Deutsches Reich.
Vom Weingesetz.
Der Bundesrat hat in Wanderung der durch Bekanntmachung vom 9. Juki 1909 veröffentlichten Bestimmungen zur Ausführung des Weingesetzes beschlossen, den Ausführungsbestimmungen zu ß 14 des Gesetzes folgende Fassung zu geben:
TrauLenmaische, Traubenmost oder Wein dürfen nur über bestimmte Zollämter eingeführt werden. Der Bundesrat bezeichnet die Aemter, sowie diejenigen Zollstellen, bei denen die Untersuchung von Traubenmaische, Traubenmost oder Wein statt- finden kann. Die aus dem Ausland eingehenden Sendungen unterliegen bei der Einfuhr einer amtlichen Untersuchung unter Mitwirkung der Zollbehörden. Die Kosten der Untersuchung einschließlich der Versendung der Proben hat der Verfügungsberechtigt« zu .tragen. Die Untersuchung ist staatlichen Fachanstalten oder besonders hierzu verpflichteten geprüften Nayr- ungsmittclchemikern zu übertragen. Ausnahmsweise kann sie auch anderen Personen übertragen werden, die genügend Kenntnisse und Erfahrung besitzen. Das Ergebnis der Untersuchung ist der Zollstelle alsbald schriftlich mitzuteilen: nur die etwaig« Beanstandung ist ausführlich zu begründen. Soweit die Sendung beanstandet wird, ist sie durch die Zollbehörde von der Einfuhr zurückzuweiseu. Dem Verfügungsberechtigten, der unter Angabe des Grundes alsbald zu benachrichtigen ist, steht frei, innerhalb dreier Tage nach Empfang der Nachricht bei der die Zurückweisung verfügenden Zollstelle die Entscheidung einer von der Landesregierung hierfür zu bezeichnenden höheren Verwaltungsbehörde zu beantragen. Diese Behörde entscheidet endgültig.
Von der Untersuchung befreit sind: a) Sendungen im Einzelrohgewichte von nicht mehr als 5 Klg.: b) Wein in Flaschen (Fläschchen), wenn nach den Umständen nicht zu bezweifeln ist, daß er nur als Muster zu dienen bestimmt ist; o) Wein in Flaschen, sofern das Gewicht des in einem Packstück enthaltenen Weines einschließlich seiner unmittelbaren Umschließung nicht mehr als 10 Klg. beträgt. Ist Wein, von dem mehrere Arten gleichzeitig in einer Sendung eingehen, nachweislich nicht zu gewerbsmäßigem Absatz bestimmt, so dürfen auch bei einem höheren Gewichte diejenigen Weinarten von der Untersuchung freigelassen werden, von denen nicht mehr als 21/4 Liter eingehen, d. h. Mengen von nicht mehr als 10 Klg. Rohgewicht, die im kleinen Grenzverkehr eingehen; s) zur Verpflegung von Reisenden, Fuhrleuten oder Schiffern, während der Reise mitgeführte Mengen; k) Erzeugnisse, die als Umzugsgut eingehen und nicht zum gewerbsmäßigen Absatz bestimmt find; g) zur unmittelbaren Durchfuhr bestimmte Sendungen.
Die Untersuchung kann unterbleiben, wenn die Einfuhr- fähigkcit einer Sendung durch das Zeugnis einer wissenschaftlichen Anstalt des Ursprungslandes nachgewiesen wird/ deren Berechtigung zur Ausstellung solcher Zeugnisse durch den Reichskanzler anerkannt ist. Auch ohne solches Zeugnis kann aus- nahmsweiss bei hochwertigem Weine in Flaschen von der Untersuchung abgesehen werden, wenn die Einsuhrfähigkeit auf andere Weise glaubhaft gemacht wird. Im übrigen wird das Verfahren bei der Einfuhr und der Untersuchung durch die Weinzollordnnng geregelt.
Eine Kommission zur Unterstützung der Kolonialverwaltung
will der neue Staatssekretär des Reichskvlonialamts bilden. Er hat sich an die Handelskammern Berlin, Köln, Chemnitz, Nürnberg, Kremen, Mannheim und 'Hamburg gewandt, um Benennung von Mitgliedern für eine ständige Kommission zur Unterstützung der Kolonialverwaltung in wirtschaftlichen Fragen, die Staatssekretär v. Lindequist näher bezeichnet. Hamburg und Berlin sollen je zwei, die übrigen Handelskammern je einen Vertreter wählen. Es ist beabsichtigt, die Kommission von Zeit zu Zeit zu gemeinsamen Sitzungen unter dem Vorsitz des Staatssekretärs -einzuberufeu, und auch in EinzelfLllen Gutachten von Mitgliedern dieser Kommission zu erbitten.
