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mit Erzähler vom ^chwarzwalo.
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Löleion lir. 41.
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
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der rlgr. Lorstämter lVildbad, Meistern. EnMösterie rc. während der Saison mit
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Nr. 10».
Freitag» den O. Mai IN SO.
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Die MittelparLeien
Ein Wort an Sie Nationalliberalen von Fr. Naumann.
Seit das Herrenhaus rnld die Regierung darüber einig sind, welchen komplizierten Blödsinn sie der preußischen Bevölkerung als Wahlreform vorsetzen wollen, kommt alles auf „den dritten Faktor der Gesetzgebung" an, das heißt in diesem Falle auf das Abgeordnetenhaus. Im Abgeordnetenhause aber sind es die „Mittelparteien", an welche der Ruf ergeht, daß sic dem kranken Gemachte zum Leben verhelfen sollen. In allen Regierungsblättern oder auch in Blättern ohne Sinn, Farbe und Verstand findet man wieder einmal den fast schon verblichenen politischen Begriff „Mittelpartcien". Man meint damit die Freikonservativen und die Nationalliberalen. Tie letzteren nämlich pflegt man dann immer mit einer umschreibenden Bezeichnung zu versehen, wenn Man etwas klnliberales von ihnen fordert. Es klingt doch zu schlecht: die Nationalliberalen sollen diesem schwarzblaueu Bosheitsprodukte deshalb ihre Zustimmung geben, weil sie durch die andre Drittelung der Steuerzahler vielleicht einige Wahlkreise gewinnen! In solchem Falle benutzt man die Deckfirma: Mittelpartei! Das klingt unverbindlicher pnd mahnt zum Kompromiß,
Es ist in dieser Angelegenheit nichts als Schacher und Schiebung. Die Regierung muß ein geheimes indirektes Wahlrecht anerkennen, während sie selbst das öffentliche, aber direkte gefordert hat. Diesen Wandel vollzog Herr v. Bethmann-Hollweg auf Geheiß der Schwarzblauen, Nachdem er aber ihnen zuliebe seinen eigenen Entwurf in den Ofen geworfen hat, verärgert er das Zentrum und schlängelt sich fetzt mit der kalt gewordenen Zentrnmssuppe an die „Mittelparteien" heran, indem er sagt: sich habe euch einige schöne Wahlkreise hineingetan, damit es euch schmecken soll! Wenn die Nationalliberalen ans diese Schiebung eingehen, dann sind sie wirklich wert, flir eine Kohorte von bloßen Mandats- lpolitikern gehalten zu werden. Aber wer will sagen, was sie tun tverden? Die Nationalliberalen des Reichstags würden unter Wassermanns Führung diesen Handel mit abgelegten, etwas zurechtgeschnittenen Zentrumsklei- dcrn sicherlich nicht machen, aber im Landtag sitzen, wie wir vom Schulgesetz her wissen, Leute, die unter der Be-
5-chll'bidcn Herren, schwinden tlneclne, helfen jedem wir zum Rechte!
B j ö r n s o n.
„Gipfelstürmer."
gründung, das Zentrum ausschalten zu wollen, Zentrnms- gcdanken beschließen, Männer, die unter allen Umständen dabei sein wollen, auch wenn eine offizielle Staatsdummheit gemacht wird.
Nehmen wir an, daß das Zentrum mit seiner Ablehnung der Herrenhansbeschlüfse fest bleibt! Es ist das keine absolut sichere Annahme, aber es spricht vieles dafür, daß das Zentrum, nachdem es die Sache verfahren hat, sich in Sicherheit bringt und schreit: ich bin es nicht gewesen! Mich hat das Zentrum taktisch recht, wenn es so handelt, denn es darf dem von ihm abhängigen Reichskanzler keine so weitgehenden Extraspäße gestatten, wenn es ihn in „gottgegebener Abhängigkeit" erhalten will. Nehmen wir also an, daß Pas Zentrum ebenso straffe Disziplin hält wie bei der Reichserbschaftssteuer und vollzählig uud ohne Wkommandierungen nein sagt. Wie geht dann die Sache weiter? Als notwendige Mehrheit ist bei voller Besetzung (die zwar nie eintritt, aber doch den Berechnungen zugrunde gelegt werden muß, weil man nicht vorher wissen kann, wer krank oder sonst abwesend sein wird), als Mehrheit die Zahl 222 anzusehen.. Von den 152 Konservativen wird eine kleine Minderheit (vielleicht" 10) aus grundsätzlichen Bedenken jede „Reform" ablehnen oder sich fernhalten. Setzen wir also 142 Konservative in unsre Rechnung ein, dann haben die Mittelparteien die noch fehlenden Stimmen auszubringen. Da die Freikonserbativen mit 60 Stimmen vollzählig oder wenigstens fast restlos in Ansatz gebracht werden können, so ist die kritische Frage nur die, ob 20 oder 22 von den 65 Nationalliberalen ja sagen werden. Mit so wenigen Nationalliberalen kann das mißratene Kind Beth- mannscher Philosophie aus dem Wasser gezogen werden. Freilich fehlt dann die „erhebliche Mehrheit", aber was soll die Regierung tun? Sie kann doch nicht eine Vorlage, -für die eine Mehrheit vorhanden ist, deshalb zurückweisen, weil die Mehrheit zu klein sei. Es würde eine Annahme mit Ach und Krach sein, aber doch eine Annahme.
