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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die LtadL Wildbad.

verkündigungsblatt

der r(gl. Foritämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Nr. 2S7.

Dienstag, den 2v. Dezember ISIS.

27. Jahrg.

Elsaß-Lothringen: Bundesstaat.

Durch die Zustimmung des Bundesrats zu der elsaß-lothringischen Verfassungsreform ist also der erste Schritt getan, um das Reichsland zum selbständigenB u n- desstaat" zu erheben, wenn man einen zum Deutschen Reich gehörigen Staat ohne Bundesrats stimmen jo nennen darf. Tie übrigen Bundesstaaten wollen nicht, daßeine Verschiebung der in der Reichsversassung sestgcstellten Verteilung der M a ch t v er h ä l t ni s s e" ein­trete, sagt der offiziöse Kommentar derNordd. Allg. Ztg." dazu, Mau darf wohl anuehmcn, daß auf diesem Standpunkt lveniger P.eußen als die anderen Bundes­staaten stehen, die bei oer Verleihung von Bundesrats- stimmcn an Elsaß-Lothringen befürchten, daß die M a ch t Preußens gestärkt werden könnte; denn dieses hat dadurch, daß der König von Preußen als Deutscher Kai­ser nach wie vor Landesherr von Elsaß-Loth­ringen bleibt und den Statthalter sowie dieHälfte der Mitglieder der Ersten Kammer ernennt, na­türlich nach wie vor einen starken, wenn" auch jetzt mehr indirekten, Einfluß auf die Entschlüsse der elsaß-Lothrin- gischen Regierung. Daß diese kaiserlichen Peers aus Vorschlag des Bundesrats vom Kaiser ernannt werden, ändert daran nichts, aber daß der Kaiser in Zu- üiiiit direkt, unter Ausickmltuno des Reisdsknnilers. Rnn--

knnst direkt, unter Ausschaltung des Reichskanzlers, Bun desrats und Reichstags neben den beiden Kammern ge­setzgebender Faktor in Elsaß-Lothringen wird, erhöht viel­leicht sogar noch den Einfluß Preußens.

Ein vollständig gleichberechtigter Bundes­staat im Rahmen des Deutschen Reiches ist also Elsaß- Lothringen auch nach der Verfassung immer noch nicht. Doch ist vielleicht die staatsrechtliche Stellung im Reich für die Elsaß-Lothringer augenblicklich nicht so toichtig, wie die Erweiterung ihrer Selbstverwalt­ungsrechte im eigenen Land. Und diese werden durch die neue Vorlage bedeutend erweitert; denn an die Stelle des Bundesrats und Reichstags treten in Zu­kunft in allen Landesangelegenheiten die Erste und Zweite Kammer. Nun ist ja allerdings die Erste Kammer, dadurch daß sie zur Hälfte aus bernfsstündigen und zur Hälfte aus vom Kaiser ernannten Mitgliedern besteht, auch in Elsaß-Lothringen als ein Hemmschuh für die Be­schlüsse der Volkskammer gedacht, aber den einen Vor­zug hat sie wenigstens gegenüber den anderen Ersten Kam­mern Deutschlands: die geborenen Gesetzgeber fehlen

ihr für Leute, die die Notwendigkeit einer Ersten Kammer überhaupt bestreiten, allerdings ein schwacher Trost,

