Per irrdifchen Regierung Nachrichten über die M ö rder der deutschen Forscher Dr. BrunhuLer und Schmitz zugegangen. Danach sind die vier bei dem Mord beteiligten Angehörigen des Sutzüstammes von einer Straf-- expedition ergriffen und auf Befehl der chinesischen Behör­den in Teng-Queh hingdrichtet worden.

Ausland.

Rewyort, 2. Febr. Auf die von 32000 Heizern gestellte Forderung einer Lohnerhöhung um 25o/o haben sich 60 Eisenbahnen zu Verhandlungen über diese Forderung, bereir erklärt, tvejtere Forderungen aber be­stimmt abgelehnt.

Württemberg.

Dienftnachrichten.

Dem Professor Cranz am Eberhard Ludwigs-Gymnasium !vr Stuttgart, deni Professor Sticher an der Oberrealschule in Cannstatt, dem Professor Dr. Abele an der Oberrealschnle in Cannstatt, dem Professor Eber har dt an der Oberrealschule in Ehlingen ist der Rang auf der 6. Stufe der Rangordnung, dem Oberreallehrer Mayer an der Oberrealschule in Cann­statt, dem Oberreallehrer Oe streich er an der Oberrealschule in Cannstatt, dem Oberreallehrer Hahn an der sechsklassigen Realschule in Heilbronn, dem Oberpräzeptor Dr. Woltz am Gymnasium in Ravensburg, dem Professor Dr. Pfeiffer am Eberhard Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart, dem Oberreallehrer Schmehl cm her Friedrich Eugens-Realschule iu Stuttgart der Titel eines Professors mit dem Rang auf der 7. Stufe der Rangordnung bezw. den Rang auf dieser Stufe, dem Reallehrer Sattler au der Wilhelms-Realschule in Stuttgart, dem Prä­zeptor Scharrer am Realprogymnasium und der Realschule in Aalen, dem Präzeptor Schock am Progymnasium in Oeh- ringen, dein Reallehrer Walz an der Neuen Realschule in Stuttgart der Rang auf der 8. Stufe der Rangordnung, außer­dem dem Reallehrer Heß an der Bürgerschule 1 in Stuttgart der Rang auf der 8. Stufe der Rangordnung und dein Haupt­lehrer Bauer an der Elementarschule in Eßlingen der Titel eines Oberlehrers verliehen worden.

Auf Narrenfreiheit"

plädiert für den Junker von Januschau, den lieben Ge­bossen von Oldenburg, nachträglich die konservative Reichspost'". Sie hält ihn natürlich nicht für einen komp­letten Narren, beileibe nicht; aber sie umschreibt sein Vorgehen, wie folgt:

Hat da Herr von Oldenburg tu ehrlichem Biereifer und mit einem gelegentlich über die Stränge schlagen­den Temperament in der Samstagssitzung des Reichs­tags bei der- Erörterung der militärischen Disziplin gesagt, daß der Gehorsam der Soldaten gegenüber dem obersten Kriegs­herrn bedingungslose Voraussetzung jeder Disziplin sei. Das Bild war nicht glücklich; aber es war doch ein Bild, rin Bei­spiel, die letzte Konsequenz einer übertriebenen Theorie. Nun weiß man, daß Herr von Oldenburg ein Ori­ginal ist, ein geistreicher Kopf, ein Witzbold, ein Mann mit st schlichtem Humor und dabei ein Anti-Demokrat Respekt davor der sich in Abweisung des demokratischen Firlefanzes nicht genng tun kann. Und vor dem Reichstag hat er schließlich nicht die allergrößte Hoch­achtung; du liebe Zeit das geht anderen auch so. Aus solchen Grundstimmungen heraus ist Herr von Oldenburg zu seiner verunglückten Pointe gekommen. Wenn der Reichstag es je bewiesen hat, daß er keine Versammlung geist­voller Leute ist, die es verstehen, rhetorische Entgleis­ungen mit der philosophischen Mlde desAesthetischen" zuzu­decken, so hat er es diesmal im Fall Oldenburg getan. Die vgitationsmäßige Ausnützung unregelmäßiger Phanta- siefunktionen gehört zum Betriebsetat des politischen Tar- iüffs. Herr von lOdenburg wird sich mit der Gegenständlichkeit dieser Erscheinung abfinden und darauf halten müssen, daß er das Arabeskenwerk seines Humors nicht allzu phantasievoll gestaltet, sonst schadet er der konser­vativen Partei.

