mer womöglich nach 1911 einen neuen Gesetzentwurf'vor­zulegen, wonach die Mehrzahl der Kammermitglieder von den Landwirten direkt, der übrige Teil vom Landwirtschaft­lichen ,Verein gewählt lvird. , Tr. Kiene beantragte eine Resolution dahin 1. die 2. Kammer lehnt den Beitritt zur Resolution der 1. 51a nun er ab und 2. bedauert sie, daß der Landwirtschaft eine gesetzliche organisierte Berussver- tretuug aus 'weitere Jahre vorenthalten bleibt, 3. sie hält nach wie vor den Ausbau einer solchen Bernfsvertretnngl sei es ausschließlich oder zum größten Teil aus 'dem Land­wirtschaftlichen Verein für verfehlt und unannehmbar. 4. sie behält sich die weitere Verfolgung der Frage vor. Der Vorsitzende Tr. Eisele beantragte eine Resolution, wo­rin die 2. Kammer den Beitritt zum Beschluß der 1. Kam­mer betr. eine weitere Ausgestaltung des Beirats der Zen­tralstelle für die Landwirtschaft unter dem Bedauern da­rüber ablehnt, daß durch den Beschluß der 1. Kammer eine organisierte Berufsvertretung der Landwirtschaft vor­enthalten wird. In der Debatte sprach sich auch der Staatsminister des Innern dahin aus, daß sich ein Flick­werk in der Erweiterung des Beirats auf beschränkte Zeit nicht empfehle, wenn man ehrlich eine Landwirtschasts- kammer wolle, ja daß letzterer eher ein Hindernis dadurch geschaffen würde. Der im Regierungsentwurf gelegene Kompromiß bilde die einzige Möglichkeit, für eine Ver­ständigung, die nur darin liege, daß der größere Teil z. B. 32 Mitglieder im Proporz frei gewählt würden und 12 weitere ^Mitglieder etwa von den Ausschüssen der land­wirtschaftlichen Bezirksvereine berufen würden. Gegen die Ziff. 3 des Antrags Kiene wurde von einer Seite einge­wendet, daß in ihm schon ein Nachgeben gegenüber der 1. Kammer liege durch das indirekte Zugeständnis, daß jedenfalls tzu einem kleinen Teil der Landwirtschaftliche Verein für die Besetzung der Kammer herangezogen werde. Von anderer Seite wurde betont, man solle jetzt überhaupt keine positive Stellung in der Sache nehmen, auch nicht gegenüber der grundsätzlichen Forderung der 1. Kammer bezüglich einer Verbindung mit dem Landwirtschaftlichen Verein. Bei der Abstimmung wurde der Antrag Ströbcl zurückgezogen, der Antrag Eisele mit 9 gegen 6 Stimmen angenommen, womit der Antrag Tr. v. Kiene in Ziffer 1 und 2 sich erledigte. Tie Ziffer 3 des Antrags Dr. Kiene wurde abgelehnt mit 10 gegen 5 Stimmen und die Ziffer 4 angenommen mit gleichem Stimmenverhältnis.

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Stuttgart, 4. Juli. Mit Schreiben des K. Staats­ministeriums vom 2. Juli ist laut St.-Anz. der Lckände- versammlung, zunächst der Zweiten Kammer, eine Denk­schrift über den Entwurf einer Vierbindungspahn M ü nst er-St utt'g a r t-N o rdb a hnh o f nebst je ei­ner vergleichenden Aufstellung über die Bau- und Be­triebskosten sowie einem .Hebers ichtsplan zur weiteren Be­handlung zugegangen.

Stuttgart, 3. Juli. Bismarck und Zeppelin find der Ausgangspunkt der derzeitig m Ehrenurkunden- Ausstellung in unserem Landesgewerbemu­seum. Fast alle namhaften Führer unseres Kunstgewer­bes sind bekanntlich auf dieser Ausstellung mit Original­arbeiten vertreten, sodaß diejenigen, die Re Ausstellung noch nicht zu besuchen Gelegenheit hatetn, dies nicht ver­säumen mögen. Die täglich unentgeltlich zugängliche Aus­stellung dauert nur noch 14 Tage.

