Anträge zur Förderung der Lrntebewegung

Berlin, 28. Okt. Die Neichstagsfraktion der Deutsch- nationalen Volkspartei, der Deutschen Bauernpartei »nd der Christlich-nationalen Bauern, und Landvolkpartei haben vier Anträge mit Begründui^ im Reichstag eingebracht, in denen u. a. folgende Forderungen aufgestellt werden:

Zur Förderung der Ausfuhr, zur Aufspeicherung und zur Verbilligung des für Futter- und Brennzwecke bestimmten inländischen Roggens für die Getreideernte 1929 sollen in den Etat des Retchsernährungsministeriums 20 Millionen Reichsmark eingestellt werben. Für den gleichen Zweck soll in den folgenden vier Etatsjahren ein Betrag von je 20 Milt. NM. zur Verfügung gestellt werden. Die im Gesetz über die Feststellung des Reichshaushaltsplans zur Förde­rung der Bervegung der Getreideernte für die erste Hälfte des Erntejahres 1829-30 vorgesehen« Summe von 3 730 000 RM. soll sofort in vollem Umsang zur Verfügung gestellt, sowie die Zinsen des der Deutschen Getreidehandelsgeiell» schaft vom Reich zur Verfügung gestellten Kapitalkredits erlassen werden. Ferner sollen zur Förderung des Kartof. felabsatzes und der Aartoffelversorgung 7 Millionen RM. und für den gleichen Zweck in den folgenden vier Etatsjah­ren ein Betrag von je 7 Mill. RM. zur Verfügung gestellt werden. Der Zoll auf Malz, mit Ausnahme des gebrannten und gemahlenen, soll auf IS NM. für 1 Doppelzentner fest- gesetzt werden.

Das Steuervereinheitlichungsgesetz

Ein Gesetz, das bei der bevorstehenden Finanz- und Steuerreform endlich seine Auferstehung erleben wirb, ist das Steuervereinheitlichungsgesetz. Dieses Gesetz hat be­reits dem vorigen Reichstag Vorgelegen, kam aber dort nicht mehr zur Erledigung. Vor Jahresfrist wurde es dem jetzi­gen Reichstag erneut eingereicht und von diesem nach einer Aussprache, in der alle Parteien ihre größte Unzufrieden­heit mit der Vorlage zum Ausdruck brachten, dem Steuer- ansschuß überwiesen, in dem es nun seit dieser Zeit friedlich schlummert. Bet der kommenden Finanzreform wird nun auch diese Vorlage wieder aktuelle Bedeutung erlangen, und es besteht die Abficht, sie zusammen mit den übrigen Steuervorlagen nach Möglichkeit bis zum 1. April zu ver­abschieden. Da die Durchführung des Gesetzes aber längere Vorarbeiten erforderlich macht, ist praktisch mit seinem In­krafttreten erst für das Stenerjahr 1931/32 zn rechnen. Das Steuervereinheitlichungsgesetz enthält bekanntlich Reichs­rahmengesetze für die Grundsteuer, die Gewerbesteuer und die Gebüudeentschuldungssteuer, ferner ein Steueranpas­sungsgesetz und ein Gesetz über den Uebertritt von Beamten in den Reichsdienst aus Anlaß der Steuervereinheitlichung. Die Gesetze verfolgen den Zweck, eine einheitliche Begriffs- bestimmung der Steuergegenstände und eine einheitliche Be- rechnungsart für das ganze Reich einzuführen. Zugleich sol­len damit die Voraussetzungen für eine Senkung der Real­steuern geschaffen werden. Ein« Erschwerung für die Er- ledigung der Materie im Reichstag liegt darin, daß ein wich, tiger Teil des Entwurfes, des Gebäudeentschuldungssteuer, gesetzes, verfassungsändernden Charakter hat und einer Zweidrittelmehrheit bedarf. Indem der Entwurf die Ma­terie abschließend auch hinsichtlich des Steuersatzes regelt, geht er über die in der Neichsverfassung zugelassene Grund­satzgesetzgebung hinaus. Im Neichsrat ist dieser Teil des Steueroereinheitlichungsgesetzes gefallen. Trotz der Ableh­nung des Reichsrats hält aber die Reichsregierung an dem Entwurf fest und verweist auf berechtigte Interessen der deutschen Gesamtwirtschaft, die «ine Vereinheitlichung der Steuer im Sinne der Regierungsvorlage als dringend not­wendig erscheinen ließen.

