge, daß ihm sein furchtbares Werk gelungen Tie Seiltänzerin hatte kaum einige Hebungen gemacht, als das Seil entzwei riß und die Tänzerin in dieTiefe stürzte. Sie blieb mit zerschmetterten Gliedern tot liegen. — Erkundigungen, die aus das Gestünd- ^ hin angestcllt wurden, ergaben, daß die Mitteilungen des Clowns aus-Wahrheit beruhten. Zu jener Zeit war dWchlich eine 'Miltänzerin tödlich verunglückt.
Abenteuerlustige „American Girls .
Tie Amerikanerinnen sorgen dafür, daß die Welt stzlP langweilig wird. Heute liefern sie wieder den Stoff kür zwei mehr als seltsame .Geschieht chen, die von New- ^ ünd Oklahoma telegraphiert werden. In Newyork M Frau Josephine Grasso ihren Gatten, den Besitzer »es Leichenbestattungsgeschästes, aus Scheidung verklagt. TvAngestellter, der als Mike Bindi bekannt war, M ihrem Glück das Grab gegraben. Bindi rvar ein außer- ,?Eich hübscher und schlanker junger Mensch mit tief- Wvarzem Haar und tiefschwarzen Augen, die eigentlich s, ^ traurige Geschäft, in dem er Mr. Grasso treulich stand, ein wenig zu hell funkelten. Wo eine sonders vielversprechende Leiche war, wurde Bindi zu .^^^Ernden Hinterbliebenen geschickt, und seiner sanften H,,s? 5 ^ür> 8 skunst gelang es gewöhnlich, Mr. Grasso die Schaft zu gewinnen. Kein Wunder, daß Bindi hoch
in der Gunst seines Herrn stand. Auch Mrs. Grasso fand das ganz natürlich, bis ihr plötzlich jäh die Augen geöffnet wurden: Ein Witwer kam unvermutet in das Beerdigungsinstitut, uni seine Frau begraben zu lassen, und war nicht wenig erstaunt, als er den netten jungen Bindi mitten unter den Särgen iu den Armen Herrn Grassos fand, schlich sich von dannen, ohne bemerkt worden zu sein und teilte Frau Grasso mit, was er gesehen hatte. Am nächsten Tage werbarg diese sich in einem Sarge und hatte von diesem unheimlichen Versteck aus die beste Gelegenheit, ihren sündigen Manu zu beobachten. Zugleich aber überzeugte sie sich, daß Bindi gar kein Mann, sondern ein verkleidetes Mädchen war. Bindi wurde verhaftet, aber das Gesetz konnte ihm, vielmehr ihr, nichts an- haben. Sie gab zu, daß sie Monate lang als Mann maskiert Mr. Grasso geholfen Hane, seine Leichen zu begraben. Sie hatte ihn aus einem Balle kennengelernt und war ihm sofort in sein Sargmagazin gefolgt. Um immer
frsnrlsi
Küsten?
Der Schauplatz des Ballonungliicks.
Zur Katastrophe des Ballon« „Hildebrandt", der jetzt im Göhrens« bei Wildenbruch in Pommern mit seinen toten Insassen aufgefunden wurde.
in der Nähe des Geliebten sein zu können, hatte sie sich in die Rolle des Lechenbestatters-Gehiksen gesunden. Gagen solche Liebe vermochte das Gericht nichts und gewährte deshalb Frau Grasso die von ihr gewünschte Scheidung. — Aus Tulsa in Oklahoma wird telegraphiert, daß dort zwei junge Mädchen vor einem großen Publikum einen regulären Faustkamps ausgesucht haben, der nach sechs Stunden endete. Beide Mädchen wurden halbtot ans dem „Ring" getragen. Ihre Kostüme unterschieden sch wenig von denen Johnsons und Jessries, und die eine nannte sch Bestie Martin, Meistersaustkämpserin von Oklahoma City, die andere Nellie Bennett, Champion von Chicago. ' . s
Der Kavalier ieoffizicr als Ballettänzerin.
