Eichung nicht einmal für wünschenswert. Warum? Weil ^n Ewiger Friede nicht im Interesse der gesunden Fort- Witwicklung der Menschheit und besonders Deutschlands Hge. Er fürchtet offenbar die sittliche Erschlaffung. Als »h von ejner solchen die Rede sein könnte, in der Zeit pner jede Muskel anspannenden Arbeit, in einer Zeit, po man in einem früher nie geahnten Maße an die Aus­beutung des Erdballs, an die Unterwerfung der Natur- sräfte unter den menschlichen 'Willen herangetreten ist, ^ und als ob die schwerste Krankheit, die bas Volksleben treffen kann, der Krieg, wirklich zur Gesundung desselben neuen könnte! Wenn das wahr wäre, dann müßte man a den Krieg rm Namen der Sittlichkeit geradezu for- ,ern. Statt dessen sagt der Herr Gesandte:Jedes Volk und jede Regierung hat die Pflicht, das Unglück eines Krieges zu verhüten." Wieso denn; wenn der ewige Friede pn Schaden ist, so muß er doch gebrochen werden; penn der Krieg zur Gesundung hilft, so muß er doch begonnen und wenn nicht anders geht vom Zaun gebrochen werden! Wir möchten die Herren, die über Krieg und strieden schreiben, wirklich bitten, wenn sie nicht dazu zu bringen sind, die Schriften der Friedensfreunde zu lesen, doch wenigstens etwas schärfer zu denken; sie wür­ben dann von selbst auf die Widersprüche kommen, in die sie sich verwickeln. In Wahrheit ist es ein einfaches Di­lemma : Entweder ist der Krieg ein Glück, dann muß er ßerheigeführt werden, oder er ist ein Unglück, dann muß p bekämpft werden so gut wie Pest und Cholera; eins der wirksamsten Mittel dafür aber wäre die Neutrali­sierung der europäischen Grenzen. Solang unsere Diplo­maten nicht an diese Aufgabe heranwollen, beweisen sie nur, daß sie am Atavismus kranken und die Zeichen her Zeit nicht zu deuten wissen.

Aus Württemberg.

Dienstnachrichten.

Der Baurat tit. Oberbaurat Schiller bei der Gebäude- brandversicherungscmstalt wurde zum wirklichen Oberbaurat be­ordert und dem Regierungsrat Stetfft bei der Regierung des Neckarkreises der Titel und Rang eines Oberregierungs­rots verliehen. Durch Verfügung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens ist das Rabbinat Mergentheim dem Religionslehrer Dr. Kahn in Eßlingen übertragen worden.

Unterbeamte und Gemeinderatswahl, lieber hie geschlossene Mitgliederversammlung des städt. Unter­beamtenvereins in Stuttgart macht nun derAürtt. Ge- weindeunterbeamte" nähere Mitteilungen. Darnach ent­spann sich in der Versammlung am letzten Montag bei dem Punkt Gemeinderatswahl eine sehr lebhafte Debatte Tas Organ schreibt hierüber:Es wird ganz besonders hervorgehoben, daß bis jetzt keine Partei vorhanden fei, welche wirklich auch mit Nachdruck für die Interessen der Unterbeamten eingetreten sei, daß daran aber die ünterbeamten selbst mit schuldig seien, weil sie sich mit den Kollegialmitgliedern nicht verständigt haben. Weiter wird noch betont, daß bei der letzten Gehaltsregulierung die Mvgerausschußmitglieder Graf, Leyers und Löchner es waren, welche für die Schutzmannschaft und die Be­rufsfeuerwehr bedeutend bessere Gehaltsverhältnisse her­beigeführt haben. Bon einer Stellungnahme zu Gunsten der Sozialdemokratie oder gar einer direkten Unterstützung derselben seitens der Unterbeamten könne .unter gar keinen Umständen die Rede sein, da dieser Fall als erster und einziger im Deutschen Reiche dastehen würde. Die Ausführungen des Gemeinde­rats Kowald wie des Redakteurs Westnzayer bei der öf­fentlichen Versammlung auch verschiedene Ausführungen in derSchwäb. Tagwacht" beweisen zur Genüge, daß die Herren nicht ernstlich gewillt sind, uns in die Höhe kom­men zu lassen, da sie immer die Interessen der Arbei­ter ,in den Vordergrund stellen und an die Unterbeamten das Verlangen stellen, sich mit den Arbeitern zu verbinden, nm gemeinsam ihre Forderungen durchHudrücken. Das hieße die Unterbeamten zu Arbeitern degradieren, wäh­rend die Unterbeamten des ganzen Reiches dahin streben, sich mit den Beamten in Verbänden zusammenzuschließen. Wir haben keinen Grund, die Sozialdemokratie zu be- I kämpfen, aber auch keinen, sie zu unterstützen und somit j zu stärken.

