xiur mutige Tat Vvllsnhrre in Altshau srn der Uachlwächtcr. Wn Mann von Regenreute der zu ziemlich mir gerückter Stunde aus einer hiesigen Wirtschaft den Heimweg über den alten Weiher machen wollte, brach ans dem schwachen Eise ein. Auf seine Hilferufe hin gelang es dem Nachtwächter unter Lebensgefahr, auf dem Bauch kriechend den Verunglückten zu erreichen nnd ihn dem halten Bade zu entziehet,.

Genchtssaa!.

.Stuttgart, 20. Jan. (Prozeß Zeppeiin-Lerner.) In dem Prozeß des Polarfahrers Lerner gegen Ära, Zeppe­lin und Geh. Rat Professor Hergefell hat das Oberlandes- §ericht die Klage in vollem Umfange abgewiesen.

Vermischtes.

Aus alten Zeiten.

stin Leser stellt' uns die Wschrrft eines ui feinem Lefitz befindlichen Originalbriefts zur Verfügung, aus dessen Inhalt ein lebendiges Stück alten Zeitgeb ährens hich wi-erspiegelt. Kn schwäbischer Junker schreibt an den Herrn Professor folgenden Brief:

Tpmrer und Wetter Herr Professor, was haben ^sie da mir für einen Hofmeister geschickt. Einpöckeln mochte ich den Kerl, Sie Hütten ihn längst wieder zurück, doch das schöne Reisegeld wäre hin. An seiner Geschicklichkeit will ich nicht zweifeln aber der Teufel soll mich holen, wenn mir eine Christenfeele so impertinent je jo Vorkommen K wie der Bursche. Erst Lhar er so duckmaißcrisch Äs sdmcke er nicht auf 3 zählen, er that nichts als bis ichs Hm befahl, weiß aber jetzt das Wetter, was ihn, in den A>pf gefahren ist, er ist so brutaal, so brutal! Hören Sie nur. . Einige Adlige waren bei mir zu Gaste, mein -Fohmn war nicht gleich da um Teller hernmzngeben: ich sagte Mosch Biriibaum servieren Sie mal, da stand der Kerl au?, sah mich lächelnd an, ging zur Stube hi­naus und sollt nicht wieder kommen. Schrieb mir ein Wlett, nahm sichs raus, mich nach der schönsten Weife zu wnchen, daß ein Hofmeister kein Tvmestik wäre, wenn « nicht gleich Rechnung mit dein Vater wäre, so werde aus den Kindern nichts. Will also so sein wie ich. Tonn er und Wetter so ein Bürgerlicher solle sichs zur Ehre rech­nen Lei einen, Adligen zu sein, ich laß mich nicht schimpsenz Me jährlich 30 Thaler und alles frei, bei meinen, hoch­seligen Vater bekam so ein Bursche 12 Thaler, that zehn­mal mehr. Nun tüllt er meine Jungen mit lauter histo­rischen Wissenschaften, wozu das, sie sollen Soldat wer­ben, wenn sie ihre Ahnen zählen können, ihren nnd ihres KomanLanten Rahmen schreiben können ist genug. Letzt hat er den Buben weiß gemacht, es gäbe fünf Weltiheile nnd die Menschheit weiß nur von vier. Sagen Sie nur, was soll ich mit dem Blitzkerl t-hun, schick ich ihn fort, so M er das jährliche, ich bin dam, hintenum, am besten wenn Sie ihn wo anders hin reckomandieren, so kömmt er wir ohne Unkosten vom Hälse. Sehn Sie, wie Sie es am besten machen, ich schick Ihnen einen fetten Rehbvck in die Mche. Der Schulrnstr. soll inein Jungen wieder lehren. So mußt ich eine Fibel kaufen lind 6 groschen zahlen: könnt es nicht behalten wenn mein Schulz nicht so hieß. 6 gro- schen tzas ist meiner Seel bestialisch viel. Mein Schulmeister schüttelte den Kopf, das ist ein Mann der Haar ans 'den Zähnen hat. Ex wollte eine Menge Geld für Bücher die bie Buben, außer der Stunden lesen sollten, durch das Sitzen werden blos die Buben verbuttet, der König braucht lange Kerl und keine Zwerge zu Soldaten. Habe auch Me schöne Bibliothek, die schöne Melusine, den gehörn­ten Siegfried, den Eulenspiegel. Ta kann man sich Herrlich amüsierenrauchen Kniff lernen denn ohne Kniff gehts im Leben doch nicht. Lieber Herr Professor, wenn Sie wieder was schreiben, so schreiben Sie etwas lusti­ger, weinen kann ich M meiner Seele nicht, desto lieber lach ich, machen Sie nral so einen Schwank wie der Eu- lenspikgel, so etwas les ich gern. Nochmals Herr Pro- Nsor, sehen Sie wie Sie mir den Burschen von Hof- Mister vom Halse schaffen ich halte Wort mit dem Reh- Hack. Ich 'verbleibe, in aller Affecktion

IM

äfiecktivnierter Joh. Adam von Borckfeld."