Stuttgart, 4. Juli. Das Stuttgarter Wai­senhaus begeht am 25. Juli die Feier seines 200j.ih­rigen Bestehens mit einem Festakt in der Kirche, einer Auf­führung im Speisesaal, einem Kinderfest in Degerloch. Eingeladen sind sämtliche früheren Waisenzöglinge und Angestellte des Hauses. Die Teilnehmer müssen sich späte­stens bis 15. Juli bei der Oekonomieverwaltung des Wai­senhauses melden.

Stuttgart, 4. Juli. Tie Neue Häute- und Fellgenossenfchast Groß-Stuttgart, E. G. m. b. H., erklärt auf die Artikel der Süddeutschen Fleischer­zeitung, daß ihr Betrieb nicht ei n g est ellt ist, sondern nach wie ,vor in unveränderter Weise weiter besteht.

Stuttgart, 2. Juli. Die neuen Vororts­linien. Die Vorarbeiten zu der Vorortslinie Gais- burg-Wangen sind'binnen kurzem durchgeführt. Be­kanntlich ist geplant, die Straßenbahn über die Ulmer Staatsstraße nach Wangen zu führen, sie von hier nach H.edel fingen weiterzuleiten und auch Untertürk­heim in den Kreis der Stuttgarter Borortslinien einzu- beziehcn. - Nach dem ursprünglichen Plan soll der An­schluß an das Stuttgarter Straßenbahnnetz in der Land­hausstraße erfolgen, inan hat indessen in Erwägung ge­zogen, ob ein Anschluß an die Schlachthauslinie nicht vorteilhafter sei. Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Schlachthanslinie schlecht rentiert und durch ihre Wetter­führung glaubt man nun sie rentabler zu gestalten. Schwie- ri-csteiten boten sich der Durchführung der Linie nach Wan­gen vor allem in der Hauptstraße iu Wangen selbst, die sich von der Hirschstraße bis Zum Marktplatz als zu schmal erwies. Da zu gleicher Zeit der Kanal einzulegcu war und die Straße gepflastert werden sollte, sah man sich gezwungen, mit 13 Ängrenzern wegen Abtretung von Straßenplatz in Verhandlungen einzutretcn. Wie die Hauptstraße iu Wangen, so ist aber auch die Wangener- straße in Gaisbur-g für den elektrischen Straßenbahube- trieb herzurichteu. Gegenwärtig wird ihre Chaussierung vorgenommen,' die auf ca. 30000 M zu stehen kommt. Die neue Vorortslinie Gaisburg-Wangen wird 'über 2hsz Kilometer lang, während sich die Fortsetzung nach Unter­türkheim auf etwa 1'5 Km., die nach Hedelfingen sich auf rund 43/s Km. Länge stellt. Mit diesen neuen Ver­bindungen wird der Bau der Vorortslinien für dieses Jahr abgeschlossen. Als nächstes Projekt kommt dann die Linie nachKaltental zur Ansführung; um sie zu »Stande zu bringen, hat die Stadtverwaltung Stuttgart bekanntlich eine Ermäßigung des Strompreises zugefagt. Ein weiteres Projekt ist schließlich die Ausführung einer Linie nach dem Weißenhof, die durch die Errichtung der neuen Knnst- institute zur Notwendigkeit geworden ist. Daß die Feuer­bacherheide in den nächsten Jahren einer Straßen­bahnverbindung mit dem Zentrum bedarf, daraus ist übri­gens schon früher hingewiesen worden.

Stuttgart, 3. Juli. Was den Nachlaß Anna Sutters anbelangt, so hört man, daß derselbe nicht bedeutend ist. Ihr Leben war allerdings für eine mäßige Summe versichert, es ruhen darauf aber noch verschiedene Schulden. Für die Kinder der Verstorbenen ist allerdings durch Festsetzung von Geldsummen seinerzeit, gesorgt wor­den. Das Mädchen will die Schwester der Verstorbenen zu sich nehmen, während der Knabe voraussichtlich in der Familie seines Vormundes, Hofrat Matthes, Unterkunft findet. Obrist hat ein Testament hinterlassen, in wel­chem er seiner Frau eine bedeutende jährliche Rente ausge­setzt hat. Möglich erscheint es weiter, daß die Kinder der Sutter, die ihrer Ernährerin beraubt wurden, ebenfalls einen Anspruch auf den Nachlaß haben.

