-SM 16. Oktober bis 5. November d. I. abgehaltenen Prüfung find zur Anstellung auf Zeichenlehrer- oder Zeichenlehrerinnen- Lellen für befähigt erklärt worden: Max Bauer von Stutt­gart, Luise Dieterich von Böttingen, OA- Münsingen, Jo­hanna Dreher von Ehingen a, D., Julius Hieb er von Winnenden, OA. Waiblingen, Erhard Koch von Schörzingen OA. Spaichingen, Max Mezger von Ulm, Lydia Schäfer don Wüstenrot, OA. Weinsberg, Helene Schmid von KHngen- ßein, OA. Blaubeuren, Heimo Schöllkopf von Nürnberg, Hedwig Ströhmfeld von Eßlingen, Fanny Zwiesele hhn Göppingen.

Das «eire Heilbronner Lehrerseminar,

WK von der FiimnMnrmiffiion genehmigt wurde und Vohl auch im Plenum anstandslos Annahme findet, kommt, pie schon kurz mitgeteilt, abzüglich des von der Finanz- fommission beschlossenen Abzuges von 25000 M auf 955000 M zu stehen. Für den Bau steht am Wartberg ein durchaus geeignetes Gelände zur Verfügung, das sich im Besitz der Staatsfmanzverwaltung befindet und von dem ein Platz von etwa 2 Hektar zu Zwecken des Seminars erforderlich ist. Ter Preis dieses Platzes, der an die staatliche Grundstocksverwaltung abzuführen ist, wurde auf 65000 M festgesetzt. Tie Stadt Heilbronn hat sich zur Bezahlung dieses Betrages bereit erklärt und auch die sonst üblichen Leistungen übernommen, insbesondere die Herstellung der Zufahrtsstraße und der Kanalisation, die Zuleitung von Wasser und Licht, die Sicherung der An­stalt gegen lästige Betriebe, die Zuweisung der Nötigen Schülerzahl an die Uebungsschule und die Gewährung eines jährlichen Beitrags von 600 M zu den Gehältern für die Lehrer dieser Schule. Dias' Seminar soll nach dem aufgestellten Plan eine Turnhalle samt den erfor­derlichen Nebenräumen und das Hauptgebäude umfassen, in das auch die Worte eingebaut werden sollen. Im Sockelgeschoß liegt die Küche mit ihren Nebenräu­men. Taran schließen sich die Räume für die Nieder­druckheizung, für das Bad und den Handfertigkeitsunter­richt, ein Zimmer zu kürzerem Aufenthalt für die .ex­tremen Zöglinge und die Uebungsztmmer für das Orgel­spiel an. Außerdem enthält das Geschoß Bügelzimmer, Waschküchen, Keller und Vorratsräume. Im Erdge­schoß befinden sich der Speisesaal nebst Anrichte, 6 Lehr- fäle für die Seminaristen, der Physiksaal mit Korbereit- ungs- und Sammlungszimmer, sowie mit einem Experi­mentierraum für die Zöglinge, Lehrmittel- und Biblio- thekzimmer, ,ein Ausenthaltszimmer für die Lehrer, ein kleiner Mujikfaal, ein Zimmer für den Klavierunterricht, ein Sprechzimmer, die Wohnung und das Dienstzimmer für den verheirateten Diener und die Uebungsschule piit 4 Klassen, mit einem Lehrer- und Lehrmittelzimmer und einem Wohnzimmer für den Unterlehrer der Schule. Tier erste Oberstock soll pußer der Krankenstation und ei­nem Schlafsaal nebst einem Lehrerschlafzimmer und Wasch­raum noch folgende Räume aufnehmen: 8 Arbeitssäle für die Zöglinge mit den Zimmern für die auffichtsfüh­renden Unterlehrer, das .Lesezimmer der Zöglinge, den Zeichensaal mit Nebenräumen, das Amtszimmer des Rek­tors mit Registratur und Konferenzzimmer und endlich die Wohnung des Rektors. Das zweite Oberge­schoß soll 10 Schlafsäle für die Seminaristen mit den erforderlichen Waschräumen und den Schlafzimmern der Unterlehrer und weiter den großen Musiksaal ausnehmen, der zugleich als Bet- und Festsaal zu dienen hat. Im Dachgeschoß liegen außer den Zimmern der Köchin und Mägde die Räume zum Stiefelputzen, für Koffer und Schränke, das Zimmer für den unverheirateten Diener, die Zellen für Klavier- und Bi-olinspiel und der Karzer. Tie summarische Kostenberechnung her Regierung für die Anstalt, die in einem einfachen verputzten Backsteinbau hergestellt werden soll, ergibt folgenden Aufwand: u) Erd­bewegungsarbeiten 12000 M, b) reine Baukosten 1) Hauptgebäude, 41 320 Kubikmeter zu 17 M 50 Pfg. gleich 723000 M, 2) Turnhalle 2 785 Kubikmeter zu 14 M 39990 M oder rund 39000 M. e) Nebenanlagen: Anlage von Hof, Garten und Turnplatz, Einfriedigung^ Zuleitung von Wasser un>d Licht, Wwasseranlage, Ka­nalisation usw. 68 300 M, 6) innere Einrichtung: Mobi­liar für sämtliche Anstaltsräume, für Uebungsschule und Turnhalle, Beleuchtungskörper usw. 66 600 M, e) für Bauleitung, Unvorhergesehenes usw. 71000 M.

