Von der Ostasienreise des Kronprinzen. .
Der Kronprinz mit chinesischen Stewards auf dem Deck des Norddeutschen LwhddampferS
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Lögkngen des vom Evangelischen Verein für Waise,tpfleae M der Ostmark ins Leben gerufenen Fürsorgestifts in Mielzyn begangen zu haben. Wir haben einen charakteristischen Abschnitt aus der Verhandlung rviedergegeben, her zeigte, wie dort mit Klopfpeitsche, Reitpeitsche, Stock, Gummiknüttel und Fuß-- und Handfesseln den Zöglingen „Besserung" eingebläut wurde. Nun ist das Urteil gefällt worden: Pfarrer Breithaupt wandert auf acht Monate ins Gefängnis und zahlt eine Geldstrafe von 990 Mark. Seine Mitangeklagten wurden zu Strafen verurteilt, die von drei Monaten Gefängnis bis zu 50 Mark Geldstrafe heruntergehen. Zwei wurden freigesprochen.
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Stuttgart, 24. Dez. (Strafkammer). Tie Beleidigungsklage des Vorsitzenden des württembergischen Viehhändlervereins, Levi, gegen den Geschäftsführer des - Bauernbundes, Landtagsabgeordneter Körner, beschäftigte die Strafkammer in 2. Instanz. Gegenstand der Klage und Widerklage war ein Briefwechsel zwischen beiden im Anschluß an einen im „Schwäbischen Landmann" erschienenen Artikel über einen Viehhandel und ein von Levi im „Beobachter" veröffentlichter „Offener Brief". Das Schöffengericht hatte Körner zu 10 Mark und Levi zu 5 Mark Geldstrafe verurteilt. Die Verhandlung vor Ser Strafkammer endigte mit Freisprechung. Das Gericht 2. Instanz billigte beiden den Schutz des Z 193, Wahrung berechtigter Interessen, zu.
Heilbronn, 24. Dez. Während der Amvesenyeit des Zirkus Charles hatten der 16 Jahre alte Hugo Lindemneyer von Heilbronn, der 16 Jahre alte Walter Jung von Neckarsulm, loohnhaft in Heilbronn, der 16 Jahre alte Jakob Wild von Schafhausen, wohnhaft in Heilbronn und der 17 Jahre alte Adolf Wirth von Sindlingen, wohnhaft in Bückingen, sämtliche Buchdruckerlehrlinge in einer hiesigen Buchdruckerei, 6 Galeriekarten zum Eintritt in den Zirkus hergestellt, von denen Lindenmeyer drei um 1,45 Mark verkaufte. Die Strafkammer verurteilte nun wegen eines Ver- LrlHens der gewinnsüchtigen Privaturkundensalschung, zu- sammerrtreffend mit einem Vergehen des Betruges Lin- denmeyer zu einer Gefängnisstrafe von einer Woche, Jung und Wirth je wegen versuchter Privaturkundensalschung zu einer Gefängnisstrafe von je 3 Tagen und Wild wegen versuchter Privaturkundensalschung und Hehlerei Zu einer Gefängnisstrafe von 4 Tagen. Die Kosten haben die Angeklagten gemeinschaftlich zu tragen.
Paris, 23. Dez. Ter Syndikatssekretär Durand, der vom Schwurgericht Rouen zum Tode verurteilt wurde- weil er in einer Arbeiterversammlung zur Ermordung des Streikbrechers Donge geraten haben soll, hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt. Der Kassationshof hat die Berufung verworfen.
LufLschiffahrt
London, 24. Dez. lieber das Schicksal des Aviatikers Grace, der am Donnerstag in Calais zum Rückflug nach Dover aufgestiegen ist, weiß man nichts. Es ist zu befürchten, daß Grace in die Nordsee gestürzt ist. Die englische Regierung hat Schiffe auf .Krmöschaft aüsgeschickt.
Vermischtes.
! Auch nicht übel.