Ein Offizier, der sich als Ballettänzerin produziert, ist immerhin etwas Neues und Ungewöhnliches. Tie in San Francisco erscheinende „Jtalia" weiß über ein solches Phänomen folgendes zu berichten: „Ter Leutnant Hamilton Bowie vom 9. Kavallerie-Regimenc, ein stattlicher' und iu der eleganten Welt von San Francisco überaus beliebter junger Mann, wird sich demnächst vor dem Kriegsgericht seiner Garnison zu verantworten haben. Es ist dies das zweite Mal, daß Leurnant Bowie vor den militärischen Richtern zu erscheinen hat. Ter junge Offizier ist angeklagt, weil er, wie es in der Anklageschrift heißt, Handlungen begangen hat, die eines Offiziers und eines Gentleman unwürdig sind." In gut unterrichtete!: Kreisen weiß man, daß der Prozeß, der Epilog einer etwas zu ftdelen nächtlichen Komödie ist, die sich vor einiger Zeit in einem bekannten Klub abgespielt hat. Ter lustige Offizier, der ein ausgezeichneter und leidenschaftlicher Tänzer ist, hat in jener Nacht in Gegenwart einer et- lvas gemischten Gesellschatt sich als Nachahmer bekannter Ballerinen produzier: und dabei einige gewagre Sachen vorgesührt. Er ließ seiner 'röhlichen Laune die Zügel so weit schießen, daß er auch Salomes Schleierranz, und zwar mit allen Entkleidungsschikanen, exekutierte. Hierbei soll der Marsjünger, der sich Plötzlich in einen Priester Terp- sichorens verwandelt halte, nicht nur sich selbst, sondern auch alle seine Vorbilder übertrosfen haben. Er tanzte nrit allen Gliederverrenknngen und mit alten katzenartigen und sinnlichen Bewegungen, die der berühmte Tanz erfordert, und ließ Formen sehen, um die ihn manche Tänzerin beneidet hätte. Nach dem 'Schleierranz präsentierte er sich dem jauchzenden Publikum in der Pose berühmter Meisterwerke, der griechischen und römischen Skukvknr, die, wie jeder weiß, gewöhnlich nicht viel angehabt haben. Tie Militärbehörden haben sich, wie gesagt, für ine mehr oder minder klassischen Kunstübiingcn des Leutnants nicht begeistern können und den erfolgreichen Hallerinen- imi-tator sofort einein hochnotpeinlichen Verhör unterworfen. Leurnant Bowie ha! sich, wie nebenbei erwähnt werden mag, während des Feldzuges aus den Philippinen überaus mutig und tapfer geze-gt: er kann also noch etwas mehr, als Baller ranzen. T-er junge Offizier stammt aus einer sehr angesehenen Familie in Maryland.
Der „Lchusterkrieg" von Leipzig.
Tas Fehdewcsen war bekanntlich im Mittelalter ganz außergewöhnlich ansgedreitrt. Bald führten die Städte
nrit den Rittern Kämpfe, bald bekämpften sich die Ritter untereinander. So ernst damals diese „Kriege" genommen wurden und so blutig es oft bei ihnen zuging, so lächerlich waren manchmal die Beweggründe und der Ansgang solcher Kämpfe. Eine ganz eigenartige Fehde, die unter dem Namen der „Schusterkrieg" bekannt geworden ist, gab es im Jahre 1471 in Leipzig. In Städten NW Studenten lebten, gab es in früheren Zeiten zwischen den Handwerksgesellen und Studenten manchmal „Häkeleien". So waren im Jahre 1471 in Leipzig auch zwischen Studenten und den Schustergesellen Differenzen entstanden, bei denen den Schustern keine Genugtuung zugestanden worden war. Daraufhin 'arbeiteten die Schustergesellen eine richtige „Kriegserklärung" aus in der sie „allen Doktoren, Lizentiaten, Meistern und Baccalauren" der Leipziger Universität" die „Fehde" ansagten. Und die „Doktoren, Lizentiaten, Meister und Baccalauren" der Universität Leipzig bekamen es wirklich mir der Angst zu tun. Sie richteten schleunigst einen Brief an den Landesherrn und erbaten sich Schutz vor den Ueberfällcn der rabiat gewordenen Schustergesellen. Ob dieser Schutz wirklich nötig war, oder ob sich die kriegerisch gestimmten Schuster wieder besänftigen ließen, berichtet die Geschichte nicht.