Also: Damit Herr von Oldenburg der lieben kon­servativen Partei nicht weiter schadet, möchte er seinen ehrlichen Biereifer"", seinüber die Stränge schlagendes! Temperament"", seinen stachlichten Humor"", seinever­unglückten Pointen"", seinerhetorischen Entgleisungen", seineunregelmäßigen Phantasiefunktionen"", dasAra­beskenwerk seines Humors"" etwas zügeln!

Das ist ebenfalls ein reichesArabeskenwerk" um die Eigenart des Januschauer Junkers wie um die offi­

zielle Kundgebung, die notgedrungen nach der Ent­gleisung die konservative Partei von sich gibt:

Herr von Oldenburg stehe mit d-r gesamten konser­vativen Partei streng ans dem Boden der Reichsverfafs- ung. Seine Aeußerung wollte lediglich in drastischer und humoristischer Form (?) die äußersten Pflichten mili­tärischer Disziplin kennzeichnen.

Merkwürdig dabei ist nur der lebhafte Beifall der Konservativen auf die Oldenburgschen Ausfälle und die Beihilfe des Abgeordneten Kreth, der sogar nach einemTierarzt"" schrie. Selbst der konservativere Re­toucheur desSchw. Merk."", der von seinem Berliner Bureau aus einen tags zuvor in schwäbischer Unmittel­barkeit gezeugten entschiedeneren Verwerfungsartikel mög­lichst in konservatives Fahrwasser einzulenken sucht, meint: Auch ein Redner, der mit seinen gewohnheitsmäßigen derben Scherzen ein gewisses Anrecht darauf hat, nicht recht ernst genommen zu werden, darf sich das nicht erlauben; denn die Heiligkeit der Verfassung liegt absolut außerhalb der Sphäre des Scherzes.""

Dabei ist noch besonders hervorzuheben, daß Z 105 des Reichsstrafgesetzbuchs das Anseinandersprengen gesetz­gebender Versammlungen mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bedroht, und daß nach H 47 des Militärstraf­gesetzbuchs für die Ausführung von Befehlen, welche die Strafgesetze verletzen, nicht nur der Vorgesetzte, son­dern auch der Untergebene verantwortlich ist, wenn ihm bekannt gewesen ist, daß der Befehl ein bürgerliches oder militärisches Versprechen oder Verge­hen bezweckte, wonach der Oldenburgsche Leutnant und seine zehn Mann, die den Reichstag sprengen würden, eventuell dem Zuchthaus verfallen würden.

Die Konservativen sind die besten Gehilfen der So­zialdemokratie. Einzig mit der Steuerreform die Agi­tation zu "betreiben, wird zuletzt langweilig. Jetzt hat der Junker von Januschau, den seine Freunde so in Schutz nehmen, neuen Agitationsstosf geliefert. Und über das Januschauer Thema gehen schon in den nächsten Tagen die sozialdemokratischen Trompetenstöße durch die an­beraumten Versammlungen hin, während der Unwille in der gesamten nichtkonservativen Bevölkerung kontrapunk- tisch sich Lust macht.

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Als ein Drückeberger

hat sich in der Januschan-Affüre der Reichstagsabgeordnete Vogt-Gochsen erwiesen. Wie aus dem Reichstags­protokoll hervorgeht, hat Vogt ausdrücklich an den Fall angeknüpft.

Voraus ging eine Rede des freisinnigen Abgeord­neten Schräder, der gegen Oldenburg ausführte:

Dem Herrn Abgeordneten v. Oldenburg-Januschan auf jener Seite können wir dankbar dafür sein, daß er uns ein klares Bild der Anschauungen gegeben hat, die in gewissen Kreisen herrschen; das sind absolut rückständige, unsere heutigen Zustände vollkommen verneinende und bis dahin gehende Auffassungen, daß selbst dem Allerhöchsten Herrn Handlungen zngeschoben wer­den, die er absolut nicht begehen kann nnd nie begehen würde. (Znrnf von den Sozialdemokraten: Revolution von oben!) Ist das der Respekt, der von jener Seite immer gegen unseren Kaiser ausgesprochen wird, daß Sie ihm Leimessen, daß er es unternehmen würde, gegen das Gesetz durch Soldaten den Reichs­tag anflösen zu lassen? Das wäre meiner Meinung nach nicht angemessen; und wenn hier der Herr Kriegsminister ausge­sprochen hätte: das sind Aeußernngen, die aus der Armee ge­wiß nicht hervorgegangen sind, so wäre das richtig gewesen. Unsere Armee das nehme ich zu ihrer Ehre an kennt unsere Verfassung, kennt die Rechte, die dem Kaiser zustehen, kennt auch die Pechte und den Respekt, der dem Reichstag znsteht, auch diesen Respekt hat Herr v. Oldenburg aufs schwerste verletzt (sehr richtig! links) durch die Art und Weise wie er Dinge ausspricht, die die Rechte des Reichstags verletzen.