Die Bevölkerungsbewegung in Württemberg 1908. Im vergangenen Jahr wurden in Württemberg insgesamt 78 584 Personen geboren. Hievon waren männ­lich 40512, weiblich 38072. Weitaus den größten Zu­wachs mit 26 785 Geborenen wies der Neckarkreis ans, während z. B. rm Jagstkreis, der vorwiegend landwirt­schaftliche Bevölkerung besitzt, nicht einmal ganz die Hälfte dieser Zahl, nämlich 13331 Kinder geboren wurden. Im bchwarzwaldkreis kamen 19916 Kinder zur Welt, ge­genüber 18 552 im Donaukreis. Die Zahl der unehelich geborenen Kinder in ganz Württemberg bezifferte sich aus'6446. Ans 1 uneheliches Kind kamen also rund 13 eheliche. Totgeboren wurden insgesamt 2216, hievon nahe sin Viertel mehr männliche als weibliche. Gestorben sind im vergangenen Jahr insgesamt 47010 Personen, und Mar kommt an der Zahl der Todesfälle der Donankreis wit 11616 Personen dem Neckarkreis zunächst, während ^ in der Zahl der Geburten erst an dritter Äelle steht. D. h. soviel, daß der Donaukreis die stärkste relative vterblichLeitsziffer in Württemberg ausweist. Unter den gestorbenen waren in ganz Württemberg im vergangenen üllhr 16 451 männlichen und 15123 weiblichen Ge­fechts.

Grmeinberntswnhlen.

Zuffenhausen, s. Dez. Die gestrige Gemeinde­istswahl brachte den Sieg der von dem alten und dem *Nten Bürgervcrein, sowie dem Volksvercin auf- isstellten Kandidaten. Es beteiligten sich an der Wahl 82 pwzent der Stimmberechtigten. Gewählt wurden der Mherige Gemeinderat Louis Bauer mit 1427 Stimmen, ^kometer Morlock mit 813 Stimmen, Schuhmachermeister Siegel mit 795 Stimmen und Bürgerausschußmitglied N»- ^mit 701 Stimmen. Im Laufe des Tages kam es anläß- "ch der Wahl, der eine ziemlich starke Agitation voraus-

Aegangen war, wiederholt zu Krawallen. Die Polizei muhte dreimal einschreiten, UM streitende Parteien zu trennen. Glücklicherweise liefen die Raufereien ohne Blut­vergießen ab.

Ul«, 9. Dez. Die Deutsche Partei hat beschlossen, zur Gemeinderatswahl eine Listenverbindung mit dem Bürgerverein einzugehen. Eine Listenverbjntümg mit der BoWpartei wurde abgelehnt.

Stuttgart, 6 . Dez. Heute vormittag 10 Uhr ist der Vorstand der Verwaltungsabteilung der K. General- direktion der Staatseisenbahnen, Direkte'- Wilhelm von Stiertin, auf seinem Dienstzimmer an einem Herz­schlag verschieden. Direktor von Stierlin, geboren am 22. Dezember 1850 in Welzheim, hat der Württem- bergischen Eerkehrsanstalten-Verwaltung seit dem Jahre 1867 angehört. Nachdem er zuerst bei der Postverwaltung Dienste geleistet, wurde er im Jahre 1882 als Sekretär ins A. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten be­rufen, wo er bis zum Jahre 1889 verblieb. Am 3. August 1889 trat er als Finanzassessor zur Generaldirektion der Staatseisenbahnen über, wurde dann im Jahre 1904 Mi­nisterialrat und übernahm am 14. Mai 1907 als Direktor die Leitung der Verwaltungsabteilung der Generaldirek­tion. Ein besonders tüchtiger und arbeitsfreudiger Be­amter von lauterem Charakter ist mit ihm ans dem Leben geschieden. Für die württembergische Eisenbahn­verwaltung bedeutet sein Hingang einen schweren Ver­lust. Auch außerhalb Württembergs war er wegen sei­ner Sachkenntnis in allen Verkehrsfragen, seines gesun­den Urteils und seines liebenswürdigen einfachen Wesens hoch geschätzt.