Der Teletypograph.

Eine Reise Monsignores Cerebotarüs von München «ch Paris zum Zwecke, den Vertretern der französischen Regierung feine letzte lErfiirdung vorzuführen, war, wie Her.Bayer. Kurier" zu melden weiß, von Erfolg. Ter «iranzöstsche Minister für Post und Telegraphie teil: den, Erfinder mit, daß er der Kammer Vorschlägen werde, seine Erfindung hes Teletypographen zu erwerben. Tie Er- , ÄÜwng ermöglicht es, einer beliebigen Person, telegra- ^ fische Meldungen zu machen, die sofort geschrieben am ^ngen. Benützt wird bei dem Apparat eine Schreibnm- «chine. ^ Vorerst ist die Verwendung des neuen Apparates' aus Linien von untergeordneter Bedeutung gedacht, wo Hie Pvstagenten nicht die gemlgende Fertigkeit in der Hand­habung der Morsezeichen besitzen. Bewchrt er sich, dam, M seine Verwendung in größerem Umfange stattfinden. Das Postministerium stellte Monsignore Cerebotani sofort chrigr radiotelegravhische Stationen zur Verfügung, da- Mck er daran Experimente mit seinem Apparat vornehmen sann. Gmr französisch-amerikanische .Gesellschaft ist bereits «dt Cerebotani in Perbindung getreten, uni seine Erfind- industriell zu verwerten.

Handel und Volkswirtschaft.

^ Güglingen OA. Brackenheim, 19. Jan. Bei der 4 at^kverwägnng ergab sich ein Quantum von 63 Zentnern, Zb'M 49 Pflanzer zur Wage brachten. Käufer des hiesigen ^vbaks waren die Firmen Leo von Dürrmenz. Mnggler fOs' ^ausfen und Gebrüder Sorg von Böckingcn. Be- wurden 36 M per Zentner bei Gewichtssteuer. Tie Mge Tabaiernte wurde nach Quantität unter mittel

^ax,ett. Eignrtliche Onalitätstabake wurden hier nickt er- Mgt. . ^

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2.,kL

Statistik des Seifenverbrauches der Kulturvölker.

An dem Seifenverbrauch erkennt man den Kulturstand einer Nation", heißt «S bekanntlich. Diese« Work illustriert unsere Statistik in origineller Weise. Die Größe der Nation wird in der Statistik durch die entsprechende Größe der Figur gekennzeichnet, während die Größe de- SeisenMckeS den JahresverbraÄ an

Seife pro Kops der Bevölkerung zeigt. ^ van

«n der Spitze marschiert England mit einem Verbrauch von 8,8 Kilogramm; an letzter Stelle steht da« riest« russische Reich mit dem minimalen Verbrauch von 0,9 Kilogramm. ^

OttMarsliei m O--A- Marbach, I9. Januar. Die Maul- u. Klauenseuche ist hier am Erlöschen- In den nächsten Tagen werden vierzehn Gehöfte für gesund erklärt, sodasz nur noch sechs als verseucht gelten- Auch diese werden bald frei. Der Versandt von geschlachtetem Vieh ist auch wesentlich erleichtert worden.

*

Zchtach1-4N»l,-Maek1 Stuttgart.

1V Januar !9>1.

Grohvieb, ivätb-r: Schn>-inr,

Zugrtrirbr« 252 (Waus Franlr.) 5'v 817

Erlös aas /»Nn Schlachtaewicln:

Ochsen, 1. Qual.,

von 89 d,s

Nühe

2. Qual., vor 68

2. Qua!,,

--

3. Qual.,

45

55

Bullen 1. Quat.,

83 .,

85

Kälber

1. Qual.,

1' 4

.167

8. Qual.,

82

2. Quat.,

98

.. ! 3

Stiere u.Junzr. 1.