Crailsheim, 2. Juni. Aus Anlaß der lOOjähri- gen Zugehörigkeit unserer Stadt zu Württemberg wird mit dem diesjährigen vom 17.19. September stattftndeni- den Volksfest eine Zentenarfeier verbunden werden. Auch eine Festschrift wird herausgegeben und ein Festzug ver­anstaltet. Damit sich auch -die Landgemeinden zahlreich mit Festwagen beteiligen, werden Ehrenpreise ansgesetzt. Die Stadtgemeinde wird außer den bisherigen noch einen weiteren Festwagen stellen. Im übrigen sind Ausstellun­gen verschiedener Art, sowie sportliche stnd verschiedene andere unterhaltende Veranstaltungen geplant.

Welzheim, 3. Juli. Für die Landtagsersatz­wahl hat die Zentrums Part ei den Landgerichtsdi­rektor Gröber als Zählkandidaten aufgestellt.

Schorndorf, 2. Juli. Gestern waren es 25 Jahre, daß Theodor Palm, Inhaber der Palm'schen Apotheke hier, das väterliche Haus und Geschäft übernomnien hat. Er ist der 9. Apotheker auf diesem Hause. Der erste Be­sitzer war Wilhelm Palm, geb. in Neresheim 16. April 1545, gestorben in Schorndorf am 29. Mai 1580. Sein Sohn war Johann Balthasar Palm, geb. 1572 in Hei­denheim, welcher in Tübingen, Jena und Erfurt studierte, 1608 Hofgerichtsassessor in Tübingen und 1614 Stadt­schreiber in Schorndorf wurde. Er heiratete 1599 eine Maria, geb. Sattler, von Schorndorf. Einer seiner Söhne, Johann Philipp Palm, geb. 1607, war der Be­gründer der Palmschen Apotheke in Schorndorf. Sämt­liche Glieder der Familie Palm in Württemberg stam­men nachgewiesenermaßen aus diesem Hause. Ein Ur­enkel desselben war her durch Befehl Napoleons I. er­schossene Buchhändler Johann Philipp Palm zu Nürnberg. Die Palm'sche Familie besitzt viele alte Familieendo- kumente, aus denen im Jahr 1899 Oberbahnsekretär Karl Palm in Stuttgart einen prächtigen Stammbaum zn- sammengestellt hat. Es ist Hoffnung vorhanden, daß sich die Apotheke vom Vater auf Sohn weiter vererben kann, da der einzige Sohn des dermaligen Besitzers, Johann Philipp Palm, sich ebenfalls dem Apothekerberuf ge­widmet hat.

Gmünd, 2. Juli. In einem Erlaß des Ministe­riums des Innern, der unlängst bekannt gemacht wurde, hieß es, den Rabattsparvereinen werde die Erlaubnis zur Vornahme einer Lotterie in der Regel versagt. Im Gegensatz hierzu hat die Kreisregierung Mllwangen die für Heuer vom hiesigen Spar-Rabattverein beschlossene Prä­mienverlosung in Höhe von 800 M nicht beanstandet. Annnähernd hundert Sänger des hiesigen Lieder­kranzes haben in den letzten Tagen eine mehrtägige Fahrt in die Schweiz unternommen. Die Sänger besuch­ten u. a- Friedrichshafen, Rorschach, Thnsos, St. Moritz. Tie Hauptzielpnnkte der Reise waren der Moteratschglet- scher, Berninahospiz, Punt Murail, Ragatz und die Ta- minaschlucht. Tie Fahrt befriedigte allgemein. Ein Teil der Teilnehmer machte Abstecher nach Oberitalien, andere besuchten den Montblanc und den Sttnplon.

Tübingen, 4. Juli. Ter Direktor der, Greifswalder chirurgischen Klinik, Professor Tr. Erwin Payr, hat den Ruf an die Universität Tübingen als Nachfolger von Pro­fessor v. Bruns angenommen.

Nah und Fern.

Im Auto ermordet.

In tiefe Trauer wurde die Familie des Wagner und Gemeinderats Staker in Scharnhausen Oberamt Stuttgart versetzt. Der Jahre alte Sohn Ernst, der in Berlin als Chauffeur angestellt ist, wurde aus einem Ackerfelde erschlagen und beraubt aufgefunden. Er hatte die Rückreise von Kiel nach Berlin allein im Auto­mobil znrückgelegt, während seine Herrschaft mit der Bahn vorausgefahren war. Man fand ihn tot ans dem Auto sitzend, das Steuer noch in der Hand. Die Täter wollten den Anschein erwecken, als wäre er verunglückt. Staker war ein braver tüchtiger Mann, Sein- trauriges Ende ünd die tiefbetrübte Familie werden allgemein be­dauert.

