Böhringer unter einen von Backnang kommenden Personenzug und wurde sofort getötet.
Ein Unfall, der schlimm hätte ausfallen können, rvidcr- snhr dem .Schultheiß Böhm von Amlishagen OA. Gerabronn. Er viel von chnem Scheunenbalken in hie Tenne, glücklicherweise aber auf einen Bund Stroh, her den Sturz milderte. Immerhin hatte der Sturz eine mehrere Stunden dauernde Bewußtlosigkeit zur Folge.
Beim Baumfällen wurde dem ca. 70sährigen Kaspar Vihr in Abtsgmüud von einem niederfallenden Stamm die Wirbelsäule abgeschlagen, fodaß der Tod kurze Zeit darauf eintrat.
Tie Polizei in Pforzheim verhaftete den Taglöhner ..Georg Gottfried Ruf aus Tobel, der sich bis zur Bewußtlosigkeit betrunken hatte, schaffte ihn ins Gefängnis und brachte ihn von dort ins Krankenhaus, wo er an Alkoholvergiftung starb.
Aus der Zeche „Bruchstraße" bei Dortmund sind vorige Nacht fünf Bergleute beim verbotswidrigen Benutzen der Seilfahrt in einen Bremsschacht ab gestürzt. Drei waren sofort tot, einer starb im Krankenhaus?, der fünfte ist sehr schwer verletzt.
Gerichtssaal.
Ein Opfer der Schundliteratur
ist der 18jährige Kaufmannslehrling Max Mahlert geworden, der sich vor der Heilbronner Strafkammer tvegen Unterschlagung von 18 786,60 Mark zu verantworten hatte, die er im Auftrag seiner Firma, der Getreidehandlung Albert Eisig hier hei Rnmelin erhoben und mit welcher Summe er durchbranute. Er erzählt, daß er sich «inmal Amerika habe arischen wollen, das Lesen von Karl Mays Reisebeschreibungen und der Buffallo-Bill- Bücher habe den Plan, übers Wasser zu gehen, in ihm reifen lassen. Den Entschluß habe er schon einige Wochen zuvor gefaßt und er habe ihn ausgeführt, sobald er wieder, wie es öfter geschah, eine größere Summe Geldes in die Hand bekam. Mählert hat sich vor seiner Abreise Ueberzieher, Hut, Mütze und einen Stock gekauft und setzte sich, auf diese Weise unkenntlich gemacht, am Tage des Unheils, am 16. November, in den hier 11.20 Uhr vormittags abgchenden Berliner Schnellzug. In Würzbnrg kaufte er sich noch eine goldene Uhr und eine Brieftasche und kam dann unangefochten bis nach Hamburg, trotzdem sein Zug auf freier Strecke zweimal gründlich durchsucht wurde. Auch dem Detektiv entschlüpfte er, der auf dem Bahnhof in Hamburg aufgestellt war. Er kam dort kurz vor Mitternacht an, stieg in eine Droschke Und fuhr in hie Wohnung eines Freundes namens Ef- finger. Dessen Adresse war von Heilbronn ans bereits festgestellt und dort erfolgte auch die Verhaftung des Mählert, ehe er kaum recht angelangt war. Ueber Briefe, die von einem Fräulein an ihn geschrieben und gefunden wurden, verweigert er die Auskunft. Staatsanwalt Dr. Frank bemerkte hiezu, die Erhebungen hätten ergeben, daß unlautere Beziehungen nicht vorlicgen. Die Vernehmung ergibt auch, daß Mählert kein unsolider junger Mann ivar, er hat weder dem Wirtshausbesuch gefröhnt noch sonst einer Leidenschaft gehuldigt. Von dem Geld hat er nur etwa 200 Mark verbraucht und zwar zu den oben genannten Anschaffungen und für Fahrgeld. Alles übrige wurde wieder beigebracht. Als Handelsschüler wird dem Angeklagten von dem Zeugen Professor Rath, ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt, Buchhalter Reihlen (bei Eisig) bekundet, daß die Firma in den jungen Mann volles Vertrauen gesetzt habe, da er fast zwei Jahre lang alle Kommissionen richtig besorgt und öfters größere Geldsummen in die Hand bekam. Als Zeugen wurden weiter vernommen Kassier Korb (bei Rümelin) und ein Kaufmannslehrling namens Wagner, mit dein sich der Angeklagte über seine Pläne besprochen hatte. Es war für die Verteidigung (Rechtsanwalt Tr. Eppinger) nicht schwer, mildernde Umstände für den Angeklagten durchznsetzen, er wurde zu sieben Monate Gefängnis, abzüglich 3 Wochen Untersuchungshaft und zur Tragung der Kosten verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 1 Jahr Gefängnis beantragt.