^2

94

3. Qual.

85

. 95

2 . Lara!.,

91

Tchwe'ne 1- >. ».

68

69

3. Qual.,

84 .

87

L. Qual.,

«5

67

Küde 1. Qua!..

3. Qua!., .

60

,, 62

Verlaus des Markte?: »lästig belebt.

Für aus Frankreich eingeführtc Bulle» wurden bezahlt: 2. Qua­lität 80.

Bor 40 Jahren.

Freitag den 20. Januar.

Scharmützel bei Brückenschlag, bei Resmes. Avant­gardengefecht bei Villers la Bille. Scharmützel bei Le Petit Magny. Avantgardcngefecht bei St. Jcrjeux, bei Faimbre, Gefecht bei Marat-Esprels, und am Ognon.

165. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Der Kaiserin und Königin in Berlin. Versailles. Den 20. Jan. 1871. Bei St. Quentin beläuft sich der Verlust auf 9000verwundete Gefangene, über 2000 Blessierte in der Stadt exklusive der in der Umgebung befindlichen und der Toten, so daß gewiß ein Verlust von 15000 Mann anznnehmcn ist. Der Feind ist beim Vallenciennes nnd Toni znrückgegangen und besetzt Cam- brai wieder. Wilhelm.

Versailles. Ter Feind hat sich gestern vormittags ganz nach Paris zurückgezogen. Vor St. Cloud wurden noch 15 Offiziere und 250 Mann zu lstesangeneii gemacht.

Versailles. Tie .Karlsruher Zeitung" veröffentlicht folgendes Telegramm des deutschen Kaisers an General v. Werder:

Ihre heldenmütige, dreitägige, siegreiche Verteidig­ung Ihrer Positionen, eine belagerte Festung im Rücken, ist eine der größten Waffentaten aller Zeiten. Ich spreche Ihnen für Ihre Führung, den tapferen Truppen für ihre Hingebung und Ausdauer Meinen königlichen Tank nnd Meine höchste Anerkennung ans nnd verleihe Ihnen das Grvßkreuz des roten Adlerordcns mit Schwertern als Be weis dieser Anerkennung.

Ihr dankbarer König Wilhelm.

General von Mantenfsel übernimmt heute das Kom­mando der Südarmeee.

Große Schwierigkeiten machte dem Grafen o. Bis­marck die Formulierung des Kaisertitels. Der König wollte, wenn schon Kaiser, dann nur Kaiser von Deutsch­land heißen, während der Kronprinz in seiner Auffassung, daß die Bundesstaaten nur dem TitelDeutscher Kaiser" ihre Znstiinmung geben würden, bcistirnmten. In der Schlußberatung am l7. Januar lehnte der König die BezeichnungDeutscher Kaiser'' ab und erklärte, er wolle Kaiser von Deutschland oder gar nicht Kaiser sein. Tie Erörterung hierüber kam zu keinem klaren Abschluß, doch hatte der König befohlen, daß in der Zeremonie der Kaiserproklamation nicht von dem Deutschen Kaiser, son­dern vom Kaiser von Deutschland die Rede sei.

Bismarck stellte nun dem Großherzog von Baden vor, daß der künftige Text der Reichs-Verfassung bereits durch einen Beschluß des Reichstags Präjudizien sei. Dies bewog den alten Herrn, noch einmal den König auszu- suchcn und ihm die Sache zu unterbreiten. Was er dabei ausgerichtet hat, blieb unbekannt. Doch wich der Großherzvg dadurch aus. daß er bei der Proklamation sein Hoch weder aus den Deutschen Kaiser noch auf den Kaiser von Deutschland, sondern auf .Kaiser Wilhelm auö- brachte. Der König har aber diesen Verlaus dem Kanz­ler so übel genommen, daß er beim Herabtreten von dem erhöhten Stande der Fürsten den Grafen Bismarck der allein auf dem freien Platze vor ihm stand, igne

vierte, an ihm vorüberging und den hinter ihm stehen­den Generälen die Hand bot. Ein tieftragischer Mo­ment, daß der Kaiser ungnädig an Bismarck vorüberging, in dem Augenblick, als die Treue des Lohnsmannes dem Lohnhcrrn eine Kaiserkrone zum Geschenke gab, als durch Bismarcks Kraft und Weisheit der Traum des deutschen Volkes in Erfüllung gegangen war.