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Der dissenlierende Genosse.
Wir lesen im sozialdeinokratischen Karlsruher „Bolks- sreund": „Eine Lüge wird in einem Teil der norddeutschen Partei-Presse kolportiert. So schreibt das „Hamburger Echo":
Für heute verjagen wir es uns, noch weiter auf die Gründe der Gruppe Frank-Külb einzugehen. Bemerken wollen wir nur eins. Es ist ausgefallen, daß die drei Sozialdemokraten, Geck Mansch und Stockinger
Hur nach dem Banme. der Früchte trägt, wirft man mit Steinen.
Arabisch.
Deutsche Männer.
Geschichtlicher Roman von Wilhelm Jensen.
L 0 j (Nachdruck verboten)
(Fortsetzung)
So bestand wieder etwas von wenigstens halber Nachbarschaft zwischen den beiden durch gleiche wissenschaftliche Interessen Zur Befreundung Verbundenen; di-e nur ungefähr sieben Meilen betragende Entfernung von Marburg nach Kassel ließ sich mit gutem Pferde leicht an einem Tage zurücklegen und .öfter ritt Gibich hinüber, nin von dem lehrreichen Zusammensein mit dem jungen Biblio- rheksanft'eher für seine Bestrebungen Vorteil zu ziehen Kr war der mehr als ein Jahrzehnt Aeltere und ward von jenem um seiner geistigen wie menschlichen Eigenschaften willen hochgestellt, doch wo die deutsche Sprachergründung in Frage kam, ordnete er sich willig der angeborenen! genialen Begabung und Ueberlogenheir Jakob Grimms unter, und die Wende, die er dann und wann in eifrigem Austausch mit diesem verbrachte, dehnten sich gemeiniglich bis weit über die Mitternacht hinaus. Kaum aber siel zwischen ihnen ein anderes Wort als über Gegenstände der „germanistischen" Sprachwissenschaft, wie Grimm seinen Forschungsbetrieb im Gegensatz zu dem der Fachgelehrten ans dem Gebiet der „romanischen" Sprachen mit einem von ihm gebildeten Namen benannt hatte.
An einem Hellen Januarmorgen des Jahres 1808 war Gibich nach solcher Gepflogenheit von Marburg sort- geritten, traf beim Dämmerungsbeginu in Kassel ein, brachre sein Pferd in einer Herberge unter und begab sich -nach der kleinen Wohnung des Freundes. Er fand diesen bereits bei seiner Argandichen Lampe in ein Buch vertieft, doch das bartlose, sein durchgeistigte Gesicht des Lesenden -hob sich aur, und wahrnehmbar erfreut begrüßte er den Eintretenden: „Tu kommst zu guter Stunde und triffst mich grade bei einer wichtigen grammatischen Auffindung, nach der ich seit Wochen umsonst gesucht habe." Toch der An
bei der Bndgetabstimmung hinausgingen, anstatt gegen das Bullet zu stimmen. Die Erklärung ist einfach: Dieselbe Gr upp e F r a nk- Kolb, die auf Parteitags- beschlüsse und Parteidisziplin pfeift, zwingt durch Fraktionsb e s chluß u. Fraktionsdiszisckin die dissentierenden Kollegen, nicht gegen das Budget zu stimmen. Tos ist auch eine Probe der Gewissensfreiheit, die von den Revisionisten so warm verteidigt wird.
T-iese verlogene Behauptung wird auch unter den badischen Genossen verbreitet. Wir konstatieren demgegenüber, daß die sozialdemokratische Fraktion einen solchen oder ähnlichen Beschluß nicht gefaßt hat. GenosseGeck hat ausdrücklich .erllärt, er werde gegen das Budget stimmen. Nicht'ein Wort wurde in der Fraktion gegen diese Erklärung laut. Anstatt aber gegen das Budget zu stimmen, hat sich Genosse Geck entfernt und'wäh- rend'der Mbstimmung nach Berlin und Leip zig telephoniert, damit ,am Abend desselben Tages noch die Leipziger Genossen über die Badenser hersallen konnten."
Zum sozialdemokratischen Parteitag.