Fürst Bülow -s-

TU Rom, 28. Okt. (Eigener Drahtbericht.) Fürst Bülow tft am Montag morgen gegen 7 Uhr »ach kurzem Tobeskamps gestorben.

Bernhard Fürst von Bülow wurde am S. Mai 1848 in Klein-Flottbeck bei Altona als Sohn des Staatssekretärs des Aeußeren geboren und schlug gleich seinem Vater die Diplo­matenlausbahn ein. 187778 war er Geschäftsträger in

Iran erame.

48 Roman von Stdonte Judeirb-Mierswa

Ta erhob sich Traute mit einem mal langsam und schob den Stuhl fort. In ihr bleiches Gesicht trat eine jäh« Röte. Hoch aufgers htet stand sie da, und unwill­kürlich stand auch Tr. Träger auf. So standen sie ein- ander gegenüber.

«Karl in drei Tagen rückst du ins Feld! Wa- rum hast du es nur nicht gesagt? Ein Zufall ließ es mich, heute erfahren."

«Uno wenn du wußtest, daß das Regiment so bald schon hinaus kommt, warum nahmst du dann in den ver­gangenen Wochen nicht einmal Urlaub und kamst nach Gere« heim?"

«Ich konnte nicht I Erstens hatte ich hier im Lazarett zu tu" und dann ich dachte, in demein Sinne zu han­deln. Ich wollte dir die Komödie, die wir Seinen Ver­wandten gegenüber alsglückliches" Brautpaar hätten spielen müssen, ersparen. Taß ich deiner glicht habe, haben dir meine täglichen Briefe und meine B t-meilsen- c-ungen gi'agt "

Bes. he' t neigte Traute den Kopf.

«Icdcm guten Freunde. Karl, nicht wahr würdest du ohne w«> '.»res das Recht zugestehen. die 'etzten Tage, die du >n der Heimat verlebst, mit dir zu teile..?

«Za "

«Run nohl. so nehme ich dieses Recht k2c mich in An> r >chi"

«Traute du wolltest"

Tante n-'rd heute allein abreisen ich ble'bc hier in Halber« ibt. bis - bis," ihre Stimme schwank'! leicht «b'.s du - fort bist."

«Wen» du wüßtest, wie glücklich du mich damit machst!"

Athen, später Botschaftssekretär in Paris, Botschaftsrat ln Petersburg, 1888 Gesandter in Bukarest, 1893 Botschafter in Rom, 1897 wurde er als Staatssekretär in das Auswärtige Amt berufen, drei Jahr« darauf zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ernannt, trat jedoch 1909 zu­rück. Während einiger Monate der Jahre 1914IS führte Bülow noch die Geschäfte der deutschen Botschaft in Rom, bis die Kriegserklärung Italiens erfolgte.

Seinem Wirken als Staatsmann stehen wir heute noch zu nahe, als daß von irgendeiner Sette darüber «in allgemein gültiges zustimmenbes oder ablehnendes Urteil abgegeben werden könnte. Einigkeit herrscht aber unbedingt darüber, daß er ein Politiker von besonderem Format gewesen ist. Geborener Außenpolitiker als talentierter Sohn eines be­deutenden Außenministers, war es ihm nicht vergönnt, un­beeinflußt von innenpolitischen Vorgängen seine diplomati­schen Fähigkeiten mit ungebrochener Schwungkraft zu ent­falten. Die Widersprüche und Enttäuschungen des inner­politischen Ringens haben bekanntlich selbst eine« Bismarck nahezu zermürbt und zerrieben.

