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ier vom Schwarzwald.
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Lslöivli kr. 4!.
Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der rtgl. Forstümter Mldbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amt!. Fremdenliste.
lnsgrsts 8 kig. ZiosrtlgL ro klg., r!is klein-
5psMge öermonüMe.
iieklsnisn 15 L!g. üig keMreile.
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usü llsböielnkunkt.
^elögrsniin-Lilrerse:
LckiüsrriüälllLr lSi!(!dgä.
Ar. SIS.
Dienstag, den 20. Lcptember 191V.
27. Jahrg.
Fsliee Cavallotti und Ferruccio Maeola.
Ein schwcnzcS Blatt aus den, Parteilcbcn Italiens.
In keinem Lande der Erde hat der Parteihaß solch lidechchastliche Formen angenommen als in Italien. Üt den Kämpfen der Aristokratie gegen die Plebs im unken Rom, seit den unaufhörlichen Fehden im Mittelster zwischen den Ghibelliuen und Welsen ist der Drang, eil verhaßten Widersacher zu vernichten, in Italien bis
i die Neuzeit oftmals mit elementarer Gewalt zunr Aus- ciick gekommen. Tie Gewalt bedient sich dabei als Waffe icht selten der feinsten List.
Am 6. März 1898 nachmittags 4 Uhr wurde der Mer der italienischen Demokratie, der Abgeordnete F e- ice Cavalloti von Corteolona (Pavia) im Duell tötet. Der feinsinnige Dichter, glänzende Schriftsteller, urige Redner und unermüdliche Agitator stand auf der she seines politischen Einflusses: er hatte die Phraseo- W eines blinden Bewunderers der französischen Re- »blik abgestreift und sich in einen überzeugten Anhänger -s Treibundes gewandelt, der mit Leidenschaft die Kor- Mon des parlamentarischen Afsarismns (der unlau- M Geschästemacherei der Abgeordneten) bekämpfte.
Tie hochkonservative Partei hatte die Unterdrückung Bolkstribunen beschlossen und dazu als ihr Werkzeug t> wegen seiner eisenstirnigen Kaltblütigkeit gefürchteten Mphletisten Ferruccio Maeola gewählt, der die 8azzetta di Venezia" -leitete. Dieser ehemalige Schis fs- Mrleutnant verstand seinen Arbeitgebern zu imponieren;
Is blutjunger Politiker gab er nämlich den Großgrund- sijern und Rhedern, den Großindustriellen, Armeelie- rauten, Händlern mit Eisenbahnkonzessionen und Kailanlagen, kurzum den „Ausbeutern" in großem Stil
ii Rat: „Verbündet Euch mit den Klerikalen, deren »ge Advokaten und Schriftsteller seit Jahren vor Sehn- Ä brennen, in der Gemeinde, in der Provinzialver- iltung und im Parlament eine Rolle zu spielen und : Euch ohne Entgelt Und ohne Gegenleistung die blind dibige Wählermasse zuführen! Das schwarze Schippender bisher grollend bei Seite stehenden Sakristeigänger
kr gibt überall verschämte Arme, nur nicht in der Literatur.
Marie v. Lb n er - Esch e nb a ch.
sticht den roten Herzbuben!" Dieser Rat erwies sich als vorzüglich; der Patriarch Sarto gab ihm seinen Segen für die ganze Provinz Venezien.
Die schärfste Gegnerschaft der konservativ-klerikalen Bundesgenossenschaft verkörperte sich in Felice Cavallotti; allein dieser Heißsporn ohne Furcht und Tadel, der 32 Säbelduelle mit Erfolg ausgefochten, verriet schon deutliche Anzeichen physischer Erschöpfung: gegen die Unrast suchte der hitzige Agitator zeitweilige Ruhe und Stärkung im Cognak.
