krasttreten des Zuwachssteuergesetzes das Zündwaren- stenergesetz aufzuheben, erklärte der Reichsschatzsekre- tär, es sei ihm nicht verständlich, wie man den Etat noch basanzieren könne, wenn man eine bestehende Abgabe auf- tzebe. Sie erbringe im laufenden Jahre 15 Millionen ohne schon den Beharrungszustand erreicht zu haben. Der­selbe Wunsch sei ja auch in der Interpellation der Fort­schrittlichen Volkspartei zum Ausdruck gelangt. Die Lage sei aber eine etwas andere, als die Antragsteller voraus­zusetzen scheinen. Es habe sich nämlich neuerdings das Zündholzsyndikat aufgelöst und es seien die Preise da- ^irch sehr gefallen. Die Fabrikanten seien darauf in einer mündlichen Besprechung vorstellig geworden, nicht etwa wegen Aufhebung oder Herabsetzung der Steuer, son­dern wegen einer Besteuerung der Ersatzmittel und wegen eines Zündholz Monopols. Der sozialdemokratische Antrag würde darauf abgelehnt. Als Zeitpunkt des In­krafttretens des Gesetzes wurde der 1. April 1911 fest­gesetzt. Bei der Abstimmung über den ganzen Gesetzes­entwurf stimmten 15 Mitglieder für das Gesetz, 1 Mitglied -er Reichspartepstimmte dagegen, 7 Mitglieder der Sozial­demokratie und der Fortschrittlichen Volkspartei enthiel­ten sich der Stimme.

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Mörzheim, 14. Dez. Nach und nach merkt man aus beiden Seiten, was eigentlich eine Aussperrung für Schattenseiten hat lind nimmt die Sache nicht mehr so leicht wie am Anfang. Namentlich möchte eine große Zahl streikender Arbeiter unter allen Umständen wieder arbeiten, zunächst alle Nichtorganisierte und dann auch viele Organisierte. Deshalb war am Montag eine größere Abordnung arbeitswilliger Goldschmiede beim Minister des Innern in Karlsruhe, um die Regierung zu bittest die Fa­brikanten zur sofortigen Wiedereröffnung der Fabriken zu veranlassen und auch um weiteren Schutz der Arbeits­willigen zu bitten. Der Erfolg bleibt abzuwarten.

Pforzheim, 15. Dez. Der schwerste Verstoß gegen die öffentliche Ordnung seit Beginn des hiesigen Goldar- beitcrstreiks ivar der vor 14 Tagen in Enzberg in der Dunkelheit erfolgte lleberfall auf den Kabinettmeister Jd- ler, der mit einem Stock zu Boden geschlagen wurde. Man nahm seither an, daß dieser Unfall das Werk eines Streikenden sei. Jetzt scheint sich das als ein Irrtum heransznstellen. Gestern wurde nämlich wegen des Ver­dachts, diesen Ueberfall verübt zu haben, der 30jährige verheiratete Maurermeister Schwarz von dort von zwei Landjägern verhaftet. Die Ursache des Ueberfalls soll in privaten Zwistigkeiten liegen. Jdler ist noch immer nicht wieder hergestellt.

Erfurt, 15. Dez. In der hiesigen Maschinenfabrik sind 1520 Metallarbeiter inden Au s st a n d g et r et e n, weil ihre Forderung auf Wiederanstellung eines gemaß- regelten Kollegen, nicht stattgegeben wurde.

Ausland.

Innsbruck, 14. Dez. Ter Zugführer der Kaiser­jäger, Lantzhaler, der morgen hingerichtet wer­den sollte, weil er im verflossenen Sommer einen russischen »Advokaten ermordete, ist auf Grund eines in letzter Stunde vom Innsbrucker Korps-Kommando eingereichten Gnaden­gesuchs vom Kaiser zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe b e- gnadigt worden.

Cherbere, 15. Dez. Der von der Royal Mail Steam Tacket Company gecharterte norwegische DampferTisli ist laut Nachricht aus Spanien infolge Sturms bei Orotova (Teneriffa) gescheitert. Vier Matrosen sind nmge- kommen. Das Schiff gilt als verloren.