Bon der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft für de» wiirtt. Neckarkreis. Der Beitrag zur landwirtschaftlichen Berussgenossenschaft für das Jahr 1910 ist dnrch Vorstands- beschluß vom 24. November d. I. auf 3.16 Mark pro 100 Mark Steuerkapital festgesetzt worden. Im Jahr 1906 betrug der Umlagebetresf 2.50 Mark, im Jahr 1907 2.64 Mark, im Jahr 1968 2.74 Mark. Die unverhältnismäßig hohe Stei­gerung des Beitragssatzes pro 1910 rührt davon her, daß durch das Reichsgesetz vom 15. Juli 1909 die bisher seitens der K. Posthauptkasse geleisteten hohen Vorschüsse künftig in Wegfall kommen, wodurch sich die Berussgenossenschaften ge­nötigt sehen, ihre Beiträge zum Voraus von ihren Mit­gliedern direkt zum Einzug zu bringen. Aus diesem Grunde unterblieb eine Umlage für das Rechnungsjahr 1909 und mußte daher jetzt schon der Ilmlagebetreff pro 1910 festgesetzt werden. Der von der Zentralpostkasse für das Jahr 1909 geleistete Vorschuß von über §00000 Mark ist der Berufs­genossenschaft von der Reichshauptkasse gegen 3Hz Proz. Ver- itnsung und gegen ratenweise Zurückzahlung des gewährten Borschusses in Höhe von ebenfalls 3i/z Proz. zur Verfügung gestellt worden und trägt insbesondere die von der Beruss­genossenschaft zu leistende Verzinsung zur Erhöhung des Um- lagebetresfs pro 1910 zum überwiegenden Teile bei. Die Bekanntgabe dieser Tatsache dürfte wohl in hohem Maße zur Beruhigung der Gemüter hauptsächlich der landwirtschaft­lichen Bevölkerung des Landes beitragen, da sich selbstver­ständlich auch die Beiträge der übrigen 3 landwirtschaftlichen Berussgenossenschaften entsprechend erhöhen müssen. Uebrigcns «ärften sich die Beiträge für den Fall, daß die Reichs- ffrsicherungsordnung nach dem vorliegenden Entwurf in der kommenden Reichstagsperiode angenommen würde (was so gut wie ausgeschlossen ist. Red.) für die Zukunft noch um ,xin Wesentliches erhöhen, weshalb zu wünscherx ist, daß sich der Reichstag im Hinblick auf diese außerordentlich wichtige vnd ues einschneidende Frage auf die vom Bundesrat beschlossene abgeänderte Vorlage der Reichsversicherungsordnung stütze und bei der Durchberatring der Vorlage sein Hauptaugenmerk ins­besondere ans möglichste Vereinfachung des neuen Ge­setzes und größte Sparsamkeit richte.