Die Auffassung bezüglich der Offiziere geht dahin: der Offizier soll ein privilegierter Mann sein, von niemand ab­hängig als vom König; den Staat kennt er nicht, der Staat geht ihn nichts an. Der Staat bezahlt ihn, dem Staate hat er zn dienen, dem Staat hat er seinen Treueid geleistet. (Widerspruch rechts.) Gewiß, der Eid ist dem König nicht als .Person geleistet, sondern als dem obersten Herrn des Staates. Da haben wir die Auffassung, die absolut falsch ist: nicht der König als Person hat die Stellung, die er einnimmt, sondern der König, wie er im Staate gestellt ist, der König als Chef des Staates, und wenn die Offiziere dem König den Treueid leisten, leisten sie ihn dem Staat, sie haben dem

Staat treu zu dienen wie jeder andere Beamte und wir sind fest überzeugt, daß Seine Majestät der jkaiser ihnen nichts znmnten wird, als was mit der Verfassung j ^ Einklang steht. Es ist eine Verletzung des Eides wenn Herr Won Oldenburg ihnen solche Dinge lliy beim ißt. (Zuruf von den Sozialdemokraten: Die Junker Hel muten ihnen Hochverrat zn!)

Hierauf erwiderte ,Vogt-Hall (auf seine weitere» Ausführungen werden wir später znrückkommen):

Meine Herren, nach den wiederholten Erklärungen des Herr, Allst Abgeordneten v. Oldenburg habe ich gar keine Veran - " lass ung, jetzt auch noch in diesen Gegenstand der Geschäfts­ordnungsdebatte einzugreifen, nnd ebenso wenig habe ich njj, tig, gegen das zn sprechen, lvas vom Herrn Mgeordnete» Schräder im Anfänge seiner Ausführungen gegen die Rede des Herrn v. Oldenburg gesagt worden ist. Ich glaube, es fürs wohl alle Mitglieder des hohen Hanfes darin einig, daß dh beiden Herr v. Oldenburg und der Herr Abgeordnete Schröder, sich in der Auffassung über die richtigen Eigenschaften eines preußischen Offiziers niemals einigen werden; dazu sind beihDäel zu verschiedener Natur, und eine Verständigung in ihren An- ^ sichten herbeiführen zn wollen, wäre vergebliche Mühe. " <

Es treibt pns die Röte der Scham ins Gesicht, daß ^ ein schwäbischer Volksvertreter solche nichtssagenden Aus- führungen voll von Bücklingen vor den konservativen Jmi- « ^ kern machen kannte, wie dies Vogt-Hall aktemnähm ^ fertig gebracht hat. M chatte selbst Gröber voW Zentrum mehr Schicklichkeits und Verantwortlichkeitsge- " ch fühl, als er nach den Oldenburgischen Verlegenheitsaus- . reden erklärte: ^

Meine Herren, die Worte des Herrn Wgevrdneten v. Ob dsnbnrg sind nach meiner Meinung nicht ge ra de so harin- ' los anfzn fassen gewesen (sehr richtig! in der Mitte und gk»

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links), wie wir soeben gehört haben (sehr richtig!,, und ich möchte namens meiner politischen Freunde unter tiefste; Bedauern darüber aussprechen, daß ein Mtglied des Lohen Hauses sich zu einer solchen Neuerung hat hinrcißen lasse,,.

Ms Verhalten Vogts und seiner Leute beweist, tost sie unrettbar verjunkert sind, sich mit Leib und Seele dem ostelbischen Junkertum verschrieben haben. Unsere schM- bischen Bauern können aus solche Vertreter wahrlich sein!

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Aus der Jungen Bolkspartei.

