mit Erzähler vom Schwarzwald.

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305.

Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der t(gl. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Lremdenliste.

Freitag, den 30. Dezember 8010.

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27. Jahrg.

Deutsches .Reich.

Hansabundund

Fernsprcch-Gebühren-Ordnung.

Nach dem am 10. Januar 1911 erfolgenden Wieder­zusammentritt des Reichstages kommt in Bälde die Fern- sprechgebühren-Ordnung zur Beratung, durch welche mit der Beseitigung der Pauschalgebühren eine überaus starke Verteuerung der Telefongebühren in drohende Nähe ge­rückt wird. Wenn die geplante Gebühren-Ordnung Gesetz werden sollte, so bedeutet dies aufs Neue eine Belast­ung und Belästigung nicht allein der Industrie und. des Handels, sondern auch der städtischen Mittelbetriebe und des Handwerkes. Der Zentral-Ausschuß des Hansa­bundes hat die nachstehende Resolution hiezu gefaU, um sie an geeigneter Stelle vorzulegen:

Ter jetzt vorliegende Kommissionsentwurs der Fern- sprechgebühren-Ordirung zeigt wiederum, daß ein der ge­werblichen Entwicklung fremd und unfreundlich gegenüber- stehender Geist in der deutschen Gesetzgebung zur Herr­schaft gelangt ist. Bereits gegenüber dem Regierungsent­wurf war von der Kommission des Hansa-Bundes unter dem 29. November v. I. und ebenso von seinen Zweig­organisationen und anderen großen gewerblichen Körper­schaften darauf hingewiesen worden, daß die beabsichtigte Abschaffung der Pauschalgebühr eine durchaus ungerecht­fertigte Belastung von Handel, Gewerbe und Industrie, besonders des städtischen Mittelstandes und Handwerks, Mit sich bringen müßte. Die Beschlüsse der Reichstags­kommission, haben zwar den Regierungsentwurf abgeän­dert, jedoch ist der Grundgedanke des Gesetzes, eine un­verhältnismäßig starke Heranziehung von Industrie, Han­del und Gewerbe zu den Kosten des Fernsprechwesens, der gleiche geblieben. Der Fernsprecher als wichti­ges Werkzeug des täglichen Gebrauches und modernen Verkehrs darf nicht vorwiegend ein Gegenstand fiskali scher Interessen wer­den. Dahin geht jedoch das Bestreben; denn die Fern- sprech-Gebühren-Ordnung dient offensichtlich der Schaff­ung neuer Finanzmittel zu Lasten der gewerblichen Kreise und besonders iviederum des Mittelstandes. Hiergegen muß energisch und nachdrücklichste Protest erhoben werden. Die heutigen Sätze dürfen unter keinen Umständen wesent­lich erhöht, vielmehr muh im allgemeinen auf eine Ver-

ibilligung der wirkt werden.

Fernsprechgebühren hinge- Vor allem muß die Pan schal ge-

12j

Die wahre Tapferkeit besteht darin, daß man ohne Zeugen tut, was man vor den Augen aller Welt zu tun imstande wiire.

La Rochefoucaul.

Die Versuchung.

Roman von Robert Graf Wickcnburg.

Nackdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Nun wir haben miteinander gesprochen und beraten und ieberlagr nach allen Decken und heile sind wir ge­kommen, zu fragen, ob das, was Sie in Ihrer Liebens­würdigkeit vorgeschlagen haben, auch heile noch Ihr Ernst lis? Wir zwei mei' Schwager und ich ivir sind bereit, der Sache nLherzuireten....!"

Herr von Reitlinger drehte etwas nervös an seinen! Schnurrbart:

Ja, meine Herren, das ist eins Frage, die ich nicht so rasch beantworten kann. . .! Was ich da neulich ge­sagt habe, war ja doch eigentlich kein ernster Vorschlag . .! Nur so eine Idee, die mir plötzlich durch den Kopf geschossen >ist, pobei ich kaum im.Ernst gedacht, daß Die mich beim Wort nehmen könnten wo Sie mir doch noch nicht einmal gesagt haben, was Sie eigentlich Vorhaben..!"

