Milliardäre als Philanthropen.

Lungenkranke Binder zur Winterkur auf dem Dach des Vanderbilt--Hvsprtals in New-Iork.

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verlangt. In den Tageil Var dem verhängnisvollen Pa- ttourllengang war aber reichlich Schnee gefallen, und so ksnmc jeder Bergkundige mit Sicherheit den Niedergang non .Lawinen vorhersehen. Auch die kleine Patrouille der irr Piederdorf stationierten 8. Kompagnie des 33. Infanterie­regiments, die bestehend aus sechs Mann und dem skr in Mandanten Leutnant Richel am Morgen des 20. Dez. über Schluderbach den Weg auf den Monte Plan an- trat, ist wiederholt gewarnt worden, und noch in Schlu­derbach selbst versuchte der dortige Hotelier Ploner, den Offizier auf das Gefährliche seines Unternehmens auf­merksam zu machen. Aber alles Abraten war vergebens, denn die Patrouille mußte eben den ihr gewordenen Befehl ausführen. Ter Aufstieg gelang ohne größere Schwierig­keiten, rnrd matt gelangte ohne Unfall aus das breite Plateau des aussichtsreichen Gipfels, das die Grenze bildet zwischen Tirol und dem Nahen Italien. Hier, wenige Zchritte von der kleinen Monte Pian-Hütte entfernt, ließ sich die Mannschaft am Rande des Abgrundes zu einer kurzen Rast nieder, unglücklicherweise so eng beisammen, daß durch die eigene Körperschwere ein ungeheures Schnce- brett, auf das sich die Leute gesetzt hatten, abgebrochen wurde. Tie niedergehenden Schneemassen rissen die sechs Zich-nteriesten mit und ballten sich rasch zu einer unge­heueren Lawinen zusammen, die mit rasender Geschwindig­keit ihren Weg durch eine enge, ungefähr einen Wometer lange Rinne nahm. Au den vorstehen­den Felsblöcken und Scharten sielen die Unglücklichen mit kolossaler Wucht an, so daß wohl mit Sicherheit ge­sagt toerden kann, daß der Tod aller sechs Menschen Wohl sofort cingetreten sein mußte. Leutnant Nickel entging mir durch einem Zufall dem Tode. Er war wenige Se­kunden früher ein paar Schritte zurückgetreten und ver­dank dem sein Leben. Ter Offizier eilte auf Schiern ins Tal, um sofort eine Rettnngsexpodition auszurüsten, «aber die Leute, die die niedergegängene Lawine von unten gesehen hatten, aber freilich noch nicht wußten, daß alle sechs Soldaten mitgerissen worden waren, kamen ihm schon auf balbem Wege entgegen. Später folgten dann sämtliche verfügbaren Militärmauuschasten und eine große Anzahl bergkundiger Einheimischer. Tie Leichen der Soldaten, von denen fünf in der folgenden Nacht, -die sechste erst am nächsten Morgen gesunden winden, waren furchtbar verstümmelt. Tie meisteil der Verunglückten wollten ih­ren Weihnachtsurlaub antreten. Nach Bergung ihrer Lei­chen 'nid sie alle sechs in einem Grabe beerdigt worden.

Der Rechtsanwalt im Himmel.