Halle a. S., 10. Dez- Tie Strafkammer verurteilte" heute den verantwortlichen Redakteur des „Halleschen Volksblattes", Otto Niebuhr, wegen Beleidigung der im September mit Orden bedachten hiesigen Polizci- beamten zu einer Geldstrafe von 600 Mark.
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dachte heute .Nachmittag einen Fallschirm-Absturz aus mehreren hundert Meter Höhe anszufnhren. Als nun der Fesselballon, mit dem Hayn dazu aufsteigen wollte, von der Gasanstalt durch 36 Männer nach dem Flugplatz transportiert werden sollte, riß er sich unterwegs beim Ueberlegen der Taue über Telegraphendrähte mit dem bereits eingestiegenen Ingenieur los. Er landete, nachdem der Luftschisfer die Reißlinie gezogen hatte, in Polano- witz, vierzig Kilometer von Breslau. Hayn wurde dabei leicht verletzt, der Ballon beschädigt.
Vermischtes.
! Der Roman der Näherin.
Bei Oetave Mirbeau, dem bekannten Pariser Schriftsteller, erschien eines Tages ein ärmlich gekleidetes, blasses, ältliches Mädchen, in der Rechten ein ziemlich umfangreiches Manuskript. Der Dichter wußte sofort, welches Anliegen die Besucherin ihm Vorbringen wollte. Ohne ihre Ansprache abznwarten, sagte er: „Sie haben einen Roman oder ein Theaterstück verfaßt und bringen Ihre Arbeit mir, damit ich sie durchlese und Ihnen einen Verleger verschaffe oder Ihr Stück einem Thoaterdirektor empfehle. Ich bedauere, Ihre unausgesprochene Bitte nicht erfüllen zu können. Ich kann leider meine Zeit der Begutachtung von dilettantischen Arbeiten nicht widmen." Das Mädchen starrte ihn stumm an, nickte kaum merklich und wandte sich, um zu gehen. „Bleiben .Siek" rief Mirbeau. Ter leidensvolle Zug in ihrem
Breslau, 11.
Ingenieur Hans H
§
i Künstler-Konzert in einem Berliner Krankenhaus. Jeden Sonnabend finden im Hörsaal der Lhar'NL ^ kür da« Personal und die nicht ans Beit gefesselten Kranken Musikvortriige statt, die von namhafte» - ^ Künstlern unentgeltlich geboten werden.
krankhaft bleichen Gesicht hatte ihn ergriffen. Er lud sie zum Sitzen ein und ersuchte sie, ihm darzulegen, was sie zur Schriftstellerei getrieben. „Ich heiße Marguerite Uuduox," begann sie, „ich bin eine Näherin. Ich bin ans der Provinz, kam als fünfzehnjähriges Mädchen nach Paris uird habe hier all die Kümmernisse einer armen Arbeiterin, die anständig bleiben will, durchgcmacht. Vor einem Jahr fiel es mir ein, einen Roman zu schreiben, in den ich mein eigenes Schicksal hineinwebcn wollte. Tagsüber sah ich an der Nähmaschine und während der Nacht schrieb ich. Ta lernte ich einen jungen Dichter kennen, der arm, unbekannt und brustkrank war. Dem las ich meinen Roman vor. Er gefiel ihm. Er korrigierte das Werk, denn es wimmelte von orthographischen Fehlern. Als er mit seinen Korrekturen fertig war, schrieb ich den Roman nochmals ab. Ter junge Poet wollte ihn einem Verleger überreichen. Er kam nicht dazu, denn er starb plötzlich. Ich schickte selbst das Werk einem Verleger, man -retournierte es mir. Inzwischen hatten sich meine Verhältnisse verschlechtert. Durch die Näh- mrd Nachtarbeit wurden meine Angen sehr angegriffen. Ich kann jetzt nur wenig arbeiten, lebe daher sehr kümmerlich. Meine letzte Hoffnung ist dieser Roman. Täuscht mich diese Hoffnnirg, dann. . ." Sie verstummte. „Ich werde den Roman lesen," sagte Mirbeau. Er las ihn. Bor einigen Wochen ist dieser Roman mit einer begeisterten Vorrede von Oetave Mirbeau erschienen: „Marie-Claire", so lautet der Titel des Werkes, das schlicht und doch ergreifend das Lebensschicksal eines armen Mädchens erzählt. Und dieser Roman der armen Näherin schlug ein. Man bezeichnet ihn im „N. Wiener Tagbl." geradezu als das „Buch der Saison" und meldet ferner: Die Herzogin von Rohan als Vertreterin des Pariser Schriststcllerinnen- vereins überreichte der Autorin einen Preis von 5000 Franken, der nun auch der Preis der Academie Goncourt lvinkt. Und Marguerite Audonx, vor wenigen Wochen noch eine arme Näherin, ist auf dem besten Wege, eine berühmte Schriftstellerin zu werden.
