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Nr. « 4 .
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Aus dem Reichstag.
Die Eisenbahnkatafftrophe von Mülheim.
kd. Berlin, 22. April.
Im Reichstag richtete sich heute das Hauptinteresse nicht so sehr auf die Verhandlungen des Plenums, als vielmehr saus Pie Beratungen der Budgetkommission, die am Vormittag die Besprechung über den Antrag Erzberger — Kriegsbesteuerung der Kolonialgesellschaften — begonnen hatte. Zwischen Herrn Erzberger und dem Staatssekretär Dernburg war es zu einem hitzigen Redekampf gekommen. Herr Dernburg hatte gegen die Einmischung des Reichstags in koloniale Steuerangelegenheiten, die bisher noch immer Sache des Kaisers seien, Verwahrung eingelegt; Herr Erzberger auf Per anderen Seite sich als Schützer des Etatsrechtes des deutschen Reichstages aufgespielt. Dabei pfeifen es die Spatzen von den Dächern, daß der Antrag Erzberger, wenn nicht die Revanche des schwarz- blauen Blocks für die Beteiligung des Hansabundes an dem Wahlkampf in Lyck-Oletzko, so doch eine neue Jn- trigue des Zentrums gegen Dernburg und zugleich einen Ausfluß persönlicher Gegnerschaft gegen den ehemaligen Gouverneur von Bennigsen, den derzeitigen Leiter der deutschen Kolonialgesellschaft, bedeutet. Zu einem Beschluß ist es in der Budgetkommission bisher noch picht gekommen; die Länge der Verhandlungen in der Kommission läßt aber eine noch längere Debatte im Plenum erwarten.
Als erster Gegenstand stand heute auf der Tagesordnung die, von vielen für nicht gerade unentbehrlich gehaltene, nationalliberalö Interpellation über das Eisenbahnunglück bei Mülheim. Die Abgeordneten drängten sich weit mehr als drinnen im Saale draußen in der großen Wandelhalle, wo ein Privatunternehmer auf einem prächtigen Tischgeviert das vollständige Modell einer komplizierten Weichenanlage mit Stellwerk, Signalen, Lokomotiven und automatischer Blocksicherung aufgestellt hatte. Die Sicherung wirkt derart, daß eine Maschine, die das aus Halt stehende Signal überfährt, automatisch zum Halten gezwunen wird. Nur daß vermutlich auch der elektrische Strom, der den Automat bedient, hier und da einmal ebenso versagen kann, wie der Mensck,
Vie wahre Universität unserer Tage ist eine gute Büchersamm- lung. LarlyIe.
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„Gipfelstürmer."
Roman von Carl Conte Scapinelli.
(Nachdruck verboten )
(Fortsetzung.)
Sollte er wirklich nun, da er in München eine liebe Braut hatte, nun, da die Berge wieder schneefrei werden sollten, -- die Jsarstadt verlassen müssen?
Er wußte, daß, wenn der eigenwillige Vater so etwas aussprach, daran schwer zu rütteln sei.
So beschloß er, zu Kathi zu gehen und ihr zu gestehen, daß er dem Vater seine Verlobung jetzt erst mit- geteilt, um sie um Rat zu fragen, wie er es jetzt anstellen konnte, um noch im Sommersemester in München zu bleiben. Er durfte nicht zögern, sie aufzusuchen, wollte er seine Braut noch allein antreffen.
So kam es, daß Gustav von Prandow schon zu der ersten Malstunde seiner Braut kam. —
Schon am Gange hatte ihm Mariele schadenfroh und geheimnisvoll zugeflüstert:
„Kathi nimmt jetzt grad Malstunden beim Herrn Panigl."
Dann war es ins Zimmer getreten. Seine eigene Angelegenheit beschäftigte ihn so sehr, daß er über Pa- nigls Anwesenheit und über die Malrequisiten, die herumlagen, kaum ein Wort verlor.
„Ich habe dich in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen, Käthe," sagte er rasch zu ihr, Panigl flüchtig zunickend. „Das beste ist, wir gehen ein bichen zusammen spazieren!"
Kathi war durch den plötzlichen Besuch und Gustavs aufgeregten Ton so erstaunt, daß sie rasch einwilligtü und Panigl fast unbeachtet stehen ließ. —
, „Du hast doch nichts dagegen, daß Herr Panigl mit Mutters Erlaubnis mir meine Arbeiten durchsieht!" sagte
Amtsblatt für die LLadL Mildbad.
Verkündigungsblatt
der rtgl- Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit
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Montag, den 2». April SIO.
27 . Iahrg.
