DaS neue ozeanographische Museum in Monaco, das vom Fürsten Albert erbaut wurde, und jetzt seinei Kr, Bestimmun« 1iber«eken werden soll.

---»vÄSr.llFÄ

« «

'SPP'

S!

gegen die Bahiwerivaltung Klage auf Ersatz Kr die durch den Einsturz -und sonstige ^unvorhergesehene Ereignisse ver­ursachter Mehrausgaben angestrengt. Die Ersatzforderung toll 360 000 Mart betragen.

Stuttgart, 22. März. Nach Mitteilung der Göp- pjnger Zeitung ist bei der im nächsten Jahr bevorstehenden Reichstagswahl mit der Wiederannahme einer Kan­didatur durch den seitherigen Abgeordneten Wieland nicht mehr zu rechnen.

Ludwigsburg, 22. März. Tie Zahl der Wahlbe­rechtigten bei der L an d t a gs e r s a tz w a h l beträgt 3750 gegen 3283 im Jahre 1906.

Kochendorf OA. Neckarsulm, 22. März. In der Sandgrube des Wilhelm Friedrich wurde ein Ale ina­nen grab aufgedeckt. Bei dem Skelett lagen verschie­dene Eisenteile (darunter ,2 Lanzenspitzen), Broncegegen- stände und u. a. eine Bronceschüssel, in welcher sich ein Kamm aus Horn befand. Es dürften sich an der gleichen Stelle noch mehrere Gräber befinden, da in dieser Ge­gend früher schon solche gefunden wurden.

Nah und Fern.

Praktischer Nutzen des Wassersports.

Bor einigen Tagen machten sich einige kaum schul- yflichßige Jungen in bedenklicher Nähe des Gaisburger Reckarusers bei Cannstatt zu schaffen, bis einer den Bo­den unter den Füßen verlor und kopfüber ins Wasser stürzte. Erst durch das Rufen seiner Kameraden wurden die am gegenüberliegenden Ufer sich aufhaltenden Perso­nen darauf aufmerksam. Unter diesen befand sich ein noch junges Mitglied des Schwimmerbunds Schwaben Stuttgart, Herr Kricheldorf, der kurz besonnen sich seiner Kleider entledigte und in die eiskalten Fluten sprang. Inzwischen hatten auch einige Mitglieder des R u- derklubs Schwaben den Vorfall bemerkt, sie be­stiegen eines ihrer Boote, erreichten gleichzeitig mit dem kühnen Schwimmer die Unglücksstätte und brachten den Verunglückten, der das Bewußtsein schon verloren hatte, ans Land. Die sofort ruhig und sachgemäß angestellten Wiederbelebungsversuche waren so erfolgreich, daß das junge Leben bald wieder zurückkehrte.

Tod durch Maienblüte.

Ein überaus bedauerlicher Fall ereignete sich in ei­ner Fanrilie in Heidelberg. Dort hat sich ein junges 16jähriges Mädchen durch die so zart duftenden nnd harm­los anssehenden Maiblumen eine schwere Blutver­giftung zugezogeu, an deren Folgen die Aermste trotz aller Bemühungen der Aerzte verschieden sst. Ter Fall gewinnt um so mehr an Tragik, als dieser Tage ein Bruder der Verstorbenen konfirmiert worden ist, aus wetz chem Anlaß lautHdlb. Tgbl." die tückische Gistblume ins Haus gekommen ist, die das junge Mädchen aus Un­achtsamkeit dem Munde und offenbar einer kleinen, nicht beachteten Wunde zu nähe gebracht hat. Jedenfalls mahnt dieser tragische Fall wiederum, zu größter Vorsicht.

Jubelfest bei Großherzogs.

Anläßlich, der silbernen Hochzeit, die das ba­dische >G r o ßh e-rz v gs p aa r am 20. Septentber be­gehen wird, veranstaltet die Stadtverwaltung K'arls- r u h e eine Reihe von Festlichkeiten. Ein bestimmtes Pro­gramm .ist noch nicht ausgestellt, doch sind eine Festvor­stellung im Hostheater und ein Festgottesdienst am Hoch­zeitstage in 'Aussicht genommen. Für die weiteren Vor­bereitungen hat die Stadt eine Festkommission eingesetzt, die Straßen sollen festlich geschmückt, die Stadt einschließ­lich der städtischen Gebäude an einem Wend der Festtage Aluminiert werden. In der Festhalle wird ein Hnldignngs- «nt Prolog und szenischen Tarstellungen veranstaltet. Der Knnstgewerbeverein plant eine Ausstellung für .Heimat­kunst.