Porger machte sehr erstaunte, große Augen und sagte Hetze rlich:

,'Ta muß ich sehr um Verzeihung bitten ich war

bare

im

Münze zu nehmen! Geschäft kenn' ich

Ich

keine

eine und er Tja fiel

so dumm, den Spaß für bin Geschäftsmann, und Scherze!"

Reickinger war sichtlich unangenehm berührt Visse Falte zog sich auf seiner ;Sttrn zusammen, war offenbar im Begriff, scharf zu erwidern, rasch Herr Goldfuchs ein:

Vergebung, Meine Herren, sch glaube, Sie ver­stehen sich beide nicht recht, weil mein Schwager die Worte -wicht gut gewählt hat! Erlauben Sie bitte mir . . .!"

Herr Porger zuckte zusammen und zog hastig den Fuß unter den: Tisch hervor dem Kompagnon einen »licht sehr freundlichen Mick zuwerfend. Tücher fuhr Mit Verbindlichem Lächeln fort:

- ,Mein Schwager hat das fast so JerMsgebraUft jlcks

bühr beibehalten werden, eventuell unter Festsetzung ei­nes Höchstsatzes der Gespräche. Ferner must unter .Auf­rechterhaltung der niedriger, als es im Entwurf ge­schehen ist, zu bemessenden Grundgebühr, die Pauschal­gebühr, die der Teilnehmer an Stelle der Gesprächgebühr ttmhleu kann, herabgesetzt werden, wobei eine Staffelung nach Zahl der Gespräche gerechtfertigt erscheint. Daß im übrigen eine Verbilligung der Sätze möglich ist, zeigt das Beispiel der meisten außerdeutschen Länder, insbe­sondere auch der nordischen (Schweden und Nor­wegen), deren Fernsprechgebühren weit hinter den deutschen Zurückbleiben. Um die dortigen Ein­richtungen kennen zu lernen, wird vorgeschlagen, eine Kommission aus Beamten, Technikern und Industriellen von Reichswegen zu ernennen, de­ren Erfahrungen in Zukunft dem deutschen Fernsprech­verkehr zu Grunde gelegt werden sollen. Nur eine Ver­billigung der Fernsprechgebühren wird nach kaufmännischen Erfahrungen eine Steigerung der Einnahmen aus dem Fernsprechverkehr mit sich bringen.

-»

Der Aufstand in Ponape.

Berlin, 28. Dez. TieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Bei der Wiedergabe des amtlichen Te­legramms betreffend den Aufstand inPonape ist ein Mißverständnis insofern unterlaufen, als gesagt wurde, es herrsche übrigens in Ponape Ruhe, während es richtig heißt, es herrscht in dem übrigen Ponape Ruhe. Den Namen Tschokadsch oder Jokoi führt eine kleine, Ponape nördlich vorgelagerte Insel, aus der die Mord­tat passiert ist, sowie die südlich anschließende Landschaft auf der Hauptinsel Ponape selbst. Nach einem Telegramm ist anzunehmen, daß sich die gesamten Ds ch o kads ch -- leute im Aufstand befinden, während sich in den übrigen fünf Landschaften auf Ponape die Eingeborenen durchaus ruhig verhalten und größtenteils loyale Anhänger der deutschen Regierung sind.

Berlin, 28. Dez. Tie SchiffeEmden" sind von Tsingtau,Nürnberg" von Honkong am 28. Dezember nach Ponape (Karolinen) gegangen;Nürnberg" unter Anlaufen von Jap.