Von besonderer Bedeutung ist das Wahlrecht zur Zweiten Kammer. Dieses sieht sich auf den ersten Blick gar nicht so übel an. Es ist allgemein, di­rekt und ge heim, aber, um gleich den Hauptfehler vorweg zu nehmen, nicht gleich. Wer 25 Jahre alt ist, hat eine, wer 35 Jahre alt wird, zwei und wer das 45. Lebensjahr erreicht hat, drei Stimmen als Wähler abzugeben. Dieses Alterspluralwahl­recht ist zwar immerhin noch gerechter als das sächsische Plnralwahlrecht, das auf dem Besitze aufgebaut ist, oder das für Preußen vorgeschlagene aufBesitz und Bild­ung" beruhende Dreiklassenwahlrecht, aber gerade in sei­ner dreifachen Staffelung macht es einen etwas komischen Eindruck, denn man kann doch kaum annehmen, daß die Menschen gerade vom 35. bis zum 45. Lebensjahre um ein Drittel klüger werden, wenn auch das Schwabenalter den Mittelpunkt dieses Lebensabschnitts bildet. Doch kann man sich damit absurden, da ja im allgemeinen das Tnrch- schnittslebensalter auch der Arbeitcrbevölkcrung höher ge­worden ist und der Unterschied jedenfalls nicht groß sein dürfte. Mehr Beanstandung dürfte die Bestimmung fin­den, wonach zur Ausübung des Wahlrechts eine drei­jährige Ansässigkeit verlangt wird für alle, die nicht Beamte, Rechtsanwälte, Die­ner der Schule und Kirche oder selbständige Gewerbe- reibtende und Landwirte sind. Diesen Bevorzugten soll das Wahlrecht schon nach einjährigem Aufenthalt im Wahlkreise zustehen. Das Einjährig-Freiwilligen-Exa- men und sonstige wissenschaftliche Graduierungen hat man in Elsaß-Lothringen wenigstens aus dem Spiel gelassen, aber auch all die andernSicherheitsmaßregeln" gegen dierote Flut" hätte man besser beiseite gelassen, denn sie werden den beabsichtigten Zweck nicht erfüllen, son­dern durch ihre Kleinlichkeit höchstens zur Verärger­ung vieler Wähler beitragen. Das gleiche Wahl­recht gehört nach wie vor zu den Grundlagen einer Volks­kammer.

Dieses gleiche Wahlrecht wird auch durchbr o ch e n durch die W a h l k r c is e i n t e i l u n g. Während im Durchschnitt auf 30 000 Einwohner ein Abgeordneter kom­men soll, soll doch für die Einteilung der Wahlkreise ein Spielraum zwischen einer Einwohnerzahl von mindestens 25 000 und höchstens 35 000 Einwohnern gelassen wer­

den. Diese Bestimmung bedeutet ebenso eine Benach­teiligung der Städte denn diese werden wohl kaum auf weniger als 30 000 Einwohner einen Abge­ordneten bekommen, wie die Zugrundelegung der Volkszählung von 1905 für die W a h l k r ei s e i n- teilung. Wenn man das provisorische Volkszählungs­ergebnis von 1910 für die Wahlkreiseinteilung benützen würde, so würden sich im ungünstigsten Falle Fehler von wenigen Hunderten ergeben, während die Verwendung der Bolkszählungsergebnisse von 1905 die Städte um Tau­sende benachteiligt würden. Ein Fehler ist auch, daß über die periodische Neueinteilung der Wahlkreise nichts im Gesetzentwurf vorgesehen ist und daß man das Pro­porzsystem vollständig ausgeschaltet hat.

Alles in allem bedeutet das Gesetz wohl einen Fort­schritt gegen die jetzigen Verhältnisse, aber der Reichs­tag sollte doch noch kräftig seine bessernde Hand anlegen und sich nicht von den offiziösen Sirenentönen der Nordd. Allg. Ztg." einsangen lassen, die meint, daß der Reichs­tag den verbündeten Regierungen auf dermittleren Linie folgen sollte, die dieser Verfassungsentwurf Vorsicht, und die gleich weit entfernt ist von radikaler Neuerungssucht, wie von engherzigen Befürchtungen und kleinlicher Be­vormundung". Vor allem das Reichstags-Zentrum kann nun zeigen, wie es sich zum allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrecht stellt, demgegenüber be­kanntlich das Zentrum im preußischen Abgeordnetenhaus versagt hat.