Norton (Virginia), 15. Dez. Infolge einer Ex­plosion sind in einer Mine in der Nähe von Tacoma, die -er Bond Coal Company gehört, 26 Bergleute verschüttet worden. Gegen 20 Mann sollen tot sein.

Württemberg.

Dieustrrachrichte«.

Der König hat den Landrichter tit. Landgerichtsrat Spiegel- ialter in Stuttgart zum Landgerichtsrat daselbst ernannt Jn- ölge der kürzlich vcrgenommenen 2. höheren Justizdienstprufung sind >ie nachgenannten 26 Referendare zu Gerichtsassessoren bestellt worden: ildols Albrecht, Holzmaden, Dr. Alfred Drescher, Stuttgart, Max Nrascck, Riedlingen, Erich Haasis, Heilbronn, Dr. Otto Hafner, Nie- -ernhall, Anton Heh, Mtingen, Beruh. Hönes, Weinsberg, Fr. Huß, ikirchhcim u. T., Dr. Eugen Zehle, Mühlen, Aug. Köpf. Ulm Th. Krauß, Stuttgart-Cannstatt, Henry Lepmann, Stuttgart, Fr^ Müller, Gingen, Otto Müller, Ravensburg, Dr. Rob. Nebinger, Stuttgart, llob. Neuner. Ulm, Dr. Rich. Sattelmayer, Stuttgart, Konrad Schilling, Ziilttgart-Cmmstatt, Dr. Manfred Schneider, Stuttgart, Dr. Ernst Lchwarzkopf, Hall, Walter Tönning, Stuttgart, Engen Weller Ober­st, Tr. Walter Widmann, Besigheim, Rich. Wicdersheim, Aschhaulen, rügen Wizigmanil, Ulm, Dr. Henri. Zürndorfer, Rexinge».

Genoffen gegen Genoffen.

In Stuttgart hat die Sozialdemokratie bei der Bürgerausschußwahl keine Mandatszunahme zu verzeichnen gehabt und als besonders hervorstechendes Moment wurde bezeichnet, daß der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Redakteur Westmayer, unterlegen ist. Auch das sozialdemokratischeNeckarecho" in Heilbronn gab sei­ner Freude über die Niederlage des radikalen Flügels recht nnbrüderlich Ausdruck. Es schrieb:

TicTrutzkandidaturen" der sogenannten radikalen Richtung, deren Spitze sich selbstverständlich in erster . Reihe gegen die seitherigen Mandatsinhaber richten vnußte, haben diesen gegenüber bemerkenswert schlecht abgeschnitten. Zwei dieser Kandidaturen, Ocher und Manz, sind ganz an den Schwanz des Zettels geraten, und das Zurückbleiben der Kandidatur Westmeyer ' bis au die neunte Stelle ist darum umso ausfälliger, als dieser Name durch Beschluß der Parteivcrsammlung ^ als erster ans den Zettel kam, also gewissermaßen den 'Platz an der Sonne" erhielt. Nachdenklichen Partei­genossen dürfte dieser Wahlausfall den Anlaß zu lehr­reichen Betrachtungen geben. Aber noch etwas anderes ist zu dem Wahlausfall zu sagen, daß nämlich das Wachs- ^ der sozialdemokratischen Stimmen sich in recht m ä - ' LigenGrenzen bewegt. Seit drei Jahren steht jetzt

die Stuttgarter Parteiorganisation unter der Leitung des Genossen Westmeyer, der für sich in Anspruch nimmt, aufklärende Und insbesondere dieMassen" ergreifende Propaganda in großem Stil zu betreiben. Es bleibt bestehen, daß die drei letzten Jahre den Aufschwung in der Anhängerzahl, der dem Aufwand der großen Worte entsprochen hätte, nicht gebracht haben. Es zeigt sich also hiebei wieder, daß nicht der reklamehafte Tamtam den Fortschritt der Bewegung verbürgt, sondern daß zähes, solides und sachliches Arbeiten dazu unbedingt erforderlich ist.