In Casapa bei Tivol kam ein Bauer auf seltsame Wejse ums Leben. Er litt an hartnäckigem Rheumatismus und der Torfarzt empfahl ihm heiße Bäder. Da der Bauer zu arm war, um eine Reise nach Rom zu bezahlen, kani seine Frau auf den Gedanken, ihm eine primitive Schwitzkur zu veranstalten und fragte daher den Arzt, ob sie ihn zur „stut's" (Ofen) bringen solle. Der Arzt, der den Dialekt des Orts nicht kennt, daher an einen gewöhnlichen Ofen dachte, in dessen Nähe der Kranke wiedergelegt werden sollte, entgegnete, er werde ani nächsten Tage weiteres bestimmen. Das nahm die Bäuerin, die cs eilig hatte, für Zustimmung und brachte in Abwesenheit des Bäckers ihren Mann in den „stnka." genannten Raum oberhalb des Backofens, der weitab von den Häusern liegt. Als sie nach einiger Zeit dem Patienten mit Hilfe seiner Frau, die den abwesenden Bäcker vertrat, wieder heransnahm, war er so übel zngerichtel, daß- er bald darauf starb. Tie Witwe aber sagte nur: „Unbegreiflich! Er hatte doch so schön geschlvitzt!"
Der Wolf im Zuschauerraum.
Bei Aufführung eines Stückes, das den vielversprechenden Titel: „Die Königin der Räuber" hat, kam es in einem B r o o kly'n er T h e a t e r zu höchst aufregenden Szenen, die nicht von der Regie vorbereitet waren. Die Heldin wurde in einen Käfig geworfen, in dem sich zwei lebende Wölfe befanden — allerdings durch ein kaum sichtbares Drahtnetz von ihr getrennt. So weit war alles programmgemäß. Einer der Wölfe, aber, so wird ans Newyork telegraphiert, durchbrach plötzlich das Drahtnetz. Auf die „Räuberkönigin" schien er jedoch keinen Appetit zu haben. Er sprang achtlos an ihr vorüber und von der Bühne herab mitten unter die Zuschauer, die in panik- artikem Schrecken auscinanderstoben. Ein ohrenbetäubender Lärm erhob sich, alles eilte, um den Ausgang zu finden. Eine mutige Frau wollte das Tier zurücktreiben, der Wolf biß sie aber in den entblößten Arm; andere wurden an den Beinen verletzt, die meisten erlitten in dem Gedränge Quetschungen. Schließlich trieben Vühnen- -arbeiter das aufgeregte Tier bis vor die Rampe, ivo ein Polizist es am Genick ergriff und auf die Bühne schleuderte. Hier packte ein Darsteller rasch entschlossen den Wolf an beiden Hinterbeinen und hielt ihn so lange fest, bis der Käsig geöffnet war und er eingesperrt werden konnte.
Ein origineller Gonverneur.
In seinen im „Jstoritscheski ^Westnik" veröffentlichten Erinnerungen zeichnet P. P. Ssokolow in ergötzlicher
Weise einen russischen Burcaukratentypus aus älterer Zeit. Es handelt sich um den früheren Moskauer Generalgouverneur Fürsten Schtscherbatow. Der Fürst war, wie Ssokolow erzählt, ein großer Sonderling; er hielt sich auf seinein Posten nur deshalb, weil seine Frau eine ungewöhnlich kluge Dame und prachtvolle Administratorin war, so daß man mit Recht sagen konnte, das Gouvernement leite nicht der Fürst, sondern seine Gattin, Schtscherbatow verließ sich bedingungslos auf seine Gemahlin und tat nichts, was ihren Anordnungen hätte zuwiderlaufen können; sein Gehorsam in dieser Hinsicht grenzte ans Fabelhafte; und seine Gewohnheit, nur das zu tun, was die Fürstin befahl, führte einmal zu einem höchst komischen Zwischenfall, der von tragikomischen Folgen begleitet war.