Karlsruhe, 28. Tez. Mt dem eingeführtcn franzö­sischen Vieh ist man in Karlsruhe sehr zufrieden. Es zeichnet sich nicht nur durch seine vorzügliche Mästung aus, sondern auch durch den guten Gesundheckszustand. Seit

ob wir gekommen wären, uni von Ihnen die Einlösung eines festen Versprechens zu fordern . .! Das liegt Uns doch vollständig fern! Von einem Versprechen Ihrer­seits kann ja gar keine Rode sein! Sie haben eben meinem Schwager gegenüber eine Idee aufgeworfen und wenn auch im Scherz die sich, bei Licht betrachtet) eventuell verwirklichen ließe, und wir sind bereift Ihnen Vorschläge zu unterbreiten, in welchen sich vielleicht 'un­sere Interessen begegnen! Ich bitte also die Frage Porgers dahin aüffassen zu wollen, vb Sie auch Heute noch 'die entfernte Möglichkeit der Durchführung Ihrer Idee in Betracht ziehen, und ob es Ihnen angenehm ist, wenn wir Ihnen die nötigen Unterlagen für eine selbstverständlich gänzlich unverbindliche Vorbesprechung vorlegen?"

Gewiß habe ich das so gemeint!" ries Herr Porger voll Liebenswürdigkeit,und ich bitte sehr um Vergeb­ung, wenn ich 'mich schlecht ausgsdrieckt habe!"

Die Falte auf Reitlingers Stirn glättete sich wieder er nickte Goldfuchs freundlich zu:Ja, wenn das so gemeint waar da habe ich Herrn Porger allerdings mißverstanden! Da bitte ich um Entschuldigung! Ihre Vorschläge werde ich natürlich mit Vergnügen hören nur mache ich gleich darauf aufmerksam, daß Sie cs mck einem auf diesem Gebiet gänzlich ungebildeten Zuhörer zu tun haben! Sie müssen sich also rechtpopulär" ans­drücken !"

O bitte, bitte, mei' sehr verehrter Herr Von Reit­linger!" beeilte fick Herr Porger einznwerfen,wenn Nur alle Herren aus Ihren Ständen so e' großartiges Ver­ständnis für Geschästsfacken hätten! Ich Hab' neul'ch nur so gestaunt über das rasche Verständnis und wie Wunder­bare Anffaffuugsgabe! Wann mer denkt: e' Herr Offizier, der nie mit sowas zu tun gehabt hat! ich sag' der, du Werst schauen, August! Bitte, bitte, das is mei' voller Ernst!"

Also darf ich meinen Vortrag beginnen?" fragte Herr Goldfuchs höflich.

Porger hob bedeutsam die Hand an?:

Halt, Güstl, nicht so eckig! Zuerst eine Frage an unseren verehrten Hausherrn: Kann uns hier niemand hören? Wollen wir nicht lieber die Tieren zusperren? Wissen Sc, Mer kann nie vorsichtig genug sein mit so

der Einfuhr des französischen Viehes ist die Beanstandungs- ziffer wegen Tuberkulose ganz erheblich zurückgegangen. Das einheimische Schlachtvieh ist um 50 Prozent mehr mit Tuberkulose behaftet, als das aus Frankreich stammende.

Berlin, 28. Dez. Tie Abendblätter melden den Tod Rafael Löwenfelds, des Begründers und Direktors des Berliner Schillertheaters.

Berlin; 28. Dez. Wie verlautet, wird der Oberbür­germeister Kirschner im Jahre 1911, dem Jahr seiner Wiederwahl, sich nicht wieder aufstellen lassen, sondern von seinem Posten als Oberbürgermeister von Berlin zu­rück treten. Leute, die gerne in Sensation ma­chen, behaupten, als der Nachfolger des Herrn Kirschner komme der frühere Kolonialstaatssekretär Dernburg in Betracht. Es würde uns nicht wundern, wenn man eines Tages lesen würde, Herr Dernburg sei zum Kaiser von ausersehen.

Ausland.

Blutige Kämpfe in Syrien.