Me Junge Volkspartei Stuttgart Vera«? staltete eine Versammlung. Der Vorsitzende, Herr Stadt- geometer Kercher, geißelte in scharfen Worten die be­kannte Aeußerung des konservativen Abg. v. Oldenburg im Reichstag, die keineswegs nur als einWitz"" aufzu­fassen sei, sondern genau der konservativen Gesinnung über den Wert der Verfassung entspreche. Hieraus sprach Herr Monteur Stockebrand über das Thema:Wem gebührt der Arbeitsnachweis?" Me Frage sei eine Knlturfrage. Wer den Arbeitsnachweis in Hände« habe, besitze auch die Macht über den Arbeitsvertrag. Me private Stellenvermittlung habe den Zweck, für denStel- lenvermittler einen möglichst hohen Gewinn herauszu­schlagen. Welche schweren Schädigungen aus der private« Vermittlung erwachsen, schilderte der Redner an verschie­denen Beispielen. Me landwittschaftl. Arbeitsnachweise haben ihren Grund in dem Arbertermangel auf dem Lande. Dieser letztere habe aber vielfach seine Ursache in der schlechten Behandlung der Arbeiter durch dje Großgrund­besitzer. Mr Arbeitsnachweis der Arbeiterorganisationen könne allerdings nicht verhindern, daß, in Zeiten der Krise die Arbeitnehmer sich seiner nicht bedienen. Auf jeden Fast sei aber der Arbeitsnachweis der Arbeitnehmer nicht so ge­fahrvoll wie der der Arbeitgeber, Me Arbeiter würä« sich sehr hüten, den Bogen zu überspannen.' Me Arbeits­nachweise der kaufmännischen Organisationen haben den Vorzug, daß sie nicht so, wie die der Arbeiter, unter den Klassengegensätzen zu leiden haben- Dje Jnnungsnach- weise sind ziemlich harmloser Natur, schon ihrer Ent­stehung nach. Dagegen haben die Arbeitsnachweise der Jndustrieverbände als Ziel die einfeitige Beherrs ch- ung des Arbeitsmarktes mit allen ihren Fol­gen. Besonders der Zentralarbsitsnachweis kann denAr- beiter in eine überaus schlimme Lage versetzen. Mr Ar­beiter wird durch ihn völlig rechtlos, und damit auch in­teresselos gemacht an der Fortentwicklung von Volk und Staat. Nicht dadurch, daß man den Arbeiter ausschließt, sondern daß man ihn hereinzieht' in den Kreis der ge-

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Manne aussah, der vor Sehnsucht nach seiner Braut fast verging? Und wenn er das Spiel mit ihr nicht weiter­getrieben, so hatte er's eben darum nicht getan, weil er ein anständigerer und besserer Mensch war, als die meisten jungen Leute, die sie sonst kannte.

Und gewiß ... auch deshalb hatte sie recht daran getan, ihm seinen Brief nicht zurückzugeben, ihm Erna Plathes herzlose Abweisung nicht auszurichten! Nein ... was sie auch schon um ihn gelitten hatte und noch um ihn würde leiden müssen, sie wollte ihm nicht wehe tun, sie wollte ihm an Leid und Kummer ersparet:, was sie ihm irgend ersparen konnte. Vielleicht besann sich Erna Plathe doch noch eines Besseren und fand den Weg zu ihm zurück. Blieb ihr Herz ihm aber wirklich für immer abgewendet, so mochte er's erfahren, wenn es ihm durch­aus nicht mehr zu verheimlichen war. Wie sang doch ihre Mutter immer? . . .

Zum Glücke nie zu spät,

Znm Unglück stets zn früh...""

Und sie selbst? ...

Sie täte tvvhl am besten, wenn sie sich bald bei einem anderen Bauern nach Arbeit umsähe, damit sie ganz von seinem Hoi und aus seiner Nähe fort­käme . . .

10. Kapitel.

Der znm Verkauf verfügbare Roggen wollte doch keinen so großen Ertrag hergeben, wie Gottfried in der Ernte gehofft hatte. So mußte er erst noch in aller Eile einen Teil seines Hafers ausdreschen und zn Gelbe machen, unr nur gar am zehnten Oktober, dem äußersten Fälligkeitstag für die Zahlung seiner Zinsen an Plathe, mit wohlgespickter Brieftasche und vollgepfropftem Porte­monnaie den Gang in das Haus mit dem wikdgewordcnen Dach 'antreten zu können.

Trude Hosfmann hatte ihm acht Tage vor dem Ersten gesagt, daß sie sich entschlossen hätte, die schwere Land­arbeit, der sie mit ihrem geschwächten nnd immer noch nicht verheilten Arm vorläufig doch nicht gewachsen wäre, aufzugeben und sich daheim bei ihrer Müller mit Näh­