Mag nun aber das Wahlrecht für Elsaß-Lothringen in der vorgeschlagenen oder in einer verbesserten Form angenommen werden, die Folge wird sich daraus ergeben müssen, daß auch Preußen auf seinem veralteten Land­tagswahlrecht nicht länger beharren kann. Es würde we­nigstens einen sehr sonderbaren Eindruck machen, wenn in einem eroberten Grenzland, dessen Bevölkerung; wenn auch Nriberechtigter Weise so doch immerhin von den Alldeutschen noch starker Hinneigung zu Frank­reich verdächtigt wird, ausgedehntere politische Rechte an die Bevölkerung gewährt werden sollten, als

um Königreich Preußen, der Hauptstütze des Deut­schen Reiches. Deshalb wird sich Preußen einer durch­greifenden Wahlreform nicht länger entziehen können und wir hoffen stark, daß die elsaß-lothringische Wahlrechts­vorlage auch die Axt für das preußische D-rei- k la s s e n w a h l r e ch t werden wirdi

IS

Gl> auch der lviuter euer ksaupt umflockt, vergeht euch selbst, vom Weihnachtstraum gelockt, wir altern nicht, ob auch die Tage gleiten Solange Träume noch die Seele weiten.

Vscar Blumenthal

Die Versuchung.

Roman von Robert Graf

i ck e ii b u r g.

4s Nachdruck verboten.

(Fortsetzung.)

Reitlinger saß neben dem nmgestürzten Schlitten am Boden die Beine in die Decke verwickelt und hielt krampfhaft Pie Pferde fest, die auch sofort gutmütig stehen blieben. Ter Kutscher, der die Beine auf seinem luftigen Sitz frei hatte, war schon während hes Sturzes abge- sprnngen sind verhinderte den Schlitten mit seinen kräftigen Armen am Ueberschlagen.

Ten vereinten Kräften von Herrn und Diener gelang es mit wenig Mühe, das Leichte Gefährt wieder aufzurichten tind die Pferde zu beruhigen nichts hatte Schaden ge­litten. Nun sahen sie sich nach Herrn Porger um.

Ter lag einige Schritte weit ächzend und stöhnend im Schnee, jund erklärte, nicht aufstehen zu können:

Ach mein Fuß! Mein Fuß . . .!" klagte er in allen Tonarten. Dazu machte er ein Gesicht wie vierzehn Tage Regenwetter, stöhnte wie ein Sterbender -- sein steifer, schwarzer Hut tvar ihm vom Kopf geflogen, und die Schnee- Hocken schmolzen in seinen Haaren zu großen Tropfen, die ihm langsam über Stirn und Wangen herabrieselten wi Bild hilflosen Jammers!

Der tödlich erschrockene Reitlinger wollte den verletz­en Fuß untersuchen, aber der Patient wehrte schreiend lckc Berührung. Wie eine leblose Masse ließ er sich unter Jammern und Aechzen zum Schlitten schleppen gottlob verfügten seine beiden Helfer über die nötigen Körverkräfte!

Herrn von Reitlinger war der Vorfall äußerst peinlich, chknn ihn auch keine direkte Schuld traf es war dock) 'armer sein Gefährt, er selbst hatte noch dazu die Zügel geführt er war also 'verantwortlich! Und sein Fahr- Ask schien wirklich nicht unerheblich verletzt . . .!

Wissen Sie", sagte er, als sie wieder sichere Fahr­

bahn gewonnen halten,in diesem Zustand kann ich Sie unmöglich in'Grumman allein lassen! Das Wirtshaus ist hoch höchst primitiv . . . Wahrscheinlich kein geheiztes Zimmer sicher ein zu. kurzes Bett miserable Bedien­ung ^ . . . Für einen Gesunden ist es zur Not auf ein paar Tage möglich für einen Kranken ganz undenkbar!

Nachdem Sie das Schicksal schon einmal mit mir zn- sammengeführt hat und Ihnen dieser Unfall mit meinem Fuhrwerk passiert ist, müssen Sie mir schon erlauben, daß ich weiter für Sie sorge! Wir fahren einfach direkt zu mir da haben Sie wenigstens ein ordentliches Bett, und an Pflege wird Ihnen hoffentlich auch nichts fehlen . . .!"

Ter eifrige Protest des Herrn Porger, dessen Beschei­denheit ihm nicht einmal erlaubte,an eine solche Un­verschämtheit nur zu denken," klang endlich in eine zö­gernde Annahme mit überschwenglichen Tankesbezeugungen ans.