Berlin, 26. Juli. Zur Tagesordnung des nächsten Parteitages schreibt man dem „Vorwärts" aus dem Parteiburean: Ws Anfrage sei mitgeteilt, daß der Parteivorstand den Punkt „R e i ch s t a g s w a hlen" nicht aus die Tagesordnung des Parteitages gesetzt hat, weil für den Fall, daß längere Zeit vor Ablauf der Legislaturperiode Reichstagswahlen statisindeu, sollten, ein außerordentlicher Partei tag einberufen werden muß, der sich mit den Reichstagswahlen zu befassen hätte. Die Budgetabstimmung der badischen Landtagsfraktion soll nach einem Beschluß des Parteivorstandes nicht als besonderer Punkt der Tagesordnung, sondern innerhalb des Vorstandsberichts von einein besonderen Berichterstatter behandelt werden.
Ein aufrichtiger Zentrumsmann.
Das Zentrum behauptet bekanntlich andauernd, daß es für die Ile b er tr ag u n g des R e i chs ta g s Wahlrechts ans Preußen sei, obgleich ihm diese Behauptung schon seit langem niemand mehr glaubt. Jetzt hat Herr Professor Spahn, Sohn des „großen" Zentrumsführers Martin Spahn, in der Zeitschrift „Hochland" ein ehrliches Bekenntnis -abgelegt und sich mit einer in Zen- trnmskreisen seltenen Aufrichtigkeit als Gegner einer solchen Wahlresorm bekannt. Herr Professor Spahn, der im Wahlkreise Warburg-Höxter als Zentrumskandidat für den Reichstag kandidiert, erklärt:
„Wenn Preußen morgen dahinschwände, ivir würden es schwer vermissen. Gewiß entspricht die Staatsform des Reiches dem deutschen Vvlksempfindcn mehr ats die des preußischen Staates. Der demokratische Geist, der im Reicbe lveht, ist der Bevölkerung genehmer als der burean- kratisch-autoritäre Preußens. Käine jener aber ausschließlich zur Herrschaft, so würde sich die Bevölkerung bald bewußt werden,, daß auch ihm schwere Mängel anhaften. Heute leidet sie nur deshalb nicht unter ihnen, weil Preußens Eigenart sic ausgleicht. Wir haben in Deutschland keine politische Partei, die über die Mehrheit im Volke verfügt. Wer sollte unsere Führung übernehmen? Leidenschaftlicher Hader und Vorurteile trennen die Volksgenossen einstweilen immer weiter von einander. Unduldsam ist einer gegen den andern. Noch übertragen viele ihren politischen Streit aufs religiöse Gebiet und lassen ihn gar die Formen des gesellschaftlichen Lebens und den geselligen Verkehr beeinträchtigen. ... In Wahrheit stehen in Deutschland die erst im Beginn ihrer Anstrengungen, welche die Massen „Politisieren", sie zur regelmäßigen und aufmerksamen Wahrnehmung der öffentlichen Pflichten anleiten wollen. Ihr Erfolg steht noch völlig in Frage. Ließen sie zurzeit durch die revolutionär Gesinnten Preußen zertrümmern und Hülsen ihnen ans falscher Wertschätzung bloßer Berfass- nngssormcn gar dabei, so würde das deutsche Volk, der echte Bürgcrsinn nmd das gleiche Recht aller den meisten Schaden davon leiden. Bersassungsformen gelten nur, wozu der Geist, der sie durchdringt, sie prägt. An dem starken und gerechten, dem politischen Geiste gebricht es der Demokratie des Zeitalters noch überwiegend. . . . Mt Preußen sänken alle Einzelstaaten in den Staub. Zwänge der Radikalismus heute dem preußischen Staat das Wahlrecht des Reichstages i ip Sturme auf, erschütterte er ihn dadurch bis ins Mark."
kömmking siel ein: „Vorerst bringe ich eine noch wichtigere Nachricht mit, die mir gestern in einem Brief aus Berlin -zügegangen ist. Schill ist mit seinem neuen Husarenregiment dort eingeritten und von ungeheurem Jubel empfangen worden."
Jakob Grimm sah ihn fragend an. „Ich weiß nicht, Vvlt wem du — wer ist Schill? Ach so, ich erinnere mich, du hast 'mir erzählt, daß du ein paarmal mit einem hes Namens znsammengekommen bist, einem preußischen Offizier, glaube ich. Setz' dich hierhech damit ich dir die Fundstelle vorlese, du wirst hocherfreut sein."