arbeit durch den Winter zu schlagen. Er hatte nicht den Mut gefunden, sie zn halten, und hörte nun von den Leuten, daß ihr von einem Berliner Agenten eine Näh­maschine auf Abzahlung hingestellt worden wäre, an der sie vom frühen Morgen bis in die späte Nacht säße, Leinenzeng für eine große Berliner Wäschefirma zn ver­fertigen, und daß sie damit viel mehr verdiene, als sie jemals als Tagelöhnerin verdient hätte. Nun dauerte sie ihn; denn von Jugend auf war seinem erdgeborenen Sinn für junge und natürlich geartete Menschen nur die Betätigung in frischer Luft, im Dienste der Scholle, als zutunlich uttd erträglich erschienen; und da er Trubes Fleiß und Ehrgeiz kannte, sagte er sich auch: sie wird so unaufhörlich "über ihre Maschine gebeugt sitzen, tre­ten und treten, bis sie sich in dem engen Krankenzimmer ihre Gesundheit ruiniert hat! Und dies alles: die Sorge um sie, der Schmerz darüber, daß er sie nun überhaupt nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sah er müßte sie denn des Morgens im Dunkeln abfangen, wenn sie mit ihrer Laterne und ihrem schweren Semmelkorb da­herkam, um wie überall im Dorf, so auch auf seinen: Flur jsiie bestellte Backware niederzulegen, dies alles ent­fachte seine Liebe, seine Sehnsucht, seinen Groll zn so heißer Glut, daß "ihm der seelische Zwiespalt, in dem er dahinlebte, schier unerträglich wurde. Machst du's so, wie du's machst, nicht gerade falsch? So geht es nicht weiter. Klar mußt du sehen. Wissen mußt du nun endlich, wie du mit Erna Plathe daran bist! . . .

In seinem mit geschmacklosem Prunk aus gestatteten Hause trug der Gemeindevorsteher iteuerdings eine braune Sammetjoppe mit gelbseidenen Husarenschnüren, und nach­dem er die von Gottfried fein säuberlich in Reih und Glied auf den Tisch gezählten Scheine, Gold- und Silber- stückc mir gewandter Geste eingestrichen hatte, sagte er:

Du hast dem Oppenheimer eine Führe Hafer den Dop­pelzentner mit dreizehn Mark fünfzig verkauft, wie ich höre. Ein Hundegeld bei den teuren Zeiten. So eilig war das ja doch nicht mit den Zinsen. Hättest mir bringen sollen, was du hattest; mit dem Rest hält' ich dann eben noch ge­

wartet. Den Hafer hätt' ich dir übrigens auch mit drei­zehn fünfzig äbgenommen. ""

Gottfried wußte nicht recht, ob hinter diesen leut­seligen Worten freundliche oder bauernschlaue Gesinnmtg steckte, zuckte die Achseln und schwieg.

Da, trink' 'neu Schnaps und steck' dir 'ne Zigarre an!"" fuhr Plathe fort, nachdem er das Geld in seine« großen eisernen Geldschrank geschlossen hatte.

Gottfried drehte seinen Hut in den Händen.

Danke, Herr Plathe. . . ich mach' rnir nichts draus .... nicht aus Rauchen und nicht aus Trinken.""

Aber hinsetzen kannst du dich wenigstens. Ich Hab' sowieso 'n paar Worte mit dir zu reden.""

Er hat gesehen, tote Erna sich grämt, dachte Gottfried. Vielleicht .hat sie selbst oder ihre Mutter ihn: auch mit Bitten jn den Ohren gelegen. Nun wird er dir sage« wollen, er hätte nichts mehr dagegen, wenn du wieder mir Erna gingest. Denn ldas Gerede über dich und Trude Hosfmann wird ja wohl nun, wo sie von deinen: Hof weg ist, zum Schweigen gekommen sein! . . . Und er schloß die rechte Hand, die er aus seine Knie gelegt hatte, fest zur Faust zusammen und na hin'sich vor, Trude Hoffman« von Stund' an zu vergessen, mochte es ihr nun ergehen, wie's wollte und Erna nje inerten zu lassen, daß seine Liebe zu ihr aus seinem Herzen geschwunden war. Plathe trank, da sein Gast keilten Likör wollte, auf sei­nen Teil zweie, und sprach dann, die brennende Zigarre im Munde weiter:

Es hat nnr natürlich sehr leid getan, Friedet, daß die dumme Geschichte mit dir und deinem Stiefvater da­mals dazwischengekommen ist. Denn du bist ein kluger und tüchtiger Junge, und ich Hab' dich immer gut leiden können.""

Mibei -ging er nrii feinem schtveren Schritt an biö Tür, die zum Nebenzimmer führte, öffnete sie und sah herein offenbar, um sich zu überzeugen, ob seine Rede auch keinen unberufenen Lauscher fände und zog die Tür dann wieder ins Schloß,

Gortsetznng folgt.)

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