Stuttgart, 9. Dez. Das Hamburger Un­glück und das Stuttgarter Gaswerk. Gestern ging durch einen Teil der Presse, (Schwäbisch Tagwacht) die Notiz, daß im städt. Gäswerk in Gaisburg Zustände herr­schen, bei denen ein ähnliches Unglück wie in Hamburg nicht ausgeschlossen sei. Hiezu wird uns von der Gas­werkverwaltung mitgeteilt, daß allerdings eine Anzahl Steigrohre gm Block 1 und 2 defekt seien, aus Gründen, die zu erörtern einer längeren Darlegung be­dürften, daß es aber technisch vollständig ausgeschlossen sei, daß man hiermit irgend welche Explosionsgefahr in Zu­sammenhang bringen könnte. Ein Verschulden der Firma, die die Oefen baute, liege gleichfalls nicht vor.

Stuttgart, 10. Dezember. Der Liberale Ver­ein hielt gestern abend seine Generalversammlung ab, die gut besucht war. Den Vereinsbericht erstattete Dr. Weil. Ans'ihm ergab sich eine günstige Fortentwicklung des Vereins, auch der Kassenbericht war günstig. Land­tags abg, Dr. Bauer besprach in 11 / 2 ständiger Rede die innerpolitische fLage. Er ging namentlich auf die Fi­nanzlage Württembergs ein und betonte die Notwendig­keit, Kulturaufgaben zu fördern, die Ausbesserung der Be­amtengehälter vorzunehmen und eine Vereinfachung der Verwaltung und des Eisenbahnwesens durchzuführen. Se­kretär Kn eh er ging aus'die Parteiverhältnisse in Würt­temberg ein, insbesondere auf die durch die Reichsfinanz­reform geschaffenen Veränderungen. Zum Schluß berich­tete Dr. Rnstike über die linksliberalen Einigungsver- handlungen. Zum ersten Vorsitzenden wurde Dr. Bauer gewählt.

KuPPirrgeN, OA. Herrenberg, 10. Dez. Vom Opfer­geld gestohlen hat der hiesige Meßner Mayer. Er wurde deswegen vom Schöffengericht in Herrenberg zu der Ge­fängnisstrafe von 15 Tagen verurteilt.

Schramberg, 10. Dez. Bei der gestrigen Ortskran- kenkassenwahl siegte der Wahlvorschlag der christlichen Ar­beiter mit bedeutender Stimmenmehrheit über den sozial­demokratischen. Die christlichen Arbeiter beteiligten sich zum erstenmale an dieser Wahl.

Nah und Fern.

Merkwürdige Tauben

gibt es in der Goldstadt Pforzheim. Bei der letzten Geflügelausstellung in der Turnhalle entflohen vier Tau­ben den Käsigen und trieben sich in der Halle herum. Man mußte sie schließlich herabschießen. Ms man sie in einer benachbarten Wirtschaft schlachtete, fand man im Magen-der einen eine ganze Menge Gold, Silber und Pla- tinakörner und Schnipsel, die die Taube wie Sandkörner anfgepickt hatte und die jedenfalls aus einer Bijouterie­fabrik gestohlen und irgendwo versteckt waren, wo sie die Taube fand und aufpickte. Das Hehlernest konnte leider nicht entdeckt werden.

Kleine Nachrichten.

Aus Vaihingen a. E. wird gemeldet: Der 19jährige Fabrikarbeiter Friedrich Schneller trug, als er vor etwa acht Tagen eine Fensterscheibe zerbrach, an der rechten Hand eine anscheinend unbedeutend« Verletzung davon, die infolge ärzt­licher Behandlung rasch zu heilen schien. Nach einigen Ta­gen fühlte er aber wieder Schmerzen, sodaß er ins Kranken­haus ausgenommen werden muhte. Nun ist der junge fleißige Mmm infolge Blutvergiftung gestorben.