Bülow, der seit 1878 im diplomatischen Dienste des Rei­ches gestanden hat und von dem seit 1888 geführten Posten eines Gesandten in Bukarest 1893 den Sprung in die Bot­schaft zu Nom tat, bekam die ersten unbequemen Erschütte­rungen seiner Außenpolitik schon im Verlauf seiner Arbeit als Staatssekretär des Auswärtigen Amtes z« spüren. Er übernahm es 1897 und besaß als Lohn für seine außenpoli­tischen Erfolg« schon beim Antritt des Reichskanzleramtes am 17. Oktober 1900 als Nachfolger des Fürsten Hohenlohe den Grafentitel. Der war ihm verliehen worden für die glückliche Durchführung der Erwerbung der Karolinen­inseln aus der spanischen Kolonial-Hinterlassenschaft im Stil­len Ozean.

Bülow verfügte über menschliche und staatspolitische Qualitäten, die ihn besonders geeignet machten für das Auf­treten im Parlament. Er war ein glänzender Dialektiker, von seinen Gegnern ebenso gefürchtet wegen des überzeu­genden, zündenden Pathos seiner Rede wie wegen seiner Schlagfertigkeit und seines treffenden Witzes. Es war ein Kompliment seiner Gegner für Bülow, daß man ihn so gern mit einem Bai^>e Büchmann und seinem klugen Pudel kari­kierte. ^

Den berühmten Ausspruch, daß Deutschland «einen Platz an der Sonne" erringen mußte, hat er schon als Außenmini­ster in einer Neichstagssttzung des Jahres 1897 getan. Dar­in kommt die richtige Erkenntnis zum Ausdruck, daß Deutsch­land durch den fruchtbaren Aufschwung seiner Wirtschaft, durch den Erobernngszug der Erzeugnisse seiner Industrie ans den Weltmärkten auch zu einem entschlossenen Vorstoß aus der Beschränkung der europäischen in die unermeßliche Wette der Weltpolitik genötigt war. Hinter der Kolonial­politik des Fürsten Bülow, die den heißesten und für ihn auch erfolgreichsten Wahlkampf mit dem Sieg des Bülow- blocks der Konservativen und der Liberalen für eine starke deutsche Politik entfesselte, stand wett mehr als der spielerische Wunsch, die deutsche Flagge in entfernten Punkten der Erde flattern zu sehen; sie war wie seine gesamte Außenpolitik von der Ueberzeugung getragen, daß die deutsche Arbeit und die deutschen Arbeitnehmer Raum brauchten, um in einer nahen Zukunft nicht In Lebensschwierigkeiten zu geraten.

Die heutige Kritik macht sich die Sache allzu leicht, wenn sie gegen Bülow einen tödlichen Vorwurf aus der Tatsache konstruiert, daß er in dem entscheidenden Zeitraum von 1898 bis 1901 wiederholten englischen Bündnisangeboten mit dem Ziel einer gemeinschaftlichen Weltherrschaft Englands und Deutschlands mit Amerika als Dritten Im Bunde ausgewi­chen ist. Bülow war damals im Rechte mit dem Willen, Deutschland auf dem neuen Wege zunächst einmal die Hände krei zu halten. Er schoß in diesem Bestreben verhängnisvoll über die auch ihm vorgezetchneten und von ihm genau zu beurteilenden Grenzen hinaus, als er sich extrem auf den Dreibund beschränkte, obwohl die Folgen der Nichterneue- rnng des Bismarckschen Rückverficherungsvertrages durch Caprivi sich zu Bülows Beginn schon klar abzeichnetcn. S-Hr wahrscheinlich ist es aber gerade die unbestreitbare Fürsorge Bülows für den Frieden gewesen, die ihn vorsichtig in außen-

Jch weiß es. varum tue ich es."- j

Ru-; allzngut verstand die Tante, daß Traute jetzt bei ihrem Gallen blieb, zumal sie es nun auch erfuhr, wir nahe die Trennung vor der Tür stand, und wie bald schon Karl hinaus ins Feld mußte.

Es war ein harter Schlag für sie. denn sie hatte die- sei. Zeitpunkt noch in weiter, weiter Ferne gewähnt.

Heiße Tränen flössen, als sie «ihren Jungen" zum letzten Mal beim Abschied auf dem Bahnhof ans Herz drückw.