Eine Explosion.

In einer Werlstätte in einer Schlosserei in Lud­wig s b u r g war ein Azctylen-Sauerstofffchweißapparat in Tätigkeit. Aus noch nicht aufgeklärter Ursache explodierte er und ein Blcchstück des zertrümmerten Behälters traf mit der scharfen Kante den 24 Jahre alten Schlosser Friedrich Berge so unglücklich an den Hals, daß dieser zur Hälfte durchschnitten und die H a l s s ch l a g a d e r z e r- ri s s e n wurde. Berge starb nach wenigen Minuten an Verblutung. In der Werkstätte wurde durch Zertrüm­mern von Scheiben etc. einiger Schaden angerichtet, wäh­rend die übrigen dort beschäftigten Personen, die infolge des ausströmenden Gases zum Teil vorübergehend betäubt wurden, mit dem Schrecken davonkamen.

Kleine Nachrichten.

Tie seit acht Tagen in Zuffenhausen vermißte Frau Teufel, die sich von zu Hause entfernte mit der Bemerkung, sie wolle in den Neckar gehen, ist jetzt wirk­lich bei Niedergröningen als Leiche geländet worden. Tie Frau hinterläßt vier Kinder.

In Stetten i. R. ist der 68 Jahre alte verheir. Weber Johannes Beck beim Kirschenpflücken infolge der anhaltenden nassen Witterung auf 'einem Baumast ausge- ßlitten und'7 Meter tief aus den Boden ab ge stürzt.

Beck hat lebensgefährliche innere Verletzungen erlitten und mußte in bewußtlosem Zustand mittels Wagens nach Hause -geführt werden.

In Heimerdinge n, OA. Leonberg ist bei der Aus­besserung eines zu seinem Anwesen führenden Privatwegs der v-erh. Bauer Karl Feucht, wahrend er mit einem Schub­karren Dachziegel zur Ausbesserung an die schadhaften: Stellen beisührte, dadurch schwer verunglückt, daß ihm von zwei Mitarbeitern, welche von der Bühne des Wohn­hauses aus die Ziegel auf den Weg herunterzuwerfen hat­ten, aus Versehen eine ganze Anzahl Ziegelsteine auf den Kops und die Schultern geworfen wurden. Feucht wollte sich noch in feine Wohnung begeben, brach aber nach we­nigen Schritten ohnmächtig zusammen. Sein Zustand läßt das Schlimmste befürchten.

Bei Köngen OA. Eßlingen wurde im Walde in der Nähe des Lerchenhvfes ein Mann von einem Reh­bock angefallen und am Fuße verletzt, so daß er sich ans dem Lerchenhofe verbinden lassen mußte.

Als in Hoch dorx OA. Kirchheim vier Batterien des Feldartillerieregiments Nr. 65 Quartier bezogen hat­ten, wurde ein Pferd von einem anderen gebissen. Erste- res schlug aus und traf den Fahrer Notdurft so un­glücklich an den Kopf, daß er bewußtlos umsank. Der Stabsarzt stellte eine schwer eGehirnerschütter- nng fest.

In Rottweil fand im Gasthaus z. Engel eine grö­ßere M e ss erstecherei statt. Zwei Pulderarbeiter pro­duzierten sich im Gedankenlesen. Einige Zuhörer wollten denselben ihr Spiel verderben. Es kam zu Reibereien und die Künstler zogen ihxe Messer und hieben damit so plan­los ,um sich, daß 6 Personen, meist hiesige junge Hand­werksmeister, an Hals und Kops z. T. schwere Stich­wunden erhielten und ins Krankenhaus verbracht wer­den mußten. Einer der Messerhelden verletzte sich selbst und ist in Behandlung, der andere im Untersuchungsarrest.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 4. Juli. (Strafkammer.) Ein prakti­scher Arzt versuchte eine Berussgenossenschash in einem Schreiben durch Drohungen zur Bezahlung ei­ner verjährten Forderung für -ein Gutachten zu bestim­men. Er drohte, er werde die Sache dem Aerzttichen Verein unterbreiten und die Sperrung der Gutachten Ver­anlassen. In einem zweiten Brief an die Berufsgenoft senschaft hieß' es, anständige Gesellschaften würden es nicht -tun. Der Urzt hatte sich nun wegen versuchter Erpressung lind Beleidigung zu verantworten und die Strafkammer verurteilte ihn zu 8 Tagen Gefängnis.

