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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Leleion »?. 41.
Amtsblatt für die ^LadL Wildbad.
verkündigungsblatt
der rtgl. Forstämter Wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
Inserete nnr 8 vig. iillsioertlge io kig., eie klein spettlge Kerlnonlireiie.
lreniemen 15 kig. <iis köliteeiie.
Lei VSieäerkolnngsn entsor. irekolt.
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Donnerstag, den 7. April <8lv.
27. Lahrg.
Getreideausfuhr und Brotverteuerung.
v. LH Eines der Mittel zur Hebung der „Notlage", m der sich unsere Großgrundbesitzer befanden, war die M u f- Hebung d es I d en t i t ä ts n a ch w ej s es für die Getreideeinfuhr und «die Gewährung der Möglichkeit, auf Grund eines G ek r ei d e e i n f u h rs ch e i ns eine andere Getrerdeart nach Deutschland einzuführen, als diejenige war, die der Inhaber des Getreiüeeinfuhrscheins ausgeführt hat; aber nicht nur Getreide, sondern auch Futtermittel jeder Art, sogar Petroleum und Kaffee, kann auf Grund der Einfuhrscheine eingeführt werden und diese Einfuhrscheine können, da sie den jeweiligen Inhaber zur zollfreien Einfuhr berechtigen, auch beliebig an Tritte veräußert werden. So hat sich pll- mählich eine Praxis eingebürgert, die weit über das hinausgeht, was man mit der Aufhebung des Identitätsnachweises ursprünglich beabsichtigte; denn die Einfuhrscheine bilden einen direkten M n r e i z zur Getreideausfuhr aus Deutschland und somit zür Getreide- und Br o t v er t e u er un g.
Man hat seinerzeit die Notwendigkeir der Zölle damit begründet, daß unsere deutsche Landwirtschaft gegen die Konkurrenz des Anslandes geschützt und so veranlaßt werden solle, die G e t r erd e p r o d u k t i o n zu steigern und damit der Nachfrage des Inlands nach We- treide durch vermehrte Produktion zu genügen. Wie gar manche agrarische Berechnung hat aber auch diese schließlich nicht gestimmt und man hat deshalb zur Aufhebung des Identitätsnachweises gegriffen. Tie dadurch unzweifelhaft mit herbeigeführte Preissteigerung des Getreides und Verteuerung des Brotes hat nun Veranlassung gegeben, die Wiedereinführung des Identitätsnachweises zu verlangen. Im Reichstag ist darüber mehrfach verhandelt worden und in einer Resolution der Freisinnigen vom Juni vorigen Jahres war eine Beschränkung der Verwertbarkeit der Einfuhrscheine auf die Warengattungen, bei deren Ausfuhr sie erteilt find, und eine Verkürzung ihrer Geltungsdauer auf drei Monate verlangt worden. Nach der Beratung im Plenum wurde diese Resolution der Budgctkommisfion überwiesen. Ta man hier zu keiner Einigung kam, wurde mit großer Mehrheit schließlich beschlossen, die Resolution abzulehnen und die Regierung um möglichst baldige Vorlegung einer Denkschrift über den Umfang und die Wirkung des Cinfuhrscheinsystems zu ersuchen. Tiefe Denkschrift ist
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2-iot; altem Freundesromt und Mitgefühtsgcberdcn,
Bleibt jeder tiefe öchincrz ein Eremit ans Erden.
Nikolaus kcnau,
io) „Gipfelstürmer."
Roman von Carl Conte Scapinelli.
(Nachdruck verboten )
(Fortsetzung.)
Mit der ernstesten Miene von der Welt sagte Panigl:
„Doch, gnädige Fran - er hat etwas zu viel Rötel getrunken und zog es daher vor, gleich nach Hause zu gehen. — Tenn, nun ja, - denn er hatte Schlaf, ehrlichen Schlaf!"
Eine Kunstpause trat ein, dann lachte der Oberexpeditor laut heraus :
Das schaut hem Bruder wieder ähnlich!"
„Traurig genug, daß wir Säufer in der Familie ha- den!" fügte Frau Cäcilie scharf hinzu. „Aber Sie werden kwhl das Atelier noch sehen wollen!"
Doch Gustav von Prandow kam dem Kunstmaler zu HKfe: „O, das eilt nicht!" sagte er. „Ich glaube, Herr Panigl stärkte sich vorerst ein wenig nach der anstrengenden Partie."
Man setzte sich um den runden Eßzimmertisch, und Hberexpeditor Weininger fragte Kathi und Gustav aus, wie cs in Kufstein gewesen. Während nun das Mädchen mit hochgeröteten Wangen lustig und begeistert drauflos erzählte, rückte Fran Weininger ihren Stuhl näher an den Kunstmaler heran, so daß dieser erschreckt etwas zurückwich, und begann ihm die Vorzüge ihres Ateliers zu schildlern.
