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Wie nnui nn Bord einer Jacht mitte» iin Meere dinieren kann, ohne seekrank zu werden. Unser
ttild zeigt ein auf einem Felsenriff nahe der Küste Nizzas erbaute; Gasthaus, dessen Aeußere« und
Inneres völlig einem Segelschiff entspricht. Während der Saison wimmelt dieser „Sce-GasthauS" von
Besuchern, die dort speisen und die Annehmlichkeiten eines Aufenthalter auf dein Meere genießen ohne
:<esscn unangenehm- Beigabe, die Seekrankheit, fürchten zu müssen. „ ^^ ^ ^
Zu Wilhelm Raabes Tod.
Mit dem vor einigen Tagen erfolgten Tode Wilhelm Raabes hat ein echtes Poetenherz zu schlagen aufgehört und viele Tausende in Deutschland werden in stiller Wehmut der frohen, genußreichen Stunden gedenken, die der verstorbene Meister ihnen in seinen Werken bereitet hat. Wilhelm Raabe hat ein reiches Leben gelebt, aber es war Nach innen gerichtet. Seine beschauliche Natur, seine nimmer müde Menschenbeobachtung hat der Menschheit Schätze geschenkt, ihr einen nimmer versiegenden Quell edelsten Genusses erschlossen. In seinem langen Leben — er stand im 79. Lebensjahre ^— hat er eine erstaunliche Menge Von Werken geschaffen, von denen eine stattliche Anzahl sich einen bleibenden Platz in der Literatur erobert hat.
Mau rechnet Raabe zu den Humoristen. Und er war einer, einer der wenigen, die es gibt. Ans jedem seiner Werke leuchtet ein echter, wahrer Humor hervor, aber er lächelt oft durch Tränen, Glück und Schmerz sind aufs innigste in seinen Werken miteinander verwoben! Ein Humorist ist immer ein Genie, ein großes oder ein kleines. Denn echter Humor ist selten in der Welt. Raabe besaß ihn, und in engster Werbikkdung damit stehen in seinen Werken eure tiefernste Lebensauffassung, ein gesunder Realismus und eine gewisse Freude an phantastischer Erfindung. Er liebt die Umgebung der „kleinen Leute", führt seine Leser gern in die Eugen, auch die Bitternisse des Lebens, er hat eine ausgeprägte Gabe für Kleinmalerei und für das Idyllische.
Schon als der junge Braunschweiger — Raabe wurde geboren am 8. September 1831 zu Eschershausen im Her- Mtum Braunschweig — in Berlin in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre Philosophie studierte, begann er, sich mit der Literatur zu befreunden; in Berlin fand er in seiner engen Studentenbude in der Spreestraße den Ort für sein frisches, lebendiges Jugendwerk „Die Chronik der Sp erli n g s ga sse", das im Jahre 1857 erschien und 1895 die 41. Auflage erlebte, ein Meisterstück fein- empsindender Erzählungskunst und ein großartiges Zeugnis von des Dichters Beobachtungsvermögen.
Jakob Corvinus — so nannte sich Raabe zuerst — begann nun eine überaus fruchtbare Tätigkeit; fast in jedem Jahre erschien ein neues Werk. Nur langsam vermochte der Dichter sich durchzufetzen; die große Masse des Lesepublikums fand nicht an ihm Geschmack; er schrieb für literarische Feinschmecker, und ganz allmählich bildete sich eine „Raabegemeinde"; klingenden Lohn brachten ihm seine Werke nur spärlich- und erst im Alter fand der Dichter, der seit 1870 in Braunschweig lebte, die Anerkennung, die ihm gebührte, und den Platz in der Literatur, der seiner Bedeutung zukam. Das bekannteste und 'ge- lesenste seiner Werke ist der 1864 erschienene „Hunger-. Pastor", dessen 25. Auflage 1905 erschien. In ihm, in dein dreibändigen Roman „A buTalfan, oder die Heimkehr vom Mondgebirge", der 1867 in Stuttgart erschien, im „Schliddern mp" (Braunschweig 1870) .und in der meisterhaften kleinen Erzählung „Horacker" kommen Raabes dichterische Eigentümlichkeiten am stärksten -zum Ausdruck.