Wie man in Amerika die Dienstnrädchcnfrage umgeht,
schildert das neueste Heft des „Buchs für Alle" in recht interessanter Weise. In Amerika wird die Dienst-, mädchenfrage immer hremiender, und da die Wohnungs- Verhältnisse es oft unmöglich machen, eine nicht zur Familie gehörende Person zu beherbergen, hat man sich nach einer anderen Lösung der Frage umgesehen. Und es scheint fast, als sei das Problem wenigstens dort gelöst, wo die praktische Einrichtung der „Taä^ visitinA donssüsopor" besteht. In den großen Städten findet man eine ganze Reihe von verheirateten Damen, deren Arbeitsfeld außerhalb des Hauses liegt. Wenn sie dadurch nicht imstande sind, die häusliche Arbeit zu verrichten, ihr Hans aber doch gern so in Ordnung halten möchten, daß es ein wirkliches Hein: ist, so wenden sie sich an eine visitinZ honssksspsr". Tiefe Tome erscheint von einer Reinmachesrau begleitet, die alle grobe Arbeit ausführt, während sie selbst das Ganze beaufsichtigt, Staub krischt, stopft und flickt, sowie die erforderlichen Einkäufe und die Zubereitung der Speisen besorgt. Tie „Tacizr visitinss kousskoevor" und ihre Reinmachesrau sind gewöhnlich so gut zusammen eingcarbeiw" daß sie im Lause des Tages mehrere Haushaltungen in Ordnung halten können. Kommt die Hausfrau nach beendigter Tätigkeit heim, so findet sie sicherlich alles besser vor, als wenn sie ihren Haushalt inzwischen einem ungeübten Dienstmädchen überlassen hätte. Der Haushalt wird aus diese Weise für die einzelne Hausfrau nicht sonderlich teuer, während die „Haushälterin im Umherziehen" eine hübsche Einnahme erzielt.
Aus der Hauptstadt von Deutsch-Lstafrika.
Die „Dentschostafrikanische Zeitung" in Daressalam berichtet über einen Ehebrecher-Boykott. Es streikten die sämtlichen indischen Angehörigen der Holzarbeiterbranche, alias Banyanentischler, etwa 150 Mann. Ter Grund war folgender: Vor einiger Zeit wurde ein Banyanentischler zu vier Monaten Gefängnis verurteilt, weil er seiner ungetreuen Frau die Nase abgeschnitten und in den Abort geworfen hatte. 'Der Ehebrecher, der die Frau verführt hatte, konnte nicht bestraft werden, weil nach Aussage der darüber befragten Sachverständigen die Ehe keine nach den Gesetzen der Banyanen gültige gewesen war. Die Banyanen nahmen mm das Gesetz selbst in die H<tnd und boykottierten den
Ehebrecher. Kein Mensch durste mit ihm sprechen pder ihm Speise und Trank geben. Selbstverständlich war kr auch von der Teilnahme an ihren religiösen Hebungen ausgeschlossen. Ta sich dieses Verbot auch auf seine Angehörigen erstreckte und jeder Banyane, der mit ihm sprach oder ihm eine Handreichung leistete, gleichfalls boykottiert wurde, so erblickte das Bezirksamt hierin einen Unfug und verbot den Boykott. Die Banyanentischler antworteten damit, daß sie sämtlich die Arbeit niederlegten. 