Kleine Nachrichten.

In Lorch war ein Dachdeckermeister von Schorndorf und seine zwei Gesellen mit llmdeckungsarbeiten des Da­ches am Genesungsheim, das der Versicherungsanstalt Stuttgart unterstellt ist, beschäftigt. Plötzlich brach die Hebestange und einer der Gesellen fiel zirka 14 Meter tief herab. Er erlitt einen schweren Schädelbruch, der dey sofortigen Tod zur Folge hatte. Der Meister konnte sich rasch noch an einem Strick festhalten und rettete sich da­durch sein Leben.

Am Sonntag nachmittag wurde bei der zwischen Lorch und Gmünd liegenden Freinrühle auf einen Zug -ein scharfer Schuß abgegeben. Die Kugel drang ins In­nere des Postwagens ein; doch wurde niemand verletzt. Wahrscheinlich wurde die Tat von jungen Burschen be­gangen.

Gerichtssaal.

Schwere Sühne

Ein unglückseliger Angeklagter, der Grenadier Schütte Äsm Angusta-Regiment, stand in Berlin vor dem Kriegsgericht der 2. Gard-edivision. Er unternahm eines Tages einen Selbstmordversuch mit seinem Dienstgewehr, stellte es auf den Fußboden und drückte nrit dem Fuß E- Die Wirkung des Schusses kvar fürchterlich. 'Der Machen wurde zerschmettert, .und die Kugel vernich­tet« beide Augen. Reue und Furcht vor Bestrafung Wien den Angeklagten Hu der Verzweiflungstat getrie- öcn. Er war einiger Diebstähle beschuldigt und wollte Heber in den Dod, als ins Gefängnis. Es wurde ihm äußer den Diebstählen, die an Kameraden begangen waren, vre Entwendung von Munition -zur Last gelegt. Sch. hatte sich aus dem Töberitzer Schießplatz einen Zünder, das dem er als Andenken ein Tintenfaß unfertigen wollte, ängohgnet. Bon der Militärverwaltuilg sind derartige Entwendungen von Munition streng verboten. Vor Ge­richt machte der Angeklagte einen jairnnervollen Eindruck. Er saß, den ganzen Kops und das Gesicht in Verbände ein- Mhüllt, dicht vor dem Richtertisch. An beiden Ohren war im Verband eine Oessnung geblieben, damit er der Verhandlung folgen konnte. Der Vertreter der Anklage, Kriegsgerichtsrat Cruse, begann seine Ausführungen mit An Worten:Wenn Sie, meine Herren Richter, nach

Ihrem Herzen zu urteilen hätten, so würden Sie Wohl nicht auf eine Strafe erkennen!" Das Kriegsgericht er­kannte mit Rücksicht auf den entsetzlichen Zustand des An­geklagten auf die denkbar mildeste Strafe. Es sprach Schütte in drei Fällen von der Anklage des Diebstahls frei nnd erkannte wegen militärischen Diebstahls in zwei Fällen sowie wegen Entwendung des Zünders ans eine Gesamtstrafe von siebzehn Tagen Mittelarrest.

Stuttgart, 22. März. Die Strafkammer hat den Landtagsabgeovdneten Körner wegen Beleidigung des Accisers Wilhelm in Strümpfelbach zu 20 Mk. Geld­strafe nnd Tragung der Kosten verurteilt. Der Prozeß spielt schon lange Zeit. Zuerst war Körner vom Schöffen­gericht Waiblingen zu derselben Geldstrafe verurteilt, spä­ter aber von der Strafkammer freigesprochen worden, welch, letzteres Urteil dann vom Oberlandesgericht unter Zurückverweisung der Sache an die Strafkammer aufge­hoben worden war.

Auf der Strautzenjagd in Deutfch- Südwestafrika.