„Allein die Aussicht ist schon etwas wert für einen Maler, Herr Panigl, und ein guter Ofen steht auch dort drinnen, — Herr Panigl, und Ruhe haben Sie auch dort oben, Herr Panigl, nur eines, Herr Panigl, was Sie als anständiger Mensch wohl begreifen werden, Modellbesuche dulde ich nicht in meinem Hanse. Ich habe lauter feine,
nun erschienen und trügt alles Material zusammen, das zur Verteidigung der gegenwärtigen Handhabung des Systems der Einfuhrscheine verwendbar ist. Wer etwas anderes erhofft hatte, wird enttäuscht sein, aber bei der ganzen agrarischen Tendenz unserer herrschenden Kreise konnte doch etwas anderes nicht erwartet werden. U. a. wird angeführt, daß die 1894 erfolgte Abschaffung der Staffeltarife für Getreide, die cs den nordöstlichen Roggenproduzenten ermöglichte, das Getreide sehr billig nach Süddeutschland zu werfen und dadurch die süddeutsen Getreideproduzenten erfolgreich zu konkurrenzieren, den Absatz des norddeutschen Getreides nach dem Süden infolge der hohen Tariie erschwere. Nun könnte man aber doch, vorschreiben, daß die Getreideein- fuhrfcheine nnr zur Wiedereinfuhr von Getreide und nicht für andere Produkte verwendet werden, so lange die Gesamt-Getreideeinfuhr die Getreideausfuhr noch um ein bedeutendes übersteigt, wie cs jetzt der Fall ist. Haben die norddeutschen Getreideproduzenten günstige Ansfuhrge- legenheit nach Skandinavien, so könnten ihre Einfuhrscheine wenigstens zur Einfuhr von ausländischem Weizen nach Süddentschland verwendet werden. Das würde wenigstens keine Schädigung für die Konsumenten bedeuten, wie es bei der jetzigen Praxis der Fall ist.
Mer für die Regierung handelt es sich ja in der ganzen Denkschrift nicht um die Konsumenten, sondern lediglich um die Produzenten und um die Reichskasfe, für die das jetzige System der Einfuhrscheine, wie mehrfach versichert wird, nicht na ch teilig gewesen ist. Zugegeben wird allerdings, daß die Mü ller ei in den Grenzgebieten mit starker Getreideausfuhr zu leiden hat, so daß sie in einzelnen Monaten tatsächlich in die Lage kommen könne, Rohstoff überhaupt nicht oder nnr zu unv erhält- nis mäßig hohen, auf die Abnehmer nicht abzuwälzenden Preisen, zn erhallen. Dabei wollen sich die Agrarier aber immer noch als Schutzpatrone der Müller aufspielen. Mer was nützt alles klagen; so lange das Junkertum die Macht hak, wird es diese zu feinen Gunsten ansnützen. Deshalb muß ihm zunächst diese einmal entwunden werden, wenn es besser werden soll.
Württembergischer Landtag.
Stuttgart, 5. April.
Die Oberarntstierarztsrage,
die als 1. Gegenstand auf der Tagesordnung der heutigen
solide Parteien im Haufe, die sich darüber anfhalren würden!"
Und so plätscherte der Redestrom, der eine Lobes- hymne, auf das armselige, kleine Atelier war, fort. Panigl ließ, diesen Wortschwall ruhig über sich ergehen. Indessen hatte Marie schnell eine kalte Platte hereingebracht und einige Maßkrüge auf den Tisch, gestellt. Auch! Kunstmaler Panigl hatte sie einen hingeschoben und mit siißem Sümmchen dazu ganz leise geraunt:
„Wohl büomm's!"
Wahrend der ganzen Rede, die Frau Oberexpeditor auf das Atelier gehalten hatte, hatte Panigl kaum Zugehört, sein Blick war der zierlichen Gestalt Maries gefolgt, wie sie flink alles besorgte und bestellte. Sein bewundernder Blick schien ihr nicht entgangen zu fein, denn ihre Augenlider senkten sich üoch tieser und ihre frischen Backen überzogen sich mit leiser Röte. Und da sie ihm nun endlich'den Krug hinscho-b, da hatte er ihr „Wohl bekomm's" lachend mit einem „Profit", Fräulein" 'geantwortet. Frau Oberexpeditor schien über diesen Aufruf nicht sehr erfreut und sagte, da sie bis jetzt es nicht der Mühe wert gefunden hatte, Marie und den Kunstmaler bekannt Zn machen: „Meine Nichte Marie - - nämlich, die uns den Haushalt versorgt!"
„Sehr erfreut!" sagte Panigl lachend, sich zu dem Mädchen hin verbeugend.
Und Marie, die brave Marie knixte ebenfalls. —
„Setzen Sie sich nicht zu uns, Fräulein?!' fragte Panigl dann einfach.
Marie schwieg, warf aber einen Blick auf die Tante.
„Wenn du alles besorgt hast, kannst du dich hersetzen, wenn es Herr Panigl wünscht!" meinte Frau Ober- expedikvr spitz.
„Freilich wünsche ich es, ich wünsch nichts sehnlicher, als das!" rief Panigl ausgelassen.
Hochrot, mit pochendem Herzen lies Marie rasch aus dem Zimmer, als hätte sie in der Küche noch »miß Gott was zu besorgen.