Nun waren die Eheleute allein auf sich angewiesen. Flüchtig nur lernte Frau Traute einige Offiziere des Re­giments und deren Frauen und Bräute oder Töchter kennen. Es hatten wohl alle den gleichen Wunsch, diese vielleicht letzten Stunden des Beisammenseins nicht mit Fremden zu teilen.

Tr. Träger widmete jede nur freie Minute Truste. Mit ritterlicher Aufmerksamkeit umgab er sie. jedes Wort, sein ganzes Wesen war eine stumme Huldigung für die geliebt Frau. Aber er hatte sich fest, ganz lest in der Ge- wählt: nicht die kleinste Zärtlichkeit erlaubte er sick ihr gegenüber. Ein austeuchtenoes Grüßen der Augen ein Handkuß, wenn er kam und ging, das war alles.

Traute wohnte im Hotel, er in seinem möblierten Zimmer in der Nähe der Kaserne.-

Ueber Nacht war das Wetter umgeschlagen. Ter Sturm hatte aufgehört. Frost war gekommen, frisch- gefallener Schnee lag auf den Straßen und Plätzen und hüllte die alten Giebel. Zinnen und Tücher der Stadt ein.

Arm in Arm wandcrte Traute mit ihrem Gatten der kreuz und quer durch dieses kleine nordische Nürnberg, und ihr kunst- und schönheitsliebendes Auge entzückte sich an dem reizenden, in seinen alten Teilen schier mittelal­terlichen Stadtbilds.

4 Sie fuhren auch zusammen hinaus in die Klus nid

politischen Verpflichtunüen machte. Er wurde gefürstet, akss er IONS die Telcasse-Krise umschiffte und hat erneut die Kriegsgefahr auch in der bosnischen Annexionskrise über­wunden. Er widerstand der Versuchung eines Präventiv­krieges gegen Frankreich, als Rußlands Hände durch den verlorenen Mandschurischen Feldzug gegen Japan gebunden waren und hielt Italien so lange vom Kriege gegen uns zu- rück, wie das angesichts der in diesem Punkte ziellosen Ber­liner und Wiener Politik möglich lvar. Vielleicht hätte er ein entgiftetes Gegenspiel gegen die Einkreisungspolitik der Entente einleiten können, wenn er nicht über der Reichs» finanzreform und anderen innerpolitischen Schwierigkeiten gestürzt märe.

Kommunistische Ruhestörungen in Leipzig

TU Leipzig, 28. Okt. Am Sonntag nachmittag wurde in dem Vorort Lindenau eine kommunistische Kundgebung, di« sich gegen das Verbot des Noten Frontkämpferbundes rich­tete, durch di« Polizei aufgelöst, weil aus der Mitte der Demonstranten heraus Ruhestörungen versucht wurden. TS sind aus der Kundgebung Heraus auch zwei Schüsse abgege­ben worden, die jedoch niemand verletzten. Außerdem mußte die Polizei die Tatsache feststellen, daß eine ganze Anzahl von auswärtigen, namentlich Berliner Kommunisten, nach Leipzig gekommen war, um bei dieser Kundgebung anschei­nend als Unruhestifter aufzutreten. Die Leipziger Polizei, die in einem sehr großen Aufgebot eingesetzt werden mußt«, hat über SO Personen festgenommen. Ein Reichswehrsoldat wurde verletzt.

Slurm an der französischen Nordküste

TU Paris, 28. Okt. An der französischen »analküsie wü­tet seit Samstag abend ein äußerst hest'ger Sturm, der die Schiffahrt stark behindert. In der Bretagne wurden 500 ha Land durch die Sturmflut unter Wasser gesetzt. In Osran, ville mußte die Schiffahrt eingestellt und die Verbindung mit den vorgelagerten Inseln unterbrochen werden. Die Befestigungswerke- an der Küste sind schwer beschädigt worben.