Die Interpellation selbst begründete der Abg. S e m- ler, der zunächst die Legitimation des Reichstags zur Prüfung des Unglücks, seiner Ursachen und seiner Folgen, zu beweisen versuchte. Der Redner vermißte insbesondere eingehende und ausreichende Proben mit der automatischen Bremse pnd den akustischen Warnnngsfig- nalen. Der Präsident des Reichseifenbahnamts, Wak- kerzapp, kam in seiner Antwort im allgemeinen guf die Erklärungen des preußischen Eifenbahnamtes im Ab- geordnetenhailse zurück. Er bestritt lebhaft, daß das Unglück auf falsche Sparsamkeit zurückzuführen sei. In der Besprechung erklärte der Redner des Zentrums die Interpellation für überflüssig, da die Sache bereits, im preußischen Parlament erörtert und die Untersuchung noch nicht abgeschlossen sei. Und auch der konservative Redner hielt eine nochmalige parlamentarische 'Erörterung nur deshalb für erwünscht, weil dadurch nun auch der Reichstag in die Lage komme, den Opfern der Katastrophe seine Sympathie zu bekunden. Der volksparteiliche Abg. Professor Eickhoff führte das Unglück auf die „Nervosität als Berufskrankheit" zurück und regte an, neben dem Lokomotivführer und dem Heizer eventuell noch einen dritten Beamten auf die Maschine zu stellen. Der sozialdemokratische Redner endlich, der Abg. Hengsbach, warf den Nationalliberalen vor, sie verfolgten mit ihrer Interpellation nur parteipolitische Zwecke. Das hielt den Redner aber nicht ab, selber, und zwar in mehr als anderthalbstündigen Ausführungen, auf alle möglichen Details einzugehen, aus denen er auf ein xMitverschulden der Verwaltung schließen zu können glaubte.
Der Rest her Debatte bot nur noch wenig Interessantes. Da sie sich aber bis gegen 6 Uhr hingezogen' hatte, konnte die noch auf der Tagesordnung stehende Beratung über die Veteranenbeihilfe nicht mehr begonnen werden und das Haus vertagte sich auf morgen. Während der Sitzung hatte übrigens auch der Seniorenkonvent getagt. Er hat eine wichtige Aenderung in den Dispositionen des Hauses beschlossen. Auf Drängen der Regierung, die für den Fall, daß der Reichstag ihr nicht zu willen sein sollte, mit der Schließung statt mit der Vertagung gedroht hatte, soll nun doch noch vor der Sommerpause owohl die Wertznwachssteuer wie das Kaligesetz erledigt und die Vertagung infolgedessen mindestens bis zum 11. Mai hinausgeschoben werden.
Der neue Entwurf über die Schifsnhrts- abgaben.
Aus den Verhandlungen, die nach der „Vorabstimmung" über den preußischen Entwurf eines Gesetzes betreffend die Erhebung von Schiffahrtsabgaben im Schoße der verbündeten Regierungen stattgefunden haben, ist der neue Entwurf nach Mitteilungen der Straßburger Post mit folgendem Inhalt hervorgegangen:
„Der Entwurf sieht vor, daß die Abgaben auf natürlichen Wasserstraßen für Einrichtungen, die der Erleichterung des Verkehrs dienen, und auf künstlichen Wasserstraßen zu erheben sind. Der Entwurf bestimmt ferner, daß die Abgaben nicht die zur Herstellung und Unterhaltung der Wasserstraßen nötigen Kosten überschreiten dürfen. Die Kosten für Anlagen, die auch anderen Zwek- ken als dem Berkehr dienen, dürfen nur teilweise von den Schiffahrtsabgaben gedeckt werden. Für Rhein, Weser und Elbe, in deren Stromgebiet Abgaben zu erheben sind, werden Stromverbände gebildet. Der des Rheins umfaßt den Rhein und Main von Aschaffenburg und den Neckar von Heilbronn an, aber nicht die Mosel. Zn ihm gehören die Staaten Baden, Elsaß-Lothringen, Württemberg, Hessen, Bayern und Preußen. Im Rheinverband müssen die Erträge der Schiffahrtsabgaben verwendet werden für die Herstellung einer Fahrwasser- tiefe, die unter Zugrundelegung des Wasserstandes von 1908 zwischen Straßburg pnd Sondernheim 2 Meter, zwischen Mannheim und St. Goar 2,50 Meter, im Main zwischen Aschaffenburg und Offenbach 2,50 Meter und im Neckar zwischen Heilbronn und Mannheim 2,50 Meter beträgt. In die von den Abgaben zu bestreitenden Ausgaben sind alle den Stromverbänden bei der Durchführung ihrer Aufgaben erwachsenden Kosten einzurechnen; einschließlich der Unterhaltung älterer im Schisfahrtsverkehr stehender Anlagen für das Moselgebiet. In dem Verwaltungsausschuß, den der Rheinstromverband für die Besorgung seiner Angelegenheiten einzusetzen hat, sollen sich, wie wir hören, 3 Vertreter von Preußen, 2 von Baden, je einer von den übrigen beteiligten Staaten befinden. In sämtlichen Verwaltnngsansschüssen führt Preußen den Vorsitz.