Württemberg. Bundes für Handel und Gewerbe; Christian Mangold, Bäckermeister; August Epple, Fabrikant, Cann­statt; August Kurz, Weingärtner, Untertürkheim; Wil­helm Kull, Weingärtner in Gaiskmrg; Wilhelm Memm, Kaufmann und Weingärtner, KarlÄwrstadt, der Name Schleicher wird kumuliert.

Stuttgart, 25. Nov. Wie die Generaldirektion der Staatseisenbahnen mitteilt, beabsichtigt die Eisenbahnver- waltnng bei günstigen Schneeverhältnissen und genügender Beteiligung auch Heuer von Mitte Dezember ab an Sonn­tagen Wintersportzüge mit Wagen 4. Klasse zur Allge­meinen Benützung und zwar abwechslungsweise je nach den sportlichen Veranstaltungen von Stuttgart Hbf. nach Weißenstein, Oberlenningen, .Urach, Lichtenstein, Baiers- bronn, sowie nach Wildbad über Calw und zurück aus- zusühren.

Stuttgart, 26. Nov. In einer gestern abend von der Milchhändlervereinigung jabgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, den Preis für ein Liter Milch um 1 Pfennig aus 21 Pfennig zu erhöhen.

Stuttgart, 25. Nov. Zur Kläranlage liegt eine Entscheidung des .Ministeriums des Innern vor, daß sie die Freigabe der Fäkalieneinleitung in die städtischen Ka­näle unmöglich verantworten könne, wenn nicht zugleich dafür gesorgt werde, daß das in den Neckar eingeleitete Abwasser zuvor auch von den massenhaft in Lösung be­findlichen Schmutzstoffen befreit werde; das letztere lasse sich eben nur durch Einführung .des biologischen Klär­ungsverfahrens erreichen. Das Ministerium hofft, daß die Stadt Stuttgart sich bereit finden werde, einen Pla« vorzulegen, durch dessen Ausführung den Mißständen ab­geholfen und gleichzeitig die Erfüllung des stützt. Wun­sches nach Abschwemmung der Fäkalien ermöglicht werden könnte.

Eßlinge«, 24. Nov. Bei dem HauptwahlvorstanV sind für die am 1. Dezember hier stattsindende Gemein­deratswahl nur 2 Vorschläge eingereicht worden, unb zwar von den verbündeten bürgerlichen Parteien und ei» solcher von der sozialdemokratischen Partei. Die Zahl der Wahlberechtigten beträgt 4443 gegen 4247 im Vor­jahr.

Ebingen, 24. Nov. Die hiesigen politischen Ver­eine haben angesangen, den Gedanken Lines Mocks vo« Bassermann bis Bebel in die Praxis umzu­setzen. Tie beiden demokratischen Vereine richteten an die Deutsche Partei und an die Sozialdemokratie das Er­suchen, für die Gemeinderatswahl, welche gm 3. Dezember stattfindet, einen gemeinschaftlichen Zet­tel auszustellen. Erfreulicherweise haben sich beide Par­teien damit einverstanden erklärt. (Was werdenMer­kur" undTagwacht" dazu sagen?) Auf den gemein­schaftlichen Zettel, der auch vom Liberalen Verein und vom Freien Arbeiterverein unterstützt wird, kommen zwei Volksparteiler, ein Deutschparteller und ein Sozialdemo­krat.

Nah und Fern.

Bo« der Katze ««gefressen-

In Mainz meldeten Einwohner eines Hauses im Mu- Ullstbrergäßchen der Polizei, - sich das 76jährige Fräu­lein Seitz seit einigen Tagen noch nicht gezeigt und aus ihrer Wohnung während dieser Zeit nicht herausgekommen sei. Di« Polizei ließ sofort die Wohnung öffnen und fand die Seitz, It« einem Schlaganfall erlegen zu sein scheint, tot im Bette. Uhr« Katze hatte der Leiche Kinn und Nase halb ob­gefressen.

