Lokales.

Wildbad, 10. August. Zu Gunsten armer Kur­bedürftiger stellte sich am letzten Montag die Kunst in den Dienst der Wohltätigkeit. Vier Herren vom Kgl. Kur­orchester und Herr Hugo Michel aus Frankfurt a. M., zur Zeit als Kurgast hier weilend, hatten sich in liebenswürdig­ster Weise mit ihrem Können dem wohltätigen Zweck des Abends gewidmet. Ein hübsches Programm wartete die Zuhörer auf, die in ziemlicher Anzahl erschienen waren, wenngleich auch noch reichlich Platz im Saale übrig blieb. Mit dem sinnigen, wunderbaren Mozart'schcn Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 19 C-dur begannen die künstlerischen Darbietungen des Konzertabends. Die Zuhörer waren von den süßen schmeichelnden Tönen im ersten Satz wie auch in den folgenden völlig hingerissen. Ebenso gut gefielen die beiden weiteren Konzertstücke. In­zwischen hatte der Sänger schon in zwei Liedern sein Talent entfaltet. Mit dem Schuw.ann'schen LiedDie beiden Grenadiere" hatte er gleich im Anfang alle Zuhörer für sich gewonnen. Das Schaurig-Schöne, das begeistert Grauen­volle dieser Composition und Dichtung empfand der Sänger recht natürlich und gab es unverhalten ernst und schön. Auch der Prolog aus der Op.Bajazzo" gefiel sehr Hr. Michel, obwohl Dilettant, ist ein Sänger, der '-neben einem äußerst angenehm wohlklingenden und modulations- fähigen Organ, alle künstlerischen Begabungen und Empfin­dungen besitzt, um den schwierigsten Aufgaben, wie sie bei­spielsweise das schmerzliche LiebesliedIch grolle nicht" von Schumann und die Arie des Grafen Luna aus- der Oper Troubadour" von Verdi stellen, zum süßen Erschauern und wie zur flammenden Begeisterung gleich gerecht zu werden. Dank gebührt den Künstlern, Dank in erster Linie aber dem Kgl. Badkommissär Freiherr von Gemmingen, denn er hat ja den Abend arrangiert. Mögen die gesammelten Scherf­lein (168M.) armen Bedürftigen Hilfe und Heilung bringen.

Wildbad, 11. August Einen sensationellen Abend erlebten die Besucher des Vortrages von Leo Erichsen am Dienstag Abend im neuen Kursaal. In wissenschaftlicher und unterhaltender Art war der Abend einer der interessan­testen der diesjährigen Saison. Hr. Erichsen ist ein liebens­würdiger Plauderer, der es versteht, auch dem streng wissen­schaftlichen Thema einen unterhaltenden warmen Ton zu geben. Mit klaren Ausführungen und an der Hand hoch­interessanter Experimente schaffte er allen Anwesenden einen Lichtblick in das finstere Reich des Spiritismus und Fakir- tums. Die sensationellen Enthüllungen über berühmte spiritistische Medien wurden vom Publikum mit atemloser Spannung entgegengenommen. Die Kunst Erichsens, Ge­danken anderer zu erraten, zu erlesen, wurde bestaunt und bewundert, obwohl er diese Fertigkeit jeden einzelnen Men­schen zuspricht. Den größten Beifall aber fand die phäno- male Geistesstärke und Gedächtnisknnst Erichsens, mit der er alles bisher Dagewesene weit in den Schatten stellt.e Brausender Applaus drang zu dem Künstler als er den Abend schloß und wahrlich er hatte ihn verdient.

Wildbad, 11. Aug* Das heute Abend stattfindende Sinfonie-Konzert, mit Frl. Melie Prem als Solistin, ver­dient besonderen Hinweises. Ein hochkünstlerisches Programm liegt vor, das einen außerordentlichen Genuß verspricht. Kein Musikfreund versäume den heutigen Konzertabend im neuen Kursaal.

Wildbad, 11. August. Morgen, Freitag, bietet sich imLindensaal" Gelegenheit, den herrlichen Tenor von Opernsängern Paul Schüller aus Stuttgart zu hören. Schüller hat mit seiner Kunst in Stuttgart einen großen Liebhaberkreis gewonnen und während den Bayreuther Wagner Festspielen glänzende Erfolge gefeiert. Ueberall wo der geschätzte Sänger auftrat waren seine Zuhörer ent­zückt und die Presse über ihn des Lobes voll. Das Prachtprogramm, bestehend aus einem Liederzyklus Schu­

berts, ist im Inseratenteil bekanutgegeben. Der Besuch sei wärmstens empfohlen.

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Druck und Berla-g der Beruh. Hofmannscheu Buchdruckerei in Wildbad Verantwortlich: i. B,: Paul Kühler daselbst.

:: :: Julius Krimmel :: ::

Freitag, den 12. August 1910:

Gegeben von Paul Schölle», Opernsänger :: :: :: (Tenorist) aus Stuttgart. :: :: ::

'Uvogvomm:

Die schöne Müllerin

Liederzyklus von' Franz Schubert

1. Das Wandern

11. Mein

2. Wohin

12. Bause

3. Halt

13. Mit dem grünen Lautenbande

4. Danksagung an den Bach

14. Der Jäger

5. Am Feierabend

15. Eifersucht und Stolz

6. Der Neugierige

l6. Die liebe Farbe

7. Ungeduld

17. Die böse Farbe

8. Morgengruß

18. Trockene Blumen

9. Am Bach viel kleine Blumen stehn

19. Der Müller und der Bach

10. Wir saßen so traulich bei-

20. DeS Baches Wiegenlied

sammen

Anfang abends V-9 Uhr

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Der Ulavierlehrer

Lustspiel in einem Akt von Paul von Schönthan. Hierauf:

Der Vetter

Lustspiel in 3 Akten von Roderich Benedix.

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Verwandten, Freunden und Be­kannten macken wir hiermit die trau­rige Nachricht, daß meine liebe, treu-, besorgte Gattin, unsere Mutter, Groß­mutter, Schwester und Tante

Wcrne Lipps

geb. Schott le

nach langem, hartem Leiden im Alter von 59 Jahren durch den Tod erlöst wurde.

Um stille Teilnahme bitten:

Friedr. Lipps, städt. Forstwart Frida Bosch, geb. Lipps Philipp Bosch

mit Kind.

Beerdigung Samstag Nachmittag 2 Uhr Für Kondolenzbesuche wird herzlichst gedankt. Wildbad,'den 11. August 1910.

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