Kleine politische Nachrichten

Botschafter von Prittwitz über die deutsche Wirtschafts­lage. In Newyork erklärte der deutsche Botschafter von Prittwitz und Gaffron nach seiner Rückkehr, Deutschlands Leistungen könnten die Tatsache ntcht beseitigen, daß diese Leistungen nur durch die Mithilfe fremden Kapitals ermög­licht würden. Das deutsche Wirtschaftsleben stehe unter dem Doppeldruck der Reparationen und des Kapitalmangels. Die Lage, besonders der kleinen Betriebe, sei noch immer schwierig.

Oberbürgermeister Bötz auf der Rückreise. Der Berli­ner Oberbürgermeister Bötz hat an Bord der «Bremen" die Rückreise von Newyork angetreten. In einer schriftlt- chen Presseerklärung sagt« er seinen herzliche« Dank für die Gastfreundschaft, die so groß gewesen sei, daß er schon deswegen Amerika in bester Erinnerung behalten werde.

495 «ene Sportplätze i« Italic«. Am Jahrestag« d«S Marsches auf Rom sind in Italien nicht weniger als 405 Sportplätze «ingeweiht worden. Der Sekretär der fa­schistischen Partei hatte in diesem Zusammenhang angeorb- net, daß sämtliche Sportverbände an den Kundgebungen teilnehmen sollen, um zu verdeutlichen, welchen Wert die faschistische Regierung auf die körperliche Ertüchtigung der Italiener legt.

Die Anhänger Aman UllahS gegen Nadir Khan. Nach den letzten tn Allahabad etngetroffenen Nachrichten aus Afghanistan sind zuverlässige Anzeichen für eine Aman Ullah freundliche Bewegung gegen Nadir Khan vorhanden. Die Anhänger Aman Ullahs haben sich in Kabul von Nadir Khan getrennt «nd stehen seiner Thronbesteigung feindlich gegenüber. Auch die Wazart-Stämme sollen mit starkem Nachdruck gegen die Annahme deS Thrones durch ihn Ein­spruch erhoben haben. Sie erklärten, baß Nadir Aha» ver­sprochen habe, im Falle eines erfolgreichen Abschlusses sei­nes Kampfes gegen Habib Ullah den Thron für Aman Ullah freizuhalten.

nach den Spiegelsbergen, wandelten auf den einsamen Wegen und Alleen umher und sahen in blauer Ferne die dunklen Harzberge herübergrüßen.

Nur wenige Spaziergänger trafen sie; das war ih, n recht. Tas Gefühl des Zusammenseins und Alleinse'nS inmitten der winterlichen Natur übte einen geheimnis­vollen Zauber auf sie aus. Kein anderer Laut, als rr Klang ihrer Stimmen schlug an ihr Ohr.

In ihren Gesprächen aber war nur Gegenwart und Vergangenheit, nie Zukunft. Sie tauschten ihre Ansich­ten, Hoffnungen, Befürchtungen über die täglichen Nach- Nachrichten vom Kriegsschauplatz aus, denen sie. wie alle, förmlich entgegenfieberten. Und aus ihrem vergangenen Leben erzählten sie einander, mit feinem Takt bestrebt Brücken des inneren Verstehens zu bauen

Einmal sagte Tr. Träger:Traute. >ch bitte dich, wenn du heimkommst. gleich mit den Kindern in mein Haus zu zieben. Nichte dir den ersten Stock ganz nach dei- dem persönlichen Geschmack ein; entferne alles, was dich in der Einrichtung stört. Ich bin mit allem einverstan­den. Tante hat bereits Anweisung von mir bekommen, alle Möbel, die du nicht brauchst, zu verlausen."

«Tas möchte ich nicht tun. ich will nicht Erinnerun­gen zerstören, die dir, wenn auch schmerzlich, so doch st- cher teuer sind."

«Man muß es über sich gewinnen, stärker als solche Erinnerungen zu sein."

Wer das doch auch vermöchte, dachte Traute. Es war ein leiser Neid in ihr.

Sie befleißigte sich, dem Gatten gegenüber den freund­lich-herzlichen Ton guter Kameradschaft festzuhalten, den sie vom ersten Tage an angeschlagen hatte. Aber ab und zu kam es doch vor. daß sie. ihrer selbst ganz unbewußt, vom Zauber seiner Persönlichkeit gefangen, wärmer und weicher in Ton und Haltung wurde.