""""Der -größte der jagdbaren Vögel in unserer südweft- afriikänischen Kolonie ist der inr ganzeil Lande vorkommende Strauß. Er lebt in Familien, ine aus einem Hahn und vier bis sechs Hennen bestehen, macht auch, wo das Mimt dazu zwingt, Wanderungen und schließt sich dann zu Herden zusammen. Kann der Strauß auch nicht fliegen, so vermag er doch mit Hilfe seiner ungewöhnlich starken und hohen Füße eine ganz außerordentliche Geschwindig­keit zu entwickeln; beim Laufen sind 3 Meter lange Sprünge .etwas Regelmäßiges, und er überholt im Laufe ein Rennpferd. Wenn etwas gelernt sein will, so ist es, Strauße zu jagen. Mit Gewalt ist da nichts zu wollen; Ueberlegung und Geschicklichkeit und genaue Kenntnis der Eigenart des Vogels sind Vorbedingung zum Erfolg. Mit Geschwindigkeit allein ist es auch nicht gemacht; es ist kein Pferd, das einen Strauß aus den ersten Gang ein­holt. > Man mag sie müde Hetzen, bis sie, vollständig er­mattet, Umfallen; dazu gehört aber Nerv bei Mann und Pferd, ein Schwächling geht dabei zu Grunde. Tie Hanpt- eigenart beim Straußenjagen ist Schritt und Trab. Die Losung des Jägers muß heißen: Immer langsam und bedächtig, Pferdekräfte, eigene Kräfte sparen bis zum ent­scheidenden Moment. Am schnellsten erlahmen die Kräfte des Vogels in der Mittagszeit, aus welchem Grunde er auch um diese Zeit meistens gejagt wird. Strauße zu Fuß jagen, ist ein Unding; es ist so außerordentlich schwie­rig, daß der Erfolg völlig aussichtslos ist.

M war an einem frühen Frühlingsmorgen, noch ivar die Morgendämmerung nicht hereingebrochen, als unsere Leine Reiterschar den nächtlichen Lagerplatz verließ und die Richtung nach Süden einschlug. Im schlanken Trab ging es vorwärts durch die in gespenstischem Dunkel lie­gende Ebene. Ein kalter Wind, der stete Begleiter des Sonnenaufganges) strich stber die Steppe, als fern im -Osten, tief im untersten Teil einer riesigen Pforte, eines Durchbruchs durch die massiven, noch im Dunkel liegenden Gebirgsmassen, sich ein Heller Schein zeigte. Nach einiger Zeit zuckte es plötzlich auf wie Wetterleuchten und es hob sich strahlend die Sonnenscheibe. Mächtige Feuer­garben in brennendem Rot und glühendem Gold schossen znm Himmel empor. Tausend Gegenstände, die eben noch Kr uns in grauem Halbdunkel lagen, standen jetzt scharf und klar vor unseren Augen. Ten Erdboden, der uns als braunschwarze Masse erschien, sahen wir bedeckt mit kurzem, grünen Grase, aus dem zahllose buntgefärbte Mit­ten schimmerten. Mmählich wurde die Tageshelle immer fühlbarer. Gesprochen wurde nicht viel, aber die Augen schweiften umher und musterten jedes Gebüsch, jede Hügel­kante, die neu auftauchte. Vor uns ritt ein einzelne^ Späher, der mit scharfem Auge die weite Ebene durch­forschte: denn der heutige Ritt sollte der Jagd aus ein edles Wild, den Strauß, gewidmet sein. Der Sonnen­ball stieg höher und höher und die Hitze nahhm zu, aber das war die beste Zeit für die Jagd aus das von uns ersehnte Wild, denn die mächtigen, schnellen Vögel er­schlaffen nur in der Mittagshitze vor dem nachsetzenden Roß des Jägers. Wir ritten leicht bergab in eine gras- gefüllte Mulde hinein, die ein riesiges Flußbett durch­querte, als plötzlich unser Späher hielt und nach Süden

deutete. Unsere Augen folgten der Richtung seines aus­gestreckten Armes, und richtig, dort weit im Tale, wohl 1500 Meter von uns entfernt, erblickten wir zwischen dich­tem Gebüsch die Bewegung lebender Wesen. Wir hielten sie zunächst für weidende Rinder, aber ein Blick durch den Feldstecher belehrte uns, daß wir in der Tat Strauße vor uns hatten.