Merkwürdiger Unfall eines Oberbürgermeistexs.

Als der Oberbürgermeister von Celle, Dinecke, am Sonntag im Begriffe stand, zu telephonieren, wurde er plötz­lich von einer Ohnmacht befallen. Beim Sturz suchte er wohl «ach einem Halt und geriet dabei an einen Gas arm, dessen Hakim dadurch geöffnet wurde. Man fand ihn nach gerau­mer Zeit völlig bewußtlos in dem mit ausgeströmtem Gas gefüllten Raum. Den Bemühungen zweier Aerzte «Slang es, ihn ins Leben zurückzurufen. Wenige Augenblicke ft-Ster und jede Hilfe wäre vergeblich gewesen.

Ei« schreckliches Verbreche« ^

wurde tm Neubur "g er Wald bei Passau verübt. Der anfangs der 30er Jahre stehende Maurer und Taglöhner Josef -Schmöller von Passau lebt seit längerer Zeit von seiner Frau getrennt. Die Frau suchte sich eine Stelle im nahen Ort Kohlbruck als Haushälterin. Dorthin begab sich Schmöller, kockte die Frau in den nahen Neuburger Wald unter dem Borgeben, der Kinder wegen, die sich in Pfennigbach in Pflege befinden, mit ihr verhandeln zu wollen. Die Frau ahnte nichts Gutes und versah sich mit einem langen Messer. Ihr Mann riß es ihr im Walde in Gegenwart der beiden 5 und Ü Jahre alten Kinder aus der Hand und rannte es der Be­dauernswerten mit solcher Gewalt in die Brust, daß sie als­bald tot umsank. Schmöller schleppte dann sein Opfer ins Gebüsch und stellte sich andern Tags selbst der Polizei. Dort wollte er glaubhaft machen, von seiner Frau mit dem Messer bedroht worden zu sein.

Wieder der findige Polizeihund.

Di«Berliner Morgenpost" meldet: Einen guten Erfolg hat die Kriminalpolizei mit ihren DiensthundenPrinz 1" und ,P8olko" bei der Aufklärung eines Lustmordes in Dalmtn, dem Sitz des früheren Landwirtschaftsministers v. Podbielski, gehabt. Dort ward am Samstag die 9 Jahre alte Tochter Margarete des Gärtners Jost ans dem Wege zur Schule in einer Schonung ermordet. Der Befund ergab, ,daß der Täter einen Lustmord begangen hatte. Die Polizeiverwalt­ung hatte sich aus Havelberg einen Spürhund kommen lassen, der zwar wiederholt ansetzte, aber die Swur wieder verlor. Man ließ nun die Berliner Spürhunde kommen, die am Sonntag Abend eintrafen. Die Spuren, die die Hund« ver­folgten, liaßcn erkennen, daß als Täter jemand vom Gute in Betracht kommen mußte.Prinz 1" erhielt Witterung von der Kleidung des ermordeten Mädchens und stellte darauf unter den Personen, die in Betracht kommen konnten, den 18 Jahre alten Gärtnerlehrling Walter Pöhling, der seit einem hal­ben Jahre auf Dalmin beschäftigt war. Der Bursche leug­nete erst, legte dann aber ein umfassendes Geständnis ab. Mit einem Taschenmesser erstach er das Kind, damit es ihn nicht verraten könne. Das Messer hatte Pöhling in der Schonung, wo er das Verbrechen verübte, unter eine Fichte geworfen. Bolko wurde hier angesetzt und fand es. Es wurde von den Gutsleuten als das Eigentum Pöhlings erkannt. Der Verhaftete ist der Sohn eines Arztes aus dem Ruhr­geb tat.

t Stuttgart, 26. Nov. Die konservative Par-

' i?i hat als Kandidaten für die Gemeinderatswahl auf- gestellt: K. Schleicher, Kaufmann, seitheriges Gemeinde- Aitsmitglied; Karl Frobenius,Kaüfmann, Vorstand des

Kleine Nachrichte«.