In Aber boihingen OA. Nürtingen stürzte der Bauer Georg Remppis vor den Augen der Hirschwirtin fünf Tritte der Hausstaffel so unglücklich herunter, daß ihm die Schädeldecke eingedrückt wurde und er nach kur­zer Zeit starb.

In Reutlingen sind in der vergangenen Woche nach Mitteilung des Oberbürgermeisters Hepp vier neue verdächtige Fälle von Typhuserkrankung en zur Anzeige gekommen.

Der Awvalt Geißler von Böttingen Oberamts Wau­beuren wurde auf 'der Jagd von seinem Schwager dem Anwalt Denzel von Weisach, bei dem er Jagdgast ivar, an­geschossen. Er erhielt einen Schrotschuß in dje Schläfe und mußte in die Klinik in Ulm verbracht werden. Die Verletzung ist sehr schwer, wenn auch nicht unbedingt töd­lich

Einen grausigen Fund machte eine Taglöhnersfrau in Nagold beim Sammeln von Ackersalat, auf dem Felde beim Erholungsheim, indem sie auf die Leiche eines neugeborenen Knaben, der nur leicht mit Erde bedeckt war,

stieß. Die Behörden vermuten, daß die Mutter auf dem Feche geboren hat.

Im Oberamtsgefängnis in Saulgau gerieten vor ei­nigen Tagen zwei in der gleichen Zelle untergebrachte Stromer mit einander in Streit, in dessen Verlauf der eine, der PS Jahre alte Färber W. Vorwerk von Breslau, seinem Gegner- dem 62 Jahre alten Hafner Benedikt Butschle von Seitinge» einen Fußtritt auf den Unterleib versetzte, wodurch Butschle eintz Darmverletzung erlitt, die nunmehr den Tod zur Folge hatte.

JnFüramoosON- Biberach hat die 22 Jahre alte Tochter des Polizeidieners W. am vorigen Sonntag heim­lich geboren und das Kind, das tot zur Welt gekommen, sein soll, im Zimmerofen verbrannt. Gerichtliche Un­tersuchung ist eingeleitet.

In Jspringen bei Pforzheim brannte das Wohnhaus und die Scheune des Engelwirts Kirchbauer nieder. Brandstiftung wird vermutet.

Gerichtssaal

Heilbronn, 10. Dez. Die Anklagesache gegen den früheren Schutzmann Jan ns, der, wie gemeldet, ange­klagt war, in einer ganzen Reihe von Fällen in gewinn­süchtiger Absicht Milchverfälschnngen vorgenommen zu ha­ben, ist nach fünftägiger Verhandlung zu Ende gegangen. Janus wurde wegen elf Vergehen der falsche« Anschuldigung und wegen nennVerbrechendes Meineids zu einer Gesamtzuchthausstrafe vo« sieben Jahren und 6 Monaten, sowie zu zehn- jährigemEhrverlust verurteilt. Sechs Monate Un­tersuchungshaft wurden angerechnet. Der Staatsanwalt hatte 15 Jahre Zuchthaus beantragt. Der Ausgang des Prozesses hat zur Folge, daß in einer ganzen Anzahl frühe­rer Milchverfälschungsprozesse das Wiederaufnahmeverfah­ren eingeleitet werden muß, um die s. Zt. wegen Milch­fälschung unschuldig verurteilten Personen zu rehabili­tieren.

Ul«, 10. Dez. Die Strafkammer verurteilte ge­stern den Flaschner Ludwig Drechsel von Göppingen wegen fortgesetzter Untreue und Unterschlagung zu 6 Mo­naten Gefängnis, wovon 31/2 Monate Untersuchungshaft in Abzug kommen. Drechsel war Kassier der Fabrikspar­kasse F. u. R. Fischer in Göppingen und hat nach An­nahme des Gerichts in den Jahren 1901 bis 21 Juli 1909 den Betrag von 3000 M unterschlagen. Der Vor­stand Heimerdinger der Sparkasse, der Buchhalter Schäfer im Fischerschen Geschäft, sowie die beiden Firmenteilha­ber Fischer und Endriß, wurden schuldig erkannt, daß sie Drechsel der Bestrafung entziehen wollten und zwar da­durch, daß die Firma den Betrag von 5000 M an die Sparkasse abführte und dem Amtsgericht sagen ließ, es sei alles in Ordnung. Die beiden Erstgenannten werde« zu je 10 M, die Letztgenannten zu je 20 M Geldstrafe verurteilt.