Heilbronn, 5. Juli. Tie Schwurgerichtsver­handlung gegen den Schultheißen Benz von Löchgaü mußte wogen schwerer Erkrankung des Angeklagten zunächst uns Freitag 15. Juli vertagt werben. Benz ist von ei­nem schweren Nierenleiden heimgesucht und es ist frag­lich, ob er noch vor seine irdischen Richter zu stehen kommt.

Allenstein, 2. Juli. Nachdem Frau v. Schönebeck wegen Geisteskrankheit in eine Irrenanstalt verbracht wer­den mußte eine Simulation ist nach Ansicht der Sach­verständigen ausgeschlossen hat der Gerichtshof heute beschlossen, das Verfahren gegen die Angeklagte vor­läufig ei n zu st e l l e n. Tie Geschworenen wurden ent­lassen.

Handel und Volkswirtschaft.

Der Saatenstand in Württemberg

hat sich infolge des seit mehr als 2 Wochen andauern­den, nur durch wenige schöne und trockene Tage unter­brochenen regnerischen Wetters in entschieden ungünstiger Weise verändert. Am nachteiligsten war die Witterung für die Heuernte, welche Heuer einen sehr reichen Er­trag versprochen hatte, durch die anhaltende Nässe aber sehr beeinträchtigt und in die Länge gezogen wird. Noch liegen allenthalben beträchtliche Mengen Heu aüf den Wiesen und Futterfeldern und sind dem Verderben preis­gegeben oder bereits unbrauchbar geworden, und das bereits eingeheimste Heu ist nicht überall in erwünschter Trockenheit eingebracht worden. Auch die Karto f f e ln, die sich bis Mitte Juni recht schön entwickelt hatten- fangen an, unter der Nässe notzuleiden. Bedenklich ist die Witterung namentlich auch für den Wein stock, der einen vielversprechenden Stand hatte und zur Zeit mitten in der Blüte steht. Durch das anhaltend nasse Wetter wird der Verlauf her Blüte irr ungünstiger Weise ge­hemmt und (unterbrochen und das Auftreten von ,Reb- schä-dlingen (Peronospora, Sauerwurm), welche bis Mitte Juni nur vereinzelt sich gezeigt hatten, sehr befördert. Der baldige Eintritt warmer, trockener und beständiger Witterung wäre für die gesamte Vegetation in hohem Maße erwünscht.

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Die Obsternteausstchten sind in einzelnen Teilen des Landes, besonders im Neckarkreis, erheblich zurnck- gegangen. Im Monat Mai stellten sich die Schätzungs­ziffern noch (wenn 1 sehr gut und 2 gut, 3 mittel und 4 gering bedeutet) für ganz Württemberg in Aepfeln auf 1,9 und jetzt auf 2,2 und in Birnen auf 2,3 und jetzt auf 2,9. Die entsprechenden Ziffern im Jahre 1903 wa­ren ebenfalls 2,2 und 2,8, sodaß wir, wenn nicht eine weitere -Verschlechterung eintritt, für Aepfel und Birnen die gleiche Ernte wie damals zu erwarten haben. Die Aussichten für Steinobst sind durchweg gering: Die Kir- schenernte ist bei weitem hinter dem Vorjahr zurückgeblie­ben, Aprikosen, Pfirsiche haben in vielen Lagen durch Frost gelitten. Zwetschgen setzten allgemein schlecht an, weil die Blüte verregnete. Beerenobst dagegen steht überall sehr gut. Die Erdbeerernte ist wider Erwartest gut ausgefallen. Johannisbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren haben reichen Ansatz. Vortrefflich stehen die Aussichten für alle Waldbeeren: Himbeeren, Heidelbeeren, Brombeeren und Walderdbeeren. Strichweise Gewitter, mit Hagelschlag haben zum Teil die Aussichten etwas heruntergedrückt. In der Hauptobstart, den Aepfeln, sehen wir aber einer ziemlich guten Ernte entgegen.