Gibich war zu erfüllt von dem Schreiben, durch davnym Aim erstenmal ausführlich kundgeworden, welches Verdienst Ferdinand Schill sich um die siegreiche Behauptung der Festung Kolberg erworben habe. Ten Brief aus der Brusttasche ziehend, las er dessen Inhalt in fliegender Hast vor und fügte, ans Ende gelangt, nach: „Ich fühlte es am ersten Abend unterm Gibichenstein, daß Besonders in ihn, sei, doch wußte inir's nicht zu deuten. Nun steh-t's auf einmal, wie von einem Blitz bestrahlt da - - er ist ein Mann. Als wir zum andernmal Abschied nahinen, sagte ich, er werde wohl Rittmeister-, vielleicht Majorsabzeichen tragen, wenn wir uns wiedersähen. Dias hat sich rasch erfüllt, und sein Name klingt als der eines Heldeik durch Deutschland. Es liegt etwas Hohes darin, von ihm Freund genannt zu sein."
Der Sprechende sagte es, aus aufgeweckter Erinnerung, inehr vor sich hin als für den Zuhörer, dem jetzt dom Munde geriet: „Ich verstehe nicht, was du meinst; dazu sind Offiziere ja vorhanden. Wer was liegt an einer Festung mehr oder weniger, die sich nicht ergeben hat? Das änmrt doch nichts an der Lage, in die Preußen durch seine schlechte Armee und Heersühruug geraten ist. Neb- rigens kann ich dir eine wirklich bedeutende Nachricht Mitteilen, die ich heute von Herrn von Müller erfahren. Unser junger König stellt die vom Kaiser Napoleon ausgehobene Universität zu Halle wieder her. Daraus leuchtet hervor, er wird das Königreich Westfalen zu einer fruchtbaren Pflanzstätte der Wissenschaft machen. Was geht den denkenden Menschen, dich und mich, alles andere an? Wir sind für unsere Aufgaben und Arbeiten geschaffen, laß
Tie entsetzlichen Eventualitäten, die Herr Professe Spahn hier ausmalt, hat das Zentrum zun. Glück verhindert. Es hat sogar die Aufnahme der direkten Ach in das schon mit der :„geheimen" belastete Reformprojekt zu vereiteln gewußt und sich damit aufs neue di- Guuft der 'Konservativen erkauft. Wenn es trotzdem noch dann und wann seinen „Wunsch" nach Einführung ch Reichstagswahlrcchts betont, so ist das ungefähr ch dreisteste Humbug, der je begangen worden ist, und dieser .Humbug wurde bisher auch nur zu Ehren der weniger demokratischen Elemente aufgeführt, die noch M Zentrumspartei gehören. Jetzt scheint es, daß man eine Rücksichtnahme ans diese sogenannten Zentrmnsdemokra- ten nicht mehr für nötig hält. Der „denrokratische Geist' der einst auch im Zentrum „geweht", ist nun gänzlich von dort verscheucht, überzeugte Anhänger einer demokratischen Wahlrechtsreform existieren dort wohl nicht mehr, und so gestattet man sich, ohne falsche Scham das offene Bekenntnis zur Reaktion.
Vom Main, 20. Juli. Sämtliche Vereine mittlerer Eisenbahnbeamter, wie Vorsteher-, Bürobeamteii- Präktikanten-, Assistenten- usw. Vereine, bildeten bisher ein Kartell. Infolge von mehrfachen Tiifterenzen ft; der über 50000 Mitglieder zählende Assistentenverband vor einigen Tagen seinen Austritt aus dem Kartell erklärt
Berlin, 26. Juli. Ter Verleger August Scherl, heißt es in Berlin, wolle sich rrn Herbst vom Geschft znrückziehen. Seine Zeitungsunternehmungen habe er uv den Preis von 35 Millionen an einen amerikanischen Verleger verkauft. Tiefe Tatsache werde so lange verschwiegen oder dementiert, bis im — Oktober dieses Jahres die Nebergabe au den neu-en „Zeitungskönig" erfolge. August Scherl wolle sich dann ganz dein Problem der Einschienenbahn und seinen Schnellverkehrsprojekten wid- men.