Daß dasNeckarecho" diesen Lehren selbst nicht immer entspricht, tv-eih man. Recht kräftig erwidert denn auch die Schwäbische Tagwacht", sie schreibt dem Bruder­blatt folgendes ins Stammbuch:

Der Artikelschreiber freut sich kindlich, dgß es dem Genossen Mattutat gelungen ist, durch die Ma­nipulationen seiner engeren politischen Freunde an die Spitze zu kommen. Diese Freude ist dem Artikel­schreiber von Herzen zu gönnen. Ter Schreiber macht aber weiter der kombinierten Versammlung der drei sozialdemokratischen Vereine Stuttgart, Cannstatt und Untertürkheim den schweren Vorwurf, sie habe sich bei der Ausstellung des Genossen Westmeyer nicht von sach­lichen Gründen leiten lassen, sondern eineTrotzkandida­tur" aufgestellt. Diese Unwahrheit soll offenbar dazu dienen, das Verhalten jener Genossen, die den sozialdemokratischen Stimmzettel zuungunsten West­meyers änderten, zu beschönigen. Dieser Zweck heiligt aber nicht das Mittel einer schweren Verdächtig­ung der übergroßen Mehrheit der Parteigenossen, die in jener Versammlung dem Genossen Westmeyer die Kandidatur übertrug. Der Artikelschreiber desNeckar­echo" hält es weiter für angebracht, an den Wahlausfall allerlei gute Lehren für die Stuttgarter Parteileitung zu knüpfen, deren Quintessenz ist: Die jetzige Partei­leitung ist unfähig; als die Leitung noch inrevisionisti­schen" Händen lag, wurde viel besser gearbeitet. Diese Angriffe ist die Stuttgarter Parteileitung gewöhnt. Sie berühren uns weiter nicht. Doch dagegen muß jetzt schon in schärfster Weise protestiert werden, daß der Ärtikel- schreiber desNeckarecho", um die Arbeit der Stutt­garter Parteileitung herunterzureihen, in einer Art mit Zahlen operiert, die mit berechneter Fälschung verzweifelte Aehnlichkeit aufweist. Das vomNeckar­echo" angestellte Exempel beweist nur, daß dem Schreiber des Artikels jedes Mittel, auch das bedenklichste, erlaubt erscheint, wenn es gilt, die Stuttgarter Partei­leitung und ihre Arbeit herabzusetzen. Wir bedauern tief, daß dasNeckarecho" wiederum in so frivoler Weise einen Parteistreit vom Zaun bricht. Die Art, wie von diesem Blatt der Kampf jetzt wieder per­sönlich gehässig und mit den unlautersten Mit- teln eröffnet und geführt wird, machte aber eine scharfe Kennzeichnung dieser Methode doch einmal zur Pflicht. Solcher Praktiken, wie hier ein Parteiblatt gegen Parteigenossen, bedienen sich nicht einmal die hiesigen Gegner der Sozialdemokratie.

Das sitzt. Und dazu kam auch am gleichen Tag der Wahlausfall in Heilbronn, der für die Genossen auch nicht besser war wie in Stuttgart. Schließlich erläßt auch noch der Landesvorstand der Sozialdemokratischen Partei eine Erklärung in derTagwacht", in der er seinem Bedauern über den Artikel desNeckarecho" Ausdruck gibt.

W

Der Nrrtiorralvererrr für das liberale Deutschland

hält vom 2.7. Januar 1911 iu derBauhütte" zu Stuttgart einen A u s b i l d u n g s k u r s zur Einführ­ung in die wichtigsten sozialen und staatspolitischen Prob­leme ab. Neben Angehörigen der verschiedenen anderen .Stände sind namentlich, Angehörige des Arbeiterstandes zur Beteiligung eingeladcn. Wie wir hören, nehmen sei­tens des Landesverbandes evangelischer Arbeitervereine Württembergs etwa 20 Arbeiter an dem Kursus teil. Aus der Fülle von 14 Borträgen seien nur einige kurz erwähnt. Ter Tarifvertrag" (Tr. Schall-Stuttgart),Mittelstands­fragen und Mittelstandspolitik" (Gewerbelehrer Frank- Heilbronn),Sozialismus und Sozialdemokratie" (Partei­sekretär Fischer-Heilbronn),Tie Hauptfragen des deut­schen Reichssinanzwesens" (Prof. Kindermann-Hohenheim), Was ist sozial?" (Stadtpfarrer Mayer-Stuttgart),Wie erwirbt und vertritt man politische Bildung." (Direktor Dr. M- Ohr-München). Außerdem werden von berufe­nem Munde die verschiedenen Parteien in ihrer Geschichte, Entwicklung und Bedeutung dargestellt werden, so von dem bekannten Tübinger Geschichtslehrer Professor GoetzDie Parteien der Rechten". Neichsverfassung, Bodenreform, Gewerkschaftsbewegung und Privatbeamtenfrage werden ebenfalls eingehend behandelt. Tie Eröffnungssitzung fin­det an: Abend des 1. Januar statt, die Schlußsitzung am Abend des 8. Näheres ist zu erfahren bei Arbeitersekrc- tär Springer, Stuttgart-Karlsvorstadt, an den auch An­meldungen gerichtet werden mögen.