Eines Tages machte das Stadthanpt von Moskau, ein angesehener und reicher Kaufmann, beim Fürsten seinen Antrittsbesuch. Schtscherbatow empfing den Gast in seinem Arbeitszimmer, vergaß aber in seiner Zerstreutheit, ihn zum Sitzen einzuladen. Als die Fürstin von einem Nebenzimmer aus das sah, trat sie unter einem Vorwand an ihren Mann heran und flüsterte ihm zu: „Bitte, laß ihn sitzen," woraus sie sich wieder in ihre Gemächer begab. Der Fürst aber setzte plötzlich eine finstere Miene auf, fuhr das Stadtobcrhaupl zu dessen nicht geringer Verwunderung scharf an und ließ den Kaufmann schließlich auf die Hauptwache bringen, da er die Worte der Fürstin: „Laß ihn sitzen!" als eine Bitte um Verhaftung des Stadtoberhanptes betrachtete. „Er hat sich offenbar ihr gegenüber irgendwie vergangen," dachte er.
Nachdem das unglückliche Stadtoberhauvt abgesührt war, trat der Fürst, froh darüber, daß er den Befehl seiner klugen Frau so pünktlich erfüllt hatte, in den Salon, in dem sich gerade einige Freundinnen der Fürstin befanden. Er küßte seiner Frau galant die Hand und sagte: „Er sitzt! Aber was l>at er eigentlich getan?" „Wer hat etwas getan? Und wer sitzt?" fragt die Fürstin erstaunt. „Na, das Stadtvberhaupt? Tu bist wohl toll geworden?" rief die Fürstin voll Schrecken aus. „Ich bat Dich, ihm einen Stuhl anzubieten, weil Du stehend mit ihm sprachst." „Und ich dachte, daß ich ihn auf der Hauptwache sitzen lassen sollte," sagte der Fürst gemütlich und ohne sich sonderlich auszuregen. Alle lachten, während die Fürstin sofort die Freilassung des unglücklichen Kaufmanns anordnete und den aus der Haft Befreiten zu sich lud, um den Skandal wenigstens einigermaßen zu vertuschen.
Verein „Eoupletschutz".
Was es doch alles für Interessen wahrzunehmen und durch Vereinsbestrebungen zu schützen gibt! Das ersieht man aus einem Bericht über die Generalversammlung des Vereins „Coupletschutz", die eben in Berlin abgehalten worden ist, unter dem Vorsitz Robert Steidls, den man sonst nur von der Bühne herab sehr heiter zu nehmen gewöhnt ist. Diesmal aber erschien er mit andern Kollegen seiner lustigen Zukunft in sehr seriöser Angelegenheit. „Behüt es! Possen! Gar ernste Ding!" Eine Trauerkundgebung für den dahingeschiedenen Humoristen Siegwart Gentes, den langjährigen, verdienstvollen Leiter des Vereins, ging den Verhandlungen voraus. Generalsekretär Brettschneider erstattete den Geschäftsbericht. Der Verein hat sich den Schutz des geistigen Eigentums an Couplets, humoristischen Vorträgen usw. angelegen sein lassen und schon bedeutsame Erfolge erzielt. In vielen Fällen genügte die bloße Prozeßaudrohung, um diejenigen „Humoristen", die sich mir fremden Federn schmückten, zur Anerkennung der Urheberrechte der Verfasser und zur Zahlung einer Buße zu veranlassen. Nur vereinzelt bedurfte es eines gerichtlichen Verfahrens, um den Autoren zu ihrem Rechte zu verhelfen. Zum 1. Vorsitzende» wurde Robert Steidl, zum. 2. Vorsitzenden Otto Reutter gewählt, von dessen Praxis man schon oft genug erfahren konnte, daß zum Ersinnen zugkräftiger Couplets ein feiner Kops gehört, der es schon wert ist, daß das Urheberecht seinen Erfindungen Schutz geivährt.
— Großmütig. Pepert (ver zum Geburtstag ein Fünszigpftnnigstück bekommen hat, abends im Wirts Haus): „Vater, heut' zahl' Ich!"