Wenn in der Nationalliberalen Partei ein Parteitag zu entscheiden hätte, würde er sicherlich die Magdeburger Beschlüsse wiederholen und den Abgeordneten zur Pflicht machen, alle Reformtäuschungen der jetzt vorliegenden Art abzülehnen. Wir erinnern an den nationalliberalen Parteitag bei Gelegenheit der Reichsfinanzreform Das ist nicht etwa nur, wie die Kreuzzeitnng es darzustellen pflegt,
Roman von Carl Conte Scapinelli.
86j (Nachdruck verboten^
(Fortsetzung.)
Und erst drinnen in der Riefenhalle des Kellerbaues. Erig aneinander gerückt saßen die Menschen, im Anfang mustert noch jeder fragend den fremden Nachbar, aber bald verbrüdert eine volle Maß zum kräftigen Profit geschwungen, die - wildfremden Menschen, bald schließt man sich' näher zusammen, bald löst Gott Alkohol die Zungen, weitet die Herzen, gleicht Gegensätze aus und macht ein .Heer von Brüdern und Schwestern aus der ungleichen .Gesellschaft !
Auch Meininger, Panigl uud Mariele haben, nachdem sie eine Zeit gesucht, unter freiem Himmel Platz genommen. Die Luft ist kühl und öfters fragt der alte, wetterfeste Maler die beiden andern, ob sie nicht frieren. Beide verneinen es, wenn es Panigl auch unter seinem dünnen Havelock dann und wann vor Kälte schüttelt. In ihnen beiden wohnt die Glut der Jugend und Liebe und gibt ihnen warm.
„I trink nur beim Onkel mit!" meint anfangs Mariele. Mer Panigl läßt es sich nicht nehmen, sie muß auch'aus seiner Maß nippen, sonst schmeckt es ihm gar nicht.
„Geh', geh', tua net so!" entschlüpft es ihr.
Zwar horchte der alte Hofbräuhausmaler einen Augenblick ans, da ihm aus Marieles Lippen das vertraute „Tu" für Panigl entgegentönt, aber was kümmert ihn die Liebe des jungen Volkes, was kümmern ihm ihre Beziehungen. Er gibt sich dem beschaulichen Beobachten anderer Menschen hin, Typen in Menge, wie ec sie immer wieder für seine Bilder braucht. — .
Plötzlich fror es Panigl doch ernstlich, zwar wollte er die Gemütlichkeit nicht stören, aber schl'eßlich entschloß
err sich, vorzuschlagen, ob man sich nicht lieber hinein in den Riesensaalbau setzen wolle.
„Wirscht di do net verlnahlt habe!" meinte Mariele, die ihn die ganze Zeit verliebt betrachtete, ängstlich.
Er aber zog sie unwillkürlich fester an sich und und meinte: „Geh', Herzel, in deiner Nähe! Da Müßt ich dich gar nicht gern haben!"
Tann nahmen sie ihre Maßkrüge, um sich drinnen im übervollen Saal ein Plätzchen zu suchen. Leicht war das nicht. Lautes Stimmengewirr unterbrochen von Johlen und Lachen drang ihnen entgegen, luftige Menschen riesen sie übermütig an, die Kellnerinnen schrien „Vorsicht" und suchten sich 'mühsam mir der schweren Last der gestillten Maßkrüge durch die langsam vorwärts drängende Menge Bahn zu brechen.
Aber schließlich hatten sie doch Glück, ein Pärchen, das früher ausbrach, machte ihnen Platz und ganz an der Wand eroberten sie so noch ein Plätzchen.
Hier herinnen herrschte schon die ausgelassene Salti arorstimmung. Man stieß sofort mit den Neuankommenden an, und ein kecker Student ließ, das „Fräulein Braut" leben.
Wie ein Schauer von Glück durchfloß es Mariele; bei diesem Prosit. Sein Fräulein Braut, wie Pas klang, und auch Panigl ließ es sich gefallen und stieß mit auf Mariele an.
Meininger hatte neben sich 'mit einem Arbeiter ein Gespräch begonnen vom alten München, von den Neuen Bieren, das ihn fast ebenso beschäftigte, wie der voll« Maßkrug vor sich. Mariele und Max saßen eng geschmiegt nebeneinander und horchten nicht auf den lauten Gesang, ans die Späße der Umsitzenden, sondern nur ans 'sich. Er hatte ihre Linke in seinen .Händen und flüsterte ihr heiße Worte zu, wie er sie vom ersten Augenblick an geliebt, da er sie gesehen, wie schnöde sie ihn behandelt u.s.f. Und sie erwiderte heiß und stark den Druck seiner Hände und hackte sich fester in seinen Arni.
Kein Mensch kümmerte sich um das Pärchen, hier in dieser dunstigen Atmosphäre wuchsen die Pärchen und die Liebe an allen Orten aus, wie Pilze.