'Darauf wurde ihnen im Bezirksamt unter Uebereinstimmnng der beim Gouvernement herrschenden Ansicht eröffnet, bah der Boykott auf keinen Fall geduldet werden würde.Vom Kaiserlichen Gouvernement erhielten sie den gleichen Bescheid. Am nächsten Morgen hatten sich die erregten Hobel- knnstler soweit beruhigt, daß sie ihre Arbeit wieder ansnahmen. — Ein anderes Stücklein: Zu zweihundert Rupien Geldstrafe wurde der indische Nachtwächter her Bahnverwaltung von Daressalam verurteilt, weil er mit einem sogenannten run§n, einer Eingcborenenkeule, Boys, die das Bahngelände passieren mußten, körperlich mißhandelt und schwer verletzt hatte. Es wird auf dem Bahngelände viel gestohlen, und der Wächter hatte den Auftrag, ans die Diebe zu fahnden. Ans irgendeinem Grunde (vielleicht weil ihm die Kerle zu groß waren) konnte er Pie Uebeltäter nicht fassen und suchte sich nun unter den bei der Bahn beschäftigten Eingeborenen ein paar arglos passierende Opfer anZ, denen er an Stärke geivachsen war. Der kampfesfrohe indische Hüter der Nacht, ein ehemaliger Soldat der englisch-indischen Armee, hat übrigens ein originelles Mittel gefunden, den ihm. unentbehrlichen Nachtschlaf nicht entbehren zu müssen, ohne gefaßt zN werden. Er besitzt ein kleines, vollständig zahmes Ein- geborenenschas, das ihm ans Schritt und Tritt folgt. Will er nachts mit Morpheus Schauri machen, so nimmt er das Schaf zwischen die Beine. Bei jeder Annäherung Fremder wird das Tier unruhig und weckt ihn, und so ist er immer „tavari", d. h. auf dem Posten.
..Halt, Zügle!"
Von einem niedlichen Idyll ans einer Nebenbahn jm badischen MeckesheiM weiß ein Leser der „Schwetz- inger Zeitung" das folgende zu berichten: Auf der Station B. gab es unerwartet Aufenthalt. Als das Zügle etwas gar zu lange anhält und die Passagiere bereits unruhig zu werden beginnet:, setzt es sich eben in Bewegung, aber nach rücktvärts. Trotz eifrigen Spähens ist kein Wagen, der angehängt werden soll, oder sonst ein Grund des Rück- wärtsNranövers ersichtlich. Ta hält das Zügle mit einem Ruck und nun klärt sich die Sache aus: Auf Per nruveit gelegenen Anhöhe steht ein — Photograph, der Ms Leibeskräften ruft.und winkt: „Halt!" Das Zügle sollte doch nicht weiter zurücksahren, als es für eine wirklich' schöne Aufnahme notwendig war. Inzwischen war gnch der Stationsvorsteher mit Familie im Sonntagsstaate puf dem Perron erschienen und die Bediensteten Lehmen sim Zuge möglichst vorteilhafte Stellungen ein — der Photograph ist noch nicht zufrieden. „Thun Se Jhrn dicke Kopp uff de Deit, Se g'heere net zum Personal!" also ruft er väterlich einem vorwitzigen Reisenden zu. Jetzt aber klappt es. Befriedigt schmunzelnd, packt der Photograph den Apparat znstnnmen und. winkt ganz wie ein Zngmeister zur Abfahrt, woraus das Zügle mit etwa 20 Milruten Verspätung abdampst.
— Schmeichelhaft. Arzt: „Wenn ich nur ein Mittel gegen den verflixten Rheumatismus wüßte!" — Frau: „Aber Mann, Tn hast doch so viele Patienten an dieser Krankheit behandelt, die wieder gesund worden sind.. da würde ich mich doch mal bei ihnen erkundigen, was sie dagegen getan haben."
Handel und Volkswirtschaft.
Brackcnheim, 12. Dez. Einen solch totalen HerÜst- aussall wie Heuer hat der Bezirk seit 50 Jahren nicht gehabt. Von den gesamten Wingertcn mit 1346 Hektar wurden Heuer ganze 550 Eimer geerntet. Ter Eimer wurde durchschnittlich zu 190 M verkauft. Der Gesamtwert der Weinernte beträgt nur 104 000 M gegenüber von 865 OM Mark für 1909 und 1123 000 M für 1908. Der Herbst 1906, auch ein Fehlherbst, ivar noch weit besser als der heurige. Die Ernte betrug damals 1120 Eimer. Der Preis war aber bloß 130 M für den Eimer. Ter Wert stellte sich aus 145 000 M Wäre Heuer der Preis nicht so hoch gewesen, dann würde der Wert weit unter 100 000 M stehen.