Daraus bauten seine Widersacher ihren Plan. Durch persönliche Angriffe wurde der Journalist Cavallotti, der zeitlebens seine Hände rein zu halten verstand, in eine wahnsinnige Auslegung hinein getrieben. Eine volle Woche lang dauerte alsdann das Hin Und Her mit den Kartellträgern des Duells, bis endlich die dritte Nach- mittagsstunde des 6. März in der Villa der Gräfin Gellere vor der Porta Maggiore in Rom als Termin -ür Austragung des Ehrenhandels festgesetzt wurde. Die Stunde kam ober die Partei Macolas ließ aus sich warten. D'
Es spielte sich kein regelrechtes Duell ab; der kurzsichtige Cavallotti taumelte; er hatte dem honiggelben. Cognac champagne allzu sehr zugesprochen. Beim dritten Gang stieß Macola seinem keuchend avancierenden Gegner den Säbel in Pen offen stehenden Näund; die Spitze der Klinge zerschnitt den Rachen und die Znngen- wurzel Cavallottis, der sechs Minuten später durch den Bluterguß in die Luftröhre den Tod durch Ersticken erlitt.
Me Trauer um den gefällten Bolksmann war allgemein. Nur die hochkonservative Fraktion jubelte und zahlte unter der Form, daß die Partei die vordem von ihr subventionierte ,/Gazzetta di Venezia" eigentümlich erwarb, an ihren siegreichen Vorkämpfer 120 000 Lire bar Und alljährlich 10000 Lire als Leibrente. Der Führer der Klerikalen, Professor Stoppato in Bologna, führte die Verteidigung Macolas Und erwirkte die Verminderung seiner Strafe von 13 Monaten Gefängnis auf sieben.
Allein Ferruccio Macöla wurde seines Sieges nicht froh. Langsam und bruchstückweise kamen die Einzelheiten von der Einfädelnng und Durchführung des „unglücklichen, vorn Sieger so schmerzlich beklagten Zweikamp
fes" ans Licht. Am 4. April 1900 hatte der vom Klerus in Castelsranco gewählte Macola, der sofort nach der Thronbesteigung des Papstes Pius X. als „alter Hausfreund" in privater Audienz empfangen worden, namens seiner politischen Freunde den Auftrag erhalten, das Programm des liberalen Ministeriums Fortis anzngrei- fen. Als der Abgeordnete von Castelfranco das Wort ergriff, erhob sich die gesamte Linke, 88 Mann stark, und verließ schweigend den Saal, während das liberale Zentrum durch ostentatives Gelächter und Geplauder dem stammelnden Redner von der äußersten Rechten feine Mißachtung bezeugte.
Endlich begriff der Held der Ulla Cellere, deren Herrin gleichzeitig von Erispis Sohn Luigi ihrer Schmuck- fachen im Wert von 6O O0O Francs bestohlen worden war, seine wahre Lage: er legte sein Abgeordnetenmandat nieder und gab auch der Journalistik den Laufpaß, Um die innere Unruhe zu bändigen, griff der Vorkämpfer der Rechten, der vordem enthaltsam gewesen, zum Becher: der Dämon Alkohol vollzog fein Rächeramt. Bald hatte der Neurastheniker fein Tagesguantum auf acht Liter Wein und zwei Flaschen Liqueurs gesteigert und zur Erlangung der Nachtruhe fleißig mit Morphium nachgeholfen. Jetzt machte der Unselige Mann am Abend des 18. August 1910 im Sanatorium des Heiligen Rochus zu Merate in der Brianza seinem Leben durch einen Revolverschuh in die rechte Schläfe ein Ende. Seine Parteigenossen zeigten sich über sein Hinscheiden nicht minder erfreut als bei Cavallottis Tod: sie brauchen dem ungestümen Mahner nichts mehr zu zahlen. vr. I,.
Sozialdemokratischer Parteitag in Magdeburg.
Ntagdeburg, 18. Sept.
Die Eröffnung.
Tie Eröffnung des sozialdemokratischen Parteitages vollzog sich in den seit Jahren Mlechen Formen. Der,^fui- fenpark", der weit draußen im Norden Magdeburgs liegt und der etwa 2000—2500 Personen umfaßt, war bis auf den letzten Platz besetzt. Ter Parteivorstand ist bis
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Die Ahnfrau.
Novelle von Friedrich von O PP c l - Br o niko ws k i.