-- Ab geblitzt. Tourist: „Hören Sie mal. schöne Sennerin, ich möchte heute abend beim Mondschein aus den Aussichtspunkt hinüber, fürchte aber, mich zu
verirren. Möchten Sie mich nicht begleiten?" — Sennerin : „Dös braucht's gar nüt. Wir hoom von 'r a' Kuh noch d' Glocken da und die häng'n wer Jhna um 'n Hals — dann find'n wir Jhna scho!"
Vor 40 Jahre».
Denkwürdigkeiten an den d e u t s ch > s r a n z ö s i s ch e n Krieg.
Dienstag, den 27. Dezember.
A n f a n g a r t i l l e r i st i s ch e r O p e r a t i o n e n g e- gen Paris: Mont-Avron, durch sächsische Artillerie bombardiert. — Kampf zwischen Montoire und La Chartre: Boltensterns Tat. - Peronne cerniert. — Gefecht bei L'Etiole, Tellancourt.
134. Depesche vom Kriegsschauplatz.
Versailles. Heute hatte Oberstleutnant von Bol- tensteru mit 6 Kompanien, l Eskadron und 2 Geschützen ein lebhaftes Gefecht zwischen Montoire und la Chartze. Ter Feind umfaßt schließlich das Detachement. Oberstleutnant von Boltenstern schlug sich jedoch durch und brachte bei einem eigenen Verlust von ettva 100 Mann, iroch 10 Offiziere und 230 Mann des Feindes als Gefangene zurück. v. Podbielski.
Von der Nordarmee wird gemeldet, daß heute die Festung Peronne nach mehreren Gefechten cerniert worden ist. Die Verfolgung der Nord-Armee wird weiter fortgesetzt. v. Podbielski.
Dijon. General v. Werder, der immer noch hier steht, meldet das Anrückcn der „Lyoner" Armee, die 30 Tausend Mann stark sein soll. Ebenso wird die Armee Garibaldis und dessen Vereinigung mit ersterer erwartet- General v. Werder hätte demnach ca. 45 000 Mann feindliche Truppen vor sich. Tie badischen Truppen haben eine solche Erbitterung gegen die Soldaten des „Bagas bunden-Vaters" (Garibaldi) gefaßt, daß sie Nur schwer zu halten sind, ihnen Pardon zu geben. Garibaldi befehligt u. a. ca. 800 Polen, 14 bis 1500 Mann Italiener, 3 bis 400 Südamerikaner, 40 bis 50 Griechen, Schweden, Schweizer. Dänen, leider auch einige Hannoveraner-Offiziere. Auch 300 arabische Reiter sind bei ihm. OKneral von Werder wird aber mit diesem Soldatenchor schon fertig werden.
Das Franenherz.
Bon Rudolf Fastcnralh.
Im Franenherzen still versunken Liegt eine große schöne Welt.
Wir sehn nur ihren äußern Schimmer, Wenn unser Ange ous es fällt.
Doch dringt zu seiner tiefsten Tiefe Ein frommer seelenvoller Blick,
Denn strahlet uns ans seinem Glanze Gin halbes Himmelreich zurück!
Dar- Franenherz ist wie die Blume, Die unser trunines Aug entzückt,
Wenn sie mit ihre»! zarten Dufte Freigebig labt uns und erquickt.
Wir schauen ihre satten Farben, Berauschend uns an ihrer Pracht, Jndeß uns unsres Schöpfer» Güte Aus ihrem Kelch entgegenlacht.
*) Wir eninehmeu das vorstehend« Gedicht der neuesten wie eS weint und lacht, erzählende, volkstümliche Dichtungen zum Vortrag in Schule, Haus und Gesellschaft. Preis in Geschenk- leinwandband 4 M. Verlagsbuchhandlung „Ccrcsio", Konstanz." Fastenrath ist ein scharfer Beobachter des Volkslebens, seine Gedichte zeugen von warmer Empsindnng und Treffsicherheit des Tons.
Schlacht Vieh-Markt Stuttgart.
13 Dezember 1910.
Broßvch: Kälber: Schrvemr,
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