der Zeit zurückzahlte. Außerdem gestand die Angeklagte, in 2 Fällen ihr übergebene Kledier im Wert von 90 M nnter- Wagen zu haben. Das Gericht erkannte gegen die Angeklagte auf eine Zuchthausstrafe von 2 Jahren unter Anrechnung von 1 Monat Untersuchungshaft.
Stuttgart, 1. Nov. (Strafkammer.) Ein frecher Cieb stahl wurde am 17. Oktober nachts auf dem Hauptbahnhof verübt. Ein Mann drängte sich an das Schalterbrett der Fahrkartenausgabe und nahm mit raschem Griff eine Schale mit Zweimarkstücken weg, mit der er das Weite suchte. Die Verfolgung wurde sofort ausgenommen. Bei dem Wettlauf verlor der Mann einen Teil seiner Beute. Beim Friedrichsplatz wurde der Dieb 'gesollt und ihm der Rest des Geldes abgenommen. Er Mpuppte sich als der schon vielfach vorbestrafte Taglöh- ner Otto Oexle von Cannstatt. Tie Strafkammer verurteilte ihn zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus.
Lustschiffahrt
Tic Deutsche Luftschiffahrtsaktieugesettschaft
hat in letzter Aufsichtsratssitzung beschlossen, den Luft- kremer „Deutschland" erst im nächsten Sommer wieder in Betrieb zu nehmen und bis dahin noch einen zweiten Luftkreuzer auf der Zeppelinwerft in Bau zu geben. Außerdem soll auf dem Feldberg im Taunus ein meteorologisches Observatorium errichtet werden, um auf drahtlichem Wege den Luftkreuzern Nachrichten zukommen zu lassen. Ein regelmäßiger Verkehr soll im nächsten Früh- soimner von Frankfurt aus eröffnet werden.
Vermischtes.
Abenteuerliche Ozeanreisen.
Tie tollkühne Fahrt Weltmanns, die sich irr jeder Beziehung als ein Versuch mit untauglichen Mitteln darstellt, wecht die Erinnerung an andere, allerdings gelungene Fahrten Wer den Ozean mit Hilfe von mehr oder weniger -mangelhaften Transportmitteln. So versuchte wenige Tage, nachdem Bleriot seinen historisch gewordenen Flug über den Kanal genommen hatte, ein Engländer namens Westlake den Pas de Calais auf einer Planke von 18 Fuß Länge, 2 Fuß Breite und 5 Zentimeter Ticke zu durchschwimmen. Westlake wurde mehr tot als lebendig nicht weit von der belgischen Küste aufgefischt. Kurze Zeit darauf Versuchte ein anderer Waghalsiger, namens Thomas Wak- kereltz die Ueberfahrt auf zwei leicht nach innen geneigten Holzstücken. Wackerell hatte nicht einmal Segel und wollte Kuder benutzen. Auch er wurde hinfällig in der Nordsee aufgefunden. Fast scheint es so, daß die Meerenge dem Experiment wenig zugänglich ist,, denn außer Kapitän Webb ist es noch keinem gelungen, den Kanal Zu durchschwimmen. Bor drei Jahren versuchten vier ehemalige Schüler des Gymnasiums von Eton die Durchquerung des Kanals in einem „Seelenverkäufer". Auf der Mitte des Weges wurde das Fahrzeug umgeworsen und die vier jungen Leute wären sicher ertrunken, wenn nicht ein Schlepper gerade vorbeigekommen wäre. Nur einem jungen Franzosen;, Felix Chauchois, der eine ganz kleine Barke bestiegen hatte, gelang es vor nicht langer Zeit, in 27 Stunden die Ueber- -sahrt von Dover nach Calais zurückzulegen. Indessen^ die Verrücktheiten eines Westlake oder eines Wackerell sind Nicht mit denen ihrer amerikanischen Kollegen zu vergleichen. Im vorigen Jahre unternahm ein Veteran des Har- lem Rowing Clubs, der Kapitän Johnson, im Ruderboot die Ueberfahrt von Saint Augustine in Florida nach Newyork, d. h. er legte einen Weg von 1200 englischen; Meilen zurück. Der Nachen des Kapitäns war 21 Fuß lang, er war vollständig aus Zeitungspapier zusammen- tzeklebt, die aus 3000 einzelnen Blättern bestanden und die mit Hilfe von Schellack wasserdicht gemacht worden wa- !mi. Ter berühmte Dichter Jach London hat die Reise um die Wett in einer kleinen Jolle gemacht, die nicht ganz! 15 Meter lang war. Ein anderes Fahrzeug von derselben Größe, mit dem Kapitän Smaal an Bord, legte die Reise von Liverpool nach Newyork in fünf Monaten zurück. Tie Mannschaft bestand aus einem Matrosen und einer Katze. Man glaubte die „Catherine", so hieß das Schiff, bereits verloren, als die mutigen Reisenden in Newyork eintrafen. Sie hatten unterwegs furchtbare Stürme zu bestehen