Tie belgischen Advokaten begingen in diesen Tagen das Hnndertjahrsfest der Bestätigung ihres Bureaus durch Napoleon I. Ihr Schutzpatron ist der Heilige Wes de Aermartin, dem, wie die Legende erzählt, der Eintritt in den Himmel, obwohl er ein frommer Mann war, nicht ganz leicht gemacht wurde. Wes war ein Rechtskundiger zur Zeit des Heiligen Ludwig in Paris und war vom moderen Volke besonders verehrt, weil er der Rechts- beifland der Armen war. Nach seinem Tode, so erzählt die Sage, begehrte er von Petrus Einlaß vor der Him- melstür. Aber Sankt Peter kamen die Aktenstücke, die Hves unter dem Arme hielt, verdächtig vor, und er fürch­tete, daß die Gegenwart eines Advokaten nur Unfrieden unter die Himmelsbewohner tragen und zu allerlei Rechts- stteitigkeiten führen könnte. Also wurde Wes höflich. Aber dringend gebeten, draußen zu bleiben. Nun fügte es sich aber, daß an jenem Tage der Andrang zu dem Himmel ganz besonders stark war. Petrus half sich denn auch damit, daß er die Ankömmlinge in kleinen Gruppen hineinließ. Diese Gelegenheit benutzte der schlaue Ad­vokat, um sich durch die Himmelspsorte unbemerkt hinein­zuschieben. Bald.hatte ihn aber Petrus doch wieder beim Kragen; doch nun wollte sich Wes nicht ohne weiteres wieder Hinausfetzen lassen. Auf Erden gebe es ein Recht, also müsse es im Himmel erst recht eins geben. Und wenn er schon zum Verlassen des Himmels gezwungen werden sollte, so müßte das doch in der richtigen Form geschehen. Dazu gehöre aber, daß man ihm den Aus­weisungsbefehl schriftlich, und zwar durch einen Gerichts­vollzieher znsenden müsse . . . Petrus war verblüfft, die Gründe leuchteten ihm aber ein, und er ging auf die Luche nach dem von Wes ge,lammen Beamten. Unter­dessen bereitete sich Wes zu einem Plädoyer vor. Er soll <s aber noch heute halten. Tenn Petrus kam resultatlos zurück. Im ganzen Himmel gab es keinen Gerichtsvoll­zieher !

Der verdorbene Weihnachtsmagen.

Ter Begriff der Weihnachtsfeiertage ist für die Mei­len Mütter mit der Vorstellung des verdorbenen Mageres der Kinder verbunden. Nun könnte man diesem verdor­ben Magen ja freilich Vorbeugen, wenn man den Kin­dern einfach verbieten ivürde, von den .Leckerbissen (mehr !» genießen, als ihnen zuträglich ist. Ader, wenn die iltern sonst noch so strenge sind, an den Weihnachtsfeier- kgen haben sie doch meistens nicht das Herz, fortwährend Ä den Berboterr bei der Hand zu sein. Nun gibt es in Mittel, das dem verdorbenen Magen, oder der Mis­cht darauf, wenigstens teilweise entgegenarbeitet, und lss ist, die Kinder nicht allzu reichlich! an den Mahlzeiten kilnehnwn zu lassen. Gewöhnlich begegnet man bei den inneren und größeren Kindern nach dem Genuß von stfserkuchen Und Marzipan ja auch einer gewissen Ab- kigung gegen die Speisen. Nun glauben allzu geimssen- Üte Mütter, daß die Kinder Schaden an ihrer Ernähr- )g nähmen, wenn sie nicht genügend zu den.Mahlzeiten, W Es hat sich aber als Mittel gegen den verdor­ben Weihnachtsmagen erwiesen, wenn die Kleinen hei

Mahlzeiten nicht auch noch überftittert lverden, wenn vu sie vor dem Genuß des Fleisches und der schweren lrppen eher zurückhält, als sie dazu ermuntert. Die intwr, die an den Feiertagen meistens Ungewöhnlich viel Listigkeiten und Kuchen zu sich nehmen, sind, selbst wenn ' -ich an den Mahlzeiten nur ^ungenügend beteiligen, des- llb noch lange nicht unterernährt, denn gerade der Ku- sn und die Süßigkeiten besitzen an sich einen gußer- iwutlich großen Nährwert. Besonders sollen die Müt- y die ihre Kinder vor dem verdorbenen Magen schuhen Mn, darauf achten, daß des Abends nicht mehr viel

gegessen imrd. Eine Tasse Milch, ein Stückchen Brot mit Butter dürste pls Weudmahlzeit nach einem Tage, der dem Magen Süßigkeiten und Leckerbissen zngeführt hat, völlig genügen. Auch von einem Verdauungsspaziergang im Laufe des Tages sollte unter keinen Umständen ab­gesehen werden. Die frische Luft und die Bewegung tun meistens mehr zur Fernhaltung der augenblicklichen Ver­stimmung, als Mittel und Mixturen. Ein gewisses Maß nruß aber seDstverständlich bei allen Mixturen innegehalten werden, da sonst nicht nur eine Magenverstimmung, son­dern eine Erkrankung eintreten kann, und diese ist natür­lich nicht so rasch behoben. Bei erwachsenen Kindern, werden die Folgen des sogenannten Weihnachtsmagens leichter zu beseitigen sein, wenn sie sich überhaupt ge­zeigt haben. Ta genügt meistens, daß am folgenden Tage eine strenge Diät beobachtet wird, daß die Kinder nichts weiter zu sich nehmen, als etwa etwas Milch und eine heiße Haserschleimsuppe, kleinere Kinder aber, nament­lich solche, die aus fesch Nahrung noch nicht allein ge­stellt sind, sollte man ängstlich davor hüten, daß- - sie sich mit Süßigkeiten den Magen überladen. In diesem Falle kann selbst eine leichte Verstimmung schwere Folgen nach sich ziehen.