Von diesem Llugenblick an. schien der Schwerverletzte .zusehends weniger Schmerzen zu empfinden - er stöhnte rmr mehr, wenn Herr Reitlinger sich teilnahmsvoll pach seinem Befinden erkundigte, und zeigte bald sogar wieder Interesse für Tinge, die nicht mit seinem verstauchten Fuß in Zusammenhang standen. Sie waren jetzt soweit man es bei dem nun weniger dichten Schneegestöber kon­statieren konnte in ein Seitental eingebogen, und die hier gut fahrbare Straße lies an einem nur wenig ver­eisten reißenden Bach entlang, dessen munteres Geplätscher seine Aufmerksamkeit erweckte.

Gott, was sier a scheenes Wasser! Wem gehöret das

Mir!" erwiderte Reitlinger mit einer gewissen stol­zen Genugtuung.Das ganze Tal, durch das wir 'jetzt fahren die beiden Berglehnen.links Und rechts, von de­nen Sie freilich jetzt nicht viel sehen - das alles ist mein bescheidenes Eigentum! Es sind bei tausend Joch

hauptsächlich Wald, etwas Wiesen und Felder . . ."

Na da gratulier' sch! Da sind Sie ja so a klarier Krösus . . .!"

Jawohl hat sich was! Wenn Sie wüßten, wie wenig die Gründe Hier tragen! Das Holz hat hier kei­nen Wert Getreide gedeiht miserabel, und mit der

Milchwirtschaft ist auch nichts zu machen!. Wenn die Jagd nicht wäre^ hält' sch lang' alles verläuft . . .!"

Ja aber das Wasser.. . .! Is denn diese herrliche Kraft gar nicht Hnsgenützt? Da rinnt ja alle Tag' a klares Vermögen über,die Staaner herunter! Wieviel Se- kunden-Kubikmeter sein denn das,. . .?"

Herr von Reitlinger horchte gus:

.Sind Sie vielleicht -Sachverständiger . . . ? So ...! Das ist ja sehr interessant! Ich denke nämlich gerade daran, ans den) Bach da ein bissel Kapital zu schlagen - vielleicht können Sie mich da mit einem kleinen Wink unterstützen . . .?"

.Aber ich bitt' Ihnen, mit größtem Vergnügen! Sie keimen mer ja gar kei' größere Freide machen, als wenn Se mer Gelegenheit geben,-Ihnen an klaanen Gegendienst zu erweisen für Ihre große Giete! Und aus so was ver­steh ich mich - Pas kann ich Ihnen sagen! Wann mer sei' Leben lang mit der Industrie zu tun hat! Also bitte versiegen «sie ganz ieber prich . . .!"

Reitlinger begann plötzlich seinen Gast lange wicht mehr so unsympathisch zu finden jedenfalls machte er einen vertrauenerweckenden Eindruck, und seinen Erzähl­ungen nach mußte er sin tüchtiger Geschäftsmann sein. Auch seine etwas übertriebene Liebenswürdigkeit war ja sicher gut gemeint.

Das ist sehr freundlich von Ihnen!" erwiderte er höflich.Urrd wenn Sie so gut sein wollen werde ich nrir dann wirklich erlauben, Ihnen meinen Fall vor- zntragen! Jetzt aber sind wir gleich zu .Haus mrd zunächst müssen wir einmal schauen, was mit Ihrem Fuß i! Eventuell schicken wir gleich den Kutscher zum Arzt - - der ist freilich zwei Stunden weit . . .!"

Da tauchten mehrere Gebäude gus Nebel und Schnee­gestöber aus, und gleich herauf hielt der Schlitten vor ei­nem hübschen Herrenhaus in ländlichem Snl mit hohem Giebeldach und großer Holzveranda - dahinter ein klei­ner Komplex von Stallungen pnd Scheunen.

Herrn Porgers Fuß schien schon bedeutend besser - der Transport vom Schlitten sns Hans ging wenigstens relativ leicht von statten wenn auch der'Patient sich schwer auf die Schultern seiner Samariter stützte und da­bei kläglich stöhnte. ,

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