— Auch ciir Mangel. Ter alte Muchenbaner hat sich nach Verlust seines letzten Zahnes in der Stadt ein komplettes Gebiß anfertigen lassen. Alvei Tage nach der Uebernähme erscheint er wieder beim Zahnarzt. „Ja, was ist denn Muchen, sitzt es nicht ordentlich?" — „Sell schun, Herr Tokt'r, sell schun. Aber es' sahlt öppas anders." — „Ja, was denn?" Ter Muchenbaner nimmt bedächtig das Kunstwerk ans dem Mund: „Ter da muaß außar." „Warum denn der da? Das ist doch der linke untere Eckzahn!" - Ter Muchenbaner tvurde zornig: „Sell muaß außer sag i. Wo hänget i denn süscht dö Pfeiss'n eini?"
Handel und Volkswirtschaft.
Loakurseröffnuuge«:
Stör z, Karl Wilhelm, Kaufmann in Cannstatt.
Josef Hync ck, Eisenwarenhaiidlung in Laupheim- Priem el, Robert Maurermeister in Höfen a< Enz.
Jakob N i l l, Maurer, Mich. Sohn, in Nehren.
Nachlaß des Georg Ulrich Stotz, gewef. Löwcnwiris in Hinan-
Schlächt-Vlest-Markl Stuttgart.
2i. Januar tMI.
Großvieh: Kälber: Schweine,
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Verlauf deS Marktes: langsam-
Vor 40 Jahren.
Denkwürdigkeite» an den deutsch-französischen Krieg.
Dienstag den 24. Januar.
Versailles. General Keller meldet, daß er am 23, einen Vorstoß in der Richtung auf .Dijon gemacht und 5 Offiziere Md 150 Mann gefangen genommen Hab,' Der Fahnenträger des 2. Bataillons vom Regiment Nr. 61 ist dabei ttn Waldgefechte gefallen. Die Fahne wird vermißt. In der Gegend zwischen Cheillon und Monteveon! Hecken sich feindliche Mteilungen gezeigt.
v. Podbielski.
Scharmützel bei La Potee und St. Paul, Rekognos zierungsgesecht Lei La Motte Benuron, Rekognoszicrnngs gefecht bei Gien, Avantgardengefecht bei Mönch ard. Ge fechte bei Port Lesnard, Thoroise und Chatillon für iL son, Gefecht bei La Fleche.
Dijon. Ricciotti Garibaldi schrieb an den General von Manteusfel, die Fahne des 61. Regiments sei unter Leichenhauser: gefunden, denrnach nrit äußerster Tapfer keit verteidigt worden.
Langres. Als Strafe für die von einen: sranzösi scheu Detachement bei Langres gesprengte Eisenbahnbrücke über die Mosel unweit Toul ist auf Anweisung des Grasen Bismarck in Versailles der gesamten Provinz Loth ringen eine außerordentliche Kriegskontrrbntion von 10 Millionen Francs, welche rücksichtslos mit aller Strenge eingetrieben werden soll, auserlegt worden.
Versailles. (Aus der 168. Depesche'. Abteilungen der (deutschen)-Lttidarmee Haber: südlich Besancon im Rük kei: der Bourbakischen Armee den Doubs überschritten. 33 Eisenbahnwaggons, zum Teil mit Proviant, sind in: Bahn Hof St. Vit genormnen worden.
Versailles. Unter dem Vorsitze des Kaisers fand ge stern Kriegsrat statt. Anwesend waren der Kronprinz, Roon, Bismarck, Moltke w. Das Ergebnis wurde Jules Favre mitgetcilt. Tiefer forderte freien Abzug der Pa riser Truppen mit allen Ehren, Abmarsch dieser in eine von Preußen noch nicht besetzte Gegend Frankreichs, wo sie sich aller Feindseligkeiten zu enthalten sich verpflichten würden. Schließlich soll kein triumphierender Einzug der Deutschen in Paris gehalten werden. Diese Forderungen wurden verweigert und Jules Favre eröffnet, daß die deutschen Bedingungen zur Uebergabc genau dieselben seren wie bei Metz und Gedan. Ferner müsse Elsaß und Loch ringen abgetreten und eine Kriegsentschädigung bezahlt werden. Hiefür garantieren die Städte cv. reiche Pri vatleute. Dian erinnert die Franzosen, daß Königsberg, Potsdam und andere deutsche Städte heute noch an der Kriegsentschädigung zahlen, welche ihnen von den Frau zosen im Jahre 1906 m»erlegt worden ist.