Als Raabe im Jahre 1891 semen 70. Geburtstag erlebte, wurde ihm von ganz Deutschland gehuldigt; die Universitäten Göttingen und Tübingen ernannten ihn zum philosophischen Ehrendoktor; das preußische Kultusministerium verlieh ihm erfreulicherweise nicht den Profefsor- titel, sondern bestimmte eine größere Summe Geldes zum Ankauf seiner Werke für Volksbibliotheken, eine Ehrung, die im Interesse des Volkes recht vielen wahren Dichtern tziu wünschen ist. Mit der stillen Heiterkeit, die Raabe sein Leben hindurch begleitet hat, ließ er alle Ehren über sich ergehen, und dann verlebte er einen friedlichen Lebens- kberid, fern dem Getriebe der unruhigen Welt. Noch einmal, vor wenigen Tagen, wurde Raabes Name wieder allgemein genannt, als die medizinische Fakultät der Universität Berlin ihm ihren Ehrendoktorhut verlieh, dem großen Humoristen, der der leidenden Menschheit befreiendes, heilendes Lachen geschenkt. Und dies stille Lachen wird Noch viele Generationen nach ihm und uns beglücken.
Das hohle Bein.
jBi 0 N einen: ziemlich raffinierten Schmugglertric er- Mhlt man der „Köln. Ztg." von dein Grenzverkehr zwischen Como uiid lEhiasso. Auf der Landstraße zwischen den beiden Städten wird auch bei Hellem Tag geschmuggelt. Ein gewisser Fioravante Scalvini in Como hatte das Unglück- durch irgend einen Unfall eines seiner Beine zu, verlieren. Nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen und Von milder Hand mit einem künstlichen Bein beschenkt Korden war, begann er das ungewohnte Glied durch stei- ,ßiges Gehen zu üben, und da er sich nicht getraute, damit auf die Berge zu steigen, so wählte er die gute Landstraße Von Como (und Chiasfo als Uebungsgelände. Täglich spazierte er von Como nach Chiasfo, ruhte sich- dort von der Anstrengung eine Weile ans und kehrte wieder zu Fuß, !vach Italien zurück. Die Zollwächter an der Schweizer Grenze gewöhnten sich bald mit feiiwm falschen Bein so flott marschierte wie vordem mit feinem natürlichen. Tie Zollwächter bemerkten aber mit der Zeit noch etwas anderes, nämlich, daß Fioravante nicht nur gesund und blühend, sondern auch in feiner Kleidung besser als früher äussah, daß er als armer Krüppel ein wohlhabendes Aeu- ßeres bekam. Das war wundersam und verdächtig. Sollte dieser neue Wohlstand Fioravantes mit seinen regelmäßigen Spaziergängen über die Grenze zusammenhängcn? Sollte er vielleicht gar zum Schmuggler geworden sein? Das war ja leicht festzustellen; man brauchte ihn nur zu untersuchen, wenn er wieder pvrbeikam, wozu mau nicht nur berechtigt, sondern eigentlich auch verpflichtet war. gesagt, getan! Als Fioravante eines Tages wieder nach, riner halbstündigen Ruhepause in Chiafso den Heimweg dus der Schweiz nach Italien antreteu und mit den: gewohnten freundlichen Gruß au den Zollwächtern am Ponte d: Chiasfo vorüb ergehen Wollte, trat einer auf ihn zu und ^g-te mit,aller Höflichkeit: „bavorisea, Liquors, wollen 'che sich bitte aufs Amt bemühen!" — „Ich habe zwar wie immer nichts Zollpflichtiges bei nur, als diese:: Zigarrenstummel, au dem ich rauche", antwortete Fioravante,
„aber Wenn Sie wünsche::" — und so traten sie in das Zollhaus. Kaum hatte sich die Türe hinter ihnen geschloffen, so zogen die grausamen Zöllner dem guten Fioravante die Hose aus, schnallten ihn: das künstliche Bein ab, holten aus dessen hohlen: Innern 47 Schweizer Taschenuhren hervor und schickten dann den armen Krüppel mit seinem leeren Bein ins Untersuchungsgefängnis nach Como, wo Fioravante über das wetterwendische Glück Nachdenken kann.