Ratibor, 9. Dez. Das hiesige Schwurgericht ver­urteilte heute den 52jährigen Häusler Ludwig Przy- billa und seinen 23 Jahre alten Sohn, den Schlossen August Przybilla, wegen Ermordung des Stiefsohnes des ersteren, des Besitzers Nikodem Malcharczyk zum Tode und de« 73jährigen Auszügler Joseph Nowak, den Schwa­ger .Ludwig Przybillas wegen Anstiftung zu 10 Jahre« Zuchthaus. Die Enkel Nowaks, Albert und Franz Byal- dega, die der Beihilfe angeklagt waren, wurden freige­sprochen.

Landenberger contra Jrmghans.

Derndorf» 9. Dezember. Im Prozeß Landenberger ge­gen Jung Hans ist jetzt ein Vergleich auf folgender Grundlage zustande gekommen:Nachdem durch die Beweisaufnahme erwiesen ist, daß nicht der Privat- kläger der geistige Urheber des Flugblatts unterzeichnet Freunde der Familie" ist, erklärt der Angeklagte, daß er bei Kenntnis des Ursprungs dieses Flugblatts seinerzeit die Er­widerung an die Bürgerschaft Schrambergs unterlassen hätte- Der Privatklüger wiederum erklärt, daß er ohne jene Erwtder- ung des Angeklagten seine Denkschrift39 Jahre in Schram­berg" nicht verfaßt und verbreitet hätte. Der Angeklagte nimmt die Behauptung zurück, der Privatkläger Hab« die Entfernung aHrrer's aus gewalttätigen und eigennützigen Beweggründen an­gestrebt. Der Angeklagte anerkennt auch, daß anläßlich des Verträge von 1883 von dem Privatkläger ein förmliches Ehren­wort nicht gegeben wurde. Der Privatkläger nimmt die Be­hauptung zurück, der Angeklagte habe an Harrer nur aus Konkurrenzneid festgehaltcn. Im übrigen bleibt der Prozeß- stofs unerörtert. Die Klage wird zurückgenommen, auf Wider­klage wird verzichtet. Die sämtlichen Kosten des Verfahren» werden verglichen/'' x

Vermischtes.

BißchenFinanzen saniert".

- Großes Aufsehen ruft in weitesten Kreisen eine un­angenehme Affäre hervor, in die der frühere pommersche Rittergutsbesitzer von Zitzewitz-Kl.-Schwirsen und der Pastor Pusch-Gr.-Schwrrsen, der Versitzende des pom- merschen evangelischen Preßverbandes, verwickelt sind. Herr v. Zitzewitz-Kl.-Schwirsen war stark verschuldet, und wiederholt versuchte Sanierungen seiner Finanzen durch seine Verwandten, besonders seiner Brüder v. Zitzewitz- Baßwitz, scheiterten an den kostspieligen Passionen denen v. Zitzewitz-Kl.-Schwirsen gehuldigt haben soll. So kam das Rittergut unter den Hammer und rund eine Viertel Million Mark fiel aus. Dabei stellte sich heraus, daß

Zitzewitz eine auf seine Kinder eingetragene Hypothek n Höhe von 105000 Mark weiter verpfändet hatte. Pa- tor Busch, dem v. Zitzewitz-Kl.-Schwirsen 1500 Mark chuldete, wandte sich an dessen Bruder mit der Bitte um Regelung dieser Forderung, wurde aber abgewiesen. Seiite Drohung, die Sache den Zeitungen zu übergeben, beantwortete wie dieOstsee-Zeitung" berichtete, v. Zitze­witz-Büßwitz mit einer Strafanzeige bei der Staatsan­waltschaft wegen Nötigung und Erpressung. In einer Vernehmung, die Busch nun hatte, legte er sein Material gegen v. Zitzewitz vor, worauf am Samstag dessen Selbst- öestellung und Verhaftung erfolgte. Ein Gesuch um Haftentlassung wurde abgelehnt, da v. Zitzewitz (der sich einen Paß nach Rußland beschafft hatte) fluchtverdächtig erschien; am Montag wurde er jedoch gegen eine von seinen Verwandten aufgebrachte Kaution von 50 000 Mark auf freien Fuß gesetzt.