(Nachdruck verboten.)
Es war an einem stürmischen Herbsttage, an dein im Wohnzimmer ,am Kaminfeuer saßen, ich, meine »! und zwei Damen, die einander höchst Ungleich waren: eine dick, schwerblütig Und stumm, mit ihrem elvigen ickstrumpf beschäftigt, die andre blaß und hager, nervös gesprächig. Sie hatte ihr einziges Töchterchen, an sie mit kopfloser Mutterliebe hing, soeben zu Bette lacht, schob sich ein Fauteuil an das Feuer, setzte sich "hielt ein paar Momente den Mund.
Ttzr Wind heulte Und sprang gegen die Fensterläden em wütendes Tier, das ins Haus wollte; daneben l erklang noch ein anderer Laut, dem Frau von Mer- > "" so hieß die nervöse Dame — mit ängstlicher Mmmg lauschte: es tvar Her Schrei eines Käuzchens alten Eichenbanm, der draußen ini Winde rauschte. Frau von Mehrholz schauderte zusammen; dieser M war für sie sozusagen eine Botschaft aus dem sßls, daß einer der Hausgenossen bald sterben mußte, q ' suchten sie zu begütigen.
„Ach," entgegnete sie, „Sie wissen gar nicht, woran ! das alles erinnert."
„Woran denn, wenn die Frage erlaubt ist?" sagte die Unterhaltung sortzuspinnen.
„An ein altes schottisches Schloß," erwiderte sie mit Wstunme.
„Was führte Sie dorthin?"
„Verwandte meines Mannes hatten mich eingeladen. Mlte ein paar Wochen bei ihnen verbringen; aber W nur eine Nacht — eine Nacht entsetzlichster Angst, tten bloßer -Erinnerung es mich kalt überläust."
^ Uugla nach dem Anlaß dieser Angst.
wehrte sie mit ihrer feinen, nervösen Hand 'ffE werden mich auslachen: es spukte im Schloß." „Famos, eine Gespenstergeschichte," lachte ich, „das gerade für solch einen Abend wie diesen. Man ist Si" Stimmung, ^zählen Sie doch bitte."
.. E Ueß sich etwas nötigen, dann begann sie mit ihrer "hlgen, abgerissenen Stimme:
„Mein Töchterchen war damals kaum dreijährig und hatte eben sprechen gelernt. Ich nahm das Kind und die Bonne mit. Wir stiegen am Nachmittag aus einer kleinen schottischen Station aus Und fuhren eine Meile über Land. Erst über Heideflächen, dann durch den Wald. Es war ein trüber, nebliger, früher Herbstalbend, der sich beklemmend ans meine Brustl'legte. Dxr Wald war dumpf und schaurig Und die frostigen Nebel taten meinen Lungen weh. Endlich erreichten wir das Schloß.. Es war ein düsterer alter Bau; aus der einen Seite war ein schwarzer Teich, ans der anderen ein weiter - englischer Park mit finsteren Eibenbänmen. Die Schlafzimmer lagen in einein Seitenflügel; man mußte durch einen hohen kalten Flur gehen, an dessen Wänden alte Gobelins mit eingewirkten Figuren hingen. Eine Oellampe flackerte Ungewiß und die dunkeln Wandgewebe bewegten sich im Lnstznge, als ob die Gestalten lebten und heranstreten wollten . . . Der Schall der Schritte auf den Steinfliesen brach sich in der Entfernung und kehrte zurück, als ob jemand auf mich zn- käme... Am Ende des Korridors hing ein großes altes Ahnenbild, auf das man zugehen mußte. Es war eine junge Frau in Hellem Seidenkleid, das unheimlich schimmerte. Beim Näherkommen war es mir, als ob sie mir langsam entgegenträte, als ob der Schritt, den ich Hallen hörte, der ihre wäre . . . Ich prallte zurück; dann wandte ich das Gesicht ab und zwang mich, an dein Bilde vorbeizugehen. Mir grauste bei dem Gedanken, daß ich nun wochenlang durch diesen Gang müßte, jedesmal, wenn ich in die Wohnzimmer oder in mein Schlafzimmer wollte."