Handel und Volkswirtschaft.
Geflügel- und Bogelausstellung, Wollhalle, 19.—21. Nov. 1910. Die Meldelisten für die Ausstellung des Vereins der Geflügel- und Vogelfreunde in Heilbronn sind nun abgeschlossen. Annähernd 1000 Ausstellungsnummer:: mit ca. 1500 Tieren sind angemeldet, eine Zahl, wie sie noch auf keiner württembergischen Schau angetroffen und in Süddeutschland nur durch Würzburg übertroffen wurde. Das Geflügel kommt in Stämmen von 1 Hahn und 2 Hennen sowie einzeln, Tauben nur einzeln zur Ausstellung. Die Beschickung durch die meisten größeren Züchter Süddeutschlands läßt eine gute Qualität erwarten; der Besucher wird daher ein richtiges Bild vom derzeitigen Stand der Geflügelzucht erhalten. Leider wird dieser noch nicht das Interesse entgegengebracht, das sie verdient. Wenn man in Betracht zieht, daß jährlich viele Millionen für Eier- und Gcflügeleinfuhr ins Ausland wandern, so :nnh man sich oft wundern, daß sich für diesen so wichtigen Teil der Volksnahrung so wenig Geflügelzüchter finden, umsomehr als diese Zucht bei einiger Kenntnis ganz einträglich ist und mit geringen Mitteln betrieben werden kann. Als eines der erfolgreichsten Agitationsmittel haben sich die Ausstellungen gezeigt, wobei entgegen der oft herrschenden Meinung festgestellt sei, daß wirklich gutes Nutzgeflngel nur aus der Rein- und Rassezucht hervorgeht. Diesem Zweck soll auch die Heil- bronner Ausstellung dienen. Ter Verein hat sich erstmals an ein größeres Unternehmen herangemacht, ein ziemlich großer Besuch von auswärts ist zu erwarten,, sodaß auch die hiesige Geschäftswelt beträchtlichen Nutzen daraus ziehen wird. Mit der Ausstellung ist ein Glückshafen verbunden, in welchem eine große Anzahl Geflügelstämme, Einzeltiere und Tauben verlost werden. Ein großer Teil des ausgestellten Geflügels ist auch verkäuflich. Es bietet sich somit für Anfänger sowie für Züchter, welche ihr Material verbessern oder auffrischen wollen, dazu die beste Gelegenheit. Neben den von: Verein garantierten Geldpreisen wurden seitens einiger Gönner in dankenswerter Weise wertvolle Ezrenpreise gestiftet. Einige Spezialklubs, deren Mitglieder über ganz Süddeutschland zerstreut sind, halten über die Ausstellung ihre Jahresversammlungen ab. Alles in allem ist ein Besuch dieser Geflügelschau sehr lohnend, zumal der Eintrittspreis mit 20 Psg. sehr günstig gehalten ist.
Vor 40 Jahren.
Denkwürdigkeiten an den deutsch-französischen Krieg. Samstag, den 19. Nov. 1870.
Gefecht bei Vouel und Travecy, bei Evrcux und Mar- nlly, bei La Casquette, Uebersall von Chatillon für Seine. Belagerung von Belsort begonnen, deutsche Truppen besetzen Moutbcliord. Aussallsvcrsuch bei Hamm.
Versailles. Der britische Staatssekretär Odo Russes kommt heute ins deutsche Hauptquartier hierher, hierher.
Paris. Für solche, die noch immer Mitleid mit den „armen Franzosen" haben, diene folgender Artikel des „Figaro" zur Kenntnis und Belehrung: „Wir suchen in diesem Augenblicke ein schönes, wohlgelegenes, ein wenig ländliches Grundstück, in welchem die 400 000 Preußen, die unter, unseren Mauern ihren Tod finden werden, man begraben könne. Allerdings wird die Ausgabe für, diesen Zweck beträchtlich sein, aber wenn man bedenkt, daß man 10 Preußen glatt übereinander legt, das Ganze kann: 3 Meter hoch ist, (bei einer Dicke von 30 Zentimeter) daß ferner die Länge eines Fußsoldatens einschließlich der Pickelhaube 2 Meter 8 Zentimeter beträgt, wird man erkennen, daß die Sache nichts Beunruhigendes hat. Der Wunsch des Komitees, das sich bereits mit dem ickitigen Kalk, Chlor und Schwefelsäure versehen hat, geht dahin, daß dieses Grundstück bald eröffnet werden könne, denn man hat die Erfahrung gemacht, daß der Preuße, kann: verstorben, gebieterisch nach Beerdigung verlangt. . . . Wir machen uns anheischig, den Grund und Boden nach '5—6 Jahren zurückzuerstatten, ohne eine Entschädigung bez. des erhöhten Wertes zu verlangen, welcher dem Grundstück von: Stande der Landwirtschaft erwachsen muß. Wir sprechen nicht einmal von dem Handel mit Fischködern, der aus diesem erhöhten Wert folgen muß und die Angelfischer an- znspornen, nicht verfehlen wird." — Gibts noch etwas Gemeineres?
Sonntag, 20. Nov. 1910.
Rekognoszierungsgesecht bei Beaune la Rolande und Nancray, bei Montargis, bei Brigny, Chevillon, Corvees les Aps. Gefecht bei Nuits, St. Jean de Sosne. Entsatz- nnd Aussallversuch von la Fere znrückgeschlagen. Faidherbe stakt Bourbacki, Kommandant der französischen Nordarmee. Bataillone des 4. und 8. bayerischen Infanterie- Regiments cernieren die Festung Bitsch. Artillerie ist abgezogen.
Metz. Tie Cerniernng von Montmedy ist durch ein Detachement unter Oberst von Panncwitz an: l6. ds. erfolgt, wobei siegreiche kleine Gefechte des 1. und 2. Bataillons des 74. Regiments bei Chauvency und Thonelles stattfan- den gegen die Besatzung von Montmedy. 47 nnverwnndete Gefangene. v. Zastrow.
95. Depesche von: Kriegsschauplatz. Versailles. „Ter Feind versuchte am 20. mit 6 Kompagnien und 4 Geschützen La Fere zu entsetzen, wurde aber am rechten Oihe-User durch ein Bataillon des Regiments Nr. 5 mit bedeutendem Verlust znrückgcwiesen: desgleichen ein bald daraus erfolgter Ausfall aus der Festung."
v. Podbielski.
London. Die „Times" schreiben: „Für die Deutschen ist die Frage ihrer Ansprüche an Frankreich nicht eine Frage der Graßmut und des Mitleids, sondern der gesunden Vorsicht und praktischen Erwägung. Man erin nere sich, was unter Napoleon I. Deutschland gelitten habe . . . Keine Nation hat jemals einen so schlechten Nachbar gehabt, als Deutschland in den letzten vier Jahr Hunderten an Frankreich, schlecht in jeder Weise, frech, ranbsüchtig, unersättlich, unermüdlich, rachsüchtig. Dafür hat dieser aber , auch die so vollständige, rasche und schmachvolle Züchtigung erhalten. Deutschland habe seinen alten Feind ehrlich und gründlich niedergeschlagen, und es wäre Thorheit, jetzt, wo er kann, nicht zwischen sich und einem solchen Nachbar eine schützende Schranke zu errichten.