Ein Fuhrmann der Firma Gebrüder RSSler in Mühl­acker, dessen Fuhrwerk ohne ihn nach Hause kam, wurde von suchenden Arbeitern der Firma zwischen Mühlacker und Lomersheim tot aufgefnnden. Er hatte Erdöl nach Vaihingen

unb Umgebung geführt. Wie der Tod eintrat, ist noch nicht festgesteM. ^ '

Gerichlssaal.

Ein sonderbarerSpaß".

Heilbronn, 25. Nov. Ein Dnmmerjungenstreich, dessen Ursache auf die vielfach noch recht laxen Ansichten über geschlechtliche Tinge zurückzuführen ist, brachte den '20 Jahre alten Fabrikarbeiter Johann Wil­helm Schwerdt von Backnang vor das Schwurgericht. Er ist der versuchten Notzucht und des versuchten Raubs angeklagt. Ter Angeklagte, der wegen einer .Verletzung an der Hand nicht arbeiten konnte, ging am Montag den 20. September nachmittags zwischen 1 und 2 Uhr mit einem Kameraden von Backnang nach Zell. Ans der sog. Platte, einige hundert Meter vom Wald sahen sie ein junges Mädchen mit einem Korb und einem Karst über das Stoppelfeld kommen. Es war die 17 Jahre alte Dienstmagd Karoline Beyer vom Seehof, die auf einem Acker Kartoffel holen wollte. !Der Angeklagte knüpfte mit dem Mädchen ein Gespräch an, das er mit den geistreichen Worten einleitete:Hast keine Lieb zu einem schlechten Kerl." Ws das Mädchen die­sen Antrag lachend ablehnte, sagte er:aber zu einem braven." Das Mädchen antworteteauch das nicht" und ging weiter. Ter Angeklagte, über den Sinn der Anrede gefragt, meinte, das werde gewöhnlich von dm jungm Burschen zu den Mädchen gesagt, er habe das eben auch von anderen gehört. Trotz der Warnung seines Kame­raden folgte er dem Mädchen auf den Kartoffelacker, ver­suchte es zu küssen und mit Gewalt auf den Boden zu ziehen. Das Mädchen, das dem etwas schmächtigen Burschen an Körperkraft gewachsen war, wehrte sich hef­tig und drohte dem Burschen, sie schlage ihm den Karst auWi en Kopf, wmn er nicht von ihr ablasse. Darauf trat der Bursche zurück und dann soll er zu dem Mädchen gesagt haben, damit er nicht umsonst heruntergelaufen sei, solle sie ihm das Fünftnarkstück geben, das sie in der Tasche habe. Gleichzeitig wollte .er in die Tasche des Mädchens greifen, dasselbe stieß ihn aber zurück. Das Mädchen hatte übrigens gar kein Geld bei sich, was der Bursche für Geld gehalten, sei lediglich ein Karton Mit Faden gewesen. Als dann vom Wald her Jemand rief, wenn er das Mädchen nicht in Ruhe lasse, dann komme es herunter, ließ er von dem Mädchen ab und begab sich wieder zu seinem Kameraden, der in der Nähe des Waldes gesessen .hatte. Ter Angeklagte gibt den ersten Teil der Durstellung zu, er will aber, wie er unter fort­gesetztem Weinen angibt, nicht die Absicht gehabt haben, Gewalt anzuwenden, er habe nurS Paß?' gemacht u. ge­glaubt, wmn er das Mädchen umfasse u. niederziehe, werde sie sich von selbst hergeben. Von der Geldgeschichte will er nichts wissm, er habe kein Geld gebraucht, er habe 14 M in der Tasche gehabt. Das als Zeugin vernommene Dienstmädchen Beyer gibt eine Darstellung des Borgangs und beharrt daraus, daß er auch von Geld gesprochen habe, das sie in der Tasche habe. Sowohl der Inhaber der Fabrik in Backnang als der Wortführer, unter demStoll 4 Jahre arbeitete, stellen dem Angeklagten ein gutes Zeug­nis aus. Er sei fleißig, tüchtig und willig gewesen. Wie der Werkführer und ein Freund des Angeklagten be­kunden, fei es fast eine stereotype Redensart von demselben wmn Tu mir 5 M gibt, tue ich Das oder tue ich das nicht."