Salonik, 28. Dez. Das Komitee erhielt heute die drahtliche Nachricht, 12000 Drusen hätten drei nach dem Sandschak Kerak (Syrien) abgegangene Bataillone umzingelt und dieselben in eine sehr kritische Lage ge­bracht. In letzter Stunde wurden die Drusen durch ein zur Verstärkung eingetroffenes Bataillon mit Geschützen zersprengt. ' Sie ließen über 500 ToteUndVerwun- dete zurück; die Verluste der Truppen stehen noch nicht ganz fest. Bisher wurden 40 Tote und 30 Verwundete gezählt. Man hofft, den Bahnverkehr nach Medina in drei Tagen Herstellen zu können. Alle Klassen der Re­servisten der syrischen Städte werden einberufen und zum Schutze der Eisenbahn verwendet.

*

Paris, 28. Dez. In Conrpiegne brach heute vor­mittag in der Kaserne des 54. Infanterieregiments Feuer aus, das insbesondere das Unisorin- und Waffenmagazin vollständig einäscherte. Nach weiterer Meldung sind 12000 Gewehre vernichtet. Der Schaden wird auf IH 2 Millionen Francs geschätzt.

Sofia, 28. Dez. Bereits gestern zirkulierten in AL- geordnetenkreisen Gerüchte über die Möglichkeit, daß Pa- jakows plötzlicher Tod durch Vergiftung herbeigeführt

wichtige Geheimnisse, wie wir zu besprechen, haben ! Die Wände sogar haben Ohren. . .!"

Herr von Reitlinger war etwas verblüfft und warf einen fragenden Mick aus Goldfuchs. Ter lachte:

Aber Richard, du bist schrecklich mit deinem ewigen Mßtrauen! Wir sind doch hier aus dem Land! Hier werden doch keine Spione im Haus sein! Wissen Sie, mein Schwager ist sonst ein ganz netter Mensch, aber er leidet ein wenig an Verfolgungswahn - das müssen Sie ihm schon Nachsehen!" *

Damit war die Sache ins Heitere gezogen, und Reit- linger ging gutmütig auf den Scherz ein, indem er selbst die Türen absperrte.Nun, wenn's Ihnen eine Be­ruhigung ist mit Vergnügen! Aber Sie machen mich ja furchtbar neugierig mit diesen feierlichen Vorbereit­ungen . . . !"

Mein sehr verehrter Herr hon Reitlinger," sagte Porger,was wir Ihnen vorzutragen laben, ist von so eminenter Wichtigkeit, daß Sie nicht beleidigt sein dürfet wenn wir sogar SK bitten müssen, uns einen Revers zu unterschreiben, daß Sie von unseren Mitteilungen keinen Gebrauch machen werden. . .!"

Na, ich glaube, das ist wohl so selbstverständlich .,.! Das klingt ja fast wie Mißtrauen . . .!" Reitlinger war wieder etwas ärgerliche i

Aber, Richard was brauchen wr von Herrn Von Reitlinger einen Revers! Das Wort eines Offiziers ist mir mehr wert, als alle Reverse der Welt! Ich bin ärm­lich selbst Reserveleutnant!"

Mt ivachsender BefrKdigung sah Reitlinger Herrn Goldfuchs an, dann entschuldigte er sich für einige Augen­blicke er wollte rasch noch einen Auftrag erteilen, um dann ungestört zu sein. Ms er draußen war, raunte Herr Goldfuchs mit errecstem Gestcht dem Schwager ins Ohr:

,^ei so freundlich und red' so wenig als möglich! Du verdirbst uns noch alles mit deiner Dummheit! Solche Leute wollen ganz anders angepackt sein laß nur mich machen!"

-Und du. steig mer e.' andres Mal net so gemein auf de Hiehneraugen ich bin doch cka Trottoir . . . !"

Da kam Reitlinger zurück; rnrd die Sitzung hinter verschlossenen Türen begann.

(Fortsetzung folgk.)