gehabt und das kleine Schiff, das auf der Fahrt den Mast verlor, war jeden Augenblick nahe am Unter-! Mhen. Um dieselbe Zeit herum wagte ein gewisser Al- ved Johnson die Reise in umgekehrter Richtung, Das Fahrzeug war nur 21 Fuß lang und wurde bei, der An- wnst an der irischen Küste von den Wogen abgetrieben. Trotzdem gelang es Johnson, das Schiff wieder in feine Gewalt zu bekommen und setzte die Reise nach Liverpool lort, das er 47 Tage nach seiner Abfahrt erreichte, nachdem er eine Entfernung von 5550 Kilometer zurückgelegt hatte. Ader die ungewöhnlichste Reise dieser Art wurde M Jahre 1896 von zwei Norwegern unternommen, die von Newyork in einem nur 6 Mieter langen Schiffchens, namens „Fox", kamen, das einen Tiefgang von nur 2 Fuß hatte. Tie Ueberfahrt dauerte 63 Tage und war reich fn Zwischenfällen. Das Keine Schiff war unterwegs gescheitert, die Schiffbrüchigen lehnten jedoch die Hilfe eines vorüborfahrenden Dampfers ab, richteten das Fahrzeug vueder auf und setzten ihre Fahrt nach Europa sott.
Gemeinnütziges
Ein Heilmittel gegen den „Schlucken".
Dr. Petit de Beaumont empfiehlt in der „Nature" E sicheres (auch bereits nicht völlig unbekanntes) Heil- mütel gegen den sogenannten „Schlucken" Streuzucker, ver in einer Menge von ein bis zwei Teelöffeln in den Zu bringen und trocken zu verschlucken ist. Von var Wirksamkeit dieses Mittels kann man sich leicht Überhängen. Worauf aber beruht seine Wirkung? Nach der Ansicht dxs französischen Arztes handelt es sich bei der Genwirkung um einen Reflex; die Anstrengung beim verschlucken des trockenen Pulvers verursacht eine sehr
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Eine ILOOjährige Linde.
Der Ort Reinbsrn im Taunus beherbergt eine besondere Sehenswürdigkeit. Ans dem ehe-, maligen Dorfanger steht ein« Linde, die ans das respektable Alter von 1200 Jahren zurückblicken kan«.. Um den Baum vor Beschädigungen zu schützen, hat der Taunusklub ein Gitter ausrichten lassen. Di« größten Acste wurden durch hölzern« Säulen gestützt. Unter dem Mätterdach des Baumriesens können 200 Personen Platz sinken und der hohle Stamm, dessen Umfang 12 Meter beträgt, nimmt 12 Leut« auf. __ . >
kräftige Zusammenziehung aller beteiligten Muskeln und verhindert dadurch die krampfartige Erscheinung des Schluckens. Demnach müßte jedes andere Pulver an Stelle des Zuckers gleiche Wirkung tun.
Handel und Volkswirtschaft.
Fruchtmärkte.
Landesproduktenbörse Stuttgart.
Börsenbericht vom 31. Oktober 1010.
Das Getreidegeschäft verharrte auch in abgelaufener Berichtswoche in gedrückter Stimmung und ivaren die Offerten von allen Bezügsländern reichlich und wiederum etwas billiger, auch waren die Weltverschisfungen wieder sehr starke. Entsprechend fremder Weizen ist auch Landware etwas billiger angeboren und waren die Zufuhren stärker. Auf heutiger Börse herrschte ruhige Stimmung und erstreckten sich die Umsätze nur auf Deckung des notwendigsten Bedarfs. — Wegen des kleinen Wasserstands sind die Mehlpreise unverändert.
Wir notieren per 100 Kilogramm frachtparität Stuttgart, Getreide und Saat ohne Sack netto Cassa je nach Qualität und Lieferzeit.
Weizen, württ. neu 20 bis 21.50 M, Weizen, daher, neu 21.75 bis 22.25 M, Weizen, Rumän. neu 21.75 bis 22.75 Mark, Weizen, Ulka 22.50 bis 23 Mark, Weizen, Saxonska 22.50 bis 23 Mark, Weizen, Azima 22.50 bis 23 Mark, Weizen, Laplata 21.75 bis 22.75 Mark; Kernen, nen 20 bis 21.50 M.; Dinkel, nen 13 bis 15 M, Roggen, nen nom. 15 bis 16M, Gerste, württ. 16 bis 18 M, Gerste, Pfälzer 18.50 bis 19,25 M, Gerste, bayerischer 18.50 bis 20 M, Gerste, Tauber 18 bis 19 M, Gerste, Ungar, nom. 21.50 bis 23.50 M; Futtergerste, russ. 13 bis 13.50 M; Haber, württ. neu 14.50 bis 16.25 M; Mais, Laplata 14.50 bis 15 M, Mais, Donau 14.50 bis 15 Mark; Mehl mit Sack, Kassa mit 1 Proz Skonto: Tafelgries 33 bis 34 Mark; Mehl Nr. 0 33 bis 34 Mark, Mehl Nr. 1 32 bis 33 Mark, Mehl Nr. 2 31 bis 33 Mark, Mehl Nr. 3 29.50 bis 30.50 Mark, Mehl Nr. 4 26 bis 27 Mark; Kleie 8.50 bis 9 Mark (o. Sack n. st.)