Die württ. Handwerkervereinigungcn. Seit Inkrafttreten der Gewerbeordnnngsnovelle am 1. April 1900 ist in der Zahl der Handwerkervereinigungen und ihrer Mitglieder eine nicht unwesentliche Verschiebung ein­getreten. Ausfallend ist die geringe Zunahme der Zahl der organisierten Handwerker. Im Jahre 1900 gehörten den sämtlichen damals zu den Handwerkskammern wahl­berechtigten Vereinigungen zusammen 27 881 Mitglieder an, ,im Jahre 1909 waren es 29 569, also nur 1688 oder 6 Proz. mehr. Erheblicher zugenommen haben in diesem Zeitraum die Vereinigungen selbst; sie sind von 318 auf 496, also um 178 oder 56 Proz. gestiegen. Stark zugenommen haben die Innungen, ihre Zahl hat sich mehr als vervierfacht (von 50 auf 209), ihre Mit­gliederzahl ist in ähnlichem Verhältnis aus 9627 im Jahre 1909 gewachsen. Aus der bevorrechteten Stellung der Innungen heraus läßt sich sodann auch die Abnahme der Zahl der Handwerkerfachvereine und ihrer An­gehörigen erklären. Sie sind von 55 mit 2620 Mitgliedern im Jahr 1900 ans 37 mit 1731 Mitgliedern im Jahr 1909

zurückgegärtgen. Man wird füglich annehmen dürfen, daß die eingegangenerr 18 Fachvereine sich in Innungen um­gebildet .haben oder darin aufgegangen sind. Die Zahl der gemischten reinen Haudwerkervereine ist fast gleich geblieben (68 im Jahre 1900 gegen 70 im Jahr 1909). Dagegen hat sich die Zahl ihrer Mitglieder von 8095 Ms 5820 vermindert. Gleichso verhält es sich mit den Gewerbevereinen. Obwohl ihre Zahl von 143 auf 182 gestiegen ist, hat sich die Zahl ihrer als Stimmen zählenden-Mitglieder von 14523 auf 12 391 vermindert. Auch dieser Rückgang an Mitgliedern ist nur ein schein­barer. Tie Zahl der Gewerbevereinsmitglieder hat sich in dem Zeitraum 19001909 tatsächlich erheblich ver­mehrt, ein großer Teil derselben ist aber inzwischen gleich­zeitig puch Mitglied von Innungen oder Fachvereinen ge­worden und mußte daher bei Feststellung der Stimmeu- zahl der betreffenden Gewerbevereine gestrichen werden. Der Verband der württ. Gewerbevereine allein gibt die Zahl seiner derzeitigen Mitglieder auf etwa 22 000 an. Von diesen dürften etwa ^ Handwerker sein, der Rest wird sich zu einem guten Teil aus sonstigen Kleinge­werbe-, namentlich Handeltreibenden znsammensetzen.

Nah und Fern.

Tie 75jährige Witwe Rosine Oettinger von Groß­bottwar trat aus dem Bahnhof in Marbach beim Aus­steigen aus dem Eisenbahnwagen fehl, stürzte und er­litt einen Schädelbruch.

Am Dienstag Abend wurde in Cannstatt ein ver­heirateter 34 Jahre alter Schneider beim Ueberschreiten der Waiblingerstraße von einem Lastautomobil überfahren und sofort getötet. Der Leichnam wurde in das Lei­chenhaus des Steigsriedhvses verbracht. Den Führer des Automobils scheint keine Schuld zu treffen.