Draußen aber blieb sie, an den kalten Herd gelehnt,
Sitzung der Abgeordnetenkammer stand, nahm die ganze Sitzung in Anspruch. Tie Redner des Bauernbunds und des Zentrums haben es verstanden, die nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilende Frage in das Fahrwasser der Politik h inüb erznl eiten und für ihre agitatorischen Sonderinteressen nutzbar zu machen. Während von fast allen Seiten und insbesondere auch von den beiden Rednern der Volkspartei, Schock u. Käß, der vom Minister gemachte konkrete Versuch, die 3 Oberamtstier- arztstellen in Hall, Backnang und Gaildorf zufammenzu- legen, als unzweckmäßig bezeichnet worden ist, und nachdem der Minister in loyalster Weise erklärt hatte, daß es sich nur um einen Versuch handle und daß er beabsichtige, über die Frage der Organisation der Oberamtstierärzte im allgemeinen den Ständen in Bälde eine Denkschrift vorzulegen, hielt Bauernbund und Zentrum die Zeit für gekommen, um der Regierung jede Lust, auf dem Gebiet der Verwaltung künftighin Reformen zu versuchen, gründlich Zu nehmen. Bauernbund und Zentrum stellten den Antrag, dem Minister für sein Verhalten ausdrücklich die Mißbilligung des Hauses auszusprechen. Tie Abg. Haußmann (Vp.) und Hilden- brand (Soz.) hielten dem schwarzblauen Block, der so brüderlich zufammenhielt, die widerspruchsvolle Haltung, die er in der heutigen Sitzung gegenüber den Ausführungen feiner Redner in der Sitzung vom 31. März 4907 eingenommen habe, in eindrucksvoller Weise vor und mit beweglicher Erregung verwahrte sich der Minister des! Innern dagegen, daß ihm wegen seines Verhaltens in der Oberamtstierarztfrage ein Mißtrauensvotum ansgestellt werde. Zwar erklärten die Antragsteller aus dem Zentrum und dem Bauernbund, so schlimm brauche der Minister die Sache nicht anfzufassen, allein die Abg. L i c- sching (Vp.) und Hieber (TP.) wiesen ihnen an der Hand der vom Abg. Gröber (Ztr.) verfaßten Denkschrift zur Geschäftsordnung nach, daß der § 47 der neuen Geschäftsordnung, auf densich der Antrag stützte, gerade den Fall im Auge habe, wenn der Regierung ein ernstliches Mißtrauensvotum ausgesprochen werden wolle. So erlebte man das Schauspiel, daß der Minister von der vereinigten Linken gegen Angriffe der vereinigten Rechten geschützt werden mußte, und die Antragsteller selber werden den Eindruck bekommen haben, daß sic durch die Art, in der sie die Debatte über die — nach den e >g e- nen Erklärungen des Abg. Kraut ((herzlich unbedeutenden Sache gerührt haben, die Zwecke, die sie mit ihrer Interpellation verfolgt haben, jedenfalls nicht
H einen Augenblick stehen und hielt ihre Hand an ihr pochen
des Herzchen.
„Ein Kunstmaler!" das war ihr erster, triumphierender Gedanke. Ein Kunstmaler! Ter Traum aller Mädel in München, ein Herr Kunstmaler, der in Jsarathen jeden Leutnant ausstach. Ein solcher Herr Kunstmaler hatte direkt von ihr gewünscht, sie sollte sich zu ihm setzen. Noch immer pochte ihr Herz vernehmlich. Und wie schön kohlrabenschwarz -er war, wie buschig sein Schnurrbart! Hu, wie der kitzeln mußte, wenn er küßte!
Sie kicherte leise vor sich hin. Glättete dann ihre Schürze, strich sich über die heißen Wangen. Ein Herr Kunstmaler, dachte sie wieder. Der sollte oben ins leere Atelier ziehen, in ihre Nähe!"
Drinnen sang Panigl laut Maries Lob. -- „Gin reizendes Mädel, Ihr Fräulein Cousine, aber warum haben Sie ;mir nichts von der Existenz dieses Geschöpf- chens draußen in Kufstein erzählt?" apostrophierte er Fräulein Kathi.
Marie hörte es deutlich hinaus.
„Eine arme Waise!" sagte dann Frau Oberexpeditor. „Gewiß, ein netter Käfer!" rief Gustav von Prandow, bekam aber von Kathi gleich einen Klaps. - -
„Da muß ich ja eifersüchtige werden!" rief diese lachend. Kurz, jeder gab sein Urteil ab, und die Marie, die sonst im Haufe Weininger gar keine Rotte spielte, wurde durch Panigls Bemerkung plötzlich, der Mittelpunkt des Gespräches.
Freilich nahmen alle, außer Marie selbst, die Ausrufe Panigls mehr als künstlerische Begeisterung über deren frisches Gesichtchen, als plötzliche Zuneigung.
Mariele traute sich gar nicht mehr herein ins Zimmer, sie fürchtete die beobachtenden Blicke der übrigen, — und sie fühlte, ihr Herzchen, das plötzlich aus dem langen Winterschlaf, den es seit Kempten schlief, erwacht war, könnte sich verraten.
(Fortsetzung folgt.)