(Die Preise verstehen sich per Doppelzentner). Aalen: Gerste 16—17.20 M, Haber 13.60-15.60 M. Balingen: Dinkel 18.40—19 Mark, Haber 15.60 bis 16.40 Mark.
Bopfingen: Gerste 16.80—17.40 M, Haber 13.30 bis
14.80 Mark.
Biberach: Kernen 20.60—21.40 M, Gerste 16.60—17.80 Mark, Haber 12.60—15.80 Mark.
Ebingen: Haber alt 17.60—18 M, Haber neu 14—14.40 Mark.
Ehingen: Gerste 15.80—16.60 M.
Giengen Br. : Kernen 20—21.20 M, Weizen 20 bis
21.60 M, Gerste 16.40—17.60 M, Haber 14—15.60 M. Geislingen: Kernen 19.20—21.60 M.
Heidenheim: Kernen 20.60—22 M, Gerste 16.40 bis
17.60 M, Haber 14—14.80 M.
Langenau: Kernen 20.40—21.80. M, Gerste 16.80 bis
17.80 M, Haber 15.20—15.80 M.
Munderkingen: Gerste 17.40 M, Gerste 15 M. Ravensburg: Weizen 20.50—22 M, Haber 14.70 bis 17.50 Mark.
Riedlin ge n : Gerste 16.80—18 M, Haber 13.60 bis
15.60 Mark.
Reutlingen: Dinkel 14—20.40 M, Haber 14—18.40 Mark.
Urach: Dinkel 14.60—15.40 M, Haber 16—17.20 Mark, Gerste 14.40—14.80 Mark.
Ulm : Kernen 19.60—21.60 M, Weizen 1K-21.60 M, Roggen 16—17 M, Gerste 15.20—18 M, Haber 14—16.80 M-
Waldsee: Kernen 20.60—21.40 M, Gerste 16—17 M, Haber 15—15.80 M.
Winnenden: Dinkel 17.40—18 M, Haber 14.40 bis
18.80 Mark.
«
Bönirigheim, 1. Nov. Bon einer Gesamtweinbanfläche mit 200 Hektar ertrug das Erzeugnis an Wein Heuer 177 Hektol., 30 Liter. Der Wert desselben ist auf 10 580 M berechnet. Verkauft wurden hievon 99 Hektol. 30 Liter mit einem Erlös von 5926 M. Der höchste Preis betrug 200 M, der niederste 150 Mark pro Eimer. Es wurden 66 Käufe abgeschlossen und zwar die Mehrzahl zu 170 M. Im Jahr 1906 war das Gescmit- erzeugnis 133 Liter, wovon 30 Hektoliter verkauft wurden. Der Gesamtwert betrug 1906 nur 5450 M, der des verkauften Weins 1234 M. Der höchste Preis war damals 135 M, der niederste 110 M. Noch sind von den 1906 crufgenommenen Notstands- darlehen in der Höhe von 7000 M erst 400 M zurückbezahlt. Die bnrgerl. Kollegien haben daher an die Regierung die Bitte gerichtet, es mögen den bedrängten Weingärtnern die restlichen 6600 M ans weitere 2 Jahre unverzinslich belassen werden. Als Notstandsarbeit soll die Bewachung der Hauptstraße ausgeführt werden.
M o st o b st
kostete der Zentner diese Woche in Eßlingen 6.30—6.40 M, Gmünd
6.80— 7 M, Göppingen 6.50—6.60 M? Heilbronn 6.20—6.50 M, Kirchhetm T. 6.90—7 M, Stuttgart 6.30—6.40 M. Tübingen
5.80— 6.80 M, Ulm 6-6.30 M, Winnenden 6.30-6.80 M.
Vieh- mrd Schweirremärkte.
(Die Schweinepreise verstehen sich per Paarst Heilbronn: Milchschmeine 20—35 M, Läufer 40 bis 100 Mark.
Künzelsau: Milchschweine 30—48 M, Läufer 62 M.
Memmingen: Ochsen 385 M, Stiere 156—220 M, Kühe 250—300 M, Kalbeln 178—472 M.