Den Geschworenen werdm 5 Fragen vorgelegt: auf versuchte Nötigung, versuchten Raub und je auf mildernde Umstände und eine vom Verteidiger gestellte Hilfssrage auf tätliche Beleidigung. Der Vertreter der Anklage, Staats­anwalt Frank, hält die Anklage aufrecht, will jedoch mil­dernde Umstände selbst zugebilligt wissen. Ter Verteidiger, Rechtsanwalt Gumbel I, hält weder Nötigung noch Raub für vorliegend. Für erstere Annahme fehle das subjektive Bewußtsein, für letztere jeder zureichende Be­weis. Er bittet, nur die Frage nach tätlicher Belei­digung zu bejahen, die Beantwortung dieser Frage ge­währe eine hinreichende Sühne für diesen Dummenjungen­streich. Dabei charakterisierte der Verteidiger sehr tref­fend die laxen Anschauungen, die unter den jungm Bur­schen über ihr Verhältnis zu den Mädchen herrschen, An­schauungen, denen auch der Angeklagte zum Opfer ge­fallen sei.

Tie Geschworenen Obmann Fabrikant Franz Ber- berich verneinten die Frage auf versuchte. Not­zucht und versuchten Raub und bejahten nur die vom Verteidiger gestellte Frage auf tätliche-Beleidigung. Das Urteil lautete auf 3 Monate Gefängnis, auf welche 2 Mo­nate Untersuchungshaft angerechnet werden. Der Haft­befehl wurde aufgehoben.

Stuttgart, 25. Nov. Am Abend des 27. September wurd» hier in der Seestraße einer Ladnerin auf dem Heimweg ihr Handtäschchen, das sie um den Arm gehängt hatte, von einem Manne gewaltsam entrissen. Auf die Hilferufe des Mädchens verfolgten mehrere Personen den Räuber und holten ihn ein. Es war der schon vielfach vorbestrafte ledige Kellner Fried­rich Schneider von St. Martin. Das Handtäschchen, tn dem sich ein Geldbeutel mit 13 Mark Inhalt befand, warf der Räuber auf der Flucht weg. Es wurde auf der Straße ungeöffnet gesunden, in der Nähe lag ein Stemmeisen, das Schneider gleichfalls weggeworfen hatte. Schneider ist 22mal wegen Landstreicherei bestraft, er hat außerdem schwere Zucht­hausstrafen. Bei Begehung des Raubs trug er eine Waffe bei sich. Die Geschworenen sprachen ihn des erschwerten Stra­ßenraubs schuldig und versagten ihm mildernde Umstände. Das Gericht erkannte hierauf dem Antrag des Staatsanwalts ge­mäß auf 6 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, außerdem aus Zulässigkeit von Polizeiaufsicht.

Stuttgart, 35. Nov- Eine umfangreiche Unklagesache we­gen Verbrechens gegen das keimende Leben, in deren Mittel­punkt ein hiesiger Naturheilkundiger steht, ist wieder beim Landgericht anhängig. Der Naturheilkundige und mehrere Frauen befinden sich in Untersuchungshaft.

Handel und Volke Wirtschaft.

Ulm, 25. Nov. ' l beiden Anwesen des im Konkurs befindlichen WeinhändlerS Burger hier wurden von der Ge­werbebank um rund 46 000 Mark ersteigert. Die Schätzungs­summe betrug 88 000 Mark.