Der unmoralische Briefkasten.

Der Postbriestasten, dessen Bedeutung inan gerade um die Jahreswende recht eindringlich kennen zu lernen Gelegenheit hat, war noch vor einem 'halben Jahrhun­dert in verschiedener! Staaten/Deutschlands nahezu unbe­kannt. An dem Hauptpostamt in Hannover war noch im Jahre 1840 kein Briestasten vorhanden. Als ein viel­gereister Sachse den Mangel dieser Einrichtung imHan­noverschen .Bolksblatt" bettagte, erfolgte sehr bald in dem gleichen Blatt eine geharnischte Entgegnung, durch die der Sachse über die moralische Verwerflichkeit der Brief­kasten belehrt werden sollte:Wer nur irgendeine Ma­li oe gegen jemanden im Sinne hat, wer diesen verdäch­tigen, jenem einen Floh ins Ohr setzen, rin verlobtes Paar .auseinander bringen, Eltern und Kinder, Mann und Frau, Herren und Diener usw. gegeneinander Hetzen, über­haupt Zank uud Argwohn säen will, von Schadenfreude und Tücke getrieben, der setzt sich hin, schreibt einen Briet voll Verleunrdüngen ohne Unterschrift und steckt ihn in den Briefkasten, Anderseits gibt solch ein Kasten glich eine vortreffliche Gelegenheit ab zu zärtlichen Mitteilungen, Liebesbriefen usw., die man sonst Mühe hat an den Mann zu bringen oder an die Frau oder Tochter. Daß damit der Anknüpfung von Liebeshändeln ein großer Vorschub geleistet werde, ist nicht zu verkeimen." Und zur Jetzt­zeit Himmel hilf! macht sich die blaue Umnoral beinah an jeder dritten Straßenecke breit und sperrt ihren Doppel­rachen nach solcher sittenverderblichen Papier-Nahrung ans! -

Eisenbahners Sehnsucht.

O liefe meines Herzens Zug In deiner Seele Bahnhof ein Mit Blitzschnellzugsgeschwindigkeit,

Wie würd' ich überglücklich sein!

Wie würd' ich selig und beglückt An deinem Herzen machen Halt:

Wie würd 'ich rufen ganz entzückt:

Zehn Ewigkeiten Aufenthalt!"

Ach, noch Hab' ich es nicht erreicht.

Daß mir dein Herz zu eigen sei,

Es ist für meine Liebe, ach,

Noch immer nicht die Strecke frei.

O lindre meiner Seele Pein Und ende meine bitt're Qual,

Du holde Heißgeliebte mein.

Und gib zur Einfahrt das Signal.

Handel und Volkswirtschaft.

Das Wirtschaftsjahr 1910.

Die württembergischc Industrie kann mit Befrie­digung auf das dahingehende Jahr zurückblicken. Die wirtschaftliche Depression, die immer noch das Jahr 1009 beherrschte, hat Heuer einem besseren Geschäftsgang Platz