Berlin, 27. Juli. Ter Verband der sozialdemokratischen Wahlvereine von Großberli» ließ gestern in sechs Berliner R ei ch s ta g s wahlfrei s e n eine Resolution annehmen, wonach die Berliner Parteigenossen vom Magdeburger Parteitag erwarten, daß er Vorkehrungen treffe» werde, um in Z uku n ft Pa rt e i b esch lü s sen unter allen Umständen Geltung zu verschaffe». Ter radikale Flügel wolle die Ausschließung der badische« Abgeordneten, weil sie für das Budget gestimmt hak», schli-eßli'ch siegte aber der mildere Standpunkt des Borstands.
Straßburg, 26. Juli. Zu der D e m o n st r a ti o« gegen Prof. Cloetta vom letzten Montag erklärte heule Vormittag ein Geschichtsprofessor zu Beginn seiner Vorlesung, daß sie auf einem Mißverständnis beruhen müsse, da Pro^. Cloetta nicht schuld an dem Durchfall des einen der Kandidaten sei. Dem hält die beteiligte Studentenschaft entgegen, daß die Entrüshuig gegen Prof. Cloetta nicht erst vom letzten Examenstermin datiere, sondern bereits seit Wochen eine allgemein! sei, was die Geschlossenheit der Kundgebung — Herren und 'Tarnen beteiligten sich daran — zur Genüge beweis!. Eine Untersuchung über den Fall ist eingeleitet Wörde». — Professor Cloetta, gegen den sich die gestrige» Studentendemonstrationen richteten, teilte durch Wschlag am schwarzen Brett mit, daß er für dieses Semester seim Vorlesungen ein stelle. Erneute -Tiemonstratiom kamen infolgedessen nicht vor.
Ausland.
Atesund, 26. Juli. Tue Hohenzollern mit der« Kaiser zur Bord ist h-ente vormittag unter dem Salm der Kriegsschiffe von Molde abgegangen und tras gegen 12 Uhr hier ein. Der Kaiser begab sich an Land, um de» Baustein zu besichtigen.
uns die kostbare Zeit des seltenen Beisammenseins rrich ungenutzt versäumen! Was ich dir heute vorlegen kam, bedruckt mich gewichtvoller, für die Bereicherung unseres Volkes Ms dem Schatze seiner Vergangenheit, gls d« Zu falls fligung, wer über ihm das 'staatliche Regime« führt. Sieh hier, lies diesen Abschnitt, dann wollen wir unsere Meinungen darüber austauscheu "
Grimm hielt dem Freunde eine von ihm in dn großen Landesbibliothek entdeckte Pergamenthandschrist kirres mittelalterlichen epischen Gedichtes ans Licht, und mi« rasch ,in den vom Schriftwerk ferner Vergangenheit M fangenden Zauber hineingezogen, saß Gibich nach gewohnter Meise und'dem Zweck seiner Herkunft gemäß in eifch Wechselr-edc über alldeutsche Grammatik, Mythologie B den Werdegang der deutschen Sprache verliest. T-arÄll vergingeu Stunde um Stunde, die beiden unterbrach» ihre gelehrten Wortgefechte nur einmal flüchtig durch»' neu einfachen Wendimbiß, zu dem Jakob Grimm bk- mer'lte: „Man sollte das abschaffen können, der Arbeitstaz ist wahrlich üirz genug, und die Tage sind Sandkörna- die hie Lebensuhr ablaufen lassen; ,wer das gegen im Natur ausznrichtcn vermöchte, wäre der größte Wohltäter der Menschheit." Er lächelte leicht mit den feinc» Lippen dazu, doch barg sich hörbar darunter, für sft würde er mit solcher Beseitigung des Nahrungsbedüff niss-es durchaus einverstanden sein; schnell nahmen sie danach 'ihre Beschäftigung wieder auf. Tier -Marburg» nützte das für ihn lehrreiche Beisammensein mit rege» Eifer, indes ab uird zu machte es doch den Eindruck, niA ganz so wie sonst, als ob seine Achtsamkeit dann mü wann church etwas anderes, ihm im Kops Auftauchendei Abbruch.'erleide. Grimm nahim's einmal gewahr v sagte: ^Horchtest du aus etwas draußen?" „Ja", erwiderte der Befragte, „mit klang's wie ein Ton w» Musik." --- „Dos' trifft wohl zu, ich glaube, es ist '«A Festnacht heute im Schloß, oder eigentlich ist sie's tägÄ Der junge König will sich amüsieren; ich höre nichts mch davon, Gedanken verschließen das Ohr dagegen noch st^ rer, als wenn man sie mit Watte verstopft." (Fortsetzung folgt.)