Samstag den 2l. Januar.

Nächtliches Vvrpostcngefecht bei Bonrget, Wegnahme von La .Haut Toillife nnd Erstürmung von Perouse, Ge­fecht bei Bernau, Orbcc, Dole, Talant-Foutaine les Dijon, Mesfigny, am Ognon. bei Pin, Brecourt.

Aus der 165. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Versailles. Gegen Paris wurde die Beschießung in den letzten Tagen ununterbrochen fortgesetzt. Heute eröff­net,: die Velagernngsartillerie ihr Feuer gegen St. De­nis (St. Denis zählt 26 000 Einwohner). Ein Ueber- sall. versucht von Langres ans gegen zwei in der Ge­gend von Ehaumonl postierte Landwehrkompanien in der letzten Nacht znm 21. mißlang völlig. v. Podbielski.

Belsort. In der Nacht vom 20. auf 21. die vom Feinde stark besetzten, nnd verschanzten Gehölze Taillis und Bailly, sowie Tors Perouse genommen. 5 Offi­ziere, 80 Mann unvenonndetc Gefangene. Unser Verlust nicht ganz unbedeutend. Vier neue Batterien Tonjoutin seit heute morgen im Feuer, hauptsächlich gegen die Schloß-Front. v. Treskow.

Paris. Unter dein Vorsitze Jules Favres fand ge­stern eine Versammlung der 20 Maires von Paris statt. Es wurden ihnen vvrgerechnet, daß bis zum 1. Februar rein alles ansgezehrt sein werde. Durch die Niederlage Chvnzys bei Le La Maus sei die letzte Hoffnung auf Entsatz vernichtet. Tie Maires waren beMrzt ob die­ser Wahrheiten, sie erklärten, die Ausgabe mit dem preu­ßischen Hauptquartier zu unterhandeln, nm für die Stadt günstige Bedingungen zu erzielen, ablehnen zu müssen. Tie Regierung habe ohne Kontrolle die Verteidigung ge­führt, sie habe daher auch die Verantwortung übernom­men. Tie Militärbehörde müsse handeln. Die Maires will Jules Favre umstimmen, aber diese steifen sich da­raus. keine Vernunft anzunehmcn. sie sind bereit zu ster­ben, sie wollen die Schrecken des Hungers der Erniedrig­ung einer Nebergabe vorziehen.

Versailles. Abteilungen der deutschen Südarmee be­setzten nach leichten Gefechten Dole und nahmen 230 mit Lebensmitteln und Fourage nnd Bekleidung beladene Eisenbahnwaggons.

Sonntag den 22. Januar.

Porpostengesecht bei Talant, Beschießung von Hpnd- reeiers, bei Pouilly, bei Parrecey, bei Quingey.

Ans der 167. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Am 22. wurde die Eisenbahn-Moselbrückc zwischen Nancy und Toul durch eine Franktireurbande gesprengt. Im Norden hat die 1. Armee das Terrain bis zu den Festungen vom Feind gesäubert.

Im Norden hat die 1. Armee das Terrain bis zu den Festungen vom Feind gesäubert.

Versailles. Vor Paris erzielte die Beschießung von St. Denis gute Resultate. Am 22. verstummte dort das Feuer des Feindes fast ganz. In St. Denis, wie auch in Paris, bemerkte mau mehrere Feuersbrünste. Eine fliegende Kolonne unter Oberstleutnant Dobschütz ver­sprengte in der Gegend von Bourmont, an der oberen Maas. Mobllgarden: feindlicher Verlust über 180 Mann, diesseits 4 Mann verwundet. v. Podbielski.

170. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Tie Armee Bourbakis zieht sich auf Bcsancon am linken Toubsuser zurück, verfolgt von einzelnen Korps der Südarmee. -Ter Verlust des Feindes wird bei sei­ner mißglückten Offensive gegen General v. Werder auf mindestens 10 000 Mann geschätzt. Tas Elend unter den zurückgebliebenen französischen Verwundeten und Kran­ken, welche ohne Hilfe nnd Verpflegung znrückgelassen lvurdeu. ist überaus groß. Tie übrigen Korps der vom General v. Manteusfel kommandierten Südarinee haben die rückwärtigen Verbindungen' der Bourbakischen Armee durch Besetzung; von St. Bit. Quingey.' und des Eisen-- bahnknotens von Mouckard, unterbrochen. Bor Paris nichts Neues. v. Podbielski.