-der Einfluß der Jungliberalen, sondern das ist zweifellos der Wille der Mehrheit der Wähler. Tie nationalliberale Partei hatte bei der letzten Reichstagswahl 1 639 000 Wähler und bei der preußischen Landtagswahl über 37 600 Wcchlmänner. Sie ist im Reich und in Preußen die drittgrößte Partei, wenn man den Wählerbestand ins Auge faßt und auch nach Zahl der Abgeordneten. Alan stelle sich diese ans den verschiedensten Voltskreisen zusammengesetzten Parteibestände vor Augen, und kein Mensch, der die gegenwärtige Stimmung kennt, wird sagen, daß auch nur 1 Fünftel der nationalliberalen Wähler für die Unglücksvorlage zu haben sein werden. Bei den Freikouservativeu kann es etwas anders liegen. Sie sind eben Konservative und von Haus aus glatt regierungsfromm, es mag regnen oder schneien. Ihre Ziffern sind geringer (Reichstagswähler 472000 und preußische Wahlmänner 22000) und Parteibewußtsein ist im allgemeinen wenig vorhanden. Mit ihnen kann man beinahe machen, was man will, wenn es nur „staatSerhalteud" ist, aber so farblos, so verwaschen sind die nationalliberalen Bestände nicht. Gerade in den letzten Jahren haben die Nationalliberalen im Lande an Selbstbewußtsein gewonnen und haben in vielen Gegenden ihre Trennung von den Konservativen mit Absicht und Bewußtsein vollzogen. Wenn heute hinter der Wahl von Lyck-Oletzko und hinter den Kämpfen des Bauernbundes gegen den Bund her Landwirte die Partei im ganzen zu sprechen hätte, so würde ohne allen Zweifel eine starke Stimmung für weitere reinliche Trennung, von allen konservativen Machenschaften vorhanden sein. Aber es iragt sich, ob man die Parteiorganisationen versammeln wird- Zeit genug dazu ist vorhanden, und der Anlaß ist wichtig genug, aber die Abgeordneten des preußischen Landtages werden vielfach geneigt sein, auch hier, wie schon so oft, zu erklären, daß -jeder einzelne nach seinem besten Gewissen handeln solle, — und das würde der Sieg des Herren- hausentwurfes sein.
Es stammen von den 65 nationalliberalen Land- tagsabgeordueten 19 aus Westfalen und Rheinland. Diese sind im allgemeinen die Hanptforderer der Veränderung der Drittelung, weil für sie auf diese Weise ein Zuwachs herausgerechnet werden kann. Sie stehen fast ausnahmslos im Kampfe gegen Zentrum und Sozialdemokratie und rechnen sich aus, wie viele Nachbarkreise insbesmchere dem Zentrum noch abgenommen werden können, wenn die
Obwohl es herinnen übermäßig warm war, fror es doch Max von Zeii zu Zeit. Aber dann drückte er Marieles Händchen wieder stärker oder er machte einen kräftigen Lchluck aus der Maß und vergaß wieder daraus.
Die Fröhlichkeil hatte ihren .Höhepunkt erreicht und begann langsam in Besoffenheit überzugehen. Die Stimmen wurden zu laut, die Krüge stießen zu stark auf die Tischplatte, da und dort ging die eben besiegelte Freundschaft schon wieder in Brüche. Nur Meininger Und der Arbeiter verstanden sich ausgezeichnet.
Mariele hatte nach und nach ganz vergessen, daß der Onkel mit war, der von ihrer Liebe nichts merken sollte, und gab sich immer freier und übermütiger, was Max besonders entzückte; in dem schwarzen Ding stak eine Summe von Temperament und Liebe.
Längst war es vollends dunkel geworden, längst brannten die elektrischen Bogenlampen, da kam plötzlich hie Schauernachricht, es gehe auf 1/38 Uhr und die letzten Fässer würden,angestochen. Das war ein Tumult, jeder suchte noch eine letzte, volle Maß zu erhalten, auch Panigl sprang blitzschnell aus, um sich eine zu holen.
Wie er sich zur Schenke durchdrängte, sah er plötzlich dicht vor sich - die polnische Gräfin.
„Hier, hier habe ich dich gesucht!" flüsterte sie ihm zu. „Komm', bitte, komm', setz' dich zu mir!" Ihre Augen glühten, er merkte auch, die hatte Gott Alkohol geküßt.
„Ich bin leider in Gesellschaft!" sagte er kalt.
„In Tamengesellschast?" fragte sie eifersüchtig. „Du weißt, das dulde ich nicht, !" setzte sie lachend dazu.
Er aber meinte: „Liebe Freundin, denke an unsere Wmachung!"
Tann trennte sie ein Menschenstrom, das benützte er, um zu entkommen. Er hörte sie noch „Max, Max!" rufen, aber schon war er hinter einer Säule ged-eckr im Menschenstrom verschwunden.
Gottlob, dachte er, wenn die 's Mariele gesehen, hätte, die beiden hätten sich die Augen ausgekratzt!
Endlich (am er mit der vollen Maß wieder wobl- behalten an seinen Platz.
(Fortsetzung folgt.)
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