Für die Güter, von denen Schiffabrtsabgaben erhoben werden, werden in allen drei Verbänden einheit-
sie fast schüchtern, da sie in diesem Punkte den Grund seiner Aufregung suchte.
„Nein, nein, durchaus nicht, wir reden ein andermal darüber!"
Panigl merkte, daß er hier überflüssig war und verabschiedete sich stumm.
Draußen im Gang rannte er fast an Mariele an, die anscheinend lauschen wollte und in ihre Phantasie sich schon eine furchtbare Szene eingemalt hatte, so daß ihre Glieder vor Angst für Panigl zitterten.
„Sind's no heil?" fragte sie ihn, da er heraustrat. „Das haben's jetzt von Ihrer Stunde!"
Aber Panigl lachte nur und ging kopfschüttelnd hinaus.
„Wir können dach hier ganz geinütlich plaudern!" meinte jetzt Kathi drinnen zögernd. „Die Mutter ist gar nicht daheim!"
„Nein, nein," fuhr Gustav nervös auf, „ich bitte dich, laß üns spazieren gehen. Verstehst du, euer Wohnzimmer beengt mich, ich will mit dir reden, mit dir allein, hier habe ich immer das Empfinden, ich spreche zu gesamten, versammelten Familie Meininger, ich bin mit der gesamten Familie verlobt, ich soll die gesamte Familie heiraten! Na, und das will ich doch nicht!" fügte er lächelnd bei.
„Nein, Gustav, nur mich, mich sollst du nehmen!" sagte Kathi weich und schmiegte sich an den Bräutigam. „So lange bist du nicht gekommen, neulich bist du auch wieder in den dummen, alpinen Abend gegangen und hast mich sitzen lassen!"
„Ach, Närrchen, das ging eben gar nicht anders! Aber nun sei vernünftig, ich brauche deinen Rat!" sagte er. „Zieh' dich rasch an, wir wollen die Isar hinunter bummeln!"
„Es wird Mama nicht recht sein!" versuchte sie einzuwenden.
Aber Gustav meinte: „Ach Gott, wir sind doch Brautleute!"
So entschloß sich 'Kathi schließlich mitzugehn, zog ihre Winterfacke an p nd verließ an seinem Arm das Haus.
Als sie durch die Jsarauen schritten, begann Gustav vou dem Brief seines Vaters zu erzählen, schonend freilich, aber doch an der Tatsache festhaltend, daß er das Ostersemester nicht mehr iin München werde verbringen können.
„Das ist ja fürchterlich!" seufzte entsetzt Kathi. „So strenge kann er nicht fein, daß er uns trennen will!"
„Doch, doch, da kennst du meinen Vater schlecht!"
, „Dann gehe ich eben mit nach Berlin!" sagte Kathi plötzlich fest entschlossen iund unter Tränen lächelnd.
„Aber Kind, das geht doch nicht!" So erreichen- wir unser Ziel schon gar nicht!"
„Dann Heiraten wir !eben vorher, - ja, ja, wir heiraten vorher. Das ist die beste Lösung, du bist majorenn. ich habe >mich ein bißchen Geld, — und kein Mensch kann uns Mehr trennen!" sagte sie triumphierend.
Ihm selbst kamen gegen eine solche rasche Heirat Bedenken. Fast war es, als sträubte sich seine Jugend dagegen in ihm: „Kind, das geht nicht, ich bin noch nicht mit den Studien fertig."
„Tann wirst du >sie doppelt schnell als Ehemann vollenden! Paß auf, ich hilf dir dabei!"
„Bedenke, Kathi, ich bin doch von meinem Vater ganz abhängig. - Ich verdiene noch nichts und bin auf seine Wechsel angewiesen!"
„Für die kurze Zeit, bis du etwas verdienst, wird mein Geld schon langer:, und ewig wird uns dein Vater doch nicht zürnen!"
Halb besiegt durch ihre aufopfernde Liebe sagte er:
„Kind, wenn er dich scheu würde, dann wäre er freilich besiegt." dlber gleich darauf kamen ihm wieder Bedenken und er meinte: „Nein, Käthe, eine solch? rasche Heirat über Hals und Kovf hat doch keinen Wert!"
Das kränkte sie. Eine Weile schwieg sie. Dann sagte sie ruhig: „Dann geh' nur, geh' zu deinem Vater. Ich gib dich frei! — Glaubst du, ich merk' es nicht' längst, daß dir diese Verlobung eine Qual ist, daß du nickü gebunden sein willst?!"
(Fortsetzung folgt.)
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