Aus Reutlingen wird berichtet: Tie Vermutung, daß mit dein plötzlich verschwundenen fünfjährigen Kind ein Verbrechen verübt wurde, bestätigt sich nicht. Es spielte mit anderen Kindern und fand schließlich den Weg zurück nicht mehr. Es lies in entgegengesetzter Richtung und verrrte sich nach Reicheneck, wo es am andern Morgen von einem Milchbaueru weinend ausgefunden wurde. Glücklicherweise war die Nacht nicht kalt, sodaß es unver­sehrt seinen besorgten Eltern wieder zugesührt werden konnte. Ter Vater war die ganze Naht aus der Suche gewesen.

Vor 40 Jahren.

Denkwürdigkeiten an den deutsch-französischen Krieg.

Freitag, 16. Dezember 1870.

Gefechte bei Langres (Werdersche Truppen), Ven- dome und an der Schweizer Grenze. Amiens wird zeit­weilig von den Deutschen geräumt. Gefechte bei Ven- dome, Tuillcriers, Courtiras, Cloyes, Moree, Lougean.

121. Depesche vom Kriegsschauplatz,

Festung setzt energische Verteidigung fort, macht vieele Ausfälle. Wald Bäusmout Legrant Bois und Dorf Adel- nans von uns aus genommen mit Verlust von 1 Offi­zier, 79 Mann, Feind verlor allein gn Gefangenen 1 Offizier 90 Mann.

122. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Orleans. T-er Feind von stärkeren diesseitigen

Avantgarden am 15. angegriffen, hat Bendome am 16. geräumt. v. Podbielski.

Dijon. General Golß meldet soeben aus Lon- quean: Bor Langres: Der Feind in feiner starken Stell­ung bei Löungean heute mittags angegriffen und nach dreistündigem Gefechte in die Festung zurückgeworfen. - Hcurptsächlich engagiert Regiment Nr. 34 und Artil­lerie. Unser Verlust: 1 Offizier verwundet und ungefähr 30 Mann. Der Feind war 6000 Mann stark, sein Ver­lust ungefähr 250 Mann, darunter 64 unverwundete Ge­fangene. Zwei Geschütze und zwei Munilionslvagen im Feuer genommen. v. Werder.

123. Depesche vom Kriegsschauplatz.

Versailles. Am 16. nahm das 10. Armeekorps

bei dem Gefechte, durch welches sie in den Besitz von Ven- dome gelangte, sechs Geschütze und eine Mirrarlleirse.

Die Tete der von Chartres jaus gegen den Feind dirigierten Kolonnen hatte bei Trane (bei Brouh ein siegreiches.Ge­fecht gegen sechs Bataillone. Der Gegner verlor hier über 1000 Tode, mehrere Proviantwagen und einen Vieh­transport. Diesseitiger Verlust 1 Offizier, 35 Mann, meist leicht verwundet. v. Podbielski.

Berlin. Vor einigen Tagen sind von Svandau zwei Extrazüge mit je 10 Riesenmörsern nach Paris mit je 400 Mann Bedienungsmannschaft abgegangen. > Für jedes Geschütz sind 1000 Geschosse zu 25 Zentimeter Durch­messer mitgesührt worden. Diese Mörierbatterien lind vollständig nach eigener Konstruktion des den Transport begleitenden Führers, des Hauptmanns Collet angesertigt, und sotten innerhalb 8 Tagen vor ihrem Bestimmungs­orte Paris sein.

Ein neuer Roman

beginn: heure in: Feuilleton:Die Versuchung" von Robert Graf Wickeubnrg. Tie interessante Oieschichte spielt in Wien und Umgebung und schildert, wie ein junger Of­fizier, der sich von: Waffendienst zurückgezogen und Land­wirt geworden war, von einer großstädtischen S-ch wind ei­nem a über die Lössel halbiert, um Hab und Gur gebrach:, in entsetzliche Gewissensnöten gedrängt wird, schließlich aber mir heiler Haut davonkommt. Ein durchaus Mo­dernes und doch populäres Werk, das auch gut gegebene psychologische Darstellungen und juristische Auseinander­setzungen in sich birgt. Wir möchten unseren Lesern die Lektüre dieses Romans angelegenrlickLt empfehlen.