Frau von Mehrholz erzählte das alles mit ihrem ver- geisterten Gesicht, ihren hastigen Handbewegnngcn, ihren flackernden Angen und ihrer hohlen Stimme, in der die verjährte Angst nachzuzittern schien. Am Hellen Mittag hätte man wahrscheinlich darüber gelacht. Jetzt aber fand diese Stimme ihren Wiederhall in den: Heulen und Rütteln des Sturmes, in dem Schreien das Käuzchens; und das flackernde Kaminfeuer, das unbestimmte, huschende Lichter und Schatten in die dunklen Eken des Zimmers warf, das Knacken eines Möbels, das Ticken der- Stntznhr ans Hem Sims — das alles umspann die Sinne mit einem bangen, beklommenen Gefühl- Man mochte sich nicht umbrechen, noch in den Spiegel blicken und blieb jn starrer Ruhe pus seinem Fauteuil sitzen.
Frau von Mechrholz fuhr fort:
„Mein Schlafzinnner war neben dem des alten Ehepaares, dem das Schloß gehörte. Aus der anderen Seite
des Flurs schlief die Bonne mit der Kleinen zusammen. Mette war etwas fiebrig von der Reise und konnte nicht einschlasen. Die Bonne bat mich jedoch, mich zu Bett zu legen, sie würde über das Kind wachen.
Ich trank etwas Wasser, um meine Nerven zu beruhigen. Tann blies ich das Licht ans. Der Sturm heulte draußen, die Nachtvögel schrien — wie jetzt — ich konnte keinen Schlaf finden. Mir war so beklommen zumute, daß ich am liebsten ansgestanden wäre, um mich im Zimmer der Bonne aufs Sofa zu legen. Mir war, als ob die Tür aufgehen und die weiße Dame hereintreten; müßte. . . Plötzlich hörte ich an der Tür drei Schläge, so ..."
Wir fuhren Mwillkürlich hoch, uird selbst die dicke, schweigsame Dame ließ ihren Strickstrumpf fallen und riß ihren Mund auf wie einen Karpfen. Frau von Mer- Holz chatte, ohne daß, wir cs bemerkt hätten, ihre Knochenhand Unter das Tischchen geschoben, das vor uns stand, und von unten drei harte, kurze Schläge aus die Tischplatte geklopft. Dann fuhr sie fort:
„Ich lag wie gelähmt. Das Herz klopfte mir wie ein Pferdefuß. Ich fühlte, wie mir kalter Schweiß über den Körper lies... Wie lange diese Starre anhielt, weiß ich nicht; vielleicht nur Minuten; mir kam es jedenfalls wie eine Ewigkeit vor! Endlich wurde ich ruhiger. Ich atmete, bewegte zaghaft ein Glied und redete mir ein, ich hätte geträumt, oder meine Bonne hätte geklopft. . Bei diesen: Gedanken fuhr ich ans. Ich wollte rufen, ob jemand an der Türe wäre. Die Stimme versagte mir. Endlich brachte ich die Frage heraus, ganz leise, im voraus entsetzt über die Antwort ... Es blieb alles still . . . Ich ivar zu feig, anfzustehen. Ich wickelte mich sröstelcrd in meine Decke uird versuchte zu schlafen: ich wollte nichts mehr hören und sehen.
Plötzlich — dieselben drei harten, kurzen Schläge. Mein Herz kränkste sich zusammen, starr und schwer wie ein Bleiklnmpen. Ich wollte schreien, heulen, aber die Kehle ivar mir wie zugeschnürt, der Kopf wirr wie bei einer Ohnmacht. Jeden Augenblick erwartete ich etwas Entsetzliches, Namenloses... Das llebermaß meiner Angst gab mir schließlich den Mur wieder. Ich wollte ausstehen, zu meinem Onkel laufen, mich retten. Mit einem scheuer: Satz sprang ich aus dem Bette, lies blindlings zu dem Waschtisch, hinter dem eine kleine, verschlossene Tapetentür war, und trommelte wie toll dagegen.
(Schluß jolgt.) ;