Jetzt hieß es handeln, richtig und vorsichtig han­deln. Nach kurzer Verabredung lösten sich zwei Reiter von unserer Schar und verschwanden, vorsichtig sich hin­ter Büschen deckend, nach rückwärts in der Richtung, aus der wir eben gekommen waren. Sie sollten, weit aus- holend, das Wild umgehen, ihm den Wind abgewinnen und versuchen, die stolzen Tiere langsam auf uns vorzudrücken. Wir Zurückbleibenden saßen schnell ab, brachten unsere Pferde in Deckung und beobachteten scharf die ruhig wei­teräsenden Strauße, die noch keine Ahnung von der ih­nen drohenden Gefahr hatten. Die Zeit verrann, fast eine Stunde war vergangen, als sich plötzlich eine Be­wegung unter dem Wilde zeigte. Einer der männlichen Strauße, sie waren durch das Glas von den weiblichen zu unterscheiden, richtete sich hoch -aus, und gleich darauf setzten sich die Tiere langsam in der Richtung auf uns zu in Bewegung, die kurz darauf ein hastigeres Tempo annah- men. In Eile machten wir uns' bereit, jederzeit aufzu­sitzen, um dem Wilde nachzujagen und so zum Schüsse zu kommen, falls es, durch einen unvorhergesehenen Um­stand beeinflußt, von seiner bisherigen Richtung abwei­chen sollte. Und so enttvickelte sich die Jagd, in der Tat. In weiter Ferne wird jetzt einer unserer Reiter sichtbar, der, langsam vorwärts reitend, in gerader Linie aus uns zu­hielt. Er war bereits von den Vögeln bemerkt worden, die plötzlich in wilder Flucht, wie über den Erdboden da- hinfliegend, davon stürmten. Jetzt war jede Sekunde kost­bar. Wir warfen uns schnell auf die Pferde und jagten in. vollem Galopp auf die Strauße zu, die zumeist im rechten Winkel zu uns sich pfeilschnell näherten, dann aber, auf- gcschreckt durch den Lärm der heranbrausenden Reiter, eine sekundenlange Zeitspanne stutzten, um dann, einen gewalti­gen Haken schlagend, in einer Richtung gerade vor uns 'her die Flucht sortsetzten. Der kurze Moment des Stutzens bedeutete für uns den Erfolg der Jagd. Wie der Blitz waren wir von den Pferden, das Gewehr an der Backe, und Schuß um Schuß donnerte den flüchtigen Straußen nach. A)0 Meter nur trennten uns von dem Wilde, das wie der Sturmwind vor uns herjagte. Tie Entfernung, die sich in Sekunden auf '400, 600, 800 Meter erweiter­te, veranlaßte uns, das Feuer einzustellen, Unsere Ein­geborenen waren die ersten auf den Pferden und sich hoch in den Bügeln anfrichtend, um besser über die Büsche, nnd das hohe Gras' hinübersehen zu können, riefen sie jauchzend:Eine gute Jagd, zwei Vögel Strauße lie­gen!" Langsam ritten wir heran und hatten, als wir uns dem bereits verendeten Wild näherten, alle Mühe, die vor den toten Körpern im knallenden Federkleide scheuen­den Pferde zu beruhigen. Nachdem wir die Beute be­sichtigt und uns durch einen Schluck kalten Kaffees aus der Feldflasche erfrischt hatten, sattelten wir ab und ließen die Pferde weiden, für uns aber begann die mühevolle Ar­beit des Auslösens der prächtigen Federn, die geraume Zeit in Anspruch nahm. -

Ter Strauß zeigt oft eine geradezu erstaunliche Frost- lust. Das Märchen vom Straußenmagen ist wahr; man hat in Gefangenschaft gestorbenen Tieren schon verschiedene male die unmöglichsten Gegenstände aus dem Magen he­rausgeholt, ohne daß sie dem Strauß bei Lebzeiten son­derliche Beschwerden verursacht hätten. Schlüssel, Stahl­federn, Münzen, Ringe nsw. sind eine Leine Blütenlese davon; die Strauße verschlingen nicht nur allerlei blin­kende Gegenstände, sondern auch- Topfscherben und nament­lich Steine. Ein Beweis dafür erbrachte uns einer der erlegten Strauße. Wir hatten dieselben an einem Baum aufgehängt, zogen ihnen die Bälge ab, schnitten die Bäuche aus, nahmen die Eingeweide heraus und untersuchten di« Magen. Was fanden wir in dem einen? Einen langen Knochen, einen faustgroßen Stein, eine Menge -Sand nnd Gras, verschiedene Käserarten und sogar einen Dornen- z'weig. Das allbekannte Sprichwort:Ein Straußen­magen kann alles vertragen" behält somit ohne Zweifel recht. Die Jagd aus Strauße ist jetzt in unserem Schutz ­gebiet verboten.