gemacht. Aeußerlich drückt sich die relativ günstige Lage nicht nur im Stand des Arbeitsmarktes, sondern auch in dein wachsenden Güterverkehr der württembergischen Ei­senbahnen Ms wie denn auch an der gegen das Vorjahr vermehrten deutschen Ausfuhr der württembergischen In­dustrie ihr Teil znkommt. Mißlich ist es im Laufe des scheidenden Jahres eigentlich nur drei, allerdings beden­kenden Industriezweigen ergangen. Die Bauarbeiter« anssperrnng hinderte lange Zeit eine gedeihliche Ent­wicklung der Bauindustrie; erst in der zweiten Hälfte des Jahres gelang es, nach der Beendigung der Aussperrung die zurückgehaltenen und unterbrochenen Geschäfte zu Ende zu führen. Hat somit das Baugewerbe die Krise des Jahres befriedigend überstanden, so ist cs den Bierbraue­reien doch nicht gelungen, die Schwierigkeiten gänzlich zu überwinden, die sich ihrem Absatz entgegenstellten. Tie Hauptschuld an der mißlichen Lage der Brauereien kommt der neuen Bierstener zu. Hier wie bei anderen Industriezweigen zeigte sich deutlich die verhängnis­volle Steuergesetzgebung des vorvergangenen Jahres. Wenn die deutsche Fabrikindustrie nicht aus so solider Basis stünde, wie sie tatsächlich steht, wären schwere Katastrophen für unser Wirtschaftsleben nicht ansgeblieben. Bei den Bierbrauereien verschlimmerte sich die Situation dadurch, daß die Konsumenten sich weigerten, die Steuer- erhöhnng einseitig zu tragen; die Bauarbeiteranssperrnna und die ungünstige Witterung haben weiterhin verursacht, daß der Abschluß so mancher württembergischen Brauerei im laufenden Jahr nichts lveniger als glänzend ist. Am schwersten zu tun hatten aber in Württemberg nahezu das ganze Jahr hindurch die B a u mw oll s pinner ei en und Webereien. Die Ursachen hiefür liegen außerhalb des reichsdeutschen Marktbereiches.

Abgesehen von der Bauarbeiteraussperrung ist Würt­temberg von großen Arbeiterbewegungen verschont geblie­ben: die Metallarbeiteraussperrung war nur partiell und auch da von ganz kurzer Dauer. Weniger günstig als die Industrie schnitt dagegen die Landwirtschaft ab. Die Getreide und Fntterernte war schwach, der Weinherbst schlecht. Bekanntlich wird der württembergische Landtag in wenigen Wochen zu der durch den Weinherbstaussall ver­ursachten prekären Lage der Winzer Stellung nehmen.

L'sr 40 Jahren«

Donnerstag, den 29. Dezember.

10 Grad Kälte. Mont-Avron von den Sachsen be­setzt. Ostsorts von Paris beschossen. Werder bei Vesonl konzentriert gegen den heranrückcnden Bourbacki. Gefechte bei Souches, Briare, Le Grie' du Loir, Bougivel, .Her! mortt Court, Gespunsart.

135. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Albert. Oberstleutnant v. Pestel von den Ulanen hat mit einer fliegenden Kolonne von drei Kompanien und drei Eskadrons bei Lougpre' drei Bataillone Mobilgarden geschlagen und ihnen drei Fahnen, 10 Offiziere und 230 Mann abgcnommeu. Diesseits sechs Mann verwundet.

v. Sperling.

(Aus der 134. Depesche.) Der Königin Augusta in Berlin. Unsere Beschießung des befestigten Mont-Avron am 27. aus 76 Geschützen die feindlichen Geschütze für gestern und heute zum Schweigen gebracht. Wilhelm.

Am 29. wurde durch Abteilungen des 12. (sächsischen) Armeekorps der Mont-Avron besetzt. Viele Lafetten, Ge­wehre, Munition und Tote des Feindes wurden daselbst vorgesunden; feindliche Abteilungen, welche sich noch au­ßerhalb des Forts befanden, zogen sich nach Paris zu rück. Diesseits kein Verlust.

Paris. Tie Not in der Stadt steigt. Es fanden Arbeiterversammlungen statt, in denen die Kommune ver­langt wurde. Es wird ferner gefordert, daß die Hunde und Katzen der Reichen ebenso die Pferde der Leichenwagen geschlachtet werden. Man könne die Leichen auch auf den Schultern tragen. Banden von Männern und Frauen rissen die Gartcnzänne nieder, fällten Bäume in den Stadt­teilen der Champs Elysses, trugen Bänke und selbst Tele­graphenstangen fort um damit Brennholz zu bekommen. Tie Truppen außerhalb der Stadt find wegen der Kälte nach Paris znrückgekehrr. Eine Menge französischer Sol­daten auf Vorposten, im Fort Mont-Avron sollen erfro­ren fern. -