Munderkingen: Niederste und höchste Preise: Für Kühe 110—471 M, Kalbeln 215—550 M? Jungvieh' 75—206 M, Ochsen 150—547 M, Farren 120—450 M. Preis der Schweine: 1 Milchschwein 13—20 M, 1 Läufer 25—35 M, 1 Mutterschwein 95—128 M.
Riedlingen: Milchschweine 38—42 M.
Ulm: Milchschweine 30—50 M, Läufer 72—100 M.
Konkurse in Baden:
Ztgarrenfabrikant Josef Stelzer in Untergrombach.
Nachlaß der Witwe Dominik Rösch in Kronau.
Metzgermeister Franz Josef Schill in Bleibach.
Bäckermeisters Witwe Sigm. Fromm Herz in Rieken- b a ch.
'Nachlaß des Kaufmanns Franz K. Ant. Nasall in Mannheim.
Handelsmann Julius Breisacher in Breisach.
Hopfen.
Nürnberger Hopfen preiszettel der letzten Woche.
Preise per 50 Kg.: Gebirgshopfen 90—95 M, Markt- Hopfen, prima 80—88 M, dto. mittel 72—78 M, dto. geringe 60—70 M, Hallertauer, prima 105—110 M, dto. mittel 85 bis 95 M, dto. geringe 60—75 M, Hallertauer Siegel, prima 110—120 M, dto. mittel 90—105 M, Württemberger, Prima und Tettnanger 110—130 M, dto. mittel 85—100 M, dto. geringe 65—75 M, Badische, prima 110—115 M, dto. mittel 80—100 M, Spalter Land 80—115 M, Elsässer, prima 95 bis 105 M, dto. mittel 75—90 M.
— Eine zarte Erinnerung. Herr Hans hatte einem Musiker einen Band Beethoven geborgt. Nach ein paar Monaten begegnete Herr Haas dem Mann und sagte: „Meister, in der Auffassung der Modernen stehen Sie einzig da. Aber die Wiedergabeder Klassiker läßt bei Ihnen zu wünschen übrig."
— Ein Lästerer. Wie wir in der „Arbeiter- Zeitung" lesen, verlästert in einem kleinen steierischen Orte ein Tourist in dem Fremdenbuch den Meldezwang mit folgender lustiger Eintragung: „Wer in Hinkunft bei seiner Ankunft nicht sofort Auskunft gibt über seine Herkunft und Abkunft, bekommt in Zukunft keine Unterkunft."
Vor 4V Jahren.
Denkwürdigkeiten " i
an den deutsch-französischen Krieg.
Donnerstag, 3. Nov. 1870.
Rekognosziernngsgefecht bei Courville, bei — General Löwenfeld, Gouverneur in Metz. Vienne en Val. Scharmützel bei Eloie. — der Großherzog von Baden Nach Versailles abgereist. Volksabstimmung in Paris für die Regierung. — Fort Morlier in Brand geschossen. — General Treskoiv cerniert Belforr, durch Verbindung mit der Armee von Norden.
81. Depesche vom Kriegsschauplatz. „Tie Festung Belforr ist nach mehreren siegreichen Gefechten von diesseitigen Truppen zerniert.
v. Podbielski."
Versailles. Seit drei Tagen erdröhnt vom Mont Valerien und den südwestlichen Forts eine lusterschütternde Kanonade, ohne daß derselben bis jetzt ein Ausfall gefolgt wäre. Tie Franzosen scheinen mit ihrem Schießen die Belagerungsarbeiten stören zu wollen, aber diese nehmen ihren ungehinderten Fortlaus.
Tours. Gambetta erließ den Befehl, falls man Bazqine oder einem seiner Offiziere habhaft werde, denselben sofort zu vcrhaffen, und unter guter Bedeckung nach Tours zu führen.
Kassel. Die Marschälle Canrobert und Leboens besuchten heute den Kaiser aus Schloß Wilhelmshöhe.
Ars Laquenexy. Aus dem Lager der sranzv- schen Gefangenen vor Metz. „. . . Das Lager liegt zwischen vier Anhöhen, die von Artillerie besetzt sind. Postenketten sparren das Lager ab, über die kein Franzose hinaus darf. Das Wetter ist furchtbar schlecht, der fette Boden anfgeweicht. Tie Leute sind alle halb verhungert von ihrer Einschließung her. Tic armen Leute müssen, bis sie nach Deutschland geschasst werden können, in tiefem Kot in ihren Zelten liegen. Am ersten Tage fielen auf dem Marsche viele tot nieder, nach der ersten Lagernacht holte man 110 Tote aus dem Lager. Alles schreit nach Brot. Unsere Posten, denen es nicht viel besser geht, haben alle Mühe, die